Sonntag, 22. Juli 2018

Unser Wochenende in Bildern 21./ 22. Juli 2018 - Urlaubsedition

Mein Wochenende in Bildern kommt aus unserem Sommerurlaub. Die erste Woche hatten die Kinder und ich bei herrlichem Wetter an der Ostsee verbracht. Am Freitag war der Papa zu uns gestoßen, so dass wir dann auch mobil waren. Hier hatte ich ja schon erzählt, dass wir trotz unserer Trennung einen Teil des Urlaubs zusammen verbringen werden. Am Samstag waren wir noch in unserer Ferienwohnung an der Ostsee und am Sonntag begaben wir uns dann auf die Reise nach Hamburg, in unseren Städtetrip.

Samstag

Natürlich wurde ausgiebig mit dem Papa und mit frischen Brötchen, die dieser dank des Autos holen konnte, gefrühstückt. Danach wollte ich einen halbtägigen Ausflug ins Umland machen, den einzigen der Urlaubswoche. Wir fuhren zuerst zu 5000 Jahre alten Hügel- und Dolmengräbern, die sich ein Stück vor unserem Ort befanden, und erkundeten diese ausführlich. Sie lagen inmitten von Getreidefeldern, so dass wir durch die Schneisen liefen. Der Große war sehr interessiert, die Kleine hatte schlechte Laune und war miesepetrig.



Danach fuhren wir weiter zum Leuchtturm Buk, von dem aus man über Kühlungsborn und Umgebung bis hin nach Rostock schauen kann. Er stand inmitten von Mais- und Sonnenblumenfeldern, das war sehr idyllisch. Wir bestiegen den Leuchtturm und aßen dort zu Mittag. Trotz der geringen Anstrengung waren alle etwas geschafft. Auf der Heimfahrt schliefen die Kinder im Auto ein.


Am Nachmittag waren wir am Ostseestrand baden. Schließlich sollte der Papa auch mal in der Ostsee schwimmen. Es war warm und angenehm, aber ziemlich voll. So ein tolles Wetter hatten wir an der Ostsee in den letzten Jahren nie. Auch der Strand war wunderbar, feinsandig und weich.


Leider wurde am Strand der Autoschlüssel sowohl nass als auch sandig, so dass unser Auto nicht mehr ansprang. Großer Schockmoment, schließlich wollten wir am nächsten Tag nach Hamburg fahren! Wir mussten samt Badegepäck nach Hause laufen, der Papa holte den Ersatzschlüssel und Gottseidank sprang es damit an. Obwohl ihr Urlaubsfreund schon abgereist war, ging es abends wieder spät für die Kinder ins Bett. Wir bewunderten alle noch den letzten Sonnenuntergang unserer Ostseewoche.


Sonntag

Nach dem Frühstück wurde gepackt und wir checkten um 10 Uhr aus. Wir waren echt traurig, die schöne Ferienwohnung in einer tollen Lage mit Blick auf's Wasser schon zu verlassen. Vor allem für den Papa war das ziemlich kurz. Nun ging es in Richtung Hamburg. Ich hatte einen Zwischenstopp im Tierpark Wismar ausgesucht, der sehr abwechslungsreich sein und viele Spielmöglichkeiten bieten sollte. Dort verbrachten wir ca. 4 Stunden, die Kinder hatten viel Spaß, es gab Schatten und Essen. Besonders süß waren die Erdmännchen, die aus Erdlöchern ohne Einzäunung hervorguckten. Ich denke, das war ein angenehmer Zwischenstopp.




Am frühen Nachmittag fuhren wir ca. 1 h weiter nach Hamburg. Die Kinder schliefen im Auto und wachten erst auf, als wir durch Hamburg navigierten. Da wir noch nicht in unser Hotel wollten (bzw. die Kinder nicht wieder heraus bekommen hätten), hatte ich vorgeschlagen, an der Außenalster zu parken und den herrlichen Nachmittag dort zu genießen. Das war eine gute Entscheidung, es war wirklich traumhaft dort. Wir spazierten im Park, schauten den Segelschiffen zu, kletterten auf dem Spielplatz, aßen Eis und später noch Abendbrot im Restaurant Alstercliff (teilten uns eine Pizza). Es war trotz der Menschenmassen, die alle das schöne Wetter genießen wollten, ein entspannter Nachmittag und ein schöner Einstieg in unsere Hamburg-Tage.




Am Abend checkten wir in unser Hotel ein (wir hatten zwei Doppelzimmer gebucht), erkundeten noch kurz die Örtlichkeiten, fuhren auf die Dachterrasse hoch und suchten verzweifelt nach einem bezahlbaren Parkplatz. Die Kinder schliefen spät ein, es war sehr warm in den Hotelzimmern und recht hell. Mein letzter Blick aus dem Fenster ließ mich eine tolle Silhouette von Hamburg im Sonnenuntergang sehen, mit der Elbphilharmonie und diversen Kirchtürmen. Die Nacht war durchwachsen und am Montag folgte dann unser Hamburg-Erkundungstag.


Mehr Wochenenden in Bildern (#wib) findet ihr wie immer bei Geborgen Wachsen.

Donnerstag, 12. Juli 2018

Alleinerziehend mit zwei Kindern. Wie wir die ersten Monate allein geschafft und erlebt haben

Vor einigen Wochen hat Frida vom Blog 2KindChaos, deren Vorgängerblog "Herzmutter" einer der ersten Mamablogs überhaupt war, die ich gelesen habe, erzählt, dass sie nun alleinerziehend ist. Für die LeserInnen, mich eingeschlossen, war das eine große Überraschung, denn Außenstehende bekommen ja meist nicht mit, wie man monate- oder jahrelang hadert und kämpft. Und wenn die Entscheidung dann gefällt wurde und der Übergang geschafft ist, pendelt sich manchmal alles so schnell ein und man empfindet es schon als Normalität, so dass der Antrieb zum Darüber-Schreiben irgendwie fehlt. So war es jedenfalls bei mir. Doch jetzt habe ich mir einen Ruck gegeben und möchte euch erzählen, wie unsere neue Familienkonstellation aussieht.

Seit 5 Monaten lebe ich nun allein mit den Kindern. Alleinerziehend im klassischen Sinne fühle ich mich eigentlich nicht, denn der Papa kümmert sich und ist für seine Kinder da. Natürlich liegt die Hauptlast im Alltag bei mir, denn die Kinder wohnen bei mir. Aber ganz allein bin ich nicht. Beziehungsweise genauso allein wie vorher auch, nämlich ohne sonstige Unterstützung außer dem Papa der Kinder. Für mich hat sich in organisatorischer Hinsicht gar nicht soviel verändert, außer dass ich jetzt auch morgens und abends allein mit den Kindern bin und an einem Tag des Wochenendes. Wer sehr aufmerksam mitgelesen hat, wird dies vielleicht bemerkt haben. Dafür habe ich an dem anderen Wochenendtag kinderfrei und damit nun erstmals, seit ich Mutter bin, regelmäßige und zuverlässige Auszeiten, um mich zu regenerieren und Kraft zu tanken. Vor allem ohne schlechtes Gewissen und ohne das Gefühl, man verlange/ erwarte zuviel. Ich genieße das sehr, auch wenn es sich oft noch total unwirklich anfühlt und in diesen Stunden oft die Traurigkeit hochkommt.

Bild: Frühlingskindermama

Insgesamt komme ich ganz gut klar, unser Alltag ist mit Arbeit, Schule und Kita genauso durchgetaktet wie vorher und wir haben Wert darauf gelegt, so wenig wie möglich im Tages- und Wochenrhythmus für die Kinder zu verändern. Das heißt beispielsweise, dass der Mann wie früher die Kinder morgens wegbringt und ich sie nachmittags abhole. Zum Glück konnte ich mit den Kindern in unserer Wohnung bleiben, da sie durch die (noch) geförderte Miete sehr preiswert ist. Ich habe nun endlich wieder einen Rückzugsraum für mich, wo ich auch schlafe, nachdem ich fast 5 Jahre mehr oder weniger schlecht mit der Kleinen zusammen geschlafen habe und keinerlei Bereich für mich hatte, seit ich mein Schlafzimmer zugunsten eines eigenen Kinderzimmers für die Kleine aufgegeben hatte. Das genieße ich so sehr. Entgegen meiner Erwartungen, dass sie mein Allein-Schlafen nicht akzeptieren und jede Nacht zu mir rüberwandern würde, schläft sie allein in ihrem Zimmer durch. Und ich kann endlich wieder abends zum Einschlafen lesen und werde nicht mehr durch jede Bewegung neben mir geweckt. Ansonsten ist in unserer Wohnung alles beim Alten geblieben, bis auf einige wenige Möbel, die der Mann mitgenommen hat.

Der Papa der Kinder wohnt in der Nähe, nicht zu nahe, so dass sie nicht nach Lust und Laune zu ihm gehen können, aber nahe genug, dass die Umgebung für sie vertraut ist und er im Notfall (der gleich am 2. Tag nach dem Auszug eintrat) schnell bei uns ist. Die Entfernung zur Schule und zur Kita ist fast identisch mit unserer, die Kinder können bei ihm ein paar neue Ecken und Spielplätze entdecken, bewegen sich aber im Grunde im gleichen Kiez. Er hat nicht viel Platz in seiner Wohnung, aber sie können bei ihm übernachten und tun dies auch an einem Tag des Wochenendes und manchmal auch noch zwischendurch, teilweise allein wegen Exklusivzeit und so. Recht schnell haben sie Freundschaft mit einem Kind aus dem neuen Haus des Papas geschlossen, wodurch nochmal mehr ein Vertrautheitsgefühl entstanden ist.

Wie geht es den Kindern?

Die Kinder haben die Umstellung unterschiedlich gut verkraftet. Obwohl alles ziemlich schnell ging, nachdem der Mann eine Wohnung gefunden hatte, kam die räumliche Trennung für sie ja nicht ganz überraschend. Mit dem Großen hatte ich schon oft theoretisch darüber geredet und auch die Kleine kannte das Thema. Da sie in ihrem direkten Freundeskreis mehrere Kinder hat, bei denen vor kurzem das Gleiche passiert war, sind für sie solche Familienkonstellationen relativ vertraut. Natürlich flossen trotzdem vor und während des Umzugs des Papas viele Tränen, und auch im Alltag kommen immer mal wieder die Traurigkeit und das Vermissen bei ihnen hoch. Es gab auch schon sehr tränenreiche Abschiede und (nur bei der Kleinen) Aussagen wie "Ich will zu Papa resp. Mama!". Das ist völlig normal und verständlich. Sie akzeptieren zwar die Aufteilung, die Wohnsituation und überhaupt die Tatsache an sich, haben aber verschiedene Arten, mit der Trennung der Familie umzugehen.

Der Große, der eigentlich sehr an seinem Papa hängt und viel früher von mir als Mama unabhängig war als die Kleine, kommt gut zurecht. Er weint mittlerweile kaum noch und steckt die Abschiede und Tage ohne Papa gut weg. Er scheint den Papa auch nicht sehr zu vermissen, sondern freut sich einfach, wenn er ihn sieht und bei ihm ist. Der Große ist ein Charakter, der weniger an Menschen, sondern vielmehr an Strukturen hängt. Wenn wir also umziehen hätten müssen oder sich überhaupt sein Alltag, seine Umgebung stark verändert hätte, wäre die Situation vermutlich deutlich schwieriger für ihn. Solange sein gewohnter Rahmen gleich bleibt, kann er die schwierigen Emotionen, die mit Sicherheit vorhanden sind, gut verarbeiten. Er ist mir auch darin übrigens sehr ähnlich.

Die Kleine ist ganz anders und es bricht mir das Herz, wie sie unter der Situation leidet. Obwohl sie eine deutlich engere Beziehung zu mir als zum Papa hat und meine Abwesenheit (z.B. während der Mutter-Kind-Kur) so unerträglich für sie war, dass sie mit körperlichen Symptomen (Neurodermitis) darauf reagierte, obwohl der Papa bei ihr lange Zeit nichts machen durfte, obwohl sie mit solchen Familienkonstellationen aus ihrem Freundeskreis auf jeden Fall vertrauter ist als der Große und obwohl auch für sie die äußeren Strukturen gleich geblieben sind, ist ihre Welt aus den Angeln geflogen und sie leidet extrem. Sie hängt sehr stark an Menschen, weniger an Strukturen, und vermisst den Papa jeden Tag. Gleichzeitig vermisst sie mich, wenn sie beim Papa ist, und dieser Zwiespalt frisst sie manchmal fast auf. Sie hat große Verlustängste und kein Vertrauen mehr.

Ihr Sicherheitsgefühl, ihre Selbstverständlichkeit, ihre Leichtigkeit haben einen großen Knacks bekommen, sie ist verunsichert, viel scheuer als früher und macht leider gerade in einigen Bereichen einen Rückfall in die Babyzeit durch. Sie weint sehr oft bei den Abschieden und mag sich mit der neuen Situation nicht abfinden. Und wer jetzt meint, dass es für sie trotzdem besser sei, als mit unglücklichen Eltern zusammenzuleben, der irrt: sie würde lieber unsere Konflikte, unsere Anspannung und unser Unglücklichsein in Kauf nehmen, wenn sie dafür beide Eltern um sich hätte. Das hat sie explizit so gesagt und das spürt man auch. Deshalb tut mir ihr Leid besonders weh, es schürft bei allen sozusagen jedesmal die Wunden auf, die sich gerade oberflächlich geschlossen hatten.

Die Geschwisterkonstellation

Äußerlich, d.h. in ihren Betreuungseinrichtungen, verhalten sich beide Kinder genauso wie vorher und zeigen bis jetzt keine negativen oder problematischen Veränderungen. Auch ihre externen Bezugspersonen bestätigen das, worüber wir sehr erleichtert sind. Zuhause hatte ich mir, ehrlich gesagt, durch die Auflösung der Erwachsenen-Konfliktsituation auch mehr Ruhe in der Geschwisterkonstellation versprochen. Bekanntlich sind meine Kinder sehr verschieden, harmonierten nie besonders gut miteinander und produzieren durch ihre ständigen Scharmützel immensen Stress, sowohl für sich selbst als auch für uns. Diejenigen, die um unsere Probleme wussten, erklärten sich die permanenten Geschwisterstreitereien natürlich gern als gespiegelte Eltern- Konflikte, und obwohl ich eigentlich nicht daran glaubte, da meine Kinder schon vom Wesen her so unterschiedlich sind, war die Erklärung natürlich so schön simpel und einleuchtend.

Leider hat sich aber seit der Trennung, und es sind 5 Monate, also eine durchaus bewertbare Zeit, vergangen, nicht wirklich etwas an der Geschwisterbeziehung verändert. Es gab am Anfang eine ganz kurze harmonische Phase, die mir Hoffnung machte, aber danach lief alles wieder wie bisher ab, mit viel Ärgern, viel Streiten, viel Missgunst, sie lassen sich einfach nicht in Frieden, sondern kleben aneinander, aber immer konfliktreich. Die Hoffnung auf Geschwister-Harmonie und Zusammenhalt in solch einer Situation hat sich also nicht bestätigt und das zeigt mir, dass die beiden grundsätzlich vom Typ her nicht gut zusammenpassen, entlastet uns aber auch von Selbstzweifeln und externen Vorwürfen, ob wir nicht doch "schuld" an ihrem Verhalten gewesen seien.

Doch obwohl die Geschwistersituation im Grunde gleich geblieben ist, empfinde ich das Zusammenleben insgesamt als weniger anstrengend, da viele Auseinandersetzungen mit ihnen auch daraus entstanden sind, dass wir als Eltern kein gutes Team waren und beispielsweise ich als Mama viel Ärger und Frust auffangen musste, die bei den Kindern durch manche Reaktionen des Papas entstanden sind. Dieses ständige Vermitteln, Auffangen, Trösten und Partei ergreifen hat mich oft sehr ausgelaugt, vor allem, wenn es Konflikte betraf, die ich nicht selbst verursacht habe, aber klären sollte. Das ist im Alltagsleben jetzt deutlich einfacher geworden und entlastet mich.

Das Finanzielle

Finanziell gesehen ist die Situation schwierig und noch nicht in Gänze überschaubar. Wir haben beide minimal unsere Wochenarbeitszeit aufgestockt, aber im Grunde finanzieren wir mit fast den gleichen Gehältern einen kompletten Haushalt mehr. Der Mann zahlt natürlich Unterhalt und wir müssen nicht hungern, aber man rechnet viel mehr als früher, hat Angst vor unvorhersehbaren Anschaffungen und jede Ausgabe tut doppelt weh. Urlaube werden im Moment vom Ersparten finanziert und das mache ich auch nur deshalb, weil es mir so viel bedeutet, mal wegzufahren. Eine Dauerlösung ist das nicht. Da wir unsere Einnahmen nicht groß steigern können, bleibt nur, perspektivisch die Ausgaben zu reduzieren. Die Mieten beider Wohnungen sind sehr preiswert, das Auto wird gebraucht, also bleibt eigentlich nur unser Garten, in den wir in den letzten 8 Jahren soviel Arbeit und Liebe gesteckt haben und der uns zumindest im Sommer eine preiswerte Wochenendgestaltung ermöglicht. Noch haben wir dazu nichts entschieden, aber im Grunde ist der Garten das einzige Stellschräubchen.

Es belastet sehr, wenn man auf Dauer mehr ausgibt als einnimmt, und auch die Kinder bekommen das schon mit. Ich erfasse seit Februar jede Ausgabe und Einnahme in einer App und werde im Jahresverlauf sehen, wie ich dastehe. Außerdem mache ich mir große Sorgen um meine Rente und insgesamt meine finanzielle Situation in der Zukunft. Ich habe früher schon einmal über das Thema geschrieben. Zum Glück habe ich nie meine Arbeit zugunsten der Familie aufgegeben und ich kann nur dringend an alle Mamas, die zuhause sind, appellieren: verlasst euch nicht darauf, dass die Beziehung schon halten wird und jemand für euch einsteht. Ihr wisst nicht, was später kommt und wie sich Menschen entwickeln. Ich habe das Glück, dass Unterhaltszahlungen selbstverständlich sind und nicht erfochten werden müssen oder ganz ausbleiben. Aber es gibt auch ganz andere Fälle und Situationen nach Trennungen.

Getrennt und trotzdem Familie

Zu den Gründen der Trennung möchte ich mich hier nicht äußern. Nur soviel vielleicht: wir waren schon 10 Jahre zusammen, als wir unseren Großen bekamen, hatten eine sehr schmerzhafte Fehlgeburt und sehr schwierige Kinderwunschjahre, also schon viele Höhen und Tiefen, hinter uns, aber unsere Beziehung, unsere Ehe hat leider den Belastungen, die das Leben mit Kindern mit sich bringt, trotz aller Anstrengungen nicht stand gehalten. Wir haben es uns nicht leicht gemacht und vieles versucht. Niemals hätte ich mir träumen lassen, mal in dieser Situation zu stecken. Unser Familientraum ist gescheitert, unsere Pläne und Vorhaben beerdigt, unsere Kinder haben ihre kleine Welt verloren, und das ist auf der Meta-Ebene ein ganz schreckliches Gefühl, auch wenn der Alltag jetzt einfacher ist.

Wir versuchen aber, trotzdem Dinge gemeinsam als Familie zu erleben, weil wir das ja sind und bleiben. Am Zeugnistag des Großen wurde selbstverständlich gemeinsam mit Pizza gefeiert, die Abschlussfeier seiner Klasse besuchten wir zu viert, die Geburtstagsausflüge fanden zusammen statt und sogar zwei Wochenendtrips, auf denen wir getestet haben, ob das funktioniert. Für die Kinder ist das schön und wertvoll und auch wichtig, finde ich. Ursprünglich hatten wir auch ein regelmäßiges gemeinsames Abendessen unter der Woche geplant, aber das hat sich eher als stressig erwiesen und wird im Moment nicht praktiziert. Wir müssen halt nach und nach ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Auf jeden Fall lasse ich den Mann am Alltag der Kinder teilhaben, indem ich Fotos und Nachrichten schicke, Situationen erzähle und mich mit ihm austausche. Nun steht unser Sommerurlaub an, der zweigeteilt sein wird: die erste Woche urlaube ich mit den Kindern allein an der Ostsee und hoffe auf etwas Entspannung und gutes Wetter, die zweite Woche verbringen wir alle zusammen an drei verschiedenen Orten, darunter zwei Tage in Hamburg, mit Abwechslung und vielen Unternehmungen, so dass es sich für die Kinder und uns sicherlich nicht wie der klassische "alte" Familienurlaub anfühlen wird. Ich bin gespannt, ob das funktioniert und welche Schlüsse wir für's nächste Mal daraus ziehen werden.

Ich lebe jetzt also allein mit den Kindern und bin "getrennt gemeinsam erziehend", wie die Kleinstadtlöwenmama so passend über ihre Situation geschrieben hat. Alleinerziehend ist nicht gleich alleinerziehend, das finde ich sehr wichtig zu betonen. Wir sind beide für unsere Kinder da und wollen ihnen Sicherheit und Liebe geben, obwohl die Kernfamilie zerbrochen ist. Da wir keinerlei familiäres Netz hier haben, bleibt uns auch nichts anderes übrig, als uns gegenseitig zu unterstützen. Mittlerweile hat sich alles soweit gut eingespielt, auch wenn es natürlich immer wieder neue Situationen und Herausforderungen gibt. Diese müssen und wollen wir gut und einvernehmlich lösen, denn wir sind und bleiben Mama und Papa unserer beiden Kinder. Für immer.

Bildquelle: Pixabay

Sonntag, 8. Juli 2018

Das erste Schuljahr des Großen

Wo ist die Zeit bloß hin? Vor einem Jahr quälte ich mich mit den Gedanken, Sorgen und Befürchtungen hinsichtlich der Einschulung meines Großen und fühlte mich wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Dann kamen das Zuckertütenfest, sein letzter Kitatag, 4 Wochen Sommerferien für ihn und schließlich der Start im Ferienhort. Nach nur 4 Tagen erlitt er auf dem Schulhof, den er gerade erst kennengelernt hatte, einen Nasenbeinbruch, und schon eine Woche später fand seine Einschulung statt. Es war also eine sehr aufregende Zeit, in jeder Hinsicht, und so war ich trotz aller Ängste und Vorbehalte froh und erleichtert, als er endlich eingeschult und die für mich große Hürde erstmal überwunden war. Und nun hat er sein erstes Schuljahr schon geschafft und am Mittwoch sein erstes Zeugnis bekommen!

Er gewöhnte sich erstaunlicherweise sehr schnell ans System Schule und fand sich gut zurecht. Dass er vor Schulstart schon im Ferienhort war, erwies sich dabei als sehr hilfreich. Auch die Größe der Schule und der Lärmpegel schienen ihm nicht soviel auszumachen wie befürchtet. Anfangs bewegten sich die Erstklässler auch noch in einem geschützten Umfeld und wurden von der Horterzieherin liebevoll begleitet. In der ersten Schulwoche wurden die Kinder langsam daran gewöhnt, dass sie allein hoch in den Klassenraum gehen, denn die Eltern sollten dies explizit nicht übernehmen. Auch dies meisterte er gut. Seinen stark befahrenen Schulweg geht er morgens noch nicht allein, er wird die erste Hälfte der Strecke begleitet, bis wir zur Kita der Kleinen abbiegen. Oft trifft er dann Freunde und geht die restliche Strecke bis zur Schule mit ihnen zusammen.

Der straff durchstrukturierte Schulalltag liegt ihm sehr und kommt seiner Persönlichkeit, die viel äußere Struktur und einen festen vorhersehbaren Rhythmus braucht, entgegen. Alle an ihn gestellten Anforderungen konnte er erfüllen, ohne sich verbiegen oder besonders anstrengen zu müssen. Er ist kein Überflieger und es fehlt ihm oft an intrinsischer Motivation, sich selbst etwas beizubringen, aber er macht das, was verlangt wird, mit Freude und Leichtigkeit, ja, er ist dankbar darüber, wenn jemand ihm sagt, was er zu tun hat. Besonders freue ich mich darüber, dass er in seiner Klasse sehr beliebt ist und von seiner Lehrerin und Horterzieherin in seinem Wesen gesehen und wertgeschätzt wurde. Es ist sehr wichtig für seine Lernbereitschaft und Schulfreude, dass er sich wohlfühlt und in seinem vertrauten Umfeld ist.

Die Hausaufgaben erledigt er glücklicherweise täglich im Nachmittagshort, was mich sehr entlastet, weil ich Sorgen hatte, wie ich ihn dazu nach der Schule und mit der Kleinen an Bein motivieren sollte. Es macht bei ihm einen großen Unterschied, ob die Eltern oder Außenstehende etwas von ihm wollen. Zu den kleinen Leseübungen zuhause, die eigentlich nicht mehr als 5 Minuten kosten, kann ich ihn leider nur schwer überreden. Er windet sich und diskutiert herum, dabei wäre das so schnell erledigt. Er übt nicht selbstständig und hat auch nicht den Drang, noch mehr zu lernen als das, was gefordert ist, ja, er ist sogar oft genervt, wenn wir ihm etwas Neues beibringen wollen. Insofern bin ich dankbar, dass der Großteil der Arbeit noch in der Schule erledigt wird.

Das führte auch dazu, dass wir unsere Unternehmungen am Nachmittag weitestgehend beibehalten konnten, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Sicherlich braucht es mehr Zeit, die Kinder an zwei Stellen einzusammeln und unser Zeitfenster bis zum Abendbrot ist etwas kleiner als früher, aber im Großen und Ganzen können wir ins Cafè und auf den Spielplatz gehen oder Freunde treffen, so dass noch für Bewegung und frische Luft am Nachmittag gesorgt ist. Das ist schön und sehr wichtig! Im Winterhalbjahr habe ich deutlich gemerkt, dass der Große körperlich nicht ausgelastet war. 3 x 45 Minuten Sportunterricht pro Woche reichen für einen 7-jährigen Jungen eben nicht aus, zumal er aus der Kita sehr viel Draußensein gewohnt war. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir nachmittags noch Zeit haben. Wir haben ihn auch bewusst für keinen einzigen Nachmittagskurs angemeldet, da er erstmal die ganzen Eindrücke und Veränderungen verarbeiten und mit seinem neuen Schulalltag zurechtkommen sollte.

Er hat schnell Freunde gefunden und ist integriert in den Kreisen seiner Altersgenossen. Da seine Klasse jahrgangsübergreifend ist, hat er auch Kontakt zu den Zweitklässlern bekommen. Insgesamt ist er in diesem Jahr unglaublich offen und selbstbewusst geworden, es ist der Wahnsinn, wie schnell er jetzt auch mit fremden Kindern eine Beziehung aufbaut und wie angesehen er ist. Lange Zeit mussten sämtliche Kontaktaufnahmen über uns Eltern laufen, jetzt findet er auch im Urlaub und auf dem Spielplatz meist schnell Spielgefährten. Besonders rührend ist, wie er in der Kita empfangen wird, wenn wir die Kleine abholen kommen: er wird sofort ins Fußballspiel integriert und kaum wieder hergegeben.

Dass er jetzt schreiben kann und wie er diese neue Fähigkeit nutzt, darüber habe ich in meinem Text Kleine Botschaften geschrieben. Wahnsinnig faszinierend und bewegend für mich! Rechnen konnte er schon vorher ganz gut, lesen kann er mittlerweile langsam, aber recht sicher, macht das aber nur ungern. Laut seiner Aussage ist er der erst- oder zweitbeste Erstklässler seiner Klasse. Als Zeugnis erhielt er eine 4-seitige Einschätzung ohne Noten, aber mit Kreuzen bei "besonders aufgeprägt, "gut ausgeprägt" etc., sortiert nach Bereichen und Fähigkeiten. Leider gab es keine Beurteilung in Textform, es hätte mich interessiert, wie seine Lehrerin über ihn schreibt. Unser einmaliges Elterngespräch mit ihr verlief seinerzeit sehr positiv und wertschätzend.

Ich und die Schule
 
Und wie bin ich selbst im System Schule und im Alltag einer Schulkindmutter angekommen? Ich muss sagen, das Schreckgespenst Schule hat mittlerweile seinen Schrecken verloren und ich habe meinen Frieden damit geschlossen, dass nun meine Kinder eines nach dem anderen in diesem Kreislauf drin sein werden. Mit einigen Dingen hadere ich immer noch, z.B. mit dem Thema des frühen Förderunterrichts, das uns zum Glück nicht betraf, aber andere Erstklässler durchaus beeinträchtigte und demotivierte. Ich hadere mit dem späten Mittagessen und dem Essensangebot, ich war teilweise echt entsetzt, wie selten und kurz im Winter rausgegangen wurde, und die relativ kurzfristig angesetzten Schließtage wegen Weiterbildung stellen berufstätige Eltern auch immer wieder vor Herausforderungen. Ansonsten fühle ich mich mittlerweile heimisch in der Schulumgebung und auch im Schulalltag.

Ich bin froh, dass wir uns für die wohnortnahe Einzugsgrundschule entschieden haben. Es ist nicht nur eine logistische Erleichterung mit zwei Kindern in unterschiedlichen Einrichtungen, sondern auch für die Kinder sehr wichtig, ihre vertrauten Wege zu gehen, sich in der Umgebung auszukennen und überall bekannte Kinder zu treffen. Bauchschmerzen bereitet mir lediglich die verkehrsreiche Straße, die er noch nicht allein überqueren soll, und schade finde ich, dass sich trotz guter neuer Freundschaften bisher kein neues soziales Netz gefunden hat, mit einem regelmäßigen Kindertausch, so wie es vor dem Wegzug seines besten Freundes der Fall war.

Obwohl er sein erstes Schuljahr toll gemeistert hat und wirklich nicht besser hätte sein können, fehlt mir bei meinem Großen oft die intrinsische Motivation und der Ehrgeiz, der über das Geforderte hinausgeht. Er ist perfektionistisch und will alles gut hinkriegen, was Außenstehende von ihm erwarten, aber es kommt nicht aus ihm selbst heraus. Mir fehlt, dass er sich selbst mal mit dem tollen Grundschullexikon beschäftigt oder sich selbst neue Dinge beibringt. Mir fehlt, dass er freudig erzählt, was er gelernt hat. Mir fehlt, dass er seine Brotdose und Trinkflasche mal ohne zu Meckern rausholt. Mir fehlt, dass er nicht so schnell das Handtuch wirft, wenn etwas nicht gleich klappt. Aber vielleicht erwarte ich da auch im Moment zuviel. In Anbetracht seiner unglaublichen persönlichen Entwicklung in diesem Schuljahr und wenn man bedenkt, welche Ängste und Sorgen ich hinsichtlich seines Schulstarts hatte, bin ich mehr als zufrieden, um nicht zu sagen total glücklich damit, wie alles gelaufen ist.

Er ist in der Schule angekommen - ich bin in der Schule angekommen. Das erste Schuljahr ist geschafft, es ist sehr schnell vergangen, viel schneller als die Kitajahre. Er hat viel neues gelernt, nicht nur in schulischer, sondern auch in sozialer und emotionaler Hinsicht. Er hat sich in einer neuen Umgebung und komplett anderen Struktur zurechtgefunden und diese Veränderungen großartig gemeistert. Er ist in jeder Hinsicht gewachsen und sehr viel offener und aufgeschlossener geworden. Insgesamt ist das Schuljahr für uns alle deutlich positiver verlaufen als erwartet und darüber sind wir alle froh.

Doch nun stehen erstmal 6 Wochen Sommerferien an, von denen der Große 4 Wochen auch tatsächlich frei hat. Er besucht die Großeltern, dann fahren wir in den Urlaub und danach haben wir ihn in einem Fußballcamp angemeldet, was er gern wollte. Die letzten beiden Wochen geht er in den Ferienhort, und dann wird er schon ein Zweitklässler sein. Unfassbar!

Donnerstag, 5. Juli 2018

WMDEDGT? am 5. Juli 2018 - Erster Ferientag

Gestern gab es in Berlin Zeugnisse und heute war der erste Ferientag. Mein Großer hat sein erstes Schuljahr geschafft! Wir haben abends mit einem Pizzaessen gefeiert und heute hatte ich mir frei genommen, damit er wirklich abschalten kann und ein Ferien-Feeling bekommt. Die letzten Wochen waren sehr terminreich und anstrengend und wir sind alle urlaubsreif.

Die Kleine ging in die Kita, der Große und ich frühstückten auf dem Balkon und dann kam schon um 9 Uhr der beste Freund des Großen zu Besuch. Dessen Eltern hatten zwar auch frei, aber da die beiden Jungs sich in den ganzen Ferien wahrscheinlich nicht sehen werden, weil sie immer abwechselnd weg sind, wollten die Jungs nochmal Zeit miteinander verbringen. Es war mega entspannt und sehr ruhig, die beiden harmonieren wirklich wahnsinnig gut und ich wünschte, meine Kinder würden sich mal einen einzigen Tag so gut miteinander beschäftigen wie diese beiden Jungen.

Sie fachsimpelten über die Fußball-Sammelkarten, spielten im Hausgarten mit den neuen Pop-Up-Fußballtoren*, die der Große für sein erfolgreiches 1. Schuljahr bekommen hatte, Fußball, solange es noch nicht zu heiß war, aßen Mittag und spielten nochmal, bevor wir zusammen die Kleine aus der Kita abholten. Das obligatorische Eis wurde im Lieblingscafè verspeist und dann wollten die beiden Freunde noch weiter spielen, so dass wir die Abholzeit etwas verschoben.


Zuhause angekommen, verschwanden sie gleich wieder im Zimmer des Großen. Es ist wirklich faszinierend, wie sich Kinder/ Menschen, die ähnlich ticken, miteinander beschäftigen können. Ich musste für keinerlei Bespaßung, sondern lediglich für die Verpflegung sorgen. Das habe ich nur sehr selten. Sie spielen nicht im klassischen Sinne, das können beide nicht, aber da sie sich in diesem Unvermögen ähnlich sind, finden sie eine Ebene, die super funktioniert. Anders als bei der Kleinen, die immer vom Großen erwartet, dass er mit ihr spielt und dann enttäuscht ist, während der Große genervt ist, dass sie ihm so auf der Pelle hängt.

Als der Freund um 17 Uhr abgeholt wurde (er war also 8 Stunden bei uns gewesen), musste ich noch schnell etwas einkaufen gehen. Eigentlich sollte nur die Kleine mit, aber der Große wollte nicht allein zuhause bleiben und so gingen wir zusammen. Ich holte mir bei Rewe an der Salatbar eine Schale voll Salat und die Kinder, die eigentlich keinen Salat essen, bekamen anscheinend Appetit und füllten für sich selbst auch jeweils eine kleine Schale. Wahrscheinlich fühlten sie sich wie am Hotel-Buffet;-). Die leeren Schalen werden wir in unseren Garten mitnehmen, damit die Kinder demnächst wieder Obst an vorbeigehende Spaziergänger und Fahrradfahrer verkaufen können. Am vergangenen Wochenende hatten sie Sauerkirschen in Bechern verkauft, was ihnen Spaß gemacht hatte.

Zuhause wurde Abendbrot gegessen, die Kinder hatten wie immer etwas Medienzeit, dann wurde geduscht und ich brachte sie ins Bett. Ein sehr entspannter erster Ferientag!

Mehr #wmdedgt gibt es wie immer bei Frau Brüllen.

Und mein letztes WMDEDGT? findet ihr hier.


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