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Sonntag, 26. November 2017

Die erste Kita-Übernachtung der Kleinen

Die Kleine, die sehr lange Zeit ohne mich nicht einschlief, geschweige denn die ganze Nacht ohne mich geschafft hätte, hat nun tatsächlich zum ersten Mal allein auswärts geschlafen. In unserer Kita werden mehrmals im Jahr Kita-Übernachtungen veranstaltet, die natürlich völlig freiwillig sind, aber von vielen Kindern geliebt werden. Ich selbst finde die Idee an sich schön, stehe aber einer sehr frühen Übernachtung eher skeptisch gegenüber und halte es eigentlich für überflüssig, so kleine Kinder nach der anstrengenden Kitawoche noch dem Stress einer Fremd-Übernachtung auszusetzen. Aber für viele Kinder ist das ein absolutes Highlight und auch die meisten Eltern sind begeistert.

Als die Kleine noch im kleinen Elementarbereich war, haben wir sie nie für eine Kita-Übernachtung eingetragen. Das war uns einfach noch zu früh und es hätte wahrscheinlich auch nicht funktioniert.  Nun ist sie 4 1/2 Jahre alt, kann seit ca. einem Jahr ohne mich einschlafen und hat in diesem Jahr mehrfach, u.a. bei meiner Mutter-Kind-Kur, gezeigt, dass sie auch nachts ohne mich auskommt. Eine auswärtige Übernachtung hielt ich trotzdem lange für sehr heikel, denn sie benötigt viel Körperkontakt und hat am liebsten jemanden, der direkt neben ihr schläft. Sie hat auch noch nie bei den Großeltern übernachtet, was der Große ab 3 1/4 Jahre gemacht hat. Trotzdem wollten wir es nun zum ersten Mal mit einer Kita-Übernachtung probieren; einerseits wollte sie selbst gern und außerdem wird sie nächstes Jahr mit auf die Kitareise fahren, so dass man es schon vorher mal testen muss. Wäre es schwierig geworden, sind wir in 10 Minuten an der Kita und hätten sie abgeholt. Darauf haben wir uns auch eingestellt.

Der Große hat zweimal an Kita-Übernachtungen teilgenommen, die ihn so überfordert haben, dass er beide Male anschließend eine Woche krank war. Und er ist kein Kind, was oft krank wird, und selbst wenn, dann ist er meist nach 2 Tagen wieder fit. Das war für uns sehr ernüchternd und anstrengend, solch eine Quote hat für uns keinen Sinn gemacht. Hier könnt ihr über seine erste Kita-Übernachtung nachlesen und hier über die zweite. Da es bei den Kitafahrten und Großelternübernachtungen keine Probleme mit ihm gab, haben wir nach diesen Malen auf Kita-Übernachtungen für ihn verzichtet. Das hat er problemlos akzeptiert und wir sind mit dieser Entscheidung glücklich gewesen.

Nun sollte die Kleine es mal versuchen. Der Mann holte die Kinder am Freitag ab und brachte sie beizeiten nach Hause, damit die Kleine sich noch ein wenig ausruhen konnte. Ich hatte damit gerechnet, dass wir sie nicht wieder loseisen würden können, aber sie schnappte sich ihren Rucksack, sagte fröhlich, sie wolle jetzt losgehen und wurde vom Mann um 18 Uhr wieder in die Kita gebracht bzw. davor abgegeben. Und dann konnten wir nur abwarten.

Da das Motto der Übernachtung "Tiere" war, hatte sie ein Pandakostüm dabei, was ich mir von einer Freundin ausgeliehen hatte. Die Kinder aßen in der Kita Abendbrot, dann wurde ein Film geschaut und irgendwann scheinen alle geschlafen zu haben. Am nächsten Morgen wurde gefrühstückt und um 9:30 Uhr durften die Kinder wieder abgeholt werden. Es war sehr süß, wie alle fertig angezogen und mit stolzen Gesichtern die Treppe herunter kamen. Auch meine Kleine war sehr sehr stolz, dass sie es geschafft hatte, und ich muss sagen, dass sie mich damit ein bisschen überrascht hat. Also, ich habe schon geglaubt, dass sie es schaffen könnte, wusste aber nicht, ob sie wirklich wollte oder sich nicht doch lieber nach Hause sehnen würde. In ganz kleinen Schritten entwickelt sich das Thema "Schlafen ohne Mama" bei ihr weiter und manchmal muss man eben auch etwas probieren, um zu sehen, ob es schon funktioniert. Gut gemacht!

Am Samstag wirkte sie völlig normal, weder überdreht noch verwirrt. Sie erzählte auf Nachfrage einiges von der Übernachtung und wollte das unbedingt wiederholen. Nicht einmal besonders müde wirkte sie, das war beim Großen anders gewesen. Dennoch bestanden wir auf einem Mittagsschlaf, den sie eigentlich seit einem Jahr nicht mehr hält, und sie schlief auch anderthalb Stunden. Das hatte allerdings zur Folge, dass sie am Abend sehr lange brauchte, um einzuschlafen. Als sie endlich eingeschlafen war und ich mich rausschleichen wollte, wachte sie wieder auf. Das kommt sonst nie vor! Der Mann legte sich dann nochmal mit ihr hin, bis sie fest schlief. Doch auch dann wachte sie nach einer halben Stunde wieder auf, weinte und klammerte sehr, bis sie wieder eingeschlafen war. Ich denke schon, dass solche Herausforderungen ihr ziemlich viel abverlangen, auch wenn man ihr äußerlich nichts anmerkt. Ich weiß mittlerweile auch aus der Erfahrung mit dem Großen, dass es immer irgendwelche Nachwirkungen gibt. Je nachdem, wie groß diese ausfallen, wird man ein Experiment nochmal oder nicht mehr stattfinden lassen.

Ich bin sehr stolz auf sie und freue mich, dass sie die Kita-Übernachtung so gut gemeistert hat. Die nächste Herausforderung wird sein, sie mal bei den Großeltern schlafen zu lassen. Mal sehen, wann es dazu kommen wird. Schritt für Schritt geht der Abnabelungsprozess weiter, in ihrem Tempo, mit unserer Unterstützung, mit Herausforderung und Sicherheit. So wie sie es braucht.

Montag, 16. Januar 2017

Wie die Kita den Mittagsschlaf der Kleinen abschaffte

Meist hört und liest man ja Klagen von Eltern, deren Kinder in der Kita noch mittags schlafen müssen, obwohl sie dies eigentlich nicht mehr brauchen, und die dann abends nicht vor 22 Uhr müde sind, so dass die Eltern kaum einen Feierabend haben. Gespräche mit der Kita nützen meist nichts oder nur kurzfristig. Das muss wirklich sehr ärgerlich sein und ich kann den Frust der betroffenen Eltern absolut nachvollziehen. Wir haben nun jüngst genau das Gegenteil erlebt: die Kita hat den Mittagsschlaf unserer eigentlich noch schlafenden Kleinen stillschweigend abgeschafft, was bedeutet, dass sie nun auch zuhause nicht mehr schlafen will und nach der Kita extrem quengelig ist. Und das ausgerechnet im Winter mit den langen dunklen Nachmittagen!

Im Herbst fragte ich nach mehreren weinerlichen und müden Nachmittagen mit der Kleinen in der Kita nach, ob sie denn noch schlafen würde. Sie war extrem knatschig gewesen und ich konnte mir das nur so erklären, dass sie nicht mehr oder zu kurz geschlafen hatte. Denn krank war sie nicht gewesen und auch sonst war nichts verändert. Selbstverständlich, wurde mir empört mitgeteilt, würde sie noch schlafen, das würden die Erzieher ja wohl merken und wieso ich denn daran zweifeln würde. Ich erklärte es und mir wurde versichert, dass sie zu den schlafenden Kindern gehöre. Nun gut. Zuhause schlief sie in den allermeisten Fällen auch, brauchte zwar lange zum Einschlafen, aber es war selbstverständlich, dass wir uns mittags zusammen hinlegten. Das wollten wir eigentlich auch noch eine Weile so beibehalten. Der Große hat übrigens noch bis April 2016 (kurz nach seinem 5. Geburtstag) in der Kita geschlafen und macht zuhause eine zuverlässige, ruhige Mittagspause.

Bildquelle: Pixabay

Als die Kleine im Dezember wieder an mehreren Nachmittagen ausnehmend quengelig oder wütend war, ohne krank zu sein, fragte ich erneut in der Kita nach. Diesmal wurde mir mit erstauntem Blick kundgetan, dass sie schon seit einiger Zeit NICHT mehr mittags schlafen würde. Ich fiel aus allen Wolken. Ja, sie wäre wohl innerhalb von 20 Minuten nicht mehr eingeschlafen (sie braucht immer, auch im Auto, mindestens eine halbe Stunde, oft länger zum Einschlafen) und nach den 20 Minuten dürfen die nicht eingeschlafenen Kinder aufstehen. Das wäre schon einige Zeit bei ihr der Fall gewesen. Schön und gut, aber sollte man dann nicht die Eltern wenigstens informieren, damit sie wissen, warum sie sich nachmittags mit so einem miesgelaunten Kind herumschlagen?! Zumal ich wenige Wochen vorher extra noch nachgefragt hatte... Ich war ziemlich angesäuert und brachte das auch zum Ausdruck. Klar, wenn sie nicht mehr einschläft, können sie sie nicht zwingen, um Gottes willen. Der Mittagsschlaf in der Kita findet ja auch recht früh statt, da ist sie noch nicht müde genug. Aber vielleicht hätte man in einem Gespräch besprechen können, dass man bei ihr länger abwartet, ob sie doch noch einschläft, weil sie eh' lange braucht. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und die Kita hat den Mittagsschlaf der Kleinen stillschweigend und ohne Absprache abgeschafft. Und den am Wochenende natürlich gleich mit, denn selbstredend will sie nun am Wochenende auch nicht mehr schlafen.

Das bedeutet, dass sie nachmittags oft ziemlich quengelig ist, keinen Schritt laufen will und kurz davor ist, im Buggy oder Fahrradanhänger einzuschlafen. Termine wie Arzt oder so sind am späteren Nachmittag deshalb sehr schwierig mit ihr. Fahren wir am Wochenende nachmittags mit dem Auto, döst mindestens ein Kind ein und der Nachmittagsausflug ist gestört. Es ist für uns echt ärgerlich, zumal die stattdessen eingeführte Mittagsruhe der Kleinen am Wochenende nicht so zuverlässig und ruhig abläuft wie beim Großen. Wie gesagt, die Kita kann natürlich nichts machen, wenn sie nicht mehr einschläft, aber man hätte wenigstens ein Gespräch mit uns suchen können. So aber fühlten wir uns ziemlich überfahren und nicht ernst genommen. Wir hätten gern mindestens bis zu ihrem Wechsel in die obere Etage, zu den Großen, mit der Abschaffung ihres Mittagsschlafs gewartet. An ihrer abendlichen Einschlafzeit hat sich kaum etwas verändert, wohl aber an ihrer nachmittäglichen Kraft und Laune. Sie sagt dann auch ganz oft, dass sie schlapp und müde ist, und das tut mir so leid, denn ich gehe äußerst selten direkt nach der Kita mit den Kindern nach Hause, sondern bin bei (fast) jedem Wetter noch draußen unterwegs. Doch selbst auf dem Spielplatz hat sie kaum Kraft.

Wir können es nun nicht mehr ändern, aber optimal gelaufen ist das nicht. Was ist eigentlich so schwer daran, sich mit den Eltern auszutauschen und gemeinsame Lösungen zu suchen? Letzten Endes müssen die Eltern so oft Dinge ausbaden, die gar nicht in ihrem Sinne gelaufen sind! Noch schlimmer ist das sicherlich in den Fällen, wo das Kind mittags zum Schlafen angehalten wird und dann abends nicht einschlafen kann. Nun hoffen wir, dass der Frühling schnell kommt, es nachmittags länger hell ist und die Kleine dadurch wieder mehr Energie gewinnt. Das Kapitel Mittagsschlaf scheint jedenfalls nun bei beiden Kindern unsererseits unfreiwillig beendet zu sein. Heul!

Montag, 5. September 2016

Entwicklungsgespräch über die Kleine am 31. August 2016

In diesem Jahr hatten wir beide Entwicklungsgespräche ziemlich nah beieinander. Das über den Großen, der jetzt ein Vorschulkind ist, habe ich hier beschrieben. Die Kleine war nun letzte Woche dran. Das Gespräch beinhaltete zwar keine großen Überraschungen, aber eine eindeutig positive Entwicklung, die die Kleine gemacht hatte. Generell treffen viele der Beschreibungen und Einschätzungen noch zu, die ich im Beitrag über das erste Entwicklungsgespräch notiert habe. Sie ist in der Kita angepasst, ruhig, zurückhaltend, friedlich, hilfsbereit, selbstständig, kooperativ, sehr musikalisch, kann konzentriert spielen und macht keine Probleme.

Nach dem Wechsel der 4-jährigen Kinder in den großen Elementarbereich gehört sie jetzt zu den "Großen" im kleinen Elementarbereich und ist erkennbar aufgeblüht, wie andere Kinder auch. Sie kommen jetzt im Morgenkreis zu Wort, kennen die Regeln der Gruppe schon und sind Stützen der Erzieher bei der Integration der jüngeren Kinder. Diese Position bekommt der Kleinen wohl sehr gut und hat ihr Selbstbewusstsein gesteigert. Meine Befürchtung, sie würde leiden beim Weggang der Großen, weil sie sich immer mehr an älteren Kindern orientiert, hat sich nicht bestätigt. Sie kommt in der Gruppe mehr aus sich raus und kann ihr Wissen zum Besten geben. Das tut ihr gut.

Sie ist sehr regelverliebt und achtet auf die Einhaltung der gruppenspezifischen Regeln. Sie spielt gern mit anderen, kann sich aber auch gut eine ganze Weile allein beschäftigen. Manchmal zieht sie sich erkennbar zurück, wenn ihr der Trubel zuviel wird. Sie liebt Rollenspiele und spielt gern mit anderen Mädchen in der Puppenecke, schaut sich gern Bücher an und ist sehr ehrgeizig bei Bastelsachen. Sie geht nun mittlerweile bereitwillig mit auf Ausflüge und Spaziergänge, was vor einem Jahr noch nicht der Fall war. Da wurde uns ja sogar nahegelegt, mit ihr mehr das Laufen zu trainieren. Derzeit ist es so, dass sie sich immer freiwillig meldet, wenn es um Ausflüge geht und sogar sauer wird, wenn sie nicht mitgehen darf, weil auch mal andere Kinder dran sind. Also eine eindeutig positive Entwicklung.

Ihr Allgemeinwissen ist sehr umfangreich, ihre Erinnerungsfähigkeit ausgeprägt und sie ist eines der wenigen Kinder im kleinen Elementarbereich, welche die grammatischen Formen schon fast korrekt verwenden. Dafür hat sie einige Aussprachefehler im Konsonantenbereich, was ich schon bei ihrer U7a angesprochen habe. Das hat aber noch Zeit. Sie ist kognitiv sehr sehr weit, eine Aussage, die mich besonders freute, da ich diese Einschätzung schon lange über die Kleine getroffen habe. Ihre Frustrationstoleranz hat sich deutlich verbessert. Während sie vor einem Jahr noch losschrie, wenn ihr etwas nicht passte, versucht sie das Problem nun erstmal anders zu lösen. Sie ist überhaupt kein aggressives Kind und wehrt sich handgreiflich nur, wenn sie stark in die Enge getrieben wird. Die Erzieherin sagte, wenn die Kleine losschreit, dann weiß sie, jetzt ist wirklich was Größeres gewesen, und reagiert dann auch.

Insgesamt ist sie in der Kita sehr vorsichtig, geht achtsam mit Spielsachen um, macht nichts kaputt und verhält sich sehr bewusst und bedacht. Das ist ein großer Unterschied zu ihrem Verhalten zuhause: bei uns ist sie die Chaosqueen, ungestüm, wirbelig, oft zerstörerisch, unachtsam und oft auch ein bisschen tollpatschig, weil sie eben ohne zu überlegen auf Tische klettert oder sich Dinge aus dem hintersten Fach rausholt, was der Große nie macht. Als wir das erzählten, konnte die Erzieherin es fast nicht glauben, weil es in der Kita so anders ist. Aber besser so als andersherum.

Zum Schluss sprach ich noch eine Sorge an, die ich habe: ihr Sozialleben, ihre Freundschaften. Ich habe den Eindruck, sie hat keine intensiven, tiefergehenden Spielkontakte in ihrer Gruppe. Sie wurde bisher nur auf einen Kindergeburtstag eingeladen, hat keine Kinder, die mit ihr auf den Spielplatz gehen wollen und niemanden, der sie überschwänglich begrüßt oder verabschiedet. Das ist wahrscheinlich alles in diesem Alter noch völlig normal, aber ich wollte einfach mal hören, wie die Erzieherin das einschätzt. Sie versicherte mir, dass sie mehrere feste Spielpartnerinnen hat und diese eine richtig nette Truppe aus ca. 5 Mädchen sind. Sie spielt gern mit ihnen, ist aber nicht unbedingt auf sie angewiesen, sondern kann sich eben auch allein beschäftigen. Ein großer Teil des Soziallebens solcher kleinen Kinder läuft ja sowieso immer über die Mütter. Ich bin gespannt, wie sich das entwickeln wird. Kürzlich ist ein neues Mädchen in die Gruppe gekommen, zu dem sie wohl schnell einen guten Kontakt gefunden hat. Die Erzieherin sieht keinerlei Probleme in ihrem Sozialverhalten.

Da die Kleine und ihre etwa gleichaltrigen Freunde sich nun so gut entwickeln, viel Selbstbewusstsein erlangen und sich noch weiter entfalten sollen, wird diese Kerntruppe noch ein komplettes Jahr länger im kleinen Elementarbereich bleiben und erst zum August 2017 in den großen Elementarbereich wechseln. Obwohl ich diese Entscheidung, die nicht nur die Kleine betrifft, verstehen kann und auch grundsätzlich gutheiße, wurde uns mit dieser Information die Hoffnung genommen, dass beide Kinder im Frühjahr 2017 gemeinsam auf Kitafahrt gehen und wir somit zum ersten Mal in 6 Jahren komplett kinderfrei gewesen wären. Eine andere Chance dafür gibt es nicht. Denn die Kitazeit des Großen endet im Juli 2017 und die Termine für Klassenfahrten in der Schule überschneiden sich sicherlich nicht zufällig mit denen der Kita. Schade und verständlicherweise etwas frustrierend für uns, auch wenn es für die Kleine sicherlich richtig ist.

Obwohl es also einige Unterschiede in ihrem Verhalten in der Kita und zuhause gibt, ist der Kontrast lange nicht so krass wie beim Großen im gleichen Alter. Sie passt sich zwar an, es scheint ihr aber nicht so schwerzufallen wie dem Großen seinerzeit, was man an ihrer Ausgeglichenheit am Nachmittag merkt. Da haben wir mit dem Großen anderes durch und sind froh darüber, dass es bei ihr nicht so ist. Ab September beginnt sie nun auch mit dem Musikgarten in der Kita und freut sich sehr darauf. Schließlich ist sie eine wandelnde Jukebox;-). Insgesamt sind alles sehr zufrieden auseinandergegangen und es gibt keinerlei Sorgenthemen. Schön!

Samstag, 13. August 2016

Entwicklungsgespräch über den Großen am 11. August 2016

Etwas bange ging ich in das Entwicklungsgespräch zum Großen am vergangenen Donnerstag. Bange nicht, weil ich Angst hatte, etwas Überraschendes oder Negatives über ihn zu hören, sondern eher, weil ich fürchtete, dass es das letzte Entwicklungsgespräch vor seinem Schulstart 2017 sein würde. Dem ist aber nicht so, es gibt auf jeden Fall noch ein Abschlussgespräch nächstes Jahr. Puh!

Die Bezugserzieherin des Großen kennt ihn nun seit 4 Jahren und hat seine Entwicklung vom 18 Monate alten Kind bis heute erlebt und begleitet. Sie kennt uns, unsere Aussagen über und Erfahrungen mit ihm sowie meine Ängste und Befürchtungen, einige Bereiche betreffend, z.B. die damalige Kinogeschichte oder das Mittagsschlafproblem. Sie schätzt und akzeptiert den Großen und war immer voll des Lobes über ihn. So auch diesmal. Es gibt keinerlei Probleme mit ihm, er schwimmt im Kitaalltag mit, kennt alle Regeln, hilft den Kleineren, lacht viel, ist selbstständig und aufgeschlossen. Sie erzählte von der diesjährigen Kitafahrt und dass er sich sehr wohlgefühlt hätte. Es war schön zu hören, dass er es immer öfter schafft, zu zeigen und zu sagen, wenn ihn etwas stört, anstatt zu weinen oder seinen Groll zu unterdrücken. Er versucht Auseinandersetzungen immer verbal zu lösen und ist in seiner Gruppe sehr anerkannt und beliebt. All das haben wir ja über die Jahre immer wieder gehört; manchmal glaubten wir deshalb an einen Doppelgänger unseres Sohnes.

Nun geht es ja mit großen Schritten auf die Schule zu und die Vorschulkinder bekommen in unserer Kita neue Herausforderungen und zusätzliche Betreuung. Beispielsweise gibt es einen kleinen Vorschulraum, wo sich maximal 3 Kinder gleichzeitig aufhalten und konzentriert an Dingen, Materialien etc. arbeiten können. Dort befinden sich auch die Federmäppchen der Kinder, wovon wir überrascht waren, hatte der Große doch davon gar nichts erzählt. So kam es, dass wir ihm jetzt schon ein Federmäppchen kaufen mussten. Er suchte sich dieses aus. Es werden auch schon spielerisch die Buchstaben geübt, aber ganz zurückhaltend. Der Fokus liegt ganz klar auf der Förderung der sozialen und emotionalen Fähigkeiten, die für den Schulstart notwendig sind. Das finde ich sehr gut und es hätte mich abgeschreckt, müssten die Kinder schon ein schulähnliches Programm absolvieren. Es wird einige Highlights im letzten Kitajahr geben und die zukünftigen Erstklässler werden gut vorbereitet in die Schule kommen.


Hinsichtlich der Schule ist der Große laut ihrer Aussage schon bestens präpariert: er kann sich länger konzentriert beschäftigen, baut, malt oder erledigt Dinge nach Anleitung, kann vor der Gruppe sprechen (das wird im Morgenkreis geübt) und sich eben problemlos in eine Gruppe integrieren. Sie sagte, dass er manchmal sehr lange überlegt und nichts sagt. Das ist eines der Dinge, an denen wir zuhause gerade arbeiten. Er ist sehr ehrgeizig und will erst eine Antwort geben, wenn er sich sicher ist. Das dauert manchmal sehr lange und ungeduldige Charaktere (wie ich oder ein möglicher Lehrer) können damit eventuell schlecht umgehen. Wir raten ihm also, dass er lieber sagen soll: "Das weiß ich nicht." oder "Darüber muss ich noch etwas nachdenken.", anstatt gar nicht zu antworten. Es fällt ihm schwer, weil er gern alles korrekt beantworten möchte. Er muss lernen, dass es nicht schlimm ist, etwas nicht zu wissen und das auch zuzugeben. Das sieht seine Erzieherin genauso. Ansonsten macht sie sich um seinen Schulstart überhaupt keine Sorgen. Ich gab zu bedenken, dass bei ihm alles mit der Bezugsperson (dem Lehrer) steht oder fällt. Wenn er Glück hat und er bekommt jemanden, der ihn so wertschätzt, wie er ist (wie es seine Bezugserzieherin tut), dann mache ich mir auch keine Sorgen. Aber das weiß man eben vorher nicht und kann es auch nicht beeinflussen. Und im Unterschied zur Kita ist ein Wechsel auch nicht so einfach.

Sie berichtete noch, dass sich der Große neuerdings mit einem der von der diesjährigen Einschulung zurückgestellten Kinder angefreundet habe, was mich unglaublich freut. Und wir erhielten eine Broschüre des Landes Berlin für die Eltern der Schulanfänger 2017. Insgesamt war das einstündige Gespräch wieder sehr interessant, zugewandt und vertrauensvoll. Wir sind unglaublich dankbar über diese langjährige Bezugserzieherin, die uns und den Großen immer unterstützt hat, und werden das letzte Kitajahr mit ihm genießen.
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Montag, 20. Juni 2016

Die zweite Kitareise des Großen im Juni 2016

Letzte Woche war der Große auf seiner zweiten Kitareise, wieder von Montag bis Freitag, wieder in dem gleichen Feriencamp am See wie letztes Jahr. Hier könnt ihr nachlesen, wie die erste Kitareise verlaufen ist und welche Gedanken und Gefühle ich in der Woche hegte. Nun war er ein Jahr älter, viel bewusster und wusste wenigstens zum Teil, was ihn erwartet. Ich habe in den Wochen vorher immer wieder versucht, ihm leichte Strategien mitzugeben, wie er sich aus zuviel Trubel zurückziehen kann, ihn gebrieft, sich an die Erzieher zu wenden, wenn ihn irgendwas bedrückt, schmerzt oder ärgert, und auch mit seiner Bezugserzieherin kurz die heiklen Punkte besprochen (z.B. dass er sich dort mittags unbedingt ausruhen soll). Zwar war er im Vergleich zu vielen seiner Kitafreunde sehr verhalten in der Vorfreude auf die Reise, aber wenigstens hat er nicht gesagt, dass er nicht mitfahren will.

Am Montag brachte mein Mann die Kinder wie üblich zu 8:15 Uhr in die Kita, die Koffer wurden abgestellt, die Kinder verabschiedet, und gegen 9 Uhr sollte dann schon der Bus mit den großen Kindern losfahren. Informationen und Fotos bekamen wir wie letztes Jahr von der Bezugserzieherin über die WhatsApp-Gruppe. Das Camp befindet sich ca. 1h von uns entfernt, die Kinder konnten also schon dort mittagessen. Am Nachmittag wurde sich ausgetobt und eingelebt.

Am Dienstag stand das Pferd im Mittelpunkt, eine Kutschfahrt war organisiert worden, bei der der Große auf Fotos vorn neben dem Kutscher saß, weil er der Größte in seiner Gruppe ist, und die Kinder durften auf Ponys reiten. Außerdem wanderten sie um den See und fielen erledigt in die Betten. Am Mittwoch regnete es leider und die Gruppe hielt sich drinnen auf, bastelte, spielte und studierte spielerisch ein Tanzstück ein. Die heimlich mitgegebenen Postkarten der Eltern an die Kinder wurden vorgelesen und sie waren ganz stolz. Die geplante Nachtwanderung musste leider ausfallen, aber es gab eine Kinderdisco. Am Donnerstag bekamen wir keine Informationen, das Wetter war aber warm und trocken und die Kinder waren vormittags im Wald und konnten nachmittags am See spielen.

Unsere Postkarte für den Großen

Am Freitag regnete es in Strömen und die Kinder kamen gegen 11:30 Uhr mit dem Bus wieder an der Kita an. Mein Mann holte den Großen ab und schickte mir Fotos und Kurzberichte von einem zufrieden und ausgeglichen wirkenden Jungen auf die Arbeit. Das beruhigte mich ungemein, war er doch letztes Jahr direkt nach der Rückkehr und die folgenden Tage ziemlich nörgelig, angriffslustig und unausgeglichen gewesen. Er baute freudestrahlend sein Lego-Rückkehr-Geschenk zusammen und begrüßte mich dann mit sanften Augen, aber wie immer überhaupt nicht anschmiegsam, als ich von der Arbeit kam. Auch die Kleine wurde, als sie aus der Kita kam, zwar wahrgenommen, aber keiner inniglichen Begrüßung unterzogen. Naja, so ist er halt. Wenigstens gab es an dem Nachmittag und Abend keinen Geschwisterzoff, sondern es war relativ ruhig, zwar lebhafter als mit einem Kind, aber entspannt im Vergleich zu sonst.

Auch am Wochenende war der Große trotz Halsschmerzen extrem fröhlich, zufrieden, gut gelaunt und sehr verträglich. Am Samstag Vormittag spielten die Kinder allein bzw. zusammen sehr lange und vor allem - sehr ungewöhnlich - fast konfliktfrei. Das fühlte sich so an, wie es eigentlich immer sein sollte. Ich konnte viel im Haushalt machen und mein Mann war im Garten. Der Große half der Kleinen, sie kommunizierten viel und es gab nicht ein einziges Mal Geschrei. Das kennen wir sonst gar nicht! Am Samstag Abend gab es dann eine interessante und berührende Situation. Der Große weinte mehrfach ganz intensiv wegen einiger kleinerer Vorkommnisse und ließ sich von jedem Elternteil lange und ausführlich und sogar mit Körperkontakt trösten. Ich spürte sofort, dass das ein "Ersatzweinen" für die Anspannung auf der Kitafahrt war und raunte das meinem Mann zu, damit er wie ich einfach nur für ihn da ist. Ich glaube, das war seine Art, zu uns zurückzukommen, und war sehr erleichtert darüber, dass es diesmal nicht wie letztes Jahr in ein Motz- und Nörgelwochenende mündete.

Seit Samstagabend war die Kleine leider krank und hatte Fieber, so dass wir den Sonntag ruhig verbrachten. Ich selbst war auch etwas schlapp. Am Nachmittag fuhren der Große und ich mit den Rädern durch den Wald zu einem See, das war ein wunderbarer Ausflug mit einem großen, bewussten und ausgeglichenen Jungen. Heute ging es für ihn nun wieder in die Kita, die Kleine blieb krank mit mir zuhause, und am Nachmittag befragte ich beim Abholen seine Erzieherin. Sie meinte, es wäre alles super verlaufen, sie hat den Großen bewusst bei sich im Zimmer untergebracht, damit ich "mir keine Sorgen mache". Er hat alles wunderbar mitgemacht, war höflich, hilfsbereit, zuvorkommend, kooperativ und verantwortungsbewusst. Das kennen wir ja von ihm, da gab es noch nie Probleme, aber besonders schön ist eben, dass er danach - bei uns zuhause - auch verträglich und fröhlich war.

Die Woche der Kitafahrt verlief natürlich bei uns strukturell ähnlich wie sonst, wir arbeiteten und die Kleine wurde zu ihren üblichen Zeiten in die Kita gebracht und abgeholt. Wir tauschten zweimal das Bringen und Abholen, wobei ihr die Trennung in der Kita von mir sehr schwerfiel (sonst bringt mein Mann die Kinder). Ich hatte dadurch am Dienstag einen freien Nachmittag, wo ich mich mit Gliederschmerzen zuhause ausruhte, und am Donnerstag zwei freie Stunden bis zu meinem MRT-Termin. Am Mittwoch nahm ich ein anderes Kind aus der Gruppe der Kleinen mit auf den Spielplatz, was gut klappte. Insgesamt verlief die Woche also etwas anders als sonst, wenn auch der Ablauf der Gleiche blieb. So ist das eben, wenn nur eines der Kinder weg ist. Die Entlastung besteht dann nicht darin, dass man "frei" hat, sondern darin, dass es wesentlich ruhiger ist und man nicht ständig schlichten, vermitteln, eingreifen muss.

Tatsächlich ist der größte Unterschied zwischen einem und zwei Kindern für uns der nervliche Aspekt. Es ist nicht doppelt so anstrengend und nervenaufreibend mit zwei Kindern, sondern mindestens drei- oder vierfach. Die ständigen Geschwisterkämpfe sind einfach so zermürbend und der Lärm- und Frustpegel enorm hoch. Die Kleine hat in den 4 Tagen der Abwesenheit des Großen so selten geweint, dass es fast unwirklich war, wenn man ihr übliches, meist durch Verhalten des Großen ausgelöstes Frustrationsweinen kennt. Der Unterschied zu sonst ist wirklich krass und diese Tatsache bedrückt uns sehr. Wir sind ziemlich ratlos, was wir tun können, damit die beiden mal relativ konfliktfrei miteinander existieren und das Familienleben nicht so extrem belastet wird.

Mein Mann versuchte übrigens täglich, die Kleine abends ins Bett zu bringen, aber sie weigerte sich standhaft und so blieb es leider bei den zwei Erfolgen in unserem Frühlingsurlaub. Einmal war ich sogar wirklich außer Haus und er hatte sie den ganzen Nachmittag und Abend allein betreut. Trotzdem blieb sie lieber wach. Das ist sehr schade und verhagelte mir die erhoffte Chance, doch mal über Nacht wegzufahren. Nun sind wieder beide Kinder da und es ist sehr viel schwieriger.

Für uns war es sehr erleichternd, dass der Große sich auf der Kitafahrt scheinbar wohlgefühlt hat und so zufrieden zurückkam. Durch die Krankheit der Kleinen gab es bisher noch nicht die üblichen Geschwisterkämpfe. In einem Jahr werden voraussichtlich beide Kinder gleichzeitig auf Kitareise fahren. Ich bin gespannt!

Freitag, 27. Mai 2016

Die beendete Mittagsschlafkarriere des Großen

Der Große hat im Vergleich zu anderen Kindern sehr lange Mittagsschlaf gehalten, bis um seinen 5. Geburtstag herum. Das rührte zum einen daher, dass er nachts nur ca. 9,5 h schläft und deshalb mittags immer sehr müde war und eine Pause brauchte, zum anderen daher, dass durch das Mittagsschlaf-Ritual der Kleinen automatisch ein Gemeinschaftseffekt auftrat, indem jeder von uns Eltern ein Kind ins Bett brachte. Er hatte mit ca. 2,5 Jahren eine Phase, in der es schwierig war, ihn mittags zum Schlafen zu bewegen; teilweise verweigerte er sich auch. Danach klappte es aber meist wieder und wir hatten am Wochenende eine schöne, dringend benötigte Mittagspause. Im Garten schlief er allerdings nicht und so fuhren wir oft in der Mittagszeit los und ließen die Kinder im Auto schlafen, das man direkt vor'm Garten abstellen kann. Alle seine Freunde hatten den Mittagsschlaf schon früher abgeschafft, schliefen allerdings auch nachts mehr als er. Wie üblich hörten wir immer die Sprüche, dass er nachts/morgens länger schlafen würde, wenn der Mittagsschlaf wegfiele. Daran glaubten wir aber aus Erfahrung nicht; er hat schon früher nie mehr geschlafen, wenn wir ein Schläfchen ausließen.

In der Kita hat er bis Anfang April noch mittags geschlafen. Nach dieser Episode im August 2015, als nach dem Wechsel zu den Großen plötzlich und übergangslos keine Mittagspause mehr gemacht wurde und er nach kurzer Zeit völlig überreizt war, was sich in schlimmen Wutanfällen, Schreiattacken und Essensverweigerung äußerte, hatten wir in einem Gespräch mit seiner Erzieherin darum gebeten, ihn, wenn schon nicht zum Schlafen, so doch wenigstens zu einer Mittagspause anzuhalten. Er wurde dann wieder zu den Schlafkindern gezählt, die sich hinlegen sollten und nach einer bestimmten Zeit aufstehen konnten, wenn sie nicht einschliefen. Soweit wir wissen, schlief er immer ein. Das war für ihn der beste Weg und für uns in Ordnung.

Im Winterhalbjahr hat er immer öfter am Wochenende nicht geschlafen, sich aber ruhig beschäftigt oder mit dem Tablet gespielt. Uns war nur wichtig, dass eine Ruhepause eingehalten wird, wenn die Kleine schläft. Das hat gut geklappt und er hat auch den Nachmittag problemlos überstanden. Schwierig war nur, wenn wir nachmittags Auto gefahren sind, weil er dann sofort wegdöste. Manchmal hat er auch noch zuhause geschlafen, erstmals auch mit der Kleinen und einem von uns zusammen, was total süß war; man merkte aber schon, dass sich der Mittagsschlaf nun langsam ausschlich. Anfang April sagte er dann irgendwann ganz überraschend, dass er nun in der Kita auch nicht mehr schlafen wolle. Ob der Wunsch ganz aus ihm selbst heraus entstand oder ihn seine Freunde, die alle nicht mehr schliefen, auf die Idee gebracht hatten, ist nicht ganz durchschaubar. Aber er selbst war ziemlich klar in seinem Anliegen, was für ihn ungewöhnlich ist. Also sprach ich mit ihm darüber, dass er sich dann aber unbedingt in der Mittagspause ruhig beschäftigen und ein wenig zurückziehen solle, damit er sich erholen kann. Am nächsten Tag redete ich in seiner Gegenwart mit einer Erzieherin, erzählte, dass er nun nicht mehr schlafen wolle und bat explizit darum, ein Auge auf ihn zu werfen, damit er in der Mittagspause runterkommen kann. Denn darüber machte ich mir die meisten Sorgen.

Am ersten Tag bin ich mit den Kindern extra relativ früh nach Hause gegangen, damit er sich erholen kann. Er war aber gut und normal drauf. Ab dem zweiten Tag nach Abschaffung des Mittagsschlafes in der Kita spielte sich immer das gleiche Drama ab: den Nachmittag überstand er noch relativ problemlos, abends aber war die Luft komplett raus. Manchmal weinte und bockte er, meist aber war er völlig apathisch, reagierte auf gar nichts mehr, lag auf der Couch und verweigerte das gemeinsame Abendbrot. Jeder Ton, jedes Geräusch schien ihm zuviel zu sein (das kenne ich nur zu gut von mir selbst, ebenso die Appetitlosigkeit bei Überreizung). Einige Male aß er dann später allein noch etwas, was mich beruhigte. Das setzte sich die 3 Wochen bis zu unserem Urlaub Anfang Mai so fort. Insgesamt war er in dieser Zeit sehr empfindlich, noch schneller gekränkt als sonst, sehr weinerlich, ist viel hingefallen und sah angegriffen aus. Die Abende waren eine Nervenprobe bzw. er tat mir sehr leid. Ich fragte ihn noch mehrmals, ob er doch wieder schlafen wolle, aber er wollte definitiv nicht. Morgens schlief er nicht erkennbar länger und ging abends auch nicht freiwillig früher ins Bett, sondern wie immer erst durch unser Signal.

Wir sahen, dass er dringend auftanken und sich regenerieren musste. Für den Urlaub nahmen wir uns deshalb vor, ihm so oft wie möglich den Mittagsschlaf durch Autofahren abzutricksen. Bis auf ein Mal schlief er dort immer im Auto, was ihm erkennbar gut tat. Wir hatten eine ebenerdige Ferienwohnung und parkten das Auto direkt davor, was optimal war. Schlagartig hörte die abendliche Apathie und Appetitlosigkeit auf und ihm ging es von Tag zu Tag besser. Da beide Kinder im Urlaub sehr früh wach waren, war der Mittagsschlaf sowohl für sie als auch für uns dringend nötig. Man sah, wie gut es dem Großen bekam, er hatte Kraft für den Nachmittag und regenerierte sich.

Quelle: Pixabay

Als die Kita wieder startete, fragte ich ihn noch einmal, ob er lieber schlafen wolle. Nein, er wollte partout nicht. Ich briefte erneut die Erzieherinnen, darauf zu achten, dass er sich mittags ausruht und etwas abschaltet. Seitdem funktioniert es besser und er isst abends mit uns, ist nicht mehr apathisch, spielt zwar ruhig und für sich (oder mit Papa), aber ist kein Häufchen Elend mehr. In den letzten 3 Wochen wirkte er, als hätte er sich nun umgestellt. Vielleicht wird auch jetzt mehr auf seine Ruhezeit in der Kita geachtet, wer weiß. Seine Bettgehzeit (20:30 Uhr) und Aufwachzeit (6:00-6:30 Uhr) ist auch nach 7 Wochen eigentlich gleich geblieben. Vielleicht schläft er morgens eine Viertelstunde länger, aber keinesfalls die 1-1,5 h des fehlenden Mittagsschlafes. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt.

An den Wochenenden wollen wir ihn eigentlich, so oft es geht, überlisten und im Auto schlafen lassen, damit er den fehlenden Schlaf der Woche etwas aufholt. Am letzten Wochenende hat nicht einmal das geklappt und er ist wieder aufgewacht, als wir an unserem Garten ankamen. Das zeigt uns, dass er den Schlaf wohl tatsächlich nicht mehr so dringend zu brauchen scheint. Wir achten aber auch da auf eine Ruhepause. Die Mittagsschlafkarriere des Großen scheint nun also nach 5 Jahren beendet zu sein. Wenn die Kleine das mitbekommt, wird ihre wohl auch bald Geschichte sein. Damit würden wir zwar mehr Flexibilität im Tagesablauf gewinnen, aber die wichtige Ruhephase für uns Eltern fiele weg. Am wichtigsten ist mir jedoch, dass der Große Strategien für sich selbst findet, innerhalb eines Tages eine Pause zu machen und etwas zur Ruhe zu kommen, um der drohenden Überreizung vorzubeugen. Das wird vor allem auch in Hinblick auf seinen Schulstart 2017 notwendig sein. Und für mich selbst ist die kurze Pause zwischen Arbeit und Kita, in der ich allein zuhause bin, die wichtigste Phase des Tages.

Donnerstag, 17. März 2016

Rollen und Verwandlungen

So, wie wir Erwachsene im Kontakt mit anderen Menschen verschiedene Rollen einnehmen, so erlebe ich das bei meinen Kindern, vor allem meinem Sohn, auch schon. Es gibt die Freunde, mit denen herumgeblödelt wird. Es gibt einige, mit denen über die körperliche Ebene kommuniziert wird. Es gibt die Freundin, mit der nicht gespielt, sondern herumgestanden und erzählt wird. Wir sagen immer, sie führen wieder ihre strategischen Gespräche. Es gibt den Freund, mit dem er sich wie blind versteht und sich nach der Phase des Platzhirsch-Gehabes super zusammengerauft hat. Mit dem er erzählen und spielen kann, von dessen Spielfreude und Aktivität er Anregungen erhält und mit dem es kaum noch Konflikte gibt. Es gibt den geliebten Opa, mit dem er sich ganz langsam und ernsthaft unterhält und dem er völlig unkritisch begegnet. Es gibt weiterhin die Bezugserzieherin, deren Vorzeigekind er ist. Es gibt den Papa, an dem er sich oft reibt, es aber gleichzeitig genießt, wenn dieser sich intensiv beim Lego-Bauen oder anderen Spielen auf ihn einlässt. Und es gibt die Mama, die er immer noch als letzte Tröst- und Regulationsinstanz braucht und von der er eine sicherlich manchmal verstörende Mischung aus tiefem Verständnis und gleichzeitiger Ungeduld spürt.

Quelle: Pixabay

Verhaltet ihr euch bei allen Menschen gleich? Ich nicht. Es gibt Menschen, mit denen man herumalbern und Späße machen kann. Es gibt die, die Ironie und Sarkasmus verstehen und benutzen, ohne zu verletzen. Es gibt Leute, mit denen das Gespräch immer wieder stockt und nicht ins Fließen kommt, egal was man macht. Es gibt Menschen, mit denen könnte man jeden Tag über die gleichen Probleme erzählen, ohne dass es langweilig wird. Es gibt Menschen, bei denen man innerlich mit den Augen rollt, wenn sie den Mund aufmachen. Bei manchen gibt es nur Missverständnisse, egal was man sagt. Manch eine Beziehung ist von Erfahrungen aus der Vergangenheit geprägt, was man immer noch spürt. Bei einigen wenigen fließt es einfach. Da sind Menschen, die einem selbst ähnlich sind, aber trotzdem fremd, weil sie so anders mit ihren Anlagen umgehen als man selbst. Und Menschen, die anders ticken, mit denen man sich aber trotzdem ausführlich und respektvoll austauschen kann. Bei einigen nimmt man die Rolle eines Grüblers ein, bei anderen ist man fröhlich und lustig, bei wieder anderen kann man reden wie ein Buch. Das sind die verschiedenen Rollen, die wir ausfüllen.

Ich finde es spannend, dass man dies auch schon bei Kindern bemerkt. Mein Großer nimmt eindeutig verschiedene Rollen ein, je nachdem, mit wem er zu tun hat, und es ist spannend, ihn dabei zu beobachten. Manchmal kommen ganz neue Aspekte und Wesenzüge hervor, die das Bild von ihm ergänzen oder komplettieren. Ab und zu bin ich überrascht, wie locker-flockig er sich geben kann. Auf den rauen körperbetonten Umgangston einiger Kitafreunde kann er durchaus streckenweise eingehen, auch wenn ihm das eigentlich nicht liegt, wie man deutlich merkt. Auch das unter Kindern weit verbreitete gegenseitige Übertrumpfen kann er teilweise mitmachen, obwohl es nicht seinem Naturell entspricht. Bände gestaunt habe ich, als er sich bei einer Rittershow auf die Bühne getraut und bei Spielen mitgemacht hat. Und als er bei der Eingewöhnung in seiner ersten Kita wie erstarrt am Fleck gestanden und sich keinen Millimeter bewegt hat, das Kind, das zuhause zu diesem Zeitpunkt nicht eine Sekunde still saß oder stand, da kannte ich mein eigenes Kind nicht mehr. Sind wir allein im Garten, wird um das Planschbecken ein großer Bogen gemacht. Ist sein Freund dabei, sieht das schon ganz anders aus. Verschiedene Kinder, Erwachsene und Situationen rufen unterschiedliche Eigenschaften und Verhaltenweisen in ihm hervor. Und man selbst ist ja auch überrascht davon, was in einem schlummert, weil man sich in einer bestimmten Art und Weise wahrnimmt. Aber manche Menschen schaffen es, noch mehr oder andere Seiten hervorzukitzeln.

Bei der Kleinen ist es ähnlich. Sie kann ein Clown sein und setzt viel lustige Mimik ein. Sie kann schäkern und ihren Charme spielen lassen. Manchmal ist sie eine Dramaqueen und man sieht, wie sie die Tränen bewusst rausdrückt (ich tröste sie natürlich dann trotzdem). Im Indoorspielplatz zusammen mit ihrem Bruder ist sie die Forschere, Abenteuerlustigere, Mutigere unserer beiden Kinder. Sobald der Große aber nicht dabei ist, traut sie sich nicht allein hinein. Sie kann schüchtern und zurückhaltend sein, aber auch durchsetzungsstark und vehement. Gegenüber ihrer besten Freundin wirkt sie wie ein Energiebündel (was sie auch ist). Bei wieder anderen Kindern steht sie scheu da und staunt, was diese für Ideen entwickeln. Sie ist grundsätzlich kontaktfreudiger und offener als der Große, aber bei Oma und Opa fällt es ihr schwerer als ihm, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Zuhause ist sie ein lustiges, fröhliches, sehr bewusstes Mädchen, was positive Energie verbreitet und alle für sich einnimmt. In ihrer Kitagruppe gehört sie immer noch zu den zurückhaltenderen Kindern. Sicherlich sehr spannend auch für sie selber, sich in diesen verschiedenen Rollen zu erleben. So lernen die Kinder sich selbst, wir die Kinder, die Kinder uns und wir uns selbst in ganz verschiedenen Qualitäten und Ausprägungen kennen, durch das Zusammenspiel mit anderen Menschen.

Wie ist das bei euch und euren Kindern, kennt ihr das auch? Seid ihr auch erstaunt, wenn ihr neue Seiten an euren Kindern entdeckt, die erst durch den Kontakt zu anderen Kindern/Menschen zum Vorschein kommen?

Samstag, 20. Februar 2016

Hat die Kleine in der Kita gebissen?

Am Mittwoch empfing mich eine Erzieherin beim Abholen mit den Worten, dass die Kleine ja heute mal Zähne gezeigt habe. Ich nahm das metaphorisch und meinte, sie hätte sich mal richtig lautstark durchgesetzt oder so. Nein, sie habe ein anderes Kind gebissen. Mir rutschte die Kinnlade runter. Gebissen? Die Kleine? Keines meiner Kinder hat jemals in der Kita gebissen. Sie sind dort sehr ruhig, zurückhaltend, angepasst und gehen Konflikten eher aus dem Weg. Ich fragte nach. Die Erzieherin hatte die Situation gar nicht selbst beobachtet und konnte nur weitererzählen, dass ein anderes Mädchen der Kleinen etwas weggenommen und diese daraufhin zugebissen habe. Sie hätten dann die Kinder getrennt und später in Ruhe besprochen, dass das nicht geht, sondern was sie stattdessen machen soll. Am Nachmittag hat es dann wohl noch eine andere, ähnliche Konfliktsituation gegeben, wo die Kleine sich mit Hilfe ihrer besten Freundin aber "gewaltfrei" gegen das gleiche Mädchen durchgesetzt habe.

Am Abend befragte ich die Kleine nebenbei, um herauszufinden, was sie dazu sagt. Irgendwie passte nichts so richtig zusammen. Sie berichtete, dass das andere Mädchen ihr etwas weggenommen hat und dann aber ein drittes Kind das Mädchen gebissen hat, nicht sie. Sie bestritt es nicht direkt, behauptete aber steif und fest, ein Junge hätte gebissen. Normalerweise ist sie sehr zuverlässig und reflektiert in ihren Erzählungen. Ich fragte mich auch in dem Moment, ob ein Kind von 2 3/4 Jahren schon bewusst ein anderes Kind beschuldigen kann für etwas, von dem es weiß, dass es nicht gut ist. Was das Beißen angeht: der Große hat nie gebissen. Die Kleine hat uns früher manchmal aus Liebe und Überschwang gebissen, noch nie aus Aggression oder Abwehr. Deshalb wunderte es mich sehr und ich wollte die Kleine auch nicht für etwas zur Rechenschaft ziehen, wofür sie vielleicht gar nicht verantwortlich war. Ich beließ es also dabei.

Ich schrieb der Mama vom gebissenen Mädchen abends eine Nachricht, ob sie Näheres wüsste, aber sie hatte auch nur die gleichen Informationen wie ich. Zum Glück fand sie es nicht weiter tragisch und meinte, "passiert halt". Am nächsten Tag beim Abholen traf ich erst eine andere Erzieherin, die ich fragte, ob sie die Situation miterlebt hatte - nein. Stattdessen erzählte sie mir begeistert Begebenheiten mit der Kleinen aus dem Kitaalltag, von denen sie im positiven Sinne sehr erstaunt war. Zitat: "So etwas macht kaum ein anderes Kind in dem Alter." Danach ging ich in den Garten, um die Kinder zu holen. Da kam die Bezugserzieherin der Kleinen schon auf mich zu und berichtete von sich aus:

Die Kinder hatten wohl mit Schüsseln voll Reis gespielt, geschüttet und sortiert. Es war sehr eng am Tisch und einige Kinder, darunter das gebissene Mädchen, beugten sich immer wieder vor und schnitten damit den anderen Kindern das Aktionsfeld ab. Es gab allerdings keinen Konflikt um weggenommenes Spielzeug. Scheinbar wurde es der Kleinen, die neben dem Mädchen saß, irgendwann zu bunt und sie muss sie wohl in den Arm gebissen haben. Meine Frage, ob die Erzieherin dies explizit gesehen habe, bejahte sie zwar, allerdings halte ich es ehrlich gesagt für schwierig, bei 30 Kindern jede Situation konkret im Auge zu behalten, gerade wenn Gedrängel am Tisch herrscht. Jedenfalls war es nach ihrer Aussage kein Beißen aus Aggression, sondern die Kleine fühlte sich bedrängt und von ihrem Blick auf das Geschehen behindert. Sie trennten die Kinder und klärten die Situation. Und am Nachmittag gab es dann wohl den besagten Spielzeugkonflikt mit dem gleichen Mädchen, den die Kleine mit ihrer Freundin friedlich zu ihren Gunsten lösen konnte.

Ich berichtete noch einmal, dass die Kleine früher lediglich aus Gefühlsüberschwang selten mal und dann nur uns gebissen habe, aber nie aus Konflikten heraus. Sie meinte auch, das sei ja nicht mehr das typische Beißalter, in dem die Kinder noch nicht richtig kommunizieren können und deshalb zubeißen. Die Kleine könne sehr gut kommunizieren und setzt sich wohl auch durch. Es scheint sich also tatsächlich um ein Beißen aus Bedrängnis gehandelt zu haben. Eigentlich merkwürdig, weil der Kleinen körperliche Nähe nicht so viel ausmacht, wie beispielsweise dem Großen. Ganz im Gegenteil, sie liebt es, mit uns zu kuscheln und ganz nah bei mir zu sein. Es muss sie also gewaltig der Hafer gestochen haben. Das gebissene Mädchen nahm es wohl relativ gelassen und kam sogar später von sich aus wieder auf die Kleine zu.

Für die Erzieherinnen war der ganze Vorfall völlig undramatisch, sie wissen, dass die Kleine nicht aggressiv ist. Für mich war es einfach sehr überraschend und nicht unbedingt schlüssig. Natürlich ist meine Kleine keine Heilige, sondern ein normales Kind, was auch mal beißen kann. Aber würde ein Kind in dem Alter (2 3/4) das nicht auch zugeben, statt ein anderes Kind als Täter zu benennen? Können Kinder in dem Alter überhaupt schon bewusst lügen? Ich will auch die Aussage der Erzieherin gar nicht in Zweifel stellen, halte es aber wie gesagt für eher unwahrscheinlich, dass sie bei 30 Kindern genau den Vorgang beobachtet hat, zumal die beiden beteiligten Kinder überhaupt nicht als Aggressoren bekannt sind, auf die man ein Auge werfen müsste. Zwei andere befragte Erzieherinnen haben den Vorfall nicht mitbekommen. Die Kleine ist kein körperlich aggressives Kind und kann sich eigentlich gut mit anderen Mitteln (Kreischen) Gehör verschaffen. Es passt nicht so richtig zusammen. Wie auch immer: es war das erste Mal in 4 Jahren, dass ich mit solch einer Information aus der Kita konfrontiert wurde, und entsprechend überrascht war ich. Es mag so passiert sein. Aber ein leiser Zweifel bleibt.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Rückbetrachtung zur zweiten Kita-Übernachtung

Ich habe gestern endlich nach ihrem Urlaub mit der Bezugserzieherin des Großen sprechen können, um die Kita-Übernachtung aufzuarbeiten. Er hatte ja an dieser Übernachtung, seiner zweiten, vom Freitag 27.11. bis Samstag 28.11. teilgenommen und war als Wrack zurückgekehrt, völlig durch den Wind und total krank, wie hier beschrieben. An dem entsprechenden Wochenende und in der letzten Woche hatte er schwankend erhöhte Temperatur, Husten und Heiserkeit und war sehr abgeschlagen, blass und schwach, so dass wir ihn bis auf einen Tag zuhause ließen. Mittlerweile scheint er sich zum Glück wieder aufgerappelt zu haben, nicht nur physisch, sondern auch in mentaler Hinsicht. Wir waren ja sehr schockiert darüber gewesen, was der Große uns von der Kita-Übernachtung erzählt hatte und in welchem Zustand er zurückgekehrt war. Deshalb wollte ich unbedingt noch direkt mit der Bezugserzieherin sprechen und ihren Bericht hören.

Dienstag, 25. August 2015

Veränderungen in der Kita und die Folgen

Dem Großen ging es letzte Woche sehr schlecht. Wir wussten erst überhaupt nicht, was mit ihm los ist. Er spricht ja nicht über Dinge, die ihn bedrücken, auch auf Nachfrage nicht. Die Nachmittage verliefen außer ein Mal noch recht friedlich. Abends zuhause schien dann aber sein Akku komplett leer zu sein. Er zog sich ins Kinderzimmer zurück, verweigerte jegliche Mahlzeit und fing beim geringsten Anlass (z. B. wenn die Kleine weinte) an zu schreien und zu toben. Hielt sich die Ohren zu, schrie, er wolle allein sein und seine Ruhe haben und beruhigte sich ewig nicht mehr. Er ließ niemanden an sich heran, alles war ihm zuviel und er stand komplett neben sich. Er wirkte total verzweifelt und aufgelöst. Es war ganz schlimm für mich zu sehen, zumal ich überhaupt nicht ahnte, was ihn quälte. Die Hilflosigkeit der Schreibabyzeit wiederholte sich. Erst befürchtete ich, dass es Nachwirkungen der Eiterflechte seien. Erst nach Tagen merkten wir, dass er komplett überreizt ist und dringend Zeit und Gelegenheit zum Abschalten braucht. Als mein Mann am Freitag die Bezugserzieherin des Großen darauf ansprach und herausfand, dass er die ganze Woche weder Mittagsschlaf noch Mittagspause in der Kita gemacht hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich grämte mich wahnsinnig, dass ich darauf nicht schon früher gekommen war. Er hatte einfach seine dringend benötigten Pausen nicht bekommen.

Seit August ist er ja in der oberen Etage der Kita, bei den großen Kindern. Dort herrscht ein offenes Konzept vor, es gibt 5 Räume für 50 Kinder und 6 Erzieher. Er ist mit seiner Kerngruppe und seiner Bezugserzieherin komplett nach oben gewechselt, kannte auch die Räumlichkeiten schon sowie die älteren Kinder und Erzieher aus dem Garten sowie gemeinsamen Kitaaktivitäten. Wir wussten, dass zwar oben kein Mittagsschlaf mehr gemacht wird, aber die müden Kinder gefragt werden, ob sie unten bei den Kleinen mit schlafen wollen. Außerdem war ich ganz sicher davon ausgegangen bzw. es war uns so vermittelt worden, dass auch auf der oberen Etage zumindest eine Mittagspause gemacht wird, mit Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten und einer Pause vom anstrengenden Kitatag. Unter diesen Voraussetzungen hatte ich in dem Wechsel eigentlich kein Problem gesehen. Als wir aber mit dem jeden Tag schlimmer überreizten Großen konfrontiert waren, wusste ich, dass ich ihn unbedingt schützen musste.

Am Wochenende versuchte ich, ihm mehrmals kindgerecht zu vermitteln, dass er sich Pausen nehmen und zurückziehen muss, wenn es ihm zuviel wird und er gern mittags in der Kita schlafen kann, wenn er das braucht. Er schläft ja nachts nur ca. 9,5 h und braucht zwar nicht mehr unbedingt einen Tagschlaf, aber dringend eine Pause zum Runterkommen,Verarbeiten und Regenerieren. Wenn er am Wochenende oder im Urlaub mittags nichts schläft, dann achten wir sehr darauf, dass er diese Gelegenheit zum Abschalten hat. Er ist dann zwar abends sehr müde, aber war noch nie so überreizt wie in der letzten Woche.

Gestern bat ich dann auch seine Bezugserzieherin um ein kleines Gespräch und so setzten wir uns heute, bevor ich die Kinder abholte, kurz zusammen. Ich fragte nach den Gewohnheiten auf der oberen Etage und sie bestätigte mir, dass es bisher zu keiner richtigen Ruhepause gekommen war. Gestern und heute haben sie den Großen zum Schlafen hinuntergeschickt, heute habe er das wohl sogar selbst so gewünscht. Gestern und heute war keine Überreizung und Überreaktion zu erkennen. Ich machte deutlich, dass er nicht unbedingt schlafen muss, weil er sonst abends noch später müde ist, und zwar auch gut ohne Mittagsschlaf durchhält, aber unbedingt eine Mittagsruhe braucht. Da er kein Kind ist, das sich diese selbstständig holt, um die Akkus aufzuladen, sondern alle Bewegungen, Geräusche und Reize etc. in sich aufsaugt, müssen wir, d.h. wir Eltern und die Erzieher, ihm dabei helfen, sich diese Pause zu nehmen. Ich bat sie eindrücklich darum, ihn zu unterstützen und dies auch an die anderen Erzieher weiterzutragen. Ich schilderte ihr seinen Zustand in der letzten Woche, seine Schwierigkeiten abzuschalten, die Parallelen zu mir selber und sie erkannte meine und seine Not deutlich. Zum Glück ist sie eine erfahrene Erzieherin und weiß, wie unterschiedlich Kinder sind. Das eine braucht keine Auszeit, das nächste nimmt sie sich selbst und das dritte braucht Hilfe dabei. Der Große gehört zu letzteren Kindern, das war schon als Schreibaby der Fall, als wir ihn sozusagen zum Abschalten durch Schlaf "zwingen" mussten und setzt sich bis heute fort. Ich selbst, da ich genauso gestrickt bin, versuche immer wieder, ihm Strategien zum Abschalten zu vermitteln. In einer neuen, unbekannten Situation wie nach dem Gruppenwechsel allerdings kann er so ein Wissen noch nicht anwenden. Das geht mir ähnlich, ich kann nur in vertrauter Umgebung gut für mich selbst sorgen. All das habe ich ihr vermittelt und sie war wie immer sehr verständnisvoll und lösungsorientiert. Es war ein gutes Gespräch und ich hoffe, dass es jetzt besser läuft.

Irgendwie müssen sie den Spagat hinbekommen zwischen der Tatsache, dass sich jetzt so langsam der Mittagsschlaf ausschleicht (die meisten seiner gleichaltrigen Freunde schlafen schon länger nicht mehr) und einer in dem Alter und von bestimmten Charakteren dringend benötigten Mittagspause. Ich hoffe, dass es sich nun bessert. So wie letzte Woche möchte ich den Großen nicht wieder erleben müssen. Und er selbst würde das auch nicht lange durchhalten. Der Wechsel scheint doch ein größeres Problem als gedacht zu sein. Er ging zwar morgens nie gern in die Kita, aber im Moment ist es besonders schlimm, er will eigentlich immer zuhause bleiben. Das ist traurig, weil er sich dort vor Ort immer wohlfühlt und nachmittags wiederum nicht weg will. Seine Abneigung gegenüber Veränderungen kennen wir ja, aber zur Zeit ist es morgens wirklich extrem schwierig mit ihm.

In solchen Zeiten denken wir mit Schrecken daran, wie das dann erst in der Schule werden soll. Bis dahin sind zwar noch 2 Jahre Zeit und viel Gelegenheit, seine Selbstwahrnehmung und Schutzstrategien zu schulen. Aber das Grundgerüst bleibt natürlich bestehen. Das ist bei mir nicht anders, nur dass mich niemand angeleitet hat, mit meinen Besonderheiten positiv umzugehen. Insofern hat er einen großen Vorsprung vor mir, die sich das alles erst mühselig selbst erarbeiten musste. Ich hoffe, das kommt ihm einst zugute.

Freitag, 17. Juli 2015

Der Doppelgänger meines Sohnes

Mein Großer hat seit drei Jahren einen Doppelgänger in der Kita. Einen Jungen, der immer freundlich und gut gelaunt ist, hilfsbereit und kooperativ, sich selbst beschäftigt und ruhig spielt, beliebt bei anderen Kindern und Erziehern ist, fürsorglich und empathisch für andere Kinder sorgt, keine Schimpfwörter oder Aggressionen verbreitet, der Gefühle angemessen zeigt, sich schnell trösten lässt, problemlos aufräumt, beim Essen sitzenbleibt und Ruhezeiten einhält, der mitdenkt, selbstständig und verantwortungsbewusst ist. Einen Jungen, den seine Erzieherin als Vorzeige-Kindergartenkind beschreibt und sein Kinderyoga-Lehrer in der Kita als fast schon perfektes Schulkind (Schulstart ist 2017!). Der bei Ausflügen und Fahrten immer in der vordersten Reihe positioniert wird, weil auf ihn Verlass ist, der nicht rumhampelt, ausbüxt oder sonstige kindliche Einfälle auslebt. Der sich nach dem Toilettengang ohne Aufforderung die Hände wäscht und sehr eigenverantwortlich ist. Der auf seiner ersten Kitafahrt so herzhaft gelacht hat, wie ihn seine Erzieherin noch nie hat lachen hören. Der freiwillig erzählt, auf Fragen reagiert und andere aussprechen lässt. Der ein völlig normales Kind ist, ohne Auffälligkeiten, Probleme oder Schwachstellen. Ein toller Doppelgänger!

Seine Eltern sitzen in jedem Entwicklungsgespräch (kürzlich zum dritten Mal*) und geben ab und zu verzweifelt-belustigte Laute von sich. Erzählen davon, wie sich der Junge zuhause verhält. Was für Schwierigkeiten sie manchmal mit ihm haben. Wie oft sie an sich zweifeln und meinen, irgendwas falsch zu machen. Seine Erzieherin kennt das schon. Sie versteht es auch, hatte sie doch selbst genau so ein Kind. Sie sagt, die Eltern des Jungen würden das alles wunderbar mit ihm machen und dass man deutlich merkt, dass sie sich intensiv mit ihm beschäftigen. Sie sagt, wären alle Kinder so wie er, hätte sie als Erzieherin nichts mehr zu tun. Andere verstehen es weniger. Wer den Jungen nur in der äußeren Welt erlebt, denkt, die Eltern übertreiben. Und alle sagen immer: "Seid doch froh, dass es so ist und nicht umgekehrt!". Natürlich sind sie auch sehr froh und erleichtert darüber. Aber die Eltern würden auch gern ein Häppchen von dem fröhlichen Doppelgänger-Jungen abhaben. Kümmern sie sich doch die meiste Zeit sehr intensiv um ihn und versuchen immer, Verständnis aufzubringen. Aber der Junge schafft es oft nicht, zuhause seine vielen tollen Seiten zu zeigen. Warum nicht? Sind die Eltern schon zu festgefahren, begegnen sie ihm mit einer voreingenommenen, negativen Attitüde? Das mag manchmal der Fall sein, wenn man schon morgens mit schlechter Laune begrüßt wird. Aber gegenüber seiner Schwester, die ihn vergöttert, ist der Junge auch oft unwirsch, grantig, rücksichtslos, egoistisch. Der Doppelgänger in der Kita dagegen kümmert sich liebe- und verantwortungsvoll um sie, wenn die Eltern nicht dabei sind.

Die Erzieherin sieht dem Jungen an, dass es oft in seinem Kopf rattert und er überlegt, wie er Situationen in der Kita bewältigen kann. Sie bemerkt, dass er sicherlich vieles unterdrückt und sich stark anpasst. Sie sieht auch, dass er sehr empfindsam ist und ihm bei Konflikten schnell Tränchen in die Augen steigen. Aber sie schafft es immer, ihn aufzufangen und ihm positiv zu begegnen. Das ist auch nicht schwierig, wenn der Doppelgänger gerade sichtbar ist. Dann sind auch die Eltern überglücklich und kommen wunderbar mit dem Jungen zurecht. Leider ist das zuhause nur selten der Fall. Es ist sicherlich in Ordnung, dass sich der Junge zuhause, wo er sein Auffangnetz hat, anders verhält als draußen. Das ist einerseits ein gutes Zeichen. Andererseits müssen auch Kinder lernen, dass sie nicht all ihren Frust zuhause abladen können und die Eltern auch Gefühle haben. Dem Jungen fehlt dieses Gespür noch. Dass der Doppelgänger existiert, zeigt aber, dass Fähigkeiten da sind, die gefördert werden sollten. Im Interesse der Eltern und des Jungen. Denn wenn zuhause alle Familienmitglieder freundlich und rücksichtsvoll miteinander umgehen, ist es doch gleich viel schöner.

* Entwicklungsgespräch über den Großen am 13. Juli 2015.

Samstag, 27. Juni 2015

Windelfreie Kleine

Die Kleine ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Ihre gesamte Entwicklung verläuft leichtfüßiger, weniger verbissen und unkomplizierter als die des Großen. Das rasante, selbstbestimmte und unerwartete Trockenwerden der Kleinen hat uns jetzt völlig überrascht. Sie ist gerade innerhalb von nicht einmal 3 Wochen im Alter von 25 Monaten trocken geworden, sogar zum Mittagsschlaf, und auch nachts trägt sie sicherlich bald keine Windel mehr. Und sie hat das selbst so entschieden, ohne jegliche Einwirkung von außen. Wir haben sie lediglich in ihrem Weg unterstützt. Aber der Reihe nach.

Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass das Sauberwerden eines Kindes eine Frage der Gehirnentwicklung ist. Jedes Kind ist anders und man sollte jedem Kind die Zeit lassen, die es benötigt, ohne es unter Druck zu setzen. Gleichzeitig aber auch die Anzeichen erkennen und es darin unterstützen, wenn es keine Windel mehr will. Gar nicht so einfach. Von einer Konditionierung à la jede Stunde auf's Töpfchen setzen halte ich überhaupt nichts und mich schaudert bei dem Gedanken, dass dies andere Eltern aus meiner Umgebung praktizieren.

Im Falle der Kleinen war es so, dass sie schon länger freiwillig auf die Toilette ging. Wir haben einen Familientoilettensitz, mit dem wir sehr zufrieden sind und der sich schon beim Großen bewährt hat. Da sie ihren Bruder oft beim Toilettengang beobachtet hat, war der Schritt, sich selbst auch mal darauf zu setzen, nicht sehr groß. Anfangs ging sie noch auf die kleine Kindertoilette, aber diese wird jetzt meist nur noch als Tritt benutzt;).

In den letzten Monaten hatte sie immer seltener in die Windel gekackert, sondern das große Geschäft ziemlich zuverlässig zuhause oder in der Kita auf der Toilette gemacht. Sie konnte auch manchmal "auf den Punkt" kackern. Das ließ schon ein frühes Trockenwerden erwarten, aber niemals hätte ich etwas forciert. Wir ließen dann ab und zu die Windel weg, aber es ging noch viel daneben und irgendwie merkte ich, dass sie noch nicht soweit war. Die Erzieher in der Kita sprachen uns schon vor einiger Zeit an, ob wir es nicht versuchen wollten, aber das lehnte ich noch ab, da mir das letzte Klick bei ihr fehlte. Seit Ende Mai wollte sie dann explizit keine Windel mehr tragen. Sie wehrte sich vehement und wir ließen die Windel an dem relevanten Wochenende tagsüber weg. Montags sagten wir in der Kita Bescheid, dass sie keine Windel mehr möchte, deponierten viel Wechselwäsche dort und nahmen in der ersten Woche pro Tag 1-2 Garnituren Wäsche mit nach Hause. In der zweiten Woche war es schon viel weniger und die Erzieher ließen sie dann auch im Garten windelfrei. Zuhause passierte es manchmal, dass sie "pullern" sagte und in dem Moment schon einpullerte. Oft konnte sie aber auch anhalten, eine Fähigkeit, die beim Großen später kam. Sie geht auch immer öfter allein auf die Toilette und ruft dann erst, wenn sie fertig ist.

An den Wochenenden ließen wir sie dann auch zum Mittagsschlaf ohne Windel und es ging nicht ein Mal schief. Auch die Nachtwindel blieb immer öfter trocken. Ganz ehrlich, wir waren völlig verblüfft. Am Mittwoch, 24.6., probierte die Kita erstmals den windelfreien Mittagsschlaf aus  - erfolgreich. Am Nachmittag sagte die Erzieherin der Kleinen zu mir: "Für uns ist die Sache durch. Habt ihr super gemacht!" Natürlich war es nicht unser Verdienst, sondern die Kleine hat es super gemacht, wir haben nur auf ihre Zeichen geachtet und sie darin unterstützt, was sie selber wollte. Nun folgt noch das Weglassen der Nachtwindel und dann können wir uns diesen finanziellen Posten sparen;) Und das Gepäck auf Reisen wird erfreulicherweise auch kleiner.

Noch eine kurze Rückschau zum Trockenwerden des Großen: er wurde mit ca. 2 1/4 Jahren trocken, allerdings anders als die Kleine. Zuhause wehrte er sich mit Händen und Füßen gegen alles, was wir völlig ohne Druck mit ihm ausprobieren wollten. Auf die Kindertoilette mochte er sich meist nicht mal draufsetzen. Bei ihm war zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Reife und Bereitschaft in dieser Hinsicht für uns zu bemerken. Er sträubte sich zwar schon lange gegen das Wickeln, das genau wie bei der Kleinen ab Stehalter nur noch im Stehen zugelassen wurde. Aber die Windel weggelassen hätte ich bei ihm noch nicht, da er mir insgesamt viel zu wenig kooperierte und nichts bzw. das Gegenteil dessen tat, was nach seinem Verständnis seine Bezugspersonen von ihm erwarteten (siehe autonome Kinder). Dagegen war er in der Kita immer schon sehr angepasst und der Toilettengang war kein Problem. Seine Erzieherin erkannte, dass es für sie als Außenstehende leichter als für uns wäre, ihn darin zu unterstützen und fing an, die Windel in der Kita wegzulassen. Der Prozess dauerte aber bei ihm viel länger, die Mittagsschlafwindel blieb noch lange dran und die Nachtwindel ist bis heute jede Nacht voll. Es wird so kommen, wie ich es schon vor einiger Zeit prophezeite, dass die 2-Jährige nachts windelfrei sein wird und der 4-Jährige nicht. Ändern können und wollen wir das nicht.

Meiner Einschätzung nach ist er durch die Kita-"Konditionierung" trocken geworden, weil er in der Kita, im Unterschied zu zuhause, beweisen will, was er alles kann und sich den "Anforderungen" problemlos fügt. Diese Ambitionen hat er zuhause nicht, im Gegenteil, und deshalb wäre es für uns in diesem Alter unmöglich gewesen, ihn beim selbstbestimmten Trockenwerden zu unterstützen. Noch heute habe ich manchmal das Gefühl, dass er eigentlich selbst immer noch keine richtig bewusste Beherrschung seiner Blasenfunktion hat. Deshalb auch das nächtliche Nasswerden. Daneben fehlt auch der Wille bei ihm, es zu schaffen bzw. es hat keine Priorität, das trifft es vielleicht eher. Sorgen mache ich mir darüber noch nicht, wir haben noch Zeit, aber die Unterschiede zur Kleinen zeigen sich eben auch in diesen Bereichen.

Ich freue mich jedenfalls, dass wir jetzt zwei so gut wie trockene Kinder haben, was wieder ein weiterer Schritt hin zur zunehmenden Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Kinder von uns ist. Wie rasant es bei der Kleinen in so einem frühen Alter und auf eine so andere Weise als beim Großen nun kam, darüber kann ich nur staunen.

Samstag, 13. Juni 2015

Die erste Kitareise des Großen im Juni 2015

Hier bei uns ist es üblich, dass schon in der Kitazeit die erste mehrtägige Reise durchgeführt wird. Für den Großen war es nun, mit 4 1/4 Jahren, zum ersten Mal soweit und er fuhr mit seiner Gruppe und den älteren Kitakindern für 4 Tage in ein Feriendorf an einem See, ca. 1 Stunde von zuhause entfernt. Seit er etwas über 3 Jahre alt ist, übernachtet er ab und zu bei den Großeltern und hatte als Vorbereitung für die Reise schon im Februar eine Piratennacht in der Kita. Trotzdem, und dies sei gleich vorweggeschickt, halte ich persönlich es für eine zu lange Zeit. Von Montag bis Freitag unterwegs zu sein, in einer großen, wilden und lauten Gruppe, ohne Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten ist nicht nur für einen 4-Jährigen eine enorme Anstrengung.

Aber der Reihe nach. Am Montag 8.6. brachten wir ihn ganz normal zu 8:15 Uhr in die Kita. Mit seinem großen Reisekoffer und kleinem Rucksack marschierte er stolz durch die Straßen. Uns war etwas mulmig. Das Packen war ein enormer Aufwand gewesen. Für jeden Tag musste ein separates Paket gepackt werden. Überall Namensaufkleber rauf, ich habe eine Bestandsliste geschrieben und alle Teile fotografiert, zur Sicherheit. Das Abgeben am Morgen war etwas turbulent, die Kinder klammerten alle und die Kleine war ziemlich durcheinander. Wir verabschiedeten uns vom Großen und mein Mann musste dann noch die schreiende Kleine übergeben. Gegen 9 Uhr fuhren die Kitareisenden mit Bussen ins eine Stunde entfernte Feriendorf. Über die WhatsApp-Gruppe informierten uns die Erzieher über die Erlebnisse und schickten viele Fotos. Am Nachmittag waren die Kinder dann schon am See.


Am zweiten Tag (Di 9.6.) machte die Gruppe eine Kutschfahrt, am dritten Tag (Mi 10.6.) eine Waldwanderung. Außerdem gab es "Post" von den Eltern, wir hatten alle eine beschriebene Karte mit Grüßen an unser Kind mitgegeben, die die Erzieher vorlasen. Am vierten Tag (Do 11.6.) bekamen wir gar keine Informationen oder Fotos. In dem Camp gibt es einen Kindertierpark, einen Reitplatz und einen Naturerlebnispark, es liegt direkt am See und Boote sind auch vorhanden. Es wird sicherlich nicht langweilig gewesen sein, allerdings weiß man ja, wie mühsam es manchmal ist, viele Stunden mit Kindern zu füllen, und es wird, denke ich, viel Wartezeit und Leerlauf dabeigewesen sein. Am Freitag 12.6. erfolgte nach dem Frühstück die Rückfahrt. Gegen 11 Uhr durften die Kinder vor der Kita in Empfang genommen werden. Mein Mann, der freitags frei hat, holte den Großen ab. Die beiden gönnten sich noch eine Leckerei in einem Cafe, gingen dann nach Hause, es gab ein Willkommensgeschenk und dann wurde Mittagsschlaf gemacht. Als ich von der Arbeit kam, holte ich die Kleine von der Kita ab und wir fuhren bis abends in unseren Garten.

Mein Mann hatte mir zwischendurch schon berichtet, dass der Große gleich wieder sein gewohntes Meckerverhalten gezeigt hatte und kaum etwas von seinen Erlebnissen preisgab. Der Nachmittag bestätigte das. Ich versuchte auf jede erdenkliche Weise, ein paar Eindrücke aus dem Großen hervorzulocken, aber er reagierte so gut wie gar nicht. Es wirkt immer, als wäre alles schon wieder komplett gelöscht. Wir kennen dieses Verhalten von ihm, aber es ist immer wieder betrüblich. Aus der WhatsApp-Gruppe kamen Nachrichten begeisterter Eltern, deren Kinder wie Wasserfälle plauderten und alles haarklein erzählten. Nicht so bei uns. Er verhielt sich, als wäre nichts gewesen, suchte zwar immer wieder Ruhe und Rückzug, war aber überhaupt nicht kuschelig, weich oder anschmiegsam, wie man es sich nach so einer Reise vielleicht wünschen würde.

In einigen Konfliktsituationen verhielt er sich genauso unnachgiebig, kompromisslos und schnell gekränkt wie üblich. Erstaunlich, wie rasant er von der extremen Anpassung der letzten Tage umschalten kann auf "Normalbetrieb". Gegen Abend hin gab er dann auch einige neu gelernte Ausdrücke zum Besten (die er hoffentlich schnell wieder vergisst), klagte über die Schmerzen seiner leider sonnenverbrannten Schulterpartie und war nicht nur uns, sondern dann auch der Kleinen gegenüber nicht auf Kuschelkurs. Zwar sind wir es so von ihm gewöhnt, aber das macht es nicht unbedingt leichter. Ein Kind, was uns weder an seinen schönen Erlebnissen teilhaben lässt noch sich wieder freudestrahlend und sehnsüchtig ins familiäre Nest integriert, verlangt schon eine große Portion elterliche Toleranz. Unsere Erwartungshaltung oder Hoffnung ist eben doch immer wieder eine andere, auch wenn wir es eigentlich besser wissen müssten.

Mein Fazit:
Wie hier und hier schon öfter beschrieben, war es für uns wieder eine traumhaft entspannte Ein-Kind-Zeit. Die morgendliche Routine funktionierte wesentlich reibungsloser und ruhiger mit der kooperativen Kleinen, die im Gegensatz zum Großen sich bereitwillig anzieht und zur Tür geht, wenn wir los müssen. Das Abholen war ebenfalls sehr harmonisch und die Nachmittage, die sonst immer vom Zerreißen zwischen den verschiedenen Bedürfnissen und Launen der Kinder geprägt sind, verliefen absolut einvernehmlich und fröhlich. Einen Nachmittag zelebrierte mein Mann einen Papa-Tochter-Nachmittag und ich konnte zu einer sonst utopischen Uhrzeit auf dem Balkon sitzen und schreiben. Das war herrlich! Auch die Abende verliefen ruhig und lustig. Man merkte, wie die Kleine es genoss, dass sich alle mal auf sie konzentrierten, muss sie doch sonst oft hinter dem fordernden Großen zurückstecken. Und wir wiederum merkten, wieviel in ihr steckt und was für ein tolles Wesen sie hat. Besonders für meinen Mann war das wieder eine schöne Erkenntnis, da er sie sonst zumeist eher mit Kreischerei und Zickerei in Verbindung bringt, obwohl ich ihm immer wieder sage, dass das überwiegend aus dem Zusammentreffen mit dem Großen entsteht. Die Abwesenheit des zweiten Kindes wirkt sich auch sofort auf das Nervenkostüm und die körperliche Verfassung aus. Der ständige fiese Magendruck, mit dem ich sonst zu kämpfen habe, glänzte in diesen Tagen durch Abwesenheit. Ich beschreibe es immer wie ein permanent überspanntes Seil, was auf einmal gelockert wird. Das ganze Leben ist gleich soviel lockerer, leichter und lustiger. Da die Kleine ja noch nicht alleine verreist, werden wir noch lange Zeit nicht wissen, ob das aus dem Fehlen des Großen mit seinem anstrengenden Charakter resultiert oder generell aus der Abwesenheit eines Kindes.

Emotional war es anfangs schwierig für mich. Jedes Foto, jede Nachricht bescherten mir einen Kloß im Hals und ein Tränchen im Auge. Nach 2 Nächten hätte der Große von mir aus zurückkehren können und ich halte die 4 Tage wirklich für viel zu lang. Es ist schon ein Unterschied, ob man das Kind bei den Großeltern betreut weiß, mit Exklusivbetreuung und -versorgung und zwar anderen, aber wenigstens individuell auf das Kind ausgerichteten Maßstäben. Wenn er bei den Großeltern ist, mache ich mir fast keine Sorgen und vermisse ihn eigentlich auch nicht. Bei so einer Reise allerdings, mit dem Gruppenzwang, den fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, der ständigen Anpassung und Unterdrückung emotionaler Belange, mache ich mir deutlich mehr Gedanken um ihn und habe mich oft gefragt, wie er bestimmte Momente bewältigt. Ich spüre dann viel mehr, dass ich ihn dort nicht beschützen und auffangen kann, wie ich es zuhause immer mache. Das bereitete mir anfangs große Schwierigkeiten und ich war die ersten Tage richtig traurig. Nach und nach wurde es etwas besser.

Es entstand für mich erstmals ein deutlicher Zwiespalt zwischen dem eigenen Wohlfühlen in der Ein-Kind-Situation und den Gedanken und Sorgen um das physische und psychische Wohl des Großen. Letzteres war bei den bisherigen Übernachtungsbesuchen des Großen bei den Großeltern nicht der Fall gewesen und ich fühlte mich vor allem am Anfang sehr zerrissen. Er ist eben noch sehr klein und benötigt nicht nur Unterstützung bei den alltäglichen Dingen, sondern vor allem auch emotionales Feedback. Auch wenn er das vielleicht selbst nicht merkt oder annehmen will. In der ersten Nacht zuhause weinte er zweimal, was er sonst nie macht. Er verarbeitet also schon auf seine Weise.

Für mich ist es enorm schwierig, direkt hinterher nichts zu erfahren. Beim Abholen ist dafür verständlicherweise keine Gelegenheit. Für Eltern von Kindern, die von selbst nichts erzählen, ist es ziemlich schwer erträglich, so in der Luft zu hängen. Ich hoffe, dass bald Entwicklungsgespräche in der Gruppe des Großen stattfinden. Diese sind extra auf die Zeit nach der Kitareise verschoben worden, damit diese mit einfließen kann. Ich bin gespannt, was wir dann erfahren werden. Vielleicht gibt der Große bis dahin häppchenweise noch ein wenig mehr preis. Und sollte ein Feedback der Eltern gewünscht sein, werde ich auf jeden Fall für eine kürzere Dauer plädieren, zumindest für dieses junge Alter. Auch wenn die seltenen Ein-Kind-Zeiten bei uns sehr willkommen und entlastend sind.

Nachtrag:
Ein paar Tage später habe ich mit seiner Bezugserzieherin ein längeres, lockeres Gespräch geführt, in dem sie mir erzählte, dass der Große immer gut drauf, immer fröhlich und unkompliziert gewesen sei und nach ihrer Einschätzung viel Spaß gehabt hatte. Überhaupt hätten sich alle Kinder unglaublich entwickelt und an Selbstvertrauen gewonnen. Für die Erzieher wären es trotzdem anstrengende Tage gewesen, verständlicherweise.

Samstag, 30. Mai 2015

Erstes Entwicklungsgespräch über die Kleine

Gestern fand nun endlich in der Kita das erste Entwicklungsgespräch über die Kleine statt. Sie ist jetzt genau 1 Jahr dort und wegen diverser Personalwechsel, vieler neuer Eingewöhnungen etc. kam es erst jetzt zum ausführlichen Gespräch. Es dauerte etwas über eine Stunde, war also sehr ausführlich und insgesamt vom Informationsgehalt und der Atmosphäre her durchgehend erfreulich und angenehm. Passenderweise hat Mama Notes heute auch diesen Beitrag über ihre Entwicklungsgespräche veröffentlicht, der mir half, zu vergleichen und einzuordnen.

Die Bezugserzieherin berichtete anhand eines Entwicklungsbogens über Fähigkeiten und Interessen der Kleinen, Begebenheiten in der Kita, Freundschaften und das Verhalten insgesamt. Vieles konnten wir bestätigen, einiges ist zuhause anders, aber das ist ja normal. Die Diskrepanz zwischen dem Verhalten zuhause und in der Kita ist aber generell bei ihr nicht so extrem, wie sie beim Großen lange Zeit war. Überrascht war ich gleich am Anfang, dass die Erzieherin die Kleine eher zu den ruhigeren, introvertierten Kindern zählte. Klar, sie ist keine Rabaukin, aber doch bei uns wunderbar lebhaft, fröhlich und definitiv die Extrovertierteste in unserer eher introvertierten Kernfamilie. In der Kita ist sie kein lautes Kind, sondern beobachtet gern und saugt vieles in sich auf. Sie ist sehr aufmerksam, kennt die Abläufe und Rituale und lebt diese mit. Sie ist sehr schnell in ihren Reaktionen und Handlungen, erkennt Zusammenhänge, "auch wenn sie ihr nicht gefallen", und weiß genau, wann was von ihr gefordert wird. Allerdings zeigt sie immer wieder ihren starken Willen, und wenn sie etwas nicht will, dann will sie nicht. Laut Erzieherin muss man sie dann in Ruhe lassen, bis sie von sich aus wieder auftaut. Gut, das mache ich zuhause nicht, ich lasse meine Kinder nie in ihren Emotionen allein, aber in der Kita ist das verständlicherweise etwas anderes. Und die Kinder können ja auch zwischen Kita und Zuhause differenzieren.

Sie ist gut integriert in die Gruppe, zeigt überhaupt keine aggressiven Handlungen wie Hauen, Beißen, Treten, wehrt sich aber vehement, wenn andere Kinder ihr Dinge wegnehmen und setzt auch ihre Interessen durch. Dies ist ein deutlicher Unterschied zum Großen, der es in der Kita und überhaupt mit anderen Kindern meist überhaupt nicht schaffte, seine Grenzen zu wahren und seine Interessen durchzusetzen. Dadurch staute sich soviel Unmut an einem Kitatag in ihm an, dass diese Emotionen immer explodierten, wenn ich ihn abholte. Das ist eigentlich erst im letzten halben Jahr bei ihm besser geworden. Die Kleine ist da anders, und das merkt man auch an ihrem Verhalten beim Abholen. Sie kann sich auch gut verständlich machen, was es nicht nur uns, sondern auch den Erziehern relativ leicht macht, mit ihr adäquat umzugehen. Wenn sie allerdings trotz aller Versuche selten einmal nicht verstanden wird, dann wird sie sehr wütend. Das scheint in der Kita genauso zu sein wie zuhause.

Sie ist sehr musikalisch, tanzt und singt gern, kennt viele Liedtexte, hat Rhythmusgefühl und beim Kitasport viel Spaß. Sie beschäftigt sich ruhig, nimmt Angebote bereitwillig an und kann sich auch länger mit Dingen wie Kneten, Malen, Basteln aufhalten. Zuhause ist sie da eher der Unruhegeist. Sie hält sich liebend gern bei der nächstgrößeren Gruppe, in der der Große ist, auf, und hängt sich da ohne Scheu an seine Freunde ran. Dann erzählte die Erzieherin ein paar Anekdoten von der Kleinen und ihrer besten Freundin, von der wir bis vor kurzem noch gar nichts wussten, weil sie zwar alle anderen Kinder zuhause benannte, nur nicht die "beste Freundin". Sie scheint wirklich mit einem Mädchen, das ein halbes Jahr älter ist als sie, aber ähnlich ruhig (in der Kita) ist, ganz dicke zu sein. Sie versorgen sich mit Essen, schauen sich zusammen auf dem Sofa Bücher an und das Lustigste: sie müssen immer zusammen auf die Toilette gehen. Es gibt im Wickelraum 4 Töpfchen und 2 Kindertoiletten, und wenn die Kleine auf die Toilette will, kämpft sie immer dafür, dass ihre Freundin auf der Toilette neben ihr Platz nimmt. Da werden sogar ältere Kinder beiseite gedrängelt. Die Vorstellung ist echt süß, und manchmal möchte man Mäuschen spielen. Ich habe die beiden, ehrlich gesagt, noch nie zusammen spielen gesehen und die Kleine erwähnt sie auch kaum, aber es scheint wirklich die erste richtige Freundin für sie zu sein. Die Mama sprach mich sogar schon mal an, ob wir sie mal besuchen wollten, da war ich völlig überrascht, da ahnungslos. Ich finde es total schön, wenn sie eine vom Temperament her ähnliche Seelenfreundin gefunden hat. Auch mit 2 Jahren braucht man sowas schon!

Traurig wurde ich allerdings, als die Erzieherin berichtete, dass die Kleine doch anscheinend länger, als wir dachten, gebraucht hatte, um richtig in der Kita anzukommen und sich nicht mehr gegen die fremde Umgebung und die unbekannten Menschen zu sträuben. Richtig besser war es wohl erst im Frühherbst 2014 geworden, obwohl sie seit Mai in der Kita war. Irgendein Hebel hätte sich auf einmal umgelegt und ab dann war sie fröhlich und hatte Spaß. So ist das ja immer, es muss Klick machen und das kann man nicht erzwingen. Wir hatten allerdings den Eindruck gehabt, dass es nach den ersten doch eher schwierigen Wochen langsam aufwärts gegangen war. Zumindest war uns damals nichts Gegenteiliges berichtet worden, und ihr Verhalten nach der Kita war auch um vieles positiver als seinerzeit beim Großen. Heute aber mussten wir hören, dass sie wirklich viel geweint hatte und manchmal gar nichts half, so dass sie teilweise vormittags aus Erschöpfung einschlief. Das schockierte mich wirklich sehr und mein Herz blutete noch nachträglich.

Ich merkte an, dass sie aber auch eine "wirklich beschissene Eingewöhnung" gehabt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war die Personalsituation sehr schlecht und gerade die Kleinsten hingen in der Luft. Die damalige Bezugserzieherin der Kleinen in der Eingewöhnung war eine völlig überforderte, als Erzieherin ungeeignete Person, die die Gruppe aus der Not heraus kurz vorher übernommen hatte und teilweise nicht mal die Namen der Kinder kannte. Sie hatte keine Struktur, keine Wärme und keinen Spaß an ihrem Job, meldete sich ständig krank und kündigte kurz darauf. Die Chemie zwischen der Kleinen und ihr stimmte von Anfang an überhaupt nicht und nichts, was sie tat, konnte die Kleine auffangen. Dann war sie endlich weg und das Loch wurde durch Springer gestopft, so dass überhaupt keine Kontinuität gewährleistet war. Hinzu kam eine Schließwoche nach 2 Wochen Eingewöhnung, die uns auch nochmal zurückwarf. Es war eine wirklich schwierige Situation, in der alle betroffenen Eltern sehr unzufrieden mit der Kita waren und diese Missstände auch immer wieder mokierten.

Ab August 2014 kam Stabilität in die Gruppe durch eine erfahrene Erzieherin (ihre jetzige Bezugserzieherin) und eine neu hinzugekommene Sozialpädagogin, die sich beide sehr herzlich um die Kinder kümmern (auch wenn die Sozialpädagogin an ihrem Umgang mit den Eltern noch arbeiten muss). Diese schafften es, der Kleinen den wohl sehr ausgeprägten Trennungsschmerz zu erleichtern, so dass sie endlich im Kitaalltag ankam. Das hatte ich tatsächlich nicht gewusst, dass es so langwierig gewesen ist. Man sagt ja immer, die zweiten Kinder tun sich leichter mit der Fremdbetreuung, zumal in der Kita des Geschwisterkindes, die sie schon kannte, aber beide Kinder litten gleichermaßen unter einem enormen Trennungsschmerz und wenn ich es recht bedenke, hat das endgültige Ankommen im Kitaleben mit ca. 5 Monaten bei der Kleinen fast ebenso lange gedauert wie beim Großen (wobei es bei ihm eine andere Situation war, weil er die Kita nochmal wechselte). Ein enormes Problem bei beiden Kindern war sehr lange die vormittägliche Müdigkeit, die sich immer durch Geschrei Bahn brach. Soweit ich mich erinnere, bekamen wir auch in der ersten Zeit das Feedback, dass die Kleine vormittags sehr unleidlich, nach dem Mittagsschlaf aber fröhlich war. Ich denke also, dass es eine Kombination aus mehreren Faktoren war, die es der Kleinen anfangs schwer machten. Zum Glück ist das alles überstanden.

Lustig fand ich, dass die Kleine wohl ähnlich wie der Große eine Sauberkeitsfanatikern zu sein scheint und immer, wenn jemand am Tisch kleckert, dieses sofort weggewischt haben will. Im Bad ist sie immer eine der ersten Kinder, die sich ausziehen, und sie zieht sich auch schon fast selbstständig wieder an. Ihr Essverhalten ist eher ungewöhnlich; sie isst Speisen, die die meisten anderen Kinder verschmähen, und typische Kindergerichte isst sie wiederum nicht. Insgesamt ist sie keine gute Esserin, wie zuhause auch.

Zum Schluss wurden noch die beiden problematischen Aspekte seitens der Kita und unsererseits angesprochen. Ihr Laufverhalten bei Spaziergängen ist schwierig (siehe dieser Beitrag). Sie läuft eben einfach keine Strecken. Ich fühlte der Erzieherin mal ein wenig auf den Zahn, wie oft die Gruppe denn spazieren würde. Bisher eher selten, es soll eben nur als Vorbereitung auf längere Ausflüge später mal geübt werden. Außerdem fragte ich, ob denn die gesamte Gruppe mitgehen würde und die jüngeren Kinder besser laufen würden. Da stellte sich heraus, dass sie nur mit den älteren Kindern geht und die Kleine von diesen die drittjüngste ist. Außerdem berichtete ich, dass die Kleine eigentlich generell sehr aktiv ist, im Kitagarten, nachmittags auf dem Spielplatz und in unserem eigenen Garten stundenlang hin- und herläuft, nur eben nicht gern "stupide" längere Strecken läuft. Außerdem ist es für sie attraktiver, im Kitagarten zu bleiben, wo ihr Bruder und dessen Freunde spielen. Die Erzieherin sah ein, dass man sowieso nichts erzwingen kann, dass sie noch sehr klein ist und es außerdem eine Typsache ist. Ich gab ihr noch ein paar Tipps, wie man die Kleine ein wenig animieren kann, aber das ist mit 10 Kindern natürlich schwierig. Im Großen und Ganzen gab sie uns Recht, dass dafür noch ein wenig Zeit ist und war zufrieden, als sie merkte, dass wir bereit sind, mit der Kleinen auch unsererseits ein bisschen zu "üben".

Ich sprach noch an, dass wir seit einiger Zeit das Gefühl haben, dass die Kleine mittags in der Kita zu lange schläft. Es dauert abends unter der Woche oft eine Stunde, bis sie eingeschlafen ist, obwohl ich die Kinder nachmittags noch über den Spielplatz jage. Am Wochenende, wenn sie mittags zuhause kürzer schläft, sind wir abends wesentlich schneller fertig. Ich vermute, dass sich ihr Schlafbedürfnis geändert hat und bat darum, darauf zu achten, dass sie nicht länger als etwas über eine Stunde schläft und vielleicht als eine der Letzten hingelegt wird. Grundsätzlich zeigte sich die Erzieherin da kooperativ, auch wenn ihrerseits natürlich ein Interesse an einem langen Mittagsschlaf besteht. Ich habe aber unsere Perspektive sehr deutlich gemacht und ich glaube, das war mal nötig.

Insgesamt war das Gespräch sehr spannend, informativ und einvernehmlich. Wir erzählten zwischendurch auch kleine Episoden von zuhause, von ihren Eigenheiten und Unterschieden zu ihrem Bruder. Es wurde deutlich, dass sich die Kleine in der Kita schon auch ein wenig anders verhält aus zuhause, aber nicht so extrem wie der Große. Ein Bewerten und Einstufen mit dem Ziel, Mängel in der Entwicklung zu konstatieren, wie es Mama Notes beschreibt, fand in der Form nicht statt oder ich habe es nicht so empfunden, obwohl ich auf so etwas sehr empfindlich reagiere. Aber das ist meiner Meinung nach stark erzieherabhängig. Erzieher sind so unterschiedlich und ich habe schon die verschiedensten Erzieherpersönlichkeiten erlebt. Ich wundere mich immer wieder, dass all diese Menschen, die so verschieden mit Kindern umgehen, die gleiche Ausbildung mit den gleichen Grundsätzen durchlaufen haben. Der Schritt vom sachlichen Vergleich mit anderen Kindern hin zu einer Bewertung ist kurz und nur mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung zu umgehen. Mit der Bezugserzieherin des Großen haben wir da sehr viel Glück und auch die Erzieherin der Kleinen ragt als positives Beispiel heraus. Wobei Letztere tendenziell eher die Eltern in der Verantwortung für das Ändern von Verhaltensweisen sieht, mit denen in der Kita "Probleme" bestehen. Was das betrifft, stimme ich Mama Notes grundlegend zu, wenn sie schreibt: "... daran können die Erzieherinnen arbeiten – ihm das anzubieten, ihn zu leiten, ihn aufzufangen. Aber doch nicht mein Kind! Mein Kind verhält sich genauso, wie es ist, wie es sich fühlt und was es vermag." Eltern können da wenig ausrichten, vor allem, wenn sie einen vermeintlichen Mangel (z.B. Schüchternheit) verständlicherweise gar nicht als solchen sehen oder sich die Situation zuhause ganz anders darstellt. Da ist die Kita gefragt, und gute Erzieherinnen wissen das.

Die Kleine wechselt zusammen mit ca. 10 anderen Kindern aus ihrer Gruppe und ihrer Bezugserzieherin ab August 2015 in den kleinen Elementarbereich. Das wird nochmal eine größere Umstellung für sie. Ich hoffe, dass sie mit ihrem gesteigerten Selbstbewusstsein, ihrem starken Willen, ihrer Durchsetzungsfähigkeit und ihrer Freundin diese gut meistern wird.

Mittwoch, 22. April 2015

Störenfriede in der Kita

Heute kam ich in den Garten der Kita, um meine Kinder abzuholen, und da saßen beide nebeneinander auf dem Boden, ihnen gegenüber hockten die beiden Störenfriede aus der Gruppe des Großen und der Große weinte. Die Kleine fing dann auch an, als sie mich sah. Ich nahm die beiden erstmal in den Arm und tröstete sie ausgiebig, fragte den Großen auch immer wieder, was passiert sei. Er sagte, der eine der beiden hätte ihn gehauen. Ich weiß natürlich nicht, was dem vorausging; da aber die beiden Jungs schon dafür bekannt sind, andere Kinder permanent und grundlos zu ärgern, der Große mir das auch schon mehrfach berichtet hatte und er seinerseits kein Kind ist, welches andere Kinder irgendwie provoziert oder piesackt, gehe ich mal von einem grundlosen Hauen aus. Eine ähnliche Situation hatte ich selbst schon einmal im Kitagarten beobachtet. Normalerweise ist einer der beiden der Ärgere, diesmal war es aber wohl der Andere.

Ich war ziemlich wütend, weil dem schon mehrere Gespräche mit dem Großen, in denen wir ihm Strategien nahelegten, wie er diesen Jungs begegnen soll, sowie Gespräche mit seiner Erzieherin, der das Problem bekannt ist, vorausgegangen waren. Der Große verliert über kein anderes Kind aus seiner Gruppe auch nur ein einziges negatives Wort; nur diese beiden waren in letzter Zeit immer wieder Thema. Wir haben ihm eingetrichtert, wie er sich in solchen Situationen verhalten soll, und trotzdem hockte er wie ein Kaninchen vor der Schlange vor den Jungs, die ihn ärgerten. Seine Erzieherin war nicht in der Nähe. Ich faltete erstmal vor lauter Wut die beiden kleinen Peiniger. Da geht mir echt die Hutschnur hoch, wenn zwei einen Kopf kleinere (gleichaltrige) Jungs meinen Sohn (und andere Kinder) immer wieder piesacken. Sie waren auch ganz perplex.

Dann gingen wir zu seiner Erzieherin. Sie sah mir schon an, dass irgendwas vorgefallen war. Ich schilderte ihr die Situation und sie versprach mir sofort, das Thema morgen beim Morgenkreis noch einmal anzusprechen (wurde wohl schon problematisiert). Sie sagte, es ist ihr bewusst und sie will in Zukunft noch stärker darauf achten, den Störenfrieden Einhalt zu gebieten und die zurückhaltenden Kinder dabei zu unterstützen, Verhaltensstrategien zu entwickeln. Als ich die Kita verließ, sah ich, wie sie mit der Mutter des einen der beiden Jungen sprach. Danach winkte sie mich aus dem Garten noch einmal zu sich und berichtete mir, dass sie die Mutter auch gebeten habe, sich ihren Sohn zur Brust zu nehmen und ihr gesagt hat, dass das Problem morgen in der Kita angesprochen wird. Das fand ich sehr nett und prompt reagiert.

Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht. Wir haben den Großen beim Abendbrot wieder einmal gebrieft, wie er sich verhalten soll, wenn ihn jemand ärgert. Er soll deutlich machen, dass sie mit ihren Attacken aufhören sollen, und dann soll er seinerseits die Situation verlassen (entweder woanders hin oder zu einer Erzieherin gehen). Er will das auch morgen im Morgenkreis deutlich sagen. Ich hoffe nur, dass seine Erzieherin ihn und die anderen betroffenen Kinder auch entsprechend unterstützt und beschützt. Er ist eben kein Charakter, der sich laut wehrt (außer zuhause) oder in die Offensive geht. Trotzdem muss er dies Schritt für Schritt lernen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr es einen ängstigt, wenn man einem oder mehreren Peinigern scheinbar hilflos ausgeliefert ist. Das will ich ihm in der Kita weiß Gott noch ersparen.

Was macht ihr in solchen Fällen? Oder wie gehen die Erzieherinnen unter meinen Lesern mit solchen Vorkommnissen um?

Ergänzung vom 23. April 2015:
Als ich heute kam, saß der Große mit seinen besten Freunden und der Kleinen zusammen und seine Erzieherin war direkt daneben. Sie bat mich gleich zum Gespräch. Sie hatte gestern auch noch mit der anderen Mutter gesprochen, und beide Mütter zeigten sich sehr überrascht und peinlich berührt wegen des Verhaltens ihrer Kinder. Anscheinend hatten sie das wirklich nicht mitbekommen. Beide Mütter haben gestern abend mit ihren Kindern gesprochen. Heute wurde das Problem im Morgenkreis thematisiert, und es wurden die Regeln für's Sozialverhalten rekapituliert. Am Ende versprachen die beiden Jungs, mit dem Ärgern aufzuhören und eine Versöhnung (Umarmung) fand statt. Der Große war sichtlich erleichtert, berichtete seine Erzieherin. Sie nahm ihn und einen der beiden Ärgerer auch zu einer kleinen "Einzelaktion" kurz aus der Gruppe heraus, die harmonisch verlief. Sie briefte die anderen ErzieherInnen, zukünftig verstärkt auf solche Situationen zu achten. In den nächsten 2 Wochen wird sie im Urlaub sein, d.h. die anderen müssen auch Verantwortung übernehmen. Außerdem sprach sie von selbst an, dass bei der in ca. 6 Wochen anstehenden ersten Kitareise sensibel darauf geachtet werden wird. Ich war erstmal sehr zufrieden mit den Bemühungen der Erzieherin und dankte ihr sehr, betonte aber auch nochmal, dass es nicht nur meinen Sohn betroffen hatte. Der Große erzählte am Nachmittag und Abend immer wieder, wie toll er sich mit den beiden wieder vertragen habe. Nun werden wir sehen, wie es weitergeht. Ich finde es sehr gut, dass reagiert worden ist. Je früher man ansetzt, umso besser kann man vielleicht noch Einfluss nehmen.