Donnerstag, 31. Dezember 2015

Über mich, meine Reiselust und das Bloggen

Ich mag die monatliche Linkparty des Blogs Verflixter Alltag sehr gern und beteilige mich auch im Dezember wieder. Das Thema ist: "Wer bin ich?". Wir, die Personen hinter den Blogs, sollen sich einmal ausführlicher vorstellen und dadurch vielleicht begreifbarer machen, warum wir bloggen, welche Themen uns am Herzen liegen und was uns ausmacht. Anfangs wollte ich einfach die Über mich-Seite meines Blogs ein wenig ausschmücken, doch irgendetwas trieb mich, mal ausführlicher über mich als reiselustige Weltentdeckerin mit durch ein Studium untermauertem Interesse an fremden Kulturen, Sprachen, Orten, an Geschichte und Archäologie zu schreiben, damit vielleicht deutlicher wird, was ich für ein Mensch bin, was mich in meinem Leben vor den Kindern ausgemacht hat und was ich seitdem manchmal stärker, manchmal weniger vermisse. Insgesamt war ich immer ein vielseitig interessierter, aktiver Mensch, der Anregungen und Input brauchte, gleichzeitig aber auch die Ruhe und den Rückzug, um die Eindrücke zu verarbeiten. Diese Balance zu finden, war schon immer meine wichtigste Aufgabe und das ist mit den Kindern noch bedeutsamer geworden.

Nach dem Abitur (1993) ging ich als Au Pair-Mädchen nach London und verlebte dort zehn anfangs anstrengende und fremdartige, später wunderschöne, glückliche Monate in einer tollen, unheimlich gastfreundlichen Familie, in denen ich erwachsen geworden bin. Ich habe mir in London unglaublich viel angeschaut und war oft am Wochenende unterwegs. Je nach finanzieller Lage bin ich auch in die Umgebung Londons gefahren und habe viele Städte Südenglands besucht. Wochenendtrips nach Edinburgh und nach Paris waren auch dabei, das meiste davon habe ich allein durchgezogen. Während die meisten anderen Au Pairs nur "Just-for-Fun"-Sprachkurse belegten, habe ich Kurse an einer renommierten Sprachschule absolviert und zwei Prüfungen abgelegt. Ich habe das Gefühl, dass ich diese Zeit wirklich in jeglicher Hinsicht intensiv genutzt habe und denke noch heute gern daran zurück.

Dann bin ich zum Studium zweier geisteswissenschaftlicher Fächer nach Berlin gegangen, dort mehrfach umgezogen, habe viel unternommen und an der Uni auch zusätzliche Kurse an fremden Instituten belegt. Auch in die zweite große Uni der Stadt habe ich reingeschnuppert. Ich habe ein Praktikum absolviert und bis über das Ende meines Studiums hinaus in einer Buchhandlung gearbeitet. Mein Studium hat zwar lange gedauert, aber ich habe immer gearbeitet und mich intensiv mit den Themen beschäftigt, die mich interessierten (davon ist leider nicht so viel übrig geblieben, aber es war mir ein Bedürfnis). Ich besuchte viele Museen und Ausstellungen, hörte Vorträge, ging ins Kino, entdeckte die Stadt und zog mich dann in mein kleines Refugium zurück. Im Jahr 1997 (mit 22) fuhr ich als Erfüllung eines Traums ganz allein für 2,5 Wochen nach Israel und streifte durch das Land. Eine aufregende, mit Kultur und Geschichte gespickte Zeit - und es ist alles gut gegangen. Liebend gern wäre ich später mal durch die anderen Länder des Nahen Ostens gereist, aber es hat sich leider nie ergeben, was ich jetzt sehr bedauere.


Ich war schon immer sehr reiselustig. Ein paar kleinere Reisen machte ich mit meinem damaligen Freund, der aber leider kein Reisefreund war. Auch mit meinen Eltern fuhr ich damals noch ab und zu weg. Im Jahr 1999 (ich war 25) bekniete ich meine Mutter, mit mir eine Reise durch's Baltikum bis nach Russland zu machen. Sie fuhr mit, wir machten das allerdings mit einer Reisegruppe. Es war eine superspannende Reise, auf der wir alle drei baltischen Staaten ausführlich besichtigten und am Ende in St. Petersburg ankamen, wo ich laut Familienüberlieferung entstanden bin;). Danach war ich aber immer wieder froh, allein in meiner Studentenbude zu sein und die viele Eindrücke zu verarbeiten.

Da ich in Litauen auf den Geschmack gekommen war und noch eine Feldforschung für mein Zweitfach Ethnologie absolvieren musste, entschied ich mich, über eine ethnische Minderheit Litauens zu forschen. Dafür verbrachte ich im Sommer 2000 (mit 26) fünf Wochen in Litauen, wohnte bei Freunden meiner Litauisch-Lehrerin aus Berlin, besuchte Bibliotheken und Archive und reiste in die Städte, wo noch Angehörige der Minderheit lebten. Danach erfolgte die Auswertung und das Verschriftlichen der Feldforschungsarbeit. Alles Erfahrungen, die nicht immer einfach waren, die ich aber keinesfalls missen möchte und mich sehr weitergebracht haben.


In der Zeit hatte ich auch meinen Mann kennengelernt, der ähnlich reisefreudig wie ich war und sogar schon Fernziele wie Australien und USA besucht hatte. Wir verreisten ab dann zusammen, besonders gern in den Mittelmeerraum, und machten jede Ausgrabungsstätte unsicher. Wir fuhren mit dem Auto 16 Stunden nach Italien und nach Südfrankreich, lebten im Urlaub so billig, wie es ging, und ich gönnte uns kaum einen Ruhetag. Ich weiß noch, wie wir völlig fertig aus einem zweiwöchigen Sizilien-Urlaub nach Hause kamen, weil wir jeden Tag Monsterausflüge gemacht hatten. Im Languedoc kraxelten wir auf drei Burgen am Tag hoch, was selbst meinem Mann zuviel war. Auf Rhodos, Kreta, Zypern, in der Südtürkei inspizierten wir bei Höllenhitze jede Ausgrabungsstätte. In Andalusien, auf Mallorca, Sardinien und Teneriffa saßen wir für lange Touren viel im Auto, sahen aber unglaublich viel. In Rom stiefelten wir durch jede Kirche und waren von früh bis spät unterwegs. Urlaube waren nicht zum Erholen, sondern zum Entdecken da, oft anstrengend, aber wir, zumindest ich, waren glücklich.

Nach Abschluss meines Studiums (2004) erfüllten mir meine Eltern einen großen Traum und ich konnte endlich die langersehnte Kaukasus-Reise antreten, die ich mir allein nicht hätte leisten können. So fuhren mein Mann und ich mit einer Reisegruppe für 2 Wochen durch Armenien und Georgien. Dem auf türkischem Gebiet befindlichen Berg Ararat von der armenischen Seite so nahe wie möglich zu kommen, durch den Hohen Kaukasus in Georgien zu fahren und die uralte, beeindruckende Kultur der Kaukasusvölker zu sehen, war eine unvergessliche Erfahrung. Das sind Erinnerungen, von denen ich noch heute zehre. Gern hätte ich auch noch eine Ostanatolien-Reise gemacht und an den Flanken des Berges Ararat gestanden. (Hätte ich das mal gemacht!)


Dazwischen machten wir viele kleinere Reisen, preiswerte Wochenendtrips und Pauschalreisen, wo wir meist nur am letzten Tag dem Strand einen obligatorischen Besuch abstatteten, weil es überall soviel zu sehen gab. Im Jahr 2007 reisten wir das erste Mal nach Gran Canaria, das wir beide lieben lernten, seitdem öfter besuchten und nach dem ich eigentlich - neben einer Kulturreise - die meiste Sehnsucht habe. Mit dem Großen waren wir einmal, Anfang 2013 (schwanger mit der Kleinen) auf Gran Canaria und das war wunderschön, wenn man vom Flug absieht. Natürlich konnten wir mit dem knapp 2-Jährigen kaum etwas von unseren früheren Ausflügen wiederholen. Ansonsten haben wir mit den Kindern keine weitere Flugreise gemacht, sondern uns nicht weiter als max. 2,5 Stunden im Auto von zuhause weg bewegen können.

Auch zuhause unternahmen wir vor den Kindern viel, machten oft Tagesausflüge in unsere Umgebung, Wochenendtrips, besuchten Eltern und Schwiegereltern. Wir waren aktiv und viel unterwegs. Schließlich konnten wir uns ja danach zuhause wieder ausruhen. Ich habe das wirklich genossen und hätte noch viele, sowohl nahe als auch ferne Reiseziele auf meiner Agenda gehabt. Das Reisen war ein Symbol meiner Interessen, die praktische Fortsetzung meines Studiums und damit ein Ausdruck meiner Persönlichkeit.

Vielleicht werden einige meiner Texte, die ja implizit immer wieder davon handeln, dass ich mein Leben vor den Kindern doch vermisse, durch diesen Bericht verständlicher. Dass es beileibe nicht nur ums Verreisen geht, sondern das nur ein, wenn auch charakteristischer Teil dessen ist, was mich ausgemacht hat (Kultur, Geschichte, Unternehmungen, Ruhe, Rückzug, Flexibilität etc.), wird sicher verständlich. Der Kontrast von so einem aktiven, interessierten Leben zu jetzt ist enorm. Ich merke leider auch, wie vieles in Vergessenheit gerät und das macht mich traurig. Ich weiß, dass das irgendwann wiederkommen kann. Aber ob ich dann noch derselbe Mensch bin und mich das alles noch berührt, ist die Frage. Jedenfalls habt ihr mich nun ein wenig näher kennengelernt und könnt vielleicht einiges besser nachempfinden.

Möglicherweise ist das Bloggen für mich der Versuch, meinen seit den Kindern ziemlich eingeschränkten Radius zu erweitern und nicht mehr körperlich, sondern vielmehr geistig zu reisen. Andere Auffassungen kennenzulernen, sich über Orte und Grenzen hinweg auszutauschen und dazuzulernen. Insofern hat das Reisen und Weltentdecken vielleicht mehr mit dem Blog und mir als Bloggerin zu tun, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Und deshalb habe ich es als Thema meines Beitrags zur Linkparty "Wer bin ich?" gewählt.


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, 
welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander von Humboldt

Dienstag, 29. Dezember 2015

Jahresrückblick 2015

In guter alter Fernsehtradition will ich mal unser Jahr 2015 Revue passieren lassen und für mich und für euch zusammenfassen, was sich ereignet hat. Insgesamt war es im Vergleich zu den vorherigen Jahren ein eher ruhiges Jahr mit wenigen Veränderungen. Beide Kinder waren in der Kita gesettelt, beide Eltern schon länger zurück auf ihren Arbeitsstellen und es gab keine großartigen Neuerungen. Besonders aufregend waren die erste Kitareise des Großen und besonders zermürbend der schreckliche Herbst mit unseren ständigen Krankheiten. Ich habe im Text die jeweiligen Beiträge verlinkt, so dass ihr noch einmal nachlesen könnt, was euch interessiert.

Im Januar waren wir heilfroh, dass wir die Weihnachtsschließzeit, die uns einige Nerven gekostet hatte, überstanden hatten. Außerdem ließ uns unsere Babysitterin im Stich, die Großeltern waren kurz zu Besuch und die Kinder hatten zum ersten Mal Läuse.

Im Februar hatte der Große seine erste Kita-Übernachtung und wurde danach sehr krank, so dass er den Fasching in der Kita verpasste. Danach hatte er seine U8, als deren Ergebnis wir später noch einmal zur Blutentnahme auftauchen mussten, was aber wider Erwarten sehr problemlos vonstatten ging.

Im März feierte der Große seinen 4. Geburtstag, bekam ein Fahrrad geschenkt, stieg auf und fuhr los. Das war unglaublich toll! Ich schrieb seinen Geburtsbericht, was ein sehr wichtiger Schritt zur Aufarbeitung dieses Traumas für mich war. Außerdem waren wir für ein paar Tage in unserem geliebten kleinen Ferienpark und machten unsere erste richtige Fahrradtour als Familie. Da wir mit dem Großen nie fahrradfahren konnten, weil er den Fahrradkindersitz hasste, war das tatsächlich ein großes und schönes Erlebnis für uns.

Danach, das war schon im April, war der Große noch 3 Tage bei den Großeltern und sie im Anschluss bei uns zu Besuch. Außerdem hatte die Kleine ihre U7, die bestens und so anders verlief als seinerzeit die U7 des Großen, bei der er die ganze Praxis zusammengeschrien hatte. In der Kita gab es leider die unschönen Vorfälle mit den beiden Störenfrieden, die aber gut geklärt worden sind.

Im Mai feierte die Kleine ihren 2. Geburtstag, bekam ihr erstes Laufrad und wir hatten einen schönen Tag in Karl's Erdbeerhof. Danach fuhren wir in der Kitaschließwoche wieder in "unseren" Ferienpark und der Große blieb danach noch 2 Tage bei den Großeltern. Das erste Entwicklungsgespräch über die Kleine fand statt, bei dem wir nachträglich erfuhren, dass sie sich doch schwerer mit der Eingewöhnung getan hatte, als wir mitbekommen hatten.

Im Juni fuhren mein Mann und der Große erstmals allein über Nacht weg und genossen Exklusivzeit. Danach folgte die für alle sehr aufregende allererste Kitareise des Großen, die wir mit sehr gemischten Emotionen durchlebten. Weiterhin wurde die Kleine überraschend und selbstbestimmt tagsüber trocken.

Im Juli gab es einen sehr emotionalen Tag für mich, nämlich, als die Kleine so alt war wie der Große damals, als sie geboren wurde. Das war unvorstellbar! Die Großeltern waren kurz zu Besuch. Ich besuchte mit ihr zum ersten Mal einen Musikgarten-Kurs, wir hatten ein Entwicklungsgespräch über den Großen und fuhren in unseren Ostseeurlaub, in dem wir leider Pech mit dem Wetter hatten, der aber trotzdem schön war und tatsächlich recht entspannt war.

Im August wechselten beide Kinder ihre Gruppen, die Kleine in den kleinen Elementarbereich und der Große in die obere Etage zu den "Großen". Kaum zurück in der Kita, bekamen beide Kinder die Hautkrankheit Eiterflechte und blieben eine Woche total fit und bei schönstem Wetter mit meinem Mann zuhause. Der Gruppenwechsel, verbunden mit der abrupten Abschaffung des Mittagsschlafs, hatte beim Großen eine komplette Überreizung hervorgerufen, so dass ich mit seiner Erzieherin ein klärendes Gespräch führen musste.

Im September bin ich als Scoyo-Blogliebling des Monats August ausgewählt worden, worüber ich mich sehr gefreut habe. Außerdem stillte sich die Kleine selbstbestimmt nach 28 Monaten Stillbeziehung ab. Die Folgen davon bekam ich in den nächsten Wochen zu spüren, brauchte aber lange, bis ich meinen desolaten Zustand damit in Verbindung brachte. Ich war Taufpatin bei einer befreundeten Familie. Ende des Monats fuhren wir wieder in "unseren" Ferienpark. Danach besuchte ich allein mit den Kindern die Großeltern und fuhr mit einem Fernbus zurück, was sehr heikel und aufregend für mich war, aber erfolgreich verlief.

Danach folgten im Oktober schreckliche krankheitsgeprägte Wochen, in denen die ganze Familie oft parallel krank war und wir alle auf dem Zahnfleisch gingen. Tatsächlich war das unser schlimmster Herbst seit Kitastart vor 3 1/2 Jahren. Mir selbst ging es hundeelend und ich kam gar nicht wieder auf die Beine. Endlich arbeitete ich im Blog den Verlust meines ersten Kindes auf. Wir besichtigten zwei potentielle freie Schulen für den Großen, der 2017 eingeschult wird, am Tag der offenen Tür.

Im November feierte ich meinen ersten Bloggeburtstag und wir fuhren in einen Kurzurlaub, der aber leider sehr unglücklich und enttäuschend verlaufen ist. Der Große nahm an seiner zweiten Kita-Übernachtung teil und wurde in deren Folge wieder krank. Es dauerte lange, bis er sich wieder regeneriert hatte.

Im Dezember waren die Großeltern zu Besuch und nahmen den Großen danach für 4 Tage mit zu sich nach Hause. Die Kleine war auf ihren allerersten Kindergeburtstag eingeladen. Am 1. Weihnachtsfeiertag fuhren wir für 3 Tage weg und so war Weihnachten insgesamt recht entspannt. Das war unser Jahr 2015.

Im neuen Jahr wird es keine geplanten großen Veränderungen geben. Der Große wird 5 und die Kleine 3 Jahre alt. Wir (ich) wollen unbedingt einen Flugurlaub versuchen. Aufregend wird sicherlich die Schulanmeldung des Großen im Herbst. Auf dem Blog wird es weiterhin ehrliche, emotionale Gedanken und Geschichten geben und es gibt noch einiges aufzuarbeiten. Ich freue mich darauf!

Sonntag, 27. Dezember 2015

Unser Weihnachten 2015 mit Kurzurlaub

Wahrscheinlich war es einfach naiv, aber Weihnachten mit Kindern hatte ich mir immer unglaublich romantisch und erhebend vorgestellt. So, wie man es oft in der Werbung sieht: leuchtende Kinderaugen, besinnliche Stimmung, Freude und Dankbarkeit über die Geschenke und langes, ausgiebiges Spielen damit sowie vor allem die Durchführung der für die Familie wichtigen Rituale und Traditionen. Nicht im Traum hätte ich mir vorgestellt, dass (bei uns) wenig davon möglich sein würde, zumindest in den ersten Jahren nicht. Sonst hätten wir Dinge erzwingen müssen, auf Kosten und gegen die Bedürfnisse unserer Kinder, und uns damit selbst Stress und Unfrieden beschert. Das haben wir anfangs versucht, aber schnell sein lassen, zugunsten eines gewohnten Ablaufes und fester Strukturen, was für meinen Großen von Anfang an existenziell, aber auch für die umgänglichere Kleine durchaus wichtig war und ist.

Früher als Kinderlose sind wir über Weihnachten immer zu den Eltern und Schwiegereltern gefahren, manchmal getrennt, manchmal zusammen. Wir haben immer versucht, beide in entgegengesetzter Richtung wohnenden Familienzweige zu besuchen. Das war nicht immer einfach, vor allem wenn man direkt nach den Feiertagen wieder arbeiten musste, aber irgendwie machbar. Schön war es allerdings nie, es gab immer Konflikte, unausgesprochene Vorwürfe und Enttäuschungen. Weihnachten war für mich schon immer ein zwischenmenschlich anstrengendes Fest. Wir haben auch kinderlos schon Heiligabend mal zusammen bei uns zuhause verbracht und es war zwar anders als in den Elternhäusern, aber durchaus besinnlich und weihnachtsstimmig. Mein schönstes Weihnachten verbrachten wir auf Gran Canaria, wo wir in einem Cafè am Meer, mit Wind und Sonne und einem fantastischen Blick nach Teneriffa saßen.

Wie unsere bisherigen 4 Weihnachten mit erst einem, später zwei Kindern waren, habe ich hier beschrieben. Wirklich schlimm war das erste Weihnachten mit dem Großen (damals 9 1/2 Monate), als ich am Heiligabend zur besten Familienbescherungszeit allein mit ihm durch die dunklen, nieseligen Straßen spazierte, damit er zu seinem benötigten Schlaf kommt. Ich weiß noch genau, wie sich das anfühlte. Es war so deprimierend, all die glücklichen (?) Familien zu sehen, die aus der Kirche kamen, sich mit den Großeltern trafen und zuhause Bescherung machten. Ich spazierte durch eine Eigenheimsiedlung und schaute in die Wohnzimmer mit den bodentiefen Fenstern. Überall Weihnachts- und Familienstimmung, überall so, wie man sich Weihnachten vorstellt. Nur bei uns nicht. Ich habe Rotz und Wasser geheult auf diesem Spaziergang, wie so oft. Nichts davon war schön oder erfüllend, es war einfach alles lästig, erniedrigend, frustrierend. An diesem dunklen Heiligabend-Nachmittag fand ich die ganze Babyzeit noch furchtbarer als ohnehin schon. Am nächsten Tag fuhren wir vormittags zu meinen Eltern. Die lange Strecke (3 h) war wie immer nervenaufreibend mit ihm (er schrie teilweise stundenlang im Auto) und das war tatsächlich aus diversen Gründen das letzte Mal, dass wir die Strecke mit ihm fuhren und bei meinen Eltern übernachteten. Beim Mittagessen konnte ihn wenigstens meine Mutter ein wenig abnehmen. Ob meine Eltern ihn am Nachmittag im Kinderwagen herumschoben, weiß ich nicht mehr. Die Nacht war grässlich, weil alles zu turbulent gewesen war, der Große war mehrere Stunden wach und schrie und am nächsten Tag (2. Weihnachtsfeiertag) hatte ich eine fürchterliche Migräne und musste im Bett bleiben. Zum Mittagessen kamen mein Bruder und seine Freundin zu Besuch, ich konnte nicht teilnehmen. Zum Glück kümmerten sich 5 Erwachsene um den Großen. Am nächsten Tag fuhren wir wieder nach Hause und entschieden uns zukünftig gegen solche weiten, anstrengenden Kurztrips mit zu vielen Eindrücken und ungewohnten Umgebungen und für Ruhe für den Großen und damit auch für uns.

Zu den letzten Jahren gibt es hier ein bisschen was zu lesen.

Nun zu diesem Jahr:
Die Kinder besuchten bis zum 23.12. die Kita, ich holte sie etwas früher ab, wir gingen noch mit Freunden ins Cafè und danach spazierte ich mit dem Kindern in den Park. Das war schön und sehr ruhig. Am 24.12. ging ich vormittags bei strahlendem Sonnenschein allein mit den Kindern in den Kinderbauernhof, wo wir Tiere und Filmaufnahmen beobachteten.



Ich weiß nicht, warum, aber beide waren super mies drauf, haben nur gemeckert, gemotzt, gejault, genörgelt, gejammert, geheult. Der Vormittag war ein Albtraum, so schlimm hatte ich es lange nicht mehr mit den beiden gehabt. Mein Mann war vom Morgen eh' schon bedient gewesen und so zogen wir kurzzeitig in Erwägung, den Weihnachtsmann weiterzuschicken. Naja, macht man ja dann doch nicht. Da der Mittagsschlaf später begann und endete, schafften wir es leider nicht mehr in die Weihnachtsmette, die ich eigentlich zum ersten Mal, seit ich Kinder habe, wieder besuchen wollte. In den Jahren vorher hätte es absolut keinen Sinn gemacht. Also machten wir nach der Vesper unsere Bescherung, die Kinder nahmen schnell alle Geschenke in Beschlag und jeder von uns baute mit einem Kind Geschenke zusammen bzw. spielte ausgiebig.



Das Horrorereignis des Heiligabends war, als die Kleine aus purer Langeweile meine jahrelang gehütete, teure erzgebirgische Spieldose angrabschte, runterfallen ließ und diese in tausend Teile zersprang. Das Bild werde ich nie vergessen, wie sie ihr aus den Händen rutscht, fällt und zerschellt. Der Schmerz über diesen so sinnlosen und unnötigen Verlust, verbunden mit der Anspannung des ganzen Tages mit den schlecht gelaunten Kindern machte sich in einem Urschrei und langem Weinen bei mir Luft. Nach einiger Zeit kam die Kleine dann zu mir und legte ihre Ärmchen um mich und war ganz still, als sie sah, wie ich litt. Später spielten wir dann weiter zusammen mit den Kindern, konzentrierten uns aber auf die Hauptgeschenke und legten 2 Geschenke für später beiseite. Das war unser Heiligabend.

Am ersten Feiertag wollten wir mittags in einen Kurzurlaub fahren, so dass ich vormittags packte und mein Mann die Kinder bespaßte. Auch hier spielten sie wieder keine Sekunde allein mit den neuen Spielsachen, die sie sich zum Teil selbst gewünscht hatten, waren aber friedfertig. Nach dem Mittagessen fuhren wir los, die Kinder schliefen und eine Stunde später waren wir schon angekommen. Ich war etwas nervös, weil unser letzter Kurzurlaub ja alles andere als entspannend und friedvoll verlaufen war. Zumal die Kinder im Moment ziemlich fordernd und anstrengend sind. Aber es war eine gute Entscheidung, um dem Weihnachtskoller zu entkommen. Die nächsten Tage waren zumindest von den äußeren Ereignissen her sehr ruhig, relativ entspannt und ausgeglichen. Es war richtig, wegzufahren, und sich keinerlei Druck in punkto Essen, Besuche etc. auszusetzen. Wir spazierten, spielten viel mit den vorher beiseite gelegten Geschenken (besonders Drachen-Rallye macht richtig viel Spaß), gönnten uns ein leckeres Frühstücksbuffet im Hotel und probierten das hoteleigene Schwimmbad aus. Wir fühlten uns wohl und waren froh über die Abwechslung. Einziger Wermutstropfen war, dass die Kinder wirklich sehr schlecht schliefen und früh wach waren.




Fazit unseres Weihnachtens:
Der Heiligabend war dank schlecht gelaunter Kinder und des Missgeschicks der Kleinen bescheiden, anstrengend und enttäuschend. Die Feiertage dagegen entspannten sich durch einen Kurzurlaub, der insgesamt positiv verlief. Unsere Entscheidung, sich keinerlei Druck durch ausufernde Essensvorbereitungen, Besuchsmarathone, Einladungen etc. auszusetzen, was alle nur stressen würde, war genau richtig für uns. Wir haben nichts vermisst und auch wenn meine Eltern uns sicherlich jedes Weihnachten vermissen, werden wir daran nichts ändern, so lange es für die Kinder bzw. uns alle zu stressig ist. So vermeiden wir gleichzeitig einen Geschenke-Overkill, den ich so gar nicht mag. Ein Paket von meinen Verwandten hatte ich die Kinder bewusst schon vor Heiligabend öffnen lassen, und das Hochbett, über das ich vielleicht an anderer Stelle mal berichten werde, gab es auch schon am 22.12., als wir es zusammen aufgebaut hatten. Unsere Geschenke wurden im Kurzurlaub, wo es kaum andere Spielsachen gab, ausgiebig (mit uns zusammen) bespielt und erwiesen sich als gute Griffe.

Mehr Weihnachten in Bildern 2015 findet ihr bei Geborgen Wachsen

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Ein "gemütliches" Frühstück

Jede Mehrfachmama kennt täglich hunderte Situationen, wo die Geschwister völlig gegensätzliche Wünsche und Anforderungen haben, die wider jede Logik unbedingt gleichzeitig zu erfüllen sind und wo keiner bereit ist, auch nur einen Schritt zurückzutreten und nachzugeben. Obwohl ich wirklich immer mein Bestes versuche, damit beide Kinder zufrieden sind, ist das so manches Mal nahezu unmöglich. Ich bemühe mich dann immer mit allen Kräften, eine Eskalation zu vermeiden, die noch mehr Kraft kosten würde, und versuche, alle möglichen Lösungen anzubieten und vorzuschlagen, aber dazu muss ja auch erstmal eine gewisse Bereitschaft da sein. Das ist bei meinen hartnäckigen und dickköpfigen Kindern gar nicht so leicht. Manchmal klappt es aber am Ende doch und ab und zu kommt die Lösung sogar von ihnen selbst.

Beispielhafte Situation beim Frühstück (etwas abgekürzt):

Wir sitzen in unserer normalen Platzordnung.
Großer: "Mama soll neben mir sitzen!" (Wir sitzen gegenüber)
Kleine: "Nein, Mama soll neben MIR sitzen!"
Ich: "Okay, ich setze mich auf die Bank zwischen euch beide." (Will meinen Teller verschieben)
Kleine: "NEIN, Mama nicht da!" Heulkreisch! (wahrscheinlich will sie nicht, dass ich dann auch neben dem Großen sitze... Eifersucht)
Ich: "Na, was sollen wir dann machen?" (Bleibe auf meinem Platz sitzen)
Großer: "Ich WILL, dass Mama neben mir sitzt!!" (heult schon fast)
Ich: "Kleine, der Große möchte, dass ich neben ihm sitze und Du möchtest das auch. Dann muss ich mich auf die Bank zwischen euch setzen."
Kleine: "NEEEIIINN!" (legt sich quer auf die Bank)
Großer: "Dann will ich jetzt nicht mehr mit euch frühstücken!" (heult und rauscht ab ins Wohnzimmer, wo er vor sich hin grummelt)
Papa will etwas Eskalationsförderndes hinterherrufen, ich winke ab.
Ich beiße nochmal mein Brot ab, gehe dem Großen hinterher und schaffe es mühsam, ihn zum Wiederkommen zu bewegen.
Ich: "Wie finden wir jetzt eine Lösung?"
Ich zum Großen: "Kannst Du mit Papa Plätze tauschen? Dann sitzt Du auch neben mir und ich kann sitzen bleiben."
Großer: "Wuääähhh, will ich nicht!" (rauscht wieder ins Nebenzimmer ab, meckert und heult)
Kleine: "Mama sitzt neben MIR!!"
Ich warte ein bisschen, dann versuche ich wieder, den Großen zum Zurückkommen zu animieren. Er kommt widerwillig.
Ich: "Was können wir machen?"
Großer: "Jetzt habe ich eine Idee! Ich kann meinen Teller hierhin (zeigt knapp neben Papas Platz) stellen und da sitzen. Dann sitze ich auch neben Dir!"
Ich: "Okay, gut, das ist fast das Gleiche, wie mit Papa Plätze zu tauschen. Ist das auch okay für Dich, Kleine?"
Kleine: "Ja."
Großer schiebt seinen Stuhl zwischen Papa und mich und platziert seinen Teller knapp zwischen unsere Teller. Es ist super eng. Nun haben 3 Leute zwar keinen Platz mehr zum essen, aber er möchte auch nicht, dass der Papa sich auf seinen Platz setzt oder zur Seite rutscht. Dafür sind nun beide Kinder zufrieden und das Frühstück kann fortgeführt werden. 10 Minuten Zeit sind verloren, aber gut; ansonsten gab es keine Kollateralschäden;). Puh!



Montag, 21. Dezember 2015

Wenn ich das vor dem ersten Kind gewusst hätte... (Blogparade)

Den Anlass zu diesem Text hat nicht nur der Ursprungsbeitrag der Blogparade Wenn ich das vor dem ersten Kind gewusst hätte... gegeben, sondern besonders der allererste Beitrag von Klaudia bloggt, der in mir einigen Widerstand hervorrief. Im Rahmen der Blogparade fragt die Rubbelmama, was wir vor der Geburt des ersten Kindes anders gemacht hätten, wenn wir gewusst hätten, wie das Kinderhaben wirklich ist. Sie erwähnt einige Beispiele der Dinge, die ihr früher wichtig waren (Reisen, Feiern) und die sie lieber noch mehr ausgekostet hätte. Gleichzeitig bringt sie auch Aspekte an, die sie gar nicht berücksichtigt hatte und die sie, hätte sie es besser gewusst, vorher intensiver betrieben hätte (Beispiel Trageberatung). Man liest aus ihrem Text heraus, dass sie sich wie die meisten Eltern nicht vorstellen konnte, wie verändernd das Leben mit einem Kind tatsächlich ist.

Das geht auch aus dem Text von Klaudia bloggt hervor, die bestätigt, dass sich mit Kind vor allem für die Mamas vieles verändert, aber behauptet, dass man nach der ersten unbestreitbar anstrengenden Zeit vieles selbst in der Hand hat, man selber "Herr, oder in diesem Fall Frau über sein Schicksal" ist und meint, mit der entsprechenden Organisation und einer gesunden Portion Egoismus, um "sich nicht im Mamasein zu verlieren" könne man zumindest teilweise sein altes Leben wieder aufnehmen. Ihr Kind ist ein halbes Jahr alt, sie hat schon eine "babyfreie Partynacht" hinter sich und wird bald über Nacht wegfahren. Die Oma wohnt in unmittelbarer Nähe und fungiert problemlos als Babysitterin. Dies kumuliert in der Aussage: "Mein Rat also an alle kinderlosen: Lasst euch nicht abschrecken, in erster Linie entscheidet ihr, wie weit ihr euch einschränken müsst, zumindest über die “normalen” Einschränkungen hinaus." Sie impliziert damit, dass man vor dem ersten Kind eigentlich nichts besonders auskosten muss, weil man es sich alles selbst wieder ermöglichen kann, wenn man nur möchte. Ähnliches klingt auch aus dem Blogparadentext von Mami und Ich heraus, die sagt: "Ich glaube das funktioniert bei jeder Mama, die es auch will."

Ich muss ehrlich sagen, als Kinderlose und auch mit einem pflegeleichten Kind hätte ich das geglaubt und genauso gesehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Leben tatsächlich auf Jahre hinaus fremdbestimmt ist und man daran, so sehr man es vielleicht will, nicht viel ändern kann, entweder weil die Umstände ungünstig sind oder die Kinder das einfach nicht mitmachen. Ich war auch der Meinung, dass man nur genügend wollen muss, um sich sein Leben neben dem Mamasein zu erhalten. Sicherlich gehört der eigene Wille dazu, aber man unterschätzt völlig, dass Kinder auch ihren eigenen Willen, ihre Bedürfnisse und Eigenheiten haben, gegen die man manchmal nicht viel ausrichten kann, selbst wenn man es wöllte. Man unterschätzt auch, dass das Wohlergehen des Kindes plötzlich wichtiger ist als die eigenen Wünsche, auch wenn man unter der Tatsache leidet, und dass man es nicht mit sich vereinbaren kann, sich über diese hinwegzusetzen und das Unglück des Kindes für die eigene Zufriedenheit in Kauf zu nehmen. Und dass man kämpfen muss, um überhaupt ein paar Mama-Bedürfnisse durchsetzen zu können.

Ich bin ein sehr freiheitsliebender, selbstbestimmter Mensch und leide immer noch, mal mehr, mal weniger unter der Tatsache, dass ich nicht mehr über alles in meinem Leben frei bestimmen kann, seit ich Kinder habe. Ich bin eigentlich kein aufopferungsvoller Mensch und vor allem verbiege ich mich nicht gern, damit jemand anderes zufrieden ist. Für meine Kinder mache ich dies aber seit fast 5 Jahren, und zwar nicht unbedingt aus freien Stücken, zwar durchaus aus Überzeugung, aber auch weil es notwendig ist, weil es nicht anders geht, weil sie manches nicht akzeptieren, was andere Kinder vielleicht problemlos mitmachen. Beide haben beispielsweise keine Flasche akzeptiert, d.h. solange ich vollstillte, musste ich immer parat stehen. Ich habe auch beide Kinder lange einschlafgestillt und deshalb auch keine Möglichkeit zum abendlichen Weggehen gehabt. Seit dem Wegfallen des Einschlafstillens bei der Kleinen vor einem Jahr will sie trotzdem nur von mir ins Bett gebracht werden und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen unsere Versuche, dass der Papa das mal übernimmt. Ich bin seit nunmehr fast 5 Jahren nicht ein einziges Mal über Nacht weggefahren, nicht weil ich nicht will (ich will unbedingt), sondern weil es mit meinen Kindern nicht geht. Mein Großer hatte im gesamten ersten Lebensjahr mehrstündige nächtliche Wachphasen und war tagsüber sehr unzufrieden und schwierig. Man konnte ihn einfach an niemanden übergeben, ohne Eskalation. Wir haben ihn mit wenigen Monaten mal für 1,5 h meinen Eltern anvertraut, um ins Museum zu gehen. Er war gestillt, er war müde und sollte im Wagen schlafen. Stattdessen hat er die ganze Zeit geschrien, bis kurz vor unserem Rauskommen. Meine Eltern haben ihn getragen, herumgefahren, alles versucht, erfolglos. So ein Kind kann man einfach niemandem "zumuten". Von den Nächten ganz zu schweigen. Meine Kleine braucht mich abends und nachts bis heute, ob ich das will oder nicht. Sie hat sich sogar gesträubt mitzukommen, als die Großeltern sie und ihren Bruder einmal von der Kita abholten. Mag sein, dass das in den Augen anderer Eltern mit pflegeleichteren Kindern ungewöhnlich, übertrieben, marottenhaft oder hausgemacht ist, aber so ist unsere Realität und es bleibt uns nichts übrig, als sie zu akzeptieren. Zumindest wenn wir nicht über die Kinder hinweggehen wollen. Das sind die Faktoren, die vom Kind und seinen Bedürfnissen und Eigenheiten abhängen, vom Trennungsverhalten, der Anhänglichkeit und Ausgeglichenheit. Auch das Reisen ist nicht mit allen Kindern einfach. Mein Großer hat bis kurz vor seinem 2. Geburtstag hysterisch im Auto geschrien. Auch die Kleine war und ist keine gute Autofahrerin. Der Große hatte schon immer große Umstellungsprobleme und Schwierigkeiten in fremden Umgebungen. Deshalb fahren wir bevorzugt in vertraute Gefilde, damit sich die Kinder und damit auch wir wohlfühlen, und behalten genau den Rhythmus wie zuhause bei. Schön für die Eltern, wenn sie schreiben können: "Aber es war wunderbar, Zoe war dort genauso wie zuhause, kein Fremdeln oder sonstiges." Aber das ist nicht allgemeingültig und vor allem nicht allein von den Eltern abhängig. Genau das wird aber in solchen Texten suggeriert.

Daneben gibt es die äußeren Faktoren wie das Vorhandensein von Babysittern, die Nähe der Großeltern und die Zuverlässigkeit des sozialen Netzwerkes. Nicht jeder hat Großeltern in unmittelbarer Nähe wohnen, die auch noch freudig bereit sind, Babysitterdienste zu übernehmen und den Eltern freie Abende und Nächte zu ermöglichen. Bei uns wohnen die Großeltern 300 km entfernt und wir sehen uns ca. 5-6x im Jahr, wovon ca. 3x wir unsererseits in ihre Umgebung reisen. Dass die Kinder keine verlässliche Beziehung zu ihnen aufbauen können, liegt auf der Hand. Wir haben das Glück, dass unser Großer einen sehr guten Draht zu seinem Opa hat und sich dadurch relativ problemlos von uns löst. Das ist wirklich ein absoluter Glücksfall, denn er war lange Zeit ein Kind mit enormen Trennungsschwierigkeiten. Wäre diese Chemie zwischen den beiden nicht vorhanden, wäre es mit Sicherheit bis heute schwer, ihn bei den Großeltern übernachten zu lassen. Das ist eine Tatsache und kein Punkt, den man irgendwie beeinflussen könnte. Trotzdem hat er erst mit 3 Jahren bei ihnen übernachtet. Bei der Kleinen wird das noch schwieriger werden. Nach einem Babysitter haben wir mal ein dreiviertel Jahr lang gesucht, bis wir entnervt aufgaben. Es passte einfach nicht. Für ein pflegeleichtes Kind nimmt man vielleicht einfach die erstbeste Schülerin zum Babysitten und das klappt dann auch gut, aber für anspruchsvolle Kinder schaut man schon genauer hin. Auch dies konnte ich mir, bevor ich Kinder hatte, nicht vorstellen.

Ich wehre mich dagegen, wenn andere Eltern behaupten, es wäre alles nur eine Frage des Wollens und dann könnte man sich Freiheit und Freizeit auch als Eltern schaffen. Dem ist nicht so oder nur sehr eingeschränkt, zumindest bei einigen speziellen Kindern, und wer so ein Kind nicht hat, sollte nicht über andere urteilen oder Kinderlose in ihrer Naivität bestärken, dass das Leben mit Kindern fast genauso weitergeht wie vorher. Ich bin jetzt mal radikal und sage, bei uns ist kein Stein auf dem anderen geblieben und nichts ist mehr so wie vorher. Und ich kenne aus der Online-Welt einige andere Eltern, wo dies genauso ist. Natürlich ist auch dies nicht allgemeingültig und auf alle anderen Eltern und Kinder anwendbar, was wir erlebt haben, aber es kann passieren und man sollte darauf vorbereitet sein. Das ist in jedem Fall besser als Blauäugigkeit, die durch die o.g. Blogposts noch unterstützt wird.

So, und um nun noch konkret etwas zum eigentlichen Thema der Blogparade zu schreiben: Hätte ich gewusst, was wirklich auf mich zukommt, ich wäre vorher noch um die Welt gereist, ich hätte fast mein ganzes Erspartes für Reisen draufgegeben, weil es das ist, was ich wirklich sehr vermisse und was auch auf lange Sicht nicht mehr in der Form wie früher möglich sein wird. Alles andere habe ich mir häppchenweise zurück erkämpft, mal ins Kino, Museum oder essen zu gehen ist mittlerweile möglich, wenn auch zu anderen Zeiten und gehetzter als früher. Und allein, denn der andere Elternteil muss ja die Kinder hüten. Im ersten Babyjahr allerdings waren selbst solche Vergnügungen fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also rate ich allen, die Dinge, die einem wichtig sind und fehlen würden, auszukosten und auszuleben. Was das ist, ist individuell verschieden. Aber geht nicht davon aus, dass ihr es mit Kindern genauso weitermachen könnt. Sicherlich gibt es Kinder, mit denen das geht, mit denen man reisen und essen gehen kann und die alles problemlos mitmachen. Aber es kann auch anders sein. Und darauf sollte man sich vorbereiten.

Und noch einen anderen Rat hätte ich: wartet mit dem Geschwisterkind lieber etwas länger, falls eines geplant ist, und lasst euch zwischen zwei Kindern Zeit, um wieder ein wenig Freiheit und Selbstbestimmung auszukosten. Es macht, denke ich, viel aus, in eine erneute Babyzeit zu gehen mit dem Wissen, zwischendurch wieder mehr für sich gemacht zu haben. Ich hatte das nicht und bin nun sozusagen seit fast 5 Jahren ununterbrochen in diesem Kreislauf. Das zerrt schon manchmal an den Nerven, auch wenn mit zunehmendem Alter der Kinder vieles besser wird.

Was hättet ihr anders gemacht, wenn ihr gewusst hättet, wie das Leben mit Kindern wirklich ist?

Und hier habe ich darüber geschrieben, was ich als Mama vermisse.

Sonntag, 20. Dezember 2015

Unser Wochenende in Bildern 19./20. Dezember 2015

Das vierte Adventswochenende begann mit MeTime am Freitagnachmittag, wenn mein Mann immer die Kinder abholt. Eigentlich wollte ich ins Kino gehen, da aber nichts Passendes lief, schlenderte ich zu einem kleinen, relativ neuen Museum, dem Museum Magicum, was nicht nur thematisch für mich interessant ist, sondern auch architektonisch faszinierend in einem alten Kellergewölbe gelegen ist. Ich konnte wiedermal ganz in Ruhe und ungestört (als einzige Besucherin) etwas für meinen Geist tun. Das tat so gut! Ich verdrückte auch ein paar Tränchen, weil ich mich manchmal so sehr nach meinen früheren Interessen sehne. Allerdings war ich körperlich dann doch sehr erschöpft, als ich zuhause ankam. MeTime strengt also tatsächlich manchmal auch an.




Am Abend entstand dieses wirklich sehr seltene Bild vom einträchtigen Malen auf dem Sofa. Hach, wäre es doch öfter so!


Am Samstagvormittag spielten wir geruhsam zuhause. Der Große war bis Donnerstag bei den Großeltern gewesen und hatte wenig Zeit zuhause gehabt. Die Kleine freute sich, dass der Große wieder da war und sie jemanden zum Streiten hatte. Es wurde erst ziemlich konfliktreich und später dann ruhiger gespielt. Das sah mal so (Picknick)


und mal so aus (Chaos).


Nach dem Mittagessen fuhren wir kurz im Garten vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, und waren einmal mehr schockiert, dass unsere neuen Nachbarn ihren ganzen Garten "abrasieren".



Die Kinder schliefen gewollt im Auto ein und wir fuhren in die Innenstadt, um doch noch einen Weihnachtsmarktversuch zu wagen. Diesmal im Hellen und ausgeruht nach dem Mittagsschlaf. Es war warm, die Sonne schien und der blaue Himmel strahlte. Das etwas andere Weihnachtsmarktfeeling!




Auf diesem Weihnachtsmarkt waren wir in den letzten Jahren immer mindestens 1x, obwohl es sehr voll ist, weil es für die Kinder viele schöne Möglichkeiten gibt, wie eine Märcheneisenbahn, Ponyreiten, diverse Karussells und eine Eislaufbahn. Zum ersten Mal sind wir nun mit dem Riesenrad gefahren, was bei dem tollen Wetter ein einmaliges Erlebnis war (Foto: der Blick hinunter).


Der Große wollte außer der Märcheneisenbahn nichts nutzen. Entweder er ist schon wieder aus dem Alter raus oder er schützt sich jetzt einfach besser, weil er merkt, dass ihm vieles zu aufregend ist. Für die Kleine ist das ein bisschen blöd, weil sie alleine auch mehr Angst hat, aber er will einfach nicht. Als es dunkel und zu voll wurde, fuhren wir wieder nach Hause. Ich denke, wir werden mit den Kindern zukünftig eher im Hellen auf Weihnachtsmärkte gehen, weil wir uns alle im Dunkeln schlecht orientieren können und dann gestresst sind. Außerdem ist es leerer. Jedenfalls klappte es besser als beim letzten Mal.



Am Sonntagvormittag spielten wir wieder zuhause und ich bereitete ein frühes Mittagessen vor. Das Schlafen klappte zum Glück bei der Kleinen reibungslos, was bei latentem Zeitdruck im Hintergrund nicht selbstverständlich ist. Der Große schlief leider nicht, was sich später rächen sollte.


Am Nachmittag hatten wir Karten für den Roncalli Weihnachtszirkus. In den letzten beiden Jahren besuchte ich mit dem Großen allein die Vorstellung und blieb immer bis zur Pause. Das reichte für ihn und länger konnte ich die Kleine (vor allem als Baby) auch nicht beim Papa lassen. Diesmal war es nun das erste Mal zu viert.



Wir schafften es, bis in die Mitte der zweiten Hälfte zu bleiben, was eine riesen Leistung für die Mäuse ist. Es war laut und aufregend und faszinierend. Die Kleine fand es klasse und hat begeistert mitgeklatscht. Der Große war ab der Pause nur noch maulig, was aber auch kein Wunder mit dem fehlenden Mittagsschlaf war. Wir brachen dann vorfristig ab, waren aber hochzufrieden. Ich fand, es war der beste Roncalli Weihnachtszirkus in den letzten 3 Jahren, seit ich ihn kenne.


Am Abend zeigte sich leider, was Übermüdung und viele Eindrücke mit dem Großen machen. Er würde in solchen Momenten selbst seine Weihnachtsgeschenke ablehnen. Nun sind noch 3 Tage Kita, ich habe glücklicherweise schon Urlaub, weil ich nach Weihnachten arbeite, und in 2 Tagen ist Wintersonnenwende! Mein persönliches Highlight im Dezember:)

Mehr Wochenenden in Bildern gibt es unter #wib und bei Geborgen Wachsen.

Freitag, 18. Dezember 2015

Autonome Kinder Teil 4 - Pubertät

Ich freue mich, dass ich noch ein paar Informationen zu autonomen Kindern, diesen besonders selbstbestimmten, unbestechlichen und nicht manipulierbaren Wesen, gefunden habe, die ja in diversen Büchern von Jesper Juul erwähnt werden. Und diesmal geht es sogar um ältere Kinder, über die es noch weniger Aussagen gibt. Mein vermutlich autonomes Kind ist ja noch nicht einmal 5 Jahre alt, aber trotzdem interessiert es mich sehr, wie sich solche Kinder weiterentwickeln und welche Herausforderungen später noch auf die Eltern zukommen. In meinem Interview mit Jesper Juul meinte er, dass sie oft sehr erfolgreich werden, aber im Privatleben einen unbequemen, steinigen Weg gehen müssen und ihre liebsten und engsten Menschen wegen ihres großen Autonomiebedürfnisses oft vor den Kopf stoßen.

In Jesper Juuls Buch Pubertät - wenn Erziehen nicht mehr geht werden nach einem theoretischen Teil mit Juuls Gedanken zur Pubertät, in der sich seiner Überzeugung nach vor allem die Eltern verändern müssen, Gespräche mit zehn Familien aus einem Workshop mit Juul notiert, der unter dem Titel "Pubertät ist eine Tatsache, keine Krankheit" stattfand. Ab S. 103 wird von einem 12-jährigen Jungen berichtet, dessen Verhalten zu vielen problematischen Situationen in der Familie führt. Es kommt sehr schnell zu Eskalationen durch eine Verweigerungshaltung des Sohnes, es gibt verbal und körperlich unangenehme Situationen mit seinem Bruder und die Eltern fühlen sich wirklich im Alltag oft hilflos und überfordert. Der Vater bezeichnet die Familie als "Gewitterfamilie" (S. 104), in der schnell Emotionen hochkochen, und hat Angst vor dem, was noch kommen mag. Juul tastet sich durch seine Fragen an die Perspektive des Jungen und die bisherige Erfahrung der Eltern heran. Besonders problematisch scheint die fehlende Akzeptanz von Autorität zu sein und die Eltern fragen sich, ob sie etwas versäumt oder falschgemacht haben. Die Mutter sagt:  

"Denn das hatte er schon immer, im Kindergarten mit den Erzieherinnen, in der Schule mit den Lehrern, auch innerhalb des Familienkreises herrscht die Meinung, dass er ganz große Schwierigkeiten hat, Autoritäten anzuerkennen." (S. 114)

Diese Tatsache, die also schon ganz früh erkennbar war, und seine weiteren Beobachtungen und Einschätzungen bringen Juul zu der Überzeugung, dass es sich bei dem Jungen um ein autonomes Kind handelt. Er fragt noch einmal zum Kleinkindalter nach und die Mutter berichtet:

"Ich weiß nur, das habe ich schon oft gedacht, das war schon früh so, dass ich mich provoziert gefühlt habe oder nicht wusste, was ich machen soll."

"Und ich kann mich gut daran erinnern, als er noch wirklich klein war, unter einem Jahr, und keinen Mittagsschlaf mehr machen wollte."

"Es war einfach schon von Anfang an schwierig. In jeder Gruppe war sein Sozialverhalten schwierig. Also im Kindergarten, Grundschule oder das Problem jetzt mit seinem Bruder. Wo er noch mal provoziert und noch mal..." (S. 116)

Juul sagt im Buch Pubertät - wenn Erziehen nicht mehr geht dazu Folgendes und bietet Hilfestellungen:

"Ich hab mehr und mehr eine Idee, eine Vorstellung, dass euer Sohn von Anfang an viel autonomer war als die meisten Kinder. Was ich immer höre: er kann sich sehr gut abgrenzen, er kann sehr gut sagen, was er will und was er nicht will, auch von Anfang an, er ist auch sehr stark. Und das heißt ja, das meiste von dem, was wir als Eltern oder Erwachsene oder Pädagogen an Liebe, Fürsorge, Unterstützung anbieten, will er nicht haben. (...) 

Dann habe ich einen Vorschlag. (...) Mit ihm muss man reden, verhandeln, sprechen, in einer Art und Weise, wo man sich vorstellt, er ist nicht 12, sondern 32. Das heißt, nicht Vater und Mutter spielen. Wenn das passiert, reagiert er allergisch, das kann er nicht ertragen. Das ist schwierig für ihn, weil er sich oft einsam oder alleine fühlt, und das ist sehr schwierig für Eltern, manchmal auch für Pädagogen oder Lehrer, weil man sozusagen mit einem ganzen Korb oder Herz voll Geschenken dasteht, die man ihm gerne schenken möchte, und er will die nicht haben. Und was kann ich denn sonst anbieten? Das ist natürlich unheimlich schwierig, denn so viele Alternativen haben wir ja auch nicht im Kopf. Ich hab' schon ein bisschen darüber gesprochen, dass man mit Anfang der Pubertät als Sparringpartner fungieren muss, und das kann man mit autonomen Kindern eigentlich von Anfang an machen. (...) 

Normalerweise sage ich, den meisten Kindern kann man einen Teller servieren und sagen: 'Hier gibt's was zu essen', und dann essen die Kinder. Mit diesem Jungen ist das nicht so, da muss man ein Buffet haben. Dann kommt er, wenn er Hunger hat, und dann wählt er, was er will. (...) 

Dabei muss man sich aber wirklich vorstellen, dass er ein Erwachsener ist. Wenn ich sage, dass es im Allgemeinen mit zwölf für Erziehung zu spät ist, dann war es hier eigentlich immer zu spät. Als Eltern von anderen Kindern kann man weitermachen, und es wird nur für ein paar Jahre unangenehm werden. Aber hier muss es aufhören. (...) 

Er braucht dringend diese Beziehung, aber eine Beziehung, in der er nicht als schwieriges Kleinkind behandelt wird. Sondern als 32-Jähriger, ich kann es nicht besser sagen. Sich das vorzustellen ist schwierig, er ist ja noch klein. Man kann zu ihm wie zu einem Freund gehen und ihn um Feedback bitten. Als Vater kann man sagen: 'Mein Gefühl ist, ich sollte jetzt so und so mit Dir umgehen, was glaubst Du?' Man kann ihn als Berater benützen, für die Elternschaft, für die Elternrolle. Er weiß genau, was er braucht und was er nicht braucht. Das ist das Besondere an diesen Kindern, die wissen das ganz genau, aber sie wollen, wie alle anderen, nicht gerne einsam sein." (S. 116ff.)

Er spricht noch kurz das Thema Vererbung an und fragt die Mutter: "Man kann sich immer auch als Elternteil überlegen: War ich auch so ein Kind?" Und als die Mutter bejaht, fragt er weiter: "Und was haben deine Eltern gemacht? Ist es deinen Eltern gelungen, dich 'zu knicken'?" Darauf die Mutter: "Ich glaube nicht. Meine Mutter hat vor zwei, drei Jahren mal gesagt: 'Es war immer schwierig, dich in die Familie zu integrieren.'" Verstanden hat sie sie wohl bis heute nicht. Und genau das ist das Problem: "Aber als Eltern eines kleinen Kindes möchten wir das natürlich gerne. Und das ist genauso hier. Er lässt sich nur integrieren, wenn er spürt: 'Ich kann sein, wie ich bin, und man soll mir nicht sagen, ich soll anders sein. Man soll mich überhaupt nicht 'benennen'." (S. 119)

Er fasst mit diesen Aussagen und Einschätzungen noch einmal die verstreuten Informationen zu autonomen Kindern zusammen und bündelt diese in dem Gespräch mit einer Familie. Besonders interessant ist, dass es um Aspekte der Pubertät geht, in der sich beide Seiten, Eltern und Kinder, oft besonders hilflos fühlen. Man sieht jedoch auch in diesem Fall wieder, dass autonome Kinder schon von Anfang an als "schwierig" oder ungewöhnlich empfunden werden. In der Pubertät nimmt das wahrscheinlich ähnlich wie in der Autonomiephase zwischen 2 und 4 Jahren noch einmal völlig neue Ausmaße an. Leider gibt es zu diesem Gespräch keine Rückmeldung der involvierten Familie über die Folgen und Veränderungen des Gesprächs, wie zu einigen anderen der im Buch festgehaltenen Gespräche. Auch fehlen wieder konkrete praktische Tipps und Hilfestellungen im Umgang mit autonomen Kindern. Wahrscheinlich muss hier jeder, unter Berücksichtigung der zentralen, immer wieder erwähnten Punkte, ausprobieren, was am besten funktioniert. Ein autonomes Kind ist ja nicht nur ein solches, sondern bringt noch jede Menge anderer Eigenschaften und Wesenszüge mit. Insofern gibt es wohl keine Patentrezepte. Ich muss ehrlich sagen, dass ich etwas Angst vor der Pubertät mit meinem autonomen Kind habe, vor allem wenn ich mich an seine Autonomiephase zurückerinnere, die uns wirklich nicht nur an, sondern über unsere Grenzen brachte. Aber vielleicht verändert er sich bis dahin auch noch und andere Charakterzüge treten stärker hervor.

Gibt es unter euch Eltern von pubertierenden autonomen Kindern, die Erfahrungsberichte beisteuern können? Was funktioniert bei euch gut und was überhaupt nicht? Habt ihr Tipps und Ratschläge?

Meine anderen Texte zu autonomen Kindern findet ihr hier:
Autonome Kinder
Autonome Kinder Teil 2
Autonome Kinder Teil 3 -Interview mit Jesper Juul

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Samstag, 12. Dezember 2015

Anpassungsdruck, Traditionen und Konsum

Bei uns gibt es auch dieses Jahr aus verschiedenen Gründen keinen Adventskalender. Keines der Kinder hat bisher danach gefragt. Sie kennen es nicht und vermissen deshalb auch nichts. Ich finde das gut und will das, solange es möglich ist, unterstützen. Auch Halloween habe ich nie thematisiert und der Tag ist ohne irgendwelche Sperenzien vergangen. Keiner hat etwas gefragt. Genauso am Kindertag und ähnlichen Anlässen. Wenn wir das beim Nikolaustag von Anfang an genauso gemacht hätten, wäre auch dieser kein Thema und man könnte sich den zusätzlichen Geschenkeanlass sparen. Wir hatten das tatsächlich beim ersten bewussten Nikolaustag des Großen (als er 1 3/4 war) kurz überlegt, genauso wie auch das Oster"problem" und waren kurz davor, diese Geschenkanlässe zu ignorieren, solange es geht, haben uns dann aber doch dagegen entschieden. Ich allein hätte es vielleicht  gemacht. Und es hätte bisher auch funktioniert. Am Nikolausmorgen haben die Kinder sich wie in den vergangenen Jahren auch überhaupt nicht daran erinnert, dass sie am Abend die Stiefel rausgestellt hatten. Wir mussten sie nach dem Frühstück darauf aufmerksam machen, erst dann stürmten sie zur Tür. Für jedes Kind gab es nur ein Geschenk. Würden wir den Anlass nicht thematisieren, würde ihnen auch nichts fehlen. Schließlich gibt es knapp 3 Wochen später die "großen" Weihnachtsgeschenke. Auch, was Ostern betrifft, bin ich sehr zwiegespalten. Da beide Kinder im Frühling, wenige Wochen vor bzw. nach Ostern Geburtstag haben, ist mir das eigentlich zuviel Schenkerei. Mir geht es dabei vor allem um die übertriebenen Konsumaspekte der vielen Anlässe.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Rückbetrachtung zur zweiten Kita-Übernachtung

Ich habe gestern endlich nach ihrem Urlaub mit der Bezugserzieherin des Großen sprechen können, um die Kita-Übernachtung aufzuarbeiten. Er hatte ja an dieser Übernachtung, seiner zweiten, vom Freitag 27.11. bis Samstag 28.11. teilgenommen und war als Wrack zurückgekehrt, völlig durch den Wind und total krank, wie hier beschrieben. An dem entsprechenden Wochenende und in der letzten Woche hatte er schwankend erhöhte Temperatur, Husten und Heiserkeit und war sehr abgeschlagen, blass und schwach, so dass wir ihn bis auf einen Tag zuhause ließen. Mittlerweile scheint er sich zum Glück wieder aufgerappelt zu haben, nicht nur physisch, sondern auch in mentaler Hinsicht. Wir waren ja sehr schockiert darüber gewesen, was der Große uns von der Kita-Übernachtung erzählt hatte und in welchem Zustand er zurückgekehrt war. Deshalb wollte ich unbedingt noch direkt mit der Bezugserzieherin sprechen und ihren Bericht hören.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Unser Wochenende in Bildern 5./6. Dezember 2015

Unser zweites Adventswochenende begann am Freitagabend mit Plätzchenbacken. Die Kinder haben tatkräftig mitgeholfen und ich muss sagen, es wird von Jahr zu Jahr besser. Beim ersten Mal, als der Große 1 3/4 Jahre alt war, habe ich vor Enttäuschung geheult, weil ich mir das Plätzchenbacken mit Kindern so schön vorgestellt hatte und das Gegenteil der Fall war. Mittlerweile klappt es abseits von Perfektionismus halbwegs und ohne Nervenzusammenbrüche. Und lecker waren sie auch.


Donnerstag, 3. Dezember 2015

Die verschiedenen Gesichter des Großen

Was ist das für ein Phänomen, dass der Große mit einem Elternteil allein der zuckersüßeste, entspannteste, zuvorkommendste, hilfs- und kompromissbereiteste und verständigste Junge ist, aber abends, sobald der Rest der Familie eintrudelt, sofort sein übliches zänkisches, egoistisches, provozierendes und unglaublich schnell beleidigtes Wesen an den Tag legt? Wir haben das bisher schon oft bemerkt, wenn er mit einem von uns allein war, was aber meist nur eine kurze Zeitspanne betraf und deshalb nicht ganz so auffällig war. Besonders auffällig wurde es jetzt in dieser Woche, als der Große bis auf einen Tag kränkelnd und angeschlagen zuhause blieb. Sowohl mit mir als auch mit meinem Mann war er den ganzen Tag über sehr entgegenkommend, einsichtig, höflich, hilfsbereit, selbstständig, raumlassend, hat sich sehr viel allein beschäftigt (was er kaum macht, wenn alle da sind) und hat sich ganz klar eher wie ein Partner, nicht wie ein Kind verhalten. Es gibt also nicht nur den Doppelgänger in der Kita bzw. bei Großeltern und Freunden, sondern auch zuhause in der eigenen Umgebung.

Sonntag, 29. November 2015

Unser Wochenende in Bildern 28./29. November 2015

Das erste Adventswochenende war sehr durchwachsen, wie alle unsere Wochenenden seit dem Ende der Gartensaison. Am Freitagabend wurde der Große zu seiner zweiten Kita-Übernachtung in die Kita gebracht. Bis auf einen kleinen Schnupfen wirkte er topfit, gut gelaunt und frohgemut. Mein Mann versuchte wieder einmal, die Kleine ins Bett zu bringen, und scheiterte wie immer. "Nur Mama!" Dafür schlief sie göttlicherweise am Samstag bis 7:40 Uhr und das ist schon ein riesiger Unterschied zum Frühaufsteher-Großen.

Am Samstag nach dem Frühstück holte mein Mann den Großen wieder ab und brachte statt eines begeisterten Jungen ein Wrack mit. Kreidebleich, fix und fertig, völlig apathisch und dann auch noch mit erhöhter Temperatur hing er regungslos auf dem Sofa rum und erzählte nur, dass er nicht geschlafen habe, weil sein Nachbar ihn immer gestört hatte und dass am Abend lange ferngesehen wurde. In mir kochte es sofort, ich schrieb einige andere Eltern an und fragte, was ihre Kinder erzählt hatten und wie es ihnen ging. Nach der ersten Kitaübernachtung hatte es Beschwerden gegeben, dass überhaupt ferngesehen wurde, und nun noch so lange?! Ich werde das unbedingt in der neuen Woche ansprechen.


Samstag, 28. November 2015

Weihnachtsgeschenke für meine Kinder

Auch in diesem Jahr haben wir wieder frühzeitig angefangen, uns über die Geschenke für unsere dann 4 3/4- und 2 1/2-jährigen Kinder Gedanken zu machen. Da wir keine nachfragende Verwandtschaft haben, geht es tatsächlich nur um Geschenke von uns und höchstens noch meinen Eltern. Wir überlegen uns und kaufen die Geschenke meist schon viele Wochen vorher und wählen dann aus, was zu Nikolaus, zu Weihnachten und zu den Geburtstagen der Kinder im Frühjahr geschenkt werden kann und verteilen das zwischen den Großeltern und uns.

Mittwoch, 25. November 2015

Was ich als Mama vermisse - anfangs und heute

Die Linkparty des Blogs Verflixter Alltag hat im November das Thema Was ich manchmal vermisse (seit ich Kinder habe). Zwar habe ich zu diesem Thema noch einen unvollendeten Beitrag in meinen Entwürfen (kommt zu einem späteren Zeitpunkt), aber da es in diesem vor allem ums Verreisen und Welt entdecken, zwei meiner elementarsten Sehnsüchte, geht, fasse ich mich hier mal allgemeiner.

Ich glaube, es gibt kaum eine Mutter/einen Vater, der nicht hin und wieder ihr/sein altes Leben vor den Kindern vermisst. Ich denke aber und habe die Erfahrung gemacht, dass die Aspekte, die jeder vermisst, unglaublich unterschiedlich und teilweise für andere nicht nachvollziehbar sind. Manche vermissen Zeit für sich, manche vermissen eine gewisse Grundordnung, manche das abendliche Ausgehen, manches verändert sich im Laufe der Zeit, bei manchem hätte man nicht vermutet, dass man es vermissen würde etc. Ich finde, man kann ganz ehrlich darüber sprechen, ohne deshalb als egoistische oder schlechte Mutter/Vater angesehen zu werden.

Montag, 23. November 2015

Kurzurlaub mit Hindernissen und Krankheiten

Unser Kurzurlaub war eine Katastrophe. Das muss man ehrlich sagen. Wir hatten länger keinen Urlaub mehr, der so in die Hose ging. Das letzte Mal war es vor 2 Jahren so schlimm. Da war der Große genauso alt wie die Kleine jetzt und sie gerade mal ein halbes Jahr. Dabei freuen wir uns immer sehr darauf, mal rauszukommen. Eigentlich ging es auch entspannt los, weil die Kinder am Donnerstag noch bis zum Mittag in die Kita gingen und wir in Ruhe packen konnten. Es stürmte auf der 1,5-stündigen Fahrt gewaltig und die Kleine brauchte ewig zum Einschlafen, aber wir kamen heil an und wollten unser Ferienhaus beziehen. Leider ließ es sich nicht aufschließen. So mussten wir erst auf den Hausmeister warten. Das Ferienhaus war zwar recht schick, aber sehr spartanisch eingerichtet. Gerade mit Kindern sind fehlende Ablagemöglichkeiten und Stauräume ein Unding. Eine Küche ohne Arbeitsfläche, ohne Backofen und mit 3 Gläsern für 4 Leute ist ärgerlich. Im Obergeschoss, also in den Schlafräumen, roch es stark nach Farbe, worauf ich sehr empfindlich reagiere. Dass es im Ferienhaus kein Wlan geben sollte, machte mir schlechte Laune, weil ich mich darauf gefreut hatte, an den ruhigen und verpflichtungsärmeren Abenden als zuhause ein bisschen was am Blog zu arbeiten. Urlaub bedeutet für mich nicht Abwesenheit von Onlinezeit, sondern endlich Muße und Zeit für Blogaktivitäten. Unregelmäßig und unzuverlässig gab es dann doch ein wenig Wlan, aber da die Abende leider überhaupt nicht ruhig waren, konnte ich eh' nicht viel machen. Irgendwie waren wir von Anfang an alle ziemlich gereizt und die Stimmung war mies. Wir fühlten uns nicht so richtig wohl, obgleich wir das Feriendorf schon aus einem Besuch vor knapp 4 Jahren kannten. Damals war der Große 9 Monate alt und schob gerade wie ein Verrückter Stühle vor sich her, um Laufen zu lernen, war nachts 3 Stunden hellwach und phasenweise sehr schlecht gelaunt. Diesmal kam er schon erkältet an und bekam am zweiten Tag erhöhte Temperatur, sehr untypisch für ihn.

Donnerstag, 19. November 2015

Liebster Award, Klappe die Zweite und Dritte

Die liebe und bewundernswerte Mami Anders sowie eine meiner liebsten Bloggerinnen, Christine von der Villa Schaukelpferd haben mich für den immer mal wieder durch die Bloggerwelt gehenden Liebster Award nominiert. Vielen lieben Dank dafür! Da meine letzte Nominierung schon eine Weile her ist, mache ich gern wiedermal mit und beantworte die Fragen der Mami anders und der Villa Schaukelpferd-Besitzerin.

Montag, 16. November 2015

Wenn die Wohnung zu klein wird

Immer, wenn alle vier Familienmitglieder gleichzeitig zuhause sind wie an den Wochenenden, kriege ich Beklemmungen und Platzangst in unserer Wohnung. Es ist mir alles zu eng, zu laut, zu nah und zu direkt. Eigentlich müsste unsere Wohnungsgröße von 90 m² und 4 Zimmern für uns ausreichen. Leider gibt es kaum Rückzugsmöglichkeiten bzw. man hört einfach alles. Alle Zimmer gehen von einem langen Flur ab und haben recht dünne Wände. Als die Kleine z.B. als Baby im Schlafzimmer schlief, konnten wir in der angrenzenden Küche nichts machen, weil es sich anhörte, als würde man im gleichen Zimmer werkeln. Da die Kinder ständig raus und rein gehen oder die Türen eh' offen stehen, ist es immer unruhig und laut. Wenn ich am PC sitze und die Tür zum Arbeitszimmer schließe, dauert es keine 2 Minuten und ein Kind kommt zu mir. Daneben liegt das Kinderzimmer, man hört jeden Mucks. Das Wohnzimmer ist zwar mit einer Schiebetür von der Küche abgetrennt, aber akustisch quasi ein Raum. Es gibt nirgendwo Ecken/ Nischen, wo man sich ein wenig separieren könnte. Die Räume sind bis auf das Kinderzimmer alle recht klein. Der Flur nimmt mit 10 m² schon viel von der bewohnbaren Fläche weg.

Samstag, 14. November 2015

Erster Bloggeburtstag mit Buchverlosung

Heute ist mein Blog genau 1 Jahr alt. Ich startete am 14. November 2014 mit diesem Beitrag: Ich sollte nicht ins Kino gehen und schrieb anfangs einige unserer Alltagsepisoden nieder. Nach und nach kamen Artikel dazu, die meine Erinnerungen an die Geburten, die Wochenbett- und Babyzeiten meiner Kinder aufarbeiteten, einige theoretische Texte und viele weitere Alltagsgeschichten. Ich denke auf dem Blog viel über mich und meine Kinder nach und das hilft mir, die auf mich einstürmenden Gedanken zu ordnen. Ganz wichtig ist der Austausch für mich geworden: ich kommentiere gern auf anderen Blogs und freue mich über jeden Kommentar bei mir. Twitter ist mein liebstes und schnellstes Austauschmedium und es steht immer jemand bereit, der tröstet, aufbaut oder Rat gibt.

Quelle: Pixabay

Ich habe in dem Jahr insgesamt 120 Texte veröffentlicht. Ich hatte ca. 45.000 Seitenaufrufe laut Google Analytics (eingerichtet im Dezember 2014). Die beiden für mich wichtigsten und emotionalsten Beiträge im letzten Jahr waren Das Scheitern einer Erstlingsmama und Liebe fühlt sich sehr verschieden an. Ein ganz besonders schmerzhafter Aufarbeitungstext war Der Verlust meines ersten Kindes und die Zeit danach. Besonders am Herzen liegt mir weiterhin das Thema Autonome Kinder (bisher 3 Teile), auf das ich unglaublich viele Kommentare, Mails und Rückmeldungen erhalten habe und der mein mit großem Abstand meistgelesener Text ist. Auf das Interview mit Jesper Juul zu diesem Thema bin ich besonders stolz. Der kontroverseste Beitrag war wohl Über das sogenannte Bauchgefühl, der leider auch erstmals Trolle anzog, deren Kommentare ich dann aufgrund von beleidigenden und kinderverachtenden Aussagen nicht mehr freischaltete. Ich werde auch weiterhin neue Bücher über hochsensible Kinder rezensieren, um das Thema noch bekannter zu machen. Ich habe an vielen Blogparaden teilgenommen und einige Interviews auf anderen Blogs gegeben (siehe Ich woanders).

Es gibt Themen, die ich mehrfach (wie das Schlafverhalten meiner Kinder) und Themen, die ich noch gar nicht im Detail beschrieben habe (wie unsere Kinderwunschjahre). Trotzdem denke ich, dass ich eine ziemlich breite Palette der Dinge, die mich bewegen, hier niedergelegt habe. Je älter meine Kinder werden, umso mehr verändern sich die Aspekte, die uns betreffen und vielleicht verändere auch ich mich als Schreiberin. So wird in Zukunft das für mich schwierige Thema Schule immer präsenter werden. Aber ich möchte immer ehrlich und schonungslos die Dinge benennen, mit denen ich nicht klar komme, auch wenn das vielleicht der eine oder andere Leser nicht nachvollziehen kann oder übertrieben findet. Das ist nun mal mein Leben, und wo, wenn nicht auf meinem Blog, könnte ich dies niederlegen. Er ist ein tolles Erinnerungsinstrument für mich geworden und ich hoffe, noch lange den Spaß am Bloggen zu behalten.

Ich danke euch allen sehr für ein tolles Jahr des Austauschs, des Kennenlernens einer wunderbaren virtuellen Welt und freue mich auf die weitere gemeinsame Zeit! Als kleines Dankeschön möchte ich unter meinen Lesern zwei sehr gute Bücher, die zu meinem Blog und den Themen, die mir wichtig sind und die ich wärmstens empfehlen kann, verlosen:


Um in den Lostopf zu hüpfen, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar, wie ihr auf meinen Blog gestoßen seid, was ihr gerne oder nicht so gerne lest und was ihr am Bloggen oder Bloglesen toll findet. Bitte gebt unbedingt an, welches Buch ihr gern gewinnen möchtet. Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt und mir hier ein Herzchen gebt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt unbedingt einen Namen an!

Die Verlosung läuft bis zum 23. November 2015, 23.59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren wird für jedes Buch jeweils ein Gewinner/Gewinnerin ausgelost und hier sowie auf Facebook bekanntgegeben. Du müsstest mir dann Deine Adresse mitteilen und ich verschicke den Gewinn an Dich. Die Verlosung steht in keinem Zusammenhang mit Facebook. Versand nur innerhalb Deutschlands. Mindestalter 18 Jahre. Die Bücher wurden nicht gesponsert, sind neu und ungelesen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Viel Glück und danke für ein schönes erstes Blogjahr!

Dienstag, 10. November 2015

Das Ende eines Hormonrausches und die Folgen

Möglicherweise habe ich mir gestern selber eine Diagnose gestellt. Ich war beim Arzt wegen der Auswertung meines großen Blutbildes und der Urinwerte. Im Vorgespräch vor ein paar Tagen hatte ich unter Tränen meinen Zustand der letzten Wochen geschildert: chronische Infekte, Muskel- und Gliederschwäche, Schlappheit, Hitzewellen und totale Erschöpfung. Dass es keinerlei Veränderung in den äußeren Bedingungen gegeben hat, aber ich einfach nicht mehr konnte. Ich äußerte verschiedene Vermutungen wie Rheuma, Pfeiffersches Drüsenfieber, Eisenmangel, Schilddrüse etc. und all das wurde auch im Blutbild getestet. Das Ergebnis: ich bin kerngesund. Naja, so richtig konnte ich mich nicht darüber freuen. Lieber wäre mir eine Diagnose gewesen, mit der man arbeiten könnte.

Der Arzt stellte noch einige Fragen zu meinem Gemütszustand und warf eine leichte depressive Verstimmung in den Raum, die ich nicht bestreiten konnte. Ich war schon in den letzten Wochen etwas schwermütiger und melancholischer gewesen als vorher, kein Wunder bei den ständigen Krankengeschichten und meiner Herbstabneigung. Wir besprachen das weitere Vorgehen mit Vitamin D-Aufbaupräparaten und einer vorbeugenden Contramutan-Anwendung. Irgendwie kamen wir wegen der Hitzewellen und der nächtlichen Schweißausbrüche auch auf die hormonellen Aspekte zu sprechen. Ich ahnte zwar, dass diese auch eine Rolle spielten und meinte noch zum Arzt, aber wieso sollten sie chronische Infekte und allgemeine Schlappheit auslösen? Zumal sich ja nichts verändert hatte seit Beginn meiner Probleme Anfang/Mitte September. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Doch, es hatte sich etwas verändert, etwas Grundlegendes: die Kleine hatte sich Anfang September abgestillt und ein über 5 Jahre andauernder Schwangerschafts- und Stillhormonrausch war zuende gegangen! Konnte das des Rätsels Lösung sein?!

Mit dem Großen wurde ich im Juni 2010 schwanger. Nach seiner Geburt stillte ich ihn 20 Monate lang und war zum Zeitpunkt seines selbstbestimmten Abstillens schon mit der Kleinen im 2. Trimester schwanger. Die Kleine stillte ich noch länger, nämlich 28 Monate lang und unsere Stillbeziehung ging Anfang September 2015 zuende. Ich war also tatsächlich 5 Jahre durchgehend in einem Hormonrausch gewesen, den ich zwar mittendrin nicht wirklich bemerkte, dessen Ende aber mit Sicherheit Auswirkungen hinterlassen musste. Wir theoretisierten noch ein wenig darüber, der Arzt hielt diesen Einwurf durchaus für bedenkenswert, und je mehr ich nachdachte und später zuhause recherchierte, umso plausibler scheint mir diese Erklärung zu sein.

Das Stillhormon Oxytocin ist ja bekannt dafür, Wohlbefinden auszulösen, Stress zu reduzieren und die Wundheilung zu verbessern (also möglicherweise auch Infekte abzuwehren). In Tests mit Mäusen förderte das Oxytocin die Muskelregeneration nach Verletzungen. Es wird allgemein als Kuschel- und Wohlfühlhormon bezeichnet. Obwohl ich diese Auswirkungen während der langen Stillepisoden nicht bewusst spürte, kann ich mir lebhaft vorstellen, dass das Abfallen dieses Hormons nach dieser langen Zeit Spuren hinterlassen haben muss. Vergleichbar ist das vielleicht mit einem wichtigen Bewerbungsgespräch oder einem Fallschirmsprung, wofür Adrenalin, das sogar Kopf- oder andere Schmerzen übertünchen kann, ausgeschüttet wird, um die Stresssituation zu meistern und ggf. Glücksgefühle zu empfinden, nach Abfallen des Hormons aber oft eine Leere und Erschöpfung eintritt und die unterdrückten Schmerzen wieder spürbar sind. Nur dass es in meinem Fall ein über 5 Jahre ständig erhöhter Hormonspiegel unterschiedlicher Hormone war, der nun auf einmal wieder auf Normalniveau zurückgefallen ist.

Sicherlich hatten alle Familienmitglieder in den letzten Wochen mit übermäßig vielen Infekten zu kämpfen. Sicherlich gibt es weiterhin keinerlei Entlastung außerhalb der Kita. Sicherlich schlägt mir der Herbst von Jahr zu Jahr mehr auf die Seele. Wenn nun tatsächlich noch diese Tatsache eines beendeten 5-jährigen Hormonrausches mit den dazugehörigen körperlichen Veränderungen dazukam, ist mein körperlicher und seelischer Zustand kein Wunder. Das zeitliche Zusammentreffen mit dem Abstillen der Kleinen ist schon verblüffend und mir erst gestern in dem Gespräch klar geworden. Wie gesagt, es sind lediglich meine Überlegungen, die mein Arzt aber durchaus für bedenkenswert hielt. Für mich passt das aber alles jetzt besser zusammen. Es ist sicher nicht die alleinige Erklärung, denn mein Mann hat ja in letzter Zeit ähnlich wie ich gelitten. Aber vielleicht das i-Tüpfelchen. Zumindest kann ich mit dieser Theorie etwas anfangen. Nichts ist schlimmer, als wenn man so gar keine Erklärung hat.

Was meint ihr dazu, ist das lediglich ein hanebüchener Strohhalm, an den ich mich klammere, oder eine plausible Erklärung? Hattet ihr ähnliche Probleme nach solch einer langen "hormongeschwängerten" Zeit? Sollte ich beim Frauenarzt noch einen Hormoncheck machen lassen (ändert ja nichts mehr;))? In jedem Fall werde ich jetzt erstmal das Vitamin D und Contramutan nehmen und sehen, ob es was hilft. Zum Jahresanfang 2016 wollen wir noch einmal die Blutwerte überprüfen. Schön ist es natürlich doch, dass ich kerngesund bin! Auch wenn ich mich im Moment überhaupt nicht so fühle...

Ergänzung vom 11.11.15:
Mir ist in der Nacht noch etwas eingefallen, was dazu passen würde: als sich der Große im November 2012 abgestillt hatte, hatte ich zwar laut meiner Erinnerung keine körperlichen Beschwerden, aber auch ein psychisches Tief. Und das, obwohl ich dann schon wieder mit der Kleinen schwanger war. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange das dauerte, aber sicherlich auch ein paar Wochen. Dies nur noch als kurzer Nachtrag.

Ergänzung vom 21.11.15:
Ganz deutlich ist: ich bekomme wieder Pickel, was in den letzten 5 Jahren wirklich äußerst selten der Fall war. Scheint tatsächlich eine Hormonumstellung stattgefunden zu haben.