Samstag, 29. November 2014

Defizite

Heute war schwierig. Der Große ist seit Tagen so empfindlich, wegen jeder Kleinigkeit beleidigt und wütend und fällt zum Teil in alte, überwunden geglaubte Aggressionsmuster zurück. Außerdem merkt man wieder einmal deutlich sein Defizit beim Verstehen (oder Akzeptieren) von Ansagen und Zusammenhängen. Dass man zuerst die Weihnachtsdeko fertig aufbaut und danach Plätzchen bäckt, kann man ihm zwanzigmal sagen - er kommt trotzdem immer wieder zwischendurch damit an. Wenn man dann irgendwann genervt reagiert, ist er beleidigt, fragt aber 5 Minuten später wieder danach. Das ist nur eines von ganz vielen Beispielen. Manchmal ist es echt zum Verzweifeln. Dann denke ich wie so oft in diesen Situationen: Bin ich zu anspruchsvoll? Erwarte ich zuviel von einem 3 3/4-jährigen Kind? Kann er das noch gar nicht verstehen? Doch wenn ich mir seine gleichaltrigen Freunde anschaue, dann sehe ich, dass man das beherrschen kann, auch mit knapp 4 Jahren. Und wenn schon nicht verstehen, dann doch wenigstens akzeptieren. Aber das funktioniert in den allerseltensten Fällen. Nicht um uns zu ärgern, nicht weil er dumm ist, sondern weil die grundlegende Fähigkeit fehlt, Zusammenhänge und Abläufe zu erkennen und sich dann auch in diese zu "fügen".

Wenn ich in diesem Punkt die Kleine mit ihren 1,5 Jahren mit dem Großen im gleichen Alter vergleiche, ist sie ihm um Längen voraus bzw. nicht nur voraus, sondern in einer komplett anderen Dimension. Sie versteht Zusammenhänge nach 2-3 Malen, verinnerlicht diese und verhält sich (meist) entsprechend. Sie besitzt diese Fähigkeit einfach, man kann sie nicht antrainieren. Nun kann es natürlich sein, dass sie eine "Blitzmerkerin" und außerordentlich weit in diesem Bereich ist, während der Große "normal", also altersentsprechend entwickelt ist. Mein Gefühl sagt mir aber das Gegenteil, und die Unterschiede zwischen beiden Kindern hat man schon von Babyzeiten an gemerkt. Mir macht das mangelhafte Verständnis des Großen sehr zu schaffen, weil ich selbst sehr schnell und fast intuitiv Zusammenhänge erfasse und mein Verhalten entsprechend anpasse. Also eher wie die Kleine ticke. Ich werde dann sehr schnell ungeduldig, will den Großen aber natürlich nicht überfordern. Unter Druck kann er seine Fähigkeiten viel schlechter abrufen. Wenn er da ein Defizit hat, würde ich ihn gern unterstützen. Dies habe ich von früh an versucht, ihm immer wieder Dinge hundertmal geduldig erklärt, alles angekündigt, alles wiederholt etc. Viel mehr, als ich es jemals bei der Kleinen gemacht habe. Aber ich habe wirklich das Gefühl, es fruchtet nicht. Und das macht extrem ratlos.

Solch ein Mensch wird im späteren Leben sehr veränderungsresistent sein, weil er nie aus seinen Fehlern lernen wird. Weil er den Zusammenhang nicht versteht. Auch dies ist schon jetzt deutlich zu erkennen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb man bei ihm mit sogenannten Konsequenzen überhaupt nicht weiterkommt. Dass man eine Konsequenz versteht, würde bedeuten, den Zusammenhang zwischen einem positiven oder negativen Verhalten oder Vorkommnis und der Folge zu begreifen. Das aber findet im Gehirn des Großen nicht (oder auf eine für mich nicht nachvollziehbare Weise) statt. Deshalb prallen Konsequenzen an ihm völlig ab. Auch dies ist keine Erziehungsfrage, sondern von der individuellen kognitiven Disposition abhängig. Für Eltern eine schwierige, um nicht zu sagen unlösbare Situation.

Die Mama Miez hat letztens einen Post geschrieben, in dem ich den Großen zum großen Teil wiedererkannte: Motzmaeulchen oder Die Aber-Regel. Es gibt also noch andere solche Kinder... Und man  muss dazu sagen: all das beschreibt den Großen in seinem familiären Umfeld. Im äußeren Leben (Kita etc) versteht er Zusammenhänge, Abläufe, Konsequenzen sehr wohl und verhält sich entsprechend. Deshalb wirkt er dort enorm angepasst. Das muss er zuhause ja gar nicht sein. Aber ein wenig Ausgewogenheit wäre für alle Beteiligten nervenschonender.

Donnerstag, 27. November 2014

NAAIINN !!

Ich bin seit gestern angeschlagen, schlapp, antriebslos und nervenschwach. Der Große scheint auch angeschlagen zu sein und explodiert bei jeder Kleinigkeit. Die Kleine ist körperlich wieder fit, aber extrem unruhig, laut, vehement und unkooperativ. Ihr Lieblingswort ist "NAAIINN!!" im Moment. Normale Abläufe, die mit ihr tendenziell eher gut zu absolvieren waren, werden zur Kraftprobe. Anziehen: welch Zumutung! Schlafen gehen: inakzeptabel! Im Fahrradanhänger sitzen: unvorstellbar! Unkooperatives Verhalten sind wir ja zur Genüge vom Großen gewohnt, aber die Kleine entschied sich bisher aus Selbsterhaltungstrieb meist für die Linie der Eltern. Das ließ uns Raum und Kraft für die täglichen Kämpfe mit dem Großen.

Nun aber sind gleich zwei renitente Kinder in den alltäglichen Rhythmus zu bringen. Nachmittags, wenn kein Zeitdruck vorhanden ist, versuche ich sie Schritt für Schritt zu motivieren. Es dauert zur Zeit mehr als eine halbe Stunde, bis ich beide Kinder angezogen aus der Kita herausgebracht habe. Fast täglich weint die Kleine herzzerreißend, was in mir sehr traumatische Deja Vu's hervorruft. Dass es nun so kalt und früh dunkel ist, wir uns also nicht mehr im Park austoben können, macht die Laune nicht besser. Dafür muss ich aber sagen, dass das Zusammenspiel, wenn wir dann zuhause angekommen sind, friedlicher funktioniert als früher. Das ist für mich sehr beruhigend in Hinblick auf lange und kalte Winternachmittage.

Warum die Kleine im Moment so zerrissen und unzufrieden ist, darüber können wir Eltern wie immer nur rätseln. Nachwirkungen Ihrer Krankheit? Ein Entwicklungsschub? Der Beginn der Autonomiephase? Abgeschautes Verhalten aus der Kita? Wir werden sehen, ob und wie sie sich verändert hat, wenn sie wieder ausgeglichener ist. Wenn wir alle wieder ausgeglichener sind. Im Moment ergeben wir eine explosive Mischung.

Montag, 24. November 2014

Strohwitwennacht

Zum ersten Mal Strohwitwe mit beiden Kindern über Nacht. Einmal erst habe ich bisher die beiden alleine ins Bett gebracht. Das war auch immer schwierig bis unmöglich, da das Einschlafstillen der Kleinen unvorhersehbar kurz oder lang dauerte. Und beide parallel ins Bett bringen ist im Moment noch utopisch. Also nacheinander.

Der Nachmittag und Abend verlief erstaunlich ruhig. Wir hatten den Großen gut auf die veränderte Situation vorbereitet und ihm immer wieder gesagt, dass ER jetzt der "Papa" ist, wenn der Papa verreist ist. Er kooperierte gut, spielte ein wenig allein, kümmerte sich um die Kleine und half beim Tischabräumen. Die Kleine war insgesamt auch recht entspannt. Ich habe ja immer das Gefühl, dass die Kinder besser "funktionieren", wenn nur eine erwachsene Bezugsperson greifbar ist. Sie wissen dann, an wen sie sich halten müssen, wer die Vorgaben macht und dass eben nur einer zuständig ist. Die Situation ist für sie eindeutiger und vorhersehbarer. Das vereinfacht viele Abläufe.

Nur beim Ins-Bett-Gehen streikte die Kleine und weinte und wütete wie gestern sehr. Das tut mir unglaublich leid. Ich versuchte es mit Streicheln, Kuscheln, leisem Sprechen etc., aber einige lange Minuten half nichts. Da ich aber auch unseren Erfolg, dass wir seit 10 Abenden nicht mehr einschlafstillen, nicht gefährden will, ließ ich sie nicht stillen. Sie wurde dann nach und nach ruhiger und ließ endlich Körperkontakt zu. Dann schlief sie ein. Ich weiß im Moment nicht so richtig, wie ich mit ihr weitermachen soll, wenn sie sich jetzt immer so gegen das Schlafen wehrt. Auf die Brust hat sie sich ja immer gefreut und so das Einschlafen mit etwas Angenehmem verbunden. Wenn sie nur ein bisschen meckert, ist das für mich okay, die Umstellung ist für sie auch enorm nach 18 Monaten und ich bin ja neben ihr. Aber so wütend wie sie heute war?

Der Große schlief dann mit seinem gewohnten Ritual des Vorlesens und Abwartens ein. Ich fand es sehr schön, dass er das bei mir genauso zuließ wie beim Papa, der ihn sonst immer ins Bett bringt. Und selbst nach ca. 2 Jahren selbstständigen Einschlafens bin ich immer wieder aufs Neue verblüfft, dass dieses Kind, bei dem lange Zeit davon nicht einmal ansatzweise zu träumen war, es tatsächlich täglich immer wieder schafft. Dass er eine Einschlafbegleitung braucht, finde ich legitim und verständlich. Nun bin ich gespannt, wie die Nacht und der Morgen verläuft. Der Große schläft normalerweise durch, wacht aber meist sehr früh auf. Das fängt dann immer der Papa ab. Die Kleine ruft mich irgendwann und wir dösen oft etwas länger. Morgen früh muss ich alle für die Kita bzw. Arbeit fertig machen, ohne in Hektik zu verfallen und möglichst ohne schweißgebadet auf Arbeit anzukommen. Ich erinnere mich noch mit Grausen daran, wie ich den Großen damals allein für die Kita fertig machen musste, ohne den Zeitdruck der Arbeit zu haben. Aber vielleicht übernimmt er morgen früh wieder die Papa-Rolle. Es wäre schön.

Samstag, 22. November 2014

Stimmungsschwankungen

Heute ging es der Kleinen glücklicherweise endlich besser. Die Augen hatten wieder Glanz, sie klammerte nicht mehr so an mir und lief zumindest in der Wohnung wie ein Wiesel umher. Sie aß ein wenig, lachte und hielt nur noch ein Schläfchen. Draußen allerdings war sie noch schlapp und wollte viel getragen werden. Am Vormittag schickten wir unsere Babysitterin anderthalb Stunden mit den Kindern raus. Am Nachmittag war der Papa dann mit ihnen für eine Stunde im nahegelegenen Kinderbauernhof. Länger war es heute nicht auszuhalten, denn es war wirklich eiskalt.

Der Große allerdings hatte heute einen eher labilen Tag. Ständige Launen und Stimmungsschwankungen, mittlere Wutanfälle, Unlust zu spielen und Laufrad zu fahren machten uns und ihm das Leben schwer. Wenn er tobte, wollte er einerseits in Ruhe gelassen werden, andererseits flehte sein Herz um Mamas Trost. Er wirkte sehr zerrissen. Möglicherweise kränkelt er doch mehr als es scheint. Man steckt ja nicht drin in dem kleinen Kinderkörper und weiß nicht, wie er sich fühlt. Ich habe ihn, so gut es ging und er es zuließ, immer wieder aufgefangen und getröstet.

Das ist es, was ich von Geburt an für ihn mache. Ich lasse ihn nicht allein in seinen Seelenstürmen. Ich versuche immer aufs Neue, Zugang zu ihm zu bekommen. Er weiß das und sehnt sich danach, in meinen Armen wieder Ruhe, Kraft und Sicherheit zu spüren. Das ist unheimlich aufreibend für mich und ich fühle mich danach jedesmal wie ausgesaugt, aber es ist der einzige Weg, um seine mangelnde Selbstregulation zu unterstützen. Und ich spüre aus tiefster Seele, wie klein und bedürftig er ist. Ich möchte ihn stärken und ihm beibringen, wie er mit emotional aufrüttelnden Situationen umgehen kann. Das geht nicht, indem ich ihn ignoriere, ausgrenze oder gar bestrafe. Dadurch lernt er nur Resignation und dass sich keiner dafür interessiert, wie er sich fühlt. Ich habe mir geschworen, so nicht mit meinen Kindern umzugehen. Und es ist nicht nur ein Vorsatz, sondern auch mein tiefes Bedürfnis, für meine Kinder nicht nur in angenehmen, sondern vor allem in anstrengenden Situationen da zu sein. Sich ihnen nur zu widmen, wenn sie gerade gut "mitmachen" und unkompliziert sind, und sie zu missachten, wenn sie mit sich selbst zu kämpfen haben, widerspricht meinem Verständnis von Elternschaft fundamental. Ich habe das bisher, denke ich, ganz gut hinbekommen. Aber es kostet Kraft. Sehr viel Kraft.

Freitag, 21. November 2014

Überreizung

Bis 16 Uhr ist über den heutigen Tag nicht viel zu berichten. Ich war arbeiten und glücklich dabei. Der Papa war mit der kranken Kleinen zuhause und holte mit ihr den Großen von der Kita ab. Am späten Nachmittag fuhren wir alle zusammen zu Toys 'R Us, um noch ein paar Anregungen für die letzten fehlenden Weihnachtsgeschenke zu holen.

Ich hoffe ja jedesmal, dass so ein Besuch ruhig und geordnet möglich ist. Aber das klappt nie. Die Kleine hatte beim Papa nur am Vormittag geschlafen und dann nicht mehr. Sie war also nicht nur krank, sondern auch sehr müde und mamabedürftig. Der Große war schon etwas grantig nach der Kita und legte kurz nach Betreten des Marktes wieder einmal ein Verhalten an den Tag, was wir zwar von ihm kennen, aber immer aufs Neue hoffen, dass es vielleicht diesmal...

Komplette Überreizung für ihn. Bunte Sachen. Viele Menschen. Er kann das große Ganze dann nicht wahrnehmen und fokussiert sich völlig beliebig auf irgendwelche Sachen. Seine Erregung steigt und seine Laune wird immer schlechter. Er wird aggressiv, mal laut, mal weinerlich. Es macht ihm keine Freude, die Spielsachen zu entdecken und etwas für ihn Interessantes herauszusuchen, sondern stresst ihn total. Er kann in solchen Situationen gar nicht filtern. Ich kann ihn absolut verstehen, mir geht es ähnlich. Er hat nur noch keine Strategien entwickelt, wie er damit umgehen kann. Das Beste ist dann immer noch, ihn mit seinen 18 kg auf den Arm zu nehmen. Da wollte aber die Kleine auch sein. Also haben wir nach der Hälfte fluchtartig den Spielzeugtempel verlassen und sind nach Hause gefahren. Dort hat er wieder ausgiebig mit seiner Ritterburg gespielt.

Ich weiß, dass es ihm besser geht, wenn wir solche Überreizungssituationen ganz vermeiden würden. Denke aber, dass man so etwas bis zu einem gewissen Grad auch üben muss, damit er vielleicht irgendwann Strategien entwickelt, die es erträglicher machen. Mit unserer Hilfe natürlich. Aber es ist und bleibt eine Gratwanderung und für alle anstrengend.

Am Abend habe ich, weil die Kleine sehr schnell eingeschlafen ist (zum 7. Mal ohne Einschlafstillen), das komplette Abendritual bis zum Einschlafen des Großen mal mitgemacht. Sonst bringt ihn ja der Papa ins Bett; das wäre auch gar nicht anders gegangen, brauchte die Kleine doch manchmal bis zu 1,5 Stunden, bis sie schlief. Und weil ich in 2 Tagen zum ersten Mal abends ganz allein mit beiden Kindern bin, nutzte ich die Gelegenheit, um genau mitzuverfolgen, was der Papa und der Große abends machen. Es hat alles geklappt, aber ich war ziemlich geschockt, weil alles zusammen eine geschlagene Stunde dauerte. Das habe ich noch nie so mitbekommen, weil ich bisher immer gleichzeitig mit der Kleinen lag. Ich denke nicht, dass ein Einschlafritual eine Stunde dauern muss und habe deshalb den Papa gebeten, es perspektivisch nach und nach zu verkürzen. Ich hoffe, dass er sich dazu eine Strategie überlegt.

Und ich muss mir etwas überlegen, wie ich die Kleine über ihren 5-Uhr-morgens-Punkt bringe, an dem sie mich immer ruft und dann nur noch nuckelnd weiterschläft. Wenn sie das noch schaffen würde, hätten wir alle Schlaf-Baustellen beseitigt. Das wäre - UNGLAUBLICH !

Donnerstag, 20. November 2014

Schlafzyklen

Erschöpft. Ich blieb heute mit der immer noch kranken Kleinen zuhause. Was macht man den ganzen Tag, wenn das Kind zu schlapp zum Spielen ist? Man hofft, dass es zwei längere Schlafsessions einlegt. Diesen Gefallen hat sie mir leider nicht getan. Sie hat zweimal exakt ihre typische halbe Stunde geschlafen. Dieser Halbe-Stunde-Schlafzyklus hat uns, seit sie 6 Monate alt ist, zur Weißglut getrieben. Bis 6 Monate war sie nämlich eine sehr gute Schläferin, zumindest tagsüber. Das hatten wir uns auch verdient nach dem Großen, der schon immer ein Wenigschläfer war. Noch heute glaubt mir kaum einer, dass er als Baby in 24 Stunden ca. 10 Stunden geschlafen hat. Die Kleine schlief die ersten Monate durchschnittlich 3 Stunden am Stück mehrmals täglich, selten weniger, oft mehr. Das war paradiesisch. Mit exakt 6 Monaten legte sich irgendein dämlicher Hebel um und sie schlief ab dann nur noch ihre halbe Stunde. Wenn es mal länger wurde, war es ein Glückstreffer oder draußen im Kinderwagen.

Heute hat man wieder einmal gemerkt, wie sehr dieser Baby-Schlafzyklus jetzt mit 18 Monaten immer noch in ihr steckt, dass sie es selbst mit einem erholungsbedürftigen Körper nicht schafft, darüber hinaus zu kommen. Die Laune nach dem Kurzschläfchen war entsprechend unterirdisch - bei ihr und bei mir natürlich auch. Nach dem 2. Schlaf hatte ich keine Kraft mehr und hab mich zu ihr gelegt. Stillend hat sie dann nochmal eine Stunde rangehängt (in der ich aber natürlich auch nichts machen konnte). Mit einem Kind, egal ob gesund oder krank, zuhause zu bleiben, das war, ist und bleibt nichts für mich. Es strengt mich ungeheuer an, saugt mich aus und langweilt mich gleichzeitig zu Tode. Ich bin so froh, dass diese Zeiten (bis auf krankheitsbedingte Ausnahmen) zu Ende sind und ich einen halbwegs ausgeglichenen Rhythmus Arbeit-Kinder habe. Was noch fehlt, ist die gleiche Proportion an Freizeit. Aber das wird kommen, je älter die Kinder werden. Hoffe ich.

Der Schlafzyklus des Großen war, nachdem er mit ca. einem halben Jahr einen gewissen Rhythmus entwickelt hatte, übrigens 45 Minuten. Durch Kinderwagenfahren ließ er sich exakt verdoppeln. Je älter er wurde, umso öfter schaffte er es, über die 45 Minuten hinweg zu kommen. Bei der Kleinen war die Entwicklung leider umgekehrt.

Morgen darf ich wieder arbeiten...

Mittwoch, 19. November 2014

Ritterburgen

Wir haben es riskiert und heute beide Kinder wieder in die Kita gegeben. Um 13:15 Uhr rief mich die Kita auf Arbeit an und berichtete, dass es der Kleinen gar nicht gut ginge und ich sie nach dem Mittagsschlaf besser abholen solle. Als ich kam, lag sie kraftlos auf einer Matte im Gruppenraum und war ganz selig, als ich sie in die Arme schloss. Ich zog sie an, wir schlichen uns am Gruppenraum des Großen vorbei, den ich erst später abholen wollte und gingen spazieren. Zuerst zu einem Spielzeugladen, wo ich sowieso schon länger mal vorbeischauen wollte. Da das Wetter mies war und ich eine Beschäftigung für den Großen am Nachmittag brauchte, damit ich mich um die Kleine kümmern konnte, kaufte ich für ihn die Calafant Burg sowie den Goldenen Ritter Christopher und den Löwenritter beim Turniertraining. Die Produkte von Calafant finde ich toll, weil man beim Zusammenbau nichts kleben muss, sondern nur zusammensteckt und alles haargenau passt. Die Sachen sind stabil und man kann dann noch der Phantasie beim Ausmalen freien Lauf lassen. Dann holten wir den Großen ab und traten den Heimweg an.

Zuhause angekommen, bastelten wir die Ritterburg und steckten die Ritter zusammen. Der Große freute sich wie ein Schneekönig und fing sofort an, zu spielen. Er kennt das Spielen mit Ritterburgen bisher von einigen Mittelalterfesten, wo es immer Modelle für Kinder gibt. Als wir dann mit ihm zusammen ein paar Szenen eines versuchten Schatzraubs nachstellten, war er endgültig Feuer und Flamme. Er spielte heute bis zur Bettzeit nichts anderes mehr und war total ausgelassen. Leider ließ sich die Kleine nicht von der Euphorie anstecken. Sie war komplett kraftlos und schlapp und wollte nur noch ins Bett. Sie ist nun den 5. Abend ohne Stillen eingeschlafen! Allerdings hat sie vorhin schon wieder ins Bett erbrochen. Ich vermute, dass dies nicht mehr der Magen-Darm-Virus ist, sondern sie durch ihren Husten erbricht, wie wir es schon oft bei ihr erlebt haben. Eine Erkältung hat sie nämlich zu allem Überfluss auch noch obendrauf bekommen. Hoffentlich entgehen wir wenigstens der in der Kita grassierenden ansteckenden Bindehautentzündung.

Morgen werde ich wohl mit ihr zuhause bleiben. Zwar wird mir dann die Decke auf den Kopf fallen. Aber wenigstens muss ich nicht die zur Zeit grottenschlechte Laune meiner Bürokollegin ertragen. Dafür wahrscheinlich die miese Stimmung der Kleinen. Irgendwas ist immer!

Dienstag, 18. November 2014

Wer darf arbeiten gehen?

Geplant hatten wir, die Kleine heute wieder in die  Kita zu geben und den Großen noch einen Tag zuhause zu lassen. Ich sollte arbeiten gehen dürfen,weil ich eine wichtige Aufgabe vorbereiten musste, und der Papa wollte zuhause bleiben. Schon vor dem Frühstück  kam es aber anders: die Kleine erbrach einen großen Schwall in eine Kiste mit Playmobil-Spielzeug, die ich ihr geistesgegenwärtig unter gehalten hatte, und wirkte wieder sehr schlapp und jammerig. Der Große dagegen, der gestern 4x erbrochen hatte, war topfit und voller Tatendrang. So beschlossen wir, es umgekehrt zu machen und die Kleine mit Papa zuhause zu lassen, den Großen jedoch schon wieder in die Kita zu schicken.

Der Kitatag des Großen verlief gut, es gab keinerlei Zwischenfälle, er verhielt sich ganz normal und war auch abends gut drauf. Das war daran erkennbar, dass er alle paar Minuten eingeschnappt, ziemlich widerspenstig und aufmüpfig war. So wie es halt normal mit ihm ist. Deshalb empfand ich ja den gestrigen Tag als so friedlich, weil all das wegfiel. Ich bin aber wirklich baff, wie schnell er sich regeneriert hat und wie wenig er unter so einer aussaugenden Krankheit wie Magen-Darm leidet. Immerhin ist er sonst immer unser "Leidensmann", der den lieben langen Tag wegen aller möglichen Dinge jammert, nölt und mault. Und früher, als er kleiner war, war er bei Krankheit noch ungenießbarer als ohnehin schon. Das ging von unendlichem Gejammere bis hin zu Autoaggression, z.B. mit dem Kopf immer wieder gegen Schränke, Türen, Badfliesen schlagen. Schrecklich. Das war also diesmal erstaunlich "erfreulich". Und wenn man bedenkt, dass er das letzte Mal vor 1 3/4 Jahren in der Kita gefehlt hat, so zeigt das, dass er dankenswerterweise selten richtig krank ist.

Die Kleine zuhause mit dem Papa hat sich wohl etwas schwerer getan, rief die ganze Zeit "Nein! Nein!" und "Mama! Mama!", trommelte mit ihren Fäustchen auf's Sofa und hatte ziemlich durchwachsene Laune. Zum Glück  hat sie nicht nur geheult, das fände ich ganz furchtbar. Als ich von Arbeit kam, schlief sie und schaute mich dann mit erstaunten glücklichen Augen an, als sie aufwachte. Der Rest des Tages war dunkel, kalt und mit einer kleinen Autofahrt zu einem Bau-, Garten- und Zoomarkt gefüllt.

Ich war glücklich, arbeiten gewesen zu sein. Dass ein Papa auch für ein krankes Kind zuhause bleiben kann, finde ich zwar nur gerecht, aber eben leider nicht sehr verbreitet. Ich bin auch dankbar dafür, sollte es aber eigentlich nicht sein, denn kein Mann war jemals dankbar, wenn die Frau mit krankem Kind zuhause blieb. Nunja. Er wäre auch gern arbeiten gegangen und stellte fest, wie dröge die 6 Stunden gewesen seien. Ich verstehe das und empfinde es genauso, wenn es mich trifft. Aber es war einmalig und nur 6 Stunden. Ich warte immer noch darauf, dass er irgendwann ein Verständnis dafür äußert, wie unglücklich ich mich in der langen Zeit allein mit dem Großen zuhause gefühlt habe, ohne Arbeit, ohne Sozialleben, ohne Unterstützung von außen, ohne jemanden, der sich wirklich dafür interessierte, wie es mir ging. Und das waren 10 Stunden jeden Tag mit einem wesentlich schwierigeren Kind. Die schlechten Nächte kamen noch dazu. Obwohl er also an solchen Tagen wie heute ein wenig in meine alte (gehasste) Rolle schlüpft, ist es natürlich nicht mal im Ansatz vergleichbar. Und mit der Aussicht, morgen wieder außer Haus zu sein, auch wesentlich besser zu ertragen.

Morgen sollen übrigens beide Kinder wieder in die Kita gehen. Mal abwarten, wie es wirklich kommt.

Montag, 17. November 2014

Ein etwas anderer Geburtstag

Objektiv gesehen war die Lage heute noch schlimmer. Den Großen hatte es nun auch erwischt und er erbrach im Laufe des Tages mehrmals große Mengen. Er wirkte ruhig und gefasst, etwas verwirrt, aber viel weniger jammerig als in gesundem Zustand. Er war schlapp, aber nicht extrem kraftlos. Wir meldeten beide Kinder in der Kita ab, der Papa blieb zuhause und kümmerte sich vor allem um den Großen. Ich hatte meinen freien Tag und betüddelte die Kleine. Sie schlief am Vormittag 1,5 Stunden mit mir zusammen (Kontrollhändchen!) und spielte heute sogar wieder ein bisschen. Um die Mittagszeit herum ging ich, damit der Große in Ruhe schlafen konnte, bei herrlichstem Sonnenschein mit ihr im Kinderwagen spazieren. Da schlief sie mir nach einer Zeit wieder ein und wir kamen erst nach Hause, als der Große erwacht war.

Am Nachmittag entschlossen wir uns zu einem kleinen Ausflug an einen See, nahmen vorsorglich auch für den Großen einen Buggy mit (war nötig) und eine Schüssel für die Autofahrt (war auch nötig). Wir spazierten eine Runde um den See, ich fütterte die Enten, der Papa gönnte sich einen Coffee to go, wir bekamen von einem anderen Papa 2 heiße Waffeln mit Apfelmus geschenkt, die die magengeplagten Kinder aber natürlich nicht anrührten, und fuhren frischluftgetankt wieder nach Hause. Am Abend hatte der Große eine komische latent aggressive Phase und wirkte wieder ganz fit. Die Kleine hat seit gestern nachmittag nicht mehr erbrochen. Wir werden sehen,wie es morgen aussieht und wer in die Kita bzw. zur Arbeit gehen darf.

Subjektiv war der Tag für mich nicht so anstrengend wie die beiden letzten Tage, obwohl die Waschmaschine wieder ständig lief und nun 2 kranke Kinder betreut werden mussten. Aber die Kleine war schon deutlich weniger anhänglich und mamabedürftig als gestern, spielte kurz mit dem Bruder, ließ sich vom Papa mal tragen und auf ihren Hochstuhl (statt Mamas Schoß) setzen. Ich hatte also trotz permanenter Betreuung mehr das Gefühl, Raum für und um mich zu haben. Das tat gut. Die Stimmung insgesamt war auch sehr friedlich, da beide schlapp, aber nicht jammerig waren. Also nicht so extrem nervenaufreibend. Und es hat nun zum 3. Mal geklappt, dass die Kleine ohne das abendliche Stillen eingeschlafen ist. Ich probiere es einfach und wenn sie nur kurz meckert, sich aber schnell beruhigt und einschläft, ist das doch toll. Mal sehen, wie es damit weitergeht.

Ach ja: der Papa hatte heute Geburtstag. Eine Schnapszahl. Den hatte er sich sicherlich anders vorgestellt. Aber so ist das mit Kindern. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Prost!

Sonntag, 16. November 2014

Nur Mama

Der Tag war sehr anstrengend für mich. Es war noch einmal schlechter als gestern. Die Kleine hat einmal erbrochen, war aber wieder unglaublich schlapp, müde und sehr jammerig. Sie hat zweimal auf mir geschlafen und einmal in ihrem Bett. Ansonsten hing sie an und auf mir und wollte herumgeschleppt werden. Nur auf dem Schoß sitzen ging so gut wie gar nicht. Papa und Bruder gingen auch nur in ganz vereinzelten Momenten. Mama wurde 95% des Tages gebraucht.

Das geht an die Substanz und bringt mich innerhalb kurzer Zeit an die Grenzen meiner Kräfte und Nerven. Ich liebe sie über alles und trage sie wirklich viel und gern, aber ohne die Möglichkeit, mal Abstand zu haben, wird mir der Kontakt, ihre Abhängig- und Bedürftigkeit schnell zuviel. Vor allem, wenn sie auf dem Arm noch jammert, aber auch nicht woanders hin will. Da kann man sich die Kinderbetreuung und -erziehung noch so gleichberechtigt aufteilen, aber ein krankes Kind will (zumindest hier) NUR die MAMA. Der Papa versucht alles, hat aber keine Chance. Nur im Kinderwagen durfte er sie ein wenig spazierenfahren.

An Tagen wie diesen merke ich meine Hochsensibilität deutlich. Ich bräuchte mal eine Pause, Abstand, Ruhe. Ich bin innerlich sehr gereizt, unterdrücke das aber weitestgehend, um dem kranken Kind die nötige Ruhe zu geben. Ich bin für die Kleine da, möchte sie aber am liebsten jemandem auf den Arm geben und flüchten. Ich manage die Krise, aber ich leide. Und wenn so ein Zustand länger anhält, hinterlässt er Spuren. Die Krankheit der Kleinen wird bald überstanden sein. Aber ein vergleichbarer - langanhaltender - Zustand war das erste Babyjahr des Großen. Oder vielmehr die ersten anderthalb Jahre. Das hat Spuren hinterlassen. Verständlicherweise.

Samstag, 15. November 2014

Kranke Kleine

Die Kleine hat seit 2 Tagen Magen-(ohne)-Darm-Infekt. Es ist furchtbar. Sie erbricht in Abständen von ein paar Stunden sehr große Mengen und ist unheimlich kraftlos, knatschig, anhänglich und müde. Man kann gar nichts mit ihr anfangen. Ich trage sie den ganzen Tag, habe sie auf dem Schoß, kuschel mit ihr (hallo Ansteckungsgefahr!), stille sie, weil sie dies will, obwohl sie alles wieder erbricht. Zwischendurch hat sie dann mal kleine Momente, wo sie spielt und ein Brötchen kaut, aber insgesamt ist ihr Zustand mehr als bescheiden.

Es ist das erste Mal, dass sie Magen-Darm hat. Ich kenne es, dass sie nachts ins Bett erbricht, wenn sie stark hustet. Tagsüber jedoch noch nie. Glücklicherweise ist nicht auch noch Durchfall dabei, das hätte jetzt noch gefehlt. Komischerweise hat sie noch nie außerhalb der Wohnung erbrochen. Es ist wahrscheinlich wirklich der geschützte Raum, wo sie es "rauslassen" kann (im wahrsten Sinne des Wortes). Nun hoffe ich, dass wir sie morgen (Sonntag) noch ein wenig aufpäppeln können und sie pünktlich zum Wochenstart wieder fit ist. Oder zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo es mich darniederfegt.

Abgesehen davon, dass sie mir unheimlich leid tut und ich ihr so gerne helfen würde, aber nicht kann (man soll ja nichts geben, damit die Viren schnell ausgeschieden werden), ist es für mich sehr kräftezehrend, wenn sie den ganzen Tag jammert, an mir dran klebt und nichts machen will. Ich merke dann immer, wie ich - obwohl nicht alleine - sowohl körperlich als auch nervlich ganz schnell auf dem Zahnfleisch krieche. Und dann erinnere ich mich an die Zeit mit dem Großen allein daheim, als es viele viele viele solcher Zustände / Phasen gab, mit und ohne Krankheit, Schübe, Zähne, sonstige Befindlichkeiten, die fast permanent auf sein und mein Gemüt drückten. Und ich weiß sofort wieder, warum es mir damals so (schlecht) ging, wie es mir eben ging, ohne dass ich etwas dafür konnte oder es ändern konnte. Diese Zeit ist zum Glück vorbei - und die Krankheit der Kleinen ist zwar anstrengend, aber nichts im Vergleich dazu. In spätestens 2 Tagen wird sie wieder mein schelmischer, lachender, anschmiegsamer, willensstarker Sonnenschein sein.

Freitag, 14. November 2014

Ich sollte nicht ins Kino gehen

Heute hatte der Papa nachmittags Kinderabholdienst. Und ich bin vom Büro direkt ins Kino gefahren, um mir den Film "Im Labyrinth des Schweigens" anzuschauen. Einmal wegen des Themas, aber auch ein bisschen, weil einer der beiden Hauptdarsteller mit mir zusammen Abitur gemacht hat.

Ich saß also im Kino und genoss es, in Ruhe, ungestört und für mich allein einen Film zu schauen. Und kurz vor Schluss passierte etwas, was ich in dieser Intensität (früher oft, aber zuletzt) lange nicht mehr so gespürt hatte. Ich wurde wieder einmal untröstlich traurig darüber, was alles verschüttet ist von meinen Interessen, Beschäftigungen, Themen, die mich eigentlich sehr berühren, von Gedanken, die mich früher ausgemacht haben. Seit die Kinder da sind, ist das meiste davon aus Zeit-, Kraft- und Nervengründen unbedeutend geworden. Natürlich wusste ich, dass man das frühere Leben nicht genauso mit den Kindern weiterleben kann. Dass man aber in einer solchen Parallelwelt lebt, in der von mir selbst traurigerweise so wenig hinübergerettet werden konnte, hätte ich nicht erwartet. Früher hat mich dies viel mehr belastet als jetzt, aber es ist bezeichnend, dass diese tiefe Traurigkeit darüber, was eben leider alles verloren gegangen ist, auch nach fast 4 Jahren Kinderhabens nicht verschwunden ist.

Diese Traurigkeit gibt mir aber gleichzeitig auch die Gewissheit, dass noch etwas von der früheren Person da ist, an das ich anknüpfen kann, wenn die Kinder größer und selbstständiger sind und mir wieder mehr Raum und Freiheit für meine eigenen Interessen lassen. Ich merke, dass mich meine früheren Themen immer noch bewegen und berühren und ich mich darauf freue, irgendwann wieder mehr einzusteigen.

Übrigens: der Film ist großartig (und mein Abitur-Kollege auch)

Quelle: Pixabay