Freitag, 27. April 2018

Kleine Botschaften

Ich habe vor kurzem eine neue Mappe angelegt. Darin sammle ich beschriebene Zettel, Botschaften, Notizen, Anweisungen, Nachrichten meines Großen. Mein Großer geht seit einem dreiviertel Jahr in die Schule. Er konnte vorher nur einzelne Buchstaben und wenige Wörter schreiben, aber niemals zusammenhängende Sätze oder Botschaften. Es ist wirklich toll zu sehen, was er in dieser kurzen Zeit gelernt hat. Und ich finde es total rührend, wie er die neuen Fähigkeiten anwendet.

Als er das erste Mal mit so einem Zettel ankam, musste ich mehrere Tränchen verdrücken. Es war so überraschend, dass er sich hingesetzt und einen kleinen Text für mich überlegt hatte. Keine Geschichte, sondern eine Botschaft an mich, die er vielleicht nicht so aussprechen konnte, wie er sie geschrieben hatte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals "Mama, ich hab dich so lieb!" zu mir gesagt hätte. Er kann Gefühle nur schwer mitteilen. Er war auch selbst ganz stolz und ein bisschen perplex über sein Geschriebenes. Ich glaube, er realisierte in diesem Moment, wieviel man mit geschriebener Sprache anfangen und erreichen kann. Und er konnte an meiner Reaktion sehen, wie es andere berührt.


Auch ist er, wie ich, ein Typ, der sich damit schwer tut, Gefühlsdinge mündlich zu äußern oder auch die richtigen Worte zu finden. Zwar ist er ein Kind, das oft stark von seinen Emotionen gebeutelt wird, aber er kann diese immer noch sehr schlecht ausdrücken und konkret mitteilen. Dafür ist das Schreiben natürlich toll. Sich ausdrücken zu können, ohne etwas sagen zu müssen, was ihm vielleicht peinlich ist, passt zu seinem Wesen. Seine Gedanken purzeln oft durcheinander, gleichzeitig braucht er recht lange, um Gedankenkonstrukte zu entwickeln, und wenn er redet, kann er nicht gleichzeitig überlegen, was er als nächstes sagen will. Beim Schreiben kann man ja gut die Gedanken sortieren, das merke ich beim Bloggen oft. Vielleicht hilft ihm diese Möglichkeit, sich auszudrücken und in Ruhe Überlegungen entwickeln zu können.


Für mich als Mama ist es total faszinierend, dass mein Großer jetzt kleine "Texte" schreiben kann. Das Rechnen und Lesen empfinde ich persönlich als nicht ganz so spektakulär. Er kann beides schon gut, wobei man beim Lesen merkt, dass er "mechanisch" vorliest, d.h. Texte meist nicht inhaltlich versteht. Auch dies geht mir übrigens ähnlich, weshalb das Vorlesen nicht unbedingt zu meinen liebsten Beschäftigungen gehört: ich bekomme nicht viel vom Inhalt einer Geschichte mit, wenn ich vorlese. Ich muss still lesen. Das macht er noch nicht.

Natürlich ist noch nicht alles orthographisch korrekt, was er schreibt, er schreibt nach Gehör und so, wie er es sich eben denkt. Das stört mich, der grobe Rechtschreibfehler eigentlich immer unangenehm aufstoßen, nicht im Geringsten, denn man versteht, was er meint und ich finde es toll, dass er sich traut, das aufzuschreiben, was ihn umtreibt, obwohl er sonst ein totaler Perfektionist ist und Dinge nur macht, wenn er sie beherrscht. Insofern ein großer Schritt für ihn.


Letztens habe ich zufällig auf Twitter in eine Diskussion hineingelesen, wo sich Menschen über die Fehler in solchen Botschaften von Kindern (eines ebenfalls 7-Jährigen in diesem Falle) aufregten. Der Tenor war: "Die lernen ja heute nichts mehr!" oder "Solche Fehler zeigen das Niveau der Schule!" etc. Ich war ehrlich schockiert. Jeder zweite Tweet, viele Texte im Netz, in Printmedien, viele Statements in sozialen Medien und privaten Nachrichten von Erwachsenen strotzen vor Rechtschreibfehlern. Viele Erwachsene können nicht "Das" und "Dass" unterscheiden, beachten keine Zeichensetzung oder scheinen den Akkusativ nicht zu kennen. Besonders lustig war, dass in dem ersten Aufreg-Tweet schon ein Rechtschreibfehler enthalten war. Ich finde solche Reaktionen wirklich unmöglich. Die Kinder haben gerade erst das Alphabet gelernt und sollen schon eine perfekte Orthographie beherrschen? Nein, also das ist doch fernab jeglicher Realität. Sie wenden einfach an, was sie bisher in der Schule gelernt haben, nämlich Buchstaben und Silben aneinanderzureihen und zu überlegen, wie ein Wort geschrieben wird. In Diktaten werden die Wörter, die bis jetzt bereits gelernt wurden, abgefragt. Da hatte mein Großer zuletzt null Fehler. Alles Weitere kommt im Laufe der Jahre (oder bei manchen nie;-)).


Neulich zeigte mir mein Großer bei Ebay ein paar Dinge, für die er sich interessierte. Da wir nicht eingeloggt sind, wenn er "recherchiert", konnte er nichts speichern. Er war kurz frustriert, weil er sich nicht alles merken konnte, bis ich zu ihm meinte: "Schreib die Sachen doch auf!" Dann schien ihm selbst erst wieder einzufallen, dass er ja jetzt schreiben kann und nicht mehr von uns abhängig ist. Das war echt süß!

Ich finde es großartig und sehr rührend, dass er neuerdings kleine Texte selbstständig, nämlich ohne bei jedem Wort zu fragen, wie es geschrieben wird, verfasst und sich traut, seine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben. Ich freue mich über jedes Zettelchen, über jede Botschaft und sammle diese akribischer als die "Kunstwerke". Und ich merke daran, dass die geschriebene Sprache für mich einen ganz besonderen Wert hat. Dass nun mein erstes Kind damit beginnt, finde ich toll. Und manchmal sind diese Botschaften ganz besonders berührend, wie diese an seine kleine Schwester:



Sonntag, 15. April 2018

"Mein Schreibaby verstehen und begleiten. Der geborgene Weg für High-Need-Babys" (Rezension mit Verlosung)

Ein halbes Jahr nach ihrem letzten Buch "Ich! Will! Aber! Nicht!"* über die Trotzphase hat Susanne Mierau, Kleinkindpädagogin und Autorin des Blogs Geborgen Wachsen, zusammen mit Anja Constance Gaca, Hebamme und Autorin des Blogs Von Guten Eltern, ein neues Buch vorgelegt, mit dem sie sich wieder der Babyzeit zuwendet: "Mein Schreibaby verstehen und begleiten. Der geborgene Weg für High-Need-Babys"*, erschienen im GU Verlag am 10. April 2018.

An dem Begriff Schreibaby, der bei vielen Eltern einen unangenehmen und stigmatisierenden Beigeschmack hat und das Phänomen nur unzureichend beschreibt, sollte man sich dabei nicht stören; er wurde vom Verlag vorgeschlagen, damit das Buch von betroffenen Eltern besser gefunden werden kann (siehe hier). Es geht um Babys, die nicht nur mehr schreien als andere, sondern insgesamt höhere Bedürfnisse haben, ihre Eltern stark fordern und an ihre Grenzen bringen. Bekannt sind auch die Begriffe High-Need-Babys, 24-Stunden-Babys, untröstlich weinende Babys oder bedürfnisstarke Kinder. Diese Babys schreien viel, ausdauernd und schrill, lassen sich nur schwer beruhigen, schlafen wenig, sind schnell überreizt, können schlecht abschalten, sind unruhig ("hyperactive" nach William Sears, der die 12 Kriterien für High-Need-Babys aufstellte, siehe hier) und von unzufriedenem Temperament, sehr empfindsam und sensibel, trennungsängstlich und schreckhaft und insgesamt sehr anspruchsvoll. Während man früher die starre Dreier-Regel (Schreien über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden pro Tag) heranzog, um festzulegen, wann ein Kind als Schreibaby zu bezeichnen ist, wird heute eher "das Ausmaß der Beeinträchtigung der Eltern als Grundlage für Behandlungsbedürftigkeit angesehen" (S. 30). Die subjektiv erlebte Belastung ist nun entscheidender als das bloße Zutreffen der alten Dreier-Regel. Genau da setzt das Buch an und möchte nicht das Problem, sondern die Lösung in den Mittelpunkt stellen.

Ich selbst habe das Buch aus der Perspektive einer ehemals betroffenen Mama gelesen, denn mein Sohn, jetzt 7 Jahre alt, war ein solches Baby, und zwar nicht nur in den ersten 12 Wochen, sondern sein gesamtes erstes Lebensjahr hindurch. Es war die härteste Zeit meines Lebens, sie hat mich dauerhaft über meine Grenzen gehen lassen und viele Wunden geschlagen, die teilweise bis heute nicht verheilt sind. Ich erinnere mich sehr genau an die Probleme und Herausforderungen, vor denen wir damals standen, an unsere Überforderung und Hilflosigkeit, an Verzweiflung, an Aggressionen und Wut. Und ich reagiere bis heute allergisch auf Menschen, die das Problem bagatellisieren, nivellieren oder betroffenen Eltern sogar Schuldgefühle einreden wollen. All dies spielte in meine Lektüre dieses Buches hinein, und ich muss sagen, ich hatte fast ein wenig Angst davor. Denn allzu oft trifft man auch in der Fachliteratur noch auf die Auffassung Entspannte Eltern - entspanntes Baby und Ansätze, die besagen, wenn du Folgendes tust und beachtest, schreit kein Baby unstillbar bzw. es beruhigt sich schnell. So einfach ist es eben nicht, auch wenn man gewisse Dinge wissen und beachten sollte, wenn man ein solches Kind hat. Auf diese Dinge geht das Buch ausführlich ein, ohne Schuldzuweisungen oder allzu einfache Erklärungen vorzulegen.

Das Temperament

Gleich zu Anfang betonen die Autorinnen, dass sich Babys von Geburt an unterscheiden und es Kinder mit einem angeborenen besonders empfindsamen Temperament gibt, deren Verhalten nicht so einfach zu deuten ist wie normalerweise oder die nicht auf die üblichen Beruhigungsstrategien ansprechen, ohne dass die Eltern deshalb etwas falsch machen. "Sie haben [...] besondere Bedürfnisse und stellen an Eltern andere Anforderungen als 'easy' Babys." (S. 9) Sie schlagen für den Umgang mit solchen Babys einen dreistufigen Weg vor: Beobachten - Verstehen - Handeln (S. 12). Besonders der Punkt des Verstehens ist bei diesen Babys sehr wichtig, da diese Babys eine andere Sprache sprechen als die Babys in der Umgebung, die wiederum von den Eltern andere Handlungsmuster verlangt als bei etwaigen Geschwister- oder Nachbarskindern.

Ursachen

Natürlich beschreibt das Buch mögliche Ursachen für exzessives Schreien, z. B. das Gebärmutterheimweh, Unreife, Frühgeburten, traumatische Geburten, stressige Schwangerschaften, Schmerzen, Stillprobleme, Regulationsstörungen o.ä. Betroffene Eltern sollten keinesfalls zögern, ärztliche Hilfe zu Rate zu ziehen, um körperliche oder sonstige Probleme auszuschließen. Oft dient gerade unstillbares Weinen von Babys auch dem Stressabbau, so dass man dies lediglich begleiten soll und aushalten muss (siehe Aletha J. Solter: "Warum Babys weinen"*). Im Grunde geht es aber bei High-Need-Babys um die Ausprägung eines bestimmten Temperaments, das sich eben nicht verändern, behandeln oder abstellen lässt. So mussten wir nach dem Ansprechen unserer Probleme bei der Kinderärztin, die überhaupt keine Hilfe war, nach zwei osteopathischen Sitzungen und mehreren (erfolglosen) Terminen mit der Schreibabyambulanz akzeptieren, dass keine Ursache für das Verhalten unseres Babys zu finden war, sondern wir die Tatsache, dass er ist, wie er ist, hin- und annehmen müssen. Auch im familiären Umfeld und Freundeskreis stand man dem Phänomen und vor allem unserer Überforderung hilflos gegenüber und pendelte zwischen der Aussage, das Kind würde sich doch so verhalten wie alle anderen Babys, und impliziten Schuldzuweisungen hin und her. Das einzige Buch, was mir damals wirklich half, war von Harvey Karp: "Das glücklichste Baby der Welt"*, ein Buch, das viele wertvolle und nützliche Ansätze jenseits der üblichen Ratschläge für mich bot. Ich denke, das hier vorgestellte Buch würde ich damals ebenfalls als sehr hilfreich empfunden haben.

Strategien

Genau wie auf mögliche Ursachen gehen die Autorinnen auch auf konkrete Strategien und Hilfestellungen ein, die den Alltag mit einem High-Need-Baby erleichtern können. Es geht um Körperkontakt und Hüllen (Pucken), um bequeme Babylagerung, ums Tragen und Wiegen, um eine bestimmte Schritttechnik ("Elefantenschritte", siehe S. 99), ums Stillen und Füttern, um Reizminderung und ums Schlafen. Mit dem Elefantenschritt (rhythmisch in die Knie gehen) haben wir gute Erfahrungen gemacht. Doch diese Methode hat uns damals niemand nahegebracht, sondern wir haben sie durch Ausprobieren gefunden. Die Autorinnen betonen aber auch, dass Eltern solcher Babys ganz individuell schauen müssen, was gut angenommen wird oder was vielleicht sogar noch zusätzlichen Stress auslöst.

Genauso wichtig wie die Bedürfnisse des Babys sind jedoch die Bedürfnisse der Eltern in einer solchen Ausnahmesituation. Besonders diese Eltern sollten sehr gut auf ihre Ressourcen achten und ihre Belastungsgrenzen ganz klar kommunizieren. Dass dies als Schreibaby-Eltern schier unmöglich scheint, weiß ich selbst aus eigener Erfahrung, und dennoch kann man es nicht genug betonen. Mit dem heutigen Wissen hätte ich damals auch einiges anders gemacht bzw. mich schneller von der Vorstellung, wie es doch eigentlich sein müsste, verabschiedet. Oft genug entsteht ja auch ein Stress-Kreislauf, der sich wiederum auf das sowieso schon leicht erregbare Baby auswirkt und eigentlich durchbrochen werden müsste, was aber ohne konkrete Entlastung kaum möglich ist. Deshalb finde ich besonders den ersten Punkt in der Sechs-Punkte-Liste für Schreisituationen (S. 109), nämlich sich zuerst kurz auf sich selbst zu konzentrieren, um sich selbst zu beruhigen, unheimlich wichtig. Denn man kann einen anderen Menschen nur beruhigen, wenn man selbst halbwegs ruhig bleibt. Dass dies in solchen Situationen, die sich über Monate hinweg aufbauen, wo alle Sinne angespannt und gereizt sind, sehr schwer ist, steht außer Frage.

Auch auf die Arbeit der Schreibabyambulanz wird kurz eingegangen. Mit einem guten, verständnisvollen Therapeuten kann hier sicherlich vieles erreicht werden. Bei uns war es eher so, dass die Haltung und die Aussagen unserer Therapeutin eher noch unsere Schuldgefühle verstärkten, so dass wir die (kostenpflichtige) Therapie nach der 3. Sitzung beendeten. Auch unsere Hebamme strotzte vor Unverständnis: sie habe noch nie ein Baby erlebt, was so war, wie wir unseren Sohn beschrieben. Und (ein Mal!) auf ihrem Arm war er ja ruhig. Es müsse also an unserer Unentspanntheit liegen. Unsere Kinderärztin traf ähnliche Aussagen. Zu diesem Thema raten die Autorinnen, sich von verständnislosen Menschen, die die Situation nicht nachvollziehen können und eher eine Be- als eine Entlastung sind, bewusst zu lösen. Dies ist jedoch nicht so einfach, denn dann steht man ganz schnell komplett allein da. Und die gefühlte Isolation ist ein weiterer tragischer Aspekt am Schreibaby-Elterndasein.

Schlafen

Für mich als Mama wurde im Laufe der Monate übrigens der Umgang mit dem Schlafproblem meines Großen zentral. High-Need-Babys wollen nämlich schlafen und benötigen zur Verarbeitung der vielen ungefilterten Reize, die auf sie einströmen, sogar mehr Schlaf als "normale" Babys, können aber nicht einschlafen. Sie finden nicht von allein in den Schlaf bzw. wehren sich mit aller Kraft dagegen, Letzteres bei uns sehr ausgeprägt. Der wichtigste Punkt, den wir lernten zu beachten, war, unseren Sohn regelmäßig zum Schlafen zu bringen, um Überreizung und unstillbare Schreiattacken zu vermeiden. Als das Einschlafen beim Stillen nicht mehr funktionierte, haben wir nach spätestens 3 Stunden Wachzeit darauf geachtet, ihm zum Schlafen zu verhelfen, immer gegen seinen Widerstand, aber im Grunde alternativlos. Ich habe solch eine nervenaufreibende und sehr belastende Situation, die wir täglich mehrmals hatten, mal in meinem Text Spießrutenlauf beschrieben. Da waren schon mehrere Monate vergangen, in denen ich meine Vorstellung, alle Babys schliefen allein, an jedem Ort und problemlos ein, verabschiedet hatte. Hatte mein Großer lange genug geschlafen, war er ausgeglichener und zufriedener, bis der Kreislauf der Überreizung wieder begann. Das Regulieren seines permanenten Schlafdefizites und das Zum-Schlafen-Bringen war elementar für uns in seinem Babyjahr, und so ist es bis heute geblieben, wenn er unter Stress steht. Das Thema kommt mir im Buch etwas zu kurz, weil es wirklich zentral im Umgang mit einem Schreibaby ist.

Übrigens wird im Buch auch auf Hochsensibilität kurz Bezug genommen (S. 55f. und S. 85), sowohl auf Kindes- als auch auf Elternseite, was mich freut, da ich mich mit diesem Thema ja schon lange beschäftige. Alle diese Begriffe sollen aber Kinder weder in Schubladen stecken noch stigmatisieren, sondern einfach Verständnis wecken für gewisse Besonderheiten. Für viele Menschen, mich eingeschlossen, ist es hilfreich, einen Namen für bestimmte Phänomene zu haben. Und gerade die Kombination hochsensible Mutter - hochsensibles Kind birgt tatsächlich nochmal besondere Herausforderungen.

Fazit

Das Buch von Susanne Mierau und Anja Constance Gaca stellt weder das Schreibaby als Problemfall in den Vordergrund, noch reproduziert es Schuldzuweisungen an die Eltern, die das Baby vermeintlich nur "falsch behandeln". Es fokussiert sich weniger auf mögliche Ursachen, sondern zeigt Strategien auf, um das Leben mit solch einem herausfordernden Baby zu meistern und Schwierigkeiten etwas abzumildern. Dass es kein Patentrezept gibt, sollte klar sein, und da oft (nicht immer; siehe hier) ein angeborenes Temperament die Bedürfnisstärke dieser Babys verursacht oder bedingt, ist dies auch nicht grundlegend änderbar: "Das Kind ist, wie es ist, und wir begleiten es auf diesem Weg, so gut wir eben können." (S. 9)

Ausführlich werden die Belastungen für die Psyche betroffener Eltern beschrieben, was ich persönlich sehr wichtig und hilfreich finde, da die Eltern sich oftmals alleingelassen und unverstanden fühlen. Versagensgefühle, Selbstvorwürfe, Stressreaktionen, Depressionen oder Aggressivität bis hin zum Eltern-Burnout sind nicht zu vernachlässigende Begleiterscheinungen einer solch herausfordernden Situation. Nicht selten kommt es auch zu Konflikten im Familienleben, die nicht gerade zur Beruhigung der angespannten Nerven beitragen. Insofern ist es essentiell wichtig, dass Eltern mit einem bedürfnisstarken Baby in besonderem Maße auf sich achten. Und ich finde es toll, dass ein Buch über Schreibabys viel Augenmerk darauf legt.

Wenn man ein Schreibaby hat, das nur herumgetragen werden will, kaum schläft und im wachen Zustand ständig unzufrieden und unruhig ist, bleibt nicht viel Zeit zum Lesen. Deshalb ist ein nicht zu umfangreiches, gut gegliedertes und auch häppchenweise lesbares Buch sehr angenehm. Das Werk von Susanne Mierau und Anja Constance Gaca ist da genau das Richtige. Es eignet sich nicht nur zum Durchlesen, sondern auch zum Nachschlagen. Und es gibt betroffenen Eltern an keiner Stelle ein schlechtes Gefühl, sondern hilft dabei, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist.

Ich hoffe, dass dieses Buch Neu-Eltern hilft, ihr Baby, das vielleicht viel schreit, mehr als andere fordert und starke Bedürfnisse zeigt, einerseits besser zu verstehen, andererseits aber auch sich selbst in dieser Ausnahmesituation nicht zu verlieren. Ich hoffe auch, dass das Wissen um solche Babys sich noch weiter verbreitet und damit Falschinformationen und Schuldzuweisungen der Umgebung aufhören. Ich wünsche dem Buch viele Leser: Eltern, Großeltern, Hebammen, Kinderärzte, Krankenschwestern und vielleicht auch Menschen, die ein entspanntes Baby hatten, damit sie verstehen, wie verschieden Babys sind und das Leben mit ihnen sein sein kann. Und sollte mein Sohn dereinst ebenfalls ein High-Need-Baby bekommen, würde ich ihm dieses Buch mit Sicherheit ans Herz legen.

Klare Leseempfehlung!


Verlosung:

Ich möchte gern mein Rezensionsexemplar an euch verlosen, denn ich selbst benötige es nicht mehr für meine Kinder. Es ist in gelesenem, aber so gut wie neuwertigem Zustand und kann bestimmt einem/r von euch noch weiterhelfen. Um in den Lostopf zu hüpfen, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar darüber, was euch an dem Thema interessiert, beispielsweise ob ihr ein Schreibaby habt oder hattet oder vielleicht betroffenen Eltern im Bekanntenkreis helfen wollt usw. Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt und vielleicht sogar die Verlosung teilt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt euren Namen im Kommentar an, sonst kann ich euch nicht berücksichtigen!

Die Verlosung läuft bis zum 22.04.2018, 23:59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren wird der Gewinner/die Gewinnerin ausgelost und hier sowie auf Facebook bekanntgegeben. Da ich keine Mailadressen angezeigt bekomme, müsst ihr bitte die Folgekommentare abonnieren, um eine Benachrichtigung zu erhalten, oder nach der Auslosung am 23.04.2018 nochmal vorbeischauen. Die Verlosung steht in keinem Zusammenhang zu Facebook. Versand nur innerhalb Deutschlands. Mindestalter 18 Jahre. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!


Die Eckdaten:

Anja Constance Gaca, Susanne Mierau: Mein Schreibaby verstehen und begleiten. Der geborgene Weg für High-Need-Babys*, GU Verlag, April 2018, 128 Seiten, ISBN 978-3833865589, 14,99 €


Vielen Dank an den GU Verlag und Susanne Mierau für das Rezensionsexemplar.

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Bilder: GU Verlag, Frühlingskindermama 


Auslosung am 23.04.18: Gewonnen hat Irin, die letzte Kommentatorin. Herzlichen Glückwunsch! Danke an alle für's Mitmachen!

Donnerstag, 5. April 2018

WMDEDGT? am 5. April 2018 - Osterferien

Wir sind mitten bzw. schon fast am Ende der Osterferien. In der vergangenen Woche war ich mit den Kindern allein ein paar Tage im Urlaub. In dieser Woche sind nun die Großeltern 3 Tage hier, um den Großen zu betreuen, der nicht gern in den Ferienhort geht. Zuletzt waren sie zur Einschulung des Großen in Berlin, also im September 2017. Da die Kleine seit Ostersamstag etwas kränkelt, bleibt sie vorsichtshalber ebenfalls zuhause und die Großeltern bespaßen 2 ganze und einen halben Tag beide Kinder. Da der Große sich nach einer Impfung am Dienstag schonen soll, gibt es kein aufregendes Programm.

Um 7:45 Uhr kommen die Großeltern aus ihrer nahegelegenen Ferienwohnung, damit ich zur Arbeit fahren kann. Um 8 Uhr breche ich auf, obwohl es mir nicht besonders gut geht. Aber mit 4 Leuten zuhause kann ich mich auch nicht wirklich ausruhen;-). Die Großeltern spielen mit den Kindern in der Wohnung und laufen dann zu einem kleinen See, wo man Minigolf spielen kann. Der Große wird als Sieger gekürt (zum Glück, denn er kann gerade wieder extrem schlecht verlieren), es wird am See Mittag gegessen und gegen 14:30 Uhr kommen sie wieder nach Hause. Dorthin bin ich mittlerweile von der Arbeit zurückgekehrt und mache mir etwas zu essen. Auch die Kinder haben noch Hunger.

Wir verabschieden die Großeltern, die um 15 Uhr zurück in ihren Wohnort fahren. Die Kinder sind ziemlich kaputt, also ruhen wir uns erstmal alle etwas aus. Danach fängt es an zu regnen und wir spielen und puzzeln. Der Große fängt gleich wieder an zu stänkern und zu motzen. Das habe ich in den 3 Tagen wahrlich nicht vermisst! Als der Regen aufhört, gehen wir noch kurz raus. Ich muss zur Packstation, um ein Paket abzuholen. Die Kinder nehmen ihre beiden Roller mit. Der Große hat nämlich vom Osterhasen endlich auch einen Roller* bekommen und will zukünftig damit zur Schule fahren, wie viele Grundschüler. Die Kleine hat ja seit letztem Jahr ihren "fun pro"-Roller, den sie sehr liebt und um den es oft Streit gab.


Da die Kinder Spaß haben, fahren wir noch eine kleine Runde Richtung Park und bleiben recht lange draußen. Es ist total leer und sehr viel kühler als gestern. Zuhause essen wir Abendbrot und dann bringe ich die Kinder ins Bett. Um 20:30 Uhr ist Feierabend und ich hoffe, dass es mir morgen besser geht. Dann steht schon das letzte Ferienwochenende vor der Tür und am Montag beginnt hier wieder die Schule. Wahnsinn, bis zu den Sommerferien sind es nur noch 3 Monate und dann ist schon das erste Schuljahr geschafft. Die Zeit rennt...

Mehr #wmdedgt findet ihr wie immer bei Frau Brüllen.

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