Dienstag, 28. Juni 2016

Rückblick auf die erste Großelternübernachtung

Die Kleine ist jetzt mit 3 Jahren und knapp 2 Monaten so alt wie der Große damals, als er das erste Mal bei den Großeltern übernachtete. Bei ihm damals kam es uns spät vor, wir hatten sehr lange gewartet, bis er sich in unseren Augen entsprechend von uns lösen konnte und stabil genug für so eine unsichere Situation war. Bei der Kleinen dagegen liegt solch eine Unternehmung in noch weiterer Ferne, hat sie doch bisher bis auf zwei Mal selbst das Einschlafen mit Papa nicht zugelassen, egal ob ich da war oder weg. Zur Kita-Übernachtung ihrer Gruppe hatten wir sie deshalb abgemeldet. Es wird sicherlich - trotz meiner großen Hoffnungen - noch eine Weile dauern, bis sie das erste Mal auswärtig übernachtet.

Dazu kommt, dass ihr Bezug zu den Großeltern (meinen Eltern) lange nicht so stark ist wie beim Großen. Er hatte als erstes Enkelkind eine besondere Stellung und von Anfang an einen Draht zu meinem Papa. Das machte das Risikothema "Großelternübernachtung" im Vergleich etwas einfacher, zumindest was die Bindung betrifft. Trotzdem hatte auch er durch die Entfernung und die seltenen Besuche keinen alltäglichen und vor allem keinen längeren Kontakt zu ihnen und war sehr lange ein schlechter Schläfer. Er war und ist sehr stark auf seine Rituale fixiert und kam mit Umstellungen immer schlecht klar. Das waren einige der Gründe, weshalb wir ihn erst mit über 3 Jahren bei den Großeltern übernachten ließen. Niemals hätte ich ihn ins kalte Wasser geworfen und das einfach ausprobiert, nur weil wir es uns vielleicht wünschten oder nötig hatten. Ich wollte warten, bis er soweit war und spürte irgendwie, dass dann der richtige Zeitpunkt da war.

Die Entfernung von knapp 300 km war uns zu heikel, um ihn beim ersten Mal allein dortzulassen und wieder nach Berlin zurück zu fahren. Wir hätten ja im Notfall gar nicht reagieren können. Deshalb nutzten wir dafür bewusst einen kleinen Urlaub in unserem "Stamm-Ferienpark", der nur ca. 1 h entfernt vom Wohnort meiner Eltern ist. Wir fuhren mittags gemeinsam zu ihnen, hatten den Großen immer wieder vorbereitet, dass er zum ersten Mal allein bei Oma und Opa schlafen sollte. Am Nachmittag spielten wir noch alle zusammen im Garten und beobachteten, ob der Große sich lösen und schnell Kontakt zu den Großeltern aufbauen würde. Hätte ich nur geringste Zweifel gehabt, hätten wir ihn wieder mitgenommen. So aber harmonierten alle wunderbar und am frühen Abend verabschiedeten wir uns und ließen ihn zurück. Einige uns wichtige Grundregeln wie die Einhaltung seines Rhythmus' (Schlafens- und Essenszeiten), kein TV etc. hatten wir deutlich kommuniziert und vertrauten auch auf deren Einhaltung.

Mit der damals knapp einjährigen Kleinen marschierten wir zu dritt zum Auto und fuhren zurück in unseren Ferienpark. Meinem Mann standen immer wieder die Tränen in den Augen. Ich selbst war wie versteinert, eine tonnenschwere Last fiel von mir ab. Man muss dazu sagen, dass der Große zu diesem Zeitpunkt das letzte Aufbäumen seiner Autonomiephase durchlebte und uns wirklich in den Wahnsinn trieb. Ein Tag mit ihm bestand damals aus hunderten von "Böse Mama/ böser Papa", "Kacke kacke kacke", "Du Popel" und weiteren Nettigkeiten wie dem Ärgern der kleinen Schwester. Der Abschied fiel mir deshalb ehrlich gesagt nicht besonders schwer und ich habe den Abstand von ihm wirklich gebraucht. Trotzdem machte ich mir natürlich Sorgen und Gedanken um sein (seelisches) Befinden. Mir war bewusst, dass er sich enorm anpassen und verbiegen musste.

Leider bekamen wir am ersten Abend keine Rückmeldung von meinen Eltern und erst auf Nachfrage hörten wir am nächsten Tag, dass er gut und sogar bis 7:30 Uhr geschlafen hätte. Er war immer ein Frühaufsteher, seine übliche Zeit ist eigentlich gegen 6:00 Uhr. Ich war richtig neidisch und auch ein wenig sauer, dass er dort seine Schokoladenseite zeigte. Vielleicht hat er sich aber auch einfach nur nicht aus dem Kinderzimmer herausgetraut, in der fremden Umgebung? Da alles gut verlaufen war, blieb er noch eine weitere Nacht und am Tag darauf brachten ihn meine Eltern wieder zu uns zurück.

Die anderthalb Tage mit der Kleinen allein hatten wir genossen, es war super entspannt, wir konnten uns gut abwechseln und gegenseitig Pausen ermöglichen. Das war dann auch das erste Mal, dass uns der Unterschied zwischen einem und zwei Kindern so richtig bewusst wurde. Es war soviel ruhiger und mental entspannter. Als er wieder kam, freuten wir uns, dass alles so gut geklappt hatte und wurden wie so oft Zeugen davon, dass er dem Wiedersehen scheinbar nichts abgewinnen konnte. Er nahm ziemlich schnell wieder sein vorheriges Verhalten auf und focht mit sich und mit uns die Kämpfe seiner langsam, aber sicher endenden Autonomiephase aus.

Die Großeltern waren übrigens voll des Lobes über ihn, berichteten zwar, dass es gegen Ende etwas schwieriger mit ihm wurde, aber in keinster Weise über Herausforderungen, wie wir sie täglich mit ihm hatten. Die Bindung zum Opa konnte ihm da sicherlich über den Trennungsschmerz und Anpassungsdruck hinweghelfen. Das zweimalige lange Ausschlafen war übrigens bei der nächsten Großelternübernachtung schon Vergangenheit, auch sie hatten schon öfter das Vergnügen, vor 6 Uhr mit ihm aufzustehen. In der ersten Nacht hatte er durchgeschlafen, in der zweiten nicht. Seitdem finden die Großelternübernachtungen leider nur in sehr unregelmäßigen Abständen statt. Die Entfernung macht es nicht leichter und da der Große seinerseits auch nicht aktiv fragt, beschränken sie sich auf ein Minimum. Das letzte Mal war im Dezember 2015.

Was die Kleine angeht, die jetzt im gleichen Alter ist wie der Große damals, so könnte ich mir eine Großelternübernachtung zwar alters- und entwicklungsmäßig einerseits sehr gut vorstellen, da sie sehr bewusst und deutlich beim Äußern ihrer Bedürfnisse ist. Aber die Tatsache, dass sie weiterhin nur mit mir (ein-)schläft, macht das natürlich unmöglich. Auch mit dem Großen zusammen möchte sie es nicht machen, das habe ich sie schon oft gefragt. Ich habe schon allein mit den Kindern bei meinen Eltern übernachtet, um sie ein wenig daran zu gewöhnen, aber es reizt sie nichts daran. Wenn man sich im Freundeskreis umhört, ist es schon bei vielen deutlich jüngeren Kindern normal, regelmäßig bei den Großeltern zu schlafen. Aber erzwingen können wir das natürlich nicht. Beim Großen glaube ich, dass es damals ein guter, für ihn passender Zeitpunkt war. Bei der Kleinen wird dieser Zeitpunkt hoffentlich noch kommen.

In welchem Alter haben eure Kinder das erste Mal bei den Großeltern übernachtet? Wie klappte das? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Findet das jetzt regelmäßig statt oder so selten wie bei uns? Fragen die Kinder selbst danach?

Donnerstag, 23. Juni 2016

Über Urlaubstypen und Sommerferienplanung (Blogparade Leben mit Kindern)

Die liebe Tanja vom Blog Tafjora möchte in ihrer Rubrik "Leben mit Kindern" im Juni alles rund um den Sommerurlaub anderer Familien wissen, also wie, wann und wohin wir verreisen, was für Urlaubstypen wir sind und wie wir die Ferienzeit verbringen. Zum Glück bleiben wir noch bis nächstes Jahr von den Schulferien verschont, dann kommen zwei sicherlich schwierige Jahre, wenn die Schulferien des Großen und die Kitaschließzeiten der Kleinen zu koordinieren sind, und 2019 sind dann beide in der Schule und wir sind mit Urlauben komplett auf die Schulferien festgelegt.

In diesem Jahr hat unsere Kita keine Sommerschließzeit, trotzdem haben wir erstmals 2 Wochen Sommerurlaub eingeplant. Grundsätzlich sind wir eher Menschen, die Urlaub lieber verteilen als alles am Stück zu nehmen. Das war schon früher so und ist mit den Kindern nicht anders, da es uns beiden viel zu anstrengend wäre, mehrere Wochen durchgehend und rund um die Uhr mit den Kindern zu verbringen. In diesem Sommer haben wir uns allerdings für 2 Wochen am Stück entschieden, weil wir letztes Jahr mit dem gestückelten Urlaub nie so richtig abgeschaltet haben. Ich selbst möchte im Urlaub auch immer gern wegfahren, ich brauche eine Ortsveränderung und finde es für alle wichtig, dass man mal die gewohnte Umgebung verlässt und seinen Horizont erweitert. Außerdem entstehen im Urlaub oft viele schöne Erlebnisse, die man zuhause sicherlich nicht so hätte.

Quelle: Pixabay

Anfang Mai waren wir, da die Kita geschlossen hatte, zuletzt 1 Woche in unserem "Stamm-Ferienpark". Dorthin fahren wir sehr bald wieder. Das hat u.a. den Grund darin, weil mein Papa seinen 75. Geburtstag feiert und wir von dem Ferienpark aus nur eine Fahrzeit von einer knappen Stunde zu meinen Eltern haben und somit mittags zur Feier und abends wieder in unser Ferienhaus fahren können. Deshalb haben wir noch ein paar Tage Urlaub rund um die Familienfeier geplant, damit es nicht zu stressig wird. Danach sind wir 2 Tage zuhause, an denen wir eigentlich unseren Garten genießen wollen. Wir werden uns allerdings offenhalten, die Kinder an diesen 2 Tagen doch in die Kita zu geben, wenn wir merken, dass wir erschöpft sind und Ruhe brauchen.

Danach steht noch 1 Woche Ostsee auf dem Plan. Wir fahren in ein vertrautes Dorf direkt an der Küste, zwar nicht in unsere bekannte Ferienwohnung aus dem letzten Jahr, da diese leider belegt war, aber direkt daneben, so dass sich die Kinder und wir hoffentlich wieder wohl fühlen werden. Mit Kindern ist es sehr hilfreich und beruhigend, an vertraute Orte zu fahren. Wir hoffen diesmal auf besseres Wetter als die letzten beiden Jahre, um ausgiebig am Strand zu buddeln, aber auch bei durchwachsenem Wetter gibt es genügend Ausflugsmöglichkeiten. Und vor allem hoffe ich darauf, dass ich nicht so erschöpft und überreizt in den Urlaub starte wie beim letzten Mal, was die Erholung sehr erschwert bzw. verzögert. Ich hoffe, dass ich Zeit mit den Kindern und auch Zeit für mich haben werde, damit ich auftanken kann.

Der Rest des Sommers wird durchgearbeitet und hoffentlich an den Wochenenden der Garten genutzt. Im nächsten Jahr müssen wir dann sehen, wie wir die lange Pause zwischen dem Kitaende des Großen am 31. Juli und seinem Schulstart am 11. September überbrücken. Und ab dann sind wir in der Mühle der Schulferien drin.

Und nun möchte ich noch einige von Tanjas Fragen beantworten:

Badeurlaub, Wandern, Freizeitparks, oder vielleicht eine Städtereise?

Wandern und Städtereisen klappen leider noch nicht mit meinen Kindern, deshalb eine Mischung aus Badeurlaub, Freizeitparks, Ausflügen und kindgerechten Dingen.

Mit dem Auto, Zug, Bus oder Flugzeug?

Mit dem Auto. Geflogen sind wir mit beiden Kindern noch nicht (nur mit dem Großen allein). Ich bin schon mit den Kindern mehrmals mit dem Fernbus gefahren, das klappte gut.

Verreisen eure Kinder vielleicht sogar ohne euch?

Der Große war ja gerade allein auf Kitafahrt. Ansonsten würde ich mir sehr wünschen, dass die Großeltern mal mit ihm (oder beiden Kindern, sobald das möglich ist) verreisen.

Was für Urlaubstypen seid ihr? Campingplatz, Ferienwohnung, Hotel?

Im Moment eindeutig Ferienwohnung, da flexibel und unabhängig.

Habt ihr ein Urlaubsziel, das ihr anderen Familien empfehlen könnt?

Ich glaube, schöne Ziele gibt es mehr als genug. Wir haben gute Erfahrungen damit, öfter in vertraute Regionen zu fahren, wo die Kinder sich wohlfühlen.

Wo und wie bucht ihr euren Urlaub?

Nur online.

Wie haltet ihr eure Kinder bei Laune, um die An- und Abreise so stressfrei wie möglich zu planen?

Wir fahren bisher in max. 3 h entfernte Urlaubsorte und immer in der Mittagszeit, so dass die Kinder im Auto (hoffentlich lange) schlafen. Danach gibt es Snacks, Bücher, kleine Ratespiele und auch mal das Handy oder Tablet, wenn nichts mehr geht.

Oder bleibt ihr zu Hause und macht es euch da sommerlich? 

Ganz zuhause bleiben würde ich nicht wollen. Ein bisschen Abwechslung tut allen gut und ist auch wichtig für den eigenen Horizont. An den Sommerwochenenden halten wir uns sowieso viel in unserem Garten auf.

Ich wünsche euch allen eine schöne Urlaubszeit, einen tollen Sommer und gute Erholung! Macht ihr auch noch mit bei Tanjas Blogparade?

Dienstag, 21. Juni 2016

Interview mit mir zum Thema "Hochsensible Kinder"

Heute nur ganz kurz der Verweis auf ein Interview mit mir im Rahmen der neuen Interviewreihe auf dem Blog Von Herzen und Bunt, in der Eltern über ihre hochsensiblen Kinder berichten. Schaut unbedingt rein in diese hochspannende Interviewreihe!

Hier ist mein Interview: Hochsensible Kinder - Interviewreihe - Frühlingskindermama

Ihr könnt dort mal etwas komprimiert meine Gedanken und Erfahrungen zur Hochsensibilität meines Großen lesen.

Ich habe es auch verlinkt in meiner Rubrik Ich woanders.

Montag, 20. Juni 2016

Die zweite Kitareise des Großen im Juni 2016

Letzte Woche war der Große auf seiner zweiten Kitareise, wieder von Montag bis Freitag, wieder in dem gleichen Feriencamp am See wie letztes Jahr. Hier könnt ihr nachlesen, wie die erste Kitareise verlaufen ist und welche Gedanken und Gefühle ich in der Woche hegte. Nun war er ein Jahr älter, viel bewusster und wusste wenigstens zum Teil, was ihn erwartet. Ich habe in den Wochen vorher immer wieder versucht, ihm leichte Strategien mitzugeben, wie er sich aus zuviel Trubel zurückziehen kann, ihn gebrieft, sich an die Erzieher zu wenden, wenn ihn irgendwas bedrückt, schmerzt oder ärgert, und auch mit seiner Bezugserzieherin kurz die heiklen Punkte besprochen (z.B. dass er sich dort mittags unbedingt ausruhen soll). Zwar war er im Vergleich zu vielen seiner Kitafreunde sehr verhalten in der Vorfreude auf die Reise, aber wenigstens hat er nicht gesagt, dass er nicht mitfahren will.

Am Montag brachte mein Mann die Kinder wie üblich zu 8:15 Uhr in die Kita, die Koffer wurden abgestellt, die Kinder verabschiedet, und gegen 9 Uhr sollte dann schon der Bus mit den großen Kindern losfahren. Informationen und Fotos bekamen wir wie letztes Jahr von der Bezugserzieherin über die WhatsApp-Gruppe. Das Camp befindet sich ca. 1h von uns entfernt, die Kinder konnten also schon dort mittagessen. Am Nachmittag wurde sich ausgetobt und eingelebt.

Am Dienstag stand das Pferd im Mittelpunkt, eine Kutschfahrt war organisiert worden, bei der der Große auf Fotos vorn neben dem Kutscher saß, weil er der Größte in seiner Gruppe ist, und die Kinder durften auf Ponys reiten. Außerdem wanderten sie um den See und fielen erledigt in die Betten. Am Mittwoch regnete es leider und die Gruppe hielt sich drinnen auf, bastelte, spielte und studierte spielerisch ein Tanzstück ein. Die heimlich mitgegebenen Postkarten der Eltern an die Kinder wurden vorgelesen und sie waren ganz stolz. Die geplante Nachtwanderung musste leider ausfallen, aber es gab eine Kinderdisco. Am Donnerstag bekamen wir keine Informationen, das Wetter war aber warm und trocken und die Kinder waren vormittags im Wald und konnten nachmittags am See spielen.

Unsere Postkarte für den Großen

Am Freitag regnete es in Strömen und die Kinder kamen gegen 11:30 Uhr mit dem Bus wieder an der Kita an. Mein Mann holte den Großen ab und schickte mir Fotos und Kurzberichte von einem zufrieden und ausgeglichen wirkenden Jungen auf die Arbeit. Das beruhigte mich ungemein, war er doch letztes Jahr direkt nach der Rückkehr und die folgenden Tage ziemlich nörgelig, angriffslustig und unausgeglichen gewesen. Er baute freudestrahlend sein Lego-Rückkehr-Geschenk zusammen und begrüßte mich dann mit sanften Augen, aber wie immer überhaupt nicht anschmiegsam, als ich von der Arbeit kam. Auch die Kleine wurde, als sie aus der Kita kam, zwar wahrgenommen, aber keiner inniglichen Begrüßung unterzogen. Naja, so ist er halt. Wenigstens gab es an dem Nachmittag und Abend keinen Geschwisterzoff, sondern es war relativ ruhig, zwar lebhafter als mit einem Kind, aber entspannt im Vergleich zu sonst.

Auch am Wochenende war der Große trotz Halsschmerzen extrem fröhlich, zufrieden, gut gelaunt und sehr verträglich. Am Samstag Vormittag spielten die Kinder allein bzw. zusammen sehr lange und vor allem - sehr ungewöhnlich - fast konfliktfrei. Das fühlte sich so an, wie es eigentlich immer sein sollte. Ich konnte viel im Haushalt machen und mein Mann war im Garten. Der Große half der Kleinen, sie kommunizierten viel und es gab nicht ein einziges Mal Geschrei. Das kennen wir sonst gar nicht! Am Samstag Abend gab es dann eine interessante und berührende Situation. Der Große weinte mehrfach ganz intensiv wegen einiger kleinerer Vorkommnisse und ließ sich von jedem Elternteil lange und ausführlich und sogar mit Körperkontakt trösten. Ich spürte sofort, dass das ein "Ersatzweinen" für die Anspannung auf der Kitafahrt war und raunte das meinem Mann zu, damit er wie ich einfach nur für ihn da ist. Ich glaube, das war seine Art, zu uns zurückzukommen, und war sehr erleichtert darüber, dass es diesmal nicht wie letztes Jahr in ein Motz- und Nörgelwochenende mündete.

Seit Samstagabend war die Kleine leider krank und hatte Fieber, so dass wir den Sonntag ruhig verbrachten. Ich selbst war auch etwas schlapp. Am Nachmittag fuhren der Große und ich mit den Rädern durch den Wald zu einem See, das war ein wunderbarer Ausflug mit einem großen, bewussten und ausgeglichenen Jungen. Heute ging es für ihn nun wieder in die Kita, die Kleine blieb krank mit mir zuhause, und am Nachmittag befragte ich beim Abholen seine Erzieherin. Sie meinte, es wäre alles super verlaufen, sie hat den Großen bewusst bei sich im Zimmer untergebracht, damit ich "mir keine Sorgen mache". Er hat alles wunderbar mitgemacht, war höflich, hilfsbereit, zuvorkommend, kooperativ und verantwortungsbewusst. Das kennen wir ja von ihm, da gab es noch nie Probleme, aber besonders schön ist eben, dass er danach - bei uns zuhause - auch verträglich und fröhlich war.

Die Woche der Kitafahrt verlief natürlich bei uns strukturell ähnlich wie sonst, wir arbeiteten und die Kleine wurde zu ihren üblichen Zeiten in die Kita gebracht und abgeholt. Wir tauschten zweimal das Bringen und Abholen, wobei ihr die Trennung in der Kita von mir sehr schwerfiel (sonst bringt mein Mann die Kinder). Ich hatte dadurch am Dienstag einen freien Nachmittag, wo ich mich mit Gliederschmerzen zuhause ausruhte, und am Donnerstag zwei freie Stunden bis zu meinem MRT-Termin. Am Mittwoch nahm ich ein anderes Kind aus der Gruppe der Kleinen mit auf den Spielplatz, was gut klappte. Insgesamt verlief die Woche also etwas anders als sonst, wenn auch der Ablauf der Gleiche blieb. So ist das eben, wenn nur eines der Kinder weg ist. Die Entlastung besteht dann nicht darin, dass man "frei" hat, sondern darin, dass es wesentlich ruhiger ist und man nicht ständig schlichten, vermitteln, eingreifen muss.

Tatsächlich ist der größte Unterschied zwischen einem und zwei Kindern für uns der nervliche Aspekt. Es ist nicht doppelt so anstrengend und nervenaufreibend mit zwei Kindern, sondern mindestens drei- oder vierfach. Die ständigen Geschwisterkämpfe sind einfach so zermürbend und der Lärm- und Frustpegel enorm hoch. Die Kleine hat in den 4 Tagen der Abwesenheit des Großen so selten geweint, dass es fast unwirklich war, wenn man ihr übliches, meist durch Verhalten des Großen ausgelöstes Frustrationsweinen kennt. Der Unterschied zu sonst ist wirklich krass und diese Tatsache bedrückt uns sehr. Wir sind ziemlich ratlos, was wir tun können, damit die beiden mal relativ konfliktfrei miteinander existieren und das Familienleben nicht so extrem belastet wird.

Mein Mann versuchte übrigens täglich, die Kleine abends ins Bett zu bringen, aber sie weigerte sich standhaft und so blieb es leider bei den zwei Erfolgen in unserem Frühlingsurlaub. Einmal war ich sogar wirklich außer Haus und er hatte sie den ganzen Nachmittag und Abend allein betreut. Trotzdem blieb sie lieber wach. Das ist sehr schade und verhagelte mir die erhoffte Chance, doch mal über Nacht wegzufahren. Nun sind wieder beide Kinder da und es ist sehr viel schwieriger.

Für uns war es sehr erleichternd, dass der Große sich auf der Kitafahrt scheinbar wohlgefühlt hat und so zufrieden zurückkam. Durch die Krankheit der Kleinen gab es bisher noch nicht die üblichen Geschwisterkämpfe. In einem Jahr werden voraussichtlich beide Kinder gleichzeitig auf Kitareise fahren. Ich bin gespannt!

Donnerstag, 16. Juni 2016

Über Selbstwirksamkeit und Resilienz hochsensibler Kinder: "Komm raus, ich seh dich!" (Rezension mit Verlosung)

Es ist wiedermal Zeit für eine weitere Buchrezension: ein neues, phantastisches Buch über hochsensible Kinder ist im Februar 2016 im Festland Verlag erschienen, das ich gern vorstellen und verlosen möchte. Hier sind meine bisherigen Rezensionen zu finden. Das Buch Komm raus, ich seh dich!: Von Glück, Selbstwirksamkeit und Wachsen hochsensibler und hochbegabter Kinder von Britta Karres ist auch, wenn man fast alles, was zu diesem Thema auf dem Buchmarkt ist, gelesen hat, unbedingt einer Lektüre wert. Die Autorin ist u.a. in einer Erziehungsberatungsstelle tätig und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Hochsensibilität und Hochbegabung bei Kindern. Man merkt dem Buch positiv an, dass sie Menschen praktisch berät, ja, man kann es schon fast als Coaching-Buch lesen und viele konkrete Tipps daraus ziehen.

Das Buch ist sehr gut strukturiert und gegliedert, ein Schwerpunkt liegt auf der Schulzeit und den damit verbundenen immensen Herausforderungen für hochsensible Kinder. Nach einer Einführung folgt das ausführliche Kapitel "Hochsensibel stark werden mit den Eltern". Der Titel deutet schon an, welch große Rolle den Eltern hochsensibler Kinder zukommt. Entscheidend beim Umgang mit diesen Kindern ist nicht nur, die Kinder angemessen, verständnisvoll und wertschätzend zu begleiten, sondern auch sich selbst zu erkennen und zu reflektieren, unabhängig davon, ob man nun ein hochsensibles Elternteil oder nicht ist: "Wenn wir verstehen wollen, was unser Kind wirklich braucht, müssen wir erst unsere eigene Persönlichkeit kennen und sie klar von der des Kindes unterscheiden." (S. 20)

Alles steht unter dem Begriff der Selbstwirksamkeit, einer Fähigkeit, die "ihre entscheidende Prägung in der Kindheit erfährt. Selbstwirksamkeit setzt Resilienz - also seelische Widerstandskraft - voraus, die teils angeboren, teils auch trainierbar ist." (S. 10) Dabei kommt Eltern hochsensibler Kinder eine wichtige Rolle zu. "Das Erlernen und Einüben von Selbstwirksamkeit ist eine lebenslange Aufgaben, die in der häuslichen Erziehung begonnen wird." (S. 262f.) Es geht beispielsweise um Selbstachtung, Empathie, Impulskontrolle und Stressverarbeitung. Diese Fähigkeiten sind in unterschiedlichem Ausmaß angeboren, bei hochsensiblen Kindern aufgrund ihres "depressiven Realismus'" eher labil und störanfällig. Kommt dann noch die Prägung der Eltern dazu, die ihre eigenen Gefühle meist unterdrücken mussten, dann überträgt sich das leicht auf das hochsensible Kind und das Familiensystem gerät aus dem Gleichgewicht. "Unser Verhalten beeinflusst hochsensible Kinder noch stärker als normal sensible und daher ist es noch wichtiger, mit diesem Einfluss verantwortungsvoll umzugehen." (S. 101)

Genauso wichtig, wie das hochsensible Kind zu unterstützen, ist deshalb für Eltern, ob hochsensibel oder nicht, sich ihrer eigenen Geschichte, ihrer Prägung, ihrer Erinnerungen und Handlungsmuster bewusst zu werden und zu versuchen, daran zu arbeiten. Dafür sind im Buch wertvolle Tipps enthalten, die die Selbstwirksamkeit von Eltern trainieren sollen, denn "Selbstwirksame Eltern - selbstwirksame Kinder" (S. 94). Ich habe wirklich hilfreiche und augenöffnende Ansätze beim Lesen mitgenommen und auch Probleme aus einem anderen Blickwinkel betrachten können. Man bemerkt deutlich, welche Defizite man selbst als hochsensibles Elternteil hat, weil man eben nicht als Kind in seinen besonderen Eigenschaften und Bedürfnissen ernst genommen worden ist.

Auch wird beschrieben, welche Gefahren beim Blick auf ein hochsensibles Kind lauern, z.B. die eigene Betroffenheit, Überengagement, Überidentifikation, Festlegungen, übergroße Erwartung von Dankbarkeit und der implizite Wunsch, das Kind möge die eigenen Kindheitswünsche der Eltern erfüllen. Diese kritischen Punkte finde ich immer sehr erhellend zu lesen und erkenne mich zum Teil selbst wieder. Das wiederum ist der erste Schritt zur Veränderung. Sehr wichtig ist, das Kind als eigenständige Persönlichkeit wahrzunehmen und es nicht auf bestimmte, unabänderliche Charakterzüge festzunageln, denn: "Was Charakter und was momentanes Bedürfnis ist, bleibt im jüngeren Kindesalter noch sehr variabel und sollte auch so betrachtet werden, um die Möglichkeit der Entwicklung nach allen Seiten offen zu halten." (S. 111)

Es folgt ein sehr anregendes, reiches und praxisnahes Kapitel über "Die Fünf Schritte zur starken, hochsensiblen Persönlichkeit". Hier werden anhand von konkreten Beispielen Strategien erörtet, wie man hochsensiblen Kindern an schwierigen, belastenden Punkten Hilfe zur Selbsthilfe geben kann. Es geht um Selbstberuhigung, den Umgang mit Stress, Achtsamkeit, Verständnis, Verbalisierung von Gefühlen, Selbstbestimmtheit, Optimismus, Wertschätzung, Respekt, Einfühlungsvermögen, Beziehungsfähigkeit, Vertrauen, Bestärkung und Selbstachtung. Jedes dieser Schlagwörter wird theoretisch und praktisch erläutert und Hilfsmittel im Alltag wie Rituale, Musik, Sport, Berührungen, Familienregeln oder beispielsweise Anker vergegenwärtigt. "Anker können Gesten, Wörter, Gerüche, Lieder oder Berührungen sein und entstehen einerseits durch Zufall" (S. 135), können aber auch gezielt eingesetzt werden, um bestimmte Emotionen abrufbar zu machen. "Hat ein Kind gerade ein Erfolgserlebnis, können Sie dieses Hochgefühl festigen und für die Zukunft abrufbar machen, indem Sie ganz gezielt dieses Gefühl mit einem Sinneseindruck koppeln." (S. 136). Immer, wenn zukünftig der Anker aktiviert wird, entsteht das Hochgefühl und damit eine Selbst-Ermutigung. In dem Kapitel sind noch mehr solcher wertvollen Tipps enthalten.

Im letzten, umfangreichen Kapitel "Hochsensibel stark und erfolgreich in der Schule" werden so ausführlich wie selten in Büchern über hochsensible Kinder die Herausforderungen des Schulalltags beschrieben und das Potential, aber auch die Gefahren einer Schulkarriere geschildert. Zwar habe ich selbst noch kein Schulkind, hege aber jetzt schon viele der geäußerten Gedanken und Befürchtungen hinsichtlich des Schulstarts meines Sohnes im nächsten Jahr. Problematisch können sein: die Lautstärke, der Wettkampf, mangelnde Anerkennung von Individualität, fehlende Selbstbestimmung, die Tendenz hochsensibler Kinder, Autoritäten zu hinterfragen, die mündliche Mitarbeit, die Flucht ins Träumen bei zu hohem Reizvolumen, der Perfektionismus, die leichte Verunsicherung, Prüfungsängste sowie die Ambivalenz aus intellektueller Unterforderung und gleichzeitig sozialer und emotionaler Überforderung sowie Reizüberflutung. "Die Schule ist auf die Bedürfnisse der nichthochsensiblen Mehrheit ausgerichtet." (S. 223) Eltern und Lehrer haben nun gleichermaßen die Verantwortung, verständnisvoll, wertschätzend, motivierend auf hochsensible Schulkinder einzugehen. Besonders entscheidend ist eine vertrauensvolle, offene Beziehung zwischen den Eltern und dem Bezugslehrer. Eltern müssen eine Vermittlerrolle einnehmen, was sich manchmal als Balanceakt zwischen einem im Schulalltag leidenden hochsensiblen Kind (psychosomatische Beschwerden sind sehr häufig) und der herrschenden Schulpflicht darstellen kann.

Das Schul-Kapitel richtet sich auch explizit an Lehrer, die sehr viel Einfluss auf das Klima in einer Schulklasse und die Entwicklung ihrer Schüler nehmen können. Lehrer sollten sich - genauso wie Eltern - immer wieder hinterfragen und reflektieren, anstatt die Schuld für problematische Entwicklungen ausschließlich bei den Schülern oder in den Elternhäusern zu suchen. Denn: "Im Umgang mit Kindern ist unsere psychische Verfassung nicht nur unsere Privatsache, denn sie wirkt unmittelbar auf die seelische Entwicklung der Schüler ein." (S. 220) Leider werden Fähigkeiten wie psychologisches Geschick und seelische Stärke in der pädagogischen Ausbildung kaum vermittelt. Die Autorin stellt einige sehr gute Tipps und Ratschläge vor, wie die Schulkarriere hochsensibler Kinder erleichtert werden kann, z.B. durch das Einrichten von Rückzugsräumen. Ein speziell für die Schule entwickeltes Konzept der Achtsamkeit erwies sich als sehr wirksam und erfolgreich und sollte weitere Verbreitung erfahren. Der Schultyp ist dabei für hochsensible Kinder gar nicht unbedingt entscheidend, sondern das Schulklima, was maßgeblich vom Lehrpersonal geprägt wird. Emotionale und soziale Komponenten sind nachweislich stark für den Lernerfolg und das Wohlfühlen in der Schule verantwortlich. Es ist deshalb immens wichtig, dass Lehrer und Eltern Hand in Hand arbeiten und ihren hochsensiblen Kindern bzw. Schülern Wertschätzung und Verständnis entgegenbringen und sie entsprechend anleiten, um den Drahtseilakt zwischen der nötigen Anpassung an die Mehrheit und dem Wunsch, sich selbst treu zu bleiben, zu meistern.

Das Buch ist wirklich eine Fundgrube sehr fruchtbarer Ansätze, Gedanken und Tipps, regt zum Nachdenken und Reflektieren an und ist mit seiner Praxisorientierung Eltern (und sicherlich auch Lehrern) eine große Hilfe im Umgang mit hochsensiblen Kindern. Zitate von hochsensiblen Kindern und deren Eltern veranschaulichen die Problempunkte, und auch schwierige Themen wie Schulverweigerung werden sachlich und konstruktiv dargestellt. Das Buch ist eine große Bereicherung auf dem Buchmarkt zum Thema hochsensible Kinder und kann jedem Interessierten empfohlen werden.

Die Eckdaten:
Britta Karres: Komm raus, ich seh dich!: Von Glück, Selbstwirksamkeit und Wachsen hochsensibler und hochbegabter Kinder, Festland Verlag, Februar 2016, 288 Seiten, ISBN 978-3950412116, € 21,50

Verlosung

Ich freue mich, ein weiteres Exemplar des Buches Komm raus, ich seh dich! verlosen zu dürfen. Um in den Lostopf zu hüpfen, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar darüber, was euch an dem Thema interessiert und, falls ihr ein hochsensibles Schulkind habt, wie es in der Schule klarkommt. Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt und mir hier ein Herzchen gebt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt euren Namen an, sonst kann ich euch nicht berücksichtigen!

Die Verlosung läuft bis zum 26.06.2016, 23:59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren wird der Gewinner/die Gewinnerin ausgelost und hier sowie auf Facebook bekanntgegeben. Die Verlosung steht in keinem Zusammenhang mit Facebook. Versand nur innerhalb Deutschlands. Mindestalter 18 Jahre. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!

Vielen Dank an den Festland Verlag für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar.


Dieser Beitrag enthält Affiliate Links.

27.06.2016:
Gewonnen hat die liebe Sarah. Herzlichen Glückwunsch und viel Freude beim Lesen!
 

Montag, 13. Juni 2016

Babylächeln oder Kleinkindgespräche (Blogparade #babyfrage)

Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, laufen mir jeden Tag kinderwagenschiebende Mütter über den Weg. Früher - kinderlos - hätte ich gedacht: "Haben die es gut, das muss ein Leben sein!" Nun habe ich zweimal die Erfahrung gemacht und denke nur: "Oh Gott, nicht einen einzigen Tag möchtest du das nochmal erleben!" Diese Erschöpfung, diese Fremdbestimmung, diese Einsamkeit, diese Trostlosigkeit, diese intellektuelle Unterforderung. Mir kommen sofort die Bilder in den Kopf, auf denen ich stundenlang mit meinem Baby auf dem Boden hocke und hundertmal Baubecher übereinander stapele. Oder am Fenster stehe und das Kind schuckele, während für alle anderen Menschen das Leben einfach so weiterging. Oder bei Eiseskälte, gliederschmerz- und krankheitsgeplagt 4 Stunden mit dem Kinderwagen spazieren musste, damit das Kind mal etwas länger schlief. Bilder, auf denen ich nicht eine einzige Mahlzeit in Ruhe verspeisen konnte. Auf denen ich abends alle halbe Stunde ins Kinderzimmer herbeigeschrien wurde und nachts stundenlang mit dem Baby durch die dunkle Wohnung lief. Auf denen ich tränenüberströmt, todunglücklich oder wütend-aggressiv mit meinem neuen Leben haderte. Diese Bilder ließen sich unendlich fortsetzen und ich bin einfach nur glücklich, dass diese Zeit vorbei ist. Jetzt, mit einem 5 und einem 3 Jahre alten Kind, gibt es auch Herausforderungen, aber lange nicht so existenzielle wie im ersten Babyjahr. Und über eines bin ich mir mittlerweile im Klaren: ich bin einfach keine Baby-Mama.

Passend dazu hat der Blog Das Elternhandbuch eine Blogparade ins Leben gerufen: Baby? Nein, danke! Warum ich große Kinder so sehr liebe! Groß sind meine Kinder zwar noch nicht, aber schon lange keine Babys mehr und ich bin dafür sehr dankbar. Man kann mit ihnen Unterhaltungen führen und sich oft schon auf Vernunftebene begegnen. Man hat gemeinsame Erlebnisse, an die man sich erinnert, und kennt das Kind schon lange genug, um (meist) zu wissen, wo der Schuh drückt. Man weiß um die Vorlieben und Marotten des Kindes, ebenso kennt das Kind die Eigenarten seiner Eltern und hat seinen Platz in der Familie gefunden. Die Kinder werden selbstständiger und unabhängiger, wodurch man selbst Stück für Stück seine Unabhängigkeit wiedergewinnt. Ich kann meinen 5-Jährigen schon eine kurze Zeit allein in der Wohnung lassen, die Kinder bestellen ihre Kugel Eis (fast) allein, gehen ohne mich auf die Toilette (aber gern mit mir) und der Große will schon ganz oft nicht mehr Karussell fahren, wenn wir auf einem Fest sind. Der Buggy wird bald überflüssig sein und viel Kleinkindkram wird nach und nach verkauft.

Wenn ich mit meinem Großen allein unterwegs bin, fühlt sich das ganz toll an. Wir sind dann ein Team, unterhalten uns und nichts erinnert mehr an das hysterisch schreiende Baby im Kinderwagen. Auch wenn man mit ihm allein zuhause ist, kann man sich relativ gut entspannen. Man ist einfach nicht mehr ständig in Bereitschaft und muss sich nicht mehr komplett auf das Kind konzentrieren. Er war schon zweimal allein mit meinem Mann für ein Hotelwochenende unterwegs und kann sich im Gegensatz zu früher mittlerweile sehr gut darauf einstellen. Meine Lieblingsmomente sind, wenn wir uns beide ruhig, jeder für sich, beschäftigen, der Große Lego baut und ich etwas für mich mache. Mit der Kleinen funktioniert das noch nicht, aber ich weiß nun, dass diese Zeit kommen wird.

Quelle: Pixabay

Mit der Kleinen kann ich mich so bewusst unterhalten, das ist eine wahre Freude. Obwohl sie noch deutlich mehr auf mich angewiesen ist als der Große, merkt man dennoch deutlich, wie sie langsam flügge wird. Und das ist so toll, ich genieße jeden einzelnen Schritt. Noch nicht ein Mal habe ich mir eine frühere Phase zurückgewünscht, sondern habe die Erfahrung gemacht, dass es für mich immer einfacher wurde, je älter die Kinder wurden, wie im Text Kleine Kinder, keine Sorgen? schon beschrieben. Ich bin auch überhaupt nicht neidisch auf schwangere Frauen oder frischgebackene Eltern, denn wenn ich ein Baby sehe, denke ich zuerst immer an die unangenehmen, fordernden, nervenaufreibenden Aspekte dieser Zeit. Obwohl die Babyzeiten beider Kinder sehr verschieden waren (mein Großer war ein High-Need-Kind, die Kleine nicht), habe ich immer das Ende herbeigesehnt und mich über jeden Geburtstag meiner Kinder gefreut. Das Zusammenleben mit unserem Großen ist tatsächlich erst etwa mit 4 Jahren entspannter geworden, das ist also jetzt etwas über ein Jahr her, und der Kontrast zu den Jahren davor ist wirklich extrem. Das war einfach nur kräftezehrend. Der knappe Geschwisterabstand (26 Monate) trug zur Erschöpfung noch mehr bei und wirbelte die Familie erneut durcheinander. Ich erinnere mich nur an sehr wenige ruhige, entspannte, glückliche Momente aus den ersten Jahren.

Mittlerweile ist Stabilität eingetreten, jedes Familienmitglied hat ein eigenes Leben und der Alltag fühlt sich wieder relativ normal an. Das heißt nicht, dass es nicht anstrengend ist; aber meine gesamte Existenz ist nicht mehr so erschüttert wie in der Babyzeit. Ich bin wieder ich, zwar noch mit vielen Einschränkungen, aber ich kann wieder leben. In der Babyzeit habe ich nur funktioniert. Hoffentlich liebevoll funktioniert, aber eben nur für die Kinder existiert. Das ist vorbei, gottseidank. Ich brauche das nicht, dass ein kleines Wesen komplett auf mich angewiesen ist. Manchen Müttern gibt das Bestätigung und einen Lebenssinn, ich dagegen fühle mich dadurch wie eingesperrt und ausgesaugt. Das hätte ich nie und nimmer, erst recht nicht in diesem Ausmaß, erwartet und es dauerte lange, bis ich akzeptierte, dass es eben so ist. Ich bin keine Baby-Mama.

Ich mag es, dass meine Kinder älter werden. Ich mag es, mich mit ihnen zu unterhalten. Ich mag es, dass sie Meinungen, Vorlieben, Interessen, Ansichten entwickeln und äußern. Ich mag es, wie sie sich in ihr Leben einfinden. Ich mag es, dass sie mich nicht mehr für ihre elementaren Bedürfnisse brauchen, sondern für anspruchsvollere Dinge. Ich freue mich darauf, meine Kinder beim Älterwerden zu begleiten, ihnen meine Interessen und Leidenschaften näherzubringen, sie die Welt entdecken zu lassen und mit ihnen spannende Fragen zu diskutieren. Ich freue mich auf einen Pool gemeinsamer Erinnerungen und das weitere Zusammenwachsen. Ich freue mich auf die erste Städtereise mit ihnen, die erste Bergwanderung, die erste Museumsführung, auf ruhige und genussvolle Restaurantbesuche, auf die Ausweitung unseres Urlaubsziel-Radiuses durch längere Autofahrten, auf anspruchsvollere Gesellschaftsspiele und wissensvermittelnde Kinderbücher, aus denen man selbst noch lernt. Ich freue mich auch auf ihre zunehmende Abnabelung, auf mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit für beide Seiten. Dadurch wird unser Verhältnis seine Einseitigkeit verlieren und immer gleichberechtigter werden.

Vieles davon wäre mit dem Großen allein schon jetzt möglich. Mit der Kleinen noch nicht, aber es wird kommen. Und dem fiebere ich entgegen, darauf freue ich mich und möchte nicht zurück. Die Babyzeit empfand ich nie als erfüllend, nicht mit der relativ pflegeleichten Kleinen und erst recht nicht mit dem anstrengenden Großen. Ich hätte sie getrost überspringen können. Ein wissbegieriges Gespräch mit einem Kleinkind bedeutet mir mehr als ein zahnloses Babylächeln. Je älter sie werden, umso mehr Spaß macht es. Natürlich gibt es tagtäglich Situationen und immer wieder längere Phasen, die so gar keinen Spaß machen. Aber die Tendenz steht fest. Ich bin gespannt, ob sich diese Serie weiterhin so fortsetzt. Hoffentlich!

Donnerstag, 9. Juni 2016

Familienauszeit an der Mecklenburgischen Seenplatte

Werbung / Sponsored Post

Wir sind schon seit vielen Jahren große Liebhaber der Mecklenburgischen Seenplatte, die in angenehmer Entfernung von Berlin liegt und zu jeder Jahreszeit eine faszinierende, abwechslungsreiche Landschaft bietet. Umso mehr freuten wir uns, dass wir am vergangenen Wochenende Gäste des All Season Parks in Mirow sein durften und von Freitag bis Sonntag ein Ferienhaus Seeschwalbe nutzen konnten. Der Ferienpark liegt am seerosenbewachsenen See Granzower Möschen, unweit der schönen Kleinstadt Mirow und ca. 20 Autominuten von der Müritz entfernt. Schon zu DDR-Zeiten gab es dort ein Feriendorf, doch nach der Wende begann die Erfolgsgeschichte und 2014 feierte der Ferienpark sein 20-jähriges Jubiläum.



Er ist wunderschön angelegt, am Rande eines großen Waldgebietes gelegen und sehr abwechslungsreich. Es gibt vieles zu entdecken, z.B. einen großen, wirklich tollen Spielplatz, eine Minigolfanlage, mehrere Cafès und Restaurants, Pferdekoppeln, eine Mini-Kart-Anlage, eine kleine Tierfarm, einen Sportplatz, eine Kanustation, einen Bootsverleih, eine Lagerfeuerstelle und natürlich den Badestrand. Man kann Fahrräder ausleihen, ausreiten, Kutschfahrten buchen, Schifffahrten genießen usw., so dass für alle Urlaubswünsche etwas dabei ist.





Für Kinder gibt es außerdem die Spielzimmer "Adlerhorst" und "Wichtelstube" sowie regelmäßige Animationsangebote wie Basteln, Bogenschießen, Lagerfeuer uvm. Aufgrund des tollen Wetters nutzten wir nichts davon, wissen aber aus Erfahrung, dass solch ein Angebot bei Regentagen Gold wert sein kann. Im Aparthotel Seepanorama kann man außerdem ein eher kleines Schwimmbad gegen Gebühr nutzen und diverse Wellnessanwendungen wahrnehmen. Das Schwimmbad besuchten wir auch nicht, sondern badeten lieber im See, aber mein Mann war mit dem Großen früher schon einmal dort und fand es sehr ansprechend. Es ist aber kein Erlebnisbad, sondern ein reines Schwimmbad mit Kinderbecken.

In der Wichtelstube

Waschsalon mit Bibliothek


Die Ferienhäuser im skandinavischen Stil sind in Privatbesitz, d.h. die Ausstattung und Einrichtung ist sehr verschieden. Wir hatten Glück mit unserem Haus, was modern und komfortabel eingerichtet war, fanden alles vor, was man im Urlaub benötigt und hätten sogar eine eingebaute Sauna und einen Kaminofen nutzen können. Einzig die lichtdurchlässigen Vorhänge sind mit kleinen Kindern ärgerlich. Darauf sollte eigentlich jeder Ferienhausbesitzer achten, schließlich will man im Urlaub nicht um 4 Uhr morgens geweckt werden. Und es war schier unmöglich, die Kinder zu ihrer normalen Schlafenszeit ins Bett zu kriegen, weil es einfach taghell im Schlafzimmer war. Außerdem hatten wir ein Ameisenproblem, was wohl sehr häufig vorkommt. Das ist zwar unschön, aber leider in vielen ebenerdigen Ferienwohnungen der Fall.




Der Garten war klein, aber ausreichend, die Terrasse herrlich groß und sonnig und neben unserem Haus befand sich sogar ein Mini-Spielplatz (der große Spielplatz ist am See). Die Kinder konnten wunderbar im Garten spielen. Wenn man ein Haus "gefunden" hat, was einem gefällt und alles bietet, was man braucht, kann man dieses über die Webseite direkt buchen. Das kenne ich sonst nicht, meist wird ja nach dem Zufallsprinzip vergeben. Ich finde das gerade mit kleinen Kindern, die bekanntlich Gewohnheitstiere sind und sich dort am wohlsten fühlen, wo sie alles schon kennen, phantastisch. Bettwäsche und Handtücher sind normalerweise nicht inklusive (uns wurden sie kostenlos zur Verfügung gestellt), sondern können dazugebucht werden. Für das Beziehen der Betten vor Anreise wird eine extra Gebühr fällig. Das finde ich persönlich überzogen und abschreckend. Erholung im Urlaub beginnt für mich mit bezogenen Betten und sollte im Preis inklusive sein. Ebenso muss man Strom- und Wasserkosten extra bezahlen, was zwar umweltschonend ist, aber im Winter sicherlich ganz schön ins Geld gehen kann.

Man kann im Pfannkuchenhaus oder im Aparthotel Seepanorama Frühstück, Halb- oder Vollpension buchen. Wir nahmen am Samstag ein unschlagbar günstiges Angebot wahr: Frühstück und das Mittagessen des Tages zusammen für 10 € pro Erwachsenen. Kinder bis 6 Jahre essen kostenlos mit. Das Frühstück war sehr lecker, das Mittagsangebot einfach (wie erwartet), aber in Ordnung. Sehr empfehlenswert ist das Bistro Entenhausen direkt am Badestrand. Wir liehen uns ein Tretboot aus und glitten durch das idyllische Seerosenparadies.



Die Kinder fuhren mit den Mini-Elektro-Karts und besuchten die Pferde, beobachteten Enten mit ihren Küken und tauchten in die herrliche Natur ein. Man merkte ihnen an, dass sie den großen Kontrast zum Leben in der Großstadt spürten.





Und natürlich badeten wir ausgiebig im See. Das Wasser war tatsächlich schon warm genug. Der Badestrand ist nicht sandig, sondern eine Wiese, mit angenehmen Schattenplätzen. Es geht schön flach ins Wasser hinein, kleine Kinder können am Rand gefahrlos planschen. Mit Eis und Pommes versorgt man sich im Bistro Entenhausen.




In der Hochsaison wird es bestimmt ziemlich voll und sicherlich auch laut, da die Ferienhäuser eng beieinander stehen. Jetzt vor dem großen Sommertrubel war die Auslastung angenehm und die Stimmung entspannt. Wir haben das Wochenende, nicht zuletzt durch das wunderbare Wetter, sehr genossen und kommen gern wieder.

Ausflugstipps:

Die Mecklenburgische Seenplatte bietet viele schöne Ausflugsmöglichkeiten für alle Bedürfnisse und Interessen. In direkter Nähe befinden sich:

Die Kleinstadt Mirow ist als Geburtsort der englischen Königin Sophie Charlotte bekannt und war eine Nebenresidenz der Herzöge zu Mecklenburg-Strelitz. Auf der Schlossinsel kann man ein Museum zur Geschichte des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz besuchen. Sehr interessant ist die Johanniterkirche mit der Fürstengruft und dem Johannitermuseum, von deren Turm man einen grandiosen Rundblick über die Seenlandschaft hat. Es gibt überall kleine idyllische Orte, viel Wasser, Bootshäuser und Fischrestaurants.



Nicht weit entfernt liegt westlich die Müritz mit den am Südufer gelegenen Orten Rechlin und Röbel. Man kann auf der Müritz Schifffahrten mit der Blau-Weißen-Flotte machen, die Müritz Marina besuchen, deren Ferienpark ebenfalls zur All Season Parks-Gruppe gehört oder in den Müritz Nationalpark wandern oder spazieren. In Rechlin-Nord gibt es ein Luftfahrttechnisches Museum und weiter nördlich den Wildpark Boek. Etwas weiter weg befindet sich die Scheune Bollewick, eine große Markthalle mit viel Kunsthandwerk und Speisemöglichkeiten.

In östlicher Richtung kann man die Städte Wesenberg mit der Burg und Neustrelitz mit dem Schlosspark und dem historischen Stadtkern besuchen. In südliche Richtung durchstreift man ein wunderschönes Gebiet vieler kleiner Seen, Schleusen und Kanäle, versteckt liegender Ausflugsrestaurants und Biergärten, Campingplätze und Mühlen.

Etwas weiter entfernt ist am Nordufer der Müritz das Müritzeum in Waren immer einen Besuch wert, die Stadt Malchow mit der Sommerrodelbahn und dem Affenwald sowie der bei Stuer gelegene Bärenwald Müritz, wo Braunbären auf einem 16 ha großen Freigelände leben. Wir haben den Bärenwald früher schon zweimal besucht, es ist ein faszinierendes Erlebnis.

Die ganze Region bietet unzählige kleinere Attraktionen, viel Natur, den Kranichflug im Herbst und ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Der Ferienpark Mirow ist dabei als Ausgangspunkt sehr gut gelegen, familienfreundlich und abwechslungsreich. Wir hatten ein wunderschönes Wochenende bei traumhaftem Wetter im Ferienpark und werden auf jeden Fall wiederkommen.

Ich danke All Season Parks für die Möglichkeit, Gäste im Ferienpark Mirow sein zu dürfen, und für die freundliche Kooperation.

Montag, 6. Juni 2016

Leben und leben lassen!

Es gibt unter der Elternschaft viele Sorten von Eltern, wenn es um die Frage des Beurteilens anderer Erziehungsvorstellungen und -ansätze geht: ignorante Eltern, die sich nicht dafür interessieren, wie der Nebenmann mit seinem Kind umgeht, sehr tolerante Eltern, die fast jede Erziehungsart interessiert betrachten und akzeptieren und diejenigen, die eine ganz bestimmte Überzeugung haben, zu wissen, was für ihre eigenen und die Kinder anderer Eltern gut und richtig ist. Unter diesen wiederum gibt es die, die aus dieser Überzeugung heraus meinen, überall ihr Urteil abgeben zu müssen, und jene, die ihren Weg einfach gehen und sich zwar ein stilles Urteil erlauben, aber dieses nie oder äußerst selten, im vertrauten Kreis, äußern würden. Auf keinen Fall jedoch gegenüber Fremden direkt ihre Art von "richtiger" Erziehungsvorstellung zum Besten geben. Leider scheint es sehr verbreitet zu sein, die eigenen Überzeugungen auf andere Familien zu übertragen und zu erwarten, dass andere sich diesen anpassen. Ich mag das überhaupt nicht.

Aktueller Anlass war ein Vorfall am Badesee, bei dem es (wie so oft) um die Spielzeugfrage ging. Nun hat ja jeder seine individuelle Auffassung, was die Benutzung des Sand- und Wasserspielzeugs anderer Kinder betrifft. Gemeinsam oder nicht, mit vorherigem Fragen oder nicht, darf das Spielzeug weggeschleppt werden oder nicht etc. Jeder hat Gründe für seine Überzeugung und kennt seine Kinder am besten. Man kann und darf aber nicht automatisch davon ausgehen, dass eine fremde Familie die gleiche Überzeugung vertritt wie man selbst, und vor allem sollte man nicht anderen die eigenen Anschauungen aufpfropfen. Nun war es so, dass eine Gruppe von mehreren Müttern mit Kindern sich keinen halben Meter neben unsere Decke gesetzt hatte, was definitiv nicht dem Platzmangel geschuldet war. Es war noch Vormittag und der Strand war fast leer. Als nächstes schütteten sie ihr Spielzeug direkt neben unserem aus, so dass eine klare Spielzeugtrennung für ihre 1-2jährigen Kinder nicht zu erkennen war (der ganze weitere Strandabschnitt war leer). Ihre Kinder schnappten sich natürlich sofort Teile unseres Spielzeugs. Um Konflikte, Tränen und eine spätere Suchaktion zu vermeiden, räumte ich unser Spielzeug weg und planschte mit meinen Kindern einfach im Wasser. Wir hatten viel Spaß, es war wirklich herrlich im Wasser und meine Kinder waren sehr mutig.

Eine ähnliche Situation gab es später noch einmal, als die Mütter-Gruppe eigentlich aufbrechen wollte. Als unser Spielzeug wieder ungefragt und wie selbstverständlich beschlagnahmt und weggeschleppt wurde, räumte ich es wieder weg. Das war für diese Mütter anscheinend ein Affront gegen ihre Kinder. Nicht direkt zu mir, sondern untereinander regten sie sich darüber auf und konstatierten, dass IHRE Kinder ja immer alles gegenseitig benutzen dürften und warum denn ANDERE (meine, also fremde!) Kinder nicht lernen müssten, zu teilen. Wäre es nicht so absurd gewesen, hätte man darüber lachen können. Es zeigte aber wieder einmal die Selbstbezogenheit vieler Eltern (Mütter?) und die Einstellung, alle müssen alles so machen wie man selbst es handhabt. Selbst wenn man seine Kinder grundsätzlich mit allen fremden Kindern das Spielzeug teilen lässt, statt sie beispielsweise zur "Verteidigung" des Eigentums anzuhalten, und weder eine Frage für nötig hält noch darauf achtet, dass das Zeug nicht weggeschleppt wird, selbst wenn man also diese Grundsätze vertritt, kann man doch noch lange nicht davon ausgehen, dass andere das auch so sehen?! Jeder mag seine Auffassung haben, was richtig und angemessen ist, aber dieser Maßstab gilt doch dann nicht automatisch für andere! Ich sage doch auch nicht zu denen, dass ihre Kinder mal lernen müssen, das Eigentum anderer Kinder zu respektieren, und vorher gern fragen dürfen, so wie sie über mich (nicht zu mir) grummelten, meine Kinder müssten teilen lernen. Keiner muss etwas, jeder macht die Dinge so, wie er oder sie sie für richtig hält. Basta! Kann dies bitte mal in der Elternwelt Allgemeingut werden?

Es geht nicht um die Frage, ob Spielzeug-Eigentum geteilt werden sollte und ob die eine Einstellung zu engstirnig oder die andere zu Laisser-Faire ist. Es geht um die Akzeptanz anderer Modelle und Wege, auch wenn einem vielleicht das Verständnis dafür fehlt. Und vor allem geht es um Zusammenarbeit statt Gegeneinander. Wir teilen sehr gerne unser Spielzeug, wenn wir gefragt werden und dieses auch vor Ort bleibt. Aber nicht, wenn wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass fremdes Spielzeug Allgemeingut ist. Auch Kindern kann man schon ein Bewusstsein für Eigentum vermitteln, auch wenn es nur um Plastik- oder Holzkram geht. Daraus besteht ihre Welt! Ich gehe doch auch nicht zur Decke der anderen Mütter und nehme etwas von ihrem Eigentum weg! Das ist was anderes? Für sie vielleicht schon, für mich nicht. Das meine ich: Warum gehen manche davon aus, dass fremde Familien die gleichen Maßstäbe zugrunde legen wie sie selbst? Mich schockiert so wenig Zurückhaltung und Selbstreflektion immer. Wir machen uns damit gegenseitig nur das Leben schwer. Es geht ja nicht um grundsätzliche Fragen wie das Ferbern oder Gewalt gegen Kinder, sondern einfach um Nuancen von Erziehung, die jeder unterschiedlich sieht und praktiziert. Etwas mehr Toleranz, Verständnis und Rücksichtnahme wäre bei einigen Eltern sehr angebracht. Auch ich übe das, jeden Tag.

Aktuelle Texte zu dem gleichen Thema:
Eine ganz normale Mama: Immer diese Besserwisserei – es nervt!
Neverlookedsobeautiful: Empathie zwischen Müttern

Bildquelle: Pixabay