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Freitag, 19. Oktober 2018

Die ersten Tage als Alleinerziehende - Ein Rückblick

Vor einiger Zeit hatte ich euch erzählt, dass sich unsere Familie getrennt hat und ich nun alleinerziehend oder, was ich passender finde, getrennt gemeinsam erziehend bin. Ich habe damals nach dem Auszug des Papas der Kinder im Februar dieses Jahres Tagebuch geführt und die ersten Tage und Wochen unseres neuen Lebens aufgeschrieben. Ich bin froh, dies getan zu haben, denn vieles hat sich schnell eingespielt und ist normal geworden, und man vergisst die Anfangszeit. Für mich sind diese Aufzeichnungen eine wertvolle Erinnerungsstütze und für euch vielleicht auch interessant, als Dokument aus einer Zeit, die emotional sehr aufwühlend war und trotzdem "normal" weitergelebt werden musste. Hier lest ihr über meine ersten Tage, meine erste Woche allein mit meinen Kindern im Februar 2018.

Sonntag 11.02.

Wir kommen aus unserem Wochenende an der Mecklenburgischen Seenplatte zurück, das die Winterferien des Großen beendete. Essen gemeinsam Abendbrot und sitzen zu viert auf dem Sofa. Alle wissen, dass der Mann/ Papa ab sofort in seiner neuen Wohnung schläft. Wir haben die Kinder vorbereitet, sie kennen die neue Wohnung des Papas und haben den häppchenweisen Umzug zum Teil miterlebt. Wir Eltern weinen abwechselnd und versuchen unsere Tränen vor den Kindern zu verstecken. Ich sage: "15 Jahre wohnen wir jetzt hier" und der Mann nickt. Und weint. Wir sagen, dass es uns beiden unheimlich leid tut, dass alles so gekommen ist. Der Mann bringt noch Sachen ins Auto. Wir verabschieden uns mit einer ungelenken Umarmung und bringen die Kinder ins Bett: jeder ein Kind, wie immer. Ich liege im Bett mit der Kleinen und höre, wie der Mann die Tür hinter sich zuzieht und geht. Sie schläft ewig nicht ein, hat zu lange im Auto geschlafen. Als ich endlich ins Wohnzimmer gehen kann, schreibe ich ihm noch eine kurze Nachricht. Vermutlich sitzt er wie Falschgeld in seiner neuen Wohnung. Und dann ist sie da: nicht die erste Nacht allein mit den Kindern, aber die erste Nacht als Alleinerziehende.

Bildquelle: Pixabay

Montag 12.02.

Erster Schultag nach den Winterferien und längerer Krankheit des Großen. Am Morgen machen die Kinder gut mit und wir sind pünktlich fertig, als der Papa um 7:25 Uhr klingelt, um die Kinder zur Schule und zur Kita zu bringen. Die beiden sind gut gelaunt und freuen sich, ihren Papa zu sehen. Alles hat super geklappt und ich bin erleichtert. Dann genieße ich meinen ersten freien Tag nach mehr als 2 doofen Krankheitswochen des Großen, des Mannes und nun von mir selber, habe allerdings gleich einen Zahnarzt- und danach einen Hausarzttermin. Ich werde die ganze Woche krankgeschrieben, da ich seit Donnerstag mit starken Hals- und Gliederschmerzen herumlaboriere und total schlapp bin. Ich bin erst mittags wieder zuhause, esse und arbeite dann einiges Liegengebliebenes ab. Die Zeit vergeht zu schnell, aber da ich weiß, dass ich die ganze Woche zuhause sein werde, ist das okay. Ich hole den Großen etwas früher aus der Schule ab und dann die Kleine, wir gehen in unser Stammcafè und kurz auf den Spielplatz. Ich sage ihnen immer wieder, dass sie Papa heute nicht mehr sehen werden, sondern wir unser Abendprogramm allein machen. Zuhause klappt alles gut und wir sind schneller fertig als sonst. Sie fragen auch nicht nach dem Papa. Um 19:45 Uhr schlafen beide Kinder und ich schicke dem Mann erleichterte Nachrichten. Ich fühle mich frei und gleichzeitig bedrückt. Der Mann sitzt allein in seiner Wohnung und schreibt, dass er unheimlich traurig ist. Ich habe seit dem Nachmittag wahnsinnige Kopfschmerzen und gehe früh ins Bett.

Dienstag 13.02.

Fasching. Ich wache um 4:30 Uhr mit grimmiger Migräne auf, quäle mich noch eine Stunde im Bett und stehe dann auf, um eine Tablette zu nehmen. Dabei merke ich, dass mir übel wird, und platziere mich mit einer Schüssel auf dem Sofa. Genau zu unserer normalen Aufstehzeit um 6:30 Uhr fange ich an zu spucken. Die Kinder kommen glücklicherweise von allein aus ihren Zimmern. Ich setze noch schnell eine Notfallnachricht an den Mann ab, damit er früher kommt. Super, am zweiten Tag schon eine Ausnahmesituation. Ich mache gequält Frühstück für die Kinder und sie essen allein. Der Mann kommt und macht sie fertig. Er hat auch kaum geschlafen. Heute ist Fasching in der Schule und in der Kita. Die Kleine freut sich, der Große zickt herum. Dann sind alle außer Haus. Ich liege den ganzen Tag bewegungslos und dösend auf dem Sofa, immer wieder unterbrochen von Brechattacken. Was für ein elender Mist! Kurz nach Mittag muss ich den Mann bitten, die Kinder am Nachmittag abzuholen. Es geht einfach nicht. Eigentlich hatten wir ihn für heute zum gemeinsamen Abendbrot eingeladen. Nun muss er mit den Kindern bei uns zuhause allein essen und sie auch bettfertig machen. Mir geht es mittlerweile etwas besser und ich kann die Kleine ins Bett bringen. Danach fährt er wieder in seine Wohnung und ich dämmere auf dem Sofa vor mich hin. So ein beschissener Tag. Und gleich am zweiten Tag eine solche Ausnahmesituation.

Mittwoch 14.02.

Schon 3 Nächte allein mit den Kindern, so lange wie noch nie zuvor. Mir geht es besser und ich kann die Kinder morgens fertig machen. Der Mann kommt trotzdem sicherheitshalber etwas früher. Der Große zickt wieder herum. Ich hatte eigentlich gehofft, dass die Freude auf den Papa das schwierige morgendliche Loskommen etwas überdeckt. Naja, es muss sich alles erst einspielen. Als alle weg sind, kann ich endlich duschen, Wäsche waschen und aufräumen, Mails lesen, ein Blog-Gewinnspiel auslosen und meinen neuen Fernseher auspacken, der am Montag ankam (den alten nahm der Mann mit). Außerdem installiere ich zwei neugekaufte Schreibtischlampen und sortiere einige Dinge um. Obwohl der Mann nicht viele Gegenstände mitgenommen hat, fühlt sich die Wohnung doch leerer und aufgeräumter an. Es hatte sich so unfassbar viel Krempel angesammelt. Mit dem Aufräumen tauchen viele ambivalente Emotionen auf, Erleichterung, Traurigkeit, Freiheit, Angst, das Gefühl, dass es gut werden wird, das Gefühl, dass es nicht zu schaffen sein wird. Der Große wird von der Mama seines Freundes aus der Schule abgeholt und die Kleine hat wegen ihres Musikkurses in der Kita ihren langen Tag. Erst um 16:15 Uhr muss ich los und hole zuerst den Großen und dann die Kleine ab. Der Heimweg und der Abend verläuft friedlich. Gerade abends bin ich sehr froh, allein zu sein, denn ich kann unser Programm ruhig und früher als sonst ablaufen lassen. Auch die Kinder wirken ausgeglichener ohne den kurz vor'm Abendbrot nach Hause kommenden Papa, auf den sich dann alle stürzen. Beide Kinder müssen auf Läuse abgesucht werden. Puh, nix gefunden! Um 19:30 Uhr schlafen sie, ich kann es kaum glauben. Das ist fast eine Stunde eher als sonst! Ich kann die Tagesschau gucken, das kam seit Ewigkeiten nicht mehr vor. Ich habe einen langen Feierabend und genieße ihn.

Donnerstag 15.02.

Ich habe unheimlich schlecht geschlafen, die Kleine neben mir hat mich ständig gestört und es tauchten wieder Kopfschmerzen auf. Ich freue mich darauf, bald eine eigene Schlafstelle für mich zu haben, sobald der Mann die letzten Sachen abgeholt hat. Es wird sicherlich nicht jede Nacht mit dem Allein-Schlafen klappen, aber wenigstens einen Rückzugsort für mich zu haben, ist so wertvoll (PS. es hat geklappt!). Seit fast 5 Jahren habe ich mit der Kleinen zusammen geschlafen. Der Morgen verläuft gut und die Kinder verlassen fröhlich mit dem Mann das Haus. Ich fange an herumzuräumen. Ich will weiter ausmisten, das tut so gut. Ich suche noch Dinge zusammen, die dem Mann gehören, lege verschenkens- und verkaufenswerte Gegenstände beiseite und sortiere, putze und räume den ganzen Vormittag. Als ich des Mannes Fotoalben durchsehe, kommen Tränen. So viele Jahre, so viele gemeinsame Erinnerungen, so viele Erlebnisse und dennoch hat es nicht gereicht. Ich bin sehr traurig, dass wir es nicht geschafft haben. Da sind kein Hass, kein Frust, keine Wut, keine Aggressionen mehr, sondern nur Traurigkeit und Erleichterung. Beides parallel, das schließt sich nicht aus. Mir geht es besser so. Wie es dem Mann geht, der nun schon den zweiten Nachmittag und Abend in Folge seine Kinder nicht sieht, mag ich mir nicht vorstellen. Das Ausmisten ist sehr reinigend und gleichzeitig aufwühlend. Ich glaube, diese Gefühle werden noch sehr lange anhalten. Es ist eben nicht alles einfach nur schwarz oder weiß. Ich schaue auch im Keller nach dem Rechten und bin halbwegs auf Stand. Um einiges hatte ich mich einfach nicht mehr gekümmert in den letzten Jahren.

Um 15 Uhr hole ich den Großen von der Schule ab und gehe mit ihm zum Kinderarzt. Ohrenkontrolle, er hatte ja in der Woche vorher eine Mittelohrentzündung. Außerdem hat er einen Hautausschlag entwickelt und ich befürchte schon die in der Schule umgehenden Ringelröteln. Entwarnung! Er wirkt auch wieder fitter und wacher als in den letzten Tagen. Danach geht's zur Kita, auch die Kleine ist fröhlich (sie wirkt überhaupt insgesamt sehr fröhlich und leichtfüßig in diesen Tagen) und wir gönnen uns unser Stammcafè. Auf dem Heimweg sehen wir den Mann im Auto auf der Hauptstraße fahren, ich wusste, dass er in unserer Wohnung war, um noch Sachen zu holen. Die Kinder flippen aus, aber er sieht sie nicht. Ich befürchte Tränen und Trübsal auf dem Heimweg, aber zum Glück verkraften sie das gut. Auch diesmal klappt der Abend wieder recht gut und schnell, auch wenn der Große wie erwartet beim Zubettbringen protestiert. Da die Kleine noch nicht ohne mich einschläft (einige Monate später schafft sie das, wie hier beschrieben), muss ich zwangsläufig ihn zuerst ins Bett bringen (er hört dann ein Hörbuch) und danach sie. Das findet er ungerecht. Nun ja. Wird es heute ein wenig abgewandelt und alle finden sich dann doch damit ab. Ich glaube, auch das ist leichter, wenn nur ein Erwachsener da ist, denn die Kinder wissen, es gibt keine Alternative. Auch diesmal ein früher und vor allem ungestörter Feierabend für mich. Die abendliche Nicht-Anspannung tut gut.

Freitag 16.02.

Der Morgen verläuft gut, die Kinder freuen sich wahnsinnig, den Papa zu sehen. Immerhin haben sie ihn nun zwei Nachmittage und Abende nicht gesehen. Sie wissen, dass sie heute Nachmittag von ihm abgeholt werden und mit ihm in die neue Wohnung gehen. Als der Mann sie in die Schule und Kita gebracht hat, kommt er wieder hierher, weil es sein freier Tag ist, wir räumen zusammen noch ein paar Dinge aus und transportieren sie in die neue Wohnung. Ich bin auch neugierig, denn ich habe sie zuletzt kurz nach der Schlüsselübergabe, also im "Rohzustand" gesehen. Es sieht schon ganz gut aus, auch wenn noch einiges zu machen ist. Aber insgesamt wirkt es gemütlich, und der Kiez ist auch angenehm. Wir reden noch kurz, doch der Mann hat noch viel zu tun. Ich spaziere durch den Park nach Hause, genieße die Sonne, bewundere die Schneeglöckchen und gehe noch kurz einkaufen. Zuhause esse ich Mittag, hänge die Wäsche auf, räume den Geschirrspüler aus und die Einkäufe weg. Es ist schön, die Wohnung wieder so vorzufinden, wie ich sie verlassen habe. Ich habe noch einiges zu tun und ruhe mich danach kurz aus, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Ich möchte etwas erledigen, habe aber keinen Erfolg und besorge stattdessen noch ein paar Dinge im Drogeriemarkt. Wenn ich nächste Woche wieder arbeite, habe ich dafür keine Zeit mehr. Ich fühle mich so frei und locker, so ganz ohne Zeitdruck, und beschwingt in dem Wissen, dass ich gerade nicht meine unglaublich rare Zeit allein zuhause opfere, sondern zukünftig viel davon haben werde. Als ich nach Hause komme, ist alles leer und ich kann immer noch "meine" Dinge machen. Es ist herrlich.

Der Mann schreibt, dass sie alle noch in seiner Wohnung Abendbrot essen und die Kleine dann nach Hause bringen. Der Große soll schon die erste Nacht beim Papa schlafen. Ich habe von 7:30 bis 18:30 Uhr kinderfrei, familienfrei, einfach frei gehabt, ohne Arbeit, ohne Verpflichtungen. Und allein, komplett allein! Ich weiß nicht, wann ich das zuletzt an einem Wochentag bzw. überhaupt hatte. Ich bin wirklich total happy. Als der Mann die Kleine bringt, machen wir noch kurz unser Abendprogramm und dann schläft sie. Und die Wohnung gehört wieder mir. Es fühlt sich wie ein Zurückerobern meines Lebensraumes an, und ich freue mich so sehr, dass ich endlich wieder mehr Rückzugsräume und -möglichkeiten haben werde. Ich wusste, wie sehr ich unter deren Mangel gelitten habe, aber ich konnte ja nichts ändern. Ich schreibe noch kurz mit dem Mann, wie es dem Großen geht, der bei ihm übernachtet, und ein ruhiger Abend geht zuende. Ich nutze die Gelegenheit und schlafe im Bett des Großen, denn schon lange hatte ich Sehnsucht danach, endlich wieder allein zu schlafen, aber es gab ja in unserer Wohnung keine Möglichkeit dazu. Und der Große verbringt die erste Nacht in Papas neuer Wohnung.

Samstag 17.02.

Die Kleine schläft ohne mich die komplette Nacht durch und wir stehen gegen 8 Uhr auf. Sie geht allein zum Backshop in unserer Straße und wir frühstücken zu zweit in Ruhe, erzählen viel und genießen. Auch sie sitzt viel länger dabei als sonst bei unseren unruhigen Familienfrühstücken, bei denen immer mindestens ein Kind schmollte oder weinte, keiner zu Wort kam und wir Eltern manchmal heulend die Runde beendeten. Um 9:30 Uhr wird sie vom Papa und vom Großen abgeholt - heute ist Papatag! Sie fahren in einen Indoorspielplatz und erkunden am Nachmittag die Umgebung der neuen Wohnung des Mannes. Ich selbst habe einen ganzen Tag frei - am Wochenende, ohne Verpflichtungen, ohne Termine! Ich bin immer noch nicht ganz fit, aber es ist so herrlich, allein in der Wohnung zu sein. Ich fange an zu putzen und zu räumen, im früheren Arbeitszimmer, wo der Mann zuletzt geschlafen hat, soll einiges anders werden. Ich räume Bücherregale aus, vermesse, verschiebe, sortiere, reinige, räume wieder ein, bringe Dinge in den Keller oder zum Müll. In diesem Zimmer möchte ich zukünftig schlafen. Vorläufig lege ich mir eine Matratze hinein. Nach 4 Stunden bin ich platt, esse Mittag und ruhe mich aus. Ich bin so dankbar, dass nun nicht sogleich die Meute einfällt, sondern ich mich regenerieren kann. Dieses Regenerieren war eines der Dinge, die mir am meisten fehlten im Familienalltag. Vielleicht wird das zukünftig besser klappen.

Am Nachmittag fahre ich noch kurz in einen Möbeldiscounter und kaufe ein neues Bett, das gerade im Sonderangebot ist. Zwar haben wir unser altes Doppelbett noch auseinandergebaut im Keller stehen, allerdings passt es nicht in das kleine Arbeitszimmer (bzw. es passt gerade so, aber dann fehlt der Platz für einige andere Regale). Abholen muss es der Mann, da ich kein Auto habe. Als ich nach Hause komme, treffen alsbald die Kinder mit dem Mann ein, die sich wünschen, dass er noch mit bei uns Abendbrot isst. Wir essen im Wohnzimmer, nicht zuletzt, um die Küchentisch-Situation zu vermeiden. Ich freue mich, die Kinder wiederzuhaben, merke aber, dass es mir schon wieder zu viele Menschen sind. Danach fährt der Mann in seine Wohnung und ich bringe die Kinder ins Bett. Der Große zickt herum und ich bin genervt, obwohl ich den ganzen Tag Ruhe hatte. Dann schlafen sie und ich genieße wie jeden Abend meine Freiheit. Ich schlafe zum ersten Mal auf der Matratze im Arbeitszimmer, meinem neuen Schlafzimmer.

Sonntag 18.02.

Als ich aufwache, höre ich Husten aus dem Zimmer des Großen und denke, die Kleine schläft bestimmt noch, sonst würde sie mich doch suchen. Doch nein, sie sitzt mit bei ihm, ist allerdings laut seiner Aussage noch nicht lange wach. Sie geht wieder allein zum Backshop und wir frühstücken lange und ausgiebig. Es ist unruhiger als gestern mit der Kleinen, aber trotzdem angenehm, da ich mich auf die Kinder konzentrieren kann, anstatt Erwartungen an ein Erwachsenengespräch zu haben. Wir sitzen wieder recht lange, das kenne ich überhaupt nicht von unseren Familienmahlzeiten. Schön! Dann spielen die Kinder ein wenig, während ich aufräume. Die Einladungen für den Kindergeburtstag des Großen werden auch noch fertiggestellt und dann klingelt schon der Mann, da wir gemeinsam in unseren Garten fahren wollen. Heute ist eigentlich Mama-Tag, aber das war ausgemacht und mal wieder nötig. Wir wirbeln anderthalb Stunden im Garten und es sieht gleich wieder viel schöner aus. Der Mann fährt uns wieder nach Hause und weiter zum Möbeldiscounter (es ist verkaufsoffener Sonntag), um mein Bett abzuholen, ich koche schnell Mittag und wir machen Mittagspause. Der Mann fährt dann wieder zu sich, nachdem er die Möbelpakete bei mir abgeliefert hat.

Den Nachmittag verbringe ich mit den Kindern zuhause, wir vespern, puzzeln, lesen, kneten, spielen. Es ist sehr gemütlich und anders als sonst. Man weiß, dass man zuständig, weil allein ist, und erwartet nicht ständig Freizeit und Entlastung. Mir geht es sehr viel besser so und ich bin deutlich weniger unruhig. Auch die Kinder sind verträglich. Beide baden noch (natürlich getrennt, zusammen klappt es nicht in der Badewanne), dann gibt es Abendbrot und ich bringe sie ins Bett. Die erste Woche als "Getrennt Erziehende" wäre damit geschafft! Und es lief besser als gedacht. Natürlich hatte ich viel Ruhezeit am Tag, weil ich krankgeschrieben war. War allerdings auch körperlich nicht fit und am Dienstag völlig ausgeknockt.

Nun werden wir sehen, wie es mit Arbeit und neuem Alltag funktioniert, ob wir unsere vorläufige Aufteilung so lassen oder nochmal ändern und wie sich die Kinder an den neuen Zustand gewöhnen. Bis jetzt haben sie es gut verkraftet. Natürlich sagen sie, dass sie Papa vermissen oder auch mal wütender, dass sie zu Papa ziehen wollen, wenn ihnen etwas nicht passt. Mit solchen Situationen haben wir gerechnet und man muss jedesmal überlegen, wie man reagiert. Im Moment überwiegt bei ihnen, glaube ich, noch das Abenteuer: Papa hat eine neue Wohnung und sie können ihn dort besuchen. Wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass das jetzt so bleibt, kommt möglicherweise noch mehr Traurigkeit. Auch müssen wir überlegen, wie wir den Kindern Exklusivzeiten ermöglichen. Während diese bisher dazu dienten, das konfliktreiche Familienleben zu entzerren, gehen Exklusivzeiten nun direkt von der eigenen Freizeit ab bzw. müssen gerecht verteilt und koordiniert werden. Außerdem ist uns beiden wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit auch etwas zu viert unternehmen, denn wir bleiben ja trotzdem eine Familie, auch wenn die Eltern getrennt sind. Nicht einfach. Es gibt noch viele Dinge zu klären, aber einiges wird sich erst aus der Praxis ergeben. Es ist für alle eine neue Situation, mit der wir umgehen lernen müssen. Am wichtigsten ist, dass es den Kindern gut geht. Und wir als Eltern eine normale, sachliche Ebene miteinander finden und bewahren können. Der Grundstein dafür ist gelegt.

Das waren meine Tagebuch-Aufzeichnungen aus den ersten Tagen nach unserer räumlichen Trennung. Ich habe noch weitere Aufzeichnungen, weiß aber noch nicht, ob ich diese auch veröffentlichen werde. Hier könnt ihr meinen Rückblick auf die ersten Monate lesen:

Alleinerziehend mit zwei Kindern. Wie wir die ersten Monate allein geschafft und erlebt haben

Bildquelle: Pixabay

Mittwoch, 13. September 2017

Anzeige: Mit dem RUCK ZUCK Fotobuch Erinnerungen bewahren (mit Gutscheincode)

Fotos sind für mich ganz wichtige Stützen meiner Erinnerung und halten nicht nur außergewöhnliche Erlebnisse, sondern auch meinen Alltag fest. Sie zeigen Entwicklungen und Veränderungen, lassen Erinnerungen aufleben und schaffen Gemeinsamkeiten. Seit ich Kinder habe, haben diese Aspekte noch mehr an Bedeutung gewonnen. Deshalb gestalte ich zum Beispiel jedes Jahr vor Weihnachten ein Fotobuch, das die schönsten Bilder aus den letzten 12 Monaten zusammenfasst. Die Kinder und auch wir lieben es, durch diese Fotobücher zu blättern und in den gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen.

Da es immer viel Arbeit macht, die besten aus vielen hunderten von Fotos herauszusuchen, ist es mir sehr wichtig, dass das Erstellen des Fotobuches dann schnell und einfach funktioniert. Dafür habe ich die App von FotoPremio entdeckt, wo man ein RUCK ZUCK Fotobuch® in verschiedenen Größen gestalten kann.

https://link.blogfoster.com/ByWyzTpu-

Zum ersten Mal habe ich die App ausprobiert, als ich zwei kleine Fotobücher (10 x 10 cm) für die Freunde meines Sohnes von unserer Mutter-Kind-Kur gestaltet habe. Darin habe ich die schönsten Momente der befreundeten Kinder aus 3 Wochen Kur an der Ostsee festgehalten. Mein Sohn hat ihnen diese Fotobücher bei unserem ersten Treffen danach geschenkt und ich bin mir sicher, dass dieses Geschenk eine schöne Erinnerung für sie ist. Ebenso habe ich für meine Tochter ein kleines RUCK ZUCK Fotobuch® von unserem Mallorca-Urlaub gestaltet, das sie sich gern immer wieder anschaut. Ich selbst war sofort begeistert, wie problemlos und schnell die Erstellung der Fotobücher klappte. Die Zusendung erfolgte in kurzer Zeit und die Qualität war top. Ich war seinerzeit schon sehr zufrieden.

Für diesen Beitrag habe ich die App von FotoPremio noch einmal ausprobiert und nun ein RUCK ZUCK Fotobuch® im Format von 20 x 20 cm erstellt. Da wir vor kurzem im Sommerurlaub an der Ostsee waren, suchte ich die schönsten Schnappschüsse heraus und machte mich ans Gestalten des Fotobuches. Es ist wirklich kinderleicht, die App ist einfach zu bedienen und es macht Spaß, die Seiten zu bestücken.


Man kann aus 3 verschiedenen quadratischen Größen auswählen und Fotobücher mit 20 oder mehr Seiten erstellen. Auf jeder Seite wird nur ein Foto platziert. Das finde ich persönlich super angenehm, da man nicht mehrere Fotos zuordnen und herumschieben muss. Man kann auch einen kleinen Text hinzufügen und die Hintergrundfarbe individuell auswählen. Ein tolles Extra: als Hintergrund kann man den „Blur“-Effekt wählen, wodurch die Farben des jeweiligen Fotos aufgenommen werden und der Hintergrund wie durch Milchglas betrachtet dargestellt wird. Ist das Fotobuch fertig erstellt, wählt man das Titelfoto und kann die Bestellung abschließen. Hat man die gewünschten Fotos vorher in einem separaten Ordner gespeichert, ist die Erstellung des RUCK ZUCK Fotobuches® wirklich nur eine Sache von 10 Minuten. Ich kenne keine andere Foto-App, die so einfach zu bedienen ist und tatsächlich "ruck zuck" zu einem Ergebnis führt.


Gespannt wartete ich auf das Produkt, das schon nach 2 Tagen eintraf. Auch ein Last-Minute-Geschenk lässt sich also hier gut bestellen. Und wie die letzten Male auch, war ich wieder sehr zufrieden, die Qualität ist einwandfrei, der gewählte Blur-Effekt für den Hintergrund sieht wirklich toll aus und das Fotobuch liegt durch die Größe und die LayFlat-Bindung wunderbar in der Hand.


Es macht total Spaß, durch die Seiten zu blättern und sich auf jeweils ein Foto konzentrieren zu können. Die Farben sind frisch und kräftig und die Oberfläche ist leicht matt, so dass man nicht jeden Fingerabdruck gleich sieht. Die Kinder und wir natürlich auch waren begeistert und schauen uns nun gern die schönsten Fotos unseres diesjährigen Sommerurlaubs an.


Wer eine leicht und schnell zu bedienende Fotobuch-App sucht, wer in kurzer Zeit und ohne viel Aufwand ein Fotobuch erstellen möchte, für den ist FotoPremio genau das Richtige. Ich habe die App nun schon mehrmals ausprobiert und bin begeistert von ihr und den tollen Fotobüchern. Sie sind stabil und unempfindlich, was in einem Haushalt mit Kindern sehr wichtig ist. Und die Erstellung kostet nicht mehrere Abende wertvoller Zeit, sondern lässt sich fast nebenbei erledigen. Die App ist übrigens für Apple und für Android-Geräte verfügbar.


Die Gestaltung eines solchen RUCK ZUCK Fotobuches® macht Spaß, geht schnell und als Ergebnis bekommt man geballte Erinnerungen in einer schönen Buchform. Probiert es einfach selbst mal aus! Ihr werdet begeistert sein!

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FotoPremio stellt euch exklusiv einen Gutscheincode für ein RUCK ZUCK Fotobuch® im Format 10 x 10 cm mit 20 Seiten zur Verfügung. Eine tolle Gelegenheit für euch, um die App mal auszuprobieren und ein schönes Fotobuch zu kreieren. Die Versandkosten in Höhe von 3,45 € sind nicht inklusive und müssen selbst gezahlt werden. Ebenso ist ein Differenzbetrag zu zahlen, sofern das Fotobuch mehr als 20 Seiten enthält.

ACHTUNG: Es erfolgt kein Versand nach Österreich und in die Schweiz!

Der Gutscheincode lautet: FPnd7V4P

Viel Spaß beim Erstellen eures persönlichen Fotobuches!

Copyright: FotoPremio, Frühlingskindermama

Sonntag, 6. August 2017

"Mama, wo warst du denn da auf dem Foto?"

Meine lieben Kinder,

ich möchte dringend etwas prophylaktisch klarstellen, falls ihr mich später mal fragt, ob ich denn gar nichts mit euch unternommen habe, weil ich nur auf wenigen Fotos mit euch zu sehen bin. Vielleicht denkt ihr ja, ich saß immer zuhause oder beim Friseur oder war shoppen oder so, wenn ihr eure tollen Ausflüge mit dem Papa gemacht habt. Auch wenn uns Freunde besuchten, hab ich mich immer vom Acker gemacht, den Fotos nach zu urteilen. Und in den Urlaub schickte ich euch natürlich allein mit dem Papa, damit ich mal meine Ruhe habe. Sieht man doch auf den Fotos, ist doch immer nur der Papa dabei. Und ihr natürlich.

Bei euren Geburtstagen war ich auch selten zugegen, genauso wie bei anderen Festen oder besonderen Anlässen. Selbst an meinem eigenen Geburtstag habe ich anscheinend lieber das Weite gesucht und ihr habt schön mit dem Papa und den Großeltern gefeiert. Es gibt kein Foto von mir. Den Kinderwagen geschoben habe ich nur wenige Male, das Tragetuch kam vielleicht drei Mal zum Einsatz und gekuschelt haben wir auch selten, den Fotos nach zu urteilen. Lediglich im Planschbecken war ich immer dabei, weil das dem Papa zu kalt war. Ansonsten machte ich mich in eurer Kindheit extrem rar, den Fotos nach zu urteilen.

Bildquelle: Pixabay

Fotos konservieren Erinnerungen und wecken Erinnerungen später wieder. Sie halten Augenblicke fest und lassen gemeinsame Erlebnisse aufleben. Sie sind Stützen des Gedächtnisses und zeigen den nachfolgenden Generationen das Leben der Altvorderen. Ich liebe es, Fotos anzuschauen und mein Leben quasi nochmal zu erleben. Mir kommen dabei nicht nur die Erlebnisse ins Gedächtnis zurück, sondern auch meine Gedanken und Gefühle und sogar Düfte, Geschmäcker und Stimmungen. Auch erinnere ich mich an die Personen, die auf den Fotos sind, und mir fallen weitere Episoden, Eigenarten und Gemeinsamkeiten ein. Oft habe ich mich als Kind gefragt, warum mein Vater so selten auf unseren Fotos zu sehen ist. Tja: er hat fotografiert!

In den meisten Familien gibt es einen Elternteil, der gern und viel fotografiert, sei es aus einer Fotoleidenschaft heraus oder für die Erinnerung. Und einen anderen, der demzufolge meist auf den Fotos zu sehen ist, dem das aber gar nichts bedeutet. In meiner Herkunftsfamilie war mein Vater der fotografierende Teil, in meiner eigenen Familie bin ich das. Nun bin ich genauso wenig auf Fotos zu sehen wie er früher. Und meine Kinder werden sich vielleicht später auch fragen, ob ich denn überhaupt dabei gewesen bin, bei all unseren tollen Unternehmungen, Urlauben und Anlässen. Schließlich sehen sie nicht, wie ich mit ihnen am Strand buddele, im Wald Verstecken spiele, Fahrrad fahre, am Geburtstag Kerzen auspuste, sie im Arm halte und mit ihnen lache. Es gibt Fotos von mir, ja, aber es sind im Verhältnis zu der Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, sehr wenige.

Dereinst, wenn sie diese Fotos betrachten, werden sie meine Stimme nicht hören, meinen Geruch nicht riechen, sich nicht erinnern, ob ich zum Anlass eines bestimmten Fotos fröhlich, traurig oder wütend war, sie werden nicht wissen, ob ich dabei war oder gerade allein meiner Wege zog. Sie werden sich selbst kaum zusammen mit ihrer Mama auf Fotos sehen, mit dem Menschen, der viele viele Kindheitsstunden mit ihnen verbracht hat. Sie werden sich weniger an gemeinsame Erlebnisse mit mir erinnern, sondern immer eher an den Papa, der mit ihnen auf unseren Fotos zu sehen ist. Und ja, das macht mich traurig.

Ich könnte darum bitten, mehr fotografiert zu werden. Das habe ich getan, es hat grundsätzlich nichts geändert. Denn wem die eigenen Erinnerungen nicht wichtig sind, der wird auch nicht für die Erinnerungen anderer Menschen sorgen. Selfies und Selbstauslöser-Fotos schaffen auch nicht wirklich Abhilfe, schließlich sind es bewusste Fotos, keine Momentaufnahmen. Meine Hoffnung liegt in den Kindern: vor allem die Kleine fotografiert sehr gern und wird deshalb wohl recht bald eine eigene Kinderkamera bekommen. Und spätestens wenn das erste Handy vorhanden ist, wird sich zeigen, welches Kind am Sammeln von Erinnerungen interessiert ist.

Unsere Erinnerungen sind in unserem Kopf? Ehrlich gesagt habe ich aus meinen ersten Lebensjahren so gut wie gar keine Erinnerungen und hätte ohne Fotos keinerlei Vorstellung, wie das gewesen ist. Danach kommt eine Zeit, an die viele Erinnerungen vorhanden sind, weil alles sehr intensiv erlebt wurde. Spätestens ab den 30ern aber ist der Kopf so voll und immer neue Dinge müssen verarbeitet und gespeichert werden, dass das Gehirn einfach überlastet ist und kaum noch neue Details aufnehmen kann. Dafür braucht man dann Hilfsmittel, wie z.B. Fotos. Selbst ich, die ich eigentlich seit jeher ein gutes Gedächtnis habe, kann die Flut von Informationen und Ereignissen einfach nicht mehr bewältigen. Hätte ich nicht Unmengen an Fotos (und den Blog), hätte ich viele Situationen mit den Kindern längst wieder vergessen, obwohl sie nicht lange zurückliegen.

Also, meine lieben Kinder, lasst mich euch sagen: ich war dabei, ich war mit euch zusammen, ich habe viel Zeit mit euch verbracht und viele schöne (und auch weniger schöne) Dinge mit euch erlebt. Lasst euch von den Fotos nicht täuschen, auf denen ihr mich nicht seht. Ich stand direkt vor euch und habe euch angelacht. Oder euch unbemerkt fotografiert. Ich konserviere eure Kindheit für euch und werde dies auch weiter tun. Sie wirkt wie eine Kindheit fast ohne Mama, aber das war nicht der Fall! Ich war da, bei euch! Vergesst mich bitte nicht!

Montag, 10. Oktober 2016

Urlaubsnervosität

Eventuell wird es in den nächsten zwei Wochen ruhiger auf dem Blog. Der Grund dafür ist: wir wollen dem Herbst entfliehen und fliegen erstmals mit beiden Kindern in den Urlaub und ich weiß nicht, ob ich Netz habe und das WLAN funktioniert. Danach wird es natürlich einen Bericht mit vielen Fotos und sicherlich auch emotionalen Gedanken geben.

Wir sind sehr nervös, denn das ist unser erster Flugurlaub mit beiden Kindern. Geflogen sind wir bisher nur ein Mal mit dem Großen allein, als er 1 3/4 Jahre alt war, also vor fast 4 Jahren. Damals auf unsere Lieblingsinsel Gran Canaria. Obwohl die Flüge sehr anstrengend mit ihm waren, er schlecht schlief, sehr früh (zwischen 4:30 und 5:30 Uhr) aufwachte und wir penibel darauf achten mussten, uns an seinen Tagesrhythmus zu halten, weil jede Umstellung für ihn schwierig war, war es ein sehr schöner, im Rahmen der Möglichkeiten sogar teilweise entspannender Urlaub, in dem er aufblühte und einen großen Entwicklungssprung machte. Die Erinnerungen daran sind, im Vergleich zu der übrigen Zeit in diesem Alter, überwiegend positiv.

Damals dachten wir eigentlich, dass wir in der langen Elternzeit, die mein Mann bei der Kleinen hatte, wegfliegen würden, da wir ja nun erfahren seien. Die Herausforderungen, die zwei Kinder mit sich brachten, waren aber nochmal solch ein Niveauunterschied, dass wir dies lieber sein ließen. Auch in den darauffolgenden Jahren fehlte immer der letzte Mut, es zu wagen, und mehrere nervenaufreibende Urlaube, z.B. dieser hier, trugen dazu bei. So bewegten wir uns überwiegend in gewohnten Gefilden und das bewährte sich. Im Herbst 2015 hatten wir eigentlich vorgehabt, in die Wärme zu fliegen, aber da wir alle vier fast durchgehend von Krankheiten heimgesucht wurden, hatte sich das zerschlagen. Wir hatten einfach keine Kraft dafür. Jetzt sind die Kinder wieder ein Jahr älter und wir wollten es endlich wagen.

Die letzten Wochen waren sehr nervenaufreibend. Beide Kinder sind seit ca. 3-4 Wochen sehr anstrengend, fordernd, schwierig, emotional geladen und aufmüpfig. Es dauert keine 2 Minuten, bis einer von beiden weint, wenn sie zusammen sind. Uns gegenüber waren sie sehr respektlos und unduldsam. Ich nehme an, dass die Kleine (knapp 3 1/2) die letzten Auswüchse ihrer Autonomiephase mit teilweise identischen Ausdrucksformen wie der Große, wenn auch nicht ganz so extrem, durchlebt und der Große mit 5 1/2 Jahren nun schon in die 6-Jahres-Krise kommt. Auch, wenn ich darauf vorbereitet war, erwischte es mich doch eiskalt und ich bin ziemlich verstört ob des Rückfalles in frühere Zeiten. Ich sehe gewisse Entwicklungsschritte schon durchschimmern, habe aber im Moment fast nur mit den negativen, unschönen Auswüchsen dieser Entwicklungsschübe zu tun. Es triggert uns natürlich auch, wenn die Kinder so schlecht drauf sind; zwar reagieren wir sicherlich gelassener als früher, aber es beeinträchtigt uns natürlich trotzdem in unserem emotionalen Gleichgewicht, wenn beide Kinder parallel außer sich sind. Denkbar schlechte Voraussetzungen für einen für uns anstrengenden, da ungewohnten Urlaub. Ich habe nun meine Hoffnung darin gelegt, dass sie sicherlich ebenfalls urlaubsreif sind und sich hoffentlich etwas entspannen werden, sobald der Druck des Alltags von ihnen abfällt und sie merken, dass wir Eltern den ganzen Tag verfügbar sind. Die Sonne und Wärme und spannenden Erlebnisse werden hoffentlich zu einer Beruhigung der Situation beitragen.

Meine größte Angst war, dass vorher noch etwas passiert, sich jemand einen Arm bricht oder mit Magen-Darm flachliegt. Das verstärkt den Druck bei einem Flugurlaub sehr, wie ich deutlich im Vorfeld merkte. In einem Ferienhaus im Inland kann man auch am nächsten Tag anreisen oder ein Fieberkind angemessen betreuen. In einem Flugurlaub ist das alles sehr viel schwieriger. Als die Kleine vor einer Woche rückwärts von einem ca. 80 cm hohen Baumstamm herunterfiel und sich danach den Arm hielt und lange weinte, fürchtete ich schon das Schlimmste. Auch sind sie und mein Mann seit Tagen erkältet. Es ist einfach alles so unglaublich unberechenbar mit kleinen Kindern, und da wir beide nicht die nervenstärksten Eltern sind, werfen uns viele kleine Unwägbarkeiten schon schnell aus der Bahn. Ich mache drei Kreuze, wenn wir im Flieger sitzen!

Gleichzeitig freue ich mich darauf, ihnen ein Stück mehr von der Welt zu zeigen, sie neue Erfahrungen sammeln zu lassen und tolle gemeinsame Erlebnisse mit ihnen zu machen. Ich bin gespannt, wie sie sich zurechtfinden und reagieren und welche Erinnerungen sie mitnehmen werden. Ebenso freue ich mich sehr darauf, wiedermal etwas für mich/uns zu tun und die baby- und kleinkindbedingte Flugpause zu beenden. Hach, wie toll, es geht in die Welt hinaus!

Bildquelle: Pixabay

Freitag, 16. September 2016

Mein Leben war nicht sinnlos, bevor ich Kinder bekam !

Immer wieder höre und lese ich Aussagen darüber, dass Eltern (vor allem Mütter) sich nicht mehr erinnern oder vorstellen können, wie ihr Leben vor dem Kind/den Kindern ausgesehen hat, was sie ausgefüllt und ihrem Leben einen Sinn gegeben hat. Dass sie das Gefühl haben, das Kind wäre schon immer da gewesen oder sie seien nur mit dem Kind vollständig, dass sie nicht wüssten, womit sie sich früher beschäftigt haben oder nur durch das Kind glücklich seien. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht nachvollziehen kann und es auch irgendwie merkwürdig finde. Mir geht das nicht so, im Gegenteil.

Als mein Großer uns letztens einmal fragte, was wir früher gemacht hätten, als er und die Kleine noch nicht da waren, zählte ich auf Anhieb viele Dinge auf, die uns früher Spaß bereitet, unsere Wochenenden und Urlaube ausgefüllt und unserem Leben Freude und Sinnhaftigkeit gegeben hatten. Wir haben gearbeitet, sind viel gereist, haben die Welt und das eigene Land entdeckt, waren am Wochenende aktiv, viel in der Natur, hatten schon unseren Garten, trafen Freunde und besuchten Museen, Ausstellungen, Kinofilme etc. Aus mir kam es nur so herausgesprudelt und die Kinder hörten interessiert zu. Ich hatte das Gefühl, sie verstanden, dass wir jetzt, als Familie, nur noch einen kleinen Bruchteil dessen unternahmen, was wir Eltern früher zu zweit gemacht hatten. Ich glaube auch, sie merkten, dass in meinem Erzählen ein Bedauern mitschwang, aber so ist es nun mal. Vieles ist einfach mit kleinen Kindern nicht möglich.

Unser Leben vor den Kindern war definitiv nicht unausgefüllt oder sinnlos. Das wäre ja schlimm! Ich bin erst mit 36 Jahren Mama geworden und das hieße, 36 Jahre oder sagen wir, 18 erwachsene Jahre wären überflüssig, unglücklich oder sinnentleert gewesen. Nein, das empfinde ich überhaupt nicht so und verstehe auch Menschen nicht, die ihr eigenes bisheriges Leben als so oberflächlich und nebensächlich betrachten, bis sie Kinder und damit eine Aufgabe bekamen. Wir hatten sehr viele glückliche, intensive Momente, haben viel erlebt und unser Leben genossen. Sowohl jeder von uns für sich allein als auch wir beide zusammen. Wir hatten wunderbare Reiseerlebnisse, haben zusammen gelacht und geweint, Wohnungen eingerichtet, Wurzeln geschlagen, studiert, Feste gefeiert und das Leben ausgekostet. Wir waren auch vor den Kindern schon im Zoo und im Wald spazieren, haben Tischtennis gespielt, Plätzchen gebacken, Kastanien gesammelt, Gänseblümchen gepflückt, Pusteblumen ausgepustet und Drachen steigen lassen. Das war nicht bedeutungslos und auch nicht unausgefüllt. Es war bunt und aufregend und selbstbestimmt und frei und wunderbar.

Quelle: Pixabay

Ja, wir hatten das Gefühl, dass etwas fehlte und haben uns jahrelang ein Kind gewünscht, bis es endlich klappte. Ja, wir wären unendlich traurig gewesen, wenn wir zu zweit geblieben wären. Mit Sicherheit aber hätten wir kein sinnloses Leben ohne die Kinder. Vielleicht wären wir ausgewandert und hätten nochmal ganz von vorn angefangen. In unserem Haushalt gibt es diverse Bücher dazu. Vielleicht hätten wir auch so weitergelebt wie bisher. Vielleicht hätte ich promoviert und andere exotische Sprachen gelernt. Interessen und Leidenschaften gäbe es jedenfalls genug und ich fände es fatal, wenn ich mich nur über meine Kinder definieren würde. Ich bin doch ein eigener Mensch und ein großer Teil meines Lebens fand ohne meine Kinder statt.

Aus manchen Berichten anderer Eltern hört man heraus, dass sie früher ein ziemlich inaktives Leben geführt hatten, ein ganzes Wochenende auf der Couch verbrachten oder täglich bis spät abends arbeiteten. Vielleicht empfindet man die Erinnerung an ein solches Leben als fade, vielleicht nehmen diese Eltern die Natur, den Jahreskreislauf, die Feste und die Familie wirklich erst dann intensiv wahr, wenn sie selbst Eltern werden. Bei mir ist das nicht so. Ich hatte schon früher ein sehr starkes Erleben der Natur und der Jahreszeiten, empfand tiefe Gefühle an meinen "Kraftorten" und konnte in einem guten Buch oder Film regelrecht versinken und emotional eintauchen. Das kann ich mittlerweile nicht mehr, diese Fähigkeiten sind irgendwie verschüttet, seit ich Kinder habe, bzw. von all den Anstrengungen des Alltags aufgefressen. Da ich nun nahezu ständig unter Strom stehe, haben tiefe Gefühle kaum eine Chance, in mir Fuß zu fassen und mein Herz zu erreichen. Manchmal kommt ein leichter Anflug davon, wenn ich allein mit nur einem Kind unterwegs bin, wie zum Beispiel letztens, als ich mit dem Großen im Garten übernachtete und wir abends noch auf unseren Feldern herumtollten. Ich vermisse diese Gefühle und hoffe, dass sie wiederkehren, wenn der Alltag mit den Kindern nicht mehr ganz so kräftezehrend ist.

Viele Eltern sagen, dass sie erst jetzt Kleinigkeiten bewusst wahrnehmen und mit den Augen ihres Kindes sehen. Bei mir ist das umgekehrt, ich kann mich kaum noch auf kleine Dinge und die Schönheit der Natur einlassen und konzentrieren, weil sich mein Fokus so auf meine Kinder und die Organisation unseres Lebens richtet. Also die umgekehrte Entwicklung und irgendwie auch mental logisch, denn wenn der Kopf voll ist, wird das kleine Blümchen am Wegesrand bedeutungslos. Andere Eltern dagegen nehmen das kleine Blümchen erst wahr, seitdem ihr Kind es aufpflückt und spüren vielleicht, dass in ihrem früheren Leben all das fehlte. Bei mir ist das nicht so und deshalb empfinde ich mein Leben vor den Kindern auch nicht als sinnlos, oberflächlich und unausgefüllt. Dass das Leben vor den Kindern verblasst, je länger es zurückliegt, ist bestimmt normal. Mein Mann war sich letztens sicher, dass wir auf Kap Arkona schon mit dem Großen gewesen seien. Das war aber deutlich bevor wir Kinder bekamen. Verblassen ja, aber unwichtig und sinnlos? Nein! Das kann und möchte ich niemals so empfinden.

Wie ist das bei euch, wie erinnert ihr euch an euer Leben, bevor ihr Kinder hattet? Oder lebt ihr erst richtig intensiv, seit die Kinder da sind?

In diesem Text könnt ihr noch ein bisschen mehr über mich und früheres Leben erfahren:
Über mich, meine Reiselust und das Bloggen

Sonntag, 1. Mai 2016

Erinnerungsfetzen IV - Familienachterbahn

Hier kommt wiedermal ein aufwühlendes Erinnerungsschnipsel, diesmal nicht aus der Babyzeit meiner Kinder, sondern noch gar nicht allzu lange zurückliegend, das sowohl die emotionale Verbindung zwischen dem Großen und mir beinhaltet als auch die Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen meiner beiden Kinder. Da wir gerade am gleichen Ort Urlaub machen wie damals, ist die Erinnerung daran jetzt sehr präsent. Ich habe sie seinerzeit im Urlaubsbericht nicht festgehalten, wie ich jetzt bemerkte, wahrscheinlich, weil ich selbst noch zu aufgewühlt war. Deshalb hole ich das nun nach.

Wir reisen sehr gern in einen vertrauten Ferienpark und steuern uns bekannte Ziele an. In unserem Urlaub im September 2015 besuchten wir von dort aus wiedermal den riesigen, nahegelegenen Freizeitpark. Diesmal waren die Großeltern dabei. Ich wusste aus dem vorherigen Besuch, dass eine sogenannte Familienachterbahn neu eröffnet hatte, die für Kinder ab 4 Jahren freigegeben war. Ich stellte mir das altersangemessen als etwas größere Eisenbahn vor, die leicht auf und ab fuhr. Nichts Verrücktes also. Der Große war auch schon ganz aufgeregt, war er doch im März 2015 4 Jahre alt geworden und konnte sie also schon nutzen. Nach einigen Kleinkindattraktionen kamen wir bei der Familienachterbahn an. Ich wollte erstmal an der Seite schauen, ob sie etwas für den Großen ist. 4-Jähriger ist nicht gleich 4-Jähriger und ich bin immer sehr darauf bedacht, ihn zwar Herausforderungen auszusetzen, aber nicht zu überfordern. Die Strecke sah schon ziemlich heftig aus. Es kam aber nicht gleich eine Achterbahn und der Große und der Papa wurden ungeduldig. Als dann noch eine Gruppe nahte, eilten sie mit dem Opa zum Eingang, ohne eine Achterbahnfahrt beobachtet zu haben. Dagegen konnte ich es gleich darauf erleben und wusste sofort, dass das nichts für den Großen ist. Ich rannte in Panik zum Eingang, aber zu spät, die Männer waren schon fast am Einstieg. Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten.

Ich stand also mit der Kleinen und der Oma seitlich neben der Strecke und beobachtete, wie die nächste Achterbahn Fahrt aufnahm. Es gab nur Zweiersitze, d.h. der Große saß nicht einmal in der Mitte zwischen Opa und Papa, sondern wie jeder am Außenrand. Ich hatte gehofft, dass der Papa wenigstens den Arm um ihn legen würde, zum Schutz und zur Stabilisierung, aber das ging wohl gar nicht, wie ich danach erfuhr. Er war mit Abstand der Jüngste in den Waggons. Die Achterbahn wurde sofort schneller und schoss um die Kurven sowie von den Höhen hinunter. Es war schwindelerregend und definitiv noch nicht geeignet für ein 4-jähriges Kind. Ich sah sein Gesicht, sah, wie sein Kopf hin und her geschleudert wurde, fühlte seine Angst und Verwirrung und gleichzeitig den Willen, stark zu sein. Ich konnte ihm nicht helfen. Es war eine furchtbar hilflose, emotional abgründige Situation, ich geriet in Panik, fing an zu weinen und zu schreien. Es war für mich definitiv die falsche Entscheidung, den Großen da mitfahren zu lassen, ohne dass er vorher gesehen hatte, was ihn erwartet, und ich hielt den Papa in dem Moment für sehr verantwortungslos und uneinfühlsam. Er wusste ja selbst nicht, wie schnell und rasant die Achterbahn sein würde. Gerade deshalb hätte man wenigstens einmal zuschauen müssen. Für den Großen wie auch für mich ist das sehr wichtig. Wir stürzen uns nicht in Abenteuer, wir beobachten vorher und entscheiden dann. Genau das war nicht möglich gewesen.


Glücklicherweise war die Fahrt schnell vorbei. Ich rannte zum Ausgang, ließ die Kleine im Buggy einfach stehen (die Oma kümmerte sich um sie) und als der Papa mit einem komplett verwirrten Großen auf dem Arm herauskam, streckte er die Arme nach mir aus und ich übernahm ihn wortlos. Er war weiß im Gesicht und sein ganzer Körper total schlaff. Ich trug ihn lange herum, hielt ihn ganz fest, redete ihm beruhigend zu. Mir gelang in diesem Moment der schwierige Spagat, selbst innerlich total aufgelöst zu sein und trotzdem dem Großen Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. In dem Moment, wo ich ihm Halt geben konnte und musste, weil kein anderer dazu fähig gewesen wäre, fiel die Panik von mir ab und ich war ganz stark. Die Oma sagte hinterher zu mir, dass sie es toll fand, wieviel Ruhe und Besonnenheit ich ausstrahlte. Er wurde schnell ruhiger und fühlte sich bald wohler. Leider schrie sich die Kleine ab dem Zeitpunkt, als ich den Großen auf den Arm nahm, wirklich die ganze Zeit in ihrem Buggy die Seele aus dem Leib. Weder der Papa noch die Großeltern konnten bei ihr etwas ausrichten, niemand durfte sie schieben oder herausnehmen. Sie tat mir unheimlich leid, aber ich musste das in dem Moment ausblenden. Ich musste für meinen Großen da sein, exklusiv. Deutlich spürt man in solchen Momenten die Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen der Kinder und das Unvermögen bzw. die Unmöglichkeit, für beide gleichzeitig da zu sein. Der Große brauchte mich in dem Moment und der Kleinen gefiel das nicht.

Es dauerte vielleicht eine Viertelstunde, in der ich den Großen herumtrug und die Kleine (damals 2 1/2) schrie und weinte. Als ich ihn für stabil genug hielt, übergab ich ihn wieder dem Papa und Opa. Sie kümmerten sich weiter gut um ihn und sorgten für etwas Ruhe. Ich tröstete die Kleine, die sehr aufgebracht war. Sie beruhigte sich relativ schnell, als sie bei mir war, aber ich musste sie danach noch eine Weile herumtragen, bis sie wieder richtig ausgeglichen war. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mich die ganze Situation ziemlich ausgelaugt hatte. Ich brauchte erstmal eine Weile, um mich wieder zu sammeln und all die für den Großen mitgefühlten Emotionen wieder abzuschütteln. Er hatte im weiteren Verlauf des Tages noch wunderbare Erlebnisse im Freizeitpark und war wieder gefestigt. Es war wirklich noch ein sehr schöner Tag und man hatte nicht das Gefühl, dass ihm etwas nachhing. Bis heute Morgen.

Beim Frühstück sagten wir den Kindern, dass wir heute wieder in den besagten Freizeitpark fahren wollten. Der Große zeterte wie üblich beim Anziehen und als er in Schluchzen ausbrach, kuschelten wir auf dem Sofa zusammen. Irgendwie kamen wir auf das Achterbahnerlebnis zu sprechen und er sagte von sich aus, dass er das nicht wieder machen wolle, weil ihm das zu wild war und der Wind im Gesicht wehgetan hatte. Und der Kopf so hin und hergeworfen wurde, dass ihm ganz schwindlig wurde. Er habe sich damals nicht getraut, es Papa zu sagen und hatte ja auch nicht gewusst, was auf ihn zukommt, erinnerte sich aber noch sehr gut, dass ich ihn danach lange getröstet hatte. Wir hatten in der ganzen Zwischenzeit nie wieder davon gesprochen. Ich sagte ihm, dass mein "Trick" bei unbekannten Sachen ist, ein paarmal vorher zu beobachten und dann zu entscheiden, ob es was für mich ist oder nicht. Ich weiß aber auch, dass es schwer für ihn ist, sein Gefühl durchzusetzen, wenn ihm eine andere Erwartungshaltung entgegenkommt. Das ist ein lebenslanger Lernprozess, auch für mich. Und in dem Fall hatte er ja nicht mal die Chance, zu beobachten, was ihn erwartet.

Als wir dann heute im Freizeitpark waren und zur "Familienachterbahn" kamen, schauten wir an der Seite zwei Fahrten zu. Der Große rekapitulierte nochmal kurz seine Erinnerungen und sagte deutlich, dass er aktuell nicht damit fahren wolle. Vielleicht, "wenn ich viel größer bin". Es gibt dort andere, altersangepasstere Attraktionen und wir hatten viel Spaß. Aber ich war wirklich erstaunt, wie präsent ihm selbst das Erlebnis noch war, obwohl er es nie angesprochen hatte. Für mich ist es ein weiterer Erinnerungsfetzen, den ich nie vergessen werde.

Und hier die bisherigen Erinnerungsfetzen:
Erinnerungsfetzen I
Erinnerungsfetzen II
Erinnerungsfetzen III

Freitag, 29. Januar 2016

Erinnerungsfetzen III - Spießrutenlauf

Heute erzähle ich wiedermal eine Begebenheit aus der Babyzeit des Großen, die sich ins Gehirn eingebrannt hat, weil sie so charakterisch und kräftezehrend war. Er war ein knappes halbes Jahr alt, meine Eltern waren zu Besuch und wir machten einen Ausflug in den Tier- und Freizeitpark Germendorf, den wir schon kannten, bevor wir Eltern wurden. Eine Woche vor der Geburt des Großen waren wir hochschwanger dort gewesen und wussten, das nächste Mal würden wir mit einem Baby wiederkommen. So war es dann auch, nur dass alles ganz anders gekommen war, als wir es uns vorgestellt hatten.

Ich vermute mal, dass der Große auf der halbstündigen Fahrt im Auto etwas geschlafen hatte, obwohl er sich damit ja schwer tat und meist hysterisch schrie. Mit Sicherheit war der Schlaf wieder einmal zu kurz, er wachte ja auch sofort auf, wenn das Auto (oder der Kinderwagen) stehenblieb. Wir waren noch nicht lange im Freizeitpark, da wurde er schon wieder unruhig. Ich stillte, wir trugen ihn weiter herum, er wurde quengelig, ich stillte wieder, er zappelte, meine Eltern übernahmen, es half nichts, sobald man ihn in den Kinderwagen legte, fing er an zu schreien, wie üblich. Der Untergrund war leider sehr glatt, also nicht einschlafförderlich. Ich wollte ihn eigentlich durch das Stillen etwas dösig machen und dann auf dem Arm in den Schlaf schuckeln, so dass wir ihn in den Wagen legen könnten. Pustekuchen. Es war zu unruhig, zu fremd, zu viele Eindrücke, zuviel "Jetzt schlaf doch endlich!". Wir schirmten ihn ab, ich suchte mir ruhige Ecken, stillte immer wieder, aber es half alles nichts. Eltern verzweifelt, Großeltern hilflos. Wir wollten doch nicht schon wieder umkehren!

Es gab keine andere Möglichkeit, als ihn zum Schlafen zu zwingen. Er wehrte sich sowieso fast immer dagegen und es war jedesmal ein Spießrutenlauf, bis er eingeschlafen war. Das aber, was folgte, war der allerschlimmste Spießrutenlauf der ganzen Babyzeit. Da keiner von uns 4 Erwachsenen Erfolg damit hatte, ihn zu beruhigen und sanft zum Schlafen zu bewegen, er sich immer mehr aufbäumte und völlig überdreht und überreizt war, weiteres Herumtragen und Stillen nur noch mehr dazu beigetragen hätten und keiner irgendeine Initiative ergriff, weil jeder ratlos war, wusste ich mir nicht anders zu helfen, als ihn in den Kinderwagen zu legen und loszufahren. Er schrie, als ob die Welt untergehen würde, und der unvermeidliche Kommentar "Da hat aber einer Hunger!" ließ nicht auf sich warten. Ich schrie die Dame an, die Nerven lagen blank... Es gab eine einzige, kurze (vielleicht 100 m lange) Strecke, die gepflastert war und richtig holperte. Diese Strecke fuhr ich mit dem hysterisch schreienden Kind im Wagen bestimmt 30 Mal ganz langsam auf und ab. Es ruckelte wunderbar und unter "normalen" Umständen wäre er nach wenigen Minuten eingeschlafen. Aber er war auf 180, schrie sich die Seele aus dem Leib und es dauerte sehr lange, bis der Weg seine Wirkung zeigte. Bis dahin wäre ich abwechselnd am liebsten im Boden versunken und heulend weggerannt. Es war furchtbar! Und bei allen anderen Eltern schliefen die Kinder natürlich seelenruhig im Wagen.

Quelle: Pixabay

Meine Mutter schaute mich hilflos und mitleidig an, wann immer ich ihren Weg kreuzte. Ich fühlte mich von aller Welt verlassen, allein mit einem schreienden Baby, das sich nicht beruhigen ließ. Ich weinte, wie oft beim Kinderwagenschieben. Als er endlich, endlich eingeschlafen war, fühlte ich mich leer und ausgebrannt. Ich wusste, es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, aber es war trotzdem einfach nur schrecklich. Für ihn, für mich, für alle Beteiligten. Wie schön es früher gewesen war, als wir einfach selbstbestimmt solche Ausflüge gemacht hatten. Als er sicher und tief schlief, übernahmen abwechselnd mein Mann und meine Eltern den Kinderwagen. Man musste ja schieben, durfte nicht stehenbleiben und Kaffee trinken. Er schlief sehr lange, hatte es also nötig gehabt. Danach war er ausgeruht und wir verbrachten noch einige Zeit im Freizeitpark. Ich glaube, er schrie dann im Auto auf dem Nachhauseweg wieder, aber nichts übertraf den Spießrutenlauf im Freizeitpark.

Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war, aber es war eine unglaublich zermürbende, verzweifelte, kräftezehrende Situation, die mir bis heute deutlich vor Augen steht. Und die ich deshalb mit euch teilen möchte. Der eine belastende Aspekt war sein unstillbares, unberuhigbares, durch Übermüdung und Überreizung hervorgerufenes Schreien, das wir auch aus vielen anderen Situationen kannten. Der andere war das Gefühl, dass ich allein für sein Wohlbefinden und sein Seelenheil verantwortlich bin. Beides zusammengenommen war einfach zuviel. An diesem Tag und in seiner gesamten Babyzeit.

Und hier die bisherigen Erinnerungsfetzen:
Erinnerungsfetzen I
Erinnerungsfetzen II

Samstag, 7. November 2015

Erinnerungsfetzen II - Überreizung der Kleinen

Eine weitere Situation, die sich unauslöschbar in mein Gedächtnis eingebrannt hat, betrifft einen überraschenden, unstillbaren Schreivormittag der Kleinen ca. 6 Wochen nach ihrer Geburt. Das war deshalb so aufwühlend, weil sie eigentlich bis auf den 3-stündigen unberuhigbaren Schreiabend am Tag ihrer Geburt in den ersten Wochen und Monaten so gut wie gar keine längeren Schreianfälle hatte. Sie war sehr ausgeglichen, ließ sich schnell von mir beruhigen und war leicht zu händeln. Das war ja ein extremer Kontrast zum Großen. Ich genoss das bei ihr sehr, fühlte mich überhaupt nicht hilflos und mein Mama-Vertrauen wuchs. Ich konnte mit ihr in der Trage einkaufen gehen, ohne dass sie aufwachte, man konnte sie in der Babyschale hinstellen und sie schlief weiter, und am liebsten und längsten schlief sie zuhause auf meinem Bett. Alles Dinge, die beim Großen völlig utopisch waren.

Grundsätzlich war sie sowieso zuhause am zufriedensten, aber ich meinte, es wäre kein Problem, wenn ich mit ihr eine Freundin besuchen fahre. Da sie vormittags am längsten, tiefsten und einfachsten schlief, entschied ich mich für den Vormittag und fuhr nach dem Frühstück los. Ich packte sie in die Trage und sie schlief die gesamte Anfahrtstrecke von ca. 50 min. (S-Bahn und Fußweg) durch. Ich rechnete überhaupt nicht damit, dass es schwierig mit ihr werden könnte; entweder würde sie weiterschlafen oder hätte eben genug Schlaf bekommen, um erstmal eine Weile zufrieden wach zu sein. Pustekuchen.

Kaum in der Wohnung meiner Freundin angekommen, schlug sie die Augen auf. Das Radio dudelte, es roch ungewohnt, da waren ein fremder Mensch und ein fremdes Baby (die Tochter meiner Freundin war 2,5 Monate älter), es wurde gekocht, vielleicht klang meine Stimme für sie auch anders als sonst, jedenfalls schlief sie nicht wieder ein. Sie wurde ziemlich schnell unruhiger und ich nahm sie aus der Trage, stillte und wiegte sie. Sie fing an zu schreien, ungewohnt schrill und unstillbar. Sie wollte schlafen, kam aber in der fremden Umgebung nicht zur Ruhe, selbst mit Mama nicht. Ich versuchte es im abgedunkelten Schlafzimmer meiner Freundin, mehrfach beim Stillen und Herumtragen und als alles nichts half, zog ich mich wieder an, nahm sie in die Trage und ging wieder raus. Nach ein paar Minuten draußen kam sie runter und schlief ein. Ich ging noch ein wenig spazieren und meinte, jetzt wäre der Schlaf tief genug, um in der Wohnung weiterzuschlafen. Wieder Pustekuchen. Oben angekommen, schlug sie die Augen auf und fing wieder mörderisch an zu schreien. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Die gleiche Hilflosigkeit und Verzweiflung, die ich beim Großen durchgehend im ersten Babyjahr gespürt hatte, kam hoch und machte mich genauso ratlos und wütend wie bei ihm damals. So eine Situation hatte ich außer am Geburtsabend mit ihr noch nie gehabt. Ich war doch die Expertin für sie! Es war zum Verzweifeln.

Meine Freundin hatte derweil ihre Tochter zum Schlafen gebracht und aß zu Mittag. Als sie fertig war, schlang ich mein Mittagessen rein und als das andere Baby aufgewacht war, brachen wir das Experiment ab und meine Freundin begleitete uns zur S-Bahn. Auf der Fahrt war die Kleine auch ziemlich unruhig und ich fürchtete mehrmals, aussteigen zu müssen. Ich war so froh, als ich endlich zuhause war und sie beruhigte sich schnell. Sie schlief dann sehr lange am Nachmittag auf meinem Bett und war danach wieder völlig normal. Das versöhnte mich. Es war also kein Sprung oder Zahnen oder sonstiges Unwohlsein, was sie so durcheinander gebracht hatte, sondern tatsächlich eine komplette Überreizung in einer fremden Umgebung. Da ich so etwas von ihr nicht kannte, war ich sehr überrascht. Zwar wollte sie vormittags bis zum Alter von 6 Monaten immer lange schlafen, und zwar möglichst zuhause. Sie war aber trotzdem beileibe kein Baby, das immer und überall schlafen konnte, wie ich in meiner Erleichterung über ihr pflegeleichtes Wesen anfangs annahm. Das habe ich aus dieser Erfahrung gelernt und sie nie wieder solchen Situationen ausgesetzt.

Erinnerungsfetzen I
Erinnerungsfetzen III

Freitag, 23. Oktober 2015

Erinnerungsfetzen I - Spieleparadies im Möbelhaus

Da mein Blog ja gleichzeitig so etwas wie mein Erinnerungsalbum ist, will ich in unregelmäßigen Abständen einige Erinnerungsfetzen niederschreiben. Manche Erlebnisse haben sich so ins Gehirn eingebrannt, dass ich sie mir einfach auch hier bewahren will. Vielleicht kann ich die Bilder aus meinem Kopf dadurch irgendwie festhalten.

Seit wir Kinder haben, fieberten wir dem Tag entgegen, an dem wir den Großen mal ins Spieleparadies in einem großen Möbelhaus geben konnten. 3 Jahre alt musste er dafür werden und kurz nach seinem 3. Geburtstag, um genau zu sein 11 Tage danach, am 17. März 2014, fuhren wir an einem Regennachmittag nach der Kita ins besagte, nicht weit entfernte Möbelhaus (nicht Ikea!) und machten den Großen schon im Auto neugierig. Es war auch komplett leer, als wir ankamen, also optimale Voraussetzungen. Er zeigte sich interessiert und wir meldeten ihn am Eingang an. Der erste Schock für mich war, dass kein Elternteil mit hinein durfte. Ich versuchte noch mit der Dame am Eingang zu feilschen, da er ja gerade erst 3 geworden ist und noch nie dort war, aber es war nichts zu machen. Wir mussten mit der 10 Monate alten Kleinen draußen bleiben. Dabei wollten wir gar nicht in Ruhe einkaufen gehen, sondern ihm einfach eine neue Erfahrung und Herausforderung bieten, ihn dabei aber selbstverständlich begleiten. Sicherlich gibt es Dreijährige, die sich problemlos in einer fremden Umgebung abgeben lassen. Aber dazu gehörte unser Großer nie und das muss er auch nicht.

Wir standen also in der Eingangstür, ermutigten ihn und hielten Blickkontakt zu ihm, dessen er sich auch immer wieder vergewisserte. Er ging vorsichtig ein paar Schritte, traute sich aber erstmal nicht so richtig, ins Bällebad zu hüpfen. Er wollte gern, das sah man und hätte sich mit einem von uns zusammen auch gewagt, aber allein war es schwierig. Er sah so klein und verloren aus. Das Bild habe ich bis heute vor Augen und ich sehe ihn vor mir, wie er mit sich kämpft, uns mit großen Augen anschaut und nicht genau weiß, was er machen soll. Es lag soviel in diesem Blick, ein wenig Angst, weil er allein war, aber auch der Wille, die Herausforderung anzunehmen, Vertrauen zu uns und Rückversicherung. Wir gingen dann ein Stück zur Seite und sahen ihm durch eine Glaswand zu, wie er sich Schritt für Schritt durch die Bälle zum Kletterschiff vortastete. Dort angelangt, schaute er sich alles an und überlegte wohl, was er ausprobieren könnte. Hätte er Ruhe und Muße gehabt, hätte er sich sicherlich langsam getraut, zu klettern. Leider kamen dann die ersten anderen Kinder hereingestürmt, und ich stellte mich wohlweislich wieder an den Eingang, um so nah wie möglich bei ihm zu sein. Er zog sich aus dem Bällebad zurück und beobachtete, was die anderen, größeren Kinder machten. Sein Unwohlsein stieg und ich sah, dass er nicht mehr lange aushalten würde. Es wurde immer wilder und lauter, bis er von einem größeren Jungen angerempelt wurde. Da war es natürlich aus. Er fing an zu weinen, ich winkte ihn zu mir und brauchte lange, um das aufgebrachte kleine Menschlein zu trösten. Es war alles zuviel gewesen, die erzwungene Trennung von uns direkt nach der Kita, sein zusammengekratzter Mut und dann der Rückschlag. Er zitterte richtig am ganzen Körper. Ich konnte ihn aus tiefstem Inneren verstehen und gab alles, was ich geben konnte, um ihn aufzufangen. Langsam beruhigte er sich und der weitere Nachmittag verlief ruhig und harmonisch.

An diesem Nachmittag habe ich gedacht, wie es wäre, wenn er Eltern hätte, die ihn abhärten und stählen wollen, die sagen "Stell dich doch nicht so an!", die einfach weggegangen wären und ihn alleingelassen hätten. Manche von euch werden sagen, vielleicht hätte er dann mehr Mut aufgebracht oder sich nicht von den lauten Kindern aus dem Konzept bringen lassen. Ich glaube das nicht und ich denke auch nicht, dass ihm das gutgetan hätte. Ich möchte ihn langsam an Herausforderungen heranführen und ihn nicht ins kalte Wasser schmeißen. Dafür ist er viel zu verletzlich. Ich habe mich in dieser Situation völlig im seelischen Einklang mit ihm gefühlt und gespürt, dass er exakt mein absolutes, vorwurfsloses Verständnis gebraucht hat. Und genau da habe ich auch gedacht, dass ich die richtige Mama für ihn bin, woran ich ja ab und zu zweifle. Das war so ein inniglicher Moment und mir kommen jedesmal die Tränen, wenn ich daran denke und das Bild vor mir sehe. Ein Erinnerungsfetzen, der sich eingebrannt hat aus einer Situation, wo unsere Seelen ganz tief und fest miteinander verbunden waren.

Ich habe übrigens am nächsten Tag eine Mail an das Möbelhaus geschrieben mit der Bitte, die strenge Regelung, dass keine Eltern mit ins Spieleparadies dürfen, doch zumindest bei den kleinsten Kindern etwas aufzulockern, aber leider nie eine Antwort erhalten.

Erinnerungsfetzen II
Erinnerungsfetzen III

Dienstag, 19. Mai 2015

Über meine Kindererfahrungen, Elternschaft und Erziehung in der DDR

Mama Notes hat zu einer Blogparade über Elternschaft und Kindererziehung in der DDR aufgerufen. Schon der auslösende Text von Sarah von Mamaskind nötigte mich, einen längeren Kommentar zu verfassen, weil meine Erfahrungen in einigen Bereichen anders waren als die in Sarahs Familie. Verständlich, handelt es sich doch schon um eine etwas andere Zeit, von der Sarah berichtet, und die individuellen Familienumstände sind auch nicht außer Acht zu lassen. Aber ich denke, verschiedene Berichte sind gerade interessant und bereichern die Blogparade. Meine Rückschau wird umfangreich, ich hab den Text aber zur besseren Lesbarkeit gegliedert. Es ist ein persönlicher Ausschnitt aus meinem Leben in der DDR und erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Objektivität.

Meine Laufbahn:
Ich bin 1974 geboren und war zur Wende 15 1/2 Jahre alt, habe also fast das gesamte Bildungssystem der DDR durchlaufen. Ich möchte hier eine Mischung aus eigenen Erfahrungen, Erinnerungen und Gedanken und Berichten meiner Eltern erzählen, zu denen mir auch einige Unterlagen vorliegen. 1981 bin ich in die Schule (Polytechnische Oberschule, die für 10 Jahre angelegt war) gekommen. Die ersten 4 Jahre war man Mitglied der Jungpioniere, dann wechselte man zu den Thälmannpionieren und mit 14 Jahren in die FDJ (Freie Deutsche Jugend) mit dem blauen Hemd. Es gab nur wenige Kinder, die aus religiösen Gründen die Mitgliedschaft verweigerten. Unsere Familie kam übrigens aus dem evangelischen Kontext und ich war getauft. Ebenfalls mit 14 Jahren fand die Jugendweihe statt, ein Übergangsritual ins Erwachsenenalter. Das war bei mir 1989. In unserer Klasse gab es, wenn ich mich richtig erinnere, 2 Jugendliche, die die Jugendweihe verweigerten. Ich entschied mich sowohl für die Jugendweihe als auch für die christliche Konfirmation, die im darauffolgenden Jahr, also kurz nach der Wende, durchgeführt wurde. Meine Eltern haben mir da freie Hand gegeben. Von Kind an bin ich in die Christenlehre und später den Konfirmationsunterricht gegangen. Ich erinnere mich, dass unsere Staatsbürgerkundelehrerin, die in der Nähe wohnte, immer beobachtete, welche Kinder ins Gemeindehaus gingen. Es gab auch in der Schule bis zur Wende ab und zu Gespräche mit meinen Eltern, aber da wir zumindest halbwegs systemkonform waren, erfuhren wir da keine Benachteiligungen.

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich in der 8. Klasse für die Erweiterte Oberschule (Vorbereitung für das Abitur) bewarb. Diese durften die Besten eines Jahrgangs von der 9. bis zur 12. Klasse besuchen und die Hochschulreife erwerben. Soweit ich mich erinnere, gab es davon nur einige wenige Schulen in unserer Stadt von 300.000 Einwohnern. Notenmäßig hätte ich eigentlich akzeptiert werden müssen, wurde aber abgelehnt. Es war klar, dass dies eine Schikane wegen unseres christlichen Hintergrundes war. Ich war schon ziemlich frustriert darüber, hatte ich doch alles, was möglich war gemacht, war immer im Gruppenrat (Klassenvertretung) aktiv gewesen, hatte Russisch-Nachhilfe gegeben, hatte eine Brieffreundschaft mit zwei Mädchen aus der Sowjetunion und war bis zur Wende  grundsätzlich vom Sozialismus überzeugt. Da ich sehr idealistisch war, wusste ich schon, dass in dem System vieles schief lief und wollte deshalb für einen "besseren Sozialismus" kämpfen. Allerdings verweigerte ich zum Beispiel die Mitgliedschaft in mir überflüssig erscheinenden Organisationen wie der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Dafür musste ich zum Gespräch bei der Direktorin antreten, was sehr unangenehm war.

Ab der 5. Klasse hatte man obligatorischen Russisch-Unterricht, ab der 7. Klasse konnte man eine zweite Fremdsprache wählen. Bei uns gab es nur die Wahl zwischen Englisch und Französisch (ich entschied mich für Englisch), in wenigen Schulen waren auch andere Sprachen möglich. Ab der 7. Klasse musste man in einem Betrieb am Unterricht ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und PA (Produktive Arbeit) sowie TZ (Technisches Zeichnen) teilnehmen. ESP war furchtbar langweilig, in PA mussten wir Schüler tatsächlich bei der Produktion des Betriebes mithelfen und TZ lag mir wenigstens etwas. Wenn ich mit Fragen nach meinem Berufswunsch konfrontiert wurde, was im betrieblichen Unterricht immer wieder der Fall war, fühlte ich mich völlig überfragt. Noch heute weiß ich nicht, welchen Berufsweg ich in der DDR eingeschlagen  hätte. In der 10. Klasse gab es Astronomieunterricht, an den ich mich positiv erinnere. Wir hatten sogar eine kleine Sternwarte auf dem Dach unserer Schule.

Zurück zur Erweiterten Oberschule, die ich eigentlich ab Herbst 1989 besuchen wollte. Ich wurde also aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Zum Glück kam die Wende dazwischen, die auch im Schulsystem sofortige Änderungen mit sich brachte. Relativ schnell nach dem Zusammenbruch der DDR wurden zusätzliche "Leistungsklassen" auf den Erweiterten Oberschulen eingerichtet. Ich bewarb mich sofort und bekam als eine der ersten eine Zusage. Die letzten 3 Schuljahre (10.-12. Klasse) verbrachte ich dann auf der bald in Gymnasium umbenannten Erweiterten Oberschule. Das war eine sehr harte Zeit mit langen Schultagen. Der neue Stoff des West-Abiturs musste mit dem alten Lehrpersonal aufgearbeitet und in ein Jahr weniger Abiturszeit hineingepresst werden. Ich war heilfroh, als ich die Schulzeit 1993 hinter mich ließ. Die letzten Jahre waren sehr merkwürdig, die Lehrer unsicher und überfordert, die Eltern arbeitslos oder von Existenzängsten geplagt, es war ein Schwebezustand zwischen Osten und Westen, den ich 1993 endgültig hinter mich ließ, als ich als Au Pair-Mädchen nach London zog. Dort lernte ich die westliche Welt erst so richtig kennen und entfernte mich mental weit von meiner Familie, meiner Geburtsstadt und meinem bisherigen Leben. Es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Nach einem Jahr ging ich zum Studium nach Berlin, wo ich Ost und West perfekt vereinen kann und was meine Heimat geworden ist. Wir leben übrigens in einer Wohnung direkt mit Blick auf den früheren Mauerstreifen, wo jedes Jahr im April die japanischen Kirschbäume, die in Erinnerung an den Mauerfall gepflanzt wurden, blühen und die mein Blogheader zeigt.

Meine Erinnerungen:
Vieles sind naturgemäß nur Erinnerungsfetzen, die aus meiner individuellen Empfindung und unserer Familiensituation herrühren. Ich erinnere mich an Samstagsunterricht, den ich als ungerecht empfand, weil meine Eltern "frei" hatten. Wir Kinder kamen nach Hause und meine Eltern waren in den letzten Zügen des Haushaltsputzes, was kein schöner Empfang ins Wochenende war. Der Samstagsunterricht wurde erst in der Wendezeit abgeschafft. Ich erinnere mich an Ferienlager, in denen ich vor Heimweh fast verging. Ich erinnere mich an Unterricht zur Nullten Stunde (Beginn 6:35 Uhr), was für mich eine Qual war. Ich erinnere mich daran, dass ich mich nach der Schule stundenlang beim Obstladen anstellen musste, weil Südfrüchte angekündigt waren. Ich erinnere mich daran, dass eine Bekannte uns Kindern Forumschecks (Bezahlmittel im Intershop) schenkte. Meine Großeltern durften auch ab und an zu Familie nach West-Berlin und Hamburg reisen und brachten einige Kleinigkeiten mit. Ich erinnere mich an 1. Mai-Demonstrationen und den Streit um das Raushängen der Fahnen am 7. Oktober. Ich erinnere mich an unseren Urlaub im Sommer 1989 in der Tschechoslowakei, in dem uns westdeutsche Urlauber prophezeiten, dass es nicht mehr lange mit der DDR weitergehen würde. Völlig utopisch! Einmal fuhren wir soweit wie möglich an die Grenze zur BRD heran (Sperrgebiet) und ich empfand sowohl Angst als auch Neugier. Ich bekam auch mit, dass über Ungarn schon eine rege Fluchtwelle erfolgte. An die Ausreiseerlaubnis für die in der Prager Botschaft wartenden Menschen durch den berühmten Genscher-Auftritt am 30. September 1989 kann ich mich aber nicht erinnern.

Am 7. Oktober 1989, dem Nationalfeiertag der DDR, nahmen wir wie immer an Demonstrationen teil. Die Stimmung war schon sehr aufgeheizt und rebellisch. Nach Auflösung der Demonstrationen kam es zu Tumulten und zu Übergriffen der Polizei mit Schlagstöcken. Ich war als 15-jähriges Mädchen keine 10 Meter davon entfernt, kam völlig aufgelöst und verwirrt nach Hause und verlor ein großes Stück des Vertrauens in meinen Staat. Ich erinnere mich gut an den Machtwechsel im Oktober 1989, als Honecker von Krenz abgelöst wurde. Wir waren gerade im Urlaub. Ich erinnere mich nicht an den 9. November 1989, wohl, weil wir die Pressekonferenz mit Schabowski gar nicht live im Fernsehen verfolgten. Ich erinnere mich aber dann an den Samstag, 11. November 1989, als wir dem Unterricht unentschuldigt fernblieben und uns in eine kilometerlange Autoschlange auf dem Weg zur Grenze einreihten. Nachdem wir schon den halben Tag im Stau verbracht hatten und keine Aussicht auf Weiterkommen war, entschieden meine Eltern, dass wir umkehren würden. Ich weiß noch, wie sauer und enttäuscht ich war. Am folgenden Montag musste ich mich zusammen mit einem anderen Schüler unserer Klasse wegen unseres Fehlens rechtfertigen. Wir logen beide, wussten aber gleichzeitig, dass der Lehrer ahnte, wo wir (nicht) gewesen waren. Ich erinnere mich an den Samstag, 18. November 1989, wo wir einen erneuten Versuch unternahmen und noch in der Nacht nach Berlin fuhren. Diesmal klappte es und die U-Bahn brachte uns nach West-Berlin. Meine Eltern holten das Begrüßungsgeld ab. Wir bestaunten Supermärkte und Obststände. Ich weiß noch, wie mein Bruder an einem Süßigkeitenstand, der nach Gewicht abrechnete, soviel Süßkram in seine Tüte schaufelte, dass fast sein gesamtes Begrüßungsgeld weg gewesen wäre. Natürlich schütteten meine Eltern das wieder aus;). Ich erinnere mich nicht, was ich mir kaufte; vermutlich nur Kleinigkeiten, ich wollte lieber sparen. Ich weiß auch nicht mehr, wann wir das nächste Mal in den Westen fuhren, nachdem wir tief in der Nacht aus Berlin zurückgekehrt waren.

Ich nahm im Winter 1989 zusammen mit meinem Papa an vielen Montagsdemonstrationen teil, die anfangs noch an einer Verbesserung des Sozialismus interessiert waren. Vereinzelte Parolen wie Wiedervereinigung, Einführung der D-Mark etc. waren auch zu diesem Zeitpunkt noch völlig utopisch. Sie liefen immer sehr friedlich ab, eine gewisse Unsicherheit war aber immer vorhanden. Nach und nach wandelten sich die Ziele der Montagsdemos und ich nahm nicht mehr teil. Im März 1990 flogen wir mit der Klasse nach Moskau und besichtigten die einschlägigen Tagesordnungspunkte (Lenin-Mausoleum etc.). Das war so ein merkwürdiger Zwischenzustand zwischen der alten und der neuen Zeit, keiner wusste, was noch galt und was man sich schon erlauben durfte, und ich habe das als starke Verunsicherung empfunden. Bei der Einführung der D-Mark am 1. Juli 1990 ärgerte ich mich wahnsinnig darüber, dass ein Teil meines kindlichen Sparguthabens verloren ging. Ich hatte jedes Geburtstagsgeld gespart, auch schon als Schülerin gearbeitet und empfand es als sehr ungerecht, dass ich nun soviel weniger hatte. An meine Eltern dachte ich nicht;). Meine Mutter war 1990 arbeitslos geworden, weil ihre Firma abgewickelt wurde, wir waren in eine größere Wohnung gezogen, die Preise und Mieten explodierten und der Job meines Vaters stand auch zeitweise auf der Kippe.

Die Wiedervereinigung selbst kann ich kaum rekapitulieren, man sieht daran, wie das kindliche/jugendliche Gehirn filtert. Ich erinnere mich an viele Wahlkampfplakate im Jahr 1990. Die äußeren Umstände veränderten sich drastisch, die Menschen blieben dieselben, auch wenn sie plötzlich anders klangen. Unsere Direktorin wurde abgesetzt und neuer Direktor wurde ein unbelasteter Mathematiklehrer, ein Einzelgänger, vor dem wir immer Angst gehabt hatten. Insgesamt denke ich, dass die Wende gerade rechtzeitig für mich kam, um mich gut umstellen und meinen eigenen Weg gehen zu können, was in der DDR sicherlich so nicht möglich gewesen wäre.

Kindererziehung und Familie:
Nun zu dem, was ich über die Kindererziehung weiß. Meine Mutter war 26, als ich 1974 geboren wurde, was für damalige Verhältnisse relativ spät war. Meine Eltern wohnten in einer Ein-Zimmer-Wohnung und zogen kurz nach meiner Geburt in eine Zwei-Zimmer-Wohnung, wo wir später dann zu viert bis 1990 wohnten. Meine Geburt musste eingeleitet werden und wird von meiner Mutter als schrecklich beschrieben. Im Kreißsaal lagen mehrere Gebärende, mit Stofftrennwänden getrennt. Im Wochenstationszimmer waren 6 frisch entbundene Frauen. Die Babys wurden immer zum Stillen alle 4 Stunden gebracht und sicherlich auch schon mit Säuglingsmilch gefüttert. Nach einer Woche wurden wir nach Hause entlassen. Der Entlassungsschein des Krankenhauses (siehe Bild) erwähnt als Nahrung "Muttermilch und Milasan". Für die darauffolgenden Tage wurden genaue Dosierungen der Säuglingsmilch vorgegeben, die, wenn man den empfohlenen Fütterrhythmus berücksichtigt, fast schon den ganzen Tag umfassten.


Viel gestillt wurde ich wahrscheinlich nicht, und vor allem nicht lange. Schon früh wurde Tee gegeben und ab ca. 3-4 Monate zugefüttert. Allerdings wurde das Stillen bis zum Alter von 6 Monaten mit 10 Mark pro Monat gefördert. Da noch zwei unbenutzte Auszahlungsanweisungen in der Mütter- und Stillkarte meiner Mama enthalten sind, gehe ich davon aus, dass ich maximal bis zum 4. Monat ergänzend (nicht voll) gestillt wurde. Die Vorsorge und Überwachung war ausgezeichnet: im gesamten ersten Lebensjahr sollten Mütter einmal im Monat die Mütterberatungsstelle aufsuchen, wo sie unterstützt und die Kinder geimpft wurden.


Ging man regelmäßig zu den Schwangerschafts- und Säuglingsuntersuchungen, erwarb man den Anspruch auf eine staatliche Geburtenbeihilfe von 1000 Mark pro Kind (große Summe!). Daneben gab es Kindergeld, einen Mutterschutz von 18 Wochen und zinslose Kredite, deren Summe sich bei der Geburt von Kindern nach und nach reduzierte (alles Stand 1974). Ab dem zweiten Kind wurde ein ganzes Jahr Erziehungszeit bei voller Lohnfortzahlung garantiert. Für berufstätige Mütter gab es einen bezahlten "Haushaltstag" im Monat. Der Urlaubsanspruch war mit Kindern etwas höher.


Die meisten Kinder kamen tatsächlich relativ früh in eine Krippe. Meine Mutter blieb insgesamt 5 Jahre mit uns beiden Kindern (mein Bruder wurde 1976 geboren) zuhause. Als wir zum 1. Geburtstag keinen Krippenplatz im Wunschkindergarten erhielten, ließ sie mich zuhause und ich kam erst mit 3 Jahren in Betreuung. Da hatte sie zwischenzeitlich schon meinen Bruder geboren. Ihn gab sie dann auch mit 3 Jahren in den gleichen Kindergarten. Man sieht also, dass es nicht nur möglich, sondern auch praktiziert wurde, länger mit Kind zuhause zu bleiben. Ein gleichaltriger Freund von uns ging bis zur Schule in gar keine Betreuungseinrichtung. Mag sein, dass ein christliches Milieu dafür prädestinierter war; es wurde aber nie religiös begründet. Meine Mutter hatte in dieser Zeit keinen festen Arbeitgeber, arbeitete zeitweise etwas von zuhause aus, aber im Grunde kam die Familie mit einem Gehalt aus. Nachdem beide Kinder im Kindergarten waren, stieg meine Mutter wieder Vollzeit in einen neuen Job ein. Beides, die lange Kinderbetreuung zuhause als auch eine Vollzeittätigkeit mit kleinen Kindern, kann ich mir für mich selbst nicht vorstellen. Nachdem wir 3 Jahre zuhause waren, bedeutete das Arbeiten meiner Mutter, dass wir dann mindestens 9 Stunden im Kindergarten waren. Meine Mutter brachte uns zu 6:45 Uhr und holte uns um 16 Uhr ab, dazwischen lagen mindestens 8,5 Stunden Arbeit. Eine Eingewöhnung gab es nicht, und ich habe wohl viel geweint. An die Kindergartenzeit habe ich kaum Erinnerungen.

Das Töpfchentraining kenne ich auch, habe es aber, als ich selbst Mama wurde, trotz der Ost-Prägung nie angewandt. Wahrscheinlich war ich einfach schon lange genug aus meiner Geburtsstadt weg. Meine Schwägerin allerdings, die zwar 10 Jahre jünger ist als ich, aber in der prägenden Umgebung geblieben ist, wendet dieses Töpfchentraining tatsächlich schon länger bei ihrem einjährigen Sohn an. Ich habe das für völlig überholt gehalten. Sie praktiziert aber auch andere Einschlafmethoden als ich, was sicherlich unter anderem mit dem Einfluss des Umfelds zusammenhängt.

Bis zur 4. Klasse wurden wir nach dem Unterricht im Schulhort betreut, ab dann gingen wir allein nach Hause und beschäftigten uns, bis die Eltern von der Arbeit kamen. Das war gar kein Problem. In den Ferien (u.a. 3 Wochen Winterferien und 8 Wochen Sommerferien) waren wir nach der 4. Klasse meist allein zuhause. Da meine Großeltern nur ein paar Häuser weiter wohnten, hielten wir uns oft dort auf bzw. mit ihnen in unserem Garten. Auch spielten wir oft selbstständig in unserem Wohngebiet mit den vielen anderen Kindern. Wir hatten nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung und schliefen lange im Schlafzimmer meiner Eltern, bis mein Vater ein Dachzimmer ausbaute und zum Schlafen herrichtete. Erst 1990, im Alter von 15 Jahren, bekam ich durch unseren Umzug ein eigenes Kinder- bzw. Jugendzimmer. Mit 19 bin ich dann ausgezogen. Da meine Eltern nicht ins Plattenbaugebiet ziehen wollten, mussten wir so lange auf eine große Altbauwohnung warten. Die Vier-Zimmer-Wohnung erhielten wir nur durch ein Tauschgeschäft, Telefon hatten wir ebenfalls erst ab 1990, ein Auto dagegen schon immer.

Nach der Wende machten wir die ersten Urlaubsreisen in den Westen, nach Griechenland, London und Paris. Meine Mutter hatte eine mehrmonatige Umschulung absolviert und bekam dann wieder einen guten Job. Mein Vater hatte bis zu seiner Rente immer Existenzsorgen, aber sein Betrieb bestand weiter und er hatte Glück. Ich arbeitete zeitweise in der anstrengenden Gymnasiumszeit noch nebenher und in den Ferien, so dass ich für mein Leben nach der Schulzeit einen kleinen Grundstock hatte. 1993, mit 19 Jahren, kehrte ich meiner Geburtsstadt den Rücken, ging nach London und dann nach Berlin. Mein Bruder blieb dort, machte eine Ausbildung und wohnt bis heute in der Nähe meiner Eltern. So unterschiedlich können auch DDR-Lebensläufe sein.

Das war ein kleiner Ausschnitt aus meinem Leben als Kind in der DDR. Es ist immer wieder interessant, wie verschieden die Erfahrungen zum Teil sind und deshalb natürlich nur einen kleinen, individuellen Ausschnitt repräsentieren können. Das muss man immer im Hinterkopf behalten. Freunde und Verwandte, auch mein Mann, haben andere Erfahrungen gemacht. Die Vielfalt verschiedener Beiträge ergibt das Gesamtbild.

Dies war mein Beitrag zur Blogparade von Mama notes .