Freitag, 28. September 2018

Ratgeber für Eltern hochsensibler Kinder: "Alle Antennen auf Empfang" (Rezension)

Ich freue mich, euch ein brandneues Buch über hochsensible Kinder vorzustellen, das gerade im Humboldt Verlag erschienen ist. Es handelt sich um das Buch "Alle Antennen auf Empfang"* von der Bloggerin Mira Mondstein und dem Familien- und Paartherapeuten Deva Wallow. Da ich die meisten Bücher über hochsensible Kinder kenne und auch schon einige rezensiert habe, war ich sehr gespannt, ob das Buch neue Informationen für mich beinhalten würde. Es wird explizit als "der praktische Ratgeber" vorgestellt, und das ist es auch. Es ist also kein wissenschaftliches Grundlagenwerk über Hochsensibilität, sondern tatsächlich ein ausführlicher Ratgeber, mit vielen praktischen Tipps, Anregungen, Hilfestellungen und Strategien für den Alltag.

Nach dem Einführungskapitel über Hochsensibilität im Allgemeinen folgen drei umfangreiche Kapitel, die die Lebensphasen von kleinen Kindern behandeln und auf spezielle Herausforderungen in diesen Phasen eingehen. Es wird das Baby- und Kleinkindalter, das Kindergartenalter und das Grundschulalter beschrieben. Danach folgen "Überlebensstrategien im Alltag" sowie Kopiervorlagen für Pädagogen und Bezugspersonen hochsensibler Kinder und ein Test. Im ganzen Buch finden sich Fallgeschichten und Berichte von Eltern zu bestimmten Situationen, die im Leben mit einem hochsensiblen Kind auftreten und herausfordernd sein können, z.B. Urlaub, Kälte, Hunger etc. Die Autoren haben auch eine spezielle Webseite zum Informieren und Weiterlesen eingerichtet: https://www.hochsensibleskind.org/.

Wer ein Schreibaby hat, bei dem sich keinerlei körperliche Ursachen finden lassen, der findet in diesem Buch einige hilfreiche Anregungen, wie der aufreibende Alltag mit solch einem Kind entstresst und erleichtert wird. Wer ein Kleinkind hat, das sich mit der Kita-Eingewöhnung extrem schwer tut, der erhält Tipps für eine sanfte Eingewöhnung, die sich an den speziellen Bedürfnissen hochsensibler Kinder orientiert. Fast alle Herausforderungen, die mit hochsensiblen Kindern auftreten können, werden angesprochen, z.B. die Themen Schlaf, Essverhalten, Kleidung, Kranksein, Waschen, Medizin, Medienkonsum, Ängste, Sozialverhalten etc. In jedem Bereich liefern die Autoren kurze Erklärungen für bestimmte Schwierigkeiten und gleichzeitig auch Anregungen für einen konstruktiven Umgang der Eltern und Bezugspersonen damit. Besonders originell und hilfreich fand ich die kurzen Sequenzen zu Kindergeburtstagen, zu Gesellschaftsspielen und zum Zahnarztbesuch sowie zum Thema Brillenträger, wozu ich meiner Erinnerung nach noch nie etwas in Hinblick auf hochsensible Kinder gelesen hatte. Wirklich toll!


Danach geht es mit dem Thema Schule weiter, einem für alle, aber besonders für hochsensible Kinder heiklen Übergang, dessen Gelingen an vielen verschiedenen, oft nicht beeinflussbaren Faktoren hängt. Die Autoren plädieren nicht für eine bestimmte Schulform, regen aber an, sich im Vorfeld gründlich mit verschiedenen Schulen zu befassen und genau hinzuschauen, was das Kind speziell braucht und was ihm helfen würde. Möglicherweise ist eine alternative Schule besser geeignet als eine staatliche, aber vielleicht sind auch andere Umstände wichtiger:
"Nicht zuletzt kann es für einen guten Start eures Kindes in seine Schullaufbahn aber auch entscheidender sein, mit befreundeten Kindern aus dem Kindergarten in dieselbe Klasse zu gehen." (S. 111)
Letzteres war beispielsweise bei uns der Fall: für meinen Sohn waren die Kontinuität des äußeren Umfelds, die bekannten sozialen Kontakte und nicht zuletzt die klare Struktur an seiner Regelschule eine große Hilfe bei seinem erfolgreichen Schulstart. Für ein anderes hochsensibles Kind mögen sicherlich andere Kriterien entscheidend sein.

In dem Kapitel Schule wird auf verschiedene Probleme wie Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden, Leistungsdruck, Überreizung, Mobbing, Unverständnis, Perfektionismus etc. eingegangen, ebenso auf den Unterschied zwischen Hochsensibilität und ADHS. In sehr plastischen Fallgeschichten erkennt man sich und sein Kind oft wieder und erhält gleichzeitig Tipps für den Umgang mit Schwierigkeiten.

Zum Schluss folgen die "Überlebensstrategien im Alltag". Dort sind zum Beispiel Ratschläge zur geeigneten Kinderzimmereinrichtung für ein hochsensibles Kind, für Umzüge und deren Vorbereitung und Strategien zum Stressabbau zu finden. Viele Anregungen und Tipps sind aber auch schon in den vorhergehenden Kapiteln enthalten. Es gibt am Ende auch eine kurze Passage zum Thema "Was können Eltern für sich tun?", ein Bereich, den man keinesfalls ausklammern sollte, da es im Zusammenleben mit hochsensiblen Kindern essentiell wichtig ist, auch auf die eigenen Ressourcen zu achten.

Die Kopiervorlagen für Erzieher/ Betreuer/ Lehrer von hochsensiblen Kindern sowie ein Test für die Eltern, um einzuschätzen, ob ihr Kind hochsensibel sein könnte, runden das Buch ab.

Mein Fazit:

Die Autoren von "Alle Antennen auf Empfang"* haben sehr viele praktische Hilfestellungen und Geschichten von Eltern hochsensibler Kinder zusammengetragen und gebündelt. Das Buch ist wunderbar praxisnah, empathisch und mit einem liebevollen Blick geschrieben. Das Layout finde ich persönlich sehr ansprechend, es macht Freude, das Buch zur Hand zu nehmen und darin zu blättern.

Als ausführliche Einführung in das Thema Hochsensibilität ist das Buch nicht gedacht, die Einleitung fällt wirklich sehr knapp aus. Wenn man aber konkrete Hilfestellungen und Strategien für spezielle, immer wiederkehrende Schwierigkeiten im Zusammenleben mit hochsensiblen Kindern sucht, wird man hier fündig. Man erfährt, dass auch andere Eltern vor bestimmten Problemen stehen, die mit nicht hochsensiblen Kindern nicht existieren, und fühlt sich verstanden.

Ich selbst habe mir im Laufe der Jahre viele nützliche Strategien für den Umgang mit meinem Sohn selbst erarbeitet oder zufällig herausgefunden. Wir sind mittlerweile ein ganz gut aufeinander eingespieltes Team. Einige "Baustellen" gibt es zwar noch, bei denen auch keine der im Buch beschriebenen Strategien hilft, aber insgesamt weiß ich, worauf ich bei ihm achten muss. Das war aber ein jahrelanger Prozess des Suchens und Erkennens, den solch ein Buch hätte erleichtern können. Für Eltern, die sich gerade am Anfang des gemeinsamen Weges mit ihrem hochsensiblen Kind befinden, ist das Buch sehr bereichernd.

Ich empfehle das Buch deshalb sehr gern als - wie es im Untertitel steht - praktischen Ratgeber für Eltern hochsensibler Kinder.

Die Eckdaten:

Mondstein, Mira/ Wallow, Deva: Alle Antennen auf Empfang. Der praktische Ratgeber für Eltern von hochsensiblen Kindern*, Humboldt Verlag, August 2018, 184 Seiten, ISBN 978-3869106410, 19,99 €

Vielen Dank an den Humboldt Verlag für das Rezensionsexemplar.

Alle weiteren Rezensionen von mir findet ihr hier.



* Affiliate Link
Copyright Bilder: Humboldt Verlag, Frühlingskindermama

Samstag, 15. September 2018

Einschlafbegleitung beendet!

Hätte mir vor 8 Jahren jemand gesagt, dass ich mal mehr als 7 Jahre meines Lebens Kinder jeden Abend einschlafbegleiten würde, d.h. an ihrem Bett sitzen oder in ihrem Bett liegen, noch früher einschlafstillen, einschlafschaukeln oder einschlafherumtragen würde, bis sie endlich im Tiefschlaf angekommen sind und ich mich entfernen kann, ich hätte ihn oder sie für verrückt erklärt. Ich weiß nicht mehr genau, was ich früher dachte, wie man Kinder zum Schlafen kriegt. Wahrscheinlich das, was man eben so denkt, bevor man eigene Kinder hat: hinlegen, vorlesen, singen, Gute-Nacht-Küsschen und rausgehen. Und dann schlummern die lieben Kleinen protestlos und hingebungsvoll in ihren Bettchen ein.

Bildquelle: Pixabay

Stattdessen habe ich meine Kinder mehr als 7 Jahre fast durchgehend einschlafbegleitet. Der Große, den bis zu unserer Trennung meist der Papa ins Bett brachte, schaffte es ab ca. 4 Jahren, allein, d.h. ohne dass jemand daneben saß oder lag, einzuschlafen. Die Kleine, die seit ihrer Geburt fast immer nur ich ins Bett brachte, brauchte dafür länger und zeitweise befürchtete ich, sie noch im Teenageralter einschlafbegleiten zu müssen. Aber nun scheint es vorbei zu sein. Seit einigen Wochen, genauer gesagt seit unserem Sommerurlaub, schläft nun auch die Kleine mit ihren 5 1/4 Jahren, neben der ich bis dahin Abend für Abend noch liegen musste, mit einem Hörbuch allein ein. Das ist für mich tatsächlich eine große Entlastung und Erleichterung, obwohl ich die Einschlafbegleitung für sie grundsätzlich und meistens bereitwillig geleistet habe. Entlastend vor allem deshalb, weil ich ja alleinerziehend bin und die Kinder an 6 von 7 Tagen allein ins Bett bringe.

Hätte ich nur EIN Kind, nur meinen Großen, gehabt, dann wäre ich nur etwas über ein Jahr durch's Einschlafstillen gebunden, danach aber abends so gut wie frei gewesen. Der Große wurde nach dem Ende des Einschlafstillens durch den Papa ins Bett gebracht, zuerst noch lange Zeit durch Schaukeln und Herumtragen, später saß der Papa am Bett, bis er eingeschlafen war, dann gewöhnten wir ihn langsam an Hörspiele, bei denen der Papa auch noch dabei blieb, bis er schlief, und irgendwann mit ca. 4 Jahren klappte es dann nach und nach bei ihm, dass man das Zimmer verlassen konnte, nachdem das Hörspiel eingeschaltet war. Wir stellten den Timer auf eine bestimmte Länge ein und der Große schlief selbstständig und allein ein, als das Hörspiel beendet war. Er akzeptierte das gut, es gab ein festes Ritual und es war auch nicht personengebunden (d.h. ich durfte ihn auch ins Bett bringen, wenn der Papa nicht da war).

Schwierig war bei ihm eher der Übergang zum Abendritual, da gab es oft Stress und nie, nicht ein einziges Mal hätte er sich selbstständig in sein Bett gelegt, wenn er müde war. Er brauchte immer eine externe Instanz (also uns), die dafür sorgte, dass er seinem Bedürfnis nach Schlaf ausreichend nachkam. Als er dann aber mit dem Hörbuch-Ritual ruhig und selbstständig einschlief, war dies eine zuverlässige und problemlose Angelegenheit, aber auch absolut unglaublich für uns. Dass man das Zimmer verlassen konnte, dass dieses Kind mit seinem ehemals so schwierigen Schlafverhalten allein und wach im Bett liegen blieb, bis es einschlief und es kein Weinen, kein Rufen, kein Herauskommen etc. gab, konnten wir nicht fassen! Das Kapitel Einschlafbegleitung war bei ihm mit ca. 4 Jahren endgültig und zuverlässig beendet. Er ist jetzt 7 1/2 Jahre alt.


Bei meiner Kleinen, die 2 Jahre nach ihm geboren wurde, war die Entwicklung anders. Sie schlief von Anfang an direkt bei mir und wurde länger als der Große von mir einschlafgestillt. Erst mit ca. 3 1/2 Jahren ließ sie sich überhaupt abends vom Papa ins Bett bringen, und das auch nur widerstrebend und wenn ich nicht da war. Sie brauchte beim (Ein-)Schlafen viel Körperkontakt und suchte immer meine Nähe. Als wir noch die Vorstellung hatten, dass beide Kinder ein gemeinsames Kinderzimmer haben sollten, probierten wir auch, ob die Kleine dort - nahe bei ihrem großen Bruder - schlafen würde. Aber sie wollte nicht, sie wollte immer lieber zu mir. Bis zum Auszug des Papas schliefen die Kleine und ich fast 5 Jahre lang jede Nacht zusammen und ich einschlafbegleitete sie jeden Abend, bis sie tief und fest schlief, was mal kürzer, mal länger dauerte.

Bildquelle: Pixabay

Nach der Trennung zog ich zum Schlafen ins frühere Arbeitszimmer um und bin seitdem unendlich froh, endlich wieder allein schlafen zu können. Ich konnte neben der Kleinen überhaupt nicht mehr gut schlafen und war gespannt, ob sie es akzeptieren würde, fortan allein in ihrem Zimmer zu nächtigen. Zwar sagt sie immer wieder, dass sie nicht allein schlafen will, kommt aber zumindest nicht zu mir rüber. Nun schläft sie also nachts seit Februar allein. Die Einschlafbegleitung war in den ersten Wochen nach dem Auszug des Papas sehr anstrengend, sie hatte große Verlustängste und wollte mich überhaupt nicht weg lassen. Ich rechnete damit, dass es noch lange dauern würde, bis ich mich abends im Wachzustand von ihr verabschieden dürfte.

Dann kam unser Sommerurlaub. In der Ferienwohnung schlief die Kleine mit dem Großen zusammen im "Kinderzimmer". Das war neu, bisher hatte sie im Urlaub mit mir und der Große mit dem Papa bzw. später allein geschlafen. Vom ersten Urlaubstag an machte ich das Abendritual so, wie es beim Großen immer läuft: im Bett gemeinsam vorlesen, noch ein wenig reden und kuscheln, Hörbuch anschalten, verabschieden, rausgehen. Und siehe da, es funktionierte auch mit der Kleinen, da sie nicht allein war, sondern den Großen ja neben sich hatte. Ein großer Fortschritt! Zwar waren beide unruhig, störten sich gegenseitig und ich musste noch mehrfach reingehen, aber zumindest musste ich nicht dabei sein.

Zurück zuhause behielt ich das Prozedere bei, nur dass eben wie vorher zuerst der Große in seinem Zimmer "versorgt" wurde und danach die Kleine in ihrem Zimmer. Natürlich hatte ich vorher mit ihr darüber gesprochen, dass ich ab jetzt probieren möchte, ob sie mit dem Hörbuch allein einschlafen kann. Am Anfang klappte es nur sporadisch, dass sie mich mit den Worten "du kannst jetzt rausgehen" entließ. Meistens musste ich bei ihr bleiben. Manchmal kam sie auch nochmal raus, was der Große nie gemacht hatte. Aber immerhin, mit jedem Abend, an dem es klappte, wuchs meine Zuversicht und sicherlich auch ihr Vertrauen, dass sie das schaffen kann. Und die Abende, an denen sie allein einschlief, wurden immer mehr.

Ich denke, ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Notwendigkeit der Einschlafbegleitung für meine Kinder nun beendet ist. Selbst wenn sie nochmal an einzelnen Tagen oder in besonderen Situationen nötig sein wird: grundsätzlich können nun beide Kinder allein, ohne direkte Begleitung am oder im Bett, einschlafen. Das fühlt sich nach der langen Zeit, der Gebundenheit und der mal mehr, mal weniger stark empfundenen Unfreiheit wirklich unglaublich an. Ich bin froh darüber, dass das nun klappt, dass ich abends mehr Zeit habe, dass dadurch auch das Vorprogramm entstresst wird, weil ich die Liegezeit nicht mehr hintenran rechnen muss (was mich oft ungeduldig machte).

Es entlastet mich wirklich sehr, zu wissen, dass ich zwar an 6 von 7 Tagen die Kinder allein ins Bett bringen muss, dieses aber nicht mehr eine oder anderthalb Stunden dauert, sondern eben nur noch eine halbe Stunde für beide in ihrem jeweiligen Kinderzimmer, inkl. zwei Mal Vorlesen und Kuscheln. Ich erinnere mich noch an viele Abende, an denen ich 2 Stunden bei der Kleinen lag und fast irre geworden bin. Auch nachts schlafen beide Kinder schnell wieder ein, sollten sie durch irgendetwas wach werden, was mittlerweile nur noch selten vorkommt. Ich muss spätabends oder nachts an keinem Bett mehr sitzen bleiben, bis wieder geschlafen wird, sondern sie schaffen das Einschlafen allein, nach einer kurzen Beruhigung. Das ist unglaublich erleichternd für mich und hat mir sehr viel Lebensqualität zurückgebracht.

Dass Einschlafbegleitung so viele Jahre nötig sein würde, hätte ich ursprünglich nie gedacht. Dass sie nun doch entgegen meiner Befürchtungen, was die Bedürfnisse meiner Kleinen angeht, jetzt "schon" beendet sein würde, hätte ich auch nicht vermutet. Obwohl die Kleine anfangs ein deutlich besserer Schläfer als der Große war, brauchte sie insgesamt länger, um eine Unabhängigkeit beim Schlafen zu entwickeln. Vielleicht benötigte sie auch eine kleine sanfte Nachhilfe, um zu merken, dass sie es schon schafft. Trotzdem ist es gerade in der für sie sehr schwierigen Situation der Trennung der Familie ein enormer Schritt.

Meine Kinder werden immer größer, selbstständiger und unabhängiger. Und da sie insgesamt im Vergleich zu anderen Kindern noch ziemlich viel Begleitung und Unterstützung brauchen, freue ich mich über jeden Fortschritt, jede Verbesserung unserer Alltagssituation, was der Wegfall der Einschlafbegleitung auf jeden Fall ist. Denn Herausforderungen gibt es wahrlich noch genug!

Mittwoch, 5. September 2018

WMDEDGT? am 5. September 2018 - Alltag

Heute ist der 5. des Monats und somit heißt es wieder einmal: "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?" Es ist Mittwoch, ein normaler Arbeits-, Schul- und Kitatag für alle. Aber normal ist wohl im Familienleben fast nichts, oder?

6:30 Uhr

Der Wecker klingelt und ich stehe auf. Ich mache mich fertig, fülle die Brotdose des Großen und wecke dann die Kinder. Dass ich sie jetzt immer öfter morgens wecken muss, ist immer noch total ungewohnt für mich. Viele Jahre lang war vor allem der Große immer sehr sehr früh und vor uns wach. Wir frühstücken, die Kinder ziehen sich an und machen sich abmarschbereit.

7:30 Uhr

Der Papa kommt wie jeden Morgen zu uns und holt die Kinder ab. Leider hat die Kleine wiedermal einen emotionalen Meltdown beim Abschied und er verlässt mit einem schreienden und um sich schlagenden Kind, das sich keinen Schritt bewegt, und dem Großen, der pünktlich um 7:50 Uhr in der Schule sein muss und dem schon Tränen im Auge stehen, weil seine Schwester so fürchterlich wütet, das Haus. Es ist schrecklich. Als ich sie am Nachmittag frage, warum sie so außer sich war, sagt sie wie immer: "Weil ich wollte bei dir bleiben!" Solche Situationen hat man oft schon hinter sich, bevor man als Eltern überhaupt außer Haus geht.

8:00 Uhr

Ich verlasse ebenfalls die Wohnung und fahre zur Arbeit. An diesem Arbeitstag sitze ich ca. 1,5 h in einer Präsentation, da wir ein neues Programm einführen wollen und uns verschiedenste Programme zeigen lassen.

14:00 Uhr

Ich komme wieder zuhause an und hänge eine Maschine Wäsche auf, die ich programmiert habe und die fertig ist. Danach spüle ich endlich das Geschirr der letzten Tage ab, da unsere neue Geschirrspülmaschine nach einem Sicherungsausfall einen Fehler anzeigt, den ich nicht selbst beheben kann. Auf den Reparaturdienst muss ich nun mehr als eine Woche warten. Ätzend!

14:30 Uhr

Das Handy klingelt, auf dem Display erscheint die Schule des Großen. Ich kriege einen kleinen Herzkasper, weil ich seit seinem Unfall im Hort mit Folge Nasenbeinbruch immer an das Schlimmste denke. Aber seine Erzieherin wollte mir nur mitteilen, dass die Schnupperstunde der Fußball-AG heute ausfällt. Was gut zu wissen war, weil ich ihn eigentlich direkt vom Sportplatz abholen wollte.

15:00 Uhr

Ich habe mir etwas zu essen gemacht und sitze auf dem Sofa. Kurze Pause für's Essen und Social Media.

15:30 Uhr

Ich breche zur Schule auf und hole den Großen ab. Als wir die Schule verlassen, wirkt er schlapp und blass. Ich frage ihn, was er hat und ob ich ihn schnell nach Hause bringen und danach erst die Kleine abholen soll. Nein, er ist nur schlapp und er will mitkommen. Also auf zur Kita. Ich sehe aber, dass es ihm nicht gut geht. Da er selten kränkelt, merkt man sofort, wenn er nicht auf der Höhe ist. Morgens war noch nichts.

16:00 Uhr

Wir sind in der Kita der Kleinen angekommen. Da sie noch seelenruhig zu Ende malt, setze ich mich zu ihr und warte. Sie hat gerade einen unglaublichen Schub beim Malen gemacht und malt jetzt richtig schön und gut.

16:30 Uhr

Wir verlassen die Kita und gehen zum Eis essen in unser Stamm-Cafè. Wegen eines miniklitzekleinen Anlasses bekommt die Kleine auf einmal schlechte Laune und wird total grätig. Sämtliche Angebote, Kompromisse und Beschwichtigungsversuche meinerseits scheitern. Sie weigert sich, vom Cafè loszugehen. Wir warten. Da ich sehe, dass es dem Großen nicht gut geht, möchte ich schnell nach Hause kommen und versuche, sie zum Aufstehen zu bewegen. Der arme Große muss warten und sich angiften lassen. Irgendwann darf ich sie endlich in den Fahrradkindersitz setzen; ihren Roller klappe ich zusammen und packe ihn ins Körbchen. Wir gehen nach Hause, sie motzt immer noch herum.

17:15 Uhr

Wir sind an unserem Wohnhaus angekommen und ich will schnell mit den Kindern nach oben. Wir schließen unsere Räder/ Roller an - und da fällt die Kleine mit ihrem Roller im Hausflur um. Das Geschrei ist groß, der neue Anlass wird genutzt, um wieder herumzuwüten. Zur Erinnerung: sie ist 5 1/4 Jahre alt (und erinnert mich in ihren Ausbrüchen an den Großen im Alter von 1,5 - 3,5 Jahren). Da ich sie absolut nicht zum Aufstehen und Hochkommen bewegen kann, MUSS ich mich jetzt erstmal um den Großen kümmern. Ich bringe ihn hoch in die Wohnung, setze ihn auf's Sofa, stelle ihm Essen und Trinken hin, messe Temperatur (nichts) und spreche kurz mit ihm. Er hat keine Schmerzen oder sonstiges, fühlt sich nur sehr schlapp. Er sieht angeschlagen aus. Im Hintergrund höre ich die Kleine im Hausflur schreien, aber es geht jetzt gerade nicht anders.

Ich weiß, dass die Kleine, wenn ich sie jetzt in die Wohnung bringe, dem Großen keine Ruhe gönnen wird. Deshalb frage ich ihn, ob es okay für ihn ist, wenn ich noch kurz mit der Kleinen etwas einkaufen gehe. Es ist okay und so verlasse ich die Wohnung wieder und gehe wieder runter zur wütenden Kleinen. Ich sage ihr, dass wir zusammen einkaufen gehen und wundersamerweise hört das Geschrei auf.

Wir gehen los und sie hat super gute Laune beim Einkaufen und auf dem Rückweg;-). Während ich selbst total traurig bin, dass ich mich nicht angemessen um mein angeschlagenes Kind kümmern kann, sondern nur um das (nun nicht mehr) wütende, aufmerksamkeitsheischende Kind kreise. Es sogar allein zuhause lasse, um es vor dem Geschwisterkind zu schützen. Keine schöne Situation im Elterndasein! Wir sind vielleicht 20 Minuten weg und mit dem Großen ist alles okay, als wir wiederkommen. Er hat sogar alle Snacks aufgegessen.

18:00 Uhr

Wir sind wieder zuhause, ich packe aus, mache Abendbrot, die Kinder essen, der Papa ruft kurz an, sie haben ihre Medienzeit und dann bringe ich sie ins Bett.

20:00 Uhr

Die Kinder schlafen. Ich muss noch einige Kleinigkeiten machen und einiges per WhatsApp mit dem Papa abstimmen. Zwischendurch meldet sich die Kleine nochmal, was ungewöhnlich für sie ist, weil ihr Bein weh tut. Ich massiere und sie schläft wieder ein. Ich schreibe dieses WMDEDGT und gehe wie meistens zu spät ins Bett.

Mehr #wmdedgt gibt es wie immer bei Frau Brüllen.

Mein letztes WMDEDGT? findet ihr hier.