Mittwoch, 30. September 2015

Bitte abstimmen!

Ab heute läuft das Voting für die Blogparade Kinderträume, in der wir uns einen Piraten-Spielturm für unseren Garten wünschen. Bitte unterstützt uns und stimmt bis zum 14. Oktober täglich 1x für uns ab!

Hier geht's direkt zur Abstimmung:
http://www.smava.de/blog/smava-aktuell/blogparade-kindertraeume/

und hier zu meinem Blogbeitrag:
http://fruehlingskindermama.blogspot.de/2015/09/ein-spielturm-fur-unseren-garten.html

Vielen lieben Dank!


Dienstag, 29. September 2015

Zweifel am richtigen Weg

Manchmal denke ich, ich bin nicht die richtige, passende Mama für meinen Großen. Zwar insofern passend, als dass ich ihn in vielem gut verstehe, sicherlich besser als die meisten anderen Menschen. Passend auch insofern, als dass ich sehr viel Wert auf die Gleichwürdigkeit, Integrität und Selbstbestimmtheit meiner Kinder lege, was gerade für ihn so wichtig ist. Passend insofern, alte Muster nicht wiederholen zu wollen und sich ständig zu hinterfragen und zu reflektieren. Passend auch darin, viel Geduld für ihn aufzubringen (zumindest wenn es mir selbst gut geht), ihn vor dem zu schützen, was ihm nicht gut tut, ihn immer wieder emotional abzuholen und aufzufangen. Ständig über ihn nachzudenken, zu sprechen, zu schreiben, ihn nie aufzugeben.

Aber ich schaffe es einfach nicht, seine guten Seiten aus ihm hervorzulocken. Er ist bei uns zuhause, also im familiären Rahmen, oft so widerspenstig, launisch, motzig, nölig, unsozial und für nichts zu begeistern. Er hat (viele) Tage, da meckert er nur herum, man kann ihm nichts recht machen. Wie beispielsweise in unserem letzten Kurzurlaub. Ob man auf ihn eingeht oder nicht, es ändert nichts an seiner schlechten Laune. Man bekommt einen Fußtritt nach dem anderen. Er ist jetzt phasenweise sehr frech und respektlos uns gegenüber, ärgert seine kleine Schwester sinnlos am laufenden Band und führt sich auf wie ein kleiner pubertierender Jüngling. Ich versuche dann auf alle erdenkliche Art und Weise, ihn wieder ins Familienleben zurückzuholen, aber es prallt alles an ihm ab. Dann denke ich oft, vielleicht bin ich nicht die richtige Person dazu, weil er seine Probleme bei mir eben nicht hinter sich lassen kann. Weil ich ihn kenne und versuche, auf seine Eigenarten und Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Noch nie haben wir solche Berichte aus der Kita oder von den Eltern seiner Freunde gehört, von den selten präsenten Großeltern auch nur marginale Anklänge. Keiner außerhalb unserer Kernfamilie kann sich vorstellen, dass er manchmal wirklich so ist wie beschrieben. Weil es keiner außer uns je in dem Ausmaß erlebt hat. Der Kontrast ist einfach so extrem. Ich weiß, dass er sich in der äußeren Welt (und dazu gehören auch die Großeltern) enorm anpasst, vieles unterdrückt und später kompensiert. Von den Auswirkungen können wir ein Lied singen. Nach der Kita war er lange Zeit nachmittags ungenießbar und ließ seinen Frust und seinen Anpassungsdruck an mir aus. Nach seinen Besuchen bei den Großeltern verhielt er sich auch immer sehr aufmüpfig, launisch und wirkte wie umgepolt. Das kann ich alles theoretisch und emotional verstehen und nachvollziehen, weiß auch, dass es wichtig ist, zuhause einen sicheren Hafen zu haben, wo er sich fallenlassen kann. Aber immer auf Kosten der anderen Familienmitglieder? Immer so, dass alle leiden, schlecht gelaunt sind und sauer auf ihn werden? Ich weiß nicht, ob ich das als positiv ansehen soll.

Vielleicht wäre eine Mama, die weniger auf ihn eingeht, ihn mehr ignoriert, ihn nicht so versteht, besser für ihn, weil ihn das nicht so unter Druck setzen würde. Eine, die wie die Erzieherinnen in der Kita ihn einfach wie ein unbeschriebenes Blatt annehmen würde, so dass er viel mehr seine positiven Seiten zeigen könnte. Oder eine, die es einen feuchten Dreck schert, wenn er mit sich und uns kämpft. Doch wie soll das gehen? Wir haben eine gemeinsame Geschichte, die unsere Beziehung prägt, und diese ist schwierig. Die Hilflosigkeit aus der Babyzeit fühle ich genauso immer wieder in diesen Phasen. Warum ist das so, warum nur mit diesem Kind? Warum fühle ich mich mit der Kleinen nie grundsätzlich hilflos, auch wenn ich natürlich manchmal genervt oder überfordert bin? Warum wird das, was wir an Liebe und Verständnis in ihn "investieren", so oft mit Füßen getreten? Wieso schafft er es, in der äußeren Welt, wo er häufigeren und strengeren Reglementierungen und Vorgaben ausgesetzt ist als zuhause, so gut zu funktionieren? Vielleicht braucht er das? Vielleicht braucht er ein Gegenüber, das sich nicht darum kümmert, wie es ihm mit bestimmten Aussagen geht? Vielleicht braucht er Eltern, die ihre Aufgabe darin sehen, ihn durch Maßregeln und Bevormunden zu erziehen? Bei solchen Menschen verhält er sich komischerweise viel angepasster und freundlicher als bei uns. Das ist ernüchternd und lässt mich oft zweifeln.

Ich bin sehr empathisch und voller Verständnis für seine physischen und emotionalen Wunden. Ich bin sehr freiheitsliebend und reglementiere wenig. Ich selbst brauche viel Struktur, aber ich hasse sinnentleerte Regeln und Vorschriften. Vor allem wenn sie nicht reflektiert sind, sondern als leere Hülsen oder aus einer Tradition heraus benutzt werden. Ich habe mich immer nach einer Gleichwürdigkeit von Kind und Eltern gesehnt, mein ganzes Leben lang. Das will ich eigentlich zuhause praktizieren. Was aber, wenn das gar nicht der richtige Weg ist, um dem Großen gerecht zu werden? Wenn das zwar meine Sehnsucht ist, aber er etwas ganz anderes braucht. Er weiß, dass er sich jederzeit bei mir fallenlassen kann und ich sein Netz bin, auch auf Kosten meiner eigenen Kräfte. Aber ist das gut? Braucht er vielleicht vielmehr eine deutliche Grenzsetzung meinerseits? Braucht er jemanden, der es "Zirkus" nennt, wenn er weint und ihm sagt, er soll damit aufhören? Braucht er jemanden, der seine Haut- und Geruchsempfindlichkeit nicht so ernst nimmt wie ich, der sagt, er solle sich nicht so anstellen? Komischerweise zuckt er bei solchen Aussagen von Außenstehenden nicht mal mit dem Mundwinkel. Manchmal sehe ich ihm an, wie es in ihm arbeitet, aber er schluckt das alles. Er schluckt von anderen Vorschriften und Verbote, er schluckt ständige Reglementierungen und Unverständnis, er macht mit, er passt sich an und ist ein absolutes Vorzeigekind. Wie schafft er das? Und warum profitieren wir zuhause nicht ein bisschen davon?

Ist es ein Zeichen guter Bindung, wenn ein Kind sich mit all seinen Launen und Emotionen zuhause fallenlässt oder doch eher Ausdruck einer schlechten Beziehung, weil ihm die emotionale Integrität und die Grenzen der anderen Familienmitglieder schlichtweg egal zu sein scheinen? Zeugt es von einer guten "Erziehung", dass er in fremder Umgebung ein Kind ist, über das alle voll des Lobes sind, oder sollte er nicht doch besser zuhause freundlich zu seinen nächsten Angehörigen sein? Warum ist er so motzig und aufmüpfig, wenn er aus einer fremden Umgebung (Großeltern, früher auch Kita) zu uns zurückkehrt? Weil er sich bei uns nicht wohlfühlt, nicht gut aufgehoben fühlt, oder weil er viele unterdrückte Stimmungen kompensieren muss?

Ich versuche ihn so zu behandeln, wie ich gern als Kind behandelt worden wäre. Aber vielleicht ist das gar nicht passend für ihn? Schließlich ist er ja ein ganz anderer Mensch, mit einer anderen charakterlichen Zusammensetzung und anderen Bedürfnissen. Er äußert ja auch nicht wirklich, was ihm fehlt, was er vermisst. Er schreit, dass er sich über etwas ärgert, und das sehr vehement. Genau die gleichen Anlässe sind ihm aber im äußeren Leben nicht einmal eine kleine Meckerei wert. Welche Mechanismen aktiviert er, dass er darüber hinwegsehen kann? Warum funktioniert das nicht bei uns?

Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Ich will gerne weiterhin sein Auffangnetz, sein sicherer Hafen sein, wenn es denn so ist, dass er sich bei uns so extrem anders zeigt. Aber wie kann ich wissen, ob er nicht vielleicht einfach eine andere, striktere Umgehensweise braucht? Andererseits, wenn ich ihn nicht auffange, wer soll es dann tun? Wenn ich bedenke, wie oft ich ihn schon geschützt habe, weil ich seine Besonderheiten kenne und teile. Ich weiß, wie es ist, wenn ein Kind niemanden hat, der es wirklich versteht. Aber vielleicht ist das bei ihm anders? Ich habe ja schon einmal darüber geschrieben, dass das mit dem Bauchgefühl eine schwierige Sache ist. Das gilt hier auch. Woher soll ich wissen, ob mein Ansatz passend für meinen Großen ist? Vor allem, wenn ich - wie schon zu Babyzeiten - soviel unschönes Feedback von ihm bekomme. Ich zweifle, mal stärker, mal weniger.

Andererseits kann ich auch gar nicht aus meiner Haut heraus. Ich werde nie eine Mama werden, die ihre Aufgabe darin sieht, ihre Kinder zu bevormunden und zu reglementieren. Ich hasse sowas. Ich bin weich, ich bin biegsam, ich bin entgegenkommend, ich versuche, verständnisvoll zu sein, ich tröste, ich halte, ich fange auf. Was die Kleine betrifft, zweifle ich nicht eine Sekunde an meinem, unserem Weg. Das Verhalten des Großen aber macht meine Überzeugungen mürbe und mich selbst ehrlich gesagt auch oft traurig. Ich möchte so gerne, dass er zuhause nicht nur seinen sicheren Hafen hat, sondern sich auch wohlfühlt und dies zeigt. Wie kann ich das bei diesem Kind nur schaffen?

Montag, 28. September 2015

Kurzurlaub, Großelternbesuch und belohnter Mut

Letzte Woche haben wir einen Kurzurlaub in einem Ferienpark, wo wir schon öfter waren, uns wohlfühlen und die Kinder sich auskennen, gemacht. Diesmal haben wir auch die Großeltern dazu überreden können, sich zwei Tage in eine andere Ferienwohnung einzumieten, damit wir ein wenig entlastet werden. Zusätzlich habe ich mutig beschlossen, danach noch zwei Tage allein mit den Kindern bei meinen Eltern zu verbringen und mit dem Fernbus zurückzufahren. Ganz schön aufregend: für die Kinder wegen vieler Ortswechsel in kurzer Zeit, für mich wegen der Unsicherheit, ob die Rückfahrt mit den Kindern gut klappt (sie sind ja schon immer sehr schlechte Mitfahrer) und für den Papa, weil er zum allerersten Mal in 4 1/2 Jahren mehr als 50 Stunden am Stück "kinderfrei" hatte. Er war zwar schon mehrmals aus familiären Gründen über Nacht weg, aber länger allein zuhause (wie ich auch) noch nie, seit die Kinder da sind. Und ich noch nie allein mit den Kindern bei meinen Eltern. Insofern viele Premieren!


Die Umstellung auf den Ferienpark ging zum Glück wieder schnell; wenn man mehrmals pro Jahr dahin fährt, erinnert sich selbst schon die Kleine an die Örtlichkeiten. Die Kinder freuten sich total und nahmen alle Möglichkeiten gleich wieder in Beschlag. Am nächsten Tag kamen dann schon meine Eltern an und der Große beschloss (wie wir es gehofft hatten), dass er die 2 Tage in der Ferienwohnung der Großeltern übernachten wolle. Das entlastete uns schon sehr und gab uns die Möglichkeit, wiedermal das Einschlafen der Kleinen mit dem Papa zu probieren. Es war an beiden Abenden nahe dran, klappte aber dann doch im letzten Schritt nicht mehr. Naja, irgendwann wird es schon funktionieren. Einen Vormittag verbrachten die Großeltern mit beiden Kindern allein und wir konnten etwas entspannen. Das macht schon einen großen Unterschied, als wenn man sich immer mit der Kinderbetreuung abwechseln muss. An beiden Nachmittagen war ich dann mit den Kindern und den Großeltern unterwegs, einmal bei schönem Spätsommerwetter am Strand spazieren und buddeln und einmal in einem Wildpark. Am Abreisetag der Großeltern haben wir einen großen Freizeitpark besucht und die Kinder haben sich auch hier, weil sie diesen ebenfalls schon kennen, sehr heimisch gefühlt. Mein Großer hat sich sogar in einer Kinder-Rittershow auf die Bühne getraut und wurde zum Ritter geschlagen. Er war total stolz und wir auch.


Dann fuhren die Großeltern wieder nach Hause und wir hatten noch 2 Tage für uns. Leider war der Große nach ihrer Abreise super mies drauf, motzig, aufmüpfig, widerspenstig, frech und ganz und gar unleidlich. Das ist oft nach seinen Besuchen bei ihnen der Fall. Ich weiß nicht, ob es an der Traurigkeit, dass sie abgereist sind, lag oder daran, dass er bei uns eben nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, weil wir noch ein zweites Kind haben, oder an der Tatsache, dass er bei Oma+Opa viele seiner Emotionen und Launen unterdrückt und später geballt herauslassen muss. Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Jedenfalls waren es schwierige Stunden für uns, in denen ich wieder sehr an mir und meiner "Erziehung" zweifelte. Darüber hier mehr.

Es war schade, dass der Große uns mit seiner schlechten Laune einen eigentlich schönen Fahrradausflug am vorletzten Urlaubstag vermieste. Wir hatten ja genau an diesem Urlaubsort unseren ersten gemeinsamen und sehr schönen Fahrradausflug gemacht. Aber diesmal konnte ich ihn trotz vieler interessanter Erlebnisse (Schiffsschleusung) nicht motivieren, so dass wir abbrechen mussten. Wirklich schade, weil das Wetter an dem Tag traumhaft war. Und die Umgebung sowieso.


Am letzten Tag fuhr mein Mann nach dem Auschecken allein nach Hause und ich hatte meinen Vater zum späten Vormittag bestellt, der mich und die Kinder in den Wohnort meiner Eltern bringen sollte. Ich schreibe bewusst nicht "meine Heimatstadt". Zwar bin ich dort geboren und aufgewachsen, aber Heimat ist das für mich nicht. Das merke ich bei jedem Besuch, auch diesmal wieder. Ich habe keinerlei Emotionen, wenn ich mein altes Stadtviertel und vertraute Gebäude und Wege sehe. Heimat bedeutet für mich wirklich etwas anderes. Heimat ist, wo ich erwachsen geworden bin und meinen Weg gefunden habe. Wo ich studiert und viel erlebt habe. Wo ich ein Kind verloren und zwei Kinder bekommen habe. Wo eben mein Herz hängt.

Wir haben also zwei Tage bei meinen Eltern verbracht und unter anderem meinen Bruder nebst Schwägerin und kleinem Neffen getroffen. Da wir so weit auseinander wohnen und meine Kinder noch nie gute Automitfahrer waren, sehen wir uns leider nur sehr selten. Interessant, welch anderer Typ Kind mein Neffe ist. Sehr entdeckungsfreudig, kaum fremdelnd, nicht quengelig. Zumindest von dem kurzen Ausschnitt, den ich mitbekam. Meine Kinder haben sich zum Glück schnell bei den Großeltern eingelebt, der Große hat ja schon mehrmals dort übernachtet, und meine Befürchtung, dass es komisch für ihn wäre, wenn die Kleine und ich dabei sind, hat sich nicht bewahrheitet. Natürlich gibt es bei Kontakten mit den Großeltern auch immer einige Unstimmigkeiten, vor allem was den Umgang mit den Kindern betrifft. Da der Große sich immer enorm anpasst und "verstellt", wenn er bei den Großeltern ist, wirkte meine Kleine auf sie wieder einmal als das kompliziertere Kind. Das habe ich dann immer mit Erzählungen von zuhause gerade gerückt;)

Dann kam der aufregende Sonntag mit der Rückfahrt per Fernbus, Fahrtzeit 3h 10min. Wir sind noch nie 3 Stunden am Stück mit den Kindern im Auto gefahren. Das werden wir auch weiterhin nicht machen können, dafür sind sie einfach zu unruhig und im Auto ist es zu langweilig. Ich habe natürlich bewusst in der Mittagszeit gebucht, in der Hoffnung, dass sie lange genug schlafen. Um 13:05 Uhr ging es los. Kaum 10 Minuten nach Abfahrt waren beide Kinder eingeschlafen, nachdem beim lautstarken Abschied von Oma und Opa ein Mitreisender netterweise sagte: "Hoffentlich schreien die nicht die ganze Fahrt durch!" Die Kleine konnte/musste in ihrem Autokindersitz sitzen, was für sie eine vertraute Umgebung bedeutete. Sie schliefen leider nur wie üblich knapp über eine Stunde. Danach war knabbern, vorlesen, Fenster gucken, Toilettengang, wieder knabbern, Fotos schauen und am Ende noch auf dem Tablet spielen angesagt. Insgesamt ging es erstaunlich gut und die Mitreisenden waren wohl alle erleichtert. Ich fand es viel entspannter als im Auto und die Kinder hatten mehr Abwechslung. Kurz vor Erreichen unserer Zielhaltestelle musste ich noch ein Tränchen verdrücken, weil soviel Anspannung von mir abfiel. Ich hatte es geschafft, zum ersten Mal allein mit den Kindern zu reisen.

Der uns abholende Papa, der seine Auszeit gebührend genossen hatte, wurde freudig begrüßt und gleich mit dem Wunsch überfallen, zu den in Sichtweite befindlichen Hüpfburgen zu gehen. Die Kinder hatten sie schon vom Bus aus entdeckt und da sie sich sowieso austoben sollten, statteten wir der Hüpfburgenstadt noch einen (teuren) Besuch ab. So konnten sie sich richtig bewegen und hatten Spaß. Nach einer Stunde fuhren wir mit der S-Bahn und viel Gepäck nach Hause. Auch diese Umstellung funktionierte wieder reibungslos und die Kinder schliefen ohne Probleme ein. Es ist echt toll, wie sie sich in diesem Aspekt weiterentwickelt haben. Das macht Mut für zukünftige "schwierigere" Reisen, z.B. Flugurlaube.


Ich bin total erleichtert, dass der Urlaub im Großen und Ganzen, sieht man von der schlechten Laune des Großen nach der Großelternabreise ab, sehr schön war und auch der anschließende Besuch bei Oma und Opa sowie die Rückfahrt glimpflich und problemlos verlaufen ist. Ich habe mir etwas für meine Verhältnisse Schwieriges erstmalig zugetraut und es ist gut gegangen. Und mein Mann hatte mal eine Auszeit, die ihm gut getan hat.

Mittwoch, 23. September 2015

Der Regen kämpft mit meiner Fröhlichkeit (Buchrezension)

Wieder einmal möchte ich ein gerade frisch erschienenes Buch über hochsensible Kinder rezensieren und somit meine bisherige Sammlung an Rezensionen zu diesem Thema (siehe hier und hier) ergänzen. Das Buch mit dem poetischen Titel Der Regen kämpft mit meiner Fröhlichkeit (Affiliate Link) ist im Mellingburger Verlag erschienen und wurde mir vom Autor Arne Salig freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Bei jedem neuen Buch über hochsensible Kinder bin ich gespannt, wie das Thema verarbeitet wird und ob ich etwas Neues erfahren kann. In jedem Fall finde ich es sehr erfreulich, dass sich immer mehr Menschen damit beschäftigen und es dadurch bekannter und hoffentlich auch akzeptierter wird.

Den Titel, eine Aussage des Sohnes von Arne Salig, finde ich sehr aussagekräftig und passend für das Stimmungsbild hochsensibler Kinder. Zu Beginn gibt es eine kurze Einführung mit einem kleinen historischen Rückblick sowie einen Test aus 31 Fragen, der alle relevanten Aspekte beinhaltet. Danach geht der Autor ausführlich auf die Hauptcharakteristika hochsensibler Kinder ein. Besonders schön und traurig fand ich die gesammelten Aussagen hochsensibler Erwachsener über ihre Gefühle als Kinder und Jugendliche (S. 31-33). Wer sich hier wiedererkennt, ist mit ziemlicher Sicherheit hochsensibel.

Arne Salig legt wie viele andere Autoren Wert darauf, festzustellen, dass es nicht das eine ausschlaggebende Merkmal hochsensibler Kinder gibt, sondern die verschiedenen Charakteristika ganz unterschiedlich ausgeprägt sein können. Für alle gilt jedoch: "Hochsensible Kinder nehmen Eindrücke und Emotionen deutlich intensiver wahr und verarbeiten diese aufgrund ihrer komplexen Art zu denken auch noch intensiver." (S. 41). Sind also gewissermaßen einer doppelten Reizüberflutung ausgesetzt. Oder wie es der Sohn von Salig beschreibt: "Mein Gehirn läuft gerade über!" (S. 41) Spannend jedoch auch die direkt darauffolgende Aussage: "Von außen betrachtet wirken ironischerweise jedoch gerade diese geistig hochaktiven Kinder oft antriebs- und lustlos." (S. 41) Das habe ich so noch nirgends gelesen, kann es aber aus eigener Erfahrung mit meinem Sohn nur bestätigen und habe oft Schwierigkeiten, diese Diskrepanz zu akzeptieren, weil sie den Familienalltag sehr beeinträchtigt. Leider geht er im Buch nicht weiter darauf ein.

Danach folgt ein Erfahrungsbericht einer Mutter eines 3 1/2-jährigen Mädchens, die eindeutig sagt, dass sie ihr Kind und dessen Besonderheiten nicht als negativ, aber als unglaublich anstrengend empfindet. Anhand ihrer Notizen aus dem Baby- und Kleinkindalter ihrer Tochter kann man ähnlich wie in einem Test versuchen zu erkennen, ob die Charakteristika zum eigenen Baby/ Kind passen. Das fand ich sehr hilfreich, wird doch auf die Babyzeit in vielen anderen Büchern nur sehr kurz eingegangen. Auch hier erkannte ich meinen Großen in unzähligen Aussagen, darunter auch solchen wie "... war von allem schnell gelangweilt" und "...brauchte schon immer viel Input" (S. 49) wieder. Aufgrund des Widerspruchs zur schnellen Überreizung brachten mich solche Aspekte immer etwas zum Zweifeln, deshalb ist es umso interessanter zu lesen, dass es bei anderen hochsensiblen Kindern auch so war/ist.

Es schließen sich weitere Erfahrungsberichte aus dem Alltag mit hochsensiblen Kindern an, die alle die vielfältigen Facetten dieser Kinder zeigen. Interessanterweise stammen alle diese Berichte von Müttern. Beobachten Väter ihre Kinder tendenziell nicht so intensiv, können sie mit dem Thema weniger anfangen oder sehen sie die Unterschiede zu nicht-hochsensiblen Kindern einfach nicht? Diese Fragen wären mal eine nähere Betrachtung wert. Erschreckend klangen einige Aussagen von Erzieherinnen, dass das Thema auch über zwei Jahrzehnte seit Beginn der Forschung nicht nur nicht bekannt ist, sondern sogar vom pädagogischen Personal belächelt wird. Selbst eine Erzieherin aus einer kirchlichen Kita berichtet, dass das Thema dort nicht ernst genommen, sondern "eher als ein esoterisches oder spirituelles wahrgenommen wird" (S. 61). Hier muss dringend Schulung und Umdenken erfolgen, ebenso im kinderärztlichen und therapeutischen Bereich, damit adäquat auf hochsensible Kinder, die keine Diagnosen und Therapien, sondern Verständnis, Akzeptanz und Unterstützung brauchen, eingegangen werden kann.

Das Buch schließt mit vielen praktischen Tipps für Eltern, Erzieher und Lehrer, die vor allem den folgenden Grundsatz beherzigen sollten: " Was die hochsensiblen Kinder statt selbstbemitleidender Entschuldigungsstrategien brauchen, sind Lebensstrategien, die auf Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz beruhen." (S. 100) Es ist eine "Gratwanderung zwischen Achtsamkeit, Rücksicht und Verständnis auf der einen Seite und einem entspannten Umgang mit der Hochsensibilität auf der anderen Seite" (S. 100). Die Grundlagen dafür werden zuhause gelegt. Doch auch in Betreuungseinrichtungen, wo ganz andere Dynamiken herrschen als zuhause, muss sich weitergebildet werden. Gerade die wichtige "Hilfe zur Selbsthilfe" (S. 75) kann man gut im Gruppenalltag vermitteln, unterstützen und üben. Doch dazu müsste das Thema erstmal in pädagogische Lehrpläne aufgenommen werden und eine Bereitschaft da sein, es nicht einfach als ein neues "Modethema" anzusehen. Dahin scheint es noch ein weiter Weg zu sein.

Das Buch ist trotz des geringen Umfangs sehr hilfreich, gut lesbar und mit interessanten Erfahrungsberichten gefüllt. Auf 106 Seiten kann natürlich auf viele Aspekte nur kursorisch eingegangen werden. Trotzdem ist es aber an keiner Stelle oberflächlich, sondern tatsächlich eine wertvolle Ergänzung zur schon vorhandenen Literatur über hochsensible Kinder (siehe rechte Seitenleiste).

Hier noch einmal der Link zum Buch (Affiliate Link): Der Regen kämpft mit meiner Fröhlichkeit: Die Seele des hochsensiblen Kindes, erschienen im Juli 2015 im Mellingburger Verlag.
Ich danke Arne Salig für das Rezensionsexemplar und wünsche ihm viele interessierte und engagierte Leser.

Montag, 21. September 2015

Ein Spielturm für unseren Garten

Die meisten Wünsche unserer Kinder, die nun 4 1/2 und 2 1/4 Jahre alt sind, können wir zum Glück noch problemlos erfüllen. Ein Eis, ein Überraschungsei, ein Ritterspiel (Affiliate Link) oder ein Piratenschiff (Affiliate Link) sind entweder schnell zwischendurch gekauft oder kommen (im Fall des Piratenschiffs) auf die Listen für Geburtstage und Weihnachten. Andere Wünsche dagegen sind so kostenintensiv, dass sie entweder gar nicht oder nur nach langer "Geldsammelzeit" infrage kommen. Für uns spielt es dann eine große Rolle, ob die gewünschten Dinge einen dauerhaften Wert haben und von beiden Kindern genutzt und bespielt werden können.

Nun hatte ich ja zuletzt in unserem Wochenende in Bildern davon erzählt, dass unser Kinder-Garteninventar aus Plastik, wie Rutsche und Spielhaus, langsam aber sicher das Zeitliche segnet. Die Rutsche hat einen nicht reparablen Riss in der Rutschfläche, der gefährlich für nackte Beine und Hosen ist, die Stabilisierungsstrebe ist herausgebrochen und nur notdürftig befestigt, das Spielhaus ist spröde, hat viele eingerissene Stellen, einen kaputten Fensterflügel und diese Spielsachen müssen höchstwahrscheinlich nächstes Jahr ausgetauscht werden. Schade, denn unsere Kinder haben gern damit gespielt.


Deshalb haben wir uns überlegt, wie ich schon in dem Wochenend-Beitrag anklingen ließ, dass wir bald einen Spielturm aus Holz für die Kinder bauen wollen. Eine kurze Recherche ergab allerdings: das, was uns gefällt, ist für uns allein viel zu teuer. Als wir den Kindern einige Bilder von Spieltürmen zeigten, stieg das Begeisterungslevel eindeutig bei diesem Spielturm ins Unermessliche an:


Der Wickey Seaflyer Spielturm (Affiliate Link) im Piratenlook ist ein Traum für Kinder und beinhaltet alles, was sie an Herausforderungen und Spaß brauchen. Mein Sohn ist neben Ritter- auch großer Piratenfan. Meine Tochter schaukelt und rutscht sehr gern. Beide Kinder lieben es zu klettern. Dafür sind 3 verschiedene Möglichkeiten vorhanden. Für kleine Piratenkapitäne gibt es oben ein Steuerrad und ein Fernrohr. Ein kleiner Sandkasten unter dem Turm ist auch vorhanden. Der Spielturm wirkt kindgerecht und stabil und ist nicht zu groß für unseren Garten. Ich denke, er wäre perfekt für das Alter und die Bedürfnisse meiner Kinder. Beide Kinder sowie Besuchskinder könnten ihn nutzen und wir hätten noch auf Jahre hinaus einen dauerhaften, schönen Ersatz für unser Plastikspielzeug. Wenn da nicht der Preis wäre. Dazu kommen ja auch noch einige Befestigungselemente und eine regelmäßige Holzlasur. Das ist für uns eigentlich unbezahlbar, schon gar nicht mal so nebenbei.

Deshalb kommt jetzt eine Blogparade wie gerufen, für die wir die Träume und Wünsche unserer Kinder verraten sollen. Leser und Fans unserer Blogs können unsere Beiträge unterstützen und wer zu den drei glücklichen Gewinnern zählt, erhält einen großzügigen Zuschuss zur Erfüllung dieses Wunsches. Es wäre SO SO TOLL, wenn wir vielleicht bald einen Wickey Seaflyer Spielturm im Garten hätten und im nächsten Sommer ausgiebig und gefahrlos klettern, rutschen und schaukeln könnten !!!

Wenn ihr unseren Wunsch unterstützen wollt, dann gebt meinem Beitrag hier ab dem 1. Oktober eure Stimme. Vom 1.-14. Oktober darf jeder User täglich einmal sein Votum abgeben. Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn ihr uns unterstützt und uns diesem Traum-Spielturm für unseren Garten ein Stück näher bringt. Dann gibt es vielleicht bald spannende Bilder vom Aufbau und der Nutzung hier zu sehen. Dankeschön!

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade: Wir lassen Kinderträume wahr werden. Er ist kein gesponserter Post! Wir haben uns diesen Spielturm selbst ausgesucht und möchten ihn lediglich im Rahmen dieser Blogparade als unseren Wunschtraum zeigen.

Dienstag, 15. September 2015

Meine Gedanken zur Schule (Blogparade #Einschulung)

Das Thema Schule beschäftigt mich schon seit einigen Wochen sehr stark und so kommt es gerade passend, dass Mama notes eine Blogparade zum Thema #Einschulung gestartet hat. Die Tochter von Mama notes kommt nächstes Jahr in die Schule und sie macht sich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit dem Schulsystem verständlicherweise Gedanken darüber, was ihren Kindern gut tut und wie sie eine Entscheidung bezüglich der passenden Schule treffen kann. Das geht mir genauso, ich wälze ähnliche Gedanken und beteilige mich deshalb gern.

Mein Großer kommt erst in 2 Jahren (2017) in die Schule. Er wäre zwar nächstes Jahr schon ein Kann-Kind, aber das kommt für uns nicht infrage. Viele bescheinigen ihm ja, dass er schon jetzt, mit 4 1/2 Jahren, wie ein Schulkind wirken würde, aber in meinen Augen ist er weder kognitiv noch emotional bereit dafür, auch in einem Jahr nicht. Also 2017. Die Anmeldung dafür findet im Oktober 2016 statt. Da die meisten Tage der offenen Tür allerdings auch erst jedes Jahr im Oktober angeboten werden, wäre eine umfangreiche Informationssammlung durch diverse Schulbesuche im nächsten Jahr zu spät für eine Entscheidungsfindung. Deshalb habe ich jetzt schon begonnen, mich im Netz über Schulen, Modalitäten und Tage der offenen Tür zu informieren und mir einige Termine in den nächsten Wochen herausgesucht.

Wir haben in unserem Wohnviertel das Glück, eine Vielzahl von unterschiedlichen Schulen vorzufinden. Es gibt neben diversen staatlichen Grundschulen in direkter Umgebung eine Freie Schule, eine bilinguale Schule, eine Montessorischule, eine evangelische Schule, eine Freie Demokratische Schule, eine private "Schule Eins" etc. Etwas weiter weg wären eine Waldorfschule, eine Alternativschule und andere Privatschulen. Da wir in einem kinderreichen Bezirk leben, werden sicherlich alle Schulen mit vielen Anmeldungen überhäuft. Aber es gibt mir ein gutes Gefühl, zumindest theoretisch eine große Auswahl zu haben. Selbst, wenn unser Großer dann letztendlich doch auf die normale Einzugs-Grundschule kommen sollte, weiß ich, dass ich mich zumindest informiert und eine bewusste Entscheidung in Abgrenzung zu anderen Möglichkeiten getroffen habe. Das ist für mich immer sehr wichtig, wie schon hier beschrieben.

Meine eigenen Erinnerungen an die Schulzeit (erst in der DDR, dann im vereinten Deutschland) sind eigentlich durchgehend negativ. Ich war gut in der Schule, ich habe Abitur gemacht und ein Hochschulstudium absolviert. Trotzdem denke ich mit Grausen an die Schulzeit zurück. Ob das am "System" Schule lag, an den Lehrern, am Gruppenzwang oder am Leistungsdruck, weiß ich nicht. Wahrscheinlich an allem ein bisschen. Fakt ist, ich denke ungern an das Schulthema und ich muss mich disziplinieren, um in meinen Aussagen über Schule gegenüber dem Großen neutral zu bleiben. Dabei mache ich mir jetzt schon Sorgen, wie er in der Schule klarkommen wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er mir in einigen Aspekten so ähnlich ist: zurückhaltend, ruhebedürftig, lärmempfindlich, gerechtigkeitsliebend und ein überschaubares Umfeld und Struktur benötigend. Ich weiß aber auch, dass vieles von einzelnen Personen und der "Chemie" abhängt. Deshalb ist es nicht zwangsläufig so, dass eine kleine, überschaubare freie oder Privatschule automatisch die bessere Wahl für ihn wäre. Es hängt von so vielen Faktoren ab, ob und wo man sich wohlfühlt, die man meist vorher gar nicht beurteilen kann.

Bestes Beispiel dafür sind seine Kitaeingewöhnungen. Seine erste Kita war ein kleiner Kinderladen von 24 Kindern, zu dem Zeitpunkt, da frisch eröffnet, gerade mal mit ca. 10 Kindern gefüllt. Ich dachte, das wäre genau richtig für ihn, würde ihn nicht überfordern, das junge Personal wäre engagiert und nicht festgefahren, die familiäre Atmosphäre würde uns allen Sicherheit geben. Die Eingewöhnung war extrem schwierig und schmerzhaft und für mein Gefühl nie erfolgreich abgeschlossen. Das lag an vielen Faktoren, vor allem an der schlichtweg nicht vorhandenen Einfühlungskraft seiner damaligen Bezugserzieherin und merkwürdigerweise auch an dem kleinen Rahmen (der Kinderladen war in einer umgebauten Wohnung), der ihn einengte (mich übrigens auch). Als wir dann in seine jetzige, größere Kita wechselten, fühlte er sich ziemlich schnell wohl, bewegte sich freier, mochte den Garten und hatte eine verständnisvolle Bezugserzieherin, die weiß, wie sie ihn zu nehmen hat. Es ist also nicht zwangsläufig so, dass das, was wir für das Kind passend finden, auch wirklich passt. In dem Fall Kita war es eben genau das Gegenteil. Vieles hängt von den Persönlichkeiten und den allgemeinen Rahmenbedingungen ab. Deshalb bin ich mit dem Schulthema noch einmal vorsichtiger geworden.

Früher, bevor ich selbst Kinder hatte, war ich mir sicher, dass ich meine Kinder auf keine staatliche Schule schicken würde. Zu tief sitzen die eigenen Erfahrungen, die Erzählungen von Eltern älterer Kinder und die Sorgen und Befürchtungen um Leistungsdruck, Unterordnung, pädagogisch mieses Personal, Gruppenzwang und das Verloren-Gehen echter Freude am Lernen und Entdecken. Ich habe in meiner eigenen Schulzeit Lehrer erlebt, bei denen man sich nicht vorstellen konnte, wie sie jemals die Erlaubnis, ihren Beruf auszuüben, bekommen haben. Die Lehramtsstudenten an der Uni, neben denen ich manchmal in der Mensa saß, empfand ich als besonders unreflektiert und kindisch und konnte mir nicht vorstellen, ihnen jemals mein Kind anzuvertrauen. Ich habe in meiner Schullaufbahn nur einen einzigen Lehrer erlebt, der nicht nur mit Leidenschaft für sein Fach, sondern auch mit pädagogischem Geschick unsere Klasse betreute. Das ist ernüchternd. Aber: wenn es mehrere dieser Lehrer an einer Schule gäbe, wäre es unerheblich, ob es eine staatliche oder eine Privatschule ist. Doch das weiß man eben vorher nicht.

Was ich aber jetzt weiß, ist, dass für Kinder, gerade für meinen Großen, sein bekanntes Umfeld, sein Kiez, seine Freunde, seine gewohnten Wege, seine Anlaufstellen sehr sehr wichtig sind und ihm Stabilität geben. Und Stabilität ist in einer Lebensphase wie dem Schulstart, verbunden mit dem Milchzahnwechsel und der Sechs-Jahres-Krise (5.-7. Lebensjahr), grundlegend. Ein paar Kitafreunde, ein schon bekanntes Gebäude und das nachmittägliche Eis im vertrauten Eiscafe sind für das persönliche Wohlfühlen meines Großen sicherlich anfangs wichtiger als die optimale Schulform. Unsere Einzugsgrundschule ist zwar leider sehr groß, hätte aber zum Beispiel den Vorteil, dass ein eventuell anschließendes Gymnasium direkt über's Eck wäre. Er würde also die gesamte Schulzeit in diesem seinem gewohnten Umfeld verbringen. Die Privatschulen gehen oft bis zur 10. Klasse, manche beinhalten auch die Gymnasialstufe. Ich weiß auch, dass Struktur für ihn wichtig ist und jemand, der ihn an die Hand nimmt und anstupst. Er ist bis jetzt kein sehr initiativfreudiges Kind, sondern braucht immer Anregungen und Anstöße. Ein relativ freies, selbstbestimmtes Lernen würde ihn wahrscheinlich überfordern, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Er braucht jemanden, der ihn bei Entscheidungen unterstützt, und möglichst auch nicht zu viel Auswahl. Sonst überfordert ihn das. Ich weiß nur nicht, ob ich diese Aspekte eher an einer staatlichen oder an einer privaten Schule sehe.

Ich möchte mein sensibles Kind natürlich gern in pädagogisch guten Händen und an einer engagierten Schule wissen und auch perspektivisch denken. Wo wird er am besten gefördert, wo am meisten auf ihn eingegangen? Wo gibt es Kinder, die ähnlich sind wie er, das heißt, wo wird er akzeptiert und geht nicht unter? Wo findet er auch Herausforderungen, die zu seiner Weiterentwicklung beitragen? Wo sind Eltern zu finden, die ähnliche Einstellungen haben wie wir? Ein Potpourri an Fragen über die für die nächsten Jahre vermutlich wichtigste Entscheidung, die wir für das Leben unseres Großen (und damit wahrscheinlich auch für das seiner kleinen Schwester) treffen müssen. Zum Glück haben wir noch ein Jahr Zeit bis zur Entscheidung. Aber ich fühle mich sicherer, wenn ich mich jetzt schon damit beschäftige. Auch wenn es mir ein bisschen Angst einjagt. Ich werde weiter berichten und die Blogparade von Mama notes intensiv verfolgen.

Sonntag, 13. September 2015

Unser Wochenende in Bildern 12./13. September 2015

Tatsächlich zum ersten Mal beteilige ich mich an der Initiative #wib von Susanne von Geborgen Wachsen, weil unser Wochenende nicht nur sehr ereignisreich, sondern auch noch wirklich schön war. Wie ihr wisst, bin ich kein Fan unserer Wochenenden, sondern mag vielmehr unseren strukturierten Alltag, wo jedes Familienmitglied stundenweise eigene Wege geht und man am Nachmittag viel entspannter wieder zueinander findet, als wenn man ständig zusammen hockt. Dieses Wochenende war total durchgeplant und bot so gut wie keine Zeit zum Durchschnaufen, aber es war abwechslungsreich und echt erfüllend. Das fühlt sich so gut an und ich bedauere, dass es selten so ist. Vielleicht brauche ich einfach ein von Samstag früh bis Sonntag abend durchstrukturiertes Wochenende, um nicht in diesem sonst oft vorherrschenden Gefühl: "Waaah, mit den Kindern kann man ja eh' nix machen und Zeit für sich selbst hat man auch nicht!" zu versacken. Wie auch immer: es war schön! Und das tolle Spätsommerwetter trug dazu bei.

An diesem Wochenende gab es bei uns ein alljährlich stattfindendes Fest, das wir wohlweislich ob des üblichen Gedränges gleich am Samstag vormittag besuchten. Das war auf jeden Fall richtig, aber leider waren die Kinder recht müde und quengelig. Hinzu kam, dass der Große nach kurzer Zeit wegen der Reizüberflutung komplett dicht machte und ab der Hälfte keinerlei Aktionen mehr wollte. Als wir dann wieder nach Hause gingen und ich ihn kurz auf den Arm nahm, sagte er auch direkt das, was ich ja wusste und ebenso empfand: "Es ist alles zuviel, es ist alles zu laut!"

 

Danach packten wir die Kinder gleich ins Auto, wo sie einschliefen, und fuhren in unseren Garten, um das traumhafte Wetter zu genießen. Dort entdeckte ich meinen wundervollen Riesen-Hibiskus wieder, den ich letztes Jahr gepflanzt hatte, aber nicht mehr wusste, wo. Das Schild hatte anscheinend den Winter nicht überstanden und da er sehr spät austreibt, erkannte ich die Pflanze nicht. Vor 2 Wochen blühte er auch noch nicht, aber jetzt stand er in voller Blüte. Habe natürlich gleich noch einmal die Stelle markiert...

 

Wir werkelten ein bisschen, spielten und am späten Nachmittag ging ich mit den Kindern auf's Feld hinaus. Dort leben keine 100 Meter von unserem Garten entfernt Heckrinder und Pferde in einem weitläufigen Freigehege. Außerdem waren zwei Kraniche erst zu hören, später auch gut zu sehen. Sie lieben ja abgeerntete Felder und die Ernte war in vollem Gange. Ein Paradies. Es gibt viele wilde Obstbäume, schöne Wege, eine kleine Sanddüne und ganz viel Natur. Wir machten einen ausgedehnten Rundgang und der Große lief die gesamte Strecke ohne zu meckern, was wirklich weit war.

 

Am Abend kam dann noch der Lebensmittel-Lieferservice, so dass auch der Kühlschrank wieder voll war. Außerdem bügelte ich sämtliche Klamotten für die am Sonntag anstehende Taufeinladung. Zum ersten Mal Kinderkleidung gebügelt;)

Der Sonntag startete aufgeregt. Nach dem Frühstück und dem Zähneputzen warfen wir uns alle in Schale und fuhren zu der nahegelegenen Kirche, wo die Taufe stattfand. Da ich die Taufpatin des kleinen Täuflings war, bedeutete es noch einmal etwas ganz Besonderes. Gleichzeitig war es ein Einschulungsgottesdienst, was ich aus Berlin gar nicht kannte. Es waren also viele Kinder anwesend. Meine Kinder, besonders die Kleine, waren sehr unruhig, aber ich war froh, dass sie überhaupt so lange durchhielten. 1 1/2 h finde ich echt zu lang. Als der kleine Täufling unruhig wurde, zauberten seine Großeltern dies hier aus dem Ärmel (Affiliate Link):


Ich musste fast laut loslachen. Ein Playmobil-Luther ist doch wirklich zu lustig. Naja, es half jedenfalls kurzzeitig. Kurz vor Schluss musste ich auch noch eine Banane für die Kleine köpfen, weil sie so arg (und laut) über Hunger klagte. Was soll's!

Nach dem Gottesdienst stand der Restaurantbesuch an, bei dem wir uns am Brunchbuffet bedienen konnten, was eine sehr gute Sache war, weil wir es den Kindern nicht mehr hätten zumuten können, noch lange auf eine Bestellung zu warten. Ich hatte schon vorher angekündigt, dass wir uns danach verabschieden würden, damit die Kinder sich ausruhen können. So machten wir es auch.

Wir nutzten wieder das schöne Wetter aus und fuhren in den Garten, die Kinder schliefen im Auto, leider im Fall der Kleinen trotz der vielen Eindrücke deutlich zu kurz. Am Nachmittag machten der Große und ich ein wenig Gartenarbeit und ernteten längliche Kohlrabis und Mini-Möhren. Irgendwie werden die Möhren bei mir nicht groß, ich muss nochmal nachlesen, was man da anders machen muss. Die Kohlrabis schmeckten gar nicht schlecht, aber den Großteil packten wir in unser Futterkörbchen für die Tiere.


Da unsere Plastik-Kindergartenausstattung (Rutsche, Spielhaus) so langsam das Zeitliche segnet, beschlossen wir, vielleicht schon nächstes Jahr einen Spielturm (so ähnlich wie ein Baumhaus) zu bauen. Eine kurze Recherche ergab: sparen!

Später ging ich dann wieder mit den Kindern auf die Felder hinaus und spannenderweise waren gerade verschiedene Erntefahrzeuge im Einsatz. Das war natürlich toll für die Kinder! Ein Traktor sammelte herumliegendes Heu auf und öffnete von Zeit zu Zeit seinen Anhänger, um einen fertig gepressten Heuballen freizugeben. Ein anderer pflügte das Feld. Später wurden die Heuballen noch eingeschweißt, aufgespießt und auf einen Anhänger verladen. Über 2 Stunden hinweg gab es immer etwas zu sehen. Auch für mich ist das sehr interessant.

 

Wir besuchten wieder die Heckrinder, die unsere Kohlrabis nur sehr skeptisch aufnahmen, gingen weiter zu den wilden Obstbäumen, pflückten einen Korb voll Mini-Birnen und brachten auch diese den Heckrindern. Wir trafen den Gartenfreund des Großen mit seiner Familie und sahen einige Drachen am Himmel. Beim nächsten Mal müssen wir unbedingt auch mal die Drachen steigen lassen.

 

Die Kinder waren fröhlich und gut gelaunt, ich war ausgeglichen und später stieß dann noch - angelockt von den Traktorengeräuschen - der Papa zu uns. Ich stellte wieder einmal fest, was für ein Glücksfall nicht nur der Garten, sondern auch die Lage ist. Ein Naturschutzgebiet mit fast frei lebenden Tieren, eine vielfältige Flora und Fauna, wunderbare Radwege und spannende Einblicke in die Landwirtschaft der angrenzenden Bauern- und Reiterhöfe kurz hinter unserem Garten zu haben ist schon wahnsinnig toll. Ich liebe die Gegend sehr und die Kinder genießen es auch. Spät ging es zurück in den Garten und nach Hause. Die Kinder schliefen zum Glück schnell.

Ein wirklich schönes Wochenende mit viel Abwechslung, viel Struktur und viel Natur, also allem, was ich liebe und brauche.

Weitere Wochenenden könnt ihr bei Geborgen Wachsen nachlesen.

Freitag, 11. September 2015

Langzeitstill-Ende?

Wir haben seit einer Woche nicht mehr gestillt. War das das Ende? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich so an, als hätte sich nun auch mein zweites Kind, die Kleine, mit 2 Jahren und 4 Monaten ganz von allein abgestillt. Zwar später als der Große, aber genauso ohne Einwirkung von außen, ohne Frust und ohne Leid. Das ist wunderbar und ich bin sehr dankbar für zwei lange, relativ problemlose Stillzeiten und das selbstbestimmte Abstillen beider Kinder.

Über die Stillkarriere meines Großen habe ich bereits ausführlich geschrieben. Der Start war holprig und ich tat mich lange Zeit schwer mit der Fremdbestimmung, die das Stillen mit sich brachte. Er war anfangs ein dauerstillendes Baby und verweigerte sich unseren Flaschen- und Schnullerversuchen vehement. Als das Stillen aber nicht mehr nur Nahrungsaufnahme war, konnte ich es dann auch richtig genießen. Er stillte sich mit 20 Monaten selbstständig von einem Tag auf den anderen ab, als ich im 4. Schwangerschaftsmonat mit der Kleinen war. Die letzte verbliebene Stillmahlzeit mit ihm war das nachmittägliche Kita-Verarbeitungsstillen, was unumgänglich, für ihn sehr tröstend und für mich sehr inniglich war, weil er sonst überhaupt keinen Schmuse-Körperkontakt zuließ. Diese Stillkarriere ging für beide Seiten ganz und gar ruhig und zufrieden zuende und obwohl ich, wie ihr wisst, im Rückblick mit vielem aus der Babyzeit des Großen hadere, betrifft dies unsere Stillbeziehung so gut wie gar nicht.

Mit der Kleinen war der Stillstart total angenehm und einfach, sieht man vom schmerzhaften Milcheinschuss ab. Sie war kein dauerstillendes Baby, im Gegenteil, bei ihr hatte ich ob meiner reichlichen Milchproduktion öfter Probleme, wenn sie zu selten und zu wenig trank. Sehr angenehm war, dass ich bei ihr im Liegen stillen konnte, was mit mir und dem Großen irgendwie nicht funktioniert hatte. Das erleichterte vieles, vor allem die Nächte wurden dadurch wesentlich erträglicher. Beim Großen saß ich stundenlang nachts im Stillsessel, mit der Kleinen lag ich im Bett. Sie stillte auch nachts nicht so lange Stunden, dafür aber im vergleichbaren Alter noch öfter als der Große. Mit über einem Jahr wollte sie oft noch alle 1-2 Stunden nachts stillen. Das zehrte schon sehr. Auch tagsüber brauchte sie die Brust noch öfter als der Große damals, allerdings ist sie auch wesentlich körperbetonter als er und tankte dadurch gern Kuscheleinheiten. Manchmal wollte sie zuhause fast ununterbrochen stillen, was mir wirklich Schmerzen bereitete, so dass ich mich bewusst lange draußen mit ihr aufhielt. Im Freien verlangte sie in diesem Alter eigentlich nie danach. Mit 16 1/2 Monaten, vor fast genau einem Jahr, verbesserte sich ihr Nachtschlaf enorm und das nächtliche Stillen wurde fast überflüssig. Mit 18 Monaten, 5 Monate später als beim Großen seinerzeit, fiel das Einschlafstillen aufgrund ihres schlimmen Magen-Darm-Virus' weg. Unser gemeinsames Einschlafen ist seitdem eine wunderschöne, kuschelige, zärtliche Angelegenheit, die wir beide sehr genießen.


Nachdem also das nächtliche und das Einschlafstillen weggefallen waren, stillten wir noch morgens nach dem Aufwachen, nachmittags/abends nach der Kita (beim Nachhausekommen) und am Wochenende nach dem Mittagsschlaf. Seit Mitte Juni benötigte sie das nachmittägliche Kita-Verarbeitungsstillen immer weniger und irgendwann fiel es ganz weg. Auch nach dem Mittagsschlaf wollte sie nicht mehr grundsätzlich trinken. Ab und zu hatten wir auch ganze Tage ohne Stillen zwischendurch. Aber morgens jammerte sie meist sofort, wenn es nicht schnell genug die Brust gab. Das Aufwach-Stillen hielt sich bei ihr am längsten und ist eben jetzt anscheinend Geschichte. Vor einer Woche nuckelte sie an mehreren Tagen, wechselte mehrmals die Brust, weil wohl nichts mehr kam, und als ich ihr sagte, dass es mir weh täte, ließ sie auch ab. Seitdem hat sie nicht wieder gefragt. Stattdessen fängt sie morgens gleich an zu erzählen, dass sie lange (haha) geschlafen hat und Papa ihren Regenschirm reparieren soll etc.

Ich denke, das war das einvernehmliche und unspektakuläre Ende unserer überwiegend sehr schönen Stillbeziehung. Man weiß ja nie, wann es wirklich das letzte Mal gewesen ist. Als sie 3 Tage morgens nicht stillte, notierte ich mir vorsorglich das Datum. Und nun war es wohl tatsächlich so. Mit 28 Monaten, also 8 Monate später als der Große (der mir damals schon spät vorkam), stillte sie sich nun selbstbestimmt ab. Ich bin sehr dankbar über die langen Stillzeiten mit beiden Kindern, die ich trotz aller Widrigkeiten - was das Stillen betrifft - in positiver Erinnerung behalte. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich zweimal so lange stillen würde. Ich hätte nicht gedacht, dass beide Kinder sich selbstbestimmt abstillen würden. Ich konnte meine Kinder erst ernähren, dann Trost und Nähe durch die Brust geben und dadurch viele turbulente Schübe, Krankheiten und Veränderungen (wie Kitastart etc.) vielleicht etwas auffangen. Beide Kinder haben weder Flasche noch Schnuller akzeptiert und haben bis heute auch keinerlei Übergangsobjekte, die ihnen diesen Trost hätten bieten können. Mit dem unkuscheligen Großen war das Stillen lange Zeit der einzig mögliche Austausch von Zärtlichkeiten und Körperkontakt. Mit der Kleinen war das Stillen Symbol einer inniglichen, symbiotischen Verbindung. Ein ganz klein wenig Traurigkeit ist auch dabei, wenn es nun wirklich ein Ende hat. Aber es überwiegt ganz klar die Dankbarkeit und Zufriedenheit. Und das Gefühl, dass bei allen Problemen in den Babyzeiten diese Sache insgesamt gut gelaufen ist. Und das bedeutet mir wirklich sehr viel!

Nachtrag:
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, welche Folgen das Ende unserer Stillbeziehung für mich mit sich bringen würde. In den nächsten Wochen habe ich sehr gelitten und fiel körperlich und psychisch in ein Loch. Darüber hier mehr:
Das Ende eines Hormonrausches und die Folgen

Montag, 7. September 2015

Familie und Finanzen

Ein Brief von der Rentenversicherung erinnerte mich daran, dass ich doch schon lange einmal einen Beitrag über die finanziellen Aspekte im Familienleben schreiben wollte und gern eure Modelle, Berichte, Erfahrungen, Anregungen erfragen möchte, natürlich ohne dass ihr ins Detail gehen müsst. Ab und zu, wenn im Bekanntenkreis die Rede auf dieses Thema kommt, treten so viele verschiedene Modelle zum Vorschein, mit denen die Betroffenen mal mehr, mal weniger zufrieden sind, aber eigentlich auch nicht so recht wissen, wie sie es anders, gerechter verteilen sollen. Deshalb möchte ich euch um eure Kommentare zu diesem Thema bitten. Vielleicht gibt es ja ein bevorzugtes Verteilungsmodell oder gute Erfahrungen mit dem einen oder anderen Versuch.

Das Thema ist:
Wie ist bei euch die Verteilung des Einkommens, des Sparguthabens und der Versicherungen geregelt? Habt ihr freien Zugang zum Familieneinkommen, wer managed die Finanzen, hat sich seit der Familiengründung in dieser Hinsicht etwas geändert?

Wie habt speziell ihr Mamas für eure Absicherung im Alter vorgesorgt, welche Vereinbarungen habt ihr mit euren Männern getroffen, was ist in euren Augen unabdingbar? Seid ihr zufrieden mit eurer Lösung, wie habt ihr einen eventuellen Kompromiss gefunden oder sorgt ihr gar nicht vor?

Bei uns war es vor den Kindern (auch als wir schon verheiratet waren) so, dass jeder sein Einkommen für sich behalten konnte und beide den gleichen Anteil an der Miete und allen anfallenden Lebenshaltungskosten gezahlt haben. Da ich weniger gearbeitet und schlechter verdient habe als mein Mann, fiel das sozusagen zu meinen Ungunsten aus und ich konnte im Verhältnis zu meinem Einkommen viel weniger ansparen als er. Aber da könnte man ja noch sagen, ich hätte mir einen anderen Job suchen können mit mehr Wochenarbeitszeit und höherem Einkommen. Hab ich nicht gemacht, also war es meine Verantwortung - und es war auch okay so (wenn auch mit einem kleinen Ungerechtigkeits-Hintergedanken).

Seit wir die Kinder haben, teilen wir unsere beiden Einkommen und alles, was sonst noch so reinkommt, genau halbe-halbe und zahlen auch jeder weiterhin die Hälfte aller Lebenshaltungskosten. Jeder hat also monatlich das gleiche Einkommen zur Verfügung, zahlt den gleichen Anteil an unserem Leben und kann das sparen (oder meist nicht), was übrigbleibt. Das Kindergeld und Einkünfte durch Verkäufe landen auf einem gesonderten Konto, von dem wir die meisten der für die Kinder benötigten Anschaffungen und Kosten bezahlen. Von dort aus gibt es auch noch einen kleinen Dauerauftrag auf ein Sparkonto für die Kinder.

Für mich als Frau und Mutter ist die jetzige finanzielle Aufteilung, was das Familieneinkommen betrifft, insofern gerechter als in der kinderlosen Zeit der Ehe. Und würdigt meine Arbeitsleistung. Ich (keiner von uns beiden) muss mich nicht rechtfertigen, wenn ich mir drei Bücher oder eine neue Jacke kaufen will. Ich muss nicht um Geld betteln oder mir anhören, wieviel ich schon wieder beim Einkaufen ausgegeben habe. Kommt alles im Bekanntenkreis vor, dies nur nebenbei. Manche in Teilzeit tätigen Mamas arbeiten fast nur für die Kitagebühren und müssen die Geburtstagsgeschenke für ihren Mann von seinem Geld kaufen, und zwar möglichst so, dass er es nicht merkt. Das finde ich furchtbar. Klar stammt bei uns auch der große Teil des monatlichen Einkommens von meinem Mann, aber dadurch, dass seins und meins geteilt wird, fühlt es sich irgendwie besser an. Damit bin ich also zufrieden.

Was mir allerdings große Bauchschmerzen bereitet, ist meine Absicherung im Alter, an die ich gerade wieder unangenehm erinnert wurde. Zwar habe ich auch vor den Kindern schon Teilzeit gearbeitet (mein Mann auch), aber jetzt sind es noch weniger Wochenstunden und ich habe durch die schnell aufeinanderfolgenden Schwangerschaften eine Pause von insgesamt ca. 3 Jahren, mit minimaler Arbeitszeit zwischendurch. Als der Große mit 19 Monaten nach langen Schwierigkeiten und einem Kitawechsel zuverlässig in der Kita eingewöhnt war, bin ich nicht für die restlichen Monate bis zum erneuten Mutterschutz zu meiner geplanten Stundenzahl zurückgekehrt, sondern habe weiter tageweise gearbeitet (bei beiden Kindern ab 8 Monate begonnen). Das war alles einvernehmlich besprochen und wird ja auch durch die 3 Jahre Kindererziehungszeiten der Rentenversicherung hoffentlich aufgefangen. Allerdings haben wir die zweite, längere Elternzeit für meinen Mann als Kindererziehungszeit anerkennen lassen, so dass ich für diese Zeit nur minimalste rentenversicherungspflichtige Einkünfte durch das tageweise Arbeiten vorweisen kann.

Jetzt, wo wir beide zwar mit einer reduzierten, aber stabilen Stundenzahl arbeiten und ich den nachmittäglichen Teil der Kinderbetreuung leiste, mache ich mir schon Sorgen um meine Altersvorsorge. Ich arbeite eben jetzt "wegen der Kinder" weniger als vorher bzw. weniger als mein Mann und kann deshalb weniger für meine Rente vorsorgen. Auch mein Riester-Vertrag wird proportional langsamer befüllt als der meines Mannes. Je ein staatlicher Kinderzuschuss zum Riestervertrag landet bei jedem von uns. Ich möchte im Moment gar nicht mehr arbeiten, weil ich gern die Nachmittage mit meinen Kindern verbringen will. Trotzdem leiste ich ja Erziehungsarbeit, die nicht finanziell ins Rentenkonto einfließt, sondern nach 36 Monaten nur als "Berücksichtigungszeit" dargestellt wird. Und mein Mann kann durch meine Erziehungsarbeit mehr arbeiten, ergo mehr verdienen und mehr für sich vorsorgen. Das ist, ganz objektiv betrachtet, ungerecht und besorgniserregend. Aber irgendwie fehlt uns die zündende Idee und das Know-How, wie wir diese Diskrepanz auffangen können. Wir arbeiten beide nicht Vollzeit, wollen das auch nicht. Ich arbeite weniger Stunden als mein Mann und versorge dafür nachmittags die Kinder. Soll die Altersvorsorge von beiden Elternteilen zu gleichen Teilen wachsen? Oder meine mehr als seine? Was ist mit den bisher "entgangenen" Zeiten, sollte man das rückwirkend ausgleichen? Von welcher Höhe soll man ausgehen, was ist der Maßstab? Das Vor-Kind-Einkommen, das des Partners? Ich finde es ganz schwierig, eine Lösung zu finden, ohne dass sich jemand benachteiligt fühlt. Und die auch rein rechnerisch gerecht ist.

"In der Zeit der Familiengründung entscheiden sich noch immer zahlreiche Frauen dazu, nach der Geburt ihres Kindes für eine gewisse Zwit zuhause zu bleiben und erst nach einigen Jahren in Teilzeit zu arbeiten. Für die spätere gesetzliche Rente ist das verheerend. (...) Sick rät Verheirateten, die sich für Teilzeitarbeit entscheiden, dass sie aus dem Familieneinkommen einen Ausgleich für entgangene Rentenansprüche erhalten."
http://www.finanzen.de/news/16602/altersvorsorge-minijob-und-teilzeit-verheerend-fuer-spaetere-rente

Fast alle Frauen arbeiten, zumindest wenn sie kleine Kinder haben, Teilzeit oder gar nicht. Schaut man sich dann seinen Rentenstand an, kann einem schon Angst und Bange werden. Obwohl wir Mütter, wenn man die Kinderbetreuung und den Haushalt mitrechnet, sicherlich genauso viel oder noch mehr als die meist (bei uns nicht) Vollzeit arbeitenden Männer beschäftigt ist, wird davon natürlich nur der kleine Bruchteil des angestellten Teilzeitjobs bezahlt, der dann ins Rentenkonto einfließt. Deshalb haben gut vorsorgende Frauen mit ihren Männern Modelle entwickelt, wie sie den durch die Teilzeitarbeit entstandenen Nachteil gerecht ausgleichen können. Solche Modelle würden mich interessieren.

"Während der Familienphase muss die private Altersvorsorge aufgestockt werden, um die Nachteile bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Im Grunde, so raten Finanzexpertinnen, sollten Frauen nur dann zugunsten der Familie auf die eigene Erwerbstätigkeit verzichten, wenn der Partner im Gegenzug eine hinreichende eigenständige Altersvorsorge für sie finanziert."
http://www.kidslife-magazin.de/altersvorsorge_muetter0.html

"Für Familienzeiten gilt: Die Zeit, die der Partner der Familie widmet, sollte finanziell ausgeglichen werden. Meiner Meinung nach sollte es selbstverständlich sein, dass das Familieneinkommen eingesetzt wird, um die private Altersvorsorge beider Partner zu sichern. Ausfallende Beiträge der Frauen durch Familienzeiten sollte der Partner übernehmen, damit keine Versorgungslücke für die Frau entsteht."
http://www.kidsgo.de/familie-muetter-08/altersvorsorge-frauen-2.php

In der Zeit der Familiengründung entscheiden sich noch immer zahlreiche Frauen dazu, nach der Geburt ihres Kindes für eine gewisse Zeit Zuhause zu bleiben und erst nach einigen Jahren in Teilzeit zu arbeiten. Für die spätere gesetzliche Rente ist das verheerend: „15 Jahre Minijob ergeben eine spätere Rente von 70 Euro“, zitiert Sick die Familienrechtlerin Dr. Peschel-Gutzeit. Sick rät Verheirateten, die sich für Teilzeitarbeit entscheiden, dass sie aus dem Familieneinkommen einen Ausgleich für entgangene Rentenansprüche erhalten. „Anderenfalls sind sie automatisch im Nachteil.

Weitere Informationen erhalten Sie auf <a href="http://www.finanzen.de/news/16602/altersvorsorge-minijob-und-teilzeit-verheerend-fuer-spaetere-rente" title="www.finanzen.de" target="_blank">www.finanzen.de</a

Und jetzt seid ihr dran:

Wie löst ihr das Problem? Welche finanzielle Aufteilung habt ihr vereinbart? Bewährt sie sich? Wie sorgt ihr für euch vor? Habt ihr ein ausgeklügeltes Modell, verlasst ihr euch auf den Partner oder ist es euch egal? Seid ihr zufrieden mit eurem Kompromiss? 

Ich bitte euch um Kommentare, gern auch anonym, mit verschiedenen Erfahrungsberichten. Das würde mir sehr weiterhelfen, weil ich selbst gar keine Idee habe. Danke!

Hier der Link zu einem fiktiven Interview mit einer Hausfrau von MrsCgn mit genau diesem Aufruf:
"Wenn Du also bei den Kindern bleibst, solltet Ihr unbedingt eine private Altersvorsorge für Dich aufbauen."

Und hier noch eine aktuelle Studie, die zu dem gleichen Ergebnis kommt: "Mütter, die sich um die Erziehung kümmern, sind der Studie zufolge doppelt benachteiligt: Ihre Kinder finanzieren die Renten der Kinderlosen mit, ohne dass sie dafür einen Ausgleich erhalten. Sie selbst erhalten vielmehr wegen der Kindererziehungszeiten geringere Renten als Männer und Frauen, die durchgehend berufstätig waren."

Ich habe diesen Text bei der Blogparade #Mamasund Moneten von Kinder haben und glücklich leben und Heute ist Musik verlinkt (2018). 

Freitag, 4. September 2015

Unser Weg mit der Fremdbetreuung

Die liebe Wiebke vom Blog Verflixter Alltag hat zur Linkparty zum Thema "Fremdbetreuung" aufgerufen. Das hat mir den Anstoß zu geben, endlich mal ausführlicher zu diesem Thema zu schreiben und meine eigene Geschichte, meine ursprünglichen Erwartungen und Vorstellungen sowie unseren letztendlich gegangenen Weg zusammenzufassen. Und da sich besonders mein Großer auch nach mehrjähriger Fremdbetreuung immer noch phasenweise damit schwer tut, ist das Thema trotz grundsätzlicher Entschiedenheit von Zeit zu Zeit mal mehr, mal weniger akut und schmerzhaft.

Ich teile den Beitrag sinnvollerweise mal in "Fremdbetreuung durch Institutionen" und "Fremdbetreuung durch Familie und Freunde". Vorab etwas zu meiner eigenen Geschichte: ich bin ein Kind der DDR und untypischerweise erst mit 3 Jahren in den Kindergarten gekommen. Das hatte keine ideellen Gründe, sondern meine Eltern bekamen keinen Platz für mich in ihrer Wunschkrippe und so entschied sich meine Mutter, weiter mit mir zuhause zu bleiben. Als ich 2 Jahre und 4 Monate alt war, wurde mein Bruder geboren und meine Mutter war dann mit uns beiden zuhause, allerdings mit großer Unterstützung ihrer in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden Eltern. Mit 3 Jahren kam ich dann in den Kindergarten und tat mich wohl anfangs sehr schwer, weinte viel und hatte großen Abschiedsschmerz. Es gab damals keinerlei sanfte Eingewöhnung, sondern die Kinder wurden einfach abgegeben und dort allein gelassen, wie es auch heute noch in manchen anderen Ländern gängige Praxis ist. Spätestens als mein Bruder auch mit 3 Jahren in den Kindergarten kam und meine Mutter wieder arbeitete, wurden wir von 7- 16 Uhr fremdbetreut. Das war damals normal. Auch den Schulhort besuchten wir bis 16 Uhr.

Meine eigenen Vorstellungen:

Wie meine Mutter 3 Jahre bzw. insgesamt 5 Jahre (mit beiden Kindern) zuhause zu bleiben, konnte ich mir tatsächlich trotz des vorgelebten Modells nie vorstellen. Allerdings ist die Situation bei uns auch insofern schwieriger, weil wir keinerlei Unterstützung vor Ort haben. Bei dem in Berlin und Ostdeutschland am meisten verbreiteten Modell, nämlich das Kind mit einem Jahr in die Kita zu geben, hatte ich jedoch auch Bauchschmerzen, zumindest bevor ich selbst Kinder hatte. Ein einjähriges Kind ist ja noch so jung und hilflos, kann meist noch nicht laufen, nicht selbstständig essen, sich nicht verständigen etc. An die Trennungsproblematik dachte ich dabei noch nicht. Ebensowenig hatte ich berücksichtigt, dass Eltern wie wir, die alles allein stemmen müssen, eine Entlastung durch eine Fremdbetreuung herbeisehnen.

Ich hatte mir einen Plan gemacht, der in meinen Augen ein pragmatischer und allen Bedürfnissen gerecht werdender Mittelweg war. Ich meldete 2 Jahre Elternzeit an und plante, den Großen mit ca. 1,5 Jahren langsam in eine Kita einzugewöhnen. Da er ein Frühlingskind ist und die meisten Plätze sowieso zum Start des Kitajahres im August frei werden, wäre es bei der Kitaplatzknappheit in Berlin und speziell in unserem kinderreichen Bezirk ein großer Zufall gewesen, wenn wir früher einen Platz bekommen hätten. So kombinierte ich also pragmatische Erwägungen bezüglich freier Kitaplätze mit meinen Vorstellungen, was eventuell ein für das Kind günstiger Zeitpunkt zur Eingewöhnung wäre. Mit 1,5 Jahren würde das Kind ja schon wesentlich weiter sein und ich hätte so die Gelegenheit, die gemeinsame Zeit noch etwas länger als üblich mit dem Großen zu genießen. Wie ihr aus meinem Blog wisst, konnte von "Genießen" keine Rede sein, sondern das Gegenteil war der Fall, aber so waren eben meine Vorstellungen und Erwartungen an die Elternzeit. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einer Fremdbetreuung so entgegenfiebern und diese sogar zeitlich vorziehen würde, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte. So kam es dann aber letztendlich.

Fremdbetreuung durch Institutionen:

Im Herbst 2011, als der Große 7 Monate alt war und mein Mann wieder arbeiten ging, begannen wir, ihn für einen Platz ab August/September 2012 in verschiedenen Kitas und Kinderläden anzumelden. Überall gab es lange Wartelisten, nicht jede Kita gefiel uns (trotzdem ließen wir uns natürlich auf jede Liste setzen) und manche Kinderläden hatten Ansprüche, die wir nicht erfüllen konnten und wollten (wie abwechselnd Mittagessen kochen etc.). Das ganze Prozedere war ziemlich zermürbend und schien aussichtslos, zumal nicht klar war, nach welchen Kriterien Plätze vergeben wurden. Phasenweise rechnete ich nicht damit, überhaupt einen Platz für ihn zu bekommen. Außerdem wurde meine Situation, seit ich allein mit dem Großen zuhause war, noch trostloser und verzweifelter, wenn auch gefestigter im Tagesrhythmus. Da er so gut wie nie zuhause schlief, sondern ich immer lange Kinderwagenrunden drehen und ihn wach zuhause durchgehend bespaßen musste, hatte ich keinerlei Gelegenheit, mich mal auszuruhen oder etwas zuhause zu erledigen. Nach kurzer Zeit war ich am Ende meiner Kräfte und Nerven und traute mich, den Gedanken einer stundenweisen Fremdbetreuung in Betracht zu ziehen. Ich hatte mit schweren Gewissensbissen und Rabenmuttergedanken zu kämpfen, wir führten viele Gespräche darüber und wogen unsere Befürchtungen und Hoffnungen ab. Die Hemmschwelle war wirklich enorm und ich machte es mir nicht leicht. Aber eigentlich blieb mir keine Wahl, wollte ich mich selbst nicht ganz verlieren. Außerdem ging es uns nur um einige wenige Stunden.

Ich recherchierte Tagesmütter in unserer Umgebung und hatte beim ersten Kontakt schon Glück. Ein anderes Kind hörte gerade auf und ein Platz wurde frei. Wir besuchten die Tagesmutter zum Kennenlerngespräch und der Große (damals 9 Monate) fing sofort an, den Raum zu erkunden. Alle hatten ein gutes Gefühl und so schlossen wir einen Vertrag über 2 x 2 Stunden pro Woche. Die Eingewöhnung ging relativ zügig und problemlos vonstatten, ich glaube, der Große realisierte anfangs noch nicht, dass er dort allein bleiben sollte, und kurz nach Weihnachten 2011 hatte ich zum ersten Mal 2 Stunden frei. Das war so - unglaublich! Ich war hin- und hergerissen zwischen schlechtem Gewissen und einem klitzekleinen Lichtblick in dieser Zeit. Vom Rhythmus her war es etwas schwierig, da sie ihn, sobald er anfing zu quäken, im Kinderwagen in den Schlaf schuckelte (und er dann unglaublicherweise im stehenden Kinderwagen schlief, was er bei uns nie machte) und nicht unseren eingespielten Rhythmus berücksichtigte. Aber gut, das nahm ich für den Hauch von Freiheit in Kauf. Ich brachte ihn also ab dem Alter von 9 1/2 Monaten an 2 Tagen pro Woche für 2 Stunden (effektiv für mich 1,5 h) zur Tagesmutter. Allerdings wurde sowohl die Übergabe als auch sein Verhalten dort ziemlich schnell schwieriger und fordernder und die Tagesmutter zunehmend genervter und unengagierter. Sie merkte nach kurzer Zeit, dass er ein Kind war, das ständig Exklusivität und Aufmerksamkeit forderte und das es einfach nicht zuließ, dass sie in der Küche das Mittagessen für die Tageskinder zubereitete. Tja, wem sagte sie das...! Ich bekam mit, dass sie keine große Lust mehr hatte, sich auf ihn einzulassen, und einmal holte ich ihn so dermaßen aufgelöst ab, dass ich wusste, er hatte sich mindestens schon eine halbe Stunde in Rage geschrien. Das war ein furchtbares Gefühl.

Als wir dann überraschend einen Platz in einem Kinderladen bekamen, kündigten wir erleichtert. Er war also insgesamt 3 1/2 Monate für diese wenigen Stunden bei der Tagesmutter gewesen. Für uns war das ein großer finanzieller Posten, da wir es privat bezahlten, für minimalste Entlastung. Ich hab immer gesagt, wir müssen einen Haufen Geld bezahlen für etwas, wofür andere die Großeltern haben. Das war und ist frustrierend. Aber immerhin.

Im Januar 2012 tat sich die Chance eines unverhofften Kitaplatzes in einem neu eröffnenden Kinderladen auf. Dieser Platz wäre schon ab dem Frühjahr 2012 und nicht wie eigentlich von mir geplant ab Herbst 2012. Ich war etwas skeptisch und nicht so ganz glücklich damit, aber als wir eine Zusage bekamen, nahmen wir den Platz auch an. Die Eröffnung verschob sich noch zwei Mal, aber ab Mitte April 2012 startete tatsächlich die Eingewöhnung in den Kinderladen. Der Große war 13 Monate alt. Darüber werde ich noch einmal separat schreiben, weil es dazu viel zu erzählen und zu erinnern gibt. Es waren schwierige, herzzerreißende Monate für den Großen und mich, mit etwas bitter benötigter Freiheit für mich auf Kosten meines in der Kita unglücklichen Kindes.

Da ich die Eingewöhnung dort vom Gefühl her als gescheitert ansah, war es ein großer Glücksfall, dass wir überraschend noch einen Platz zum September 2012 in unserer ursprünglichen Wunschkita bekamen. Wir haderten wochenlang mit der Entscheidung, ihm einen Wechsel anzutun und wirklich alle rieten uns davon ab. Warum sollte es ihm in der neuen, größeren, lauteren Kita leichter fallen als im kleinen, familiären Kinderladen? Am Ende traf ich die Entscheidung zu wechseln allein, gegen alle Ratschläge und auch gegen das Gefühl meines Mannes. Und es war das Beste, was ich machen konnte. Er startete dort im September 2012, mit 1 1/2 Jahren, noch einmal neu und war innerhalb von 3,5 Wochen eingewöhnt. Ja, er hatte lange Zeit und bis heute Trennungsprobleme, ja, es gab auch unzufriedene, turbulente Phasen in dieser Kita, aber insgesamt fühlten wir uns dort fast immer gut aufgehoben und den Großen gut betreut. Wir haben großes Glück mit seiner Bezugserzieherin, die ihn von Anfang an vorbehaltlos akzeptiert hat und immer wieder die besten Seiten aus ihm hervorkitzelt. Und wir fühlen uns alle im Großen und Ganzen sehr wohl da. Insofern war es genau die richtige Entscheidung.

Das bedeutete, dass der Große erst mit ca. 19 Monaten sicher in der Fremdbetreuung gesettelt war, was zwar meiner ursprünglichen zeitlichen Vorstellung entsprach, aber aufgrund der außerordentlich belastenden Umstände als viel zu spät von mir empfunden wurde. Glücklicherweise hatte ich die Rückkehr zu meiner Teilzeitstelle für den Spätherbst 2012 anvisiert gehabt und auch nicht vorgezogen, als sich der unverhoffte Platz in der ersten Kita eröffnete. Ich hatte einerseits gespürt, dass das noch zu unsicher wäre und brauchte andererseits auch selbst Zeit zum Regenerieren. Aufgrund der neuen Schwangerschaft, viel Unwohlsein und einer nur kurzen Frist, die ich bis zum erneuten Mutterschutz hätte arbeiten müssen, entschieden wir ja, dass ich bei einem Arbeitstag pro Woche bleiben würde. So konnte ich Krankheiten des Großen im ersten Kitawinter abfangen und mich selbst auf die Schwangerschaft konzentrieren. Nie wäre es für mich eine Option gewesen, den Großen aus der Kita zu nehmen, weil ich selbst zuhause war. Auch nachdem die Kleine geboren war und wir beide in Elternzeit zuhause waren, brachten wir den Großen selbstverständlich weiter in die Kita. Da war sein gewohntes Umfeld, das war sein strukturierter Tag, da waren seine Spielgefährten. Das alles gab ihm enorme Sicherheit und einen Gegenpol zu der für ihn komplett veränderten häuslichen Welt.

Für die Kleine konnten wir uns die Kitaplatzsuche sparen und bekamen einen Geschwisterplatz in der Kita des Großen reserviert, zu einem von uns gewählten Beginn. Da mein Mann die Eingewöhnung machen sollte und 13 Monate Elternzeit angemeldet hatte, starteten wir bei ihr mit 12 Monaten, im Mai 2014. Nach 3 Wochen blieb sie bis nach dem Mittagsschlaf und die Eingewöhnung war zwar offiziell abgeschlossen, aber auch sie benötigte noch mehrere Monate bis zum Herbst, um wirklich anzukommen und sich wohlzufühlen. In den ersten Wochen holte ich sie immer bewusst eine Stunde vor dem Großen ab, um ihr ein wenig Exklusivzeit zu gönnen und sie zu betüddeln. Das ging, weil ich zu diesem Zeitpunkt nur 2 Tage pro Woche arbeitete. Ab September 2014 kehrte ich dann zu meiner vertraglichen Teilzeitstelle zurück. Das war auch der Zeitpunkt, als die Kleine endlich in der Kita angekommen zu sein schien.

Beide Kinder haben sich schwer mit der Fremdbetreuung getan, das muss man ganz klar sagen. Sie sind sehr anhänglich und voller Trennungsschmerz. Im Alter von einem Jahr gibt es noch viele Krankheiten, Zahndurchbrüche, schlechte Nächte und Entwicklungsschübe. Das tat mir auch leid, aber für uns gab es einfach keine andere Option. Nicht aus jobtechnischen Gründen (mein Arbeitgeber reagierte zum Glück sehr flexibel und verständnisvoll auf alle Wünsche), sondern aus belastungstechnischen Gründen. Nach jeweils einem Babyjahr hatte keiner mehr Kraft und Nerven, eine weitere Betreuung der Kinder zuhause zu übernehmen. Ich sowieso nicht, und mein Mann denke ich auch nicht. Ohne Hilfe durch Verwandte und Babysitter wäre das selbstzerstörerisch gewesen. Insofern gab es keine Alternative für eine Fremdbetreuung der Kinder, wollten wir nicht selbst vor die Hunde gehen. Deshalb mussten wir die schwierigen Eingewöhnungen, die uns und die Kinder viele Tränen und Zweifel bescherten, in Kauf nehmen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es in einem späteren Alter nicht viel anders gewesen wäre. Der Große mit seinem enormen Abschiedsschmerz und Veränderungsunwillen und die Kleine mit ihrer Anhänglichkeit an uns hätten sich auch später schwer getan. Aber es war eine schwierige und harte Zeit für alle, bis das Leben mit Arbeit und Kita wieder selbstverständlich geworden war.

Ich möchte aber auch deutlich sagen, dass, obwohl eine frühe Fremdbetreuung der Kinder unser Weg war, es auch anders hätte sein können, wenn ich eine glückliche und zufriedene Mama und Hausfrau gewesen wäre. In diesem Fall hätte ich die Kinder sicherlich gern noch länger zuhause betreut und wir hätten das finanziell auch hinbekommen. Das Gegenteil war aber eben der Fall, deshalb war eine Fremdbetreuung unumgänglich. Sie geschah aber nicht aus Arbeits- oder Finanzgründen oder gesellschaftlichem Druck, sondern in erster Linie aus Gründen der Erschöpfung und Unzufriedenheit. Und aus der Sehnsucht, wieder ein bisschen mehr vom Leben zu haben als eine Rund-um-die-Uhr-Kinderbetreuung. Darunter fällt auch meine Arbeit.

Unsere Kinder gehen täglich 7 1/2 Stunden in die Kita. Das finde ich eine absolut vertretbare Dauer. Niemals würde ich sie für 9-10 Stunden in die Kita geben (außer im absoluten Notfall, wenn beide Eltern schwer krank sind). Wenn ich mehr arbeiten würde, müsste ich sie länger abgeben; das will ich nicht. Obwohl wir einen Kitagutschein für max. 9 Stunden haben, achte ich penibel darauf, dass sie nicht länger als allerhöchstens 8 Stunden (kam bisher 2x vor) in der Kita sind. Ich habe kein schlechtes Gewissen, sie abzugeben, aber ich hätte eines, wenn ich sie erst abends abholen würde. Das ist meine persönliche Grenze und keine Abwertung anderer Modelle. Dafür nehme ich aber meine Kinder weder an meinen freien Tagen noch an einzelnen Urlaubstagen aus der Kita. Denn das soll ja Erholung für mich sein;). Nachmittags nach der Kita bin ich aber ausschließlich für sie da und wir gehen so gut wie immer auf den Spielplatz, in den Park oder zu Freunden. Das ist unsere gemeinsame Quality-Time.

Fremdbetreuung durch Familie und Freunde:

Da die Großeltern nicht vor Ort wohnen, ist eine Betreuung durch sie nur bei gegenseitigen Besuchen zu leisten. Beim Großen war es von Anfang an so, dass sie mit ihm mal spazieren gegangen sind, wenn sie alle 2-3 Monate hier waren und ihn auch zuhause kurz bespaßt haben, wenn wir was erledigen mussten. Als ich nicht mehr voll stillte, konnten sie ihn theoretisch auch länger nehmen, das war aber äußerst selten der Fall. Eine nächtliche Betreuung durch sie konnte ich mir lange Zeit gar nicht beim Großen vorstellen, genausowenig wie ein abendliches Zubettbringen. Deshalb hat er erst mit knapp über 3 Jahren bei den Großeltern übernachtet, als ich das Gefühl hatte, er wäre soweit. Ich habe gewartet und ihm seine Zeit gelassen. Und es hat von Anfang an gut geklappt. Leider findet das nur sehr sehr selten statt.

Bei befreundeten Eltern mit gleichaltrigen Kindern war er ab dem Alter von 2 Jahren schon allein, was ich sehr früh finde, aber ich hatte das langsam aufgebaut und wir waren sehr oft gemeinsam dort zum Spielen gewesen. Auch hier war die Trennungssituation schwierig, während es dort keine Probleme gab.

Weiterhin waren wir vor der Geburt der Kleinen intensiv auf mehrmonatiger Babysittersuche, die leider erfolglos verlief. Als die Kleine dann in der Kita war, startete ich noch einmal einen Anlauf und fragte zwei Kita-Praktikantinnen, ob sie ab und zu für uns babysitten wollten. Es kam eine Zusammenarbeit zustande, allerdings leider nur kurz und in einem Fall unschön endend. Seit längerem haben wir wieder gar keinen Babysitter.

Die Kleine war im Gegensatz zum Großen noch nie allein bei befreundeten Familien und auch erst einmal allein mit den Großeltern unterwegs. Sie hat sich sehr schwer getan, als die Großeltern sie und den Großen ein einziges Mal allein aus der Kita abholten. Sie lässt sich bisher nur von mir abends ins Bett bringen und nachts beruhigen. Eine abendliche und nächtliche Fremdbetreuung außerhalb der Kita liegt also noch in weiter Ferne.

Das war unsere eigene Geschichte, unser Weg mit der Fremdbetreuung unserer Kinder. Anders als meine ursprüngliche Erwartungshaltung oder Vorstellung, oft von Gewissensbissen geplagt, zeitweise schmerzhaft für beide Seiten, aber im Endeffekt alternativlos. Aus meiner Biographie kenne ich eine späte Fremdbetreuung. In meinem Umfeld hier ist eine Fremdbetreuung mit einem Jahr gang und gäbe. Weder das eine noch das andere hat den Ausschlag für unsere privaten Entscheidungen gegeben, sondern vor allem die Sorge um unser Kraftreservoir als Eltern. Dass diese Interessen gegen die unserer Kinder, die natürlich lieber zuhause betreut worden wären, standen, war uns bewusst und hat uns viele Gewissensbisse verursacht. Wir haben uns das wirklich nicht leicht gemacht, oft habe ich gezweifelt und gehadert. Über die schlimmste Zeit, bezogen auf dieses Thema, nämlich die Eingewöhnung des Großen in seine erste Kita, werde ich noch gesondert schreiben.

Nun sind beide Kinder gemeinsam seit über einem Jahr in "unserer" Kita und, so schwierig der Abschied morgens mit dem Großen auch meist ist, fühlt es sich doch insgesamt für uns positiv und zufriedenstellend an. Ob das der richtige Weg mit der Fremdbetreuung war, weiß keiner. Aber so ist das ja nun mal im Leben.