Das Thema Schule beschäftigt mich schon seit einigen Wochen sehr stark und so kommt es gerade passend, dass Mama notes eine Blogparade zum Thema #Einschulung gestartet hat. Die Tochter von Mama notes kommt nächstes Jahr in die Schule und sie macht sich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit dem Schulsystem verständlicherweise Gedanken darüber, was ihren Kindern gut tut und wie sie eine Entscheidung bezüglich der passenden Schule treffen kann. Das geht mir genauso, ich wälze ähnliche Gedanken und beteilige mich deshalb gern.
Mein Großer kommt erst in 2 Jahren (2017) in die Schule. Er wäre zwar nächstes Jahr schon ein Kann-Kind, aber das kommt für uns nicht infrage. Viele bescheinigen ihm ja, dass er schon jetzt, mit 4 1/2 Jahren, wie ein Schulkind wirken würde, aber in meinen Augen ist er weder kognitiv noch emotional bereit dafür, auch in einem Jahr nicht. Also 2017. Die Anmeldung dafür findet im Oktober 2016 statt. Da die meisten Tage der offenen Tür allerdings auch erst jedes Jahr im Oktober angeboten werden, wäre eine umfangreiche Informationssammlung durch diverse Schulbesuche im nächsten Jahr zu spät für eine Entscheidungsfindung. Deshalb habe ich jetzt schon begonnen, mich im Netz über Schulen, Modalitäten und Tage der offenen Tür zu informieren und mir einige Termine in den nächsten Wochen herausgesucht.
Wir haben in unserem Wohnviertel das Glück, eine Vielzahl von unterschiedlichen Schulen vorzufinden. Es gibt neben diversen staatlichen Grundschulen in direkter Umgebung eine Freie Schule, eine bilinguale Schule, eine Montessorischule, eine evangelische Schule, eine Freie Demokratische Schule, eine private "Schule Eins" etc. Etwas weiter weg wären eine Waldorfschule, eine Alternativschule und andere Privatschulen. Da wir in einem kinderreichen Bezirk leben, werden sicherlich alle Schulen mit vielen Anmeldungen überhäuft. Aber es gibt mir ein gutes Gefühl, zumindest theoretisch eine große Auswahl zu haben. Selbst, wenn unser Großer dann letztendlich doch auf die normale Einzugs-Grundschule kommen sollte, weiß ich, dass ich mich zumindest informiert und eine bewusste Entscheidung in Abgrenzung zu anderen Möglichkeiten getroffen habe. Das ist für mich immer sehr wichtig, wie schon hier beschrieben.
Meine eigenen Erinnerungen an die Schulzeit (erst in der DDR, dann im vereinten Deutschland) sind eigentlich durchgehend negativ. Ich war gut in der Schule, ich habe Abitur gemacht und ein Hochschulstudium absolviert. Trotzdem denke ich mit Grausen an die Schulzeit zurück. Ob das am "System" Schule lag, an den Lehrern, am Gruppenzwang oder am Leistungsdruck, weiß ich nicht. Wahrscheinlich an allem ein bisschen. Fakt ist, ich denke ungern an das Schulthema und ich muss mich disziplinieren, um in meinen Aussagen über Schule gegenüber dem Großen neutral zu bleiben. Dabei mache ich mir jetzt schon Sorgen, wie er in der Schule klarkommen wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er mir in einigen Aspekten so ähnlich ist: zurückhaltend, ruhebedürftig, lärmempfindlich, gerechtigkeitsliebend und ein überschaubares Umfeld und Struktur benötigend. Ich weiß aber auch, dass vieles von einzelnen Personen und der "Chemie" abhängt. Deshalb ist es nicht zwangsläufig so, dass eine kleine, überschaubare freie oder Privatschule automatisch die bessere Wahl für ihn wäre. Es hängt von so vielen Faktoren ab, ob und wo man sich wohlfühlt, die man meist vorher gar nicht beurteilen kann.
Bestes Beispiel dafür sind seine Kitaeingewöhnungen. Seine erste Kita war ein kleiner Kinderladen von 24 Kindern, zu dem Zeitpunkt, da frisch eröffnet, gerade mal mit ca. 10 Kindern gefüllt. Ich dachte, das wäre genau richtig für ihn, würde ihn nicht überfordern, das junge Personal wäre engagiert und nicht festgefahren, die familiäre Atmosphäre würde uns allen Sicherheit geben. Die Eingewöhnung war extrem schwierig und schmerzhaft und für mein Gefühl nie erfolgreich abgeschlossen. Das lag an vielen Faktoren, vor allem an der schlichtweg nicht vorhandenen Einfühlungskraft seiner damaligen Bezugserzieherin und merkwürdigerweise auch an dem kleinen Rahmen (der Kinderladen war in einer umgebauten Wohnung), der ihn einengte (mich übrigens auch). Als wir dann in seine jetzige, größere Kita wechselten, fühlte er sich ziemlich schnell wohl, bewegte sich freier, mochte den Garten und hatte eine verständnisvolle Bezugserzieherin, die weiß, wie sie ihn zu nehmen hat. Es ist also nicht zwangsläufig so, dass das, was wir für das Kind passend finden, auch wirklich passt. In dem Fall Kita war es eben genau das Gegenteil. Vieles hängt von den Persönlichkeiten und den allgemeinen Rahmenbedingungen ab. Deshalb bin ich mit dem Schulthema noch einmal vorsichtiger geworden.
Früher, bevor ich selbst Kinder hatte, war ich mir sicher, dass ich meine Kinder auf keine staatliche Schule schicken würde. Zu tief sitzen die eigenen Erfahrungen, die Erzählungen von Eltern älterer Kinder und die Sorgen und Befürchtungen um Leistungsdruck, Unterordnung, pädagogisch mieses Personal, Gruppenzwang und das Verloren-Gehen echter Freude am Lernen und Entdecken. Ich habe in meiner eigenen Schulzeit Lehrer erlebt, bei denen man sich nicht vorstellen konnte, wie sie jemals die Erlaubnis, ihren Beruf auszuüben, bekommen haben. Die Lehramtsstudenten an der Uni, neben denen ich manchmal in der Mensa saß, empfand ich als besonders unreflektiert und kindisch und konnte mir nicht vorstellen, ihnen jemals mein Kind anzuvertrauen. Ich habe in meiner Schullaufbahn nur einen einzigen Lehrer erlebt, der nicht nur mit Leidenschaft für sein Fach, sondern auch mit pädagogischem Geschick unsere Klasse betreute. Das ist ernüchternd. Aber: wenn es mehrere dieser Lehrer an einer Schule gäbe, wäre es unerheblich, ob es eine staatliche oder eine Privatschule ist. Doch das weiß man eben vorher nicht.
Was ich aber jetzt weiß, ist, dass für Kinder, gerade für meinen Großen, sein bekanntes Umfeld, sein Kiez, seine Freunde, seine gewohnten Wege, seine Anlaufstellen sehr sehr wichtig sind und ihm Stabilität geben. Und Stabilität ist in einer Lebensphase wie dem Schulstart, verbunden mit dem Milchzahnwechsel und der Sechs-Jahres-Krise (5.-7. Lebensjahr), grundlegend. Ein paar Kitafreunde, ein schon bekanntes Gebäude und das nachmittägliche Eis im vertrauten Eiscafe sind für das persönliche Wohlfühlen meines Großen sicherlich anfangs wichtiger als die optimale Schulform. Unsere Einzugsgrundschule ist zwar leider sehr groß, hätte aber zum Beispiel den Vorteil, dass ein eventuell anschließendes Gymnasium direkt über's Eck wäre. Er würde also die gesamte Schulzeit in diesem seinem gewohnten Umfeld verbringen. Die Privatschulen gehen oft bis zur 10. Klasse, manche beinhalten auch die Gymnasialstufe. Ich weiß auch, dass Struktur für ihn wichtig ist und jemand, der ihn an die Hand nimmt und anstupst. Er ist bis jetzt kein sehr initiativfreudiges Kind, sondern braucht immer Anregungen und Anstöße. Ein relativ freies, selbstbestimmtes Lernen würde ihn wahrscheinlich überfordern, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Er braucht jemanden, der ihn bei Entscheidungen unterstützt, und möglichst auch nicht zu viel Auswahl. Sonst überfordert ihn das. Ich weiß nur nicht, ob ich diese Aspekte eher an einer staatlichen oder an einer privaten Schule sehe.
Ich möchte mein sensibles Kind natürlich gern in pädagogisch guten Händen und an einer engagierten Schule wissen und auch perspektivisch denken. Wo wird er am besten gefördert, wo am meisten auf ihn eingegangen? Wo gibt es Kinder, die ähnlich sind wie er, das heißt, wo wird er akzeptiert und geht nicht unter? Wo findet er auch Herausforderungen, die zu seiner Weiterentwicklung beitragen? Wo sind Eltern zu finden, die ähnliche Einstellungen haben wie wir? Ein Potpourri an Fragen über die für die nächsten Jahre vermutlich wichtigste Entscheidung, die wir für das Leben unseres Großen (und damit wahrscheinlich auch für das seiner kleinen Schwester) treffen müssen. Zum Glück haben wir noch ein Jahr Zeit bis zur Entscheidung. Aber ich fühle mich sicherer, wenn ich mich jetzt schon damit beschäftige. Auch wenn es mir ein bisschen Angst einjagt. Ich werde weiter berichten und die Blogparade von Mama notes intensiv verfolgen.
Dienstag, 15. September 2015
5 Kommentare:
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Das ist genau das Dilemma, oder? Entweder die alternativen Schulen sind zu weit weg und man ist unsicher, ob das Kind die Freunde vermisst - und die Selbständigkeit alleine den Schulweg meistern zu können. Halte mich mit Deiner Entscheidung mal auf dem Laufenden! :)
AntwortenLöschenBei uns sind die alternativen Schulen nicht mal viel weiter weg, trotzdem wird es eine schwierige Entscheidung. Schade, dass Du eure Entscheidung nicht kundtust. Mal sehen, vielleicht kann ich irgendwann zwischen den Zeilen etwas herauslesen ;)
LöschenLiebe Grüße!
Hast du dich auch mal bezüglich Privatschule ausserhalb deiner Umgebung umgesehen? Es gibt in ganz Europa zahlreiche gute Einrichtungen. So z.B. die Privatschule Zürich, welche besonders auf integrative Förderung und motiviertes Lernen achtet. Zürich und Umgebung hat zahlreiche offene Stellen und Personen aus dem Ausland werden immer gesucht. Viele bieten sogar eine Primarschule Zürich und Sekundarschule Zürich, welche ganztags geführt wird. Dies kommt vor allem berufstätigen Eltern besonders zugute. Genau deshalb ist die Privatschule Zürich Nord eine Ganztagesschule für Kinder Zürich, Ganztagesschule für Kinder in Zürich.
AntwortenLöschenDie richtige Schule finden kann für Eltern eine grosse Herausforderung sein. Für uns war wichtig, bei der Schulwahl auch auf unser Bauchgefühl zu hören und uns nicht blenden zu lassen. Manchmal ist die einfachste Option bei der Schulwahl genau die richtige.
AntwortenLöschenMein Wunsch für ihn ist was anderes, als vielleicht für ihn gut ist. Das ist das Problem. Wahrscheinlich wird es auf die einfachste Option hinauslaufen, obwohl ich das eigentlich gar nicht mag. Mal sehen.
LöschenDanke und liebe Grüße!