Mittwoch, 21. Januar 2015

Autonome Kinder Teil 2

Seit meinem ersten Beitrag über autonome Kinder ist mir das Thema nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich habe weiter recherchiert und gelesen. Leider finden sich tatsächlich nur sehr beschränkte und verstreute Informationen im Netz. Deshalb werde ich hier in diesem Text und auch weiterhin alles sammeln, was mir über den Weg läuft. Die Forschung scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken und auch Juul selbst hat sich wohl noch nicht eingehender mit dem Thema beschäftigt. Was mir beim weiteren Einlesen immer klarer wurde: autonome Kinder sind eindeutiger zu erkennen als z.B. hochsensible oder hochbegabte Kinder, da ihre Wesenszüge so manifest sind, dass man sofort entscheiden kann: passt oder passt nicht. Bei Hochsensibilität ist das sehr viel schwieriger einzuschätzen, da sich einiges mit anderen Charakterbildern überschneidet, einiges auch veränderlich ist und manches komplett fehlen kann. Bei den Grundzügen autonomer Kinder war es zumindest bei mir so, dass einfach jede Aussage auf meinen Großen passte. Trotzdem halte ich das nur für einen Teilaspekt seiner Persönlichkeit; ich denke, er ist ein hochsensibles und ein autonomes Kind zugleich. Das muss aber bei anderen Kindern, bei denen das eine oder andere Merkmal zutrifft, nicht zwangsläufig parallel vorhanden sein.

Ich habe bisher nur eine Webseite gefunden, die sich theoretisch und im Juulschen Sinne über autonome Kinder äußert. Es wird dort die Prozentzahl von 15-20% autonomer Kinder erwähnt, was ich sehr hoch angesetzt finde, wenn ich bedenke, dass ich in meinem direkten Umfeld kein anderes autonomes Kind außer meinen Großen erlebe. Interessanterweise ist das die gleiche Zahl, die immer wieder (auch auf dieser Webseite) als Anteil hochsensibler Menschen an der Gesamtbevölkerung genannt wird. Für beide Wesensausprägungen (und auch für die hochbegabten Kinder) werden Charakteristika beschrieben sowie Tipps für den Umgang mit solchen Kindern gegeben, die ich hier mal wiedergebe:

Ca. 15-20 % der Kinder sind von Anfang an „Autonom“.
Diese Kinder
  • kennen und beachten ihre Bedürfnisse genau und ohne Ausnahme
  • nehmen ihre persönlichen Grenzen ernst
  • lassen sich nicht manipulieren
  • mögen keinen Körperkontakt, der nicht von ihnen ausgeht
  • weichen vor jedem erwachsenen Verhalten zurück, das nicht vollkommen
    authentisch und frei von pädagogischer Manipulation ist
  • sagen nur dann Ja, wenn sie die absolute Wahlfreiheit haben
  • benehmen sich oft wie reife Erwachsene, die ein ausgeprägtes Selbstbild haben
  • wollen immer ihre Würde und Integrität wahren 
Bei einigen äußert sich dieses Verhalten vorwiegend zu Hause, bei anderen aber auch außerhalb

Umgang mit autonomen Kindern
  • Authentisch sein und reden („Ich-Form“, klare persönliche Ansagen)
  • danach eine Pause einräumen
  • offen reden
  • nachfragen nach Bedürfnissen: „ Was brauchst du?“ „Was willst du?“
  • Wahlmöglichkeiten bieten (wie ein Buffet)
    bei Zeit, Varianten, Ablauf, Materialien
  • Vermeiden Sie
    • Körperkontakt (außer vom Kind initiiert)
    • Jegliche Pädagogik
    • Jeglichen Machtkampf

Achten Sie gerade bei diesen Kindern verstärkt auf respektvolles und authentisches Handeln und Reden.

Diese Gesichtspunkte fassen sehr prägnant die bei Juul verstreuten Aussagen zusammen, gehen aber nicht weiter in die Tiefe. Alle Punkte kann ich, was meinen Großen betrifft, voll und ganz bestätigen. Ebenso die Ratschläge für den Umgang mit autonomen Kindern. Die Webseite bietet Hilfe und Beratung für Eltern solcher Kinder an und ist an Familylab orientiert, das nach Juulschen Prinzipien arbeitet.

Bücher

In zwei weiteren Juulschen Büchern außer dem schon vorgestellten Elterncoaching: Gelassen erziehen habe ich Passagen über autonome Kinder gefunden: in Nein aus Liebe: Klare Eltern - starke Kinder und in Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen. Trotz einiger Wiederholungen und Überschneidungen zitiere ich hier alles, was dort beschrieben wird, um mal all die verstreuten Aussagen an einem Ort zu sammeln.

Jesper Juul “Nein aus Liebe: Klare Eltern - starke Kinder” (S. 84 ff.):
“Es gibt eine Gruppe von Kindern, für die die Möglichkeit, Nein zu sagen, bevor sie Ja sagen können, von ganz entscheidender Bedeutung ist. Ich nenne sie “autonome Kinder”, weil ihre Neigung, sich abzugrenzen, schon von Geburt an stärker ausgeprägt ist als bei anderen. (…) Sie unterscheiden sich (…) von der Mehrzahl der Kinder, die es liebt, mit ihren Eltern zu verschmelzen, und willig ihre eigenen Grenzen aufgibt, um Wärme und Fürsorge zu erfahren.

Oft, wenn auch nicht immer, kann man diese Kinder schon unmittelbar nach der Geburt daran erkennen, dass ihre Gesichter und ihre Körper “fertiger” erscheinen als die anderer Säuglinge. Sie haben keinen Babyspeck, ihre Muskulatur ist wohl definiert, und motorisch sind sie ihren Gleichaltrigen oft überlegen. 

Ihr Verhalten ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie weitgehend unempfänglich für das sind, was wir gemeinhin als Fürsorge verstehen. Sie sind oft allergisch gegenüber Körperkontakt, der nicht von ihnen ausgeht, und weichen vor jedem erwachsenen Verhalten zurück, das nicht vollkommen authentisch und frei von pädagogischer Manipulation ist. Bei einigen äußert sich dieses Verhalten vorwiegend zu Hause, bei anderen aber auch im Kindergarten und in der Schule.

Ihre Eltern stellen diese Kinder auf eine harte Probe, weil diese ständig das Gefühl haben, dass sie sich nicht richtig verhalten oder dass ihre Liebe abgewiesen wird. (…)

Autonome Kinder haben dasselbe Bedürfnis nach Nähe und Fürsorge wie alle anderen Kinder, doch insistieren sie darauf, selbst über deren Zeitpunkt und Umfang zu entscheiden. Ihr Verhalten verdeutlicht den grundlegenden Konflikt aller Menschen zwischen den Bedürfnissen nach Zusammengehörigkeit und Unabhängigkeit.

Bildlich gesprochen lassen sich andere Kinder gern füttern und später bedienen, während man den autonomen Kindern ein Büffet aufbauen muss, von dem sie sich selbst bedienen können. Sie nehmen ihre persönlichen Grenzen ungeheuer ernst und sagen nur dann Ja, wenn sie die absolute Wahlfreiheit haben. In vieler Hinsicht benehmen sie sich wie reife Erwachsene, die ein ausgeprägte Selbstbild haben. 

Wenn Eltern unaufdringlich ihre Hilfe anbieten und sich aller Erklärungs-, Motivations- und Manipulationsversuche enthalten, dann nehmen autonome Kinder diese Hilfe gern an. Ihr Körper entspannt sich, und ihre Erleichterung, der Einsamkeit entronnen zu sein, wird deutlich. Erst wenn die Eltern ihre Eigenart voll und ganz akzeptieren, lassen sie es zu, dass man sich um sie kümmert und sie umsorgt.”

In seinem Buch Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen berichtet Jesper Juul im Kapitel "Integrität" von einem autonomen Mädchen (ab S. 50), deren erschöpfte und ratlose Eltern sich Hilfe von ihm erhoffen. Sie erzählen, dass bei ihrer Tochter keine der üblichen "Erziehungsmethoden" funktioniert, sie wahnsinnig viel Aufmerksamkeit einfordert und es dennoch nie genug zu sein scheint, sie intensive und lang anhaltende Wutanfälle bekommt und so heftig provozieren kann, dass "ich fast den Verstand verliere" (S. 51). Die Eltern sind völlig ausgelaugt und können das Leben mit ihrer Tochter nur dadurch bestehen, dass sie sich immer wieder mit der Betreuung abwechseln. Juul vermutet, dass es sich um ein autonomes Kind handelt, und fasst nochmals die Grundzüge solcher Kinder wie folgt zusammen (ab S. 52):

Jesper Juul "Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen" (S. 50 ff.)
"Sie werden oft 'fertig' geboren, ohne Babyspeck, mit wohldefinierten Muskeln und einem Gesicht, das bereits Persönlichkeit hat. In ihrer motorischen Entwicklung sind sie Gleichaltrigen oft mehrere Wochen voraus, und der Wille zur Selbstständigkeit steht ihnen von Beginn an quasi ins Gesicht geschrieben. Sie weisen oft die Art von Zärtlichkeit zurück, die andere Babys lieben, und sind unempfänglich für das, was wir gemeinhin als 'Erziehung' bezeichnen. Circa die Hälfte von ihnen zeigt in Kindergarten und Schule ein anderes Verhalten, während die anderen sowohl innerhalb als auch außerhalb der eigenen vier Wände als sehr anstrengend und 'schwierig' empfunden werden.

Die Eltern dieser Kinder sind oft verzweifelt darüber, was eine Mutter einst folgendermaßen beschrieb: 'Ich habe das Gefühl, dass ich sie nicht auf dieselbe Art und Weise lieben kann wie meine anderen Kinder.' Diese Eltern haben (...) oft alles versucht, ohne den geringsten Erfolg. Denn autonome Kinder lassen sich nicht so schnell "kleinkriegen", und im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern ziehen sie sich eher von den Eltern zurück, als sich ihnen zu unterwerfen. Das hört sich jetzt vielleicht sehr 'dramatisch' an. Doch wenn man ihre Persönlichkeit verstanden hat, dann ist das Zusammenleben mit ihnen ebenso lehrreich wie vergnüglich.

Das Besondere an den autonomen Kindern ist ihre überdurchschnittlich ausgeprägte Eigenverantwortlichkeit. Sie wollen selbst zu allem Stellung beziehen. Sie wollen selbst Entscheidungen treffen. Wenn sie sich falsch entschieden haben, wollen sie dies selbst erkennen und selbst einen Ausweg finden.

Ihre Tochter kann das meiste selbst, doch sie kann es nicht allein! Sie braucht ihre liebevolle Fürsorge, Ihre Hilfe und Ihren Rat - doch muss es sich stets um Angebote handeln. Alles andere erlebt sie als Angriff auf ihre persönliche Autonomie. Ich benutze oft das Bild, dass diese Kinder nicht essen wollen, wenn man einen vollen Teller vor ihnen auf den Tisch stellt. Sie wollen Angebote in Form eines Buffets. Dann können sie selbst entscheiden, was, wie viel und wann sie sich etwas nehmen wollen.

Doch Grenzen zu setzen ist bei diesen Kindern das Schlimmste, was man tun kann."

Alle diese Punkte kann ich ausnahmslos aus meiner Erfahrung mit dem Großen bestätigen. Einige Parallelen habe ich ja schon in dem ersten Beitrag geschildert. Das Besondere ist tatsächlich, dass man das im Prinzip ab Geburt erkennen konnte. Verständlicherweise steht man dann aber eher hilflos und allein da und fragt sich jeden Tag, was denn bloß mit dem Kind los sei. Dass ein Baby jeglichen Körperkontakt außer Stillen und Frei-Getragen-Werden völlig ablehnt und dies auch unmissverständlich zum Ausdruck bringt, ist für frischgebackene Eltern schwer bis gar nicht zu ertragen. Streicheln, Kuscheln, Massieren, Küssen etc. war so gut wie gar nicht möglich. Alles, was man mit einen Baby macht, blieb uns verwehrt. Obwohl wir keine direkte bzw. eigene Vergleichsmöglichkeit hatten, merkten wir dennoch sofort seine Andersartigkeit. Dass er ein reifes, "fertiges" Gesicht hatte, schilderte ich bereits. Dass er unempfänglich für unsere Liebesbezeugungen war und lieber seine Grenzen wahrte, als mit uns Eltern zu verschmelzen, setzt sich von Anfang bis heute fort, wenn auch in für uns erträglicherer Form. Er war motorisch in allem sehr früh entwickelt, kein Wunderkind, aber früher als alle anderen Kinder im Bekanntenkreis. Und bis er die jeweiligen motorischen Fähigkeiten beherrschte, hat er sichtlich gelitten und um jeden Fortschritt verbissen gekämpft. Das freie Laufen hat er nicht etwa an unserer Hand gelernt, nein, das hat er gehasst. Er hat lieber Stühle geschoben, als von uns gehalten zu werden.

Das Selbst-Entscheiden-Wollen ist bei ihm sehr ausgeprägt. Wenn Zeit und Gelegenheit ist, versuche ich, ihm soviel Entscheidungsfreiheit und Selbstständigkeit wie möglich zu gewähren. Er macht nichts, um uns zu Gefallen zu sein oder es sich leichter zu machen, wie andere Kinder. Strategien wie "Ich zähle bis drei, und dann kommst Du" o.ä. braucht man bei ihm gar nicht anzuwenden. Es bringt Nullkommanichts. Überhaupt wählt er eigentlich immer den schwersten, konflikt- oder hindernisreichsten Weg, nur um keine Hilfe anzunehmen/ seine Integrität zu wahren. Wenn er sich dann aber für etwas entschieden hat, ist er sichtlich erleichtert und kooperiert auch problemlos. Bis dahin ist es jedoch manchmal ein langer und steiniger Weg. Und im Alltag bzw. wenn 4 Familienmitglieder unter einen Hut gebracht werden wollen, nicht immer zu bewerkstelligen.

Seine Autonomiephase begann sehr früh und war heftig und intensiv. Das normale Grenzen-Setzen und Konsequent-Sein brachte überhaupt keinen Nutzen. Wir nahmen in dieser Zeit sogar zweimal eine über die Kita vermittelte Familienberatung wahr, weil wir uns so hilflos im Umgang mit ihm fühlten. Dort wurde aber auch nur mit den gängigen Erziehungsratschlägen, die wir ja alle schon durchprobiert hatten, "geholfen". Mit ca. 3 1/2 Jahren wurde es langsam besser, nachdem er vorher nochmal zur Höchstform aufgelaufen war. Der Grundzug bleibt natürlich bestehen und ist weiterhin deutlich zu erkennen. Nur die Umsetzung ist nicht mehr ganz so destruktiv und kräftezehrend für alle Beteiligten.

Worüber ich froh und dankbar bin, ist, dass er in der äußeren Welt ein anderes, angepasstes Verhalten zeigt. Das aber auch nur, wenn wir nicht dabei sind. Für uns bedeutet das einerseits die Sicherheit, dass er sich bei Fremden angemessen verhält und seine vielen positiven Seiten zeigt. Andererseits stimmt es uns auch oft traurig, dass er sich bei uns so fallenlässt. Ja, ich weiß, Zeichen einer guten Bindung und so weiter. Aber manchmal echt hart. An ganz schlimmen Tagen fühlt man sich wie sein Fußabtreter. Besonders ich, die ich mich so intensiv und verständnisvoll auf ihn einlasse.

Ich kann also feststellen, dass wirklich alle Charakteristika, die ich über autonome Kinder gefunden habe, auf meinen Großen passen. Einiges habe ich im ersten Beitrag erwähnt, einiges nun hier. Ich vermute, dass er gleichzeitig ein hochsensibles und ein autonomes Kind ist. Darüber werde ich sicherlich noch einmal gesondert schreiben.

Über die bereits erwähnten Bücher und Seiten hinaus habe ich noch den Blogeintrag Donnasensa - Mein autonomes Kind einer alleinerziehenden Mama gefunden, deren Beschreibung ihres Sohnes haargenau auf die Merkmale autonomer Kinder passt. Auch sie musste erst langsam die gängigen "Erziehungsstile" über Bord werfen und es mit einer anderen Taktik versuchen.

Ein weiterer Verweis auf autonome Kinder war in einer Rezension von Juuls Buch "Elterncoaching: Gelassen erziehen" auf der Seite von ADHS Deutschland e.V.:
"Abschließend möchte ich einen Blick darauf werfen, wie „ADHS“ im Elterncoaching behandelt wird. Das Buch will zwar kein Ratgeber für diesen besonderen Erziehungsfall sein, aber im einen oder anderen Gespräch klingt ADHS an. Hier geht Jesper Juul ganz eigene Wege. Er nennt Kinder, die ihre Eltern mit ihrem Eigensinn, Trotz und unbändiger Impulsivität an den Rand ihrer Kräfte bringen, „autonome Kinder“. In einem Gespräch mit einem solchen Elternpaar bemerkt er: „Der Grund, warum ich frage, ist der, dass ich über Kinder forsche, über die noch nicht so viel geschrieben ist, denen ich aber schon häufig begegnet bin.“ Wie sieht wohl die Forschung eines Jesper Juul aus, der der Ansicht ist, dass über solche Kinder noch nicht viel geschrieben wurde?"

Hier werden also, wenn ich es richtig verstehe, autonome Kinder gleichgesetzt mit ADHS-Kindern und Juul wird noch vorgeworfen, dass er sie nicht als ADHS-Kinder erkennt oder bezeichnet und behauptet, es gäbe keine Forschung darüber. Das ist meiner Meinung nach völlig unhaltbar, denn obwohl autonome Kinder sicherlich einige Überschneidungen mit ADHS-Kindern aufweisen, sagt Juul nirgends etwas über das Thema Reizverarbeitung, was bei ADHS-Kindern eines der Hauptprobleme ist (genau wie bei hochsensiblen Kindern). Hier wäre sicherlich noch einiges an Forschung ohne Vorverurteilungen zu leisten.

Festzuhalten ist, dass das Leben mit einem autonomen Kind sehr anstrengend ist und man sein eigenes Verhalten immer und immer wieder reflektieren muss. Und niemand, der ein solches Kind nicht schon einmal erlebt hat, kann nachvollziehen, was das bedeutet. Wenn mir selbst schon manchmal das Verständnis schwer fällt, wie sollen andere Menschen das verstehen, die solch ein Kind nicht kennen? Oder eben nur einen Teil des Kindes erleben? Es ist und bleibt eine tägliche Gratwanderung.

Jetzt würden mich natürlich andere Erfahrungsberichte interessieren. Wer erkennt sein Kind in den oben genannten Aussagen? Welche Strategien habt ihr entwickelt, um den doch sehr anstrengenden und herausfordernden Alltag mit einem autonomen Kind zu meistern? Könnt ihr Aspekte beitragen, die noch nicht erwähnt wurden?

Fortsetzung: Autonome Kinder Teil 3 - Interview mit Jesper Juul
und Autonome Kinder Teil 4 - Pubertät
und hier zurück zu Teil 1: Autonome Kinder

Hier ein Link zum Erfahrungsaustausch in einem Babyforum:
https://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/Autonome-Kinder-suche-Erfahrungsaustausch_81648.htm

Weitere Blogbeiträge aus anderen Blogs:
https://derkleinegemischtwarenladen.wordpress.com/2015/09/23/autonom-und-energisch/

http://leichterlebenfamily.de/mein-wuetendes-kind/ 

http://www.inselfamilie.de/2016/06/07/mein-autonomes-kind-oder-beziehung-auf-augenh%C3%B6he/

http://blog.urnaturaen.de/2017/02/27/mein-autonomes-kind-willensstaerke-ist-kein-fluch-bildergeschichte/

http://www.tinapichler.com/8-tipps-willensstarke-kinder/

https://herzenswege.blog/2017/09/20/autonome-kinder-nach-jesper-juul/

http://glueckliche-familien.de/autonome-kinder/

https://fraeuleinkassandra.blog/2018/01/03/kinder-mit-ausgepraegtem-willen-sind-ein-segen/

Wenn euch meine Artikel über "Autonome Kinder" weitergeholfen haben, würde ich mich sehr über ein kleines Dankeschön freuen. Über diesen Button könnt ihr mir einen Kaffee "spendieren":

37 Kommentare:

  1. Liebe Frühlingskindermama,

    Ich bin gerade über deinen Kommentar bei Mamamiez hier gelandet.
    Was du schreibst und herausfinden konntest lässt mich staunend hier sitzen... Bisher habe ich einfach gedacht, unsere Große hat eben einen enormen eigenen Willen.
    Das ist es im Prinzip ja auch. Nur steckt eben schon noch viel mehr dahinter.

    Ich frage mich wie wir konkret damit umgehen können. Dass es nichts nutzt harte Grenzen zu setzen haben wir schon oft gemerkt. Gerade eben erst hat sie sehr sehr ausdauernd geschrien, sich mit nichts ablenken lassen und standfest darauf beharrt, dass ich mit ihr ins Kinderzimmer komme. Man könnte jetzt behaupten, ich ließe mich tyrannisieren. Nur wo liegt die Tyrannei eines 6 Monate alten Mädchens, wenn es selber essen will? Sie hat sich nie füttern lassen, (heute manchmal, wenn SIE darum bittet), sagt Nein und niemals ja (wenn wir ihren Wunsch erraten haben nimmt sie z. B. die Wurst einfach nur). Sie will überall helfen, was wir ihr so gut es irgendwie geht versuchen zu ermöglichen.
    Ich glaube der Montesorriansatz bietet viel was diesen Kindern helfen kann.
    Malou ist übrigens gerade 18 Monate alt. Manchmal kommt es mir vor als sei sie mindestens schon drei....

    Vielleicht hast du Lust auf einen Austausch per Mail?
    Herzliche Grüße,
    Melly
    DasRegenbogenkind at Yahoo.com

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    1. Liebe Melly,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich freue mich unheimlich, dass über meine Links bei Mama Miez sehr viele (wie ich an meiner Statistik sehe;)) Leser auf meine Beiträge aufmerksam wurden. Das Thema müsste unbedingt noch stärker bekannt gemacht werden.
      Ich denke, wenn man als Eltern merkt, dass man mit "herkömmlichen Erziehungsmethoden" bei einem Kind so gar nicht weiter kommt, sondern jede Situation nur noch schlimmer wird und man beginnt, nach Erklärungen und alternativen Umgehensweisen zu suchen, dann ist klar, dass das Kind besonders ist. Und wie wir scheinst Du das auch bei Deiner Tochter sehr früh gemerkt zu haben.
      Mein Großer sagt auch grundsätzlich erstmal NEIN. Ein JA kommt nur, wenn man ihm Zeit, Gelegenheit und vor allem die freie Entscheidung lässt. Das ist schon sehr ungewöhnlich.
      Wie man am besten damit umgeht, da experimentieren wir auch jeden Tag. Ich versuche eben, ihm soweit es geht Freiheiten zu lassen. Wenn es nicht geht wegen Terminen etc., eskaliert die Situation meistens (wie jeden Morgen beim Anziehen für Kita und Arbeit). Das lässt sich aber auch nicht vermeiden. Es kostet nur unheimlich viel Kraft. Ansonsten versuche ich immer, ihm Entscheidungsmöglichkeiten zu geben, damit er seine Integrität wahren kann.
      Durch meine Kleine, die genauso "erzogen" und behandelt wird wie der Große, sehe ich täglich den Kontrast zwischen ihrem "normalen" Verhalten und dem ungewöhnlichen Verhalten des Großen. Bei ihm kommt nun auch noch die Hochsensibilität dazu, was es alles nicht einfacher macht.
      Mit Montessori hab ich mich noch nicht beschäftigt. Geht sie denn speziell auf solche Kinder ein?
      Ich hoffe weiter auf viele Erfahrungsberichte, damit das Thema bekannter wird. Gern kannst Du mich anmailen (Mailadresse im Impressum).

      Liebe Grüße!

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    2. Hi nochmal,

      An sich beschäftigt Montessori sich nicht speziell mit schwierigen Kindern. Jedoch wird bei ihrer Pädagogik ganz allgemein die Selbstständigkeit und das autonome tun gefördert.
      (man soll zum Beispiel nicht korrigieren wenn das Kind etwas nicht ganz richtig macht: Schuhe verkehrt herum, erste Buchstaben auf dem Kopf... Sondern warten und beobachten. Irgendwann erkennt das Kind nämlich tatsächlich von selbst wie es besser geht, oder bittet um Hilfe.)
      Ich habe mich bisher hauptsächlich mit den Altersstufen bis 3, 4 beschäftigt. Ein schöner Blog hierzu sind die Eltern vom Mars. Ich musste was meine Tochter betrifft schon ein gutes Stück über ihr tatsächliches Alter gehen in manchen Bereichen.
      Die Pädagogik unterstützt den ernormen Drang nach Selbstständigkeit jedenfalls sehr gut und ich konnte einige Tipps beherzigen, die uns im Alltag wirklich helfen.
      Ich weiß leider nicht wie es genau für andere Altersstufen aussieht. Aber vielleicht findet sich da ja noch mehr?
      Herzliche Grüße,
      Melly

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  2. Hallo,
    bin jetzt ebenfalls über Mamamiez hier gelandet und staune, was ich hier lese und mir sehr bekannt vorkommt. Das mit dem Schwimmkurs haben wir 1:1 hier erlebt. Erst viel später (als er sich dazu entschlossen hatte, jetzt schwimmen zu lernen) hat er sein Seepferdchengemacht und dann fast von alleine. Unser Sohn ist jetzt 7,5 und in der Schule, 2. Klasse. Seine Lehrerin hat große Probleme mit ihm, weil in der Schule kann man nicht jedem Kind die Wahlmöglichkeit geben. Es warten 27 weitere Kinder. Wenn er da keine Lust hat, etwas zu tun, dann geht das einfach nicht. Es ist sehr schwer für uns, das zu vermitteln. Er muss es lernen....wie andere Mathe üben müssen. Inhaltlich ist er sehr gut in der Schule, aber sozial ist das oft nicht einfach...... Für mich wäre daher interessant: Hast Du auch etwas über Schulkinder gefunden?
    Viele Grüße, S

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    1. Hallo,
      danke für Deinen Kommentar! Leider habe ich über das Schulproblem bisher noch gar nichts gefunden. Wie gesagt, die Forschung scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken. Da ich aber hier gern Erfahrungsberichte sammeln will, auf die Interessierte zugreifen können, kannst Du gerne noch mal ein wenig detaillierter berichten. Wer weiß, vielleicht stößt jemand drauf und kann Dir weiterhelfen. Wenn die Lehrerin aufgeschlossen ist und ein ehrliches Interesse am Verstehen "schwieriger" Kinder hat, kann man ihr ja vielleicht auch das Thema mal nahebringen. Nimm eines der Juul-Bücher mit den entsprechenden Passagen mit und sag, Du bist da zufällig drauf gestoßen, ob sie das interessiert und was sie dazu meint.
      Hast Du Dich schon mit dem Thema Hochbegabung beschäftigt? Wäre das noch eine andere Erklärungsmöglichkeit?
      Schau mal hier
      http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbegabung
      und scrolle runter zu Indizien. Einiges überschneidet sich durchaus auch!
      Liebe Grüße!

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    2. Hallo! Ich bin selbst Lehrerin und kürzlich wurden wir von einer Mutter aufgeklärt, ihr Sohn sei ein autonomes Kind. Momentan zeigt er sich in der 4. Schulwoche / 1. Klasse / 6 Jahre sehr provokativ und macht Erklärungs- und Erarbeitungsphasen fast unmöglich, indem er schreit, wegläuft, mir auch schon mal auf die Zehen gesprungen ist, nach einer Zurechtweisung. Heute konnten wir, da wir zu zweit unterrichtet haben, jene Kinder in einem anderen Raum betreue, die sich nicht bereit fühlten zum Lernen. Sie mussten die versäumten Arbeiten als Hausaufgabe mit nachhause nehmen. Wenn wir alleine in der Klasse sind, ist dies wohl eher schwer umzusetzen, da man die Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen kann.

      Die Situation ist äußerst angespannt und wir Lehrer echt am Limit.

      Die Mutter hatte Verständnis für unsere Lage, hat uns über diese Kinder berichtet, weiß aber auch keine Lösung für die Schule. Ich denke, eine offene alternative Schule würde seinen Bedürfnissen eher entgegenkommen.

      Über Erfahrungsberichte und Tipps freue ich mich!

      lg S.

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  3. Einen schönen grauen Sonntag allen zusammen. Unser ältester Sohn ist Jahrgang 1996 und schon kurze Zeit später ist uns Juuls "Das kompetente Kind"in die Hände gefallen. Es kamen 2 weitere Jungs 2000 und 2004 und Juul begleitete uns lange Jahre. Den Begriff des autonomen Kindes haben wir bei ihm erst relativ spät kennengelernt, wohl aber gemerkt, dass unser Großer immer irgendwie anders war und ist. Mit 2 Jahren wurde ihm bescheinigt, dass er seinen Altergenossen weit voraus war und mit 2,5 wurde es für uns richtig schwer. Ich möchte mich nicht wiederholen aber alles, was ich hier gelesen habe, traf auf ihn zu. Wir waren oft am Rande unserer Nerven und häufig im Verhandeln und ungewöhliche Wege gehend.
    Mittlerweile ist er erwachsen und ist nach wievor auf sich, seine Integrität, seine Grenzen bedacht. Sein Vater tituliert ihn des öfteren als Egoist. Oberflächlich könnte der Eindruck entstehen, nur ist er mit seinen selbst gewählten Sozialkontakten vollkommen anders. In seiner ganzen Entwicklung waren wir immer nur froh, wenn er älter geworden ist, weil er immer schon viel älter wirkte. Nun wird er bald ausziehen, damit er "so viele Dinge lernen kann, die er bei uns nicht lernt" (Zitat), weil er nicht wirklich selbstbestimmt innerhalb der Familie sein kann. Das ist nur konsequent, denn wir hatten bei ihm immer den Eindruck, dass er alles alleine durchwandern muss, auch das tiefste, finsterste Tal, um die Erfahrungen zu machen, die er braucht. Wir sind eine glückliche Familie, doch habe ich im Nachhinein nicht immer das Gefühl gehabt, wirklich zu wissen, wie wir unserem Großen "gute Eltern" sein konnten und können. Mit seinen Brüdern ist das ganz anders, zum Glück, denn wir erleben uns als Eltern auch anders.
    Herzliche Grüße Tine

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    1. Ich danke Dir sehr für Deinen interessanten Kommentar. Ich finde es immer wieder spannend, dass Eltern wirklich ziemlich von Anfang an merken, dass solche Kinder anders sind. Und auch den Unterschied zu den Geschwisterkindern deutlich benennen können. Das ist bei uns genauso. Für uns ist sein Älterwerden auch deutlich erleichternd und wir können jetzt (er ist jetzt 4) anders mit ihm umgehen. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass er alle, auch viele negative Erfahrungen, nicht nur selbst machen muss, sondern auch selbst will, um sich zu finden. Da war/bin ich ihm ähnlich. Wir empfinden unseren Sohn auch oft als egoistisch, aber wahrscheinlich ist das eben seine Art, seinen Platz in der Welt zu finden. Für Eltern ist das sehr schwer und mit vielen Selbstzweifeln verbunden. Wohl denen, die noch ein anderes Kind haben, was komplett gegensätzlich tickt.
      Liebe Grüße!

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  4. Hallo,
    ich bin gerade in der Mittagspause unseres Kleinen (18 Monate) auf deine Seite hier gestoßen. Ich war auf der Suche nach weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema und ausser Juuls Aussagen habe ich bisher leider auch noch nichts adäquates gefunden. Umso mehr bin ich gerade so froh deinen Beitrag gelesen zu haben.
    Unser Sohn war auch "fertig" als er zur Welt kam, wollte niemals kuscheln, stieß sich beim Tragen auf dem Arm mit dem Oberkörper extrem nach hinten weg. Alle Bekannten und auch die Familie äußerten Verwunderung und dass wir doch deshalb einmal zum Arzt gehen sollten, der uns aber bescheinigte, dass wirbelsäulentechnisch alles ok wäre.Erst jetzt langsam - auch durch Juul und deinen Beitrag bedingt- wird einem so klar, dass er einfach nicht geknuddelt werden wollte. Er lag am liebsten in seinem Laufstall oder auf der Decke. Auch jetzt noch ist es so, dass er nie stillsitzen kann. Wir haben es zwar bereits geschafft, dass er sich für Momente auf der Kuscheldecke ein Buch mit mir gemeinam anschaut, da kommt er sogar mal zu mir auf den Schoß, aber diese Momente gehen auch sehr schell vorbei und insgesamt hält ihn in seinen Wachphasen wenig am Platz. Immer ist er eigenständig in Bewegung und ich habe das Gefühl er versucht alle Dinge gleichzeitig zu erleben. Wir sind auch dazu übergegangen nur noch zwei, drei Spielzeuge präsent zu halten, um ihm einen Moment mehr Konzentration zu ermöglichen. Hier wäre auch einmal eine Frage, zu der du dich nicht explizit geäußert hast: Ist dein Großer auch so schnell in seinen Handlungen? Kann er sich kaum mit einer Sache befassen, weil etwas anderes spannender sein könnte?
    Neben dieser schon erwähnten extremen Selbstwilligkeit kommt bei uns der Aspekt der hektischen und schnellhaptischen Ader dazu. Man muss überall Augen haben. ..Auf der anderen Seite kann er sich, wenn er etwas für ihn Spannendes gefunden hat, auch einige Zeit toll allein beschäftigen.
    Bei der Tagesmutter ist er übrigens auch super angepasst, sehr umgänglich und kann sich gut beschäftigen. Nur im Umgang mit Gleichaltrigen oder Jüngeren ist es besonders für mich noch extrem anstrengend, da er, niemals absichtlich und böswillig, seine Interessen zu 100% vertritt. Dies äußert sich in der Verteidigung seines Spielzeugs, aber auch darin, dass er durch seine Schnelligkeit andere geradezu überrennt.
    Manchmal fühle ich mich auch echt am Ende, insbesondere im Kontakt mit den anderen Kindern. Ich möchte natürlich ihm den Kontakt ermöglichen (er weint so gut wie nie, wenn ihm etwas weggenommen wird oder er schmerzlos geschubst wird), aber für mich bedeutet das Wahren seiner Integrität ein ständiges Aufpassen und Hinterhersein. Und genau das möchte er nicht und zeigt es dann auch deutlich.
    Mit ihm allein ist es entsprchend einfacher, da ich mich im Sinne der "Regeln" auf den Umgang mit einem autonomen Kind eingestellt habe. das klappt sehr gut, solange der Termindruck nicht dazukommt...

    Ich bin so froh hier Gleichgesinnte gefunden zu haben. Vielleicht könnten wir einen näheren Kontakt herstellen um uns auszutauschen?

    Herzliche Grüße

    Jasmin

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    1. Liebe Jasmin,

      vielen lieben Dank für Deinen Kommentar! Ich freue mich immer wieder, wenn ich anderen Menschen mit meinen Beiträgen helfen kann, da die Forschung tatsächlich nicht weiterzugehen scheint. Ich kann so ziemlich alles, was Du beschreibst, aus meiner Erfahrung bestätigen, außer dass mein Großer nie gerne liegen wollte. Zwar hat er liebevollen Körperkontakt gehasst, wollte aber immer (aufrecht) getragen werden.Wenn wir ihn allerdings auf dem Arm in den Schlaf schuckeln wollten, hat er gewütet, sich überstreckt, um sich geschlagen etc. Die ersten 1,5 bis 2 Jahre war er auch ein total unruhiges Kind. Ich war bis dahin ziemlich überzeugt davon, dass er ADHS hat, weil er so hibbelig war, nie still sitzen konnte und vor allem, sich mit allem nur ein paar Sekunden beschäftigt hat, dann musste die nächste Action her. Das war so unglaublich anstrengend für uns. Er konnte sich kaum auf eine Sache länger konzentrieren und ich habe immer die Mamas beneidet, deren Kinder sich eine halbe Stunde mit einem Tupperdeckel beschäftigten;) Undenkbar mit meinem Sohn. So ca. ab 1 3/4 bzw. 2 Jahre ging es langsam los, dass er mal ruhig an einem Fleck saß und man ein Büchlein mit ihm angucken konnte oder er ein einfaches Puzzle machte oder malte. Er konnte sich dann schon, wenn jemand mitmachte, etwas länger auf eine Sache konzentrieren. Da bröckelte meine ADHS-These, und spätestens als ich die Hochsensibilität kennenlernte, war das alles viel zutreffender.
      Ich kann Dir insofern Hoffnung machen, als dass er jetzt, mit 4 Jahren, sich gut und länger auf Dinge, die ihn interessieren, konzentrieren kann. Das hätte ich nie für möglich gehalten, so sprunghaft wie er früher war. Er puzzelt für sein Leben gern, er schaut sich ganz lange Spielzeugkataloge an und kann mit einem erwachsenen Spielgefährten ziemlich ausgiebig spielen.
      Die Reaktionsschnelligkeit, die Du beschreibst, ist bei meinem Sohn nicht ausgeprägt, im Gegenteil, er fühlt sich schnell überfahren und fing früher immer sofort an zu weinen, wenn ihm ein anderes Kind das Spielzeug wegnahm. Da musste ich sozusagen immer vorsorgen, um solche Situationen möglichst zu vermeiden, weil er sich nur schwer wieder beruhigen ließ. Im Kontakt mit anderen habe ich auch immer wie Du ständig aufgepasst, um potentielle Konflikte zu vermeiden. Wenn aber niemand von seiner "Lobby" (Eltern, Großeltern) dabei war, verhielt er sich auch früher schon ziemlich angepasst und fast unauffällig. Er hat viele Konflikte, z.B. in der Kita, in sich reingefressen, und ich durfte das dann am Nachmittag mit einem megaschlecht gelaunten Kind ausbaden.
      Ich kann Dir aber nochmal sagen, dass sich zumindest in unserem Fall mittlerweile sehr viel zum "Guten", Leichteren gewandelt hat. Seine schlimme Autonomiephase, in der sein Wesen extrem zum Ausdruck kam, ist vorbei. Er ist viel verständiger geworden und auf seine etwas andere Art auch ein ganz tolles Kind. Ich habe die leise Hoffnung, dass ich mit meinem nie aufhörenden Verständnis für ihn etwas dazu beigetragen habe. Also mach weiter so, dass Du auf ihn eingehst und ihm weitestgehend seine Freiheiten ermöglichst. Das ist der richtige Weg.
      Wenn Du magst, kannst Du gern bei mir einen Gastbeitrag über Deine Erfahrungen veröffentlichen. (Mailadresse im Impressum). Es hilft, sich Dinge von der Seele zu schreiben. Und jeder Erfahrungsbericht hilft wiederum anderen "Betroffenen". Ich würde mich freuen!
      Ganz liebe Grüße!

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    2. Hallo Jasmin, unser Sohn (fast 4) hat das gleiche Verhalten gezeigt, das du bei deinem Kind beschreibst. Ich vermute bei ihm eher eine Hochbegabung zusätzlich zum ausgeprägten Autonomiestreben, daher die Schnelligkeit und das Bedürfnis nach neuen Reizen. Ich habe eine Hochbegabung und Hochsensitivität, mein Mann ist eher der autonome Typ und unseren Kindern haben wir jeweils zwei Dinge in unterschiedlicher Form weitergegeben. Zu viert eine explosive Mischung... Aber ich kann bestätigen, dass zumindest das alleine Beschäftigen mit der Zeit leichter wird. Was auch immer hilft sind andere Leute um uns. Wir versuchen, uns möglichst oft zu verabreden, dann sind die Kinder deutlich ruhiger. Mein Ruhebedürfnis kann ich so zwar nicht stillen, und noch dazu bleibt so viel Haushalt liegen, aber lieber so als den ständigen Terror zu Hause durchzumachen....

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  5. Moin! Ich glaube unsere Tochter (bald 3 Jahre) ist auch ein autonomes Kind. Vor ein paar Monaten bin ich in einem Buch von Jesper Juul auf diesen Begriff aufmerksam geworden. Sie sah zwar bei ihrer Geburt nicht "fertiger" aus als andere Kinder und war/ist in der motorischen Entwicklung auch eher langsam. Aber alle anderen Merkmale passen auf sie. Von Geburt an war sie sehr fordernd. Sie wusste genau was sie will und was nicht. Da sie unser erstes Kind war, waren wir sehr verunsichert und hatten das Gefühl, nichts richtig zu machen. Das war eine sehr schwere Zeit. Auch weil ein großer Teil unseres Umfelds immer gesagt haben, dass Kinder nun mal so sind... vor allem die zu dem Zeitpunkt noch kinderlosen Freunde :)

    Als sie ungefähr 1,5 Jahre wurde, wurde es etwas leichter für uns. Wir haben angefangen sie so zu akzeptieren wie sie ist und nicht auf Erziehungstips von anderen zu hören, wie z. B. dieses grausige Grenzen setzen. Insgeheim hatte ich dabei immer ein schlechtes Gefühl gehabt, weil es einfach nicht funktioniert und es nur Drama auf beiden Seiten gibt und einem die Energie raubt. Aber da das alle so machen, muss da ja was dran sein, habe ich gedacht... Als ich dann auf Jesper Juuls Bücher gestoßen bin, war das schon eine ziemliche Offenbarung für mich und eine echte Kehrtwende. Seine Tips in Bezug auf autonome Kinder wie auch schon von euch genannt funktionieren! Unser Familienleben ist viel harmonischer geworden. Natürlich gibt es immer noch Situationen die eskalieren. Vor allem unter Zeitdruck und Mittags wenn sie müde wird (sie verweigert seit einigen Wochen den Mittagsschlaf). Auch auf das Thema Zähneputzen weiß ich noch keinen Rat. Sie akzeptiert nur höchst selten, dass ich nachputze. Habt ihr vielleicht Tips?

    Ansonsten ist sie mittlerweile ein sehr aufgewecktes, lustiges Mädchen, was uns ständig zum Lachen bringt! Man spürt förmlich ihre Erleichterung, dass wir endlich erkannt haben, wie sie tickt.

    Ich freu mich schon mehr von euch zu lesen.
    LG Gabo

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    1. Hallo Gabo,
      vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich freue mich, dass immer noch und immer wieder Menschen auf meine Artikel stoßen, die mit dem Thema zu "kämpfen" haben. Ich finde es auch schön, dass Dir Juuls Bücher in vielem weitergeholfen haben. Keiner sonst konnte mir bis dahin Tipps geben, wie ich mit meinem Sohn umgehen sollte. Das Wichtigste ist tatsächlich, für sich selbst zu akzeptieren, dass solche Kinder nicht und niemals so "funktionieren" wie andere Kinder. Man braucht vor allem Geduld, viel Zeit und Verständnis. Und wenn sie sich verstanden fühlen, sind beide Seiten schon einen Schritt weiter. Bei uns kam hinzu, dass mein Großer ja auch hochsensibel ist. Das war ein langer Prozess, herauszufinden, wie er tickt. Mein Weg ist auch einer, der nicht noch zusätzlich Energie und Kraft raubt, sondern ich lasse ihm in vielen Dingen seine Freiheiten.
      Zähneputzen war ein schwieriges Thema (genauso wie Haarewaschen). Es war wirklich unmöglich, ihm ohne Anwendung körperlicher Gewalt die Zähne zu putzen. Sämtliche Methoden versagten. Wir mussten es meist sein lassen, da wir ihm natürlich nicht weh tun wollten. Erst mit ca. 2 3/4 Jahren begann es langsam, dass er das Zähneputzen akzeptierte. Leider hat er dadurch, dass lange Zeit kein Nachputzen möglich war, schon einige kleinere Löcher. Aber es ging einfach nicht. Dafür ist er beim Zahnarzt ganz ruhig und gefasst;)
      Falls Du möchtest, dass sie noch Mittagsschlaf macht, würde ich zur Not mit dem Auto mit ihr herum fahren, da schlafen die meisten Kinder. Danach geht es ihnen soviel besser. Mein Großer hatte auch eine Zeit, wo er das Schlafen verweigert hat (so mit 2 1/4). Jetzt ist er 4 und eines der wenigen Kinder, die mittags zuhause noch schlafen.
      Auch Dir stelle ich die Frage, ob Du einen Gastbeitrag bei mir über Deine Erfahrungen schreiben möchtest? Ich würde die Reihe gern fortführen und suche Input;). Falls ja, würde ich mich freuen, wenn Du mich anschreibst (Mailadresse im Impressum).
      Liebe Grüße und alles Gute euch!

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  6. Hallo,
    auch ich war sehr froh als ich bei Jesper Juul den Begriff "autonomes Kind" entdeckte. Fast alles trifft auf meinen Sohn (7Jahre) zu. Ich finde es toll, dass Du in deinem Blog darüber berichtest, denn wirklich viel findet man sonst dazu ja nicht.
    Bisher war es mit meinem Sohn ein stetiges auf und ab und sehr ähnlich zu dem was du schreibst. Doch in der Schule gab es jetzt in der 1. Klasse verstärkt Probleme. Im Unterricht fast bis kein Mitarbeiten und in der Pause wildes Verhalten. Und zwar so auffällig, dass die Schulpsychologin zu Rate gezogen wurde. Sie äußerte den Verdacht auf Asperger Syndrom. Nachdem ich mich dazu informiert habe bin ich sehr erleichtert, denn das trifft den Nagel auf den Kopf. Endlich weiß ich, was mit meinem Sohn los ist, kann ihn verstehen und es geht leichter. Schau Dir das auch mal an, denn von selbst wäre ich nie auf Asperger gekommen. Alles Liebe M.

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    1. Hallo M.,
      danke für Deinen Kommentar! Ich habe gerade angefangen, mich mit Asperger zu beschäftigen und werde sicherlich auch mal drüber schreiben. Einiges passt, vieles aber auch nicht. Interessant in jedem Fall. Spannend, was Du über die Schulzeit berichtest, darüber gibt es leider so gut wie keine Informationen. Mein Sohn ist seit dem Ende der Autonomiephase ruhiger geworden, aber schwierig ist es oft immer noch mit ihm. Insgesamt ist er aber mittlerweile viel besser zu händeln als früher. Bin gespannt, wie es in 2 Jahren mit dem Schulstart wird. Falls Du Tipps hast, immer her damit;)
      Schau unbedingt wieder bei mir rein, in Kürze kommt was Großartiges zum Thema autonome Kinder!
      Liebe Grüße!

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    2. Hallo Frühlingskindermama,
      ich schau sehr gerne bei Dir wieder rein. Die Schule wurde eigentlich "nur" zum Problem, da mein Sohn sich wie immer schon nur mit dem beschäftigte, was ihn interessierte. Leider ist das nicht Deutsch und Mathe :-). Auch die Hausaufgaben sind ihm ein Graus und endeten oft in Quälerei. (Das ist wie ich gelesen habe auch typisch für Asperger.). Durch die permanenten Anforderungen an ihn, Dinge zu machen, die er nicht wollte stieg der Stresspegel und dadurch sein "unangenehmes/unangepasstes" Verhalten. Aber da das ein schleichender Prozess ist, ist uns das erst jetzt zum Ende der 1. Klasse aufgefallen. Du bist wenigstens schon vorher aufmerksam. LG M.

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  7. Sehr spannend. Und langsam verstehe ich, warum meine Kleine ein so "seltsames" Kind ist, auch wenn sie Körperkontakt (zumindest von mir oder dem Papa) nicht so vehement ablehnt wie hier beschrieben (auch wenn Kuscheln für sie wohl ein Fremdwort bleibt). Bisher habe ich mich weitgehend nach ihren Bedürfnissen gerichtet, da war in der Babyzeit zwar vieles anders, als ich das in anderen Familien sehe und höre, aber da sie unser erstes Kind ist und bisher alles einigermassen geklappt hat, habe ich einfach auf mein Bauchgefühl gehört. Aber nun hat mit 13 Monaten die Trotzphase begonnen und langsam wird es wirklich, wirklich anstrengend. Was bei uns hilft, wenn ich spüre, dass eine Situation zu kippen droht: ich nehme sie an der Hand und fordere sie auf, mir zu zeigen, was sie will. Dann zieht sie mich oft zum gewünschten Objekt bzw. Ausgangspunkt. Das klappt nicht immer, aber grundsätzlich merkt sie, dass ich ihre Bedürfnisse ernst nehme und soweit wie möglich auf sie eingehe. Ich bin nur froh, dass sie gerade zu sprechen beginnt, das hilft auch, die Kommunikation zu vereinfachen.

    Jesper Juul steht grundsätzlich schon länger auf meiner Leseliste, aber da die Kleine auch wenig Schlaf braucht, bleibt mir nicht viel Zeit, um Ratgeber zu studieren, und meist greife ich in den kostbaren freien Minuten dann nach "Lektüre für mich", gerade auch weil die gängigen Erziehungstipps bisher gar nichts gebracht haben. Mal schauen... Ich werde auf jeden Fall weiter hier mitlesen, schon damit ich für kommende Phasen halbwegs vorbereitet bin!

    LG, Julia

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    1. Hallo Julia,
      danke für Deinen Kommentar! Ich freue mich, dass es Dir etwas weitergeholfen hat, Dein Kind besser zu verstehen. Man merkt doch schon ziemlich deutlich, dass so ein Kind anders als andere, "seltsam", wie Du schreibst, ist. Da hast Du ja bisher einen tollen Weg gefunden, wie ihr beide miteinander auskommt. Die Autonomiephase wird tatsächlich nochmal eine ganz andere Baustelle. Mein Großer war dann so außer sich, dass er seine Bedürfnisse gar nicht bemerkbar machen konnte. Er fand auch immer ewig nicht wieder zu einem ausgeglichenen Zustand zurück. Wirklich kräftezehrend. Mittlerweile klappt vieles besser. Versucht, euren Weg zu finden, das klingt schon super, vielleicht wird es nicht so schwierig bei euch.
      Juul lese ich generell gern, allerdings ist es tatsächlich so, dass er eindeutig sagt, dass das, was er an "Erziehungstipps" gibt, bei autonomen Kindern nicht oder wenig hilft, da sie eben nicht aus Wohlgefallen kooperieren wie andere Kinder, sondern nur, wenn sie "nein" sagen dürfen. Deshalb nimmt er die autonomen Kinder auch immer aus seinen Ratschlägen heraus bzw. betrachtet sie eben separat.
      Ich wünsche euch alles Gute!
      Liebe Grüße!

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  8. Liebe Frühlingskindermama,
    danke, dass du dieses Thema so ausführlich behandelst! Ich musste beim Lesen gerade weinen. Ich habe noch nie etwas über autonome Kinder gehört. Aber definitiv habe ich eines zu Hause. Unser "Sirenchen" IST so ein Kind. Sie kuschelt zwar ausgesprochen gerne, aber alles andere passt. Ich bin ihr bisher immer mit soviel Humor und Gelassenheit begegnet, wie ich aufbringen konnte. Aber dieser "Eigensinn", diese unfassbare Selbstständigkeit...sie ist unglaublich weit, sagen Kinderarzt und Kindergarten. Ich finde es auch. Aber ihre Wutanfälle, das Trotzen....ich habe schon bemerkt, dass ich ihr "Angebote" machen muss, damit es friedlicher läuft. Mit diesem Hintergrund nun, kann ich nochmal ganz anders hinsehen und einen Weg finden, möglichst ohne diese furchtbaren Szenarien mit Geschrei und Gezanke. Auch wenn ich darüber schon mal amüsiert berichte, so bin ich doch oft am Ende und total fertig mit den Nerven. Ich werde diese Sache weiter verfolgen. Jetzt bin ich ganz aufgeregt.
    Lg Beatrice

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    1. Liebe Beatrice,
      wie toll, das freut mich sehr! So ging es mir auch, als ich davon hörte. Ich wünschte, ich hätte das schon früher gewusst, dann hätten wir nicht so viele sinnlose Kämpfe mit unserem Großen ausfechten müssen. Der eigene Wille solcher Kinder ist unfassbar und ich sehe den Unterschied deutlich an meinen beiden Kindern. Du auch? Du hast ja noch mehr Vergleichsmöglichkeiten:-)
      Liebe Grüße!

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  9. Gerade die letzten Tage waren wieder besonders voller Pfeffer. Mit dem nun erworbene Wissen konnte ich allerdings den ein oder anderen Wutanfall besser umschiffen. Ich sehe einen Unterschied zu den anderen beiden Kindern. Jedoch sind die auch nicht ganz ohne. Nur ohne diese Wucht an Temperamentsausbrüchen. Der Sohn ist ein Stiller. Manipulieren lässt er sich aber auch nicht. Aber er ist im Vergleich easy zu händeln. Mit ihm kann man reden. Die Kleine macht der Großen einfach alles nach und orientiert sich da sehr stark. Sie versucht dann auch ihren Kopf durchzuboxen, Hat aber nicht den Biss, wie das Sirenchen. Das Sirenchen ist einfach eine Nummer für sich. Selbst meine Mutter und meine Oma, die mit mir schon immer stramm zu tun hatten früher, sind sich einig, dieses Kind toppt mich in Temperament und Forderungen um einiges. Und nach einer nun fast überstandene Kinderkrankheit ist sie noch mehr darauf aus wirklich ALLES selbst zu machen. Ich würde sie gerne ein bisschen betüdeln, mein kleines Mädchen, aber sie will es nicht! Manchmal denke ich auch, sie braucht mich überhaupt nicht, für nichts. Außer zum Streiten :-D Mal sehen, wie ich das "Buffet" gestalten kann.

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    1. Ja, sehr spannend! Meine Kleine ist auch sehr willensstark und energisch, aber mit ihr konnte man immer irgendwie verhandeln und KOmpromisse schließen. Sie war immer zugänglich, manchmal dauerte es länger, aber im Endeffekt fanden wir immer wieder zueinander. Mit dem Großen war das schon immer ganz anders. Erst in letzter Zeit hat sich das halbwegs gegeben und er ist kompromissbereiter geworden. Man sieht jetzt deutlich die Vernunft bei ihm. Allerdings macht er immer noch nichts, nur um anderen einen Gefallen zu tun oder sich Vorteile zu erkämpfen oder so. Da ist die Kleine ganz anders. Übrigens war es nach Krankheiten bei uns auch immer besonders "schlimm", da war er immer noch schwerer zu händeln als ohnehin schon. Man sah förmlich, wie er mit sich selbst kämpfte (meist ging mit Krankheiten auch ein Schub einher). Schwierig für alle. Und das mit dem "nicht brauchen" habe ich auch oft gedacht. Er brauchte uns oft nur als Reibungspunkt, als Fußabtreter (nicht so böse gemeint wie es klingt). Auch dies hat sich erst in letzter Zeit gebessert. Für mich ist es wirklich sehr entlastend, dass mein zweites Kind so anders ist, es also nichts mit uns zu tun hat. Und das hat mir auch oft die Kraft gegeben, ihn besser zu akzeptieren. Ein Lernprozess für alle :-)
      Liebe Grüße!

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  10. Liebe Frühlingskindermama!

    Wahnsinn! Ich sitze hier mit offenem Mund und staune nur über das, was ich lese und habe das Gefühl, als würden mir gerade Schuppen von den Augen fallen.
    Meine Tochter ist 5 und es kommt mir vor, als ob eine 5-jähriger Krieg hinter mir liegt. Nach allem, was ich hier bislang gelesen habe, MUSS sie ein autonomes Kind sein. Ich konnte bei so vielen Punkten zustimmen.

    Das fängt mit dem eigenen ausgeprägten Willen schon zu Babytagen an. Ein ausdrucksstarker Charakter, der seit ihrer Geburt in ihrem Gesichtchen abzulesen war. Ich habe zu meinem Mann nach der Geburt gesagt, sie sieht aus, als ob sie schon eine 'Denkerstirn' hat. Dann war mit 10 Monaten Schluss mit Mittagsschläfchen. Keine Chance, das liebe Kind dazu zu bewegen, selbst, wenn es ihr definitv gut getan hätte. Im Gitterbettchen gab es Schreiattacken & Wutanfälle, die sich gewaschen haben, inkl. Zahnabdrücken und abgenagter Holzoberfläche im Gitterbett, weil ich sie nicht hoch genommen, sondern und mich davor gesetzt habe, um sie zu beruhigen. Aber sie konnte eben nicht raus, das reichte zum expoldieren. Das war Frustation pur für sie. Die Schreiattacken konnten locker an die 2h dauern, wohlgemerkt im hohen Frequenzbereich und ohne abzuflauen. Sie ist seit jeher ein willenstarkes Persönchen und vertritt ihre Meinung und ihre Wünsche auch vehement. Als sie noch so klein war, konnte sie noch nicht gut ihre Meinung bzw. ihre Wünsche verbalisieren, so dass es sehr oft zu Streitigkeiten gekommen ist. Und jedesmal habe ich mich gefragt, ob wir in der Beziehung & Erziehung etwas falsch machen. Ich habe mich so oft so schlecht gefühlt, so als richtige Rabenmutter. Man kriegt ja schliesslich durch so viele Seiten eingeimpft, wenn man Mutter wird ist alles schön und eine Mutter muss ihre Kind doch in-und auswändig kennen und immer wissen, was es gerade hat und braucht. Schlimm fand ich immer die Blicke und Kommentare von außen. Unbeteiligte, die sich sehr schnell ein Urteil über uns, als Eltern, das schreiende, wütende und quengelnde Kind und unsere anscheinend schlechten oder gar nicht vorhandenden Erziehungsmethoden erlauben. (O-Ton: "Sie müssen ihr Kind aber auch mal besser erziehen, das tanzt ihnen ja auf der Nase herum".). Vielen Dank dafür! Über die ungeheuren Kraftanstrengenungen im täglichen Kampf & Alltag mit einem autonomen Kind wissen diese Herrschaften einfach nichts, und könnten es sich auch nicht im entferntesten vorstellen.

    Wir haben auch relativ früh einen Schwimmkurs (Wassergewöhnung) mit ihr angefangen. Tauchen und hinterher Haare waschen war immer ein Graus - sie hat das ganze Schwimmbad zusammengeschrien. Erklärungen und Beruhigungen unsererseits brachten gar nichts und wenn man dann lauter wurde und eine Ansage ans Kind gemacht hat, weil es einem irgendwann unangenehm wurde, wurde es daraufhin auch nur schlimmer. Jetzt macht sie ihr Seepferdchen und schwimmt und taucht wie ein Fisch im Wasser und hat extrem viel Spass! Aber es ging in IHREM Tempo und SIE hat entschieden, dass sie weitermachen möchte. Wir hatten es ihr freigestellt.


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    1. Liebe Nelly,
      vielen lieben Dank für Deinen Kommentar! Jede einzelne Erfahrung hilft anderen betroffenen Eltern weiter, tröstet und baut auf. Das, was Du erzählst, klingt eindeutig nach einem autonomen Kind. Du bestätigst, dass man das von Geburt an irgendwie merkt. Was du mit dem 5-jährigen Krieg schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen (viele andere Mütter einfacher Kinder sicherlich nicht). Bei uns wurde es mit ca. 4 Jahren besser, er ist jetzt gerade 5 geworden. Aber die ersten Jahr waren definitiv Kampf, täglich. Zum Schlafen mussten wir unseren Sohn lange Zeit sozusagen zwingen, durch Kinderwagen- oder Autofahren. Das war zwar anstrengend, aber für ihn und damit auch uns besser. Ich habe auch viele Zweifel gehabt, die von außen noch genährt wurden. Diese Leute wurden erst stiller, als unsere Kleine dazukam und so ganz anders war, ohne dass wir etwas anders gemacht hätten. Zum Schwimmen: sie machen alles erst, wenn sie bereit dazu sind, nicht aus Kooperation oder als Gefallen an die Eltern. Das muss man tatsächlich verstehen und akzeptieren. Ich hoffe, dass Dir all das, was Du hier gelesen hast, irgendwie weiterhilft beim Umgang mit Deiner Tochter. Mir hat es unheimlich geholfen, als ich darüber erfuhr. Ich bin gespannt, ob sich bei euch etwas verändert, und würde mich freuen, wenn Du später, vielleicht in einem Jahr, nochmal über Deine Erfahrungen berichtest.
      Liebe Grüße!

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  11. Nachtrag:

    Das Thema Nähe kennen wir auch. Als Baby hat sie die Nähe nur bedingt (während des Stillens und zum Einschlafen) von uns zugelassen. Von Omas und Opas und anderen Verwandten und Bekannten haben meist schon allein die Blicke und die Aussicht auf Nähe und Umarmung gereicht, um eine Schreiattacke bei ihr auszulösen. Auf dem Schoss von jemandem sitzen, außer bei Mama und Papa, undenkbar! Küsschen geben oder bekommen? Absoluter Horror für unsere Tochter! Hatte sie doch mal jemand auf dem Arm, dann hat sie sich oft einfach nach hinten fallen lassen oder z.T. auch geschmissen, nur um den Abstand zu vergrössern. einfach krass! Und auch für uns als Eltern, Familie und sonstiges Umfeld nur schwer zu begreifen. Sie so gewähren zu lassen, tat mir schon weh. Weil man einfach nicht wusste, warum sie es tat. Mir war schon klar, dass ein so kleines Kind keinem bewusst weh tun will, aber nachvollziehen konnte es keiner. Und die Grosseltern und auch wir waren sicher so manches Mal wegen dem Liebesentzug seitens des Kindes manches Mal sprachlos und/oder traurig und gekränkt. Ich hatte immer den Eindruck, sie will keine Nähe zulassen und braucht auch keine emotionale Zuwendung. Das war für mich immer schwer, weil ich so ein Kuscheltyp bin und liebend gerne stundenlang mit meiner Tochter geschmust hätte.

    Mittlerweile ist das mit dem Nähe annehmen und geben wesentlich besser geworden. Aber eben auch weil wir uns besser austauschen, sie sagen kann, was sie möchte, nicht möchte oder eben braucht. Küsschen geben darf ich nach wie vor nur selten, aber immerhin bekomme ich von ihr mittlerweile welche - wenn SIE sie mir gibt und auch nur, wann SIE es will. Aber das ist ok so.Damit kann ich leben :-)

    In der KITA eckte sie in der Vergangenheit mit ihrem Verhalten oft an, weil sie da auch locker 1-2h den ganzen Laden zusammengeschrien hat, wenn ihr etwas nicht gepasst hat. Anpassung war da immer ein Fremdwort für sie - ihr Motto is: immer mit dem Kopf durch die Wand, egal wie dick die ist. Das erschwerte auch immer den Aufbau von Freundschaften mit anderen Kindern. Auch im Spiel mit anderen Kindern war es oft nicht einfach, wenn so ein kleiner Hitz-und Sturkopf immer den Ton angeben wollte.

    In der Zwischenzeit liegt eine mehrmonatige Therapie für´s Kind (Spieltherapie) hinter uns, mit anteiligen Stunden auch für die Eltern. Sowohl in diesen Gesprächen, als auch in Gesprächen mit dem Kinderarzt und den Erziehern ist nicht einmal der Verdacht "autonomes Kind" aufgekommen. Man ist einfach nur mit seinem Latein am Ende und bekommt von keinem die Hilfe oder Auskunft, die man braucht. Irgendwer hatte hier im Blog so schön geschrieben, dass es schon allein dadurch besser wird, dass man jetzt weiss, was mit dem Kind los ist. Das es einfach ein autonomes Kind ist, und das alles mit ihm stimmt.

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    1. Das mit der Nähe war bei uns genauso, aber da gibt es auch andere Erfahrungen, es scheint also unterschiedlich zu sein. Mein Großer hat bis heute zu seinem Opa, den er wirklich liebt und an dem er sehr hängt, keine Kuschelbeziehung. Das stellen auch die Großeltern immer wieder fest, dass er sich nicht einfach anschmiegt oder so. Bei uns hat er erst vor kurzem angefangen, Kuschelei etwas zuzulassen, ich habe vor nicht allzu langer Zeit darüber geschrieben. Ich hab das echt vermisst, wollte auch mein Kind kuscheln und an der Hand halten etc.
      In der Kita dagegen war unser Sohn immer extrem angepasst und vorbildlich. Den Begriff "autonomes Kind" kennt so gut wie niemand, ich hoffe, dass sich das Wissen darüber verbreitet. Hoffentlich hilft es euch weiter!
      LG!

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  12. Hallo Frühlingskindermama!
    Gerade bin ich über deinen Blog gestolpert und möchte dir als erstes ein Kompliment aussprechen :-)

    Wie viele andere Eltern bin ich hier auch über den Begriff der "autonomen Kinder" reingeschneit.
    Es heißt ja, wenn man eins hat und die Beschreibung liest, dann weiß man es. Ich bin mir da jedoch nicht so sicher. Ich glaube, wir haben einfach nur ein selbstbestimmtes Kind. Wir haben eine jetzt fast einjährige Tochter. Sie ist schon mit sehr fertigem, eigenen Gesicht geboren, mit viel Willen und Plänen ausgestattet und hasst es, etwas abgenommen zu bekommen oder an Grenzen zu stoßen (da kann sie auch jetzt schon ausgesprochen fulminante Wutanfälle bekommen). Aber sie mag Körperkontakt. Wir sind hier in der Gegend eher Eltern-Exoten: Sie wird noch gestillt, sie wird immer getragen (wir sind Kinderwagen-frei, das hat sich einfach nicht ergeben), sie schläft bei uns im Bett und eigentlich immer an mir dran, ich darf mich oft nichtmal umdrehen. So "klebrig" sie nachts ist, so aktiv und eigenständig ist sie tagsüber. Sie ist motorisch sehr weit, und zwar sowohl was sitzen, stehen etc. angeht, als auch feinmotorisch.
    Unsere Hilfe braucht und will sie dabei nicht. An den Händen gehen? Fehlanzeige. Dafür klettert sie gern überall drauf, dabei kann sie aber noch nicht laufen ;-)
    Wickeln ist bei ihr eher schwierig. Wir staunen über auf dem Rücken liegende Babys. Seit sie sich drehen kann macht sie beim Wickeln so eine Mischung aus Kopfstand und Schraube. Wir wickeln schon längst auf dem Boden, im Stehen, Sitzen, Krabbeln. Wenn man mit der Windel kommt, flüchtet sie im Blitzkrabbeln, am Liebsten wäre sie nackt. Anziehen macht sie ganz gut mit, wenn sie helfen darf. Versucht man, sie festzuhalten oder ohne ihre Hilfe anzuziehen -> Wutanfall.
    Nun ist uns der Gedanke, ein weinendes, sich wehrendes Kind zum Wickeln auf dem Rücken festzuhalten, sehr zuwider. Und so arrangieren wir uns und sind Blitzwickelmeister geworden.

    Wir lassen sie sehr viel machen, sie matscht und untersucht, steckt in den Mund und kombiniert.
    Ist dann doch mal was verboten (im Katzenklo wühlen, mir die Finger in die Nase bohren, Alufolie essen etc.) wird das immer wieder angefragt und kann je nach Laune und Blutzuckerspiegel auch jetzt schonmal in 10 Minuten Wutanfall mit starren Pupillen, "Aaaaargggkkkl!" schreien und Herumwerfen enden.
    Wir lieben sie für ihre Art, und sie ist auch eigentlich kein schwieriges Baby, solange man sie nicht versucht, allein irgendwo hinzulegen, sie zu wickeln oder sie an etwas zu hindern.
    Sie ist sonnig, witzig, kreativ, energisch und voller Kraft und Forscherdrang.

    Was meinst du, nur für meine Neugier.. ein "Autonomes Kind", oder "nur" ein Kind, das Wert auf seine Autonomie legt?

    Liebe Grüße,
    Johanna

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    1. Liebe Johanna,
      vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht! Was Du beschreibst, klingt sehr nach autonomem Kind. Das Thema mit der Nähe kam oben schon mal auf, da gibt es wohl sehr unterschiedliche Erfahrungen und auch nähebedürftige autonome Kinder. Das Wickeln war bei uns genauso, im Stehen ab ca. 9. Monat und dann noch möglichst mit Ablenkung (z.B. Fenster gucken). Habe mich in der Kita immer über die liegenden Kinder gewundert, das ging bei uns zuhause gar nicht (in der Kita ließ er sich allerdings im Liegen wickeln). So ein Untersucher war mein Sohn gar nicht, dafür ist er zu vorsichtig, seine Hochsensibilität kommt ihm da dazwischen ;-). Aber auch da sind die Erfahrungen verschieden, weil eben die Charaktere unterschiedlich sind.
      Bei euch beginnt ja jetzt so langsam die Autonomiephase und vielleicht wirst Du den Unterschied zu anderen Kindern merken. Z.B. absolute Unmanipulierbarkeit, so lange die Entscheidung nicht selbstständig gefallen ist etc.
      Ich denke, es hilft euch schon, zu wissen, dass es solche Kinder gibt, auch wenn ihr nicht sicher seid, ob eure Tochter es ist. Ich selbst war ja völlig überrumpelt und hilflos und habe deshalb sicherlich viele Fehler gemacht.
      Ich wünsche euch alles Gute und lass mal hören, wie ihr durch die Autonomiephase kommt!
      Liebe Grüße!

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  13. hallo,
    ich finde es wirklich sehr interessant, einmal die andere Seite zu hören. Ich bin selbst ein autonomes "Kind" und Mama eines 4,5 Jahre alten autonomen Kindes. Ich hatte auch die eine oder andere Schwierigkeit mit ihm, aber wir haben uns immer sehr gut vertragen, weil ich ihn so behandelt habe wie ich selbst gern behandelt werden würde. Hier noch zwei Anmerkungen, die mich selbst wahnsinnig wütend machen können und die ich meinem Sohn so auch nicht sagen dürfte:
    1. Sätze über mich oder mein Verhalten wie "Das finde ich gut / schlecht / ..." --> Das ist eine Wertung und eine Definition und niemandem außer mir darf mich bewerten oder definieren!!
    2. Niemand darf versuchen, meine Gefühle zu ändern. Bsp: Ich bin traurig - Ich will keine Aufmunterung, denn ich darf ja wohl traurig sein. Ich bin wütend, weil ich etwas nicht bekomme, was ich gern hätte - Ich will nicht, dass andere sich anstrengen, mir "die Sache" doch noch zu beschaffen, sondern ich will wütend sein. Wer dann versucht, es mir recht zu machen, erlebt meine Ablehnung, denn ich fühle mich dann in meinem Recht angegriffen, wütend sein zu dürfen. (Hoffe, das war verständlich)
    Ich hoffe, das konnte noch etwas zum Verständnis beitragen.
    VG

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  14. Hallo liebe Mama`s.
    Mit Spannung lese ich eure Beiträge. Ich bin die Mama von Paul, 12 Jahre alt. Da Paul schon älter ist, kann ich mit meinen Erfahrungen mit einem älteren Kind zum Austausch beitragen. Das Verhalten im jüngeren Alter kann ich nur bestätigen. Allerdings kann ich sagen, das zwar mein Verhältnis zu meinem Kind viel besser und inniger geworden ist ( seit Jesper Juul ), aber die Schwierigkeiten in der Schule zunehmen. Zur Zeit wird von uns ein Schulbegleiter beantragt. Man hat bei Paul vor ca. einem Monat ( nach Testungen, Therapien etc.) eine Rechtschreibstörung festgestellt. Diese Rechtschreibstörung kann ( lt. Therapeuten ), genetisch bedingt und vom Montessouri-Ansatz verstärkt worden sein ( Paul war von der 1.Klasse bis zur Hälfte 2. Klasse in der Montessouri Schule ). Ich glaube mittlerweile, das der Druck von uns als Eltern und der Schule diese Rechtschreibproblematik, bis hin zur Versetzungsgefahr, extrem verstärkt haben. Ich möchte erwähnen, das bei Paul eine Hochbegabung mit sprachlicher Höchstbegabung ( IQ 156 ) festgestellt wurde. Also, an einer Minderbegabung liegt es nicht. Paul verweigert in der Schule die Mitarbeit, ist überfordert von Reizen, reagiert allergisch gegen autoritäre Lehrer, "legt" sich mit Schülern, Lehrern an .... Pauls Schule ist eine private Gesamtschule ( mit Benotung erst ab 7.Klasse ). Die Lehrer geben sich sehr viel Mühe mit ihm. Sie fördern ihn gesondert im Schreiben, nehmen ihn aus der Stunde, wenn es besonders schwierig ist und ziehen dann den Integrationslehrer hinzu, der mit ihm spricht, kocht, bastelt und ein offenes Ohr hat, um die Situation zu entspannen. Die Schule arbeitet sehr eng mit uns zusammen und finden in vielen Gesprächen Lösungswege, um das Lernen und Arbeiten für Paul und die Klasse zu ermöglichen. Es wird zur Zeit ein Förderplan seitens der Schule aufgestellt, der einen Nachteilsausgleich für Paul beinhaltet. Zusätzlich wird Paul 2 x mal wöchentlich außerschulisch Nachhilfe bekommen. Wir als Eltern akzeptieren, respektieren und lieben sein Andersein, das macht dieses Kind so unglaublich lebendig, leidenschaftlich und liebenswert. Leider kann oft das Umfeld mit ihm nicht umgehen, da er oft wütend und laut ist und abgegrenzt wirkt. Der Kontakt zu seiner Oma ist dadurch schon abgebrochen, was seinem Selbstbewußtsein, neben dem tagtäglichem Kampf in der Schule, zusetzt. Oft habe ich das Gefühl, das er sehr einsam sein muß. Wenn ich ihn frage, ist aber immer alles o.k. und er liebt es seine Ruhe zu haben. Was mich aber glücklich und zufrieden macht ist, das ich grundsätzlich das Gefühl habe, das es ihm gut geht und wir immer eine enge Verbindung haben. Da Paul Körperkontakt und Nähe wenig zulässt, könnte man den Eindruck haben diese Verbindung existiere garnicht. Aber manchmal, wenn ER das will, kuschelt er mit mir und dann nehme ich seinen Geruch in mir auf, fühle seine Haut und genieße diesen kurzen Moment und habe das Vertrauen und das Hoffen, das unsere Verbindung ein Leben hält und er immer zu mir kommen wird, wenn er Hilfe braucht.

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    1. Es ist so traurig. Besondere Kinder müssen so viel leiden ..nur weil sie anders sind.Dabei ist Integrität und Autonomie so lebensnotwendig und für alle Kinder wichtig.Mein ältester Sohn (jetzt 31 Jahre alt)hatte auch Legasthenie.Ihm half die Tastatur. .Heute ist er Informatiker...Mein 12j.Sohn ist ihm in vielem so ähnlich und geht noch einen steinigen Weg...Auch wenn er keine Rechtschreibschreibstörung hat reicht sein anderssein aus um in der Schule nicht zurecht zu kommen.In der ersten Klasse formulierte er das so: "Wer mich unter Druck setzt bekommt von mir gar nichts ".Und das zieht er durch.Wir ziehen jetzt in die Stadt und ich hoffe das die nächsten 3 Jahre schnell umgehen und wir eine Schule finden in der Kinder respektiert und ernst genommen werden.Nach der Schulpflicht wird er seinen individuellen Weg gehen ...Da bin ich mir sicher.

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  15. Hallo Katti,
    dein Kommentar ist zwar schon eine Weile her, aber vielleicht liest du das hier und kannst mir etwas weiter helfen. Du schreibst, dein Sohn ist an einer privaten Gesamtschule und dass sich die Lehrer sehr viel Mühe mit deinem Sohn geben. Darf ich nachfragen, auf welche Art von Schule er geht? Montessori, Waldorf, andere? Hier in der Kleinstadt haben wir leider keine große Auswahl und ich mache mir schon heute Gedanken, wie es meinem Sohn (bald Schulkind, auch ein autonomes, hochsensibles Kind, IQ-Test wg. Testung auf Hochbegabung wird bald erfolgen) wohl in der Schule ergehen wird.
    Viele Grüße Jule

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  16. Hallo Katti,
    dein Kommentar ist zwar schon eine Weile her, aber vielleicht liest du das hier und kannst mir etwas weiter helfen. Du schreibst, dein Sohn ist an einer privaten Gesamtschule und dass sich die Lehrer sehr viel Mühe mit deinem Sohn geben. Darf ich nachfragen, auf welche Art von Schule er geht? Montessori, Waldorf, andere? Hier in der Kleinstadt haben wir leider keine große Auswahl und ich mache mir schon heute Gedanken, wie es meinem Sohn (bald Schulkind, auch ein autonomes, hochsensibles Kind, IQ-Test wg. Testung auf Hochbegabung wird bald erfolgen) wohl in der Schule ergehen wird.
    Viele Grüße Jule

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  17. Hallo liebe Mamis autonomer Kinder,
    durch den Blog hier ist mir ein Licht aufgegangen. Eigentlich habe ich es immer schon gewusst, nur in Worte fassen konnte ich es nicht. Jetzt weiß ich, meine Tochter ist auch ein autonomes Kind. Und ... ich finde es wunderbar. Sie war schon immer anders. Jetzt weiß ich, sie wird immer anders sein und dafür liebe ich sie besonders. Nachdem ich das alles hier gelesen habe, habe ich mit ihr gesprochen und sie hat mich danach umarmt und geküsst. Sie war unendlich froh, endlich verstanden zu werden.
    Mein Problem ist nur: Wie mache ich das der Lehrerin klar, die meine Tochter seit dem ersten Schultag nur als anstrengend und schwierig empfindet und absolut davon überzeugt ist, dass der "Fehler" im Elternhaus liegt? Ich habe der Lehrerin schon vor der Einschulung gesagt, dass Standardpädagogik nichts bringen wird. Seitdem versucht sie mir erfolglos das Gegenteil zu beweisen. Wie kann ich ihr klar machen, dass meine Tochter absolut richtig ist und zwar genau so, wie sie ist? Wie geht man in diesem Fall mit einer schwierigen Lehrerin um? Meine Tochter ist nicht nur autonom sondern auch sehr sensibel und sie leidet darunter, dass sie in der Schule nicht so akzeptiert wird, wie sie ist.
    Hat jemand einen Tipp für mich? Ich wäre so unendlich dankbar.
    Liebe Grüße

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  18. Hallo zusammen,

    auch mein Grosser, geboren im März 2014 bringt mich an meine Grenzen und darüber hinaus. Und auch bei meiner Kleinen, die Ende April 1 Jahr geworden ist zeigen sich schon die typischen Charakterzüge, die Juul beschreibt und die ihr alle wohl auch kennt.
    Der Grosse hat einen enormen Bewegungsdrang, will alles ausprobieren, keine Hilfe anbehmen und seine Wuntausbrüche sind in der Nachbarschaft schon bekannt. Zudem verhält er sich seiner Schwester gegenüber grob und tut ihr absichtlich weh. Im Kindergarten zeigt er dies alles nicht. Er ist zwar nach wievir aktiv und tobt gerne, kann sich aber auch ausgiebig mit Konzentratiobsspielen beschäftigen und hört wissbegierug zu wenn Geschichten gelesen werden. Er orientiert sich nur an älteren Kindern. Gleichaltrige oder Jüngere sind ihm zu langweilig.
    Machtkäpfe tragen wir hier täglich aus. Ständig darf ich mir Dinge wie blöde Mama und du bist nicht mehr mein Freund anhören. Das tut leider sehr weh. Meine Nerven liegen blank und ich habe nur noch wenig reserven.Leider sind beide auch sehr schlechte Schläfer, und nachts kommen wir alle nicht wirklich zur Ruhe.
    Dazu kommt gerade auch unser sehr stressiger Hausbau und mein Mann ist beruflich sehr eingespannt. Jetzt verbringt er auch noch jede freie Minute auf der Baustelle. Obwohl wir von den Grosseltern mit den Kindern unterstützt werden und Levin halbtags im Kindergarten ist, wächst mir alles über den Kopf. Ich funktioniere gerade nur noch.
    Gestern habe ich angefangen Jesprer Juul zu lesen. Und es hat wirklich Klick gemacht. Die Schwangerschaft mit Levin war schwer, die Geburt dramatisch . Scheinbar auch typisch für autonome Kinder. Diese neuen Erkenbtnisse wollte ich gleich mit meinem Mann teilen. Leider hällt er überhaupt nichts von so psychologischem Kram wie er es ausdrückt. Aber er erlebt die Kinder ja auch minimal gerade. Sonntags ist der einzige Familientag und da sind wir meistens in Aktion und der Grosse hat gar keine Zeit sein Verhalten an den Tag zu legen...
    Wenigsten weiss ich jetzt, dass ich nicht alleine dastehe.
    Meine Freundinnen haben nämlich alle brave und wohlerzogene Kinder, die schön essen, schlafen und spielen...
    Liebe Grüsse

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  19. Hallo zusammen
    Seit ich bei Jesper Juul auf den Begriff autonomes Kind gestossen bin, konnte ich meinen Sohn einordnen. Eure Berichte bestätigen mir den Verdacht. So vieles trifft zu. Er ist zwar viel ruhiger geworden, daher nicht so viel Terror und Geschrei mehr zum Glück. Früh habe ich realisert, dass man mit Druck nur Gegendruck erzeugt bei ihm und gar nichts mehr erreicht.
    Hier sind meine Erfahrungen, wie ich mit ihm weiterkam: Man muss verhandeln, aber klar bleiben. Ich rede schon lange sehr "erwachsen" mit ihm und nehme in für voll. Respektiere seine Bedürfnisse und versuche ihm beizubringen, diese zu formulieren. In sich zu spüren was er möchte und das mitzuteilen. Denn daher kommt die Wut, dass er nicht verstanden und akzeptiert wurde. Zu Atmen anstelle zu schreien und zu schlagen. Er nimmt das alles sehr gut auf.
    Zum Zähneputzen haben wir tatsächlich ein Buffet gestaltet: Verschiedene Zahnbürsten und Zahnpasten stehen zur Auswahl und jeden Abend darf die Kombi gewählt werden. (Braucht etwas Platz im Badezimmer, aber Zähneputzen ist kein Problem mehr). Auch beim Einkaufen darf er viel mitbestimmen. Wenn man ihm erklärt, warum wir etwas nicht kaufen, (zu viel Zucker macht krank) dann integriert er das. Alles in allem versuche ich ihm auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und mich nicht über ihn zu stellen, weil ich erwachsen bin (Hierarchien akzeptiert er nicht). Natürlich muss meine Lebenserfahrung dazu führen, dass ich Entscheide. Aber es muss erklärt werden und autenthisch sein. Nicht nur "weil du ein Kind bist". Seither funktioniert unser Zusammenleben immer wie besser. Und je besser er Kommunizieren kann, umso klarer teilt er sich mit und desto "erwachsener" werden unsere Gespräche.
    Wenn ich unsicher bin überlege ich mir immer: Würde ich einen erwachsenen Freund so behandeln? Zum Beispeil: Jetzt probier doch mal und den Löffel fast in den Mund stecken. Oder: Gib der Mami ein Küsschen --> Nein, so würde ich nie zu einem Erwachsenen reden. Ich finde bei Kindern respektieren wir oft Grenzen nicht, die uns im Umgang mit anderen Erwachsenen ganz klar sind. Würde man eine andere Erwachsene Person Minutenlang davon zu überzeugen versuchen, dass er das Gericht auf dem Tisch sicher doch gut finden würde, wenn er sagt er mag es nicht? Ich sag dann eher: Du darfst davon probieren, und es würde mich freuen, aber du musst nicht. (Er muss immer volle Wahlfreiheit haben und es muss authentisch sein).
    Aber leider akzeptiert unsere Gesellschaft das nur schlecht, weil sie die Elternrolle anders definiert. (Als bestimmend, übergeordnet und Grenzen setzend etc.)
    Liebe Grüsse

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  20. Oh du kanntest damals schon unser Kind?
    DANKESCHÖN für deinen Beitrag. 2020 aktueller den je und für uns Eltern am Rande der Verzweiflung ein absoluter Lichtblick!

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