Heute ging es der Kleinen glücklicherweise endlich besser. Die Augen hatten wieder Glanz, sie klammerte nicht mehr so an mir und lief zumindest in der Wohnung wie ein Wiesel umher. Sie aß ein wenig, lachte und hielt nur noch ein Schläfchen. Draußen allerdings war sie noch schlapp und wollte viel getragen werden. Am Vormittag schickten wir unsere Babysitterin anderthalb Stunden mit den Kindern raus. Am Nachmittag war der Papa dann mit ihnen für eine Stunde im nahegelegenen Kinderbauernhof. Länger war es heute nicht auszuhalten, denn es war wirklich eiskalt.
Der Große allerdings hatte heute einen eher labilen Tag. Ständige Launen und Stimmungsschwankungen, mittlere Wutanfälle, Unlust zu spielen und Laufrad zu fahren machten uns und ihm das Leben schwer. Wenn er tobte, wollte er einerseits in Ruhe gelassen werden, andererseits flehte sein Herz um Mamas Trost. Er wirkte sehr zerrissen. Möglicherweise kränkelt er doch mehr als es scheint. Man steckt ja nicht drin in dem kleinen Kinderkörper und weiß nicht, wie er sich fühlt. Ich habe ihn, so gut es ging und er es zuließ, immer wieder aufgefangen und getröstet.
Das ist es, was ich von Geburt an für ihn mache. Ich lasse ihn nicht allein in seinen Seelenstürmen. Ich versuche immer aufs Neue, Zugang zu ihm zu bekommen. Er weiß das und sehnt sich danach, in meinen Armen wieder Ruhe, Kraft und Sicherheit zu spüren. Das ist unheimlich aufreibend für mich und ich fühle mich danach jedesmal wie ausgesaugt, aber es ist der einzige Weg, um seine mangelnde Selbstregulation zu unterstützen. Und ich spüre aus tiefster Seele, wie klein und bedürftig er ist. Ich möchte ihn stärken und ihm beibringen, wie er mit emotional aufrüttelnden Situationen umgehen kann. Das geht nicht, indem ich ihn ignoriere, ausgrenze oder gar bestrafe. Dadurch lernt er nur Resignation und dass sich keiner dafür interessiert, wie er sich fühlt. Ich habe mir geschworen, so nicht mit meinen Kindern umzugehen. Und es ist nicht nur ein Vorsatz, sondern auch mein tiefes Bedürfnis, für meine Kinder nicht nur in angenehmen, sondern vor allem in anstrengenden Situationen da zu sein. Sich ihnen nur zu widmen, wenn sie gerade gut "mitmachen" und unkompliziert sind, und sie zu missachten, wenn sie mit sich selbst zu kämpfen haben, widerspricht meinem Verständnis von Elternschaft fundamental. Ich habe das bisher, denke ich, ganz gut hinbekommen. Aber es kostet Kraft. Sehr viel Kraft.
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