Montag, 21. Dezember 2015

Wenn ich das vor dem ersten Kind gewusst hätte... (Blogparade)

Den Anlass zu diesem Text hat nicht nur der Ursprungsbeitrag der Blogparade Wenn ich das vor dem ersten Kind gewusst hätte... gegeben, sondern besonders der allererste Beitrag von Klaudia bloggt, der in mir einigen Widerstand hervorrief. Im Rahmen der Blogparade fragt die Rubbelmama, was wir vor der Geburt des ersten Kindes anders gemacht hätten, wenn wir gewusst hätten, wie das Kinderhaben wirklich ist. Sie erwähnt einige Beispiele der Dinge, die ihr früher wichtig waren (Reisen, Feiern) und die sie lieber noch mehr ausgekostet hätte. Gleichzeitig bringt sie auch Aspekte an, die sie gar nicht berücksichtigt hatte und die sie, hätte sie es besser gewusst, vorher intensiver betrieben hätte (Beispiel Trageberatung). Man liest aus ihrem Text heraus, dass sie sich wie die meisten Eltern nicht vorstellen konnte, wie verändernd das Leben mit einem Kind tatsächlich ist.

Das geht auch aus dem Text von Klaudia bloggt hervor, die bestätigt, dass sich mit Kind vor allem für die Mamas vieles verändert, aber behauptet, dass man nach der ersten unbestreitbar anstrengenden Zeit vieles selbst in der Hand hat, man selber "Herr, oder in diesem Fall Frau über sein Schicksal" ist und meint, mit der entsprechenden Organisation und einer gesunden Portion Egoismus, um "sich nicht im Mamasein zu verlieren" könne man zumindest teilweise sein altes Leben wieder aufnehmen. Ihr Kind ist ein halbes Jahr alt, sie hat schon eine "babyfreie Partynacht" hinter sich und wird bald über Nacht wegfahren. Die Oma wohnt in unmittelbarer Nähe und fungiert problemlos als Babysitterin. Dies kumuliert in der Aussage: "Mein Rat also an alle kinderlosen: Lasst euch nicht abschrecken, in erster Linie entscheidet ihr, wie weit ihr euch einschränken müsst, zumindest über die “normalen” Einschränkungen hinaus." Sie impliziert damit, dass man vor dem ersten Kind eigentlich nichts besonders auskosten muss, weil man es sich alles selbst wieder ermöglichen kann, wenn man nur möchte. Ähnliches klingt auch aus dem Blogparadentext von Mami und Ich heraus, die sagt: "Ich glaube das funktioniert bei jeder Mama, die es auch will."

Ich muss ehrlich sagen, als Kinderlose und auch mit einem pflegeleichten Kind hätte ich das geglaubt und genauso gesehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Leben tatsächlich auf Jahre hinaus fremdbestimmt ist und man daran, so sehr man es vielleicht will, nicht viel ändern kann, entweder weil die Umstände ungünstig sind oder die Kinder das einfach nicht mitmachen. Ich war auch der Meinung, dass man nur genügend wollen muss, um sich sein Leben neben dem Mamasein zu erhalten. Sicherlich gehört der eigene Wille dazu, aber man unterschätzt völlig, dass Kinder auch ihren eigenen Willen, ihre Bedürfnisse und Eigenheiten haben, gegen die man manchmal nicht viel ausrichten kann, selbst wenn man es wöllte. Man unterschätzt auch, dass das Wohlergehen des Kindes plötzlich wichtiger ist als die eigenen Wünsche, auch wenn man unter der Tatsache leidet, und dass man es nicht mit sich vereinbaren kann, sich über diese hinwegzusetzen und das Unglück des Kindes für die eigene Zufriedenheit in Kauf zu nehmen. Und dass man kämpfen muss, um überhaupt ein paar Mama-Bedürfnisse durchsetzen zu können.

Ich bin ein sehr freiheitsliebender, selbstbestimmter Mensch und leide immer noch, mal mehr, mal weniger unter der Tatsache, dass ich nicht mehr über alles in meinem Leben frei bestimmen kann, seit ich Kinder habe. Ich bin eigentlich kein aufopferungsvoller Mensch und vor allem verbiege ich mich nicht gern, damit jemand anderes zufrieden ist. Für meine Kinder mache ich dies aber seit fast 5 Jahren, und zwar nicht unbedingt aus freien Stücken, zwar durchaus aus Überzeugung, aber auch weil es notwendig ist, weil es nicht anders geht, weil sie manches nicht akzeptieren, was andere Kinder vielleicht problemlos mitmachen. Beide haben beispielsweise keine Flasche akzeptiert, d.h. solange ich vollstillte, musste ich immer parat stehen. Ich habe auch beide Kinder lange einschlafgestillt und deshalb auch keine Möglichkeit zum abendlichen Weggehen gehabt. Seit dem Wegfallen des Einschlafstillens bei der Kleinen vor einem Jahr will sie trotzdem nur von mir ins Bett gebracht werden und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen unsere Versuche, dass der Papa das mal übernimmt. Ich bin seit nunmehr fast 5 Jahren nicht ein einziges Mal über Nacht weggefahren, nicht weil ich nicht will (ich will unbedingt), sondern weil es mit meinen Kindern nicht geht. Mein Großer hatte im gesamten ersten Lebensjahr mehrstündige nächtliche Wachphasen und war tagsüber sehr unzufrieden und schwierig. Man konnte ihn einfach an niemanden übergeben, ohne Eskalation. Wir haben ihn mit wenigen Monaten mal für 1,5 h meinen Eltern anvertraut, um ins Museum zu gehen. Er war gestillt, er war müde und sollte im Wagen schlafen. Stattdessen hat er die ganze Zeit geschrien, bis kurz vor unserem Rauskommen. Meine Eltern haben ihn getragen, herumgefahren, alles versucht, erfolglos. So ein Kind kann man einfach niemandem "zumuten". Von den Nächten ganz zu schweigen. Meine Kleine braucht mich abends und nachts bis heute, ob ich das will oder nicht. Sie hat sich sogar gesträubt mitzukommen, als die Großeltern sie und ihren Bruder einmal von der Kita abholten. Mag sein, dass das in den Augen anderer Eltern mit pflegeleichteren Kindern ungewöhnlich, übertrieben, marottenhaft oder hausgemacht ist, aber so ist unsere Realität und es bleibt uns nichts übrig, als sie zu akzeptieren. Zumindest wenn wir nicht über die Kinder hinweggehen wollen. Das sind die Faktoren, die vom Kind und seinen Bedürfnissen und Eigenheiten abhängen, vom Trennungsverhalten, der Anhänglichkeit und Ausgeglichenheit. Auch das Reisen ist nicht mit allen Kindern einfach. Mein Großer hat bis kurz vor seinem 2. Geburtstag hysterisch im Auto geschrien. Auch die Kleine war und ist keine gute Autofahrerin. Der Große hatte schon immer große Umstellungsprobleme und Schwierigkeiten in fremden Umgebungen. Deshalb fahren wir bevorzugt in vertraute Gefilde, damit sich die Kinder und damit auch wir wohlfühlen, und behalten genau den Rhythmus wie zuhause bei. Schön für die Eltern, wenn sie schreiben können: "Aber es war wunderbar, Zoe war dort genauso wie zuhause, kein Fremdeln oder sonstiges." Aber das ist nicht allgemeingültig und vor allem nicht allein von den Eltern abhängig. Genau das wird aber in solchen Texten suggeriert.

Daneben gibt es die äußeren Faktoren wie das Vorhandensein von Babysittern, die Nähe der Großeltern und die Zuverlässigkeit des sozialen Netzwerkes. Nicht jeder hat Großeltern in unmittelbarer Nähe wohnen, die auch noch freudig bereit sind, Babysitterdienste zu übernehmen und den Eltern freie Abende und Nächte zu ermöglichen. Bei uns wohnen die Großeltern 300 km entfernt und wir sehen uns ca. 5-6x im Jahr, wovon ca. 3x wir unsererseits in ihre Umgebung reisen. Dass die Kinder keine verlässliche Beziehung zu ihnen aufbauen können, liegt auf der Hand. Wir haben das Glück, dass unser Großer einen sehr guten Draht zu seinem Opa hat und sich dadurch relativ problemlos von uns löst. Das ist wirklich ein absoluter Glücksfall, denn er war lange Zeit ein Kind mit enormen Trennungsschwierigkeiten. Wäre diese Chemie zwischen den beiden nicht vorhanden, wäre es mit Sicherheit bis heute schwer, ihn bei den Großeltern übernachten zu lassen. Das ist eine Tatsache und kein Punkt, den man irgendwie beeinflussen könnte. Trotzdem hat er erst mit 3 Jahren bei ihnen übernachtet. Bei der Kleinen wird das noch schwieriger werden. Nach einem Babysitter haben wir mal ein dreiviertel Jahr lang gesucht, bis wir entnervt aufgaben. Es passte einfach nicht. Für ein pflegeleichtes Kind nimmt man vielleicht einfach die erstbeste Schülerin zum Babysitten und das klappt dann auch gut, aber für anspruchsvolle Kinder schaut man schon genauer hin. Auch dies konnte ich mir, bevor ich Kinder hatte, nicht vorstellen.

Ich wehre mich dagegen, wenn andere Eltern behaupten, es wäre alles nur eine Frage des Wollens und dann könnte man sich Freiheit und Freizeit auch als Eltern schaffen. Dem ist nicht so oder nur sehr eingeschränkt, zumindest bei einigen speziellen Kindern, und wer so ein Kind nicht hat, sollte nicht über andere urteilen oder Kinderlose in ihrer Naivität bestärken, dass das Leben mit Kindern fast genauso weitergeht wie vorher. Ich bin jetzt mal radikal und sage, bei uns ist kein Stein auf dem anderen geblieben und nichts ist mehr so wie vorher. Und ich kenne aus der Online-Welt einige andere Eltern, wo dies genauso ist. Natürlich ist auch dies nicht allgemeingültig und auf alle anderen Eltern und Kinder anwendbar, was wir erlebt haben, aber es kann passieren und man sollte darauf vorbereitet sein. Das ist in jedem Fall besser als Blauäugigkeit, die durch die o.g. Blogposts noch unterstützt wird.

So, und um nun noch konkret etwas zum eigentlichen Thema der Blogparade zu schreiben: Hätte ich gewusst, was wirklich auf mich zukommt, ich wäre vorher noch um die Welt gereist, ich hätte fast mein ganzes Erspartes für Reisen draufgegeben, weil es das ist, was ich wirklich sehr vermisse und was auch auf lange Sicht nicht mehr in der Form wie früher möglich sein wird. Alles andere habe ich mir häppchenweise zurück erkämpft, mal ins Kino, Museum oder essen zu gehen ist mittlerweile möglich, wenn auch zu anderen Zeiten und gehetzter als früher. Und allein, denn der andere Elternteil muss ja die Kinder hüten. Im ersten Babyjahr allerdings waren selbst solche Vergnügungen fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also rate ich allen, die Dinge, die einem wichtig sind und fehlen würden, auszukosten und auszuleben. Was das ist, ist individuell verschieden. Aber geht nicht davon aus, dass ihr es mit Kindern genauso weitermachen könnt. Sicherlich gibt es Kinder, mit denen das geht, mit denen man reisen und essen gehen kann und die alles problemlos mitmachen. Aber es kann auch anders sein. Und darauf sollte man sich vorbereiten.

Und noch einen anderen Rat hätte ich: wartet mit dem Geschwisterkind lieber etwas länger, falls eines geplant ist, und lasst euch zwischen zwei Kindern Zeit, um wieder ein wenig Freiheit und Selbstbestimmung auszukosten. Es macht, denke ich, viel aus, in eine erneute Babyzeit zu gehen mit dem Wissen, zwischendurch wieder mehr für sich gemacht zu haben. Ich hatte das nicht und bin nun sozusagen seit fast 5 Jahren ununterbrochen in diesem Kreislauf. Das zerrt schon manchmal an den Nerven, auch wenn mit zunehmendem Alter der Kinder vieles besser wird.

Was hättet ihr anders gemacht, wenn ihr gewusst hättet, wie das Leben mit Kindern wirklich ist?

Und hier habe ich darüber geschrieben, was ich als Mama vermisse.

16 Kommentare:

  1. Das hast du, in meinen Augen, sehr treffend geschrieben. Wir sind selber von der Umstellung, die unsere Tochter in unserer Leben brachte völlig aus der Bahn geworfen worden. Ich hatte meine Schwester mit ihren beiden pflegeleichten Kindern als "Vorbild" und ging davon aus, dass Leben mit Kind sei so. Dann kam alles anders und ich habe lange versucht unsere Tochter in die "richtigen". Bahnen zu lenken. Nur leider ohne jeden Erfolg. Nach drei Monaten und viel Literatur zu permanent unzufriedenen und katastrophal schlafenden, haben wir erkannt, dass wir ihr Wesen nicht ändern können und alle am besten damit fahren ihre Bedürfnisse anzunehmen und so weit als möglich zu befriedigen. Wir liefen lange Zeit am Limit und mussten uns zudem ständige Kritik gefallen lassen, wenn wir diese oder jene Sache mit Freunden nicht mitmachen konnten oder wollten (wegen kein Babysiter, der von ihr akzeptiert wurde und/oder völlig übermüdet und erschöpft). Nun nach 4 Jahren merken wir deutlich, dass sie sich leichter von uns lösen kann. Sie bleibt allein bei einer Freundin, übernachtet ab und zu bei ihrer Tante. Auch wenn wir uns inzwischen beide ein zweites Kind vorstellen können, bleibt doch die Sorge vor dem Rückschritt. Wir müssen wohl erstmal unsere Bedürfnisakkus aufladen.

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    1. Vielen lieben Dank! Mittlerweile weiß ich, dass es noch viele andere Eltern gibt, denen es so ging/geht wie uns. Wir haben auch beim 1. Kind ewig gebraucht, bis wir einen Weg gefunden hatten, und ebenfalls mit viel Kritik und Unverständnis gekämpft. Und sind wirklich über unsere Grenzen gegangen. Lasst euch Zeit, falls ihr welche habt, und lebt erstmal wieder.
      Liebe Grüße!

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  2. Vielen Dank für diesen knallhart ehrlichen Beitrag zur Blogparade! Deine Erfahrungen kann ich bisher sehr gut nachvollziehen, unser Rubbelbatz ist auch unheimlich anhänglich und anspruchsvoll. Daher bin ich froh, dass du die Möglichkeit, dass es auch so laufen kann, so ausführlich darstellst.
    Natürlich kann es so ideal laufen wie bei Klaudia, auch das sollte als Möglichkeit anerkannt werden. Allerdings teile ich deine Meinung, dass dadurch schnell der Eindruck entstehen kann, dass das die Norm ist bzw. dass man als Elten in der Hand hat, wie es läuft. Ich glaube genausowenig wie du, dass wir das haben. Natürlich kann man Einfluss nehmen und ein wenig lenken, im Endeffekt hängt aber so vieles von Charakter und Temperament der Kleinen ab. Vorausgesetzt man möchte auf Babytrainer und Co. verzichten und sich wirklich auf seine Kinder einlassen, so wie du, sind einem oft die Hände gebunden und man muss als Eltern selbst zurückstecken.

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    1. Danke Dir! Ja, ich erkenne die pflegeleichten Kinder durchaus an und wir haben solche auch im Freundeskreis. Allerdings ärgere ich mich eben immer wieder sehr darüber, wenn das als das Normale und Beeinflussbare dargestellt wird. Ich selbst hätte mir gewünscht, dass mir vorher mal jemand reinen Wein eingeschenkt hätte. Dann hätte ich mich vielleicht besser auf das, was kam, vorbereitet gefühlt.
      Liebe Grüße und danke für die Blogparade!

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  3. Unser Erster war ein Schreibaby und auch darüber hinaus sehr sensibel, anspruchsvoll und ängstlich. Er hat lange, sehr lange schlecht geschlafen,gefremdelt, konnte sich nicht trennen.Heute ist er ein 6-jähriges Schulkind und von all dem ist nichts mehr zu spüren :-) Aber es war ein weiter Weg und die Umstellung beim 1. Kind enorm. Erst beim 2. haben wir gemerkt, wie anders und viel einfacher es auch sein kann... Jedes Kind ist halt anders

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    1. Das ist wie bei uns, das erste ein Schreibaby und das zweite pflegeleichter. Der Kontrast ist unglaublich, oder? Toll, dass sich bei euch alles normalisiert hat. Bei uns ist es bis heute so, dass der Große das wesentlich anspruchsvollere, anstrengendere, forderndere Kind von beiden ist. Obwohl die Kleine auch so ihre Eigenheiten hat;)
      Liebe Grüße!

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  4. Liebe Frühlingskindermama,

    danke für deinen tollen Beitrag. Du hast vollkommen recht: So schwarzweiß wie ich es aufgemalt habe ist es gar nicht. Aber auch nicht in Vollkommenheit so wie du es aufgemalt hast. Meine Intention war mitnichten Kinderkriegen als Zuckerschlecken darzustellen. Logischerweise kommt es hier auch ganz auf das/die Kind/er an und die familiären Umstände. Wie ich in meinem Beitrag geschrieben habe, bin ich mir des 6ers im Lotto durchaus bewusst, die Oma direkt ums Eck zu haben. Genauso habe ich in meinem Text zum Schluß angemerkt, dass alles im Rahmen der normalen Einschränkungen, die ein Kind mit sich bringt machbar sei. Diese falleb in Abhängigkeit der kindlichen Bedürfnisse selbstverständlich mal kleiner und mal größer aus. Es war mir aber wichtig in meinem Beitrag meine subjektive Erfahrung weiterzugeben, ganz ohne Mütter/Väter/Eltern zu verurteilen, die es anders machen bzw. erleben, weil das/die Kind/er dieses oder jenes nicht mit machen. Ich hoffe du fühlst dich von mir nicht auf den Schlips getreten, ich wünsche dir ein wundervolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, ganz liebe Grüße, deine Klaudia

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    1. Hallo Klaudia,
      schön, dass Du Dich nicht angegriffen gefühlt hast, sondern das Berechtigte in meiner Kritik erkennen kannst. Ich stimme Dir vollkommen zu, dass auch meine Erfahrungen nicht allgemeingültig sind, das habe ich ja auch geschrieben. Aber es gibt sie wirklich öfter als man denkt und man MUSS Kinderlose/Schwangere darauf vorbereiten, anstatt weiterhin das romantisch-verklärte Bild vom Kinderhaben zu verbreiten, unter dem ich und viele andere fast zerbrochen bin. Das hilft niemandem.
      Insofern: genieße es und sei dankbar, dass es bei Dir einfacher ist, aber bitte vermittle Deinen kinderlosen Freundinnen das auch so, dass es Glück ist und bei anderen Eltern ganz anders aussieht.
      Ich wünsche Dir auch ein ruhiges, schönes Weihnachtsfest und alles Gute.
      Viele Grüße!

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  5. Danke für deinen sehr klaren Beitrag. Meine Gedanken zu diesem Thema gingen in eine ähnliche Richtung. Ich gönne wirklich jedem sein Glück und es gibt tausend Wege dahin. Wer nach der Geburt schnell wieder Freiraum schaffen kann, weil die Unstände passen und es das Kind in seiner Eigenheit zulässt, für den freue ich mich von Herzen. Aber auch an mich wurde stets die Erwartung aufgebaut, das ganz selbst in der Habd zu haben. Viele Male musste ich mich als Glucke beschimpfen lassen, weil mein 7 Monate altes Baby ohne mich abends einfach nicht ruhig schlief. Oder weil ich noch voll stillte und meine flaschevereeigerbdes Kind stets bei mir trug. Ich hätte in meinen ersten Wochen als Mutter (davor hätte ich es vermutlich nicht begriffen) mehr Berichte wie deinen gebraucht. Und nicht den Druck, der für mich zwangsläufig aus der Erwartungshaltung meiner kinderlosen Freunde entstand oder den Druck, den ich mir selber machte, wenn ich von anderen weitaus unkomplizieren Babys hörte. Man hat vielleicht einen kleinen Spielraum innerhalb der Bedürfnisse seines Nachwuchses. Ich hab dann zum Beispiel versucht, meine Freunde nach Hause einzuladen. Hat bei kooperativen Lieblingsmenschen gut geklappt.

    Ich denke, man kann klar festhalten, dass es solche und solche Kinder gibt. Und jedes Bild, dass in den Beiträgen beschrieben wurde, ist auf seine Weise ehrlich. Aber ich stimme dir zu, dass klar vermittelt werden muss, dass wir Mamas unsere Freiheit dabei nicht immer selbst in der Hand halten. Die liegt oft in viel kleineren Händen.

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    1. Danke Dir! Ja, das war bei uns auch so, wir mussten uns für alles rechtfertigen, alles hundertmal erklären, anstatt dass einfach akzeptiert wird, es geht mit diesem Kind nicht und fertig. Wir hätten ja vieles auch gern anders gewollt... Und ich hätte mir auch viel mehr Ehrlichkeit von anderen Mamas gewünscht, deswegen will ich unbedingt dazu beitragen. Ja, es gibt solche und solche, und jede Realität ist wahr. Aber wir können sie nur in kleinem Maße beeinflussen.
      Danke für Deine Worte und liebe Grüße!

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  6. Toller Beitrag, der wie ich finde sehr ehrlich und realitätsnah geschrieben ist! Ich teile Deine Meinung zu 100%!! Als junge Eltern, deren Kinder nicht ohne Weiteres Umstellungen des Alltags/ andere Schlaf-oder Essrituale akzeptieren, wirft man schon manchmal ungewollterweise einen Blick auf die Familien, bei denen vermeintlich stets alles rund zu laufen scheint. Ich finde es gut, dass Du klarstellen wolltest, dass nicht alles immer Friede, Freude, Eierkuchen ist und jedes Kind verschieden auf unterschiedliche Situationen reagiert und eben auch seinen eigenen Kopf hat. Mal ganz abgesehen von gewissen Bedürfnissen an seine Bezugspersonen, also die Eltern, die jedes Kind anders beansprucht. Bei uns heisst das z.B., dass unser Grosser (3,5) bis heute nicht durchschläft und immer jemanden zum Einschlafen braucht, während unsere Kleine (14 Monate) abends und nachts vollkommen von mir abhängt, da sie nur an der Brust einschläft. Klar werden jetzt manche sagen, dass es unsere Aufgabe als Eltern ist, dies zu ändern, aber ich sehe das wie Du: Man kein seine Kinder in gewissen Bereichen nicht mit einer Fernbedienung steuern, sondern muss dich eben an ihre Bedürfnisse anpassen. Wenn auch nicht immer... Nochmal danke für Deinen Beitrag, sicherlich sehr nützlich für junge Eltern! Viele Grüsse! Claudia

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    1. Vielen lieben Dank! Es ist mir einfach ein Anliegen, auf diese überzogenen, unrealistischen Erwartungen aufmerksam zu machen. Wenn man so an die Elternschaft herangeht, kann man nur frustriert werden, so ging es mir zumindest. Vieles kann ich einfach nicht ändern, so sehr ich will, und jedes Kind ist unterschiedlich.
      Liebe Grüße!

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  7. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass Konformität nicht glücklich macht! Jeder von uns ist individuell verschieden, egal ob Erwachsen oder Kind. Warum müssen wir uns dafür rechtfertigen? Ich finde es auch schlimm, dass so viel von der älteren Generation, unseren Eltern und Großeltern, totgeschwiegen oder beschönigt dargestellt wird. Als ich mal mit 30 von einer Oma gefragt wurde, wann es denn bei mir mal soweit wäre, da hab ich nur gesagt, dass ich erst noch meine Freiheit genießen möchte und mich noch nicht bereit für diese große Aufgabe und Verantwortung fühle. Darauf hat sie nichts mehr gesagt, aber ich habe ein leichtes, zustimmendes Nicken wahrgenommen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ein Kind verändert wirklich alles. Fühlt man sich vorher schon überfordert im Leben, dann mit Kind erst recht. Hört auf euer Gefühl und lasst euch nicht von anderen Meinungen verunsichern.
    Noch eins. Hättest du das gewusst, was du heute weißt, hättest du vielleicht kein Kind bekommen. Es ist gut, wenn man sich vorbereiten kann, aber ich finde, ein Stück weit sollte man das Leben auch auf sich zukommen lassen und auf sein Urwissen vertrauen. Was fühlt sich für dich und deine Kinder gut und richtig an? Darauf kommt es doch an. Meine Tochter ist in allererster Linie ein Gefühlswesen, also versuche ich ihr so oft wie möglich auf der Gefühlsebene zu begegnen. Dabei übe und lerne ich stetig.

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    1. Du hast völlig Recht damit, dass jeder verschieden ist, aber wie Du selbst schon schreibst, gibt es eine Erwartungshaltung, dass etwas so oder so sein muss, und die ist fatal, was die Mutterschaft betrifft. Mir zumindest hat das Auseinanderklaffen zwischen Erwartung und Realität sehr zu schaffen gemacht, andere verkraften das vielleicht besser. Überfordert war ich vorher eigentlich nicht, sondern konnte mir immer meine Nischen und meinen Weg selbstbestimmt suchen. Und zu Deinem letzten Gedanken: ich glaube, das ist Charaktersache. Ich bin jemand, der sich gern auf Dinge vorbereitet, um das Gefühl zu haben, ich habe alles im Griff. Unvorhergesehenes wirft mich wirklich aus der Bahn (-> hochsensibel). Ich möchte gern auf mein Urwissen vertrauen, aber wie ich im Bauchgefühl-Text schon schrieb, war einfach keines da und bis heute suche ich immer wieder nach einem Weg, um meinen Großen zu einem zufriedeneren Kind zu machen. Ich spüre eben nicht unbedingt, was sich für ihn gut und richtig anfühlt, so wie ich es bei meiner Kleinen spüre. Das ist wirklich ganz schwierig und auch eine Tatsache, mit der ich nicht gerechnet habe.
      Ich persönlich hätte lieber vorher gewusst, was mich erwartet, aber auch darin sind Menschen verschieden.
      Viele liebe Grüße und danke!

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  8. Hallo Frühlingskindermama!
    Nachdem ich mir deinen Artikel und die Kommentare durchgelesen habe, komme ich zu dem Schluss, dass diese Blogparade eigentlich völlig bescheuert ist (sorry für den drastischen Ausdruck!). Man kann so viele Erfahrungsberichte und gutgemeinte Tipps lesen, wie man möchte: darauf vorbereiten, wie es dann tatsächlich mit dem eigenen Kind wird, kann man sich nicht! Ich fand die wohlgemeinten Ratschläge "genieß noch die Ruhe" usw. damals sehr nervig, denn mein größter Wunsch war einfach ein anderer: ich wollte endlich mein Baby kennenlernen und in den Armen halten! Jetzt, mit drei Kindern, ist mein größter Wunsch manchmal genau dieser, nämlich Ruhe! Aber was hätte es mir gebracht, wenn ich damals die Ruhe "mehr" genossen hätte? Nichts, denn damals hatte ich ja genug davon, sie fehlt mir heute! Von daher glaube ich nicht, dass man irgendetwas vorholen oder z.b. vorschlafen kann. Man kann nur versuchen, aus der momentanen Situation für sich das bestmögliche zu machen. Und nach und nach, wenn die Kinder größer werden, wird man auch viele Freiheiten wiedergewinnen, auf die man längere Zeit verzichten musste! Aber es dauert! Also halte durch, auch wenn es oft schwer ist!

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    1. Ich denke auch, dass man sich nicht wirklich darauf vorbereiten kann, was einen erwartet. Und es sich auch nicht vorstellen kann. Aber man kann sich verschiedene Erfahrungen zu Gemüte führen und je nachdem, wie es dann bei einem selbst wird, hat man vielleicht das eine oder andere schon mal gehört. Und dazu gehören eben auch schwierige Erfahrungsberichte. Das ist aber auch Charaktersache, manche wollen vorher nichts Problematisches hören. Vorschlafen und Ruhe genießen hätte bei mir auch nicht funktioniert, aber ich hätte mir eben wie geschrieben noch ein paar mehr Reisesehnsüchte erfüllen sollen, weil das so, wie ich es mir vorstelle, auch auf Jahre hinaus nicht mehr möglich sein wird. Ansonsten versuche ich, das Beste rauszuholen;)
      Liebe Grüße und danke!

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