Mittwoch, 22. April 2015

Störenfriede in der Kita

Heute kam ich in den Garten der Kita, um meine Kinder abzuholen, und da saßen beide nebeneinander auf dem Boden, ihnen gegenüber hockten die beiden Störenfriede aus der Gruppe des Großen und der Große weinte. Die Kleine fing dann auch an, als sie mich sah. Ich nahm die beiden erstmal in den Arm und tröstete sie ausgiebig, fragte den Großen auch immer wieder, was passiert sei. Er sagte, der eine der beiden hätte ihn gehauen. Ich weiß natürlich nicht, was dem vorausging; da aber die beiden Jungs schon dafür bekannt sind, andere Kinder permanent und grundlos zu ärgern, der Große mir das auch schon mehrfach berichtet hatte und er seinerseits kein Kind ist, welches andere Kinder irgendwie provoziert oder piesackt, gehe ich mal von einem grundlosen Hauen aus. Eine ähnliche Situation hatte ich selbst schon einmal im Kitagarten beobachtet. Normalerweise ist einer der beiden der Ärgere, diesmal war es aber wohl der Andere.

Ich war ziemlich wütend, weil dem schon mehrere Gespräche mit dem Großen, in denen wir ihm Strategien nahelegten, wie er diesen Jungs begegnen soll, sowie Gespräche mit seiner Erzieherin, der das Problem bekannt ist, vorausgegangen waren. Der Große verliert über kein anderes Kind aus seiner Gruppe auch nur ein einziges negatives Wort; nur diese beiden waren in letzter Zeit immer wieder Thema. Wir haben ihm eingetrichtert, wie er sich in solchen Situationen verhalten soll, und trotzdem hockte er wie ein Kaninchen vor der Schlange vor den Jungs, die ihn ärgerten. Seine Erzieherin war nicht in der Nähe. Ich faltete erstmal vor lauter Wut die beiden kleinen Peiniger. Da geht mir echt die Hutschnur hoch, wenn zwei einen Kopf kleinere (gleichaltrige) Jungs meinen Sohn (und andere Kinder) immer wieder piesacken. Sie waren auch ganz perplex.

Dann gingen wir zu seiner Erzieherin. Sie sah mir schon an, dass irgendwas vorgefallen war. Ich schilderte ihr die Situation und sie versprach mir sofort, das Thema morgen beim Morgenkreis noch einmal anzusprechen (wurde wohl schon problematisiert). Sie sagte, es ist ihr bewusst und sie will in Zukunft noch stärker darauf achten, den Störenfrieden Einhalt zu gebieten und die zurückhaltenden Kinder dabei zu unterstützen, Verhaltensstrategien zu entwickeln. Als ich die Kita verließ, sah ich, wie sie mit der Mutter des einen der beiden Jungen sprach. Danach winkte sie mich aus dem Garten noch einmal zu sich und berichtete mir, dass sie die Mutter auch gebeten habe, sich ihren Sohn zur Brust zu nehmen und ihr gesagt hat, dass das Problem morgen in der Kita angesprochen wird. Das fand ich sehr nett und prompt reagiert.

Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht. Wir haben den Großen beim Abendbrot wieder einmal gebrieft, wie er sich verhalten soll, wenn ihn jemand ärgert. Er soll deutlich machen, dass sie mit ihren Attacken aufhören sollen, und dann soll er seinerseits die Situation verlassen (entweder woanders hin oder zu einer Erzieherin gehen). Er will das auch morgen im Morgenkreis deutlich sagen. Ich hoffe nur, dass seine Erzieherin ihn und die anderen betroffenen Kinder auch entsprechend unterstützt und beschützt. Er ist eben kein Charakter, der sich laut wehrt (außer zuhause) oder in die Offensive geht. Trotzdem muss er dies Schritt für Schritt lernen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr es einen ängstigt, wenn man einem oder mehreren Peinigern scheinbar hilflos ausgeliefert ist. Das will ich ihm in der Kita weiß Gott noch ersparen.

Was macht ihr in solchen Fällen? Oder wie gehen die Erzieherinnen unter meinen Lesern mit solchen Vorkommnissen um?

Ergänzung vom 23. April 2015:
Als ich heute kam, saß der Große mit seinen besten Freunden und der Kleinen zusammen und seine Erzieherin war direkt daneben. Sie bat mich gleich zum Gespräch. Sie hatte gestern auch noch mit der anderen Mutter gesprochen, und beide Mütter zeigten sich sehr überrascht und peinlich berührt wegen des Verhaltens ihrer Kinder. Anscheinend hatten sie das wirklich nicht mitbekommen. Beide Mütter haben gestern abend mit ihren Kindern gesprochen. Heute wurde das Problem im Morgenkreis thematisiert, und es wurden die Regeln für's Sozialverhalten rekapituliert. Am Ende versprachen die beiden Jungs, mit dem Ärgern aufzuhören und eine Versöhnung (Umarmung) fand statt. Der Große war sichtlich erleichtert, berichtete seine Erzieherin. Sie nahm ihn und einen der beiden Ärgerer auch zu einer kleinen "Einzelaktion" kurz aus der Gruppe heraus, die harmonisch verlief. Sie briefte die anderen ErzieherInnen, zukünftig verstärkt auf solche Situationen zu achten. In den nächsten 2 Wochen wird sie im Urlaub sein, d.h. die anderen müssen auch Verantwortung übernehmen. Außerdem sprach sie von selbst an, dass bei der in ca. 6 Wochen anstehenden ersten Kitareise sensibel darauf geachtet werden wird. Ich war erstmal sehr zufrieden mit den Bemühungen der Erzieherin und dankte ihr sehr, betonte aber auch nochmal, dass es nicht nur meinen Sohn betroffen hatte. Der Große erzählte am Nachmittag und Abend immer wieder, wie toll er sich mit den beiden wieder vertragen habe. Nun werden wir sehen, wie es weitergeht. Ich finde es sehr gut, dass reagiert worden ist. Je früher man ansetzt, umso besser kann man vielleicht noch Einfluss nehmen.

15 Kommentare:

  1. Wir hatten und haben auch immer noch dasselbe Problem mit unserer Grossen, sie ist jetzt 7 Jahre alt. Ich bin ja froh, dass sie nicht offensiv ist, aber sie weint schnell und neigt dazu, sich nicht zu wehren. Andere Mädchen sagen zum Beispiel "Du spielst nicht mit uns" und schubsen sie weg und sie ist natürlich traurig etc. Sie ist von Natur aus passiv und ich bin auch insgesamt froh, dass sie sich gut entwickelt. Allerdings sage ich ihr auch, dass sie sich nichts gefallen lassen soll. Kinder können so grausam sein. Wenn jemand sie angreift, soll sie sich verteidigen, also auch physisch, wenn es sein muss und sie geschubst, getreten, geschlagen etc. wird. Sie würde ohnehin nie von sich aus angreifen. Das tut sie jetzt auch und einige haben wohl schon begriffen, dass es keine gute Idee ist, sie anzugreifen. Obwohl mir das Prinzip nicht gefällt, muss ich sagen. Verbal hilft nur mitunter eben nicht. Und Lehrer /Erzieher etc. sind auch nicht immer gleich zur Stelle. Ich will nicht, dass sie diejenige wird, auf die eingehackt wird.

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    1. Mein Großer ist genau so ein Typ. Ich bin insgesamt auch froh darüber, aber es gibt eben immer Situationen, wo so etwas zum Verhängnis wird. Allerdings wollte ich es ihm so lange wie möglich ersparen. Zurück aggressiv sein finde ich nicht gut. Ich sage ihm immer, er soll deutlich machen, dass er das nicht will und dann weggehen/ sich Hilfe suchen. Ich kann nur hoffen, dass es bei ihm langsam durchdringt.
      Liebe Grüße!

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  2. Oje, das Thema habe ich auch ab und an im Hinterkopf. Man möchte ja sein eigenes Kind immer beschützen, im Kindergarten hat man dazu aber eben nicht die Möglichkeit, wenn man es in die Obhut der Erzieher gibt.
    Bislang war es bei uns eher harmlos: ein anderes Mädchen hatte meinem Kind "Du bist böse" an den Kopf geworfen. Ich war dabei, ich hatte sie gerade abgeholt und wollte sie umziehen. Der Vorwurf kam aus dem Nichst und hatte meine Kleine auch sehr getroffen. Sie wiederholte schluchzend: "Sie sagt immer ich bin böse" (das scheint sie also öfter zu machen). Wohlgemerkt, das Kind ist drei. Ich weiß nicht, was ich darauf geben soll. Ich habe dem anderen Kind erklärt, dass es nicht nett ist so etwas zu sagen und meinem Kind versucht zu erklären, dass sie sich das nicht so zu Herzen nehmen soll. Sie sind ja noch so klein. Aber wo kann das noch hinführen?!...

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    1. Ja, verbale Aggressivität kenne ich auch, mein Großer ist dann immer sehr irritiert und kann das überhaupt nicht einordnen. Wenn er sowas abkriegt, sage ich ihm auch immer, dass das nicht nett ist, was ein anderes Kind zu ihm sagt, und ich sage das auch ZU dem anderen Kind. Ich versuche da aber auch, positive Alternativen vorzuschlagen. Bei körperlicher Aggressivität ist es nochmal anders, und weil er sehr passiv und reaktionslangsam ist, mache ich mir da schon Sorgen um ihn. Ich finde, in dem Alter (sind gerade 4 geworden) kann man da schon als Eltern und Erzieher noch Einfluss nehmen.
      Liebe Grüße!

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  3. Hallo Frühlingskindermama,
    ich kenne solche Situationen zur Genüge aus der Kita... Solche Idioten gibts leider überall.
    Wir haben bei unseren Kindern in der Situation leider kaum Möglichkeiten, denn die Eltern ziehen einfach nicht mit. Im Gegenteil, wenn deren Prinzen und Prinzessinnen mal eine Strafe bekommen, wird sich sofort bei der Leitung beschwert. Die Kinder sind natürlich nicht doof und wissen das. Zu Hause wird den Kindern obendrein noch gesagt, dass wir ihnen ja auch nix zu sagen haben.
    Ich könnte mittlerweile auch kotzen, wenn ein Kind auf meine Anweisung antwortet: "Meine Mama hat aber gesagt, ich muss das.... nicht machen!" Ich antworte mittlerweile nur noch "Deine Mama ist hier aber nicht der Chef, sondern ich!" Dann klappt es meistens...
    Übrigens finde ich es toll, dass du die beiden Randallierer zusammengefaltet hast. Macht oft nochmal einen größeren Eindruck!

    LG
    Daniela

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    1. Liebe Daniela,
      dankeschön, das beruhigt mich. Ich kann mir vorstellen, dass es für die Erzieherinnen auch manchmal nicht so leicht ist, wenn die Vorstellungen der Eltern so anders sind als die Regeln in der Kita. Man weiß ja auch nie, ob das wirklich die Eltern gesagt haben oder die Kinder erfunden haben. Beide Störenfriede haben übrigens sehr nette Eltern, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie ein solches Verhalten gutheißen. Trotzdem muss möglichst früh eingeschritten werden. Ich hatte das ja auch schon mehrfach angesprochen, aber gestern war das Fass wirklich übergelaufen.
      Liebe Grüße!

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  4. Liebe Frühlingskindermama,

    ich kann gut verstehen, wie sehr du deine Kinder vor solchen Drangsalierern schützen möchtest. Das geht mir auf dem Spielplatz auch immer so. Gerade, wenn es größere, stärkere Kinder sind oder sie schon bekannt dafür sind, gerne zu ärgern, springe ich wie eine Löwenmama meinen Kindern bei.

    Nun hast du am Ende deines Textes gefragt, wie der professionelle Teil deiner Leserschaft mit solchen Fällen umgeht, deshalb hole ich jetzt doch ein bisschen aus.

    Kinder ärgern ja andere Kinder nicht einfach so aus Spaß - das weißt du natürlich schon. Immer, wirklich immer gibt es einen Grund für solchen Verhalten und mit dem Hauen und Ärgern machen diese Kinder darauf aufmerksam, dass es ihnen nicht gut geht. 'Gibt es hier jemanden, der mir zuhört?' ist die Übersetzung ihrer Handlungen. Sie können es nicht anders auadrücken. Oft ist ihnen selbst nicht bewusst, warum sie so handeln, wie sie handeln. Der Drang, anderen weh zu tun oder sie zum Weinen zu bringen, kommt aus dem Bauch heraus. Sie versuchen den Schmerz in ihnen mit dem Zufügen von Schmerzen bei anderen für einen kurzen Moment zu betäuben. Deshalb sollte die Frage nicht sein: 'Wie kann ich das Kind dazu bringen, mit dem Ärgern aufzuhören?' sondern 'Was kann ich für das Kind tun, damit es ihm besser geht?' (denn dann hört das Ärgern automatisch auf).

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    1. Vielen lieben Dank! Ich sehe es wie Du und habe euren Text zum Thema Aggressionen auch mehrfach gelesen. Ich mache mir auch meine Gedanken, was das Problem bei den beiden Jungs ist. Allerdings müssen sich darum dann die Erzieher bzw. anderen Eltern kümmern, da kann ich nichts bewirken. Ich denke, meine Aufgabe kann nur sein, auf das Problem hinzuweisen und es im Auge zu behalten. Ich hoffe, dass ich etwas wachgerüttelt habe. Für meine eigenen, aber auch zum Schutze der anderen Kinder.
      Liebe Grüße!

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    2. Hallo,
      aber auch da müssen die Eltern mitziehen. Häufig sind die Eltern komplett auf Abwehr. "Also zu Hause ist er ganz normal, das liegt an Ihnen" höre ich so oft. Habe zum Beispiel ein essgestörtes Kind, das extrem aggressiv ist. Das äußert sich unter anderem in Würgen und schlagen von anderen Kindern. Mit den Eltern versuchen wir seit Jahren zu reden. Die wollen das aber gar nicht hören.
      Ein anderes Beispiel ist ein Kind mit (vermuteten) autistischen Zügen, das anderen Kindern Spielsachen wegnimmt oder kaputt macht. Sogar die Schule hat beim 4,5-jährigen Gespräch die Vermutung aufgestellt, dass er zumindest autistische Züge hat. Auch da sind wir seit 3,5 Jahren dabei mit den Eltern zu reden. Die blocken jeden Vorschlag ab und sagen "Das liegt doch an euch. Zu Hause ist er ganz normal. Ihr wollt doch nur Geld mit ihm verdienen..."
      Irgendwann ist dann auch das gesamte pädagogische Repertoire ausgeschöpft...

      LG
      Daniela

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    3. Das stelle ich mir echt frustrierend vor. Aber es ist auch schwierig, da sich die Kinder in der Kita eben oft anders verhalten als zuhause. Bei meinem Großen hatten wir ja zuhause viele Probleme, in der Kita dagegen gab es keinerlei Beschwerden, im Gegenteil, nur Lob. Mit der Kleinen haben wir zuhause kaum Probleme und ich wäre doch erstmal sehr überrascht, wenn mir die Kita von Problemen mit ihr berichten würde (ist zum Glück nicht der Fall). Ich meine nur, dass das Bild der Eltern ein ganz anderes sein kann als das der Erzieher. Aber Du hast natürlich völlig Recht, dass die Eltern zumindest gesprächsbereit sein sollten, wenn Probleme in der Kita auftauchen. Ich finde es wirklich traurig, dass manche da so blocken. Es erleichtert euren Alltag als Erzieherinnen nicht gerade.
      Liebe Grüße und danke für Deine Anregungen!

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  5. un hat die Erzieherin deines Sohnes sehr prompt reagiert. Sie hat der Mutter des einen Jungen Bescheid gesagt und diese sollte dann zuhause den Vorfall noch einmal mit ihm besprechen. Ich weiß, dass dieses Vorgehen gang und gäbe ist, aber ich halte es trotzdem für den falschen Weg. Gucken wir doch noch mal genauer hin. Ein Kind schlägt, wie wir oben schon besprochen haben, weil es ihm nicht gut geht. In der Fachsprache heißt das, 'er agiert aus'. Normalerweise geht es ihm aber nicht gut, weil zuhause etwas aus den Fugen geraten ist. Das muss nichts Großes und Schlimmes sein, auch Kleinigkeiten lassen Kinder innerlich verzweifeln. Vielleicht hat er das Gefühl, dass sein Geschwisterkind bevorzugt wird. Oder seine Mutter muss lange arbeiten und hat dann nur noch wenig Zeit, mit ihm zu spielen. Oder Mama und Papa streiten sich viel. Wer weiß? Auf jeden Fall hört ihm zuhause niemand zu. Nicht richtig jedenfalls. Ich tippe drauf, dass er zuhause auch schon gehauen hat, um auf sein Unwohlsein aufmerksam zu machen, doch das die Erwachsenen in seinem Leben damals nicht nach dem Grund gesucht haben, sondern nur darum kämpften, dass sein Hauen aufhört. Sie haben das Symptom bekämpft, nicht die Krankheit. Da ihm zuhause niemand zuhört, versucht er nun auf die gleiche Weise, im Kindergarten auf seine Not aufmerksam zu machen. Doch was macht die Erzieherin? Auch sie hört ihm nicht zu. Sie sieht nicht den Grund hinter seinem Verhalten, sie möchte nur das Verhalten abschalten. Und verweist ihn deswegen an seine Eltern - sie sollen das richten. Tja, nun, aber seine Eltern haben ihm ja schon beim ersten Mal nicht zugehört! Für den hauenden Jungen ändert sich also nichts. Es ist ein Teufelskreis, den er selbst nicht durchbrechen kann und die Erwachsenen, die es könnten, machen sich nicht die Mühe. Die Lösung für ein im Kindergarten hauendes Kind bei den Eltern zu suchen ist daher meines Erachtens sinnlos- das Kind wäre nicht so weit gegangen, wenn die Eltern in der Lage wären, ihm aufrichtig zuzuhören. Was der Junge (oder die Jungen, es sind ja zwei in eurer Gruppe) brauchen, ist jemand mit Mitgefühl. Jemand, der ihnen die Hand festhält und sagt: 'Hör mal zu, mein Kleiner. Ich mag es nicht, wenn du haust und es macht mich sehr, sehr wütend, wenn du meine Kinder haust. Also lass das! Ich denke mir, es geht dir nicht gut - möchtest du mit mir über deinen Kummer reden?' So, und nur so, wird das Hauen und Ärgern aufhören.

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  6. Und hier kommt dein Sohn ins Spiel. Du möchtest ihn darin stärken, nicht in die Opferrolle zu fallen. Das kann ich gut nachvollziehen. Es gibt ja einige einfache Tricks, die erst einmal kurzfristig helfen. Bring ihm bei, aufrecht zu stehen, mit den Armen in die Hüften gestemmt. Er soll ihnen direkt und ernst in die Augen schauen. Er kann die 'Stopphand' machen und dabei kräftig: 'Lass das!' sagen. Ich denke, diese Dinge bringst du ihm sicher schon bei. Doch wenn er nun selbstbewusst vor ihnen steht, dann lass ihn nicht weggehen. Lass ihn seine Stärke einsetzen! Du schreibst, so habe ich es zumindest rausgelesen, dass er einfühlsam ist und nicht zum Provozieren neigt. Dann hilf ihm, Empathie für den Schläger zu entwickeln. Erkläre deinem Sohn die Zusammenhänge und die Hintergründe für das unschöne Verhalten. Vielleicht kann er ja den Teufelskreis des Jungen unterbrechen, wenn er sagt: 'Hör auf, mich zu ärgern! Was ist denn los mit dir? Bist du traurig? Oder willst du mit mir spielen und weißt nicht, wie du es besser ausdrücken kannst? Komm, lass uns doch zusammen Fußball spielen! Oder magst du etwas anderes?' Stell dir vor, statt den Jungen stehen zu lassen und zur Erzieherin zu rennen, könnte er einen neuen Freund gewinnen. Wäre das nicht schön? Und wäre so nicht beiden geholfen?

    Das wäre also mein Ansatz- als Mutter und als Sonderpädagogin für verhaltensauffällige Schüler. Vielleicht hilft er dir. Ganz liebe Grüße, snowqueen

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    1. Vielen Dank. Deinen Ansatz teile ich und habe ihn auch schon in den letzten Wochen versucht, meinem Sohn so näherzubringen. Anfangs ermutigte ich ihn auch, stehenzubleiben, deutlich zu machen, dass er das nicht will und dann eine Alternative anzubieten (anderes Spiel vorschlagen etc.). Allerdings ohne die Empathie-Komponente. Ich habe aber gemerkt, dass diese Vorgehensweise im letzten Schritt (stehenbleiben) zu passiv ist bzw. mein Sohn nicht den Schritt zur Alternativenanbietung gehen konnte. Deshalb änderte ich meine Taktik und sagte ihm, er solle erst sein Unbehagen deutlich äußern und dann die Situation verlassen (so ähnlich, wie wenn ich die Straßenseite wechsle, wenn mir ein aggressiver Mensch entgegen kommt). Sich in einer Stresssituation so bewusst zu äußern, wie Du es geschrieben hast, kann er noch nicht. Da ist er wie gelähmt und unter Schock. Deshalb mein Ansatz, die Situation zu verlassen und sich mit etwas anderem zu beschäftigen, damit er erstmal wieder zu sich kommen kann. Ich werde ihm aber zukünftig noch mehr die Empathie gegenüber den Ärgerern nahebringen, damit er zumindest ein Gefühl dafür entwickelt, solchen Dingen auf den Grund zu gehen.
      Vielen lieben Dank und Grüße!

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  7. Da wir noch nicht in der Kitaphase sind, kann ich da vielleicht nicht ganz mitreden. Aber ich finde es gut, wie du als Mutter und auch die Erzieherinnen reagiert haben, nachdem du sie auf die Probleme hingewiesen hast. Während eines Praktikums vor vielen Jahren, das ich im Kindergarten gemacht hatte, habe ich das ganz anders beobachtet. Da schienen mir die Erzieherinnen sehr wohl mitzubekommen, was passiert, ignorierten es aber (meiner Meinung nach aus Bequemlichkeit). So etwas finde ich dann mehr als schade. Es ist immer besser, Missstände offen und ehrlich anzusprechen und gemeinsam ganz konkrete Lösungen zu suchen :)

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    1. Ich danke Dir und wünsche euch, dass ihr nicht mit so etwas später in der Kita konfrontiert werdet. Es ist nicht nur schade, sondern meiner Meinung nach fahrlässig, wenn Erzieherinnen in solchen Situationen nicht reagieren. Bei kleinen Kindern kann man doch so viel kaputtmachen! Ich hoffe, dass s bei uns jetzt auch was gebracht hat.
      Liebe Grüße!

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