Vor einer Woche absolvierten die Kleine und ich ihre U8, die Untersuchung um den 4. Geburtstag herum, und wieder einmal überraschte sie mich mit ihrem Verhalten. Diesmal war ich - im Gegensatz zu ihrer U7a - vorher relativ angespannt, weil die Kleine im Moment unberechenbar ist und ich befürchtet hatte, dass sie nicht kooperieren, sondern sich verweigern würde, wie sie es zuhause gerade sehr oft macht. Nun habe ich ja mit dem Großen schon viele schwierige U's absolviert, wäre aber trotzdem bei einem der derzeit heftigen Wutanfälle der Kleinen hilflos gewesen.
Wir hatten gleich den ersten Termin um 8 Uhr vor der eigentlichen Sprechstunde. Ich fing an, den Fragebogen auszufüllen und wusste von der U8 des Großen, dass die Sprechstundenhilfe gleich versuchen würde, die Kleine allein zum Seh- und Hörtest mitzunehmen. Dies verweigerte er seinerzeit, verständlicherweise, und ich rechnete auch damit, dass die Kleine nicht mitkommen würde, da sie seit meiner Mutter-Kind-Kur noch mehr an mir hängt und klammert als ohnehin schon. Pustekuchen, sie schaut kurz zu mir und trabte dann leichten Fußes mit der fremden Person mit. So unterschiedlich ist das, und es hat rein gar nichts damit zu tun, ob eine Mama "ängstlich" ist oder "nicht loslassen kann" (alles schon gehört), sondern lediglich mit dem Wesen des Kindes. Sie war bestimmt 20 Minuten weg, machte den Seh- und Hörtest mit der Sprechstundenhilfe und, wie ich hinterher erfuhr, auch den Sprach- und Maltest. Ich saß derweil allein im Wartezimmer, eine Situation, die ich so noch nie erlebt hatte. Dafür konnte ich die Fragebögen mit mehr Muße ausfüllen als bisher.
Dann durfte ich dazukommen und sie zeigte mir die Formen und Bilder, die sie gemalt hatte. Das sah alles super aus. Beim Sehtest war wohl das rechte Auge etwas schlechter, deshalb haben wir eine Überweisung zum Augenarzt bekommen. Die Kleine wurde gewogen und gemessen. Sie wiegt aktuell 16,7 kg und ist 103 cm groß. Damit hat sie den Abstand zum Großen im gleichen Alter verringert und seit der U7a ganz schön aufgeholt. Der Große wog zu seinem 4. Geburtstag 17,1 kg und war 107 cm groß. In den letzten Wochen hatte sie eine Klamottengröße fast übersprungen und wir merkten, dass sie zugelegt hatte.
Dann kam die Ärztin dazu und machte die üblichen motorischen Tests: Hüpfen, Ball werfen und fangen, auf Zehenspitzen und Hacken laufen und auf einem Bein stehen. Das klappte alles wunderbar und ich staunte über die gute Laune und Kooperation der Kleinen. Sie hatte richtig Spaß. Die ausführliche körperliche Untersuchung folgte, nachdem sich die Kleine schnell, bereitwillig und selbstständig ausgezogen hatte. Dafür brauchte der Große immer etwas Hilfe. Als sie sich auf die Liege legen sollte, war mir angst und bange, hatte doch der Große damals fürchterlich geweint, als er dies machen sollte. Aber: kein Problem mit ihr, sie schaute kurz zu mir und ließ sich dann bereitwillig im Liegen untersuchen. Körperlich ist soweit alles in bester Ordnung, bis auf ein Problem (dazu weiter unten).
Der Wortschatz der Kleinen ist super, die Aussprache einiger Konsonanten jedoch noch nicht korrekt. Ich vermute, dass die Kinderärztin uns eine Überweisung zur Logopädie ausgestellt hätte, wenn ich nicht ziemlich überzeugend vermittelt hätte, dass ich aus der Erfahrung mit dem Großen heraus glaube, dass sich diese Schwierigkeiten von selbst auflösen werden und die korrekte Aussprache mit der Zeit kommen wird. So war es nämlich beim Großen, der allerdings geringere Artikulationsprobleme hatte als die Kleine. Wir sind nun so verblieben, dass wir in einem halben Jahr nochmal extra deshalb zur Kinderärztin kommen und dann weitersehen. Das ist okay für mich, da ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass wir den Sommer über zur Logopädie müssten.
Die für mich schwerwiegendste und auch traurigste Feststellung der U8 war die Neurodermitis-Diagnose, die bisher schon vermutet wurde, aber, da es noch keine Schübe gegeben hatte, nicht feststand. Seit einigen Wochen jedoch hat die Kleine in den Kniekehlen und den Armbeugen deutliche Neurodermitisstellen, die stark jucken, und kratzt sich besonders abends rot. Es ist eine leichte Neurodermitis und mit konsequenter Basispflege gut in den Griff zu kriegen, aber die Diagnose steht nun leider fest. Auf meine Frage, was diesen ersten größeren Schub ausgelöst haben könnte, antwortete die Kinderärztin, dass es meist entweder Infekte oder Stress sind. Und da die Kleine lange keine Infekte hatte, fiel es mir gleich wie Schuppen von den Augen: STRESS, natürlich hatte sie Stress, den vielleicht schlimmsten Stress ihres Lebens, als ich die 3 Wochen mit dem Großen auf der Mutter-Kind-Kur war und sie jeden Tag nach mir weinte und mich furchtbar vermisste. Ich musste die Tränen runterschlucken, als mir dies klar wurde. Sie tat mir so unglaublich leid, und gleichzeitig fand ich es auch so ungerecht, dass ich eine (veranlagte) Krankheit bei meinem Kind zum Ausbruch geführt hatte, nur weil ich zum ersten Mal in 6 Jahren als Mutter mal etwas für mich gemacht hatte. Das ist einfach frustrierend! Aber man sieht daran wieder einmal, wie eng Kinder mit ihren Eltern verbunden sind und wie emotionale Schwierigkeiten sich auf irgendeine Weise ihren Weg nach außen bahnen. Bei der Kleinen eben über die Haut und manchmal über den Bauch, und es tut mir im Herzen weh, dass meine Kur nun ihren ersten Neurodermitis-Schub ausgelöst hat.
Manchmal denke ich, als Mutter kann man eigentlich nur alles falsch machen. Sorgt man nicht für sich selbst, sondern ist nur für die Kinder da, wird man unzufrieden und unruhig. Tut man etwas für sich, entscheidet man sich damit automatisch temporär gegen die Kinder und kriegt meist danach die Quittung. In unserem Fall heißt es nun konsequente Basispflege der empfindlichen Haut der Kleinen und möglichst Vermeidung der schubauslösenden Faktoren. Und obwohl ich ein enormes schlechtes Gewissen habe und sehr traurig bin, dass es so gekommen ist, kann so eine Diagnose nicht für mich bedeuten, dass ich nun wieder einen Schritt zurück gehe und nichts mehr mache, was mit einem Wegsein von den Kindern verbunden ist. Ich finde es unglaublich schwer, diesen Spagat auszuhalten und eine zufriedenstellende Balance zu finden. Irgendeiner leidet immer, so meine Erfahrung.
Ich erzählte noch ein wenig von ihrer Entwicklung, z.B. dass ihre Autonomiephase erst recht spät anstrengend wurde und sie jetzt, in dem Alter, als es mit dem Großen endlich einfacher wurde, viel schwieriger zu händeln ist als früher. Also auch für die Ärztin interessante Unterschiede in der Entwicklung der beiden Geschwister.
Insgesamt verlief die ganze Untersuchung wunderbar. Die Kleine kooperierte entgegen meiner Erwartungen perfekt, machte alles bereitwillig mit, zog sich aus und an und verließ am Ende sogar schon selbstständig den Raum, als ich noch mit der Ärztin sprach. Ich sagte nur: "Sie sehen selbst, wie unterschiedlich meine Kinder sind", und sie stimmte zu. Diesmal war ich wirklich überrascht, hatte ich doch aufgrund ihres Verhaltens in den letzten Monaten durchaus anderes erwartet. Ich hatte den Eindruck, sie wollte zeigen, was sie drauf hatte. Mit einer Leichtigkeit rauschte sie durch Situationen hindurch (hinlegen, allein mitgehen), die beim Großen im gleichen Alter noch undenkbar oder sehr schwierig waren.
Nach einer Stunde waren wir fertig und kauften als Belohnung die ersten deutschen Erdbeeren von Karl's Erdbeerhäuschen, wie von ihr gewünscht. Wir liefen zum Bus und fuhren zur Kita. Auch der Abschied dort war - wider Erwarten - problemlos. Ich machte mich auf den Weg zur Arbeit und staunte noch lange über mein kleines Mädchen. Die U8 lief super, auch wenn die Neurodermitis ein Wermutstropfen ist. Also, nicht die Neurodermitis an sich, sondern dass höchstwahrscheinlich meine Mutter-Kind-Kur den ersten größeren Schub bei ihr ausgelöst hat. Daran habe ich immer noch zu knabbern. Mit ihrer Artikulation werden wir weitersehen. Ansonsten ist alles bestens. Das war insgesamt sehr erfreulich, und es war auch lange nicht so anstrengend, wie die U's mit dem Großen immer für mich sind. In einem Jahr folgt die U9 und dann ist erstmal eine Weile Pause.
Freitag, 12. Mai 2017
6 Kommentare:
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Hallo Frühlingskindermama,
AntwortenLöschenEs tut mir leid, dass du dich am Ausbruch schuldig fühlst. Wie du bereits geschrieben hast, die Veranlagung besteht und wäre es nicht deine Kur gewesen, wäre es ein Infekt oder anderer Stress gewesen, der den Schub ausgelöst hätte.
Keiner kann definitiv sagen, was es war oder ob es nicht passiert wäre, wenn du nicht gefahren wärst. Deshalb versuche die Situation so gut es geht zu akzeptieren.
Du als Mutter musst auch für dich sorgen, die Kur war nötig. Für dich und die Familie.
Viele Grüße
Mama Maus
Danke Dir! Bei einem Infekt würde ich mich aber nicht so schuldig fühlen. Ich weiß, dass sie während meiner Kur sehr traurig war und so, wie sie sich seitdem verhält (starke Verlustängste, Klammern etc.) passt das schon alles zusammen.
LöschenSehr schlimm für mich. Ich möchte bald zum 1. Mal ganz allein wegfahren und diese Diagnose macht es mir natürlich noch schwerer. Zum Glück ist es nun schon etwas besser geworden, und sie tankt viel Mama. Es ist schon unglaublich, wie eng sie mit mir verbunden ist und wie sehr sie mich braucht. Und trotzdem muss ich auch ein klein wenig das machen, was ICH brauche, nämlich manchmal Abstand. Wir müssen beide lernen, damit umzugehen.
Liebe Grüße!
Es ist einfach schön zu lesen, wie selbständig und selbstsicher deine Tochter mitgemacht hat. Möglicherweise verschwindet die Neurodermitis auch wieder (fast)von selbst, denn der Stress hat ja nachgelassen (falls es wirklich damit zusammen hängt). Du hast ja alles sehr gut geplant und vorbereitet, deine Tochter hatte wichtige Bezugspersonen (vor allem den Papa,aber auch gut bekannte Betreuerinnen)abwechselnd um sich und war nie im Stich gelassen.Auch hatte sie ihre vertraute Umgebung, ihr Zuhause und die Kita,keine fremden Räumlichkeiten. Und sicher bekommt sie jetzt ab und zu Mal eine kleine Extraexklusivzeit mit ihrer Mama...
AntwortenLöschenWeiterhin viel Spannkraft wünscht Cornelia
Liebe Cornelia,
Löschenich danke Dir von Herzen! Ja, es ist schon viel besser geworden mittlerweile, was mich aber leider nur in meiner Vermutung bestätigt. Ich bin ja seit 3,5 Wochen wieder zurück und sie hat natürlich seitdem schon sehr emotional reagiert, was ich auch aufzufangen versuche. Aber so eine Diagnose als direkte Folge der Kur zu bekommen ist schon sehr hart. Wir müssen nun versuchen, damit umzugehen. Es wird ab jetzt sicher ab und zu mal vorkommen, dass ich allein wegfahre, um aufzutanken, und alle sollten halbwegs gut damit klarkommen. Und ja, Exklusivzeiten mache ich mit ihr :-)
Liebe Grüße!
Liebe Frühlingskindermama,
AntwortenLöschenerst einmal ist es schön zu hören, dass die Untersuchungen so problemlos abgelaufen sind. Es ist toll zu sehen, dass das Kind so schön kooperiert und Dir vertraut hat.
Was nicht so schön ist, ist die Neurodermitis. Wie Du vielleicht schon bei mir gelesen hast, haben meine Kinder auch dieses Problem. Bei Wirbelwind fing es bereits mit 1 1/2 Jahren mit Eintritt in den Kindergarten an, bei Wölkchen zeigen sich die typischen Stellen seit ca. zwei Wochen. Was bei Wölkchen der Auslöser gewesen sein könnte, weiß ich allerdings nicht. Es kann so Vielfältiges sein, u.a. auch die Ernährung (damit experimentieren wir ja gerade). Ich möchte damit sagen, dass Du Dir nicht so viele Vorwürfe machen sollst. Wie Mama Maus schon geschrieben hat: wenn es nicht die Kur gewesen wäre, dann hätte sich ein anderer Auslöser gefunden. Ich weiß das ist schwer zu akzeptieren. Ich mache mir auch Vorwürfe, dass ich meine Kinder die ganze Zeit falsch ernährt habe. Und irgendwann stellt sich vielleicht dann heraus, dass die Ernährung gar nicht das Problem ist?
Hach man steckt eben nicht drin, eben weil Neurodermitis sehr viele, sich auch überlagernde Ursachen haben kann. Ich drücke Dich!
Wiebke
Liebe Wiebke,
Löschenja, ich hab es bei Dir gelesen. Dein armes Wirbelwindchen hat schon so lange damit zu kämpfen. Ich kenne auch jemanden, wo die Neurodermitis des Kindes mit Eintritt in den Kindergarten begann. Eindeutiger Stressauslöser. Ich wünsche euch sehr, dass sich bei euch etwas verbessert durch die Ernährungsumstellung.
Mein Gefühl (dem ich ja eigentlich kritisch gegenüber stehe) wusste sofort, dass es bei meiner Kleinen durch die Kur gekommen ist. Und nun, wo sie mich wieder hat, wird es langsam besser. Nur möchte ich ja endlich so langsam anfangen, allein wegzufahren, und habe nun große Gewissensbisse deswegen. Überhaupt finde ich es sehr schwierig, zu wissen, dass ein Kind körperlich so auf Stress reagiert. Vom Großen kannte ich bisher "nur" die emotionalen Reaktionen (Ausrasten, Wut oder auch Apathie). Ich muss mich nun darauf erstmal einstellen. Aber diese Erkenntnis ist schon echt hart.
Meine Kinderärztin sagte übrigens, dass die Neurodermitis meist im Schulalter besser wird und dafür die Allergien mehr rauskommen. Na toll...
Ich wünsche euch alles alles Gute und werde Deine Berichte weiter verfolgen (sofern es Dein Mann nicht wieder torpediert;-)!
Liebe Grüße!