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Donnerstag, 20. Juli 2017

Wo ist mein Sonnenschein hin?

Die Kleine treibt mich in den Wahnsinn. Wo ist mein pflegeleichtes Baby und Kleinkind hin? Bei dem ich (fast) immer wusste, was ich machen, wo ich ansetzen und wie ich es auffangen kann. Ich weiß aktuell nicht mehr, wie ich mit ihr umgehen soll. Bin rat- und hilflos. Kann sie nicht mehr liebevoll und geduldig begleiten. Sie überschreitet alle Grenzen, ist körperlich aggressiv gegen uns und ihren Bruder, schreit und kreischt bei jeder Kleinigkeit, rastet komplett aus. Macht fast täglich Sitzstreik auf der Straße, rennt vor Autos, läuft einfach weg. Sie stört, wo sie nur kann, sie zerstört mutwillig Dinge vom Großen, reißt alles an sich. Das Zusammenleben mit ihr gleicht einem Gang über ein Minenfeld, man kann eigentlich nur alles falsch machen und verlieren. Morgens Geschrei, nachmittags Boykott und Verweigerung, abends Geschrei. Jede Mahlzeit ist ein Desaster. Zwischendurch wird man gehauen, getreten, beschimpft sowie mit Forderungen bombardiert. Sie wirft mit Schimpfwörtern um sich, die der Große noch nie benutzt hat, und das in einer Frequenz, die unerträglich ist. Sie ist keine 2 Jahre alt, auch nicht 3, sondern 4 1/4. In diesem Alter war der Große aus der schlimmsten Zeit raus und es wurde langsam einfacher mit ihm. 4 Jahre, das war für mich immer das Alter, wo es einfacher wird. Mit ihr ist es das Gegenteil.

Sie war immer mein kleiner Sonnenschein, witzig, charmant, lebensfroh, schlagfertig, intelligent, schnell, schlau, liebevoll, anschmiegsam. Ich konnte sie immer gut händeln und wusste meist, wie ich sie wieder erde, wenn sie außer sich war. Sie ließ Trost immer irgendwann zu und tankte viel durch körperliche Zuwendung auf. Lange, sehr lange Zeit brauchte sie eigentlich nur Mama, dann war sie zufrieden und ausgeglichen. Zur Zeit schlägt sie nur um sich, verbal und physisch, und wir erkennen sie nicht wieder. Sie lacht kaum noch, von ihrem neckischen Wesen ist nichts mehr zu erkennen. Klar hatte auch sie, wie jedes Kind, schon immer schwierigere, unzufriedene Momente oder auch Phasen, in denen der Mann, die Großeltern oder die Erzieherinnen deutlich machten, dass sie nicht an sie herankämen. Aber da war ja immer noch ich, der letzte Anker, die Mama, von der sie sich immer beruhigen und regulieren ließ. Mit ihr habe ich mich nur in seltenen Momenten richtig hilflos gefühlt. Selbst ihre Wutstürme habe ich meist ruhig und liebevoll begleitet. Im Moment weiß ich nicht mehr weiter und ich habe auch ehrlich gesagt keine Lust mehr. Sie ist komplett unberechenbar und dreht völlig frei.

Der Große war so ähnlich zwischen 1,5 und 3,5 Jahren. Er war ein sehr wütendes, unzufriedenes Kind, das überhaupt nicht ausdrücken konnte, was ihn störte. Er war aber selten gegen uns bzw. gegen mich körperlich aggressiv, sondern warf eher ein Spielzeugregal um, wälzte sich auf dem Boden oder war sogar autoaggressiv. Er war nie ein Hau- oder Beißkind, weder gegen uns noch andere. Jetzt, mit 6 1/2 Jahren, fängt er an, die Kleine zurückzuhauen, weil er ständig von ihr gehauen wird. Sie tritt ihn, boxt ihn, schubst ihn, und das alles so schnell und überraschend, dass man kaum eingreifen kann. Lange hat er sich nicht gewehrt, sondern geweint und Trost bei uns gesucht, nun fängt er selbst auch damit an. Es ist zum Mäusemelken. Der Große hat auch nie viele Schimpfwörter benutzt. Brachten andere Kinder aus der Kita ein ganzes Arsenal an Ausdrücken nach Hause, war er da immer relativ resistent und hat nicht so viel aufgesaugt. Mit ca. 3 1/4 Jahren hatte er eine nervige Schimpfwortphase, aber die ging recht schnell vorbei und war nicht mal im Ansatz so schlimm wie das, was die Kleine mit ihren über 4 Jahren jetzt durchlebt.

Wir rätseln, was mit ihr los ist. Die Autonomiephase müsste eigentlich so langsam vorbei sein. In ihrem Alltag hat sich nichts geändert. Sie hat jetzt endlich ein eigenes Kinderzimmer. Sie kann sich verbal ausdrücken, sie versteht alles und findet sich überall zurecht. Sie fängt schon an, Buchstaben zu schreiben, und ist viel selbstständiger als ihr großer Bruder. Sie will allein zum Bäcker gehen und überhaupt alles autark machen. Dabei passieren leider auch unzählige Malheure, was uns nervt, da wir das von unserem vorsichtigen Großen nicht kennen. In vielen Fällen sagen wir nichts, doch manchmal ist es eben auch zuviel. Sie ist integriert, hat ihre Freundinnen, wird zu Geburtstagen eingeladen und darf vieles schon machen, was der Große sich erst später zutraute. Zum August wird sie in den großen Elementarbereich der Kita wechseln, wo sie in letzter Zeit schon mehrfach hineinschnupperte. Es ist für uns nicht ersichtlich, an welcher Stelle sie eventuell leidet, sich unwohl fühlt, Unterstützung braucht.

Sicherlich lässt sie das Gerede und die Vorbereitungen für den baldigen Schulstart des Großen nicht ganz kalt. Sie versteht ja, dass sie bald allein in die Kita geht und der Große bei der Einschulung im Mittelpunkt steht. Sie sieht, was wir dafür schon jetzt vorbereiten und, sie merkt, dass es ein großer Umbruch wird. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das schon jetzt so dermaßen aus der Bahn wirft, wo der Große selbst noch relativ ruhig ist. Sie zieht im Moment alle negative Aufmerksamkeit auf sich und wir wissen nicht, warum. Lange habe ich versucht, unter Aufbietung all meiner nervlichen Kräfte ruhig und gefasst zu bleiben. Immer öfter explodiere ich nun auch. Der Mann ist komplett hilflos und gestresst. Keine unserer Strategien bringt irgendeine Besserung. Sie zerschießt im Moment unseren Familienfrieden auf allen Ebenen und es scheint ihr, der Harmonie eigentlich immer so wichtig war, keinen Deut auszumachen. Am meisten tut mir der Große leid, der unter ihren Aggressionen, ihrer Schreierei und der negativen Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wird, leiden muss. Denkbar schlechte Voraussetzungen für einen ruhigen Schulstart für ihn.

Wir sind ratlos. Fehlt ihr positive Aufmerksamkeit, fehlt ihr Exklusivzeit, fehlt ihr Beschäftigung, fehlt ihr aktive Förderung? Sie war doch immer zufrieden, wenn sie mit mir zusammen war! Und wir haben immermal wieder nachmittags Zeit zu zweit, wenn der Große bei Freunden ist. Auch der Papa unternimmt ab und zu etwas allein mit ihr. In letzter Zeit war das zugegebenermaßen aus diversen Gründen seltener der Fall. Dafür sind wir aber öfter auf ihren ausdrücklichen Wunsch zu Reiterhöfen und Pferdekoppeln gefahren, was sie sehr liebt. Dass der Große nicht mit ihr spielt, frustriert sie weiterhin, ist aber nichts Neues für sie.

Da sie im Moment nicht kuscheln will, ihren Liebestank aber bisher immer durch Kuscheln und körperliche Zuwendung auffüllte, haben wir uns nun vorgenommen, ihr mehr ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wir wollen mehr einzeln mit ihr spielen (was schwierig ist, weil dann der Große sofort eifersüchtig wird) und mehr allein mit ihr unternehmen. Ich habe sie gefragt, ob sie, wenn die Großeltern bald zu Besuch kommen, mal etwas mit ihnen allein machen möchte. Will sie aber nicht, sondern mit dem Bruder zusammen. Vielleicht möchte sie auch mal, dass einer von uns allein mit ihr verreist, so wie es der Mann mit dem Großen mit 4 Jahren und seitdem mehrfach schon gemacht hat. In mancher Hinsicht haben wir mit dem Großen im gleichen Alter schon viel mehr gewagt, in anderer Hinsicht ist sie viel weiter und selbstständiger als er, darf mehr und traut sich selbst Dinge zu, die er damals noch nicht wagte. Es ist schwierig. Ob das reicht, um sie aus ihrem Frust herauszuholen?

Habt ihr noch Ideen, Anregungen, Erklärungen? Wie sind eure 4-jährigen Kinder so drauf? Wie kommen wir durch diese anstrengende Phase hindurch?

Ich will doch einfach nur meinen Sonnenschein zurück!

PS: Die Bilder stammen von einem kürzlichen Mama-Tochter-Ausflug zu einem Fest, einem Nachmittag nur für uns beide.

Mittwoch, 6. April 2016

Aufmerksamkeitstypen und Geschwisterrivalität

Manchmal tun mir meine Kinder leid. Wenn ich sie aus der Kita abhole und sie mich teilen müssen. Wenn der Papa mit ihnen spielt und sie ihn teilen müssen. Wenn sie mich einen ganzen Tag nicht gesehen haben und Mama tanken wollen. Dann bräuchte jeder von beiden ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung, statt geteilte Liebe und halbe Konzentration. Der Große war schon immer sehr aufmerksamkeitsbedürftig, das ist bis heute so geblieben. Er möchte am liebsten konzentriert allein mit einem Erwachsenen spielen oder beschäftigt werden. Er benötigt den Aufmerksamkeitstypus der "ungeteilten Zuwendung" (in Kombination mit dem "Hilfe-Typus"), wie in diesem Text des Blogs Gewünschtestes Wunschkind beschrieben. Die Kleine ist total liebesbedürftig und will kuscheln, vorlesen, tanzen oder singen. Sie benötigt den Körperkontakt als wichtigste Aufmerksamkeitsform, in Kombination mit der ungeteilten Zuwendung.

Die Aufmerksamkeitsbedürfnisse beider Kinder gleichzeitig zu erfüllen ist oft ein Ding der Unmöglichkeit. Manchmal, wenn ihre Speicher aufgefüllt sind, schafft es eines der Kinder, zurückzustecken und zu warten, bis ich oder der Papa wieder exklusiv für es da ist. Dann kann man sich ihnen abwechselnd oder sogar gleichzeitig zuwenden und eine gute Balance wahren. Das sind schöne, ruhige Situationen, wo beide rechts und links vom Elternteil einem vorgelesenen Buch zuhören. Meist jedoch herrscht große Konkurrenz um Aufmerksamkeit zwischen ihnen, besonders, wenn sie "ausgehungert" nach Zuwendung sind. Dann denke ich immer, sie wären als Einzel-, als Exklusivkinder besser dran, würden nicht soviel Frustration erfahren und könnten ihre Speicher deshalb auch besser füllen. In solchen Momenten sehe ich viele Nachteile des Daseins als Geschwisterkind und es tut mir in der Seele weh, wie sie dann leiden und sich zurückgesetzt fühlen.

Diese Situationen kommen im Alltag immer wieder vor und kosten viel Kraft. Besonders auffällig ist es immer, wenn sie mich (normalerweise nur 1x pro Woche) erst abends wiedersehen. Dann möchten mich beide (respektive den Papa an den anderen Abenden) ganz für sich haben und sind verständlicherweise frustriert, beleidigt, enttäuscht, wenn das nicht funktioniert, weil das Geschwisterkind dazwischenfunkt und auch Bedürfnisse anmeldet. Sie können dann auch beide nicht kurz in weiser Voraussicht warten, damit jeder abwechselnd die volle Zuwendung erhält, sondern fauchen und keifen sich an wie Löwen bei der Fütterung. Im schlimmsten Fall sieht das so aus, dass ich verzweifelt versuche, es beiden irgendwie recht zu machen, mich zu zerreißen und zu vermitteln, aber dennoch beide weinen, weil sie sich nicht genügend beachtet fühlen. Kümmere ich mich um eines der Kinder, ist das andere tödlich beleidigt. Versuche ich, mich gleichzeitig um beide zu kümmern, fühlen sich beide zurückgesetzt und protestieren lautstark. Sehr schwierig und nervenaufreibend.

Quelle: Pixabay

Letztens hatten wir die Situation, dass die Kinder mit dem Papa erst um 18 Uhr nach Hause kamen und, kaum hatten sie Kontakt mit mir, fürchterlich zu weinen anfingen. Beide wollten ihre jeweils benötigte Art der Aufmerksamkeit von mir nach der langen Trennung (10 h) und stattdessen mussten sie wieder einmal teilen. Als ich dann noch mit dem Großen schimpfte, weil er sich nicht ordentlich die Hände gewaschen hatte, brachen seine Dämme und er weinte untröstlich und aufgebracht. Dem Papa gelang es nicht, ihn zu trösten, und ich selbst brauchte bestimmt 20 Minuten und viel Kraft dafür, ihn wieder zu besänftigen. Nachdem er sich beruhigt hatte, war er wieder offen für das, was er brauchte: meine ungeteilte Zuwendung. Das hieß für mich, mich noch einmal ein wenig nur mit ihm zu beschäftigen. Danach war es für ihn okay und wir konnten endlich Abendbrot essen. Glücklicherweise hatte sich die Kleine in dieser Zeit mit meinem Handy als Mama-Ersatz vergnügt. Oft genug war aber auch schon der Fall eingetreten, dass sie parallel untröstlich weinte, weil sie Mama-Kuscheln wollte. Der Papa hat dann absolut keine Chance und fällt als Tröster weg. Ich weiß dann oft nicht, wo mir der Kopf steht und wie ich die beiden Kinder wieder beruhigen soll. Früher, als die Kleine noch stillte, konnte ich mich dann mit ihr auf's Sofa kuscheln und sie stillen, während ich dem Großen parallel vorgelesen habe. Oder ich habe sie nach der Kita einfach auf dem Arm herumgetragen, während ich dem Großen auf dem Spielplatz volle Aufmerksamkeit gab. Das reichte ihr früher. So konnte ich beiden ihre verschiedenen Aufmerksamkeitsbedürfnisse erfüllen. Jetzt ist das schwieriger. Natürlich sind sie auch älter und anspruchsvoller bzw. bewusster geworden.

Es ist auffällig, dass der Große sich meist von einer ganz anderen Seite zeigt, wenn er mit einem von uns Eltern allein ist. Er also die von ihm benötigte ungeteilte Zuwendung erhält. Er wirkt dann richtig reif und erwachsen, ist viel zugänglicher und offener und genießt die Exklusivität. Wenn man ihn nachmittags nach der Kita allein abholt, wie gestern wegen Krankheit der Kleinen geschehen, läuft man mit einem großen, verständigen und umgänglichen Jungen neben sich durch die Straßen. Es ist selten, dass er dann so motzig ist wie sonst meist. Er ist auch sehr gern mit einem von uns allein zuhause. Er benötigt, glaube ich, den Familienverbund am wenigsten von uns allen, und wäre als Einzelkind sicherlich zufriedener. Er ist super glücklich, wenn er mit seinem Opa zusammen ist, da dieser ihm am meisten von allen Menschen das gibt, was er braucht. Die Kleine genießt auch mal gern ungeteilte Aufmerksamkeit, liebt allerdings auch den Familientrubel, vermisst ihren Bruder schnell und hat gern alle um sich herum. Umso mehr Kuschelpartner hat sie zur Verfügung :-)

Wir würden den Kindern ja gern mehr ungeteilte Zuwendung geben, aber das Problem ist, dass durch die fehlende Entlastung für uns oberste Priorität hat, dass wir Eltern uns gegenseitig entlasten, d.h. dass so oft wie möglich ein Elternteil beide Kinder nimmt und der andere mal ein Stündchen frei hat. Das kollidiert mit den Interessen und Bedürfnissen der Kinder, ist aber leider im Moment nicht zu ändern. Ich habe keine Ahnung, wie man dafür eine Lösung findet, die alle Bedürfnisse berücksichtigt. Die den Aufmerksamkeitstank der Kinder entsprechend ihrem Wunsch auffüllt und gleichzeitig die Regeneration der Eltern ermöglichkeit. Denn das ist mindestens genauso wichtig.

Was meint ihr? Welcher Aufmerksamkeitstypus ist euer Kind und könnt ihr das Bedürfnis immer erfüllen? Wie kommen Eltern noch zu MeTime, wenn beide Kinder so zuwendungsbedürftig sind?

Hier nochmal der entsprechende Text des Blogs Gewünschtestes Wunschkind allgemein zum Thema "Aufmerksamkeit":
Warum Kinder ständig unsere Aufmerksamkeit verlangen

Montag, 25. Januar 2016

Wie die Kleine den Großen Zärtlichkeiten lehrte

Die Kleine befindet sich gerade auf einem absoluten Zenit ihrer Kuscheligkeit. Bin ich in der Nähe, werden die Ärmchen um meinen Hals gelegt, die Wange an meiner gerieben, Küsse verteilt, gestreichelt, geknuddelt und geherzt. Am Esstisch kommt sie mir so nah wie möglich, will oft auch auf meinem Schoß sitzen und schnurrt wie ein Kätzchen. Bin ich woanders, läuft sie "Mami, Mami" oder "Mimi, Mimi"-rufend durch die Wohnung und sucht mich: "Wo ist meine Mami?" Abends beim Einschlafen kuschelt sie ihr Gesicht an meines, rutscht auf meine Seite rüber und legt ein Ärmchen über meinen Hals. Sie nimmt unsere Gesichter in ihre Hände, sagt "Guck mich mal an" und schaut dann intensiv in die Augen. Trage ich sie auf dem Arm, blickt sie mich oft ganz verliebt und inniglich von der Seite an, gibt mir schmatzende Küsschen und legt ihr Köpfchen auf meine Schulter. Sie sagt ganz oft: "Du bist meine Mami, und Du bist ...s [des Großen] Mami." Am ersten Kitatag nach den Weihnachtsferien säuselte sie abends im Bett: "Mami liebe Mami, ich hab Dich vermisst, wir ham uns lange nich gesehn!". Sehr goldig klingt auch "Ich bin in Mamas Bauch gewachsen." Sie ist so anschmiegsam, liebevoll, zugewandt, herzig und kuschelig, das ist für mich total rührend, wunderschön - und ungewohnt.

Quelle: Pixabay

Denn mein erstes Kind, der Große, ist ein durch und durch unkuscheliges Kind gewesen, das Berührungen unangenehm fand und vermieden hat, das nie Küsse und Liebesbekundungen verteilt hat, das unseren Streicheleinheiten ausgewichen ist und sich meist steif gemacht hat, wenn wir ihn in den Arm nehmen wollten. Schon als Baby hat er unsere Hände weggeschlagen, wenn wir ihn streicheln wollten und hat nur bei schwerer Krankheit auf unserem Bauch gelegen. Wenn ihm Begrenzungen zu eng waren, hat er sich mit voller Wucht nach hinten geworfen, überstreckt und geschrien. Zwar wollte er immer getragen werden, aber bitte nicht in einer ankuschelnden Haltung oder in einer Tragehilfe. Es dauerte sehr lange, bis man mit ihm auf dem Sofa gemütlich ein Buch anschauen konnte und er den Körperkontakt akzeptiert hat. Er ist auch nie oder ganz selten an der Hand gelaufen. Bis heute zuckt er manchmal zurück, wenn ich ihm über die Wange streichen will. Damit umzugehen war für uns Eltern - besonders für mich als Mama - sehr schwer.

Meine verstorbene Schwiegermutter berichtete oft, dass mein Mann als Baby genauso war. Damals haben wir das nicht geglaubt und ihr fehlende Zärtlichkeit unterstellt. Ehrlich gesagt hatte ich vorher noch nie von einem anderen Baby gehört, das Kuscheln so vehement ablehnt, dass man als Eltern wirklich keine Chance hat. Man denkt ja immer, Babys und Kleinkinder brauchen Körperkontakt wie die Luft zum Atmen. Auch jetzt würde ich das wahrscheinlich nicht glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt. Aber es war so, von Anfang an, dass er zwar sehr anhänglich, stark fremdelnd und unbedingt tragebedürftig war, aber eben völlig unkuschelig, jedem Körperkontakt ablehnend gegenüber eingestellt. Man merkte, dass es ihm körperlich unangenehm war, angefasst zu werden.

Die Kleine hat sich ihre ausgeprägte Kuscheligkeit also weder von ihm abschauen können, noch hat sie uns oft mit ihm kuscheln sehen, weil er es nicht zugelassen hat. Ihr Wesen ist einfach ganz anders. Sie gibt Zuneigung physisch und sie empfängt sie. Es ist ein Wechselspiel. Wie hat sich das auf den Großen ausgewirkt? Zuerst hat der Große das Geschmuse von der Kleinen nach und nach zugelassen und zurückhaltend erwidert. In letzter Zeit lässt er auch von uns mehr Zärtlichkeiten zu. Er hat es wirklich von ihr gelernt, kann man sagen. Sie hat sich nie von seiner Steifheit abschrecken lassen, sondern vergöttert ihn über alles und zeigt ihm das auch. Wir haben natürlich auch über die letzten Jahre immer wieder versucht, ihm unsere Zuneigung auch körperlich zu zeigen, aber er hat das oft abgewehrt. Nun lässt er immer mehr zu und das ist total schön. Es ist eindeutig das Verdienst der Kleinen, und gäbe es sie nicht, wäre er wohl für immer in seinem Schneckenhaus geblieben. Andere Kinder, in diesem Fall die Schwester, schaffen das, was wir Eltern nicht erreichten. Man merkt natürlich, dass ihm Körperlichkeit immer noch generell eher unangenehm ist und er das nicht so sehr braucht wie die Kleine. Aber schon diese minimalen Veränderungen machen etwas aus und bedeuten uns sehr viel. Jede Mama will doch mit ihrem Kind kuscheln (Papas natürlich auch). Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass mittlerweile doch vieles von dem möglich ist, wonach man sich immer gesehnt hat. Er ist jetzt fast 5.

Die Kleine braucht Zärtlichkeiten tatsächlich wie die Luft zum Atmen und verteilt sie auch großzügig. Der Große hat erst durch die Kleine gemerkt, wie schön es sein kann, sich zu herzen und zu kuscheln. In ganz vorsichtigen Schritten fängt er jetzt selbst an, das zuzulassen und selbst zu versuchen, sowohl körperlich als auch verbal. Das ist für ihn eine riesige Wandlung. Wofür doch kleine Schwestern so gut sind!
 
Hier noch ein interessanter Text vom Blog Weddingerberg: Und wenn das Kind gar keine körperliche Nähe will?

Montag, 4. Januar 2016

Neue Entwicklungen und Erkenntnisse aus den Weihnachtsferien


11 Tage Weihnachtsferien sind zuende, in denen es einige neue, positive und überraschende Entwicklungen gab, mit denen wir so nicht gerechnet hatten und die die Ferien erträglicher, um nicht zu sagen wesentlich entspannter machten als beispielsweise die Weihnachtsferien vor einem Jahr, wo sich zwar ähnliche Entwicklungen schon abzeichneten, aber noch sehr labil und durchwachsen waren. Nach dem anstrengenden und unglücklichen Heiligabend und der kleinen, schönen Kurzreise schloss sich noch eine knappe Woche zuhause an, die insgesamt erfreulich verlief. Zwar waren die Ferien diesmal 5 Tage kürzer als letztes Jahr, was viel ausmacht, und ich war nach Weihnachten an 2 Vormittagen arbeiten, was zumindest mir ein wenig Abwechslung brachte, aber die Qualität des Zuhausebleibens mit den Kindern war deutlich eine andere und das machte sich für alle positiv bemerkbar.

Das für mich schönste Ergebnis der Weihnachtsferien war, dass wir den Großen sichtlich wieder aufgepäppelt haben. Er hatte seit der Kitaübernachtung ausgesehen wie eine wandelnde Leiche, war unheimlich blass, seine Augen waren ohne Glanz und er wirkte auch nach seiner Genesung kraftlos und ausgezehrt. Ich dachte, das würde nie wieder weggehen! Seit den letzten Ferientagen aber hatte sein Gesicht wieder Farbe, die Augen waren größer und strahlten und er machte wieder einen spritzigen, fitten Eindruck. Jedesmal, wenn ich ihm am Tisch gegenüber saß, fiel mir das auf und machte mich froh. Er braucht wahrscheinlich tatsächlich viel Ruhezeit zuhause, Pausen im normalen Alltag und keine Anforderungen, die auf ihn einprasseln. Wir werden versuchen, das zukünftig noch mehr zu berücksichtigen, ihn am Wochenende bewusst zuhause lassen, wenn es geht und ihm zuhause regelmäßig Ruhe verschaffen. Da wir Eltern an den letzten Ferientagen mit Gliederschmerzen zu kämpfen hatten und draußen wirklich eine sibirische Kälte herrschte, fiel uns das Drinbleiben leichter als sonst.

Dazu trug auch bei, dass die Kinder erstmals über längere Zeit zusammen spielten, und zwar ohne uns. Oft war einer von uns noch dabei, aber es klappte auch schon ganz allein, vor allem direkt nach dem Frühstück. Sie hatten sich nun richtig als Spielkameraden gefunden und akzeptiert und wussten etwas miteinander anzufangen. Das ist vor allem das Verdienst der Kleinen, die den Großen immer wieder animierte, ihm Ideen lieferte, ihm Dinge sagte. Sie hat in den Ferien einen weiteren ungeheuren Sprachschub gemacht und spricht jetzt mit ihren 2 Jahren und 8 Monaten fast fehlerlos und perfekt. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ein so kleines Kind solch eine Sprachbeherrschung haben kann und auch aktiv anwendet. Sie verblüfft mich immer wieder und ich frage mich immer, von wem sie das hat, sind beide Eltern doch nicht gerade "Redekünstler" (wobei ich mit den Kindern schon immer viel geredet habe). Hinzu kommt, dass die Kleine nun tatsächlich anfängt, Rollen- und Nachahmungsspiele zu spielen, was noch vor einem halben Jahr (wie hier beschrieben) völlig utopisch war. Sie spricht mit ihren Puppen, trägt sie herum, wickelt sie ein, macht die "Kacka" weg", sie spielt mit ihrem Playmobil Kinderspielplatz, den sie zu Weihnachten bekam, sie spielt mit den Rittern des Großen und auch auf dem neuen Hochbett mit ihm. Am liebsten bauen sie im Wohnzimmer Höhlen aus den Kissen unseres Sofas, verkleiden sich als Gespenster oder spielen Verstecken. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Knatsch, Streit und auch Aggressionen, aber im Großen und Ganzen verliefen die Ferien recht friedlich. Wesentlich friedlicher als die Nachmittage und Abende im Kitaalltag, wenn beide aufgeputscht und überreizt sind und keiner richtig Ruhe findet. Das war diesmal wirklich schön zu sehen.

Für uns Eltern war die Zeit trotzdem anstrengend, weil wir in unserer Wohnung keinen Rückzugsbereich haben, wo man die Kinder auch nicht hört und abschalten kann. Zwar war es oft für einen von uns möglich, sich zurückzuziehen, aber die Geräuschkulisse hat man halt trotzdem, die zumindest mich am Abschalten hindert. Ich war aber insgesamt ausgeglichener und gelassener als früher, was aber auch ein Wechselspiel mit der Selbstständigkeit der Kinder ist. Spielen sie mal allein und habe ich etwas Zeit für mich, bin ich ausgeglichen. Muss ich ständig parat stehen und funktionieren, bin ich gereizt und angespannt. Insofern bedingt sich das gegenseitig. Ich merke aber heute, an meinem freien Tag, wie die Anspannung in meinem Körper steckt und dass die freie Zeit nicht annähernd ausreicht, um mich zu regenerieren. Aber immerhin besser, als sofort wieder zu starten. Trotzdem muss man eindeutig sagen, dass im Vergleich zu den letzten Jahren, als es tatsächlich nicht möglich war, mit den Kindern auch nur einen halben Tag zuhause zu bleiben und immer einer von uns raus musste, eine deutliche Verbesserung eingetreten ist. Man kann jetzt schon soviel mit ihnen machen oder auch mal auf dem Sofa mit ihnen abhängen, Fotos auf dem Handy anschauen etc., so dass man sich selber auch entspannt. Der Große hat viel mit seiner neuen Ritterburg und seinen Rittern gespielt, gepuzzelt, gemalt und vorgelesen gekriegt. Das beste Geschenk für die Kleine war eindeutig das Tiptoi Liederbuch. Sie liebt es über alles, singt und tanzt dazu, nimmt es jeden Tag zur Hand und kennt jede Seite. Da habe ich einen perfekten Treffer gelandet;). Auch mit ihrer Kinderküche, ihrer Kasse und eben den Puppen spielte sie viel. Mein Mann hat mir zu Weihnachten ein Fotobuch mit Fotos aus unseren letzten Gartenjahren geschenkt, was sie auch gern mit mir anschaute. Beide Kinder waren auch oft in Kuschelstimmung, wobei die Kleine sofort untröstlich eifersüchtig wurde, wenn ich mit dem Großen (der ja bekanntlich kein Kuschelfreund ist), mal kurz kuschelte. Das ist ein bisschen schwierig zu händeln.

Die Kleine ist weiterhin unheimlich anhänglich an mich, will teilweise bei den Mahlzeiten auf meinem Schoß sitzen und kriecht manchmal förmlich in mich rein. Von einer nächtlichen Trennung ganz zu schweigen;). Sie vergöttert ihren Bruder und hat nochmal einen großen Bewusstseinsschub gemacht. Sie verbalisiert Dinge und stellt Fragen, die wir vom Großen bis heute noch nie gehört haben. Die Unterschiedlichkeit unserer Kinder ist immer wieder spannend zu sehen, birgt oft auch Konfliktpotential (z.B. wenn man am Esstisch dem Großen eine Frage stellt und dieser lange, sehr lange über die Antwort nachdenkt, die Kleine aber in ihrer quirligen Art und schnellen Auffassungsgabe schon dazwischenquatscht, wir dann vermitteln müssen und jeder sich irgendwie unverstanden fühlt), ist aber für uns auch immer wieder schön und entlastend. Wenn die Kinder es schaffen, ihre Sturheit zurückzustellen, können sie sich in Zukunft wunderbar als Geschwister ergänzen und gegenseitig stärken und fördern. Das kommt im normalen Alltag oft zu kurz oder geht unter. Diesmal hatten sie die Zeit und Gelegenheit dazu, einander besser kennenzulernen, und waren auf sich geworfen, ohne viel äußere Bespaßung. Wir hoffen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl nun ein wenig anhält und unser Zusammenleben weniger konfliktreich und laut ist. Das würde allen zugute kommen.

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