Samstag, 30. Juni 2018

Die U9 der Kleinen am 18. Juni 2018

Ich weiß noch sehr gut, wie aufgewühlt und erschöpft mich die U9 des Großen vor 2 Jahren zurückließ. Dort gab es nämlich Auseinandersetzungen bezüglich der Frage, ob man es einem Kind zumuten könne, direkt nach Ankunft in der Praxis, unvorbereitet und gegen das Versprechen der Mama mit einer völlig fremden Arzthelferin mitzugehen, um einen Test zu machen. Es gab viel Aufregung und Unverständnis am Anfang für meine deutliche Abwehrreaktion, dann eine wunderbar verlaufene U9 mit einem grandiosen Großen und schließlich am Ende ein versöhnliches, empathisches Gespräch mit der Kinderärztin. Dennoch fühlte ich mich danach unendlich ausgelaugt, denn diesem Muster begegne ich immer wieder, seit ich meinen Großen habe: einerseits Unverständnis für unseren ganz speziellen Weg mit ihm und andererseits die Bestätigung aufgrund seiner Entwicklung und seiner Fähigkeiten, wie gut dieser Weg für ihn war und ist.

Nun ist ja meine Kleine, die diesmal dran war, ein ganz anderes Wesen als der Große und ich wusste, dass die U9 mit Sicherheit weniger aufwühlend verlaufen würde als bei ihm. Trotzdem war ich gespannt auf bestimmte Situationen, da sie anders reagiert als er, nicht so gründlich überlegt, grundsätzlich mutiger ist und gleichzeitig in der letzten Zeit immer schüchterner und zurückhaltender geworden ist. So wie ich die Fähigkeiten des Großen manchmal schwer einschätzen kann, weil er oft erst, wenn es drauf ankommt, zeigt, was er kann, so unberechenbar ist die Kleine, weil sie Flüchtigkeitsfehler macht oder manches nicht so ernst nimmt. Kinder sind eben verschieden, und deshalb können die Vorsorgeuntersuchungen von Geschwisterkindern komplett gegensätzlich verlaufen.


Wir hatten gleich montags morgens um 8 Uhr einen Termin, diese Vorsorgen werden bei unserer Kinderärztin vor der regulären Sprechstunde gemacht. Ich bereitete die Kleine und mich selbst auf die verlangte Trennung direkt nach Ankunft vor, und ich denke, sie wäre auch problemlos mitgegangen, so wie sie es bei ihrer U8 vor einem Jahr schon getan hat. Aber überraschenderweise wurde diesmal nichts dergleichen verlangt und wir konnten zusammen in den Untersuchungsraum gehen, wo der Seh- und Hörtest gemacht wurden. Ich kam mir etwas veräppelt vor, nach dem Riesentheater beim Großen damals, und überlegte die ganze Zeit, ob die Praxis aus der Erfahrung damals (die sich bestimmt mit anderen Eltern wiederholte) gelernt hatte oder ob vielleicht sogar meine Beschwerdemail bei der Ärztekammer eine Rolle spielte.

Der Sehtest verlief sehr gut, der Hörtest weniger. Einerseits war die Kleine etwas erkältet, andererseits versuchte sie auch zu schummeln bzw. nahm die ganze Sache etwas zu leicht. Das merkte ich schon währenddessen an ihren Antworten, und die Ärztin bestätigte das nachher. Den Hörtest müssen wir nun demnächst wiederholen. Dann ging es weiter mit dem räumlichen Sehen, dem Sprachtest, Messen, Wiegen, auf einem Bein hüpfen, einen Ball werfen und fangen, auf Zehenspitzen und Hacken laufen und der körperlichen Untersuchung. Sie wiegt aktuell 19,3 kg bei einer Größe von 1,12 m und befindet sich exakt auf der mittleren Perzentile. Der Große war seinerzeit 21,2 kg schwer und 1,18 m groß.


Beim Zusammensetzen eines Puzzles benötigte sie Hilfe bei den letzten beiden Formen, und meiner Meinung nach strengte sie sich auch hier nicht genügend an. Als sie sich nach der körperlichen Untersuchung wieder anziehen sollte, um ein Bild zu malen, verlangte sie doch allen Ernstes meine Hilfe beim Anziehen der Leggins. Ich lachte und sagte zu ihr: "Na, du willst wohl jetzt ganz schnell mit Malen anfangen?!" Ich sah nämlich schon am Blick der Ärztin, dass sie das selbstständige Anziehen beobachtete, und sagte klar und deutlich, dass sie sich schon mit 2 Jahren selbst angezogen hat und dasjenige meiner beiden Kinder ist, was sich jeden Morgen problemlos, schnell und meist allein anzieht (im Gegensatz zum Großen). Die Kleine weiß natürlich nicht, dass die Ärztin ein unselbstständiges Anziehen evtl. als Problem notieren würde, und wollte einfach schnell zum Malen übergehen. Deshalb stellte ich dies klar, bevor es wieder thematisiert würde, und die Ärztin akzeptierte es. Sie kennt die Kleine ja nun auch schon ein wenig:-).

Bezüglich ihrer leichten Ausspracheprobleme geben wir uns immer noch ein wenig Zeit, ich schilderte der Kinderärztin, dass sich viele minimale Fehler in den letzten Monaten schon von selbst erledigt hatten. Auch hier ist es so, dass die Kleine, wenn sie sich konzentriert, alles perfekt meistert, jedoch oft eine zu große Leichtigkeit an den Tag legt, wodurch sich Fehler in ihre Artikulation einschleichen oder sie in Babysprache verfällt. Ich weiß und die Ärztin bestätigte dies auch, dass das bei vielen Kindern der Fall ist. Da ich aber den Großen im direkten Vergleich kenne, der sich in diesem Alter schon sehr bemüht hat, alles richtig zu machen, kommt mir die Kleine wie ein Schusselkopf vor. Sie hat einfach nicht den Anspruch des Perfektionismus und ist viel unbekümmerter, macht dadurch kleine Fehler, ist aber auch sehr natürlich und sympathisch. Sie ist viel mehr ein typisches Kind, was der Große nie war.

Besonders glücklich war ich, als sie beim Untersuchen der Haut der Kleinen keine erneuten Neurodermitisherde feststellte. Zur Erinnerung: die U8 vor einem Jahr hatte ja die traurige Erkenntnis zutage gebracht, dass die Kleine aufgrund des emotionalen Stresses, den sie empfunden hatte, als ich mit dem Großen zur Mutter-Kind-Kur war, Neurodermitis entwickelt bzw. ihre Veranlagung zum ersten Mal ausgebrochen war. Eine schreckliche Gewissheit für mich und mit viel schlechtem Gewissen verbunden. Zwar waren die Neurodermitisherde in den Wochen nach meiner Rückkehr wieder verschwunden, aber die Angst blieb natürlich trotzdem, dass sie bei erneutem Stress wieder ausbrechen würden. Aber glücklicherweise gab es vorerst Entwarnung; zwar ist sie anfällig dafür, aber im Moment sieht alles gut aus. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Dann sollte die U9 schon beendet sein. Ich staunte und merkte an, dass beim Großen noch sehr viele andere Tests gemacht wurden, wie z.B. Sätze ergänzen, Vergangenheitsformen bilden, männliche und weibliche Formen benennen sowie schwierig auszusprechende Wörter (Zischlaute) nachsprechen. Das war für mich damals sehr spannend gewesen und ich war verblüfft, was er alles schon wusste. Auf meine Anmerkung hin bestätigte sie, dass sie früher viel mehr abgefragt habe, dies aber eingestellt hat, weil sie einen Rüffel von der Ärztekammer bekam, weil sie damit Tests durchführte, die weit über die von den Kassen bezahlten Leistungen hinausgingen. Wieder stutzte ich, als die Ärztekammer ins Spiel kam...


Ihrer Einschätzung nach ist die Kleine super entwickelt, fröhlich, aufgeschlossen, umgänglich und hat alles, was ein 5-jähriges Kind nach den Kriterien der Vorsorgeuntersuchungen können muss, reibungslos gemeistert. Sie fragte noch, ob es mit ihr Probleme zuhause oder in der Kita gäbe, aber ich hatte tatsächlich nichts auf dem Herzen. Klar treibt sie mich immer mal wieder in den Wahnsinn und zeigte in den letzten anderthalb Jahren komplett andere Gesichter als in den ersten 3,5 Jahren, aber so ist eben anscheinend ihre Entwicklung, und gerade wird sie wieder etwas ruhiger. Wir besprachen noch kurz ein Problem, was den Großen betraf, und das war so bezeichnend: nach der U9 der Kleinen ein Problem des Großen zu besprechen.

Dann marschierte die Kleine hinaus, als wäre nix gewesen, ich hinterher, und wir fuhren zusammen zur Kita, wo ich sie um 9:30 Uhr abgab. Das nachfolgende Gefühl kam mir so unwirklich vor: keine bleierne Schwere, kein emotionales Ausgelaugtsein, kein aufgewühltes Nachhallen wie damals beim Großen nach dieser unsäglichen Diskussion über die Notwendigkeit der Trennung und die spätere "Versöhnung". Einfach eine normale U9 mit einer (für meinen Geschmack etwas zu) entspannten Kleinen und keinen Problemen, die über das Übliche hinausgehen. In solchen Situationen kommt bei mir immer wieder das Gefühl der ersten Jahre mit ihr hoch, diese Leichtigkeit, diese Ausgeglichenheit, diese Sicherheit im Mamasein, was mir ja in der zuletzt nervenaufreibenden Zeit mit ihr abhanden gekommen ist.

Deutlich wurde wieder einmal, dass sie ein komplett anderer Charakter als der Große ist. Während er bei jeder Sache gewissenhaft überlegt und erst eine Antwort gibt, wenn er sich sicher ist, alles Ernst nimmt und sehr perfektionistisch ist, nimmt sie alles viel leichter, schert sich nicht um Fehler und Schusseligkeiten und liefert trotzdem ein sehr gutes, wenn auch nicht perfektes Ergebnis ab. Ich staunte wieder über ihre Unbekümmertheit und über die großen Unterschiede zwischen meinen beiden Kindern. Eigentlich war es schade, dass nicht all diese sprachlichen Tests mit ihr gemacht wurde, die der Große noch hatte. Es hätte mich interessiert, wie sie sich darin geschlagen hätte. Aber spätestens zur Einschulungsuntersuchung wird das auf die Agenda kommen. Und ich bin unheimlich gespannt, wie sie dann die Schulzeit meistern wird.

Denn nächstes Jahr wird sie eingeschult und ab August ist sie ein Vorschulkind!

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