Freitag, 8. Juni 2018

Die erste Kitareise der Kleinen im Mai 2018

Am vergangenen Freitag habe ich meine Kleine von ihrer ersten Kitafahrt abgeholt. Als der Bus kam und die Kinder ausstiegen, mussten viele Eltern ein Tränchen verdrücken. Sehr emotional ist das, wenn dein Kind wiederkommt, nachdem es 4 Tage allein mit den Kitafreunden und Erziehern verreist war. Bei der Kleinen kam hinzu, dass es das erste Mal für sie war und ihre allerengsten Freundinnen nicht mit von der Partie waren. Bisher verbrachte sie lediglich ein Mal 2 Tage und Nächte bei den Großeltern, aber mit dem Großen zusammen. Außerdem hängt sie emotional sehr stark an uns und braucht beispielsweise noch eine deutlich intensivere Einschlafbegleitung, als es beim Großen im gleichen Alter der Fall war. Aber sie wollte diese 4 Tage unbedingt schaffen und war unheimlich stolz, als sie wiederkam.

Der Große war schon ein Jahr früher, nämlich mit 4 1/4 Jahren, zu seiner ersten Kitafahrt aufgebrochen, und wir empfanden damals zwar Vorfreude und Spannung, hegten aber auch viele Bedenken und Sorgen. Die Zeit ohne ihn war gleichzeitig erleichternd und aufwühlend, angenehm und sehr emotional zugleich. Er war damals noch sehr instabil und es war natürlich auch für uns als Eltern die erste solche Erfahrung, von kurzen Großeltern- und Kitaübernachtungen abgesehen. Er hat in den letzten Jahren 3 Kitafahrten mitgemacht und ist von Jahr zu Jahr daran gewachsen. Beim ersten Mal war er nach der Rückkehr ungenießbar und ließ alle unterdrückten Emotionen bei uns zuhause raus. Das war sehr anstrengend, aber es schien ihm trotzdem gefallen zu haben, er hatte Spaß, kein Heimweh und passte sich super in die Gruppe ein. Bei seiner zweiten Kitafahrt waren wir schon gelassener und die Fahrt im Vorschuljahr war emotional gesehen ein Spaziergang. In dieser Zeit seiner Abwesenheit (vor einem Jahr) hatten wir übrigens in der Wohnung umgeräumt und der Kleinen ein eigenes Kinderzimmer eingerichtet. Wir sind also durchaus mittlerweile erfahren, was solche Reisen und Abschiede angeht, aber wie wir alle wissen, sind Kinder verschieden und meine Kinder erst recht.

Die Kita hatte diesmal ein anderes Feriendorf ausgewählt, wo die Wohnverhältnisse etwas anders waren, wodurch pro Bungalow ca. 5 Kinder mit einem/r Erzieher/in untergebracht waren. Es war ebenfalls im Wald und an einem schönen See gelegen. Auch war es etwas näher als das andere Camp, so dass wir im Fall des Falles relativ schnell dort gewesen wären. Und ich rechnete durchaus damit, dass wir die Kleine eventuell abholen müssten. Die Abendsituation hielt ich für sehr labil, da sie das Einschlafen noch nicht ohne direkte Unterstützung schafft, und ich befürchtete auch, dass sie nach 2 Tagen nach Hause will, weil sie dann vielleicht genug gesehen und Sehnsucht nach uns gehabt hätte. Das wäre für uns auch völlig okay gewesen und ich stellte mich darauf ein. Ich wusste aber auch, dass ihr Wille, es zu schaffen, sehr stark war, und ahnte, wie stark diese beiden Pole miteinander ringen würden.

Im Gegensatz zu den Kitafahrten des Großen machte ich mir wenig Sorgen, was ihre Selbstständigkeit und vor allem Selbstfürsorge angeht. Ich wusste, dass sie sich ums Essen und Trinken kümmern würde, wenn sie Hunger und Durst hat, auf's Eincremen und auf Insekten achtet und ihre Bedürfnisse äußert. Sie hat einen guten Orientierungssinn und findet sich schnell in fremden Umgebungen zurecht. Sie sagt, wenn sie traurig ist und holt sich Kuscheleinheiten aktiv. Dass sie nicht klar kommen oder überfordert sein würde, glaubte ich nicht. Aber sie empfindet eine starke Sehnsucht nach ihren liebsten Menschen, braucht viel Körperkontakt und würde sich, denke ich, nicht scheuen, zu sagen, dass sie nach Hause will. Das einzige, was mir Sorgen bereitete, war, dass ihre engsten Freundinnen nicht mit dabei waren.

Am Montag, dem 28. Mai, brachte der Papa morgens die Kinder weg, zuerst den Großen in die Schule und dann die Kleine mit ihrem Koffer in die Kita, wo die Gruppe dann am Vormittag mit dem Bus aufbrach. Obwohl sie in den Tagen davor immer Probleme beim Abgeben hatte und oft weinte, biss sie diesmal die Zähne zusammen und marschierte in den Kitagarten hinein. Sie hatte sich ja auch gefreut und stand zuhause schon um 7 Uhr fertig angezogen in der Tür. Die Kitafahrer hatten in den 4 Tagen wunderbares, heißes Wetter und waren die meiste Zeit am See und im Feriendorf. Leider gab es anscheinend nicht so viel Programm wie auf den Kitafahrten des Großen (Kutschfahrt, "Nachtwanderung"), aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Eine Kinderdisco fand viel Anklang und ansonsten war der See natürlich der Hit. In der Wochenmitte wurden die Postkarten der Eltern verlesen. Dazu erzählte mir die Kleine, dass sie da geweint hätte und Sehnsucht bekommen hat. Ja, das gehört auch dazu. Am letzten Tag wurde alles eingepackt und am Freitag Mittag stiegen knapp 40 fröhliche, stolze und geschaffte Kinder aus dem Bus aus.

Eine Erzieherin raunte mir noch am Bus zu, wie toll und selbstständig die Kleine gewesen sei und dass sie alles super mitgemacht habe. Natürlich habe ich mich einige Tage später auch mit anderen Erzieherinnen ausgetauscht und alle bestätigten mir, wie großartig sie diese Herausforderung gemeistert hat und wie sie über sich hinaus gewachsen ist. Insgesamt hat die Gruppe toll zusammengehalten und viel Spaß gehabt. Phantastisch und eine sehr bereichernde Erfahrung für alle (wenn auch in meinen Augen 1-2 Tage zu lang).

Der Große und ich spielten an einem Nachmittag ganz in Ruhe und ausgiebig Tischtennis im Park, was mit der Kleinen zusammen kaum möglich ist. Das genoss er sehr. An einem Nachmittag war er bei Freunden und an einem anderen Nachmittag holte ihn der Papa ab, so dass ich durchaus auch ungewöhnlichen Freiraum in dieser Woche hatte. Diesmal wurde auch nichts in der Wohnung umgeräumt;-). Ich genoss die Ruhe und Konfliktfreiheit der Ein-Kind-Situation, gleichzeitig dachte ich viel an die Kleine und wie es ihr wohl ergehen würde.

Als sie wieder bei uns war, wirkte sie zwar geschafft, aber durchaus zufrieden und unheimlich stolz. Sie erzählte von sich aus einige Begegebenheiten, nicht übermäßig viel, aber deutlich mehr als der Große seinerzeit. Der größte Unterschied war aber, dass keinerlei Verarbeitung oder Kompensation nötig schien. Weder ließ sie unterdrückte Emotionen an uns aus noch mussten wir sie auffangen und wieder in die Spur kriegen. Sie war fröhlich, ausgeglichen und mit sich und der ganzen Sache im Reinen. Lediglich, als der Papa kam und sich nicht sofort ausführlich um sie kümmerte, fing sie bitterlich an zu weinen. Aber auch hier ließ sie sich schnell wieder trösten, als ich ihr Problem verbalisierte. Sie hat wirklich ein ganz anderes Wesen als der Große und ihre Art, mit solchen Situationen umzugehen, ist sehr verschieden von seiner. Obwohl ihr Verhalten uns ja in den letzten anderthalb Jahren oft wahnsinnig herausgefordert hat, empfinde ich ihre Fortschritte, Veränderungen und Entwicklungen immer noch als "smoother" als beim Großen. Das ist sehr spannend.

Ich freue mich jedenfalls sehr, dass es ihr gefallen hat und sich ihre Überwindung (denn das war es mit Sicherheit) gelohnt hat. Im nächsten Jahr möchte sie wieder mitfahren - dann als Vorschulkind kurz vor ihrer Einschulung. Und hoffentlich mit ihren engsten Freundinnen zusammen. Denen sie dann alles zeigen wird. Als "alter Kitafahrt-Hase":-).

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