In einer Zeit, in der die Kinder mit Nikolaus und Weihnachten schon zwei Anlässe haben, an denen es Geschenke gibt, noch täglich ein kleines Geschenk aus dem Adventskalender zu bekommen, dagegen sträubt sich in mir alles. Schon 10 Wochen nach Weihnachten hat der Große Geburtstag, danach kommt Ostern und es folgt wenig später der Geburtstag der Kleinen. Genug Gelegenheiten also, Geschenke einzuheimsen. Ich finde es einfach zuviel, selbst wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt. Meine Kinder bekommen von uns relativ viel, sowohl zu den Anlässen als auch außer der Reihe. Das liegt vor allem daran, dass wir außer meinen Eltern keinerlei Verwandtschaft haben, die unsere Kinder mit Geschenken überschütten. Da übernehmen wir sozusagen die Rolle der fehlenden Verwandten. Es gibt Menschen, die nicht verstehen können, dass unsere Kinder von uns soviele Geschenke bekommen. Deren Kinder bekommen allerdings viel von mehreren Großeltern, von Geschwistern, Onkeln und Tanten und anderen Verwandten. Das fehlt bei uns völlig. Trotzdem möchte ich gerade die Weihnachtszeit nicht noch überfrachten mit einem Adventskalender mit Geschenken.
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Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich in den letzten Jahren überhaupt keine Lust auf tägliche Diskussionen oder Wutanfälle hatte, weil nur ein Fenster geöffnet werden durfte oder das Geschwisterkind etwas vermeintlich Besseres im Kalender hatte. Unser Alltag mit den Kindern ist anstrengend genug, der Große war lange Zeit ein für uns sehr schwer zu händelndes Kind und jetzt, nachdem er ruhiger und verträglicher geworden ist, dreht die Kleine völlig am Rad. Wir haben weder Kraft noch Nerven für zusätzliche Baustellen und Belastungen und versuchen möglichst alles zu vermeiden, was zu noch mehr Konflikten im Familienalltag führen könnte. Das ist eine reine Überlebensstrategie;-)
Außerdem fand ich es wirklich spannend, auszuprobieren, wie lange es ohne Adventskalender geht, d.h. wann die Kinder von selbst nachfragen würden. Schon vor 2 Jahren habe ich in diesem Text unsere adventskalenderlose Taktik beschrieben und ich hätte nicht gedacht, dass wir es so lange schaffen würden. Das zeigt, dass man nicht jede Tradition mitmachen muss und die Kinder, wenn sie etwas nicht kennen, auch nichts vermissen. Oft geht sowas ja eh' von den Eltern aus oder der gesellschaftliche Druck ist zu stark. Das war jedenfalls eine interessante Erfahrung. Durch die Kita müssen sie eigentlich schon oft darauf gestoßen sein, dort gab es Adventskalender und andere Kinder erzählen ja auch davon. Aber bisher wurde nichts mit Nachdruck eingefordert und so ließen wir das Thema einfach unter den Tisch fallen. Erfolgreich.
Nun fragte eben dieses Jahr der Große erstmals danach und wir schenkten den Kindern besagte simple und billige Exemplare. Sie freuten sich sehr über ihren allerersten Adventskalender, öffnen seitdem täglich ein Fensterchen und naschen das Ministück Schoki noch vor dem Frühstück. Es gab ein paar kleinere Dispute über die Motive der Teilchen, aber insgesamt lief alles friedlich und geordnet ab. Für den Großen ist die Schokolade nicht attraktiv genug, um sich darüber zu streiten, und selbst die Kleine, die eigentlich ein Süßmäulchen ist, hält sich an die Tagesration. Wenn ich mir aber vorstelle, dass Spielzeug oder andere Utensilien enthalten wären, würde es hier jeden Morgen Zeter und Mordio geben. Insofern verläuft der Adventskalendertestlauf erstaunlich friedlich, so dass wir in Betracht ziehen, das im nächsten Jahr zu wiederholen. Aber eigentlich auch nur dann, wenn vorher danach gefragt wird. Denn: es geht auch ohne Adventskalender - das ist die erstaunliche Erkenntnis aus den letzten Jahren.
Ich glaube, dass uns Erwachsenen die Adventskalender oft wichtiger sind als den Kindern. Jedenfalls, so lange sie klein sind. Die ersten Jahre haben meine Kinder das, glaub ich, gar nicht gecheckt, was das soll. :-D
AntwortenLöschenIm ersten Adventskalender waren immer nur ein paar Rosinen drin. Die Kinder haben sich jeden Tag aufs neue gefreut über die paar Rosinen. :-D
Ich nehme immer den gleichen genähten Kalender wieder. Dieses Jahr habe ich auch immer eine kleine Schokoladensache reingefüllt. Das reicht völlig.
Ja, das reicht, und ich denke auch, dass den Erwachsenen das meist wichtiger ist als den Kindern. Super, dass ihr einen guten Mittelweg gefunden habt.
LöschenLG!
Wir hatten bei unseren Kindern damals sogar Adventskalender mit nur Bildchen hinter den Türen (die aber wirklich schön gezeichnet waren), und sie haben sich trotzdem jeden Tag aufs Öffnen gefreut. Aber bei uns war das Prinzip des Adventskalenders auch nicht "cool, noch mehr Geschenke", wie es mir heutzutage bei vielen vorkommt, sondern: "Wir freuen uns auf Weihnachten."
AntwortenLöschenSchön finde ich auch Adventskalenderbücher, wo man jeden Tag eine weitere Geschichte vorliest.
Liebe Grüße von Ilsa
Ja, die Adventskalenderbücher sind sehr schön und das finde ich auch völlig in Ordnung. Allerdings haben wir morgens keine Zeit zum Vorlesen und abends ist dann bestimmt der Zusammenhang mit dem geöffneten Türchen schon vergessen. Vielleicht später, wenn sie noch etwas größer sind.
LöschenLG!
Ich finde es spannend, dass es gerade bei deinem Großen so lange "ohne" geklappt hat! Und ich bewundere euch für diese Entscheidung. Als die Kinder noch ganz klein waren, habe ich ihnen auch nur einen Kalender mit Bildern geschenkt, danach auch mit jeweils einer kleinen Süßigkeit.
AntwortenLöschenDieses Jahr gibt es zum ersten Mal einen gekauften für 99 Cent, was ja bei unserer Generation das Nonplusultra war! Ich war schockiert, als ich die ganzen fetten Kalender mit Süßigkeitentüten pro Tag oder Spielzeug in den Läden hochgetürmt aufgestapelt sah! Das ist auch mir eindeutig zu viel des Guten und verfehlt die eigentliche Bedeutung der Adventszeit, eben das Freuen auf die Bescherung an Weihnachten. Jetzt gibt es jeden Tag Bescherung in vielen Kinderzimmern und ich bin gespannt, wie lange wir dem Druck noch standhalten können, vor allem, wenn irgendwann die Schule beginnt. Zusätzlich lese ich den Kindern abends jeden Tag eine andere Geschichte vor, die sie noch nicht kennen und darüber freuen sie sich mehr als über die Schokolade am Morgen.
Was ich auch nicht gutheiße ist, dass unser Ältester fast jeden Tag mit einem Geschenk aus dem Kindergarten heimkommt. Aus dem Adventskalender. Manchmal ist es zum Glück "nur" eine dicke Schokofigur, heute war es eine Schiefertafel mit Kreide. Und selbst wenn die Erzieher betonen, dass das Ding nur ein paar Cent gekostet hat, darum geht es doch nicht! Die Kinder kriegen doch nur mit, dass es normal ist, jeden Tag etwas (zum Spielen) geschenkt zu bekommen. Außerdem fühle ich mich persönlich als Elternteil damit "übertrumpft".
Danke für deinen wertvollen Artikel in dieser konsumgesteuerten Zeit!!
Oh, das mit den Geschenken im Kindergarten finde ich auch nicht gut. Was vermittelt das den Kindern denn bloß?! Und wenn ich lese, dass Eltern die Adventskalender ihrer Kinder im Wert von 30-50 Euro bestücken, finde ich das wirklich übertrieben. Ich bin mal gespannt, wie es bei uns in den nächsten Jahren weitergeht und ob meine Kinder bald einen teureren Kalender einfordern werden. Immerhin haben wir jetzt schon ein paar Jahre eingespart;-)
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Meine Kinder (3&6) haben vor ein paar Tagen beschlossen bis Weihnachten keine Türchen mehr zu öffnen, damit sie dann an Weihnachten mehr auf einmal essen können;) Es ist ein kleiner Tischkalender von Kinder.
AntwortenLöschenSehr clever! Meinem Großen ist die Schokolade eigentlich ziemlich egal, er würde vielleicht sogar gar nicht alle Fenster öffnen, wenn die Kleine nicht Druck machen würde. Sie ist da der treibende Pol;-)
LöschenLG!