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Mittwoch, 27. Dezember 2017

Selbstfürsorge als Mama - Bloggerinnen und ihre Vorsätze für 2018

In wenigen Tagen beginnt das neue Jahr und wir alle, ob bewusst oder unbewusst, verbinden damit gewisse Erwartungen, Hoffnungen, Vorsätze und Wünsche. Die Kinder werden älter und viele Mamas nehmen sich vor, wieder mehr für sich selbst zu tun. Ja, ich denke, Selbstfürsorge ist ein zentrales Thema des Mamaseins. Deshalb habe ich 9 Bloggerinnen und Mamas befragt, welche Gedanken und Pläne für das Jahr 2018 sie in Hinblick auf die Themen Achtsamkeit und Selbstfürsorge hegen, was sie sich erhoffen, was sie selbst angehen und umsetzen wollen und wo es vielleicht noch hakt. Worauf wollen wir mehr achten im trubeligen Familienalltag und unter all den Anforderungen, die von außen und innen auf uns einströmen? Was sind kleine Stellschrauben, die unser Leben als Mama und Mensch etwas entspannter machen, was sich wiederum positiv auf das gesamte Familienleben auswirkt? Wie können wir besser für uns selbst sorgen, unsere Akkus aufladen und eine gute Balance zwischen unseren verschiedenen Rollen finden? Darum soll es hier gehen, denn: "Gerade wenn wir uns um andere kümmern, müssen wir auch gut für uns sorgen." (Christine von Pusteblumen für Mama, siehe unten)

Im Advent gab es auf dem Blog Filea zum gleichen Thema einen Bloggeradventskalender. Darin haben 24 Bloggerinnen ebenfalls über ihre Vorsätze zur Selbstfürsorge im Jahr 2018 erzählt. Lest gern dort nach! Bei mir kommen nun andere Bloggerinnen zu Wort, die ich allesamt sehr gern und regelmäßig lese. Als Abschluss könnt ihr eine schöne kleine Geschichte von Manuela von Martamam lesen, die uns alle zum Nachdenken anregen soll. Und ganz am Ende berichte ich natürlich auch noch kurz selbst, was ich mir vorgenommen habe. Nun aber viel Spaß beim Lesen!

Frida von 2Kindchaos

Mir ist wichtig, dass ich mehr Balance finde im nächsten Jahr. Eine Balance zwischen mir und meiner Me Time, aber auch mehr Quality Time mit meinen Kindern und meinem Partner. Da die beiden ja etwas älter geworden sind, gibt es mehr Spielraum und ich werde schauen, wie ich das für alle besser hinkriegen kann. Außerdem fehlt mir auch noch die Balance mit dem Job und auch der Umwelt - ich möchte gesünder leben und auch das mit der Nachhaltigkeit angehen. Weniger Müll, mehr regionale Lebensmittel und generell den ökologischen Fußabdruck verringern.

Wiebke von Verflixter Alltag

Grundsätzlich halte ich nicht viel von Vorsätzen für das neue Jahr. Veränderungen sollte man vornehmen, weil man sie für richtig hält, und nicht weil ein bestimmter Tag im Kalender angebrochen ist. Im Prinzip ist das auch bereits eine Form der Achtsamkeit: den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, dass eine Veränderung notwendig ist. Achtsamkeit als Mutter finde ich sehr wichtig. Ich selbst halte mich für achtsam genug zu erkennen, wann mein Körper mir meine Grenzen aufzeigt. Allerdings fehlen mir noch die Strategien, hier entgegen zu steuern. Ohne ein soziales Netz aus ortsansässigen Großeltern ist das schwer realisierbar, da wir nur innerhalb der Kita-Betreuungszeiten etwas ohne Kinder tun können. Meine Strategie (ich nenne es mal bewusst nicht „Vorsatz“) für das neue Jahr: ich möchte mir öfter den Freitag als freien Tag herausarbeiten und an diesem Tag etwas nur für mich tun: zur Massage gehen, Mittagsschlaf machen, mit dem Mann Zeit nur zu zweit verbringen: im Kino oder bei einem schönen Essen. Kurzum: den eigenen Körper und die Beziehung zum Mann kräftigen.

Bildquelle: Pixabay

Quirlimum

Was ich nach meinem Burnout gelernt habe, ist ganz klar mir Zeit zu gönnen! Das "Zeit nehmen" ist nicht immer das schwerste, sie sich aber ohne Selbstvorwürfe zu gönnen schon. Ich bin entspannter geworden und merke deutlich, dass ich die bewusst genutzte Zeit jetzt viel mehr genießen kann. Damit meine ich nicht nur die Zeit für mich! Ich versuche nicht mehr fünf Dinge auf einmal zu machen, sondern mich auf eine Sache zu konzentrieren. Die Zeit rennt nicht weg, sie geht oft nur im Chaos unter.

Beatrice Confuss

Im drei Kleinkinderstrudel habe ich mich selbst ganz aus den Augen verloren und meinen persönlichen Raum freiwillig immer weiter verkleinert. Für die Kinder, für die Familie. Das ging nach hinten los und mir ging es schlecht. Ich horchte in mich hinein und sah, was mir fehlte. Daran arbeite ich nun.

1. Schritt: Ich beantragte eine Mutter-Kind-Kur (die prompt genehmigt wurde) und fahre über den Jahreswechsel mit den Kindern. Einfach um mich und die Kinder gesundheitlich und mental wieder auf stabile Füße zu stellen. 

2. Schritt: Ich habe mir wieder eine Arbeitsecke zu Hause eingerichtet, damit ich meiner Leidenschaft, dem Malen, Basteln, Kreativsein und Schreiben wieder ohne große Räumaktionen nachgehen kann. Es fühlt sich gut an, weil ich mir wieder RAUM gebe und gönne.

3. Schritt: Wieder mehr auf mein Äußeres achten. Viel zu oft denke ich: Ach, ist jetzt egal, was ich anziehe und ob ich Wimperntusche drauf habe. Mich sieht ja eh niemand hier zu Hause. Allerdings fühlt es sich besser an, wenn ich ein bisschen auf mich achte. 

4. Schritt (meine größte Baustelle): Dazu gehört auch Sport. Ich war früher immer in Bewegung und habe Sport gemacht. Das muss wieder regelmäßig so werden, weil es mir und vor allem meinem Rücken gut tut. Leider ist es schwierig, Kurse zu besuchen, weil der Mann so unregelmäßige Arbeitszeiten hat und oft spät kommt. Die Großeltern sind seit einer Weile auch ziemlich angeschlagen, so dass sie auch nicht regelmäßig babysitten können. Und vormittags habe ich noch nichts gefunden, was mir passt. Es muss immer mit Musik und Tanz zu tun haben und einen gewissen Anspruch erfüllen, sonst langweile ich mich und gehe auch nicht mehr hin. Bisher habe ich es aber auch nicht geschafft, für mich alleine zu trainieren. Zuhause, denke ich immer, gibt es genug andere Dinge zu tun und schiebe den Sport wieder auf.

5. Schritt: Ich möchte aufhören, ständig ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich etwas für mich tue. 

Caro von Einfach Carolin

Ich möchte unbedingt mehr Sport machen und mein Studium so weit wie möglich voran bringen. Ich werde ab März wieder arbeiten und hoffe, dass ich gut in den Studium-Familie-Job-Rhythmus rein komme, ohne mich selbst dabei außer Acht zu lassen. Ich möchte auch gerne wieder mehr für meine/unsere Ehe tun. Mehr Zeit zu zweit, mehr Ausflüge und Erlebnisse. Wir leben seit Niclas' Geburt ein bisschen auf Sparflamme, was das angeht, und das möchte ich gerne ändern. Ansonsten hoffe ich, dass wir alle gesund bleiben und viel Spaß miteinander haben.

Christine von Pusteblumen für Mama

Selbstfürsorge bedeutet für mich als hochsensible Mama kein Planen von zwei mal zwei Wochen Urlaub im Jahr, in denen ich dann am Stück auftanke. Selbstfürsorge ist im Idealfall ein permanentes Beobachten meiner Stimmung und Umsetzen von Ruhepausen. Mehrmals am Tag, idealerweise öfter in der Stunde, eigentlich ein ständiges, achtsames Hinschauen. Wie sehr bin ich jetzt gerade gestresst? Wie und wann kann ich mir als nächstes eine kleine Pause in Form einer Tasse Tee oder dem ungestörten Blick aus dem Fenster gönnen? Für mich sind viele kleine kontinuierliche Pausen im Alltag wichtiger als eine Woche Wellnessurlaub.

Trotzdem plane ich für das neue Jahr noch größere Selbstfürsorge-Projekte. Zum einen bekommt mein Jüngster einen Ganztagsplatz in der KiTa und ich somit mehr freie Zeit. Zum anderen gehe ich zwei meiner Herzenswünsche an (der eine beruflich, der andere im Bereich Hobby), die nicht nur Zeit für mich bedeuten, sondern zusätzlich bewusste geistige und auch körperliche Aktivität. Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus zu tun, vor allem dann nicht, wenn wir Mutter sind. Gerade wenn wir uns um andere kümmern, müssen wir auch gut für uns sorgen.


Bildquelle: Pixabay


Leen von Aufbruch zum Umdenken

Als Mama und hochsensible Person spielt das Thema Selbstfürsorge für mich immer eine große Rolle. Ich merke oft, dass ich Pausen brauche, da ich meine Kinder zuhause betreue und wir krippenfrei leben. Um diese Pausen, ein kurzes Für-Mich-Sein, zu erhalten und achtsam mit mir zu sein, habe ich mir Ende des Jahres ein Netz aufgebaut. Anfangs nahm meine Schwiegermutter meine große Tochter einmal in der Woche. Jetzt, mit zwei Kindern, bleibt dieser Tag in der Woche bestehen und an einem anderen kommt zusätzlich noch meine Mama und beschäftigt beide Kinder, während ich, ganz für mich allein bin und in dieser Zeit irgendetwas für mich machen kann. Es kommt jetzt auch vor, dass mein Kind bei Oma und Opa schlafen möchte und meine Eltern ermöglichen es. 

Zusätzlich wird ab 2018 meine Freundin alle zwei Wochen mit ihrem Kind zum Spielen kommen, damit ich etwas putzen kann und mit dem Haushalt voran komme. Es bleibt viel liegen, wenn beide Kinder zuhause sind. Mütternetzwerke sind ein Segen für mich und meine tollen Freundinnen. Jede einzelne könnte ich immer um Hilfe bitten. Für mich bedeutet Selbstfürsorge auch, sich zu trauen, um Hilfe zu bitten. Das war anfangs schwer für mich, aber jetzt werde ich immer besser darin. Ich kann mit meinem Mann nicht alles allein stemmen und ich bin sehr froh und dankbar, diesen Schritt gegangen zu sein und nun solch ein tolles Netzwerk für 2018 zu haben. Wenn es mir gut geht, haben die Kinder eine ausgeglichene Mama, mein Mann eine ausgeglichene Frau und wir profitieren irgendwie alle davon, denke ich. 2018 möchte ich gut auf mich Acht geben und weiterhin meine Gefühle im Blick halten und diese nicht übergehen.

Sabrina von Mit Viel Gefühl

Eines der großen Themen ist die Achtsamkeit. 2017 wählte ich es in meinem Bullet Journal zum Wort des Jahres und machte es damit zu meinem persönlichen Entwicklungsthema. Warum aber finde ich es so wichtig? Ganz bestimmt nicht, weil es gerade in aller Munde ist. Ich bin kein Mode-Mensch. Dafür waren mir Individualität, Freiheit und Stil immer schon zu wichtig.

Nein, ich halte Achtsamkeit für wichtig, weil es hilft, auf dem für mich richtigen Weg zu bleiben. Es ist ein sehr hilfreiches Mittel, gerade auch in der Bedürfnisorientierten Erziehung. Ich muss sowohl spüren können, was brauche ich genau in diesem Moment und auch sehen können, was braucht mein Kind in diesem Moment. Dies kann ich nicht, wenn ich mich von der Hektik des Alltags bestimmen lasse. Mir ist klar, dass wir als berufstätige Eltern in der industrialisierten Welt fernab sind vom achtsamen Leben buddhistischer Mönche. Dennoch haben wir eine Wahl, wie wir mit unserem Stress umgehen. Wir haben die Wahl, täglich für einige Momente innezuhalten und tiefe Dankbarkeit zu spüren, uns auf das Schöne zu konzentrieren - auch an Tagen, die sehr anstrengend waren.

Manuela von Martamam

Unsere Adventswochenenden sind schön und kuschelig und familiär und lichterbunt. Sie sind angefüllt mit Plätzchen, Punsch, Tannengrün und Schnee. Sie hören sich nach Lachen und Singen an, manchmal auch nach Streiten und Verzeihen. Und nach dem historischen Weihnachtszug mit seinem fröhlichen Signalton. Das alles ist wunderbar. Ich bin dankbar dafür, dass wir es so und nicht anders haben können.

Doch eines fällt mir in diesen prall gefüllten Tagen ebenfalls auf. Die Zeit vergeht so irre schnell. Schwupps ist die Woche herum und der nächste Kaffeebesuch, das nächste Vorweihnachtstheatergesangskrippenspiel ist an der Reihe. Den Weihnachtsmarktbesuch planen wir sorgfältig ein, um ihn nicht zu verpassen, und der Bummel durch den verschneiten Park passt jetzt eigentlich so gar nicht. Hätte es nicht etwas später schneien können?  

Ich stehe am Kinderkarussel und warte ungeduldig darauf, dass die allerletzte Runde wirklich die letzte Runde ist und dass wir noch schnell zum Crepe-Stand weitergehen, denn dann müssen wir auch schon wieder los, weil die To Do - Liste wartet. Meine Kinder lachen und wollen im Vorbeifahren meine  Hände abklatschen. Aber schon sind sie an mir vorbei. Ich winke noch schnell ihren Rücken zu und bin ein wenig traurig, ihr Hände verpasst zu haben.  

Und plötzlich spüre ich sie. Die Eile in all meinen Handlungen. Ich versuche doch tatsächlich, das Genießen zwischen die Besorgungen und Erledigungen einzuschieben. Dabei sollte es genau anders herum sein. Die To do´s sollte ich um das herum planen, was mir am wichtigsten ist. Sonst vergehen diese wunderbaren Tage, ohne dass ich die Schönheit der Dinge richtig erkennen konnte. Sie verschwimmen in meinen Gedanken. Ich möchte sie aber in meinen Erinnerungen festhalten können. Und das bedeutet, ich brauche Zeit zum Nachdenken, zum Wahrnehmen, zum Dasein und zum "immer wieder bei mir ankommen".

Ich kann nur gut sehen, wenn ich ab und zu einmal stehen bleibe, wenn ich nicht umherhetze, sondern mir Zeit nehme. Für meine Kinder, für mich, für die Arbeit, für die Erledigungen. Langsam. Nicht schnell. Nur so sehe ich, was alles da ist. Nur so kann ich aus meiner Energie heraus agieren und nur so werde ich Zeit und Ideen finden für das, was mir wirklich wichtig ist. 
Nachdenklich schaue ich auf meine drei Kinder, die sich lachend auf dem Karrussel drehen. Am Ende der allerletzten Runde rufen sie: "Nochmal. Mama, nochmal." Bis eben wollte ich noch erklären, dass das nicht geht, aber jetzt nicke ich nur und kaufe noch einen Stapel Fahrchips. Und während sie ihre allerallerletzten Runden drehen, fasse ich einen Entschluss: 

Das Jahr 2018 wird mein Jahr der Langsamkeit und ich fange jetzt sofort damit an.

Ich

Und ganz zum Schluss noch ein paar Worte zu meinen eigenen Selbstfürsorge-Vorhaben für 2018. Im Grunde möchte ich den Weg weitergehen, den ich gefühlt erst im Jahr 2017 begonnen habe: nicht darauf warten, dass mir jemand Zeit und Gelegenheit, etwas für mich zu tun, ermöglicht, sondern das selbst in die Hand zu nehmen. Die wichtigsten Schritte in 2017 waren meine Mutter-Kind-Kur und die beiden ersten Kurztrips allein, seit ich Kinder habe. Das waren für mich wirklich Meilensteine in der Entwicklung meiner Selbstfürsorge als Mama. Mindestens eine Reise allein möchte ich auch 2018 verwirklichen.

Außerdem habe ich mir vorgenommen, mich ab und zu am Wochenende rar zu machen und etwas allein zu unternehmen, was ich bisher sehr selten tue. Da es 2017 wegen des schlechten Sommers nicht geklappt hat, in unserem Garten zu übernachten, will ich es 2018 unbedingt nochmal angehen. Wenn mir mein freier Tag durch Krankheit der Kinder, Kitaschließtage o.ä. geklaut wird, möchte ich zukünftig konsequenter entweder in den darauffolgenden Tagen freie Zeit einfordern oder einen Urlaubs- bzw. Überstundentag nehmen, um mir Regeneration zu ermöglichen. Wie Christine glaube ich auch, dass es wichtig ist, täglich Selbstfürsorge zu betreiben und auf sein persönliches Energielevel zu achten, anstatt sich mit einigen wenigen Auszeiten über Wasser zu halten. Ich nehme mir auch vor, die Kinder seltener zu bespaßen, sondern Dinge zu erledigen, auch wenn sie anwesend sind, damit ich in der freien Zeit wirklich entspannen kann. Und das schlechte Gewissen bei jeglicher Art meiner Selbstfürsorge abzuschalten, das wird meine Aufgabe für 2018. Das fällt mir nämlich immer noch sehr schwer.

Ich wünsche uns und euch allen ein Jahr 2018 voller Achtsamkeit und Selbstfürsorge!


Dieser Beitrag von Lotte & Lieke passt gut zu dem Thema, denn im zweiten Teil geht es auch um Selbstfürsorge als Mama: Ziele setzen ohne Stress

Mittwoch, 12. August 2015

Ich-Zeit und schlechtes Gewissen - Blogparade #MeTime

Seit langem wieder mal eine Blogparade, die mich anspricht: die liebe Mama on the Rocks konstatiert genervt: Zeit für mich? Haha. und fragt nach den Bedürfnissen von Eltern nach #MeTime. Wie wichtig ist Zeit für sich selbst, wie kann man sie in einem turbulenten Kleinkindhaushalt bekommen oder einfordern und was ist mit dem schlechten Gewissen? Ein interessantes Thema, was sicherlich alle Eltern in mehr oder weniger ausgeprägter Form betrifft.

Grundsätzlich spielen da für mich verschiedene Faktoren hinein. Erstens: was bin ich selbst für ein Mensch, wie hoch ist mein Freizeitbedürfnis, habe ich viele Interessen, kann ich schnell um- bzw. abschalten, kann ich Geräusche in der Wohnung/im Haus ausblenden und parallel etwas für mich tun, wie gut kann ich mich zurücknehmen, fordere ich meine Bedürfnisse zur Not auch "gegen" die Bedürfnisse anderer Familienmitglieder ein, leide ich sehr unter einem Mangel an Ich-Zeit etc. Dazu kommen die "äußeren" Umstände: habe ich externe Entlastung, z. B. durch Großeltern (den Partner zähle ich hier nicht mit, weil der ja das gleiche Problem hat, wenn er berufstätig ist), beschäftigen sich die Kinder viel oder wenig allein (da gibt es große Unterschiede), wie sind die Wohnumstände, gibt es Rückzugsmöglichkeiten etc.

All diese Faktoren beeinflussen das Empfinden, ob jemand subjektiv genügend Zeit für sich hat, enorm. Bei Mama on the Rocks beispielsweise stelle ich es mir sehr schwierig vor, neben der häufigen Anwesenheit der Kinder im Haus im HomeOffice zu arbeiten und gleichzeitig den Haushalt auf Stand zu halten. Dennoch schafft sie es, sehr produktiv und präsent zu sein, was jedoch, wie sie selbst schreibt, zu Lasten ihrer Freizeit jenseits von Arbeit und Blog geht. Freizeit bedeutet für sie: Arbeitszeit oder Zeit zum Bloggen. Für mehr reicht es momentan nicht. Wünsche und Sehnsüchte werden auf später verschoben. Aber wann ist später? Ist man dann gesundheitlich noch fit genug, um das zu machen, was man jahrelang vermisst hat? Kann man ein Bedürfnis nach Ich-Zeit lange zurückhalten, ohne krank zu werden? Das sind alles Fragen, die jeder individuell für sich beantworten muss. Und man sollte Verständnis für jemanden aufbringen, bei dem es anders ist, weil die Voraussetzungen eben ganz andere sind. Manche empfinden Zeit mit der Familie als Freizeit, manche brauchen das Alleinsein, andere wollen ihren Hobbies nachgehen und manche haben gar kein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ich-Zeit oder können das eben problemlos zurückstellen, ohne was zu vermissen. So unterschiedlich sind Menschen, und bei Eltern ist alles noch einen Zacken schwieriger wegen der äußerst begrenzten Zeit und der Mehrfachbelastung.

Wie ist es bei mir? Zusammengefasst: starkes Ich-Zeit-Bedürfnis, Schwierigkeiten abzuschalten, Tendenz zu somatischen Beschwerden bei Nichterfüllung elementarer Bedürfnisse (Alleinsein, Ruhe, Rückzug), kleine, sehr aufmerksamkeitsbedürftige Kinder und keinerlei Entlastung jenseits der Kita. Eine ungünstige, zeitweise explosive Mischung, und ich habe auch nach fast 4 1/2 Jahren Elternseins noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden, die auch mein schlechtes Gewissen berücksichtigt. Ignorieren kann ich das Problem nicht, dafür ruft es zu laut, und wenn ich mich zu sehr vernachlässige, werde ich krank und kann nicht für meine Kinder sorgen. Das darf nicht passieren. Allzu sehr zu Lasten meines Mannes kann ich aber meinem Ich-Zeit-Bedürfnis auch nicht nachgehen, sonst bricht er zusammen und das Problem verschiebt sich nur. Ich denke, alle Eltern hadern mit der wenigen Zeit für sich selbst und das ist sicherlich überall ein Streitpunkt, weil sich immer einer benachteiligt fühlt. Manchmal der, der mehr arbeitet, manchmal der, der mehr Zeit mit den Kindern verbringt, und meist der, dessen Freizeitbedürfnis stärker ausgeprägt ist.

Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt zwischen den Eltern, der oft genug zu Unzufriedenheit führt. Wer empfindet den Wunsch nach Ich-Zeit stärker, wer kann sich besser zurücknehmen, wer funktioniert besser ohne Pause, wem macht die permanente Präsenz weniger aus? Schwierig zu messen und unmöglich zu vergleichen oder von außen zu beurteilen. Ich denke, dem Elternteil, der ein subjektiv größeres Freizeitbedürfnis hat oder der unter dem Mangel mehr leidet, sollte auch mehr Ich-Zeit ermöglicht werden, da dieser sonst unzufrieden, gereizt oder krank wird. Was aber, wenn es niemanden außer dem Partner gibt, der entlasten könnte? Was, wenn ein riesengroßes schlechtes Gewissen bei jeder abgerungenen Stunde mitschwingt? Was, wenn die Bedürfnisse der Kinder dagegen stehen (beispielsweise, weil ein Kind noch nicht ohne die Mama einschläft)? Es ist eine schwierige Gratwanderung, die man immer wieder auf's Neue austarieren muss.

Nochmal zurück zu mir: ich bin sicherlich diejenige von uns beiden, die ein subjektiv höheres Freizeit- und Freiheitsbedürfnis hat. Ich brauche Pausen und Auszeiten wie die Luft zum Atmen. Ich leide mehr darunter, pausenlos funktionieren zu müssen. Ich werde unruhig und gereizt. Ich habe immer so vieles im Kopf, was ich eigentlich noch machen möchte. Wenn ich eine Perspektive habe, also weiß, dann und dann hast Du regelmäßig mal eine oder zwei Stunden für Dich, dann geht es eigentlich. Dann kann ich das Zusammensein mit den Kindern auch genießen und schätzen. Wenn ich aber auf Dauer nicht zu Dingen komme, die mir wichtig sind (wie das Bloggen beispielsweise), dann frustriert mich das ungemein, macht mich hibbelig und setzt mich unter ungesunde Daueranspannung. Und dann reichen 2 Stunden Freizeit nicht im geringsten aus, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das war schon in der Babyzeit des Großen so, und keiner konnte es verstehen.

Ein Patentrezept habe ich noch nicht gefunden. Das Wichtigste ist erst einmal, für sich selbst zu sorgen, d.h. das zu erkennen und einzufordern, was einem gut tut. Dagegen kämpft jedoch das schlechte Gewissen, was bei Mamas meiner Erfahrung nach sowieso stärker ausgeprägt ist. Man ist auch nicht immer stark genug, um für sich einzustehen. Dann ist es Aufgabe des anderen Elternteils, sanft aber eindrücklich an Auszeiten zu erinnern, diese zu ermöglichen oder Unterstützung zu organisieren. Ein schwieriges Unterfangen. Da wir keine Unterstützung haben, bleibt alles an meinem Mann hängen, was mir auch ein ungutes Gefühl gibt. Meine Ich-Zeit geht auf seine Kosten.

Ich habe tatsächlich erst durch die Kinder gemerkt, wie viel Bedürfnis nach Rückzug, Ruhe, Alleinsein ich habe, um zu mir zu kommen und neue Kraft zu tanken. Das Bedürfnis nach einem Ausgleich zu den Kindern wird durch die Arbeit erfüllt. Das Ruhebedürfnis wird nur zu einem sehr geringen Teil der eigentlich benötigten Ration erfüllt. Das ist gefährlich. Oft genug war es erschreckend, welche Auswirkungen es hatte, wenn ich das zu lange vernachlässige. Große Wünsche und Vorhaben habe ich auch erstmal ganz pragmatisch auf eine Zeit verschoben, wenn die Kinder größer sind. Aber auf regelmäßige kleinere Auszeiten muss unbedingt geachtet werden. Für meine seelische Gesundheit und damit ein gutes Mamasein. Ich kann auch mit Freude funktionieren - aber nur mit Pausen!

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade #MeTime von Mama on the Rocks.

Samstag, 20. Juni 2015

Nur eine glückliche Mama ist eine gute Mama?

Wie wird man eine glückliche Mama? Nur dadurch, dass man Kinder bekommt? Definitiv nicht. Ich hatte ja schon bei der traumatischen Geburt des Großen nicht die erwarteten überschwänglichen Glücksgefühle empfunden und die darauffolgenden Wochen und Monate setzten dem noch eins drauf. Ich war todunglücklich wegen einer Tatsache, die ich mir selber sehnsüchtig gewünscht hatte und die zu guter Letzt doch noch in Erfüllung gegangen war. Auch bei der wunderschönen Geburt der Kleinen wurde ich nicht von Glücks- und Mamagefühlen überschwemmt. Das ist wahrscheinlich einfach eine Typfrage und nicht zwangsläufig von äußeren Gegebenheiten abhängig. Auch in den Babyzeiten beider Kinder wurde ich nicht dadurch, dass ich ein Kind hatte, automatisch eine glückliche und zufriedene Mama, im Gegenteil. Deshalb machte es auch gar keinen Sinn, immer wieder gesagt zu bekommen, wie glücklich ich doch sein könne, weil ich ein (später zwei) gesunde/s Kind/er habe. Das ging völlig an meinem Empfinden vorbei.

Die Aspekte, die mir beim Mamasein sehr zu schaffen machten, waren so schwerwiegend, dass ich beim ersten Kind überhaupt keine Zufriedenheit, geschweige denn Glück, fühlen konnte. Dazu gehörten neben Schlafmangel und körperlichen Problemen sowie dem anstrengenden Kind auch die ständige Bereitschaft, die fehlende physische Distanz zwischen mir und dem Baby, das völlige Wegbrechen des gewohnten Lebens, die soziale Isolation, das intellektuelle Unterfordertsein und gleichzeitig komplette Überfordertsein, was die Belange des Babys betrifft, die fehlenden Auszeiten, die Fremdbestimmtheit und die ungeheuerliche Zerrissenheit zwischen meinen Bedürfnissen und denen des Babys, die auf einmal wichtiger waren als meine. Mit Sicherheit kommen viele Frauen damit besser klar, als ich es konnte. Aber genau das setzte mich noch mehr unter Druck.

Ich hadere sehr intensiv mit Dingen, die nicht so laufen wie vorgestellt. Ich bin kein Mensch, der unangenehme Tatsachen leichten Herzens akzeptiert und das Schicksal so annimmt, wie es ist. Ich grübele viel und verfange mich in Kreisläufen. Ich bin auch überhaupt niemand, der seine Bedürfnisse leichten Herzens aufgibt zugunsten anderer, und wenn es die eigenen Kinder sind. Wenn mir dann noch Unverständnis entgegenschlägt oder der ehrliche Austausch fehlt, verstärkt sich alles  und ich fühle mich noch hilfloser und gefangener als ohnehin schon. Ich möchte eigentlich Dinge verändern, die mir nicht gut tun. Das neue Leben mit den Kindern konnte ich nicht verändern. Diese erzwungene Passivität hat mir unheimlich zu schaffen gemacht. Und ohne konstruktiven und vielseitigen Austausch habe ich es auch nicht geschafft, die kleinen Aspekte zu sehen, die ich vielleicht hätte ändern können. Zum Beispiel hätte ich mehr konkrete Unterstützung einfordern müssen, statt darauf zu warten, dass mir beispielsweise Auszeiten gewährt werden. Das schaffte ich mit meinem schlechten Gewissen aber nicht. Dadurch wurde ich noch unzufriedener und der unheilvolle Kreislauf nahm seinen Lauf. Es war auch für meine Umgebung nicht einfach, da ich nach Auszeiten meist noch unglücklicher als vorher war, weil ich dann so richtig knallhart merkte, was ich verloren hatte und so unglaublich vermisste. Ich hatte mehrfach danach emotionale Zusammenbrüche, die allen Beteiligten viel Kraft kosteten. Und trotzdem wäre es lebenswichtig gewesen, diese kontinuierlich einzufordern bzw. sich zu nehmen.

Eine grundlegende Besserung meines Befindens trat eigentlich erst ein, als die Kinder in die Kita kamen und es wieder ein strukturiertes, teilweise selbstbestimmtes Leben für mich gab. Deshalb wäre es für mich nie eine Option gewesen, die Kinder länger, also 2 oder 3 Jahre, zuhause zu lassen. Dass ich meinen Großen statt wie geplant mit 1 1/2 Jahren schon mit 13 Monaten in die Kita gab, machte mir und meinem schlechten Gewissen einerseits schwer zu schaffen, andererseits war es wirklich Rettung in höchster Not für meine psychische Gesundheit als Mama und Mensch. Die Fremdbetreuung der Kinder war also, so paradox es klingen mag, ein wichtiger Baustein meiner Mama-Zufriedenheit. Hinzu kommen das steigende Alter der Kinder, wodurch es für mich schrittweise immer einfacher geworden ist, das eigene Arbeitsleben und die damit einhergehende Bestätigung auf ganz anderen Gebieten sowie das Bewusstsein, dass ich den Lebensabschnitt, wo ich tatsächlich alle meine Bedürfnisse für die Kinder aufgeben muss, mit jedem Tag mehr hinter mir lasse.

Es änderte sich auch die Fähigkeit, unabänderliche Dinge annehmen zu können. Das ist bis heute von Tag zu Tag unterschiedlich und sehr von meiner jeweiligen Verfassung und der allgemeinen Stimmung abhängig. Mich tangiert eine schlechte Laune oder ein Klammertag von einem meiner Kinder subjektiv mehr als viele andere Mamas, die ich kenne. Das ist wohl eine "Nebenwirkung" meiner Hochsensibilität. Es betrifft mich richtig tief und raubt mir wertvolle Kraft. Ich bewundere Mamas, die nach dem Motto "Augen zu und durch, es kann ja nur besser werden" agieren. Ich konnte das lange Zeit nicht und es fällt mir bis heute zeitweise schwer. Auch die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse zurückstellen zu können, zumindest solange die Kinder klein sind, ist zwar etwas gewachsen, aber immer noch nicht in dem Maße vorhanden wie bei anderen. Ehrlich gesagt, möchte ich dies auch gar nicht. Ja, ich weiß, man sollte sich nicht vergleichen, tut es aber eben doch, wenn man sich Gedanken darüber macht, warum man selber nicht mit Dingen klarkommt, die anderen gar nicht schwerfallen.

Ich merke an Tagen, wo ich das problemlos kann und nicht durch die innere Unruhe und das Bestreben, unbedingt etwas für mich tun zu müssen, unzufrieden und getrieben werde, wie "einfach" das Mamasein sein kann. Deshalb halte ich es für einen bedeutsamen Bestandteil eines als leicht und befriedigend/erfüllend empfundenden Mamalebens, ob man diese Fähigkeit hat, entweder von Grund auf oder durch die Kinder erworben. Ich habe sie nicht, deshalb ist meine Herausforderung, eine gesunde Balance zu finden zwischen meinen Bedürfnissen und denen der Kinder, damit ich zufrieden bin. Ich werde nicht dadurch zufrieden, indem ich sie aufgebe oder unterdrücke, aber ich kann sie zurückstellen, wenn ich dafür im Gegenzug andere Freiheiten habe.

Zum Beispiel kann ich bis heute die Kleine nicht abends und nachts alleine lassen, was ich schon als starkes Korsett empfinde, weil ich auch mal gern wieder alleine über Nacht wegfahren würde. Wenn ich aber dafür beispielsweise mal am späten Nachmittag oder am Wochenende ins Kino gehen kann, wird das etwas aufgewogen. Auch das Vollstillen war (vor allem beim Großen, der anfangs ein Dauerstiller war) eine enorme Freiheitsberaubung für mich, weil beide Kinder jegliche Flaschenernährung verweigerten und ich sie erst länger allein lassen konnte, als sie nennenswerte Mengen an Beikost aßen, was ca. mit 8 Monaten der Fall war. Bis dahin konnte ich mich nie länger als ca. 2 Stunden entfernen. Ich habe diese Bedürfnisse meiner Kinder erfüllt, auch wenn es mir oft schwerfiel, aber einen gerechten Ausgleich dafür zu finden ist schwierig. Das Gleiche gilt für den ständigen nächtlichen Bereitschaftsdienst, der unheimlich schlauchte. Deshalb habe ich in dieser Zeit auch viel mehr gelitten als heute, wo ich mir kleine Refugien schaffen kann.

Also, mein Fazit ist: eine Mama kann leichter glücklich und zufrieden sein, wenn sie die Fähigkeit hat, ihre Bedürfnisse zugunsten ihrer Kinder zumindest eine Zeitlang zurückzustellen. Das ist aber meiner Meinung nach kein Verdienst, sondern eine naturgegebene Eigenschaft. Ich muss da immer an meine verstorbene Oma denken, die sich zugunsten ihrer Familie völlig zurücknahm und daraus ihr Glück schöpfte. Eine Mama, die diese Fähigkeit nicht hat (wie ich), wird durch das Aufgeben ihrer Bedürfnisse nur unglücklich und muss zusammen mit ihrer engsten Umgebung darauf achten, dass gewisse Bedürfnisse erfüllt werden oder durch andere positive Dinge kompensiert werden. Dann schafft sie es auch, manche Bedürfnisse warten zu lassen und wird durch diese Balance ebenfalls zufriedener. Das schlechte Gewissen klopft zwar immer an, aber das kennt sicherlich fast jede Mama. Aber auch das wird weniger, je älter die Kinder werden;). Ich war lange Zeit keine glückliche Mama, aber ich hoffe, ich war trotzdem eine gute Mama. Das Mamasein ist aber wesentlich angenehmer, wenn man zufrieden wird durch die Aspekte, die einem selbst wichtig sind, was sicherlich individuell sehr unterschiedlich ist. Für mich sind es die oben geschilderten Dinge. Das ist auch alles ein langwieriger und schmerzhafter Lernprozess gewesen.

Welcher Typ Mama seid ihr bzw. wie löst ihr diesen Zwiespalt?