Montag, 1. August 2016

Murphy liebt Eltern !

Wie hatte ich mich auf meinen ersten Ausgeh-Abend seit fast 3,5 Jahren gefreut! Da die Kleine ja immer noch (bis auf ganz wenige Ausnahmen) abends nur mit mir einschläft und dies durchaus bis 21 Uhr dauern kann, bleibt mir abends für's Weggehen theoretisch nur die Zeitspanne zwischen 21 und 24 Uhr, wenn sie sich dann oft wieder meldet. Da gibt es eigentlich nicht viel, was man machen kann, wenn man die Fahrzeit einrechnet. Umso mehr freute ich mich, als ich ein schönes Event an meinem Geburtstags-Vorabend und in der Nähe entdeckte, was von 21:30 bis 22:50 Uhr stattfinden sollte. Eine Freundin wollte gern mitkommen und ich war voller Vorfreude. Da freut sich auch Murphy! Wie könnte es anders sein? Am Tag davor bekam die Freundin Fieber und alles fiel ins Wasser. Mein erster auswärtiger Abend seit der Geburt der Kleinen! Wohlweislich wollten wir die Tickets erst an der Abendkasse kaufen. Das sollte man wohl als Eltern grundsätzlich tun. Aber dieser Streich hat Murphy noch nicht gereicht.

Zur gleichen Zeit waren meine Eltern seit einem halben Jahr wieder einmal zu Besuch und sollten die Kinder am Samstag ganztägig betreuen, damit wir endlich wieder einmal etwas Zeit und Ruhe hätten. Sie sollten mit ihnen einen Ausflug machen, sie dann im Auto schlafen lassen und später in unseren Garten fahren. Der Große war gerade bei ihnen gewesen und an sie gewöhnt und die Kleine hatte sie nach kleinem Anlauf auch wieder akzeptiert. Alle Zeichen standen auf einen ganzen Tag Freizeit. Einen ganzen Tag!! Wir wollten eine chillige längere Schifffahrt machen, mit Buch lesen und Kaffee schlürfen etc. Das letzte Mal hatten wir einen ganzen Tag kinderfrei lange vor der Geburt der Kleinen, soweit ich mich erinnere. Es schien alles zu klappen, die Kinder waren gesund, wir waren fit und die Großeltern waren willig. Nicht mit Murphy! Am Morgen lag der Große regungslos in seinem Bett und konnte seinen Kopf nicht bewegen bzw. weinte herzzerreißend bei jeder Bewegung. Er hatte starke Schmerzen, konnte weder aufstehen noch sich aufsetzen. Um Gottes Willen! Wir gaben ihm Ibuflam-Saft, der aber nicht half, und benachrichtigten die Großeltern. Da ich schnell den Verdacht auf Hirnhautentzündung hegte, wollte ich zum Kinderärztlichen Notdienst fahren. Die Kleine wurde also mit den Großeltern weggeschickt, was nicht so einfach ist ohne den Großen. Wir fuhren ins nächste Krankenhaus und konnten unser Pech nicht fassen.

Der Rest unseres "freien" Tages bestand aus dem Kinderärztlichen Notdienst mit wahrscheinlicher Diagnose "Schiefhals" (Hexenschuss der Halswirbelsäule) und möglichem Verdacht auf Meningitis, der abzuklären sei, einem 2 1/2-stündigem hungrigen Aufenthalt in der Kinderrettungsstelle eines anderen, größeren Krankenhauses, der Suche nach einer Wochenend-Apotheke und dem anschließenden Restnachmittag im Garten, damit die Kleine nicht den ganzen Tag allein mit Oma und Opa bleiben muss, was ihr ohne den Großen noch schwerer fällt als ohnehin schon. Das war auch gut so, denn als sie uns sah, fing sie fürchterlich an zu weinen. Der Druck des Funktionieren-Müssens fällt dann von ihr ab.

Der Meningitis-Verdacht wurde gottseidank nicht bestätigt, allerdings wurde der Große auf Streptokokken positiv getestet, was mich sehr überraschte. Weder hatte er einen Infekt gehabt noch Halsschmerzen oder belegte Mandeln. Er war und wirkte nicht krank, hatte kein Fieber und ist bis auf die Schmerzen im Kopf-Nackenbereich völlig fit. Die Diagnose lautete trotzdem "Streptokokken-Angina" und diese hatte wohl die Blockade der Halswirbelsäule, den Schiefhals, ausgelöst. Nun sollte er Antibiotika nehmen und mit viel Wärme und Schonung eine sukzessive Besserung herbeiführen. Um 15 Uhr verließen wir das Krankenhaus. Da wollten wir eigentlich schon ein paar schöne, ruhige, kinderfreie Stunden verlebt haben. Aber dagegen hatte Murphy anscheinend etwas.

Genauso wie gegen unseren ersten und einzigen Ausgeh-Abend kurz vor der Geburt der Kleinen. Wir wollten zu einer Comedy-Show gehen und hatten Freunde, bei denen der Große regelmäßig zu Besuch war, gefragt, ob sie nach dem Zubettbringen hier die Stellung halten können, bis wir wiederkommen. Sie hatten sich netterweise dazu bereit erklärt. Beim Einschlafen wären wir noch zuhause gewesen. Was soll ich sagen? Unser Großer, der nie ein Fieberkind war und selbst bei Infekten keine erhöhte Temperatur bekam, hatte an dem Morgen des Ausgehtages Fieber, das bis  zum Nachmittag so anstieg, dass wir die Aktion abblasen mussten. Die Karten verkauften wir noch kurzfristig und den Freunden sagten wir ab. Es war zum Mäusemelken. Ich kann mich nicht erinnern, dass er das Fieber danach noch lange hatte, aber eben just an diesem Tag. Als hätte er etwas gespürt.

Dazu kommen so nette Murphy-Streiche wie zum Beispiel, dass ich mir extra einen freien Tag nehme, um mal ein paar Gänge runterzuschalten und genau an diesem Tag die Kleine krank wird. Oder die Kita kurzfristig einen zusätzlichen Schließtag anberaumt, der ausgerechnet auf meinem freien Montag, dem aus Regenerationsgründen wichtigsten Tag der Woche, liegt. Oder ich selbst krank werde an meinem allerletzten Resturlaubstag aus dem vorigen Jahr, den ich auch nicht verschieben kann. Und so weiter, und so fort. Murphy scheint Eltern, und speziell solche, die eh' schon am Limit laufen, zu lieben und immer noch eine Schippe drauf zu legen. Und es komme mir keiner mit dem Spruch: Man wächst mit seinen Herausforderungen. Ich wachse nicht, ich schrumpfe mit jedem Murphy-Gag und kratze den letzten kläglichen Rest meiner Kräfte zusammen. Und muss beispielsweise verlorene Auszeiten unbedingt nachholen, will ich nicht riskieren, zeitnah zusammenzubrechen. Heißt, einen Überstundentag zu nehmen, an dem dann Murphy wieder zuschlagen kann. Und die Überstunden müssen ja auch erstmal herausgearbeitet werden. Heißt, dass der Mann die Kinder am Wochenende mal nehmen muss, damit ich etwas zur Ruhe komme. Heißt, bei Freunden zu betteln, dass wenigstens der Große mal wohin gehen kann. Heißt, wieder große Hoffnungen in den nächsten fernen Großelternbesuch zu stecken und vielleicht dann in einem halben Jahr mal 8 Stunden frei zu haben. Aber diesen unbestimmten Termin merkt sich Murphy auch schon vor und reibt sich freudig die Hände. Eltern sind schließlich seine liebsten Opfer!

Ach so, mein freier Montag ging natürlich heute für den Kinderarztbesuch und die Betreuung des Großen drauf. Zum Glück ist es nichts Schlimmes und dem Großen geht es deutlich besser. Das Streptokokken-Ergebnis fand die Kinderärztin auch etwas merkwürdig, zumal er keinerlei Infektsymptome hat. Möglicherweise hat das auch gar nichts miteinander zu tun. Der akute Schiefhals tritt wohl recht häufig bei kleinen Kindern auf. Dass es nun ausgerechnet an unserem ersten langen kinderfreien Tag geschah und so besorgniserregend wirkte, ist wirklich traurig. Danke, Murphy!

„Anything that can go wrong will go wrong.“ (Edward A. Murphy jr.)

Habt ihr auch schon mit Murphy Bekanntschaft geschlossen?

Bildquelle: Pixabay

2 Kommentare:

  1. Oh, ich kann deine Schilderungen so gut nachvollziehen. Mir erging es zwar nicht so wegen unserer Kleinen (denn, so schockierend das jetzt klingen mag: Wir waren noch NIE alleine weg, seid sie auf der Welt ist, weil wir ziemlich auf uns allein gestellt sind), aber in anderen Situationen durchaus. Man hat Urlaub und wird krank, man plant und freut sich wochen-, tagelang und dann fällt irgendwas ins Wasser; man hat einen wichtigen Termin und eine durch das Baby/Kind durchzechte Nacht hinter sich etc.,etc. Manchmal ist es wirklich -wie du sagst- zum Mäusemelken.ABER: Obwoh mich solche Rückschläge echt immer fertig machen und manchmal auch runterziehen, denke ich mir, dass alles in allem aus der Ferne und in Ruhe betrachtet alles nicht so schlimm war, wie es in der Situation selbst erscheint. Zumindest ist es hilfreich, dass man danach wieder seine Gedanken sammelt und versucht, etwas Positives aus der Misere zu ziehen, bei dir jetzt z.B., dass zum Glück dein kleiner, großer Mann nichts wirklich Besorgniseregendes hat und man Meningits ausschließen konnte. Übrigens, ich kenne auch Murphys Gesetz bereits seit Kindertagen: Immer wenn ein Schulausflug war, oder eine lang ersehnte Geburtstagspaty anstand, wurde ich oft krank und verbrachte den Tag im Bett. :-( Fühl dich fest umarmt, und denk immer daran: Was einen nicht umbringt, macht einen stärker ;-) Alles Liebe, Anna

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    1. Liebe Anna,
      danke für Deine Worte. Du hast schon Recht, es sind natürlich keine weltbewegenden Rückschläge, aber für mich ist das echt schlimm, gerade weil ich viel zu wenige Auszeiten habe und mich so sehr darauf freue. Eure Kleine ist ja noch ein bisschen jünger, aber wenn das seit 5 1/2 Jahren so geht, frustriert das schon sehr. Krankheit im Urlaub kenne ich auch, v.a. von den Kindern. Aus meiner Kindheit kenne ich das übrigens nicht so, außer von meiner Mutter, die immer am Wochenende und im Urlaub Migräne hatte :-). Oder ich kann mich nicht erinnern.
      Ja, ich bin auch froh, dass es nix Schlimmeres mit dem Großen war, aber der Schreck war heftig und kostet mich immer soviel emotionale Kraft. Brauche echt lange, um mich danach wieder aufzurappeln.
      Liebe Grüße und für Dich nicht so viel Murphy in den nächsten Jahren!!

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