Die Anreise und Umstellung verkrafteten die Kinder erstaunlich gut, selbst unser Umzug innerhalb des Hotels wegen eines zu lauten Appartments verwirrte sie kaum, und auch die dreimal tägliche Nahrungsaufnahme in einem vollen, lauten, turbulenten Speisesaal (oft auch draußen im Freien) nahmen sie staunend und gelassen hin. Der Große fand genügend Essbares am umfangreichen Büffet und haute ordentlich rein. Die Kleine war mäkelig wie immer und aß nur Minimalportionen. Gegen Ende merkte man schon, dass sie des wirklich leckeren Essensangebots überdrüssig waren und sich nach heimischen Gerichten sehnten. Das geht uns Erwachsenen ja auch irgendwie ähnlich. Das (Ein- und Durch-) Schlafen klappte insgesamt super, auch wenn sich der Rhythmus natürlich etwas nach hinten verschob. Früher mussten wir immer an den ersten Urlaubsabenden viele Nerven lassen, bis die Kinder endlich in der fremden Umgebung schliefen. Diese anstrengende Zeit scheint nun wirklich vorbei zu sein.
Der Temperaturunterschied schien den Kindern weder dort noch zurück zuhause etwas auszumachen. Sie wechselten sofort zu kurze Hose/T-Shirt bzw. hier wieder zu Jacke/Mütze/Pullover. Glücklicherweise wurde keines der Kinder krank, darüber bin ich wirklich sehr froh, denn ich selbst war den ganzen Urlaub über so stark erkältet wie schon ewig nicht mehr, dankenswerterweise ohne Gliederschmerzen und Schlappheit, aber besonders nachts sehr nervig, in dem kleinen Appartment keinen Ort zum Husten zu haben, ohne andere zu beeinträchtigen. Der Mann war auch am Anfang und gegen Ende wieder angeschlagen, aber eben zum Glück keines der Kinder. Ich selbst merkte schon am Tag vor unserer Abreise, dass eine Erkältung aufzog, hätte allerdings nie mit dieser Intensität und Länge gerechnet (mittlerweile 2 1/2 Wochen).
Wir hatten uns für drei Tage einen Mietwagen genommen und wollten damit zwei Ausflugsziele explizit für die Kinder (Safari Zoo und Marineland) und einige weitere "für uns" ansteuern. Naja, der Tag, der für uns gedacht war, klappte am schlechtesten bzw. war von der Stimmung her sehr durchwachsen. Das war echt schade, denn der Tag war durchaus auch mit vielen Pausen, Spielplätzen und Naturerlebnissen gespickt. Ich hätte die miese Stimmung der Kinder verstanden, wenn ich sie 5 Stunden durch Palma geschleift hätte, aber so?! Dieser Tag genau in der Mitte des Urlaubs startete aber auch schon schlecht, weil ich nach dem Frühstück die Nerven verlor und explodierte, nachdem die Kinder nur herumgehampelt hatten und nicht mitkommen wollten, obwohl sie wussten, dass wir einen Ausflugstag hatten. In der Hälfte von Urlauben habe ich oft eine kleine Krise, aufgrund des Mangels an Alleinsein und des ständigen Funktionieren-Müssens, und als ich das Gefühl hatte, die Kinder boykottierten den einzigen Tag, der mal explizit für uns geplant war, brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich kriegte mich wieder ein, aber die Kinder leider durch den ganzen Tag nicht mehr. Dafür klappten die beiden anderen Ausflugstage inkl. der Autofahrten wirklich gut, bis auf kleinere Aussetzer. Mallorca ist ja recht klein und die Fahrtstrecken machbar.
Durch unsere Schlafsituation (ich schlief mit der Kleinen im Schlafzimmer, der Große und der Mann schliefen im Wohnzimmer) gab es abends keinen Ort, wo man sich mal allein zurückziehen und auftanken konnte. Tagsüber sowieso nicht, aber das war ja eingeplant. Das abendliche Runterkommen fehlte mir allerdings sehr und da der Große im Wohnzimmer schlief, konnten wir nur im Dunkeln sitzen und ins Handy starren. Es war uns aber zu riskant, ihn mit der Kleinen zusammen im Schlafzimmer schlafen zu lassen. Zuhause schlafen sie ja auch nicht zusammen. Insofern waren die 9 Tage für uns schon recht einschränkend und ich merkte an meinem Energielevel, was mir fehlt. Getragen hat mich dagegen das wunderbare, warme Wetter, das Meer, der Strand, die Natur und Landschaft und eben das Gefühl, endlich wiedermal ein bisschen was für mich gemacht zu haben, im Rahmen des Möglichen mit zwei kleinen Kindern. Dieses Gefühl spürte ich deutlich den ganzen Urlaub durch und versöhnte mich mit der unpassenden Erkältung, den beschränkten Platzverhältnissen und den mehr oder weniger labilen und launischen Kindern. Wie schon in den Freitagslieblingen beschrieben, bestand ein Höhepunkt in dem Besuch der Ausgrabungsstätte der römischen Stadt Pollentia. Mehr als 6 Jahre war ich auf keiner Ausgrabungsstätte mehr gewesen!
Die Kinder hatten ja schon vor dem Urlaub beide eine sehr instabile, anstrengende Phase gehabt, wie hier angedeutet, und das hörte leider nicht, wie erhofft, schlagartig bei der Ankunft auf Mallorca auf. Wir mussten auch im Urlaub tief in die Taschen unseres Gedulds- und Verständnisreservoirs greifen, um die heftigen Launen der Kinder aufzufangen. Das war sehr anstrengend und verleidete besonders meinem Mann die Urlaubstage. Ich glaube auch nicht, dass es etwas mit den äußeren Umständen zu tun hatte, wie früher. Sie fühlten sich vor Ort sehr wohl, waren lebendig und mutig, probierten vieles aus und lebten sich sehr schnell ein. Dagegen waren und sind beide mit Sicherheit in einem Entwicklungsschub, der sich durch viel Widerstand, Lautstärke und emotionales Auf und Ab ausdrückte, aber auch schon kleine Entwicklungen zeigt. Besonders bei der Kleinen sehen wir jetzt schon deutlich ihre Fortschritte in punkto Selbstbewusstsein, auch ihre Sprache hat sich nochmal erkennbar weiterentwickelt. Auf einmal spricht sie den Schmetterling nicht mehr als "Fetterling" aus und erzählt umfangreiche Geschichten;-). Auch der Große wird gerade viel bewusster, argumentativ versierter und mental eigenständiger. Wir haben schon oft festgestellt, dass unsere Kinder in Urlauben Entwicklungsfortschritte machen; diesmal begann der Schub schon vorher und hält bis jetzt an. Für den Urlaub war das nun gerade ziemlich anstrengend und wir haben uns durchaus das eine oder andere Mal geärgert, schließlich kostet so eine Reise ja eine Menge Geld und da will man nicht ständige Kämpfe ausfechten.
In direkter Umgebung unseres Hotels gab es mehrere Spielplätze, auf denen wir fast täglich waren, einen Sportplatz, wo wir uns austobten, es fuhren eine Mini-Eisenbahn und viele Kutschen, es gab viele Geschäfte und Restaurants. Zum breiten und langen Strand mussten wir lediglich eine Straße überqueren, dann waren wir da. Das war perfekt. Das Wasser war sehr salzig und der Sand entsprechend klebrig. Es ging schön flach ins Meer hinein, was mit kleinen Kindern optimal ist.
Apropos spazieren: die Kleine ist mit 3 1/2 Jahren genau im Übergangsbereich zwischen Buggy und zuverlässig laufen. Wir hatten den Buggy mitgenommen, setzten ihn aber nur auf längeren Spaziergängen ein. Aber selbst auf kurzen Wegen kann man sich noch nicht darauf verlassen, dass sie läuft. So trug mein Mann des öfteren die Kleine, während ich den schweren Rucksack hatte. Das war nicht optimal. Allerdings lief der Große auch erst zuverlässig und längere Strecken ab ca. 4 Jahren. Nimmt man den Buggy mit, setzt sie sich fast ausschließlich hinein. Lässt man ihn zuhause, muss man sie öfter tragen. Wir beide merkten nach dem Urlaub stark die Beanspruchung unserer Rücken. Ein wenig Zeit muss noch vergehen, bis sich dieses Problem (hoffentlich) löst.
Der Rückreisetag war etwas anstrengend, da wir erst abends flogen und einiges an Zeit überbrücken mussten. Andererseits hat uns das quasi noch einen zusätzlichen Tag geschenkt und wir hatten danach 3 Tage zuhause Zeit, um uns zu erholen. Die haben wir auch gebraucht, wir könnten alle nicht direkt wieder ins Alltagsleben starten. Und der Wäscheberg war unermesslich!
Insgesamt war es zwar kein unproblematischer Urlaub, mit vielen Befürchtungen unsererseits vorher und vielen Auseinandersetzungen mit den Kindern währenddessen, aber für mich hat er sich unterm Strich doch eindeutig gelohnt. Er hat uns nochmal aus dem Herbst ausbrechen und Sonne tanken lassen. Er hat uns gezeigt, dass die Kinder solche Umstellungen jetzt endlich gut verkraften und wir das nerven- und kräftemäßig schaffen. Er hat meine Sehnsucht nach dem Mittelmeerraum etwas gestillt und mich sogar ein klein wenig an früher anknüpfen lassen. Er hat die Dimensionen der Welt für unsere Kinder erweitert und sie viel Unbekanntes entdecken lassen. Besonders dem Großen kann man schon viele interessante Dinge zeigen und erklären. Das ist schon toll und macht Hoffnung für die kommenden Jahre. Ich selbst habe wieder einmal gemerkt, dass nur, wenn ich auch etwas für mich mache, ich besonders fordernde Tage mit den Kindern überstehen kann. Damit meine ich in dem Fall nicht Alleinsein, Bloggen, Lesen oder so, sondern schöne Erlebnisse und mentale Anregungen. Wir haben versucht, die Tage so zu planen, dass jedes Familienmitglied auf seine Kosten kommt und zufrieden ist. Mich hat, wie gesagt, das Gefühl bzw. das Wissen getragen, etwas gewagt zu haben, was wir uns lange nicht zutrauten und wonach die Sehnsucht immer groß war. Und die Erfahrung, dass jetzt vieles, zumindest teilweise, wieder möglich ist, was lange Zeit undenkbar war. Das ist wunderschön! Ich habe mich pudelwohl gefühlt und werde hoffentlich noch lange davon zehren. Ja, das war es wert. Auf jeden Fall!
Davor haben wir noch etwas Respekt, daher danke für diesen Artikel. Hoffentlich schaffen wir es im nächsten Jahr auch uns aufzuraffen.
AntwortenLöschenAnfangs wäre das mit beiden Kindern wirklich nicht möglich gewesen, ohne komplett durchzudrehen oder völlig erschöpft wiederzukehren. Natürlich hatten wir das Glück, dass die Kinder nicht krank wurden, das wäre schwierig gewesen. Aber das weiß man ja vorher leider nie...
LöschenIch drücke die Daumen, dass ihr euch traut (und es dann hoffentlich auch gutgeht). Wie alt sind Deine Kinder?
Liebe Grüße!