Dienstag, 27. September 2016

Was ich als Mama gerne besser machen würde (Blogparade #ichwürdegerne)

Ich glaube, fast jede/r von uns war eine perfekte Mama oder ein perfekter Papa, bevor er/sie selbst Kinder bekam und merkte, dass einiges (vieles) anders läuft als vorgestellt. Man hatte die Erziehungsweisheit mit Löffeln gefressen und war der Überzeugung, ein Drehen an Schräubchen A bringt den gewünschten Mechanismus in Gang. Und fragte sich, warum das denn bei anderen Eltern und deren Kindern nicht funktionierte. Nun ja, seit wir selbst Eltern sind, sind wir schlauer und demütiger. Wir wissen, dass Kinder Individuen sind, die nicht nach Schemata funktionieren. Wir wissen, dass ein bestimmtes Verhalten unsererseits nicht unbedingt das erhoffte Ergebnis bei unserem Kind ergibt. Manchmal sehen wir sogar das Gegenteil davon. Und trotzdem bemühen wir uns immer, gute, liebevolle, zugewandte Eltern zu sein, uns ständig zu reflektieren und zu korrigieren. Und haben immer noch gewisse Ansprüche an uns selbst im Kopf, an denen wir uns messen. Das ist manchmal destruktiv, wenn es sich um völlig überzogene, mit dem eigenen Charakter oder dem Wesen des Kindes nicht vereinbare Ansprüche handelt. Oft aber regt es dazu an, sich zu fragen, was man noch besser machen kann als Mutter/Vater. Dazu passt die aktuelle Blogparade von Leben & Erziehen: Was wir als Eltern gerne besser machen würden, an der ich mit diesem Beitrag teilnehme. Einige Eltern schreiben, dass sie gern mehr basteln würden oder ausgefeilte Brotdosen herrichten würden oder nicht so stark auf ihr Handy fixiert sein möchten. Bei mir sind es eher mentale und emotionale Dinge, die ich gern besser machen würde.

1.) Ich würde gern das Zusammenleben mit meinen Kindern mehr genießen. Ich bin oft unruhig, gestresst oder manchmal auch gelangweilt in Gegenwart meiner Kinder. Ich frage mich viel zu oft: "Was machst du da?" Ich stehe eigentlich unter einer permanenten Anspannung, wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin, und kann das so gut wie nie abschütteln. Das liegt nicht daran, dass ich noch so viele Dinge im Hinterkopf habe, die erledigt werden müssten (manchmal auch daran), sondern eher an dem ständigen Funktionieren-Müssen, der Bereitschaft, dem Reagieren-Müssen. Das schlaucht mich wirklich unheimlich, legt sich wie ein schwerer Stein in meinen Magen und beeinträchtigt auch die allerschönsten Momente bzw. es gibt nur sehr wenige Augenblicke, wo sich der Stein auflöst. Das ist schade und ich weiß nicht, was man da machen kann. Ich hätte es gern anders und würde die Kinder gern mehr genießen, so wie ich früher die Natur, Reisen oder Musik genossen habe. Manchmal gelingt es mir, den Kopf bewusst auszuschalten oder durch tiefe Bauchatmung den Stein im Bauch etwas leichter zu machen. Oft genug leider nicht.

Quelle: Pixabay

2.) Ich würde gern noch ruhiger und gelassener im Umgang mit meinen Kindern werden und den Stress oder Ärger, den ich habe, nicht an ihnen auslassen. Dazu muss ich sagen, dass ich schon tausendmal ruhiger geworden bin als früher (vor den Kindern), als ich wegen vielen Kleinigkeiten explodiert bin. Dies wurde leider in der Anfangszeit mit dem Großen noch extremer, da mein psychischer und physischer Stress in dieser Zeit enorm war. Mittlerweile habe ich realisiert, dass tatsächlich eine der wichtigsten Komponenten im Umgang mit Kindern die eigene Ruhe ist und arbeite täglich daran, meine Stressauslöser zu erkennen, bevor sich alles auf den Kindern entlädt. Das gelingt natürlich nicht immer, da meine Ausgangsbasis (hochsensibel, keine Stressresistenz und kaum Verarbeitungsstrategien) einfach sehr schlecht ist. Aber ich versuche es und bemerke oft ganz deutlich, wie eines zum anderen kommt und die Spirale sich dreht. Ich bin ein emotionaler Mensch und würde gern viel mehr Ruhe ausstrahlen, vor allem für meine Kinder, geduldiger sein und nicht alles so an mich rankommen lassen. Das ist zumindest ein Aspekt, an dem ich mehr arbeiten kann als an Punkt 1.

3.) Ich würde gern etwas mutiger sein und mir mehr mit den Kindern zutrauen. Also ALLEIN mit den Kindern. Ich bin ein sehr vorsichtiger und abwägender Mensch und durchdenke potentiell riskante Dinge so oft, dass ich mir selber manchmal im Weg stehe. Sicherlich hilft diese Vorsicht auch dabei, sich keinen Situationen auszusetzen, die mich überfordern oder allzu sehr stressen würden. Aber manchmal würde ich mich gern mehr trauen. Ich bewundere Menschen (bzw. halte sie für verrückt), die allein mit Baby und Kleinkind in den Urlaub fahren. Nie-niemals hätte ich so etwas gewagt, dazu waren meine Kinder, meine eigenen psychischen Kräfte und die fremden Umstände viel zu unberechenbar. Dagegen freue ich mich über jede kleine Herausforderung, die ich meistere. Ich war stolz, als ich zum ersten Mal beide Kinder allein ins Bett brachte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als der Besuch bei meinen Eltern inklusive längerer Busfahrt mit beiden Kindern letztes Jahr gut klappte oder als ich im März dieses Jahres zusammen mit meinen Eltern und den Kindern im Kurzurlaub war. Das sind für mich echt Herausforderungen, weil ich nie wissen kann, wie sie laufen werden. Ich würde gern noch mehr solcher Erfolgserlebnisse haben, aber oft traue ich mich einfach nicht. Habe Angst, krank zu werden oder die Nerven überzustrapazieren. Wie gesagt, ich finde es gut, seine Kräfte korrekt einzuschätzen, aber etwas mehr Mut wäre sicherlich nicht verkehrt. Ich arbeite daran, mir in kleinen Schritten mehr zuzutrauen, ohne mich zu überfordern.

Rückschau:

Was die vergangenen 5 1/2 Jahre, seit ich Mama bin, angeht, gibt es natürlich auch so einiges, was ich aus der Rückschau gern anders gemacht hätte. Vor allem in der Babyzeit und in der sich direkt anschließenden Autonomiephase des Großen hätte ich gern besser reagiert, als ich es zu diesem Zeitpunkt konnte. Ich hätte weniger hadern und mich viel mehr auf ihn einlassen müssen. Ich hätte deutlicher Entlastung einfordern müssen, um dadurch wieder Kraft für ihn und mich zu haben. Ich hätte kreativer sein und schneller fernab der üblichen Erziehungsansichten schauen müssen, was helfen könnte. Und ich hätte nicht so viel zweifeln sollen. Das wäre für ihn und für mich gut gewesen. Leider wusste ich damals noch nicht viel über ihn und über mich und konnte vielfach nicht aus meiner Haut. Das bedauere ich unheimlich. Andererseits sehe ich auch, welche Entwicklung ich als Mama durch das Zusammenleben mit meinen Kindern gemacht habe und welche Wege ich beschritten habe. Wege der Gleichwürdigkeit und des Respekts vor Kindern, die mich weit weg von der eigenen Erziehung führen und die ich beibehalten und weiter ausbauen möchte. Ich tröste, wie ich selbst nie getröstet worden bin. Ich fange auf, wie ich nie aufgefangen worden bin. Ich ergreife Partei, wie für mich (als Kind) nie Partei ergriffen worden ist. All das ist das Produkt meines bisherigen Mamalebens und ich spüre, dass ich auf einem guten Weg bin. Das heißt aber eben nicht, dass man nicht immer noch etwas besser machen kann. Als Mama oder Papa ist man wahrscheinlich immer auf dem Weg und nie am Ziel.

Ich habe übrigens meinen Großen befragt, was ich besser machen könnte als Mama. Ihm fiel heute leider nichts sein. Naja, ich denke, spätestens in der Pubertät wird er mir die Frage beantworten können;-)

Und was würdet ihr als Mama oder Papa gern besser machen?

9 Kommentare:

  1. Oh ja, die erste lange Zug- und Busfahrt zu meiner Mutter mit Baby und Kleinkind hat mich vorher auch schlaflose Nächte gekostet - und dann ging es erstaunlich gut. Mehr Mut, mehr Zutrauen, da wäre ich auch gerne dabei! Lieben Gruß, Svenja

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    1. Das Problem ist, einiges geht eben auch schief und das bestätigt mich dann immer wieder in meinen Bedenken. Aber die schwierigste Zeit ist bei meinen Kindern ja geschafft und insofern wird es immer einfacher und ich damit hoffentlich mutiger.
      Liebe Grüße!

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  2. Ich hätte gern mehr Geduld mit meinen Kindern gehabt. Als ich ihnen das neulich mal sagte (sie sind inzwischen erwachsen), kam die spontane Antwort: Aber du warst doch die geduldigste und liebevollste Mama der Welt!
    Das hat mich sehr berührt.
    Vielleicht wirst du später mal etwas ähnliches hören.

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    1. Das hoffe ich sehr, danke für Deine Aufmunterung! Kinder nehmen wahrscheinlich ganz andere Dinge wahr als man selbst. Allerdings ist das ne Typfrage. Ich könnte meinen Eltern aus dem Stehgreif viele Dinge sagen, die sie hätten anders machen müssen...
      Danke Dir und liebe Grüße!

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  3. Hallo, zum Thema perfekte Mutter kann ich sagen, dass ich nach 14 Jahren als Mutter mit mir zufrieden bin. Es ist nun für uns als Eltern eine Umstellung, nicht mehr so gebraucht zu werden, zumindest nicht für die Freizeitgestaltung etc. Es lohnt sich auf jeden Fall, die schönen Momente mit kleineren Kindern wirklich zu geniessen, denn diese Zeit ist eigentlich nur eine sehr kurze. Auch die Herausforderungen, die eine weiterführende Schule mit sich bringen, Sind deutlich Andere als in der kindergartenzeit Oder grundschule....Es bleibt also spannend.....nur mit mehr Zeit für uns...

    Viele Grüsse Bettina

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    1. Das kann ich mir gut vorstellen, dass die Schulzeit nochmal ganz andere Herausforderungen mit sich bringt. Ein bisschen graut mir auch schon davor.
      Ich freue mich auf die Zeit, wo ich nicht mehr so existenziell gebraucht werde; wie schön das ist, sehe ich jetzt schon an meinem Großen, der mit seinen 5 1/2 Jahren einen riesigen Kontrast zur noch sehr bedürftigen Kleinen bildet. Du weißt ja, wnn man mittendrin steckt, kommt einem die Zeit nicht kurz vor;-) Aber man sieht ja tatsächlich schon die Entwicklung...
      Danke und liebe Grüße!

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  4. So ein schöner Beitrag! Du sprichst mir aus dem Herzen.

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    1. Oh danke schön, geht es Dir genauso? Und wer bist Du, magst Du ein bisschen von Dir berichten?
      Liebe Grüße!

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