Sonntag, 22. Februar 2015

Gedanken über verschiedene Erziehungsmottos von Elternbloggern

Die Auftragsmama hat eine Mammutarbeit absolviert und von verschiedenen Familienbloggern das Erziehungsmotto, den roten Faden, das Leitmotiv des Umgangs mit ihren Kindern gesammelt. Eine umfangreiche Kompilation ist dabei herausgekommen. Und ich bin unter Nr. 31 mit meinem Motto "Bedürfnisse verschwinden, wenn man sie erfüllt" mit dabei! Ich finde diese Zusammenstellung wunderbar vielseitig und aufschlussreich. Mit einigen Aussagen kann ich mich mehr, mit anderen weniger solidarisieren. Interessant ist alles. Schön finde ich, dass sich auch 6 Papablogger beteiligt haben, da ich persönlich die Erfahrung gemacht habe, dass die meisten Papas sich und ihren Umgang mit den Kindern nicht vergleichbar reflektieren und hinterfragen wie die Mamas.

Was mir beim Lesen wieder einmal sehr klar geworden ist: im deutlichen Unterschied zu einigen der beitragenden Familienblogger brauche ich den Austausch über "Erziehung" bzw. über den Umgang mit meinen Kindern, sei es durch sogenannte Erziehungsratgeber, persönliche Gespräche oder virtuelle Kontakte, unbedingt. Das heißt nicht, dass ich schnell Ratschläge annehme, nein, eher im Gegenteil. Aber ich muss mich austauschen und belesen, um mich abgrenzen zu können und meinen persönlichen Weg mit den Kindern finden zu können. Oft ist das Ergebnis eben auch der Gedanke "Nein, so würde ich das und das nicht machen". Und genau das ist der Abgrenzungsprozess. Hätte ich mich nicht durch Bücher und viele, viele Webseiten, Foren und Blogs in den letzten Jahren durchgelesen, stünde ich noch lange nicht da, wo ich heute stehe, vor allem im Umgang mit dem Großen. Und deswegen bin ich sehr froh und dankbar über jeden Austausch.

Und was das Bauchgefühl betrifft: im ersten Babyjahr des Großen zweifelte ich komplett an meinem Bauchgefühl und an meinen Mama-Kompetenzen. Das beschreiben viele Eltern von Schreibabys. Wenn das Kind Dir kein positives Feedback gibt, wird auch die selbstbewussteste Mama irgendwann an sich zweifeln. Es ist also nicht automatisch so, dass alle Eltern ein zuverlässiges Bauchgefühl, eine untrügliche Intuition haben. Gerade mit schwierigen Kindern wird das auf eine harte Probe gestellt, und was bei anderen Kindern gut funktioniert, ist hier grundfalsch. Oft fehlt auch einfach die Kraft, und die hinzu kommenden Vorwürfe von außen verunsichern noch zusätzlich. In dieser Situation war es für mich lebensnotwendig, aus Büchern, dem Internet und Gesprächen mit einigen wenigen persönlich bekannten Schreibaby-Eltern zu wissen, dass wir nicht allein sind. Ohne dieses Feedback wäre ich schlichtweg verzweifelt.

Viele meiner ursprünglichen "Erziehungsvorstellungen" haben sich im Laufe der letzten Jahre in Luft aufgelöst. Einiges funktionierte einfach nicht, anderes wurde durch das Kind mit den besonderen Bedürfnissen, den Großen, ausgehebelt, und vieles wurde neu durchdacht, reflektiert und hinterfragt. Seit ich Kinder habe, die mein Leben auf den Kopf gestellt haben, habe ich mich komplett neu kennengelernt, was nicht immer angenehm war, aber ein notwendiger Lernprozess, der noch lange anhalten wird. Ich denke, es hängt viel vom Wesen des Kindes ab, wie viel oder wenig es von einem fordert und wie man damit klarkommt. Ich kenne einige (wenige) Menschen, die explizit sagen, dass sich durch die Geburt ihres (pflegeleichten) Kindes nichts in ihrem Leben oder ihrem Charakter geändert hat. Solche Menschen hinterfragen und verändern sich dann auch zwangsläufig weniger, da die Notwendigkeit nicht besteht. Bei mir persönlich ist kein Stein auf dem anderen geblieben; alles wurde plötzlich obsolet. Deshalb steht das Gedanken-machen und Hinterfragen an einer der vordersten Stellen. Und das wird genährt durch kompetente Informationen und den Austausch auf unterschiedlichsten Kanälen.

Ansonsten gehe ich mit vielen Gedanken der beitragenden Elternblogger konform. Es ist wirklich toll, so viele Anregungen in einem Text zu finden. Lest ihn mal - es lohnt sich!

8 Kommentare:

  1. Hallo Frühlingskindermama,

    was das Bauchgefühl und die Intuition bei Schreibabymamas angeht, hast du so 100% recht.
    Schlimmer fand ich aber, dass jeder seine guten oder schlechten Ratschläge kundgetan hat, was noch mehr verunsichert hat.
    So lange man aber noch ein Gefühl für richtig und falsch im Umgang mit dem, Baby hat, sprich tragen, nicht schütteln usw, ist alles gut. Mehr Bauchgefühl geht mit Schreibaby nicht.
    So richtig "verstanden" habe ich das Schreien der Maus erst, als sie so 10 Monate alt war.

    LG
    Daniela

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    1. Hallo Daniela,
      danke für Deinen lieben und wahren Kommentar. Du hast völlig recht und ich teile Deine Gedanken. Mich ärgert es nur immer wieder, wenn automatisch vom Bauchgefühl ausgegangen wird, das jede Mama haben müsste (wie in einigen der Elternblogger-Beiträge). Das ist eben nur der Fall, wenn das Kind positives Feedback gibt. Es liegt dann aber eher an einem pflegeleichten Kind als an der Mama.
      Hast Du eigentlich mal über Deine "Schreibaby"-Zeit geschrieben und kannst mir einen Link schicken?
      Liebe Grüße!

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    2. Hallo Frühlingskindermama,
      ich habe auch oft von der Intiuition und dem Bauchgefühl geschrieben, denn das richtige Bauchgefühl ist es ja schon, das Baby herumzutragen, wenn es schreit... Auch ein wichtiges Bauchgefühl ist, wenn Dinge nicht macht bzw. Ratschläge nicht befolgt, bei denen man sich schlecht fühlt (z.B Schlaflernprogramme) Mehr Intuition ist in den ersten Kennenlern-Monaten noch gar nicht möglich.
      Das Problem ist, dass man die Ursache des Schreiens seltenst ausschalten kann (heute geht man ja von Überforderung und Stress aus) und daher kann es auch kein positives Feedback geben.
      Ich habe noch nicht direkt darüber geschrieben, sondern immer nur erwähnt. Habe es immer manl wieder versucht, habe es aber nicht so ganz auf den Bildschirm gebracht. Bisher fand ich es immer zu schwierig, meine damaligen Emotionen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, zu beschreiben bzw. sie öffentlich zu machen.
      Aber da das Thema bei mir längst überfällig ist, werde ich mich demnächst mal ransetzen und etwas schreiben.
      LG
      Daniela

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    3. Hallo Frühlingskindermama,

      was lange währt....
      Der Artikel zu meiner persönlichen Schreibabyerfahrung ist fertig.

      https://soschoenunperfekt.wordpress.com/2015/03/01/es-schreit-und-schreit-und-schreit/

      LG
      Daniela

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  2. Hallo Frühlingskindermama,
    Vielen lieben Dank für deine Reflexion der Erziehungsmottos. Das werde ich auch noch tun :)
    Ich glaube nicht, dass Reden und sich informieren in einem Widerspruch zu Bauchgefühl und Intuition stehen. Ganz im Gegenteil: Du hast doch ganz wunderbar beschrieben, dass du gerade nicht einfach irgendwas Äußeres ohne Weiteres übernimmst, sondern schaust und fühlst, ob das zu dir und deinen Kindern passt. Das finde ich toll =)

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    1. Liebe Jessi,
      danke für Deinen Kommentar und dafür, dass ich "Blog des Monats Februar" bei Dir bin! Ich freue mich unheimlich!
      Die "Erziehungsmottos" der anderen haben mir echt geholfen, festzustellen, was bei mir anders ist, und mich davon wieder abzugrenzen. Das Bauchgefühl entstand bei mir tatsächlich erst mit dem Belesen (obwohl ich auch vor der Geburt meiner Kinder schon viel gelesen hatte, aber mit einem ganz anderen Fokus) und Informieren. Natürlich spielte auch die Zeit und das Kennenlernen des Kindes eine große Rolle. Doch da erstaunlich viele Blogger schrieben, dass sie gar keine "Erziehungsratgeber" lesen (und manche sich sogar überhaupt nicht austauschen), habe ich den Unterschied zu mir schon sehr deutlich gemerkt. Vielleicht ist das auch eine Charaktersache: ich brauche ringsherum Anhaltspunkte, Begrenzungen, um meinen Weg zu suchen, und kann nicht einfach mit naiver Selbstsicherheit ins "offene Meer hinausschwimmen". In dieser Hinsicht ist mir mein Großer übrigens sehr ähnlich;)
      Ich bin gespannt auf Deine Auswertung!
      Liebe Grüße!

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  3. Liebe Frühlingskindermama,

    ein schöner Beitrag, bei dem ich immer wieder zustimmend nicken musste. Auch ich brauche den Austausch über Erziehungstipps. Manches ist für mich zwar ein absolutes No Go (schreien lassen zb.), aber dennoch gibt es auch Punkte, bei denen ich mir unsicher bin, oder aber einfach Grenzen anderer Mütter aufgezeigt bekommen möchte. Ich kenne durchaus aus Mütter, die pflegeleichte Kinder haben, sich nicht wirklich anpassen mussten und ihr Leben einfach so fortführen konnten. Für mich unvorstellbar, mein Leben war anfangs nicht einmal mehr mein Leben sondern komplett fremdbestimmt. Das hat mich als Mutter auch komplett fertig gemacht. Früher war ich eine selbstbewusste Frau, mittlerweile zweifele ich einfach an allem. Ich versuche nun mühsam mein Selbstbewusstsein und Vertrauen in meine Fähigkeiten wieder aufzubauen...
    Es tat aber gut, und tut immer noch gut zu wissen, dass es anderen Müttern ebenso ergeht wie mir. Dass sie keine Kraft mehr hatten, oder aber einfach nur genervt waren. Demnächst wollte ich auch den Schritt wagen eine Blogparade zum Thema Muttersein und den Schattenseiten zu machen. Ich finde, das Muttersein wird immer schön geredet, und dann kommen junge Eltern viel zu unvorbereitet ins kalte Wasser und merken dann erst, wie der Hase läuft. Warum eigentlich? Warum sind wir nicht ehrlich und kommunizieren offen, dass es echt Dinge am Muttersein gibt, die einfach zum K*** sind? Dass das Muttersein sogar die Psyche (Wochenbettdepression) angreifen kann?
    Es gibt immer zwei Seiten.... Es tut gut, wenn es Mütter gibt, die das auch so kommunizieren :)

    Um zum Thema zurückzukommen: Ähnlich ist es ja auch in der Erziehung. Auch hier wird man oft verunsichert, weil Mütter (bzw. Eltern) ihre eigenen Fehler nicht kommunizeren.. Schade eigentlich. Es würde total den Druck nehmen, wenn man wüsste, dass auch andere Probleme mit Erziehungsfragen haben oder mit bestimmten Methoden einfach nicht weiter kommen :)

    Diese Sammlung an Erziehungsmottos ist toll :) Und schön, dass du dabei bist und ausm Nähkästchen plauderst.

    Liebe Grüße
    Yasmin

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    1. Liebe Rabenmutti,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Mir ging bzw. geht es ähnlich wie Dir, was die Umstellung auf das Mamasein betrifft. Und ich bin davon wirklich komplett überrascht worden, weil ich das Mamasein ganz anders erwartet hatte. Bisher habe ich hier auf meinem Blog das nicht ganz so drastisch beschrieben, wie ich es empfunden habe, aber ich denke, das wird noch kommen.

      Deine Blogparadenidee finde ich toll. Ich würde sicherlich gerne mitmachen. Ich bin auch dafür, dass man die vielen Facetten (eben auch die negativen) viel offener behandeln sollte. Menschen wie mir wäre geholfen gewesen, wenn ich besser bzw. ehrlicher vorbereitet gewesen wäre.
      Liebe Grüße!

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