Mittwoch, 16. Mai 2018

Exklusivzeit und Sightseeing: Die Kleine und ich im Kurzurlaub

Unsere Kita hat traditionell in der "Himmelfahrts-Woche" geschlossen, was ich immer toll fand, weil der Mai einfach meist so eine wunderschöne Zeit für Urlaub ist. Zwar sind dann keine Schulferien, aber ich finde es auch mal ganz nett, wenn die Kleine Ferien hat und der Große nicht, denn sonst ist es meist umgekehrt. Ich hatte mir die Tage freigenommen und wollte gern mit der Kleinen etwas Besonderes erleben, denn die Zeit zuhause mit den üblichen Dingen zu verbringen, finde ich immer etwas schade. Das liebe ich nur, wenn ich ganz allein zuhause bin...

Da sie am Sonntag (6. Mai) Geburtstag hatte und wir am Feiertag sowieso wegfahren würden, war die potentielle Zeitspanne klein und es sollte auch nicht zu weit weg gehen. So kam ich auf einen Kurzurlaub in Potsdam, von dem die Kinder bisher nur die Biosphäre kannten. Ich war früher, als ich im Südwesten von Berlin lebte und studierte, oft in Potsdam gewesen, aber nun schon lange nicht mehr, was ich sehr bedauerte. Ich hatte große Lust, mir die Stadt wiedermal anzuschauen und der Kleinen einige "Königsschlösser" zu zeigen. Die Vorteile: wir konnten mit der S-Bahn hinfahren und ich kannte mich soweit aus, dass mir die fremde Stadt keinen Stress verursachen würde. Ich buchte ein Hotel-Schnäppchen für eine Nacht und freute mich, wiedermal mit der Kleinen Exklusivzeit zu verbringen und ihr eine neue Stadt zeigen zu können. Ich finde es schön und wichtig, Exklusivzeit mit jedem Kind einzeln zu haben und das Kind möglicherweise anders als sonst zu erleben. Auch die Kinder genießen das meist sehr, und es ist für sie natürlich auch ein kleines Abenteuer. Bei der Kleinen, die ja seit nun schon mehr als 1,5 Jahren ein sehr herausforderndes Verhalten an den Tag legt, erhoffe ich mir durch gemeinsame Unternehmungen immer irgendwie eine Verbesserung der Situation. Deshalb hatte ich das im vergangenen Sommer zum ersten Mal mit ihr ausprobiert, als sie 4 1/4 Jahre alt war. Dieser erste gemeinsame Städtetrip war etwas merkwürdig gewesen, sie wirkte überfordert und verstört, ich konnte nicht wirklich viel mit ihr machen und hatte mir mehr davon versprochen. Nun war sie 5 Jahre alt geworden und wirkte begeistert, als ich ihr erzählte, dass wir wiedermal allein einen kurzen Urlaub, diesmal in Berlins Nachbarstadt Potsdam, machen würden.

Nikolaikirche

Freilich wusste ich, dass ich mit ihr weder Besichtigungen noch lange Spaziergänge durchführen könnte. Deshalb plante ich die Zeit so, dass meine Wünsche mit ihren Möglichkeiten halbwegs konform gingen. Ich wollte möglichst viele der Sehenswürdigkeiten "abklappern", wobei mir Vorbeifahren und Sehen völlig reichte. Ich hatte nicht im Geringsten den Anspruch, mir ein Museum/ Schloss o.ä. von innen anzuschauen. Ich wollte, dass sie Spielplatzzeit hat und wir gemütlich irgendwo im Freien essen konnten. Ich wollte mich am Wasser aufhalten, vielleicht sogar eine Schifffahrt erleben. Da sie sehr lauffaul ist, hatte ich mir überlegt, dass wir eine Hop On-Hop Off-Bustour machen, damit wir an den Sehenswürdigkeiten nach Belieben aus- und wieder einsteigen könnten. Außerdem nahm ich ihren Roller mit, den ich zusammengeklappt problemlos transportieren konnte. Immerhin hatte ich ja auch unser Gepäck zu tragen. Sie fand alle Ideen gut und freute sich.

Filmmuseum

Den Tag nach ihrem Geburtstag verbrachten wir noch zuhause, zumal es mir seit einer Woche überhaupt nicht gut ging, mit mehrmaliger Migräne, permanenten Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlappheit. Ich fürchtete sogar, alles absagen zu müssen, aber am Dienstag ging es dann halbwegs und wir fuhren nach dem Frühstück los. Nach 1 Stunde Fahrzeit kamen wir in Potsdam an und gingen erst einmal auf die Freundschaftsinsel in der Havel hinter dem Bahnhof, um Wasser und Grün zu tanken und uns zu bewegen. Einen schönen Spielplatz gibt es dort auch im hinteren Teil, aber die Kleine war sehr verhalten. Sie wollte gern ein Tretboot ausleihen, aber das war mir wiederum zu teuer und auch zu lange. Der erste Konflikt eine halbe Stunde nach unserer Ankunft;-)

Bei der Alten Meierei

Dann bestiegen wir unseren Hop On-Hop Off-Bus und nahmen am ersten Teil der Stadtrundfahrt teil. Dieser führte durch die Innenstadt zur Glienicker Brücke und weiter zum Schloss Cecilienhof. Dort stiegen wir aus und gingen zur Alten Meierei, wo es einen schönen Biergarten direkt am Jungfernsee gibt. Diesen kannte ich noch von früher. Wir stärkten uns, genossen das traumhafte Wetter, die Lage und die Sonne und die Kleine spielte ein wenig auf dem Mini-Spielplatz. Nun wollte ich den kurzen Weg zum Schloss Cecilienhof gehen. Da fing sie schon an zu schwächeln. Hilfe, es war erst Mittag...

Cecilienhof

Ich zeigte ihr Cecilienhof von außen, es war auch einiges los, da es der 8. Mai, der Tag der Befreiung war. Allerdings interessierte sie sich überhaupt nicht für die Geschichte hinter dem Ort, die ich ihr wirklich kindgerecht und einfach erzählte. Da war der Große im gleichen Alter tatsächlich anders gewesen, ihn konnte man dann schon wohldosiert mit ausgewählten Informationen füttern. Mit einem solchen Kind macht das dann natürlich auch mehr Spaß. Wir machten nochmal eine Eis-Pause. Danach fuhren wir weiter mit dem Bus, durch die Alexandrowka, die russische Siedlung, am Schloss Sanssouci vorbei bis zum Neuen Palais am anderen Ende des Parks Sanssouci. Das war sehr interessant für mich, ich sah vom Bus aus einige Sehenswürdigkeiten, die ich noch nicht kannte (Drachenhaus etc.) und war froh, diese Fahrt ausgesucht zu haben, da ich so auch auf meine Kosten kam. Allerdings interessierte sich die Kleine schon nicht mehr für die Informationen aus dem Kopfhörer und wirkte müde. Auf der Busfahrt konnte sie sich etwas ausruhen.

Sanssouci

Park Sanssouci

Zurück am Schloss Sanssouci stiegen wir aus und ich wollte etwas um das Schloss und im Park herumlaufen. Aber sie konnte nicht mehr, klagte immer wieder, wie anstrengend es sei (wir waren wirklich noch nicht viel gelaufen!) und dass sie ausruhen wolle. Also legten wir uns auf eine schattige Parkbank und machten Picknick. Es war sehr warm, aber total schön, und besser als Regenwetter allemal. Ich freute mich, Sanssouci endlich wieder zu sehen, fühlte mich aber ein wenig ausgebremst und hätte ich es noch gar nicht gekannt, wäre ich ziemlich frustriert gewesen. Dabei hatte ich so gut wie nichts erwartet. Natürlich erzählte ich kindgerecht etwas zur Geschichte, wir schauten dem verkleideten Friedrich zu, gingen in den Souvenirshop und machten immer wieder kleine Pausen. Aber sie konnte nicht mehr und so stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zurück zum Bahnhof. Unser Hotel befand sich nämlich am 2 S-Bahn-Stationen entfernt gelegenen Griebnitzsee, also außerhalb des städtischen Trubels. Das war super und als wir in Griebnitzsee ausstiegen, genossen wir augenblicklich die Ruhe des Vororts.

Griebnitzsee

Das Hotel lag direkt am See und nach einer Ausruhzeit im Zimmer sogen wir noch gemeinsam die Abendstimmung am See auf. Die Kleine wirkte wieder fit, wollte zum Spielplatz und freundete sich dort gleich mit einem Mädchen an, so dass wir erst spät wieder im Zimmer waren. Ich war dann auch recht erschöpft und schlief früh, aber schlecht. Die Kleine war leider sehr früh wach, warum schlafen denn Kinder nicht länger nach so einem anstrengenden Tag?! Das leckere Frühstück auf einer sonnigen Terrasse direkt am Griebnitzsee entschädigte für die Nacht und wir genossen den Blick auf das Wasser, die Boote, das Grün und die Ruhe. Es war so schön, dass ich ihr nach dem Frühstück Malzeug holte und wir noch ein wenig länger sitzen blieben. Danach ging es kurz auf den Spielplatz und Getränke kaufen, wir checkten aus und warteten auf unser Schiff, das direkt am Hotel anlegen sollte. Ich hatte die Kleine gefragt, ob sie Lust auf eine Schifffahrt rund um Potsdam hatte, und sie hatte bejaht. Na mal sehen, bisher waren Schifffahrten mit ihr immer sehr unruhig und nervig gewesen.


Das Wetter war wieder klasse, wir bestiegen unser Schiff der 7-Seen-Rundfahrt und bekamen u.a. die Villen von Griebnitzsee und Babelsberg, den Park Babelsberg, die Glienicker Brücke, die Sacrower Kirche, die Pfaueninsel und den Wannsee zu sehen, eine total schöne und abwechslungsreiche Tour, die ich früher schon mal, aber nun ewig nicht mehr gemacht hatte. Die Kleine bekam ein Eis, ich erzählte ihr, was ich an dieser oder jener Stelle früher erlebt habe und wir gingen auf dem Schiff herum, damit es ihr nicht langweilig wurde.

 Glienicker Brücke

 Sacrower Kirche

Wannsee

In Wannsee stiegen wir nach ca. 1 h 20 min aus, sie kletterte auf dem tollen Spielplatz herum, wir aßen etwas, suchten uns eine Stelle, wo wir die Füße ins Wasser tauchen konnten und sangen "Pack die Badehose ein...". Das war echt schön, ich hatte viel gesehen und  Erinnerungen aufgefrischt, die Kleine war auch fröhlich und ausgeglichen und direkt am Wasser ist es sowieso immer herrlich. Gegen 14 Uhr fuhren wir mit der S-Bahn zurück nach Hause und unser Mädelskurztrip war beendet.

Am Wannsee

Fazit

Für mich war das Verhältnis diesmal ausgeglichen, was die Befriedigung ihrer und meiner Bedürfnisse anbelangt. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viel gesehen und erlebt und bin ein Stück weit in meine Vergangenheit eingetaucht. Die Umgebung war vertraut und das Programm entspannt, das Wetter war super und die Kleine verschonte mich zum Glück weitestgehend von ihren üblichen Aussetzern, Kreischanfällen und Aggressionen. Wie auf unserer ersten gemeinsamen Reise war sie unerwartet still, zurückhaltend und scheu, dabei trotzdem wie gewohnt unruhig und hibbelig. Mit ihr kann man nicht lange an einer Stelle verharren oder sich auf eine Sache konzentrieren. Mit ihr kann man leider auch noch keine tiefergehenden Gespräche, z.B. über historische Anekdoten, führen. Sie interessiert sich noch nicht wirklich für die Dinge, für die ich mich begeistere. Trotzdem ist sie unternehmungslustig und freut sich generell darauf, etwas zu erleben.

Ob sie sich vielleicht was anderes unter unseren Ausflügen vorstellt, weiß ich nicht. Ich hatte ihr vorher mehrfach erzählt, was wir machen würden, und sie auch gefragt, ob sie darauf Lust habe. Im Zoo auf unserem ersten Kurztrip war sie ja auch so verhalten gewesen, obwohl sie Zoos liebt. Diesmal wollte ich ihr mal was anderes präsentieren. Und ich möchte sie auch ganz langsam und behutsam an diese Art des Reisens heranführen. Ich meine, die Urlaube mit kinderspezifischen Aktivitäten wie Buddeln am Strand, langen Spielplatz- oder Tierparkbesuchen, Schwimmbad, Kinderhaus etc. sind ja absolut in der Mehrzahl und das ist auch völlig okay. Dennoch soll sie (wie auch der Große) erleben, was Reisen auch bedeutet und dass man, wenn man mit einem Elternteil allein unterwegs ist, vielleicht ganz andere Dinge erleben kann als sonst. Man muss ja dann auch weniger Kompromisse schließen und kann spontaner sein. Ich finde es soviel einfacher, mit einem Kind allein unterwegs zu sein. Die Kinder genießen die Exklusivzeit meist auch sehr. Und es ist immer wieder spannend, eines meiner Kinder in solch einer Konstellation zu erleben.

Zwar ist die Kleine noch nicht so ein entspannter und reifer Reisepartner wie der Große, aber mir ist es wichtig, dass wir ihr etwas zutrauen und auch mal Dinge mit ihr machen, die der Große noch nicht kennt. Dann gewinnt sie mehr Selbstvertrauen, fühlt sich ernst genommen oder lernt vielleicht auch ihre Grenzen kennen. Für mich war das jedenfalls wieder ein spannendes Experiment, das ich sicherlich wiederholen werde. Und diesmal hatte ich wirklich selbst auch etwas davon, das war schön.

Fahrt ihr mit einem eurer Kinder allein in den Urlaub oder macht Kurztrips? Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht?

3 Kommentare:

  1. Das freut mich sehr für Dich und Dein Mädchen. Diese erlebnisreichen und unbeschwerten Tage wird sie immer in guter Erinnerung haben!
    Liebe Grüße
    Cornelia

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  2. Das mit der Migräne ist echt schlimm. Hast du mal eine Bioresonanz in Erwägung gezogen? Bei mir lag es nämlich an Energieblockaden aufgrund von Elektrosmog und nichts anderem. Da hat mir die Bioresonanz ziemlich weitergeholfen.

    LG,
    Lea

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