1. Elternzeit 2011
Meine bzw. unsere erste Elternzeit liegt schon einige Jahre zurück. Nach der Geburt des Großen, unseres ersten Kindes, im März 2011 starteten wir beide, mein Mann und ich, parallel in die Elternzeit (bzw. ich in den Mutterschutz). So hatten wir das vorher vereinbart und so wurde es umgesetzt. Nach vielen Jahren des Kinderwunsches war es für uns beide ein großes Bedürfnis, uns gemeinsam um unser Baby zu kümmern. Wir wollten uns die 14 Elterngeldmonate (12 + 2) gleichmäßig aufteilen, so dass jeder 7 Monate Elterngeld beziehen würde (bzw. ich 5 Monate Elterngeld + 2 Monate Mutterschaftsgeld). Meinem Mann wurden bei der Anmeldung seiner Elternzeit keine Steine in den Weg gelegt, obwohl eine so lange väterliche Elternzeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht alltäglich war. Auch mein Arbeitgeber zeigte sich hinsichtlich meines Wunsches einer stufenweisen langsamen Rückkehr in meinen Job sehr kooperativ und stimmte meinem Plan problemlos zu. Wir haben da wirklich keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht und alle Vereinbarungen wurden auch jederzeit eingehalten.
Gesagt, getan. Wir gingen parallel ab Geburt in Elternzeit und waren die ersten 7 Monate zusammen zuhause. Allerdings hatten wir uns unsere gemeinsame Elternzeit völlig anders vorgestellt, als sie dann letztendlich wurde. Das Leben mit einem sehr fordernden, ständig unzufriedenen, nicht schlafenden und viel schreienden Baby, das lange brauchte, um halbwegs in dieser Welt anzukommen, war das Gegenteil dessen, was wir uns erträumt hatten. Ich selbst brauchte sehr lange, um mich körperlich von der Geburt wieder zu erholen, wir waren beide völlig überfordert, hilflos, oft verzweifelt und ständig über unseren Grenzen. Es war keine schöne, sondern eine absolut schlimme Zeit. Doch das ist ein anderes Thema.
Sicherlich konnten wir uns in dieser harten Zeit gegenseitig entlasten, das Baby abwechselnd herumtragen und wenigstens ein Mindestmaß an Ordnung aufrechterhalten. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn ich nach 2-3 Wochen allein mit dem Baby gewesen wäre, zu einem Zeitpunkt, als ich körperlich noch völlig derangiert war, vom mentalen und seelischen Zustand ganz zu schweigen. Allerdings haben wir das Dasein des jeweils anderen Elternteils manchmal nicht wirklich als Entlastung empfunden, da man mit einem Schreibaby sowieso immer in Bereitschaft ist und sich immer zuständig fühlt. Ich zumindest konnte mich nie entspannen, wenn der Mann das Baby in der Wohnung herumgetragen hat (abgesehen davon stillte ich voll und musste immer da sein). Man steht einfach permanent unter Strom, hat Angst vor der nächsten Schreiorgie und kriegt sein Leben nicht mehr auf die Reihe. Und möglicherweise sind drei nervöse, überspannte, reizbare und unzufriedene Menschen, die zuhause aufeinander hocken, auch ungünstiger als wenn es nur zwei gewesen wären. Aber das ist Spekulation und ebenfalls ein anderes Thema, über das ich viel erzählen könnte.
Nach 7 Monaten endete unser beider Elterngeldbezug, mein Mann kehrte auf seine Arbeitsstelle zurück und war dann an 4 Tagen pro Woche von 7 Uhr bis 16 Uhr weg. Am späten Nachmittag war er für mich und den Großen da und beschäftigte sich mit seinem fordernden Sohn. Als der Große knapp 8 Monate alt war, also 3 Wochen nach dem Arbeitsbeginn meines Mannes, stieg auch ich mit einem Arbeitstag pro Woche (am freien Tag meines Mannes) wieder in meinen Job ein. Das war so geplant gewesen und ich war unendlich glücklich darüber. Mein Mann betreute den Großen an diesem Tag allein, und ich war so dankbar, wenigstens an einem Tag aus der schwierigen Baby-Situation weg zu sein. Geplant war weiterhin, dass ich nach ca. 1,5 Jahren, wenn die Kita-Eingewöhnung hoffentlich erfolgreich abgeschlossen wäre, 20 Wochenstunden arbeiten würde.
Überraschend bekam der Große mit 13 Monaten schon einen Kitaplatz und ich begann die Eingewöhnung mit ihm, die sich als unheimlich schwierig und nervenzehrend erwies. Ich hatte kurzzeitig überlegt, den Termin für meine geplante Rückkehr zur 20-Stunden-Woche vorzuverlegen, aber zum Glück entschieden wir uns dagegen. Stattdessen wollte und sollte ich mich nach diesem außerordentlich anstrengenden Jahr noch einige Wochen ausruhen und regenerieren, bevor der neue Alltag mit Job und Kitakind beginnen würde. Die Eingewöhnung dauerte sehr lange und war in meinen Augen nie erfolgreich abgeschlossen, auch wenn der Große nach 2 Monaten in der Kita schlief und wenig später 5-6 Stunden am Tag dort verbrachte. Er war und blieb unglücklich dort. Als wir eine Zusage für unsere ursprüngliche Wunschkita bekamen, überlegten wir trotzdem lange, ob wir ihm einen Wechsel zumuten sollten. Wäre ich schon wieder richtig im Job gewesen (ich arbeitete weiterhin an einem Tag pro Woche), hätte ich keine erneute Eingewöhnung machen können. d.h. wir hätten vermutlich nicht gewechselt. So aber hatten wir die Möglichkeit dazu und entschieden uns während der Sommerschließzeit seiner Kita für einen Wechsel. Und das erwies sich als richtig! Er war insgesamt 5 Monate in seiner ersten Kita gewesen, davon mehr als 2 Monate in der Eingewöhnung, einmal länger krank + 2 Wochen Sommerschließzeit. Die reelle Entlastung fand also nur in wenigen Wochen statt. Und trotzdem wollten wir nochmal einen Neuanfang riskieren.
Also startete ich im September 2012 mit ihm die Eingewöhnung in die neue Kita, die glücklicherweise gut verlief und Anfang Oktober erfolgreich abgeschlossen war. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits wieder schwanger. Eigentlich wollte ich ab November wieder 20 Wochenstunden arbeiten. Da die Schwangerschaft anfangs ziemlich beschwerlich war und es mir nicht wirklich gut ging, der erste Kitawinter bevorstand, der Große insgesamt noch ziemlich labil und anstrengend war und ich bis zum Mutterschutz nur 4 Monate gearbeitet hätte, beschlossen wir einvernehmlich, dass ich wie bisher nur einen Tag pro Woche weiterarbeiten würde. Ich war ja weiterhin in Elternzeit, nur halt schon lange ohne Elterngeldbezug. Mein Arbeitgeber machte diese begründete Planänderung gottseidank mit und so blieb alles bei unserem bisherigen Modell. Ich konnte mich durch die sicher gestellte Betreuung des Großen in seiner neuen Kita die letzten Monate der Schwangerschaft noch gut regenerieren und Kraft tanken für die kommende Zeit mit zwei so kleinen Kindern. Ich bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten, so flexibel auf die jeweiligen Umstände zu reagieren. Anfang März 2013 ging ich erneut in den Mutterschutz, der Große war gerade 2 Jahre alt.
2. Elternzeit 2013
Im Mai 2013 kam die Kleine zur Welt und ein neues Kapitel begann. Aus Angst vor einem zweiten Schreibaby hatte der Mann sich damit durchgesetzt, ein ganzes Jahr (bzw. 13 Monate) Elternzeit einzureichen und somit länger als beim ersten Mal parallel mit mir zuhause zu bleiben. Der Arbeitgeber machte keine Probleme. Er beantragte also auch das Elterngeld für die kompletten 12 Monate. Ich bekam das übliche Mutterschaftsgeld bis 8 Wochen nach der Geburt und hatte danach erstmal kein Einkommen. Da ich vorher nur einen Tag pro Woche gearbeitet hatte, wäre es sowieso nur der Mindestsatz gewesen, hätten wir uns die Elterngeldmonate aufgeteilt. Durch den Geschwisterbonus für ein Kind unter 3 Jahren, den wir noch 10 von 12 Monaten erhielten, war das Elterngeld doch erfreulich höher als der normale Satz. Nichtsdestotrotz mussten wir unser Familien-Einkommen in dieser Zeit aus unseren Ersparnissen aufstocken, sonst wäre es nicht gegangen. Das wussten wir vorher und hatten uns bewusst dafür entschieden. Das Risiko, dass sich solch eine nervenaufreibende Baby-Situation wiederholt, nur eben diesmal mit einem 2-jährigen Geschwisterkind obendrauf und ich unter der Belastung zusammenbreche, war meinem Mann zu groß. Da jegliche anderweitige Entlastung fehlte, mussten wir alles selbst stemmen und unsere Kräfte für die beiden kleinen Kinder zusammenhalten.
Die Kleine erwies sich dagegen als recht pflegeleichtes Baby und die ersten Monate der Elternzeit waren tatsächlich so ruhig, wie man sich das wünscht und vorstellt, zumindest in den Stunden, wenn der Große in der Kita war. Insgesamt empfanden wir es trotzdem als anstrengende Zeit, denn der Große durchlebte eine intensive und nervenzehrende Autonomiephase und die Bedürfnisse beider Kinder zu koordinieren, fiel uns nicht leicht. Er war ja noch ganz klein, 26 Monate bei der Geburt der Schwester, und sein Wesen sehr aufmerksamkeitsbedürftig und fordernd. Und die Kleine brauchte ganz und gar mich, die Mama. Ich stillte auch wieder voll, d.h. musste immer anwesend ein. Ca. mit einem halben Jahr begann auch sie, uns mehr einzufordern, und unser Alltag wurde nochmal deutlich anstrengender.
Wie beim Großen begann ich auch mit 8 Monaten wieder zu arbeiten, diesmal an 2 Tagen pro Woche. Dadurch generierten wir etwas zusätzliches Einkommen und ich konnte mich zumindest tageweise aus der Babywelt verabschieden, was mir grundsätzlich gut bekam. Allerdings fiel mir das bei der Kleinen schwerer als beim Großen, weil sie mehr an mir hing und absolut null Interesse an Beikost hatte. Die Flasche hatten beide Kinder sowieso nie akzeptiert und so war es für meinen Mann manchmal schwierig, die Kleine durch meine Arbeitstage zu bringen. Trotzdem war es gut für mich, so früh, aber eben sanft wieder ins Arbeitsleben einzusteigen. Mit 12 Monaten fand die Kita-Eingewöhnung der Kleinen statt, die mein Mann übernahm und die nicht so leicht verlief wie erhofft. 4 Wochen später kehrte mein Mann auf seine Arbeitsstelle zurück und ich war froh, dass ich vorerst weiterhin nur 2 Tage arbeitete, denn so konnte ich mich einerseits noch etwas regenerieren und andererseits auch die Kleine, für die die Kita eine große Umstellung war, obwohl sie sie ja schon kannte, durch früheres Abholen und Exklusivzeiten ein bisschen auffangen. Im September 2014, sie war 16 Monate alt, kehrte ich dann wieder zu meiner 4-Tage-Woche zurück, und seitdem läuft unser normaler Alltag mit Arbeit, Kita und nun auch Schule.
Mit unserem Elternzeitmodell, was zwei längere Elternzeiten meines Mannes beinhaltete, waren und sind wir sowohl damals als auch heute sicherlich eher ungewöhnlich. In unserem Bekanntenkreis haben die allermeisten Papas die üblichen 2 Monate Elternzeit in Anspruch genommen. Auch mit meinem frühen, aber häppchenweisen Wiedereinstieg in den Job war ich ungewöhnlich unterwegs, aber für mich war das genau richtig so und ich bin dankbar, dass alles so geklappt hat. Dass die erste Elternzeit so anders verlaufen ist als geplant, hatte natürlich immense Auswirkungen auf unsere Planung der zweiten Elternzeit. Diese haben wir zum Teil privat aus unseren Ersparnissen und zu einem minimalen Teil durch Beantragung von Wohngeld und Kinderzuschlag finanziert, da das Elterngeld meines Mannes allein für eine vierköpfige Familie nicht ausreichte. Lustigerweise hat das Kind (die Kleine), bei dem der Mann die längere Elternzeit hatte und öfter mal allein war, eine deutlich stärkere Bindung zu mir, während der Große, bei dem wir die ersten 7 Monate parallel zuhause waren und später ich viel allein mit ihm war, eine gleichermaßen intensive Bindung zu beiden Elternteilen hat. Kinder sind verschieden und Elternzeiten verlaufen manchmal anders als geplant. Wir wussten es sehr zu schätzen, dass unsere Arbeitgeber uns keine Steine in den Weg gelegt haben und auch bei Planänderungen flexibel reagierten. Die eher ungewöhnliche Geschichte unserer Elternzeiten fand sogar mal ihren Weg ins Lob Magazin.
Und nun berichtet ihr mal, wie die Elternzeiten bei euch verteilt waren. Oder lest die Geschichten bei der Blogparade #Elternzeitgeschichten der Provinzmutti nach.
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