Freitag, 8. April 2016

Wenn der Ausnahmezustand zum Dauerzustand wird

Im Moment weiß ich oft nicht, wo mir der Kopf steht, und komme erst abends etwas zur Ruhe. Dann ist soviel aufzuarbeiten und die Regenerationszeit reicht in keinster Weise aus, um wieder mit neuer Kraft in den nächsten Tag zu starten. Immer kommt irgendetwas anders als geplant und ich hasse hasse hasse Planänderungen und Unvorhergesehenes. Das kostet mich unglaubliche Energie. Vor allem die unzähligen Krankheiten werfen uns immer wieder zurück. Während unser Alltag im gesunden Zustand gut zu händeln ist, wir sowohl unsere beiden Jobs, die Kinderbetreuung ohne jegliche Unterstützung außerhalb der Kita als auch den Haushalt gut im Griff haben und im Normalzustand jeder auch mal ab und zu 1-2 Stündchen frei hat, sieht es im Ausnahmezustand natürlich ganz anders aus. Und wenn der Ausnahmezustand zum Dauerzustand wird, sind die Kraftreserven ganz schnell aufgebraucht. Das sei mal an der vergangenen Woche veranschaulicht.

Montag (mein freier Tag):
Morgens erfolgte die U7a der Kleinen und ich war erst um 10 Uhr wieder zuhause (statt wie sonst ab 8 Uhr Ruhe). Dann Haushalt, Wäsche, Aufräumen, Bürokram und Mittagessen kochen. Am Sonntag waren der Mann und ich krank gewesen und es war nur das Nötigste gemacht worden. Nach dem Mittagessen saß ich zum ersten Mal auf dem Sofa und schrieb den Blogpost zur U7a. Dann ging es schon wieder zur Kita. Mit der Kindern wollte ich mir ein kostenloses Puppentheaterstück "Pippi Langstrumpf" in unserem hiesigen Center anschauen. Das dauerte bis 17:30 Uhr, wir waren also erst um 18 Uhr zuhause. Die Kinder waren gut drauf. Abends kam mir die Kleine heiß vor, ich maß Temperatur, knapp 39°C. Nein, bitte nicht!!! Ich hatte für Dienstag extra einen Überstundentag eingereicht, um mich mal etwas zu regenerieren, da ich in der Woche davor selbst Magen-Darm hatte (und davor die Kleine über Ostern) und völlig fertig war.

Dienstag:
Morgens hatte die Kleine wieder 39°C Fieber. Das war's dann mit meinem freien Tag. Eine Verabredung musste ich deshalb leider absagen. Der Mann war schon so früh wie möglich auf Arbeit gefahren und ich brachte den Großen mit der kranken Kleinen in die Kita. Da die Kleine sehr schlapp war, ging ich dann am Vormittag 2 h mit ihr spazieren. Sie hätte eh' nicht spielen können. Mittagessen, 1 h Mittagsschlaf und danach ein wenig malen. Der Mann kam wie vereinbart um 15:30 Uhr und übernahm die Kleine. Ich eilte in die Kita, holte den Großen und schaute mir mit ihm noch das Theaterstück an, das die Gruppe der Kleinen heute aufführen sollte. Das verpasste sie nun leider. Danach fuhr ich mit ihm noch zum Optiker, was ich mit beiden Kindern im Schlepptau nie machen kann, und ließ mich wegen einer Sonnenbrille beraten. Dauerte leider lange, so dass wir erst um 18:20 Uhr zuhause waren. Die Kleine hatte weiterhin erhöhte Temperatur.

Mittwoch:
Bei mir stand eine Schulung auf dem Plan und ich hatte deshalb explizit vorher angekündigt, dass ich an diesen 2 Tagen nicht mit kranken Kindern zuhause bleiben könne. Der Mann hatte sich also schon darauf eingestellt, als die Kleine Fieber hatte. Leider ging es ihm selbst seit Dienstag auch schlecht und am Mittwoch war er ebenfalls krank. So musste er krank die kranke Kleine hüten und zudem noch nachmittags zur Kita, weil meine Schulung länger ging. Ich war sehr kaputt, als ich nach Hause kam, weil die vielen neuen Informationen doch Tribut forderten. Gern hätte ich alles etwas Revue passieren lassen. Kurz danach kam die Familie. Die Kleine hatte den ganzen Tag keine erhöhte Temperatur mehr und wir hegten die Hoffnung, dass sie am Donnerstag wieder in die Kita könnte.

Donnerstag:
Morgens hatte die Kleine wieder 39°C Fieber. Der Mann fiel fast um vor Enttäuschung, hätte er doch dringend Genesungszeit gebraucht. So musste sie wieder mit ihm zuhause bleiben. Er brachte den Großen in die Kita. Ich ging von 9 - 16 Uhr zu meiner Schulung, kam nach Hause, stellte eine Maschine Wäsche an, deckte den Abendbrottisch, erledigte 2 Überweisungen und dann hörte ich schon die Kinder im Hausflur. Der Mann ruhte sich etwas aus und ich spielte mit den Kindern. Kurz vor 18 Uhr musste ich schon wieder los, zum ärztlich verordneten Sport, den ich letzte Woche wegen Magen-Darm ausfallen lassen musste. Ich wollte also unbedingt hin, obwohl ich sehr kaputt war. Als ich wiederkam, begrüßten mich die Kinder mit Geheul, weil der Große der Kleinen die Tür an den Kopf geknallt hatte. Ich heulte mit vor Erschöpfung. Dann mussten die Kinder ins Bett gebracht werden. Abendbrot gab es für mich erst danach.

Freitag:
Es wäre schön gewesen, wenn die Kleine wenigstens am Vormittag in die Kita hätte gehen können, weil der Mann einen Zahnarzttermin hatte. Leider hatte sie immer noch 38°C und so blieb sie wieder zuhause. Der Große weinte, als ich ihn in die Kita brachte, weil er angeblich die Kleine vermissen würde. In Wahrheit würde er selbst gern lieber zuhause bleiben:-). Ich fuhr zur Arbeit und der kranke Mann betreute die kranke Kleine. Sie hatte konstant 38°C, war sonst aber fit. Der Mann holte die Kinder ab und ich hatte tatsächlich endlich mal anderthalb Stunden Zeit. Puh!

Das klingt sicherlich nicht besonders dramatisch zu lesen und es handelt sich zum Glück weder um schwere Krankheiten noch um Unfälle, Brüche oder sonstige schlimme Dinge. Es gibt immer noch viel Schlimmeres als das, was man selbst erlebt, klar. Das macht die eigenen kleinen Dramen aber nicht weniger erträglich. Zumal das lediglich ein kleiner Ausschnitt von Problemen und Belastungen ist. Leider ist das aber nicht nur eine momentane Phase, also der Ausnahmezustand, sondern unser Dauerzustand seit mehreren Wochen, nein Monaten. Eigentlich haben wir seit Oktober kein Land mehr gesehen, es gab kaum einen Tag, an dem wir alle vier gleichzeitig mal gesund, ausgeruht und energiegeladen waren. Das zerrt an den Nerven und strapaziert die wenigen übriggebliebenen Kräfte enorm. Die Wochenenden stemmen wir komplett allein, egal wie es uns geht. Wir können uns weder zu den Großeltern zum Mittag oder Kaffee einladen noch die Kinder irgendwohin abgeben. Sehr oft hat in letzter Zeit ein Elternteil krank im Bett gelegen, während der andere unter Aufbietung seiner letzten Kräfte die Kinder bespaßt und danach selbst zusammenbricht. Aus dem Krankenbett heraus bestelle ich Lebensmittel online, damit was im Hause ist. Man schleppt sich mit Fieber, Schüttelfrost und Magenkrämpfen zur Kita, damit die Kinder nicht länger bleiben müssen. Die Nächte sind schlecht, wenn ein Kind krank ist. Man geht einfach so oft über die eigenen Grenzen, dass man sich selbst gar nicht mehr spürt. Die Erschöpfung ist grenzenlos, die schlechten Phasen überwiegen seit längerem deutlich und das sollte eigentlich nicht so sein. Das Leben macht wirklich keinen Spaß so.

Liebes Schicksal, ich würde mich sehr freuen, wenn nun wieder etwas Normalität einziehen würde. In den letzten Wochen war immer irgendwas und wir kamen nicht zur Ruhe. Wir können so einen Ausnahmezustand allein, ohne Unterstützung, auf Dauer nicht bewältigen. Ständig selbst krank zu sein und dann noch kranke oder gesunde Kinder zu betreuen, geht an die Substanz. Es ist unmöglich, richtig zu genesen und Kraft zu schöpfen. Es ist unmöglich, sich gegenseitig Auszeiten zu ermöglichen. Jeder geht auf dem Zahnfleisch und funktioniert nur noch. Es könnte so schön sein: wir haben eine preiswerte Wohnung, einen schönen Garten, zwei gut zu vereinbarende Jobs und eine Kinderbetreuung durch die Kita. Wir haben KEINERLEI sonstige Entlastung, bei Krankheit und sonstigen unvorhersehbaren Dingen. Niemanden, der die Kinder mal aus der Kita abholt. Niemanden, der uns mal ein leckeres Essen kocht. Niemanden, der uns mal aufbaut oder seine Anerkennung äußert. Wir sind gesundheitlich sehr angeschlagen, was sicherlich zum großen Teil der Dauerbelastung der letzten 5 Jahre zuzuschreiben ist. Ich werde keine Mutter-Kind-Kur beantragen, was immer gern als erstes vorgeschlagen wird, da ich dort im Dauereinsatz mit den Kindern wäre. Ich könnte nach unserer erfolglosen Babysittersuche noch einmal versuchen, eine Babysitterin zu finden, was aber das Krankheitsproblem nicht lösen wird. Ehrlich gesagt, habe ich gar keine Kraft dazu. Ich wünsche mir einfach nur Normalität. Und Gesundheit. Bitte!!

* Bildquelle: Pixabay

11 Kommentare:

  1. Liebe Frühlingskindermama,

    wir kennen uns zwar nicht, aber fühl dich gedrückt!

    Ich kann das so gut nachvollziehen, auch wenn wir das hier nur in sehr viel kleinerem Maßstab hatten. Doch das hat mir schon gereicht und mich an die Grenzen gebracht, sodass ich nur allzu gut mitfühlen kann, wie es dir bzw. euch geht.

    Praktische Tipps habe ich keine, ich kann nur mit die Daumen drücken, dass ganz bald sofort erholsamere Zeiten kommen, in denen die Dinge einfach laufen und ihr mal Luft holen und regenerieren könnt!

    Ganz liebe Grüße aus dem hohen Norden
    lafrancophile

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    1. Dankeschön, das ist sehr lieb! Es ist echt schlimm, wie schnell die Kräfte aufgebraucht sind, wenn keine Ruhe einkehrt. Ich hoffe auch auf bessere Zeiten.
      Liebe Grüße!

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  2. Menno - das kann doch nicht wahr sein. :-( Nimmt das denn gar kein Ende bei Euch? Ich sende Dir eine Umarmung und wünsche Euch so sehr, dass es die letzte stressige Woche ist und ab jetzt nur noch schöne unkomplizierte Wochen in gewohnter Normalität kommen.
    Ich denk an Euch.
    Liebe Grüße
    Reni

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    1. Liebe Reni,
      danke Dir! Nee, es scheint kein Ende zu nehmen und das Schlimmste ist, dass wir Eltern so stark betroffen sind. Auf bessere Zeiten!
      Liebe Grüße!

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  3. Oh ich wünsche Euch ganz viel Kraft und hoffe, dass der Frühling frischen (gesunden) Wind in die Familie bringt. ✊
    Sei ganz doll gedrückt, Wiebke

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    1. Danke, liebe Wiebke, für die Umarmung und hoffentlich werden Deine Worte bald wahr.
      Liebe Grüße!

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  4. Hallo du,
    ich kenne diese Zeit, wo man abends nur noch dem verlorenen Tag hinterherweint und denkt, dass das Leben so nicht schön ist.
    Statt einer Mutter-Kind-Kur kann ich zu einer Mutter-Genesungskur raten. Die Kinder bleiben zuhause bei einer von der KK bezahlten Haushalts- / Familienhilfe, die man sich selber aussuchen darf. Manchmal wird sogar noch der Mann entlastet, wenn die Hilfe für ihn kocht. Auch wenn es für manche Menschen grausam klingt, die Kinder "alleine" zu lassen, manchmal ist es die einzige Möglichkeit, dauerhaft wieder belastbar zu sein. Danach geht dann alles wieder leichter.
    Viel Glück, Annika

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    1. Hallo Annika,
      vielen Dank für Deinen Trost. Mütter-Genesungskur klingt interessant, schaue ich mir mal an. Im Moment kann ich noch nicht allein wegfahren, weil die Kleine noch nicht ohne mich abends einschläft, aber das wird bald kommen, da sie es mittags mit Papa schafft. Also perspektivisch wäre das schon was. Das Problem ist aber, dass man sich dann regeneriert und, kaum ist man zurück, wieder in den gleichen Kreislauf hineinkommt. Wenn auch vielleicht mit mehr Kraft. Danke für die Anregung!
      Liebe Grüße!

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    2. Die Angst, dass nachher alles wieder so ist wie vorher, hatte ich auch. Aber man lernt einiges in der Kur und weil man erholt ist und sich auch auf die Familie freut, erscheint vieles leichter als vorher. Bei mir gab es zwei Wendepunkte im Mutterleben: die Kur, da waren die Kinder 3,5 und 1 und mein Canadaurlaub ohne Familie im letzten Sommer, da waren die beiden 7 und 4.

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  5. Ich verstehe ganz genau, was du meinst, auch wenn ich (nur) ein Kind habe. Seit Monaten sind wir entweder alle zusammen oder abwechselnd krank. Im Februar erwischte uns die Grippe allesamt und ich war wirklich das erste Mal richtig verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie wir das alles schaffen sollten. Aufs Kind aufpassen, Business regeln, Haushalt, Hund, etc.. Ich gebe dir vollkommen recht, dass alles irgendwie funktioniert, wenn man gesund ist, aber wenn man immer wieder angeschlagen ist, wird es zur ungeheuren Belastung. Die Dauerbelastung ist das Problem. Keine Pause zu haben. Wir haben auch keine Verwandten in der Nähe die einspringen könnten und so können wir uns nur gegenseitig entlasten, indem einer auf die Kleine aufpasst und der andere mal etwas für sich macht. Zweisamkeit haben wir so gut wie keine mehr, weil vor 21 Uhr nicht Ruhe ist und ich dann meist selbst so groggy bin, dass ich entweder selbst neben ihr einschlafe oder einfach nur noch meine Ruhe haben will. :-/ Ich hoffe, es kommen bald wieder bessere Zeiten, weil die Dauerbelastung einfach schlaucht. Nie hätte ich gedacht, dass ein kleines Wesen (3J) so viel durcheinander bringen kann.
    Ich halte die Muttergenesungskur von Annika für eine gute Idee und wünsche euch allen gute Besserung.

    Manchmal frage ich mich, wie schaffen das Leute mit vier oder fünf Kindern? Liegt es an unseren Kindern oder an uns oder einfach nur daran, dass sonst nicht über die Strapazen so gesprochen wird?

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    1. Liebe Anne,
      schön, wieder was von Dir zu lesen, auch wenn es leider so ähnlich wie bei mir klingt. Das ist so unglaublich anstrengend, das hätte ich auch vor den Kindern nie für möglich gehalten. Wir Eltern hatten im Februar auch beide eine richtige Grippe und waren jeder 3 Wochen richtig krank, z.T. parallel. Heftig! Da waren zum Glück die Kinder in der Kita und nicht auch noch krank. Bei uns ist gegen 20:30 Uhr Ruhe und da ich ein großes Freizeit-Defizit habe, bleibe ich abends sehr lange wach, was natürlich zu Lasten des Schlafes und damit der Gesundheit geht. Ich weiß nicht, wie ich diesen Kreislauf auflösen soll. Ich brauche Ruhe, Muße und Zeit für mich. Das gibt's fast nur abends.

      Bei uns kommt dazu, dass unsere Kinder mittlerweile so unterschiedliche Interessen haben, dass wir uns am Wochenende meist aufteilen (müssen). Der Große möchte zuhause bleiben, dann muss einer von uns mit ihm zuhause sein, und die Kleine möchte raus, d.h. der andere geht mit ihr raus. Ergo hat keiner Freizeit. Zwar beschäftigt sich der Große, wenn er allein ist, mittlerweile ganz gut, aber man ist eben trotzdem nie ganz für sich allein. Und das Rausgehen mit der Kleinen mache meist ich... Früher hat einer von uns einfach beide Kinder zum Rausgehen "genötigt" und der andere hatte frei. Das scheint leider vorbei zu sein, sehr schwierig, weil wir dem Großen auch die benötigte Ruhezeit zuhause gern geben wollen.

      Noch mehr Kinder vermag ich mir nicht vorzustellen, ich weiß nicht, wie das funktioniert. Du weißt ja, dass wir u.a. aus Belastungsgründen eigentlich nur ein Kind wollten. Ich kann zwar eine Zeitlang ohne Pause funktionieren, breche aber dann irgendwann richtig zusammen und muss deshalb eigentlich auf regelmäßige Auszeiten achten. Das klappt gerade überhaupt nicht und ich merke das sofort. Anderen macht das halt weniger aus, andere Kinder hängen vielleicht weniger an ihren Eltern als meine (alle 30 Sek. will einer was von uns) oder andere Eltern sind vielleicht auch egoistischer (im positiven Sinne) und gehen mal einen ganzen Tag raus, um durchzuchnaufen. Das mache ich halt nicht, obwohl ich es bräuchte.

      Ich wünsche euch auch schnelle und nachhaltige Besserung, gute Nerven und viel Kraft!
      Liebe Grüße!

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