Großer

Der Große wurde im März 2011 nach langer Kinderwunschzeit geboren. Er war ein heiß ersehntes, lang erhofftes Wunschkind, wir freuten uns unbändig über die Schwangerschaft und bereiteten uns so gut wie möglich auf seine Geburt vor. Leider entpuppte er sich von Beginn an als Schreibaby mit massiven Regulationsstörungen: er wollte einfach nicht schlafen, ließ sich nicht ablegen, nur sehr schwer beruhigen, schrie im Kinderwagen, schrie im Auto, war immer hellwach, konnte nie richtig abschalten. Schon nach den 4 Tagen im Krankenhaus waren wir fix und fertig und sahen aus wie Zombies. Zuhause wurde es nicht viel besser. Wir brauchten viel Zeit, um uns halbwegs in die neue Situation einzufinden. Seine ersten Wochen waren von diversen Startschwierigkeiten geprägt: Mundsoor, Kopfhämatome, Nackenblockade, Nabelbruch, Wasserbruch u.a. Er schrie und wir litten. Es ist doch wirklich das Schrecklichste für Eltern, wenn man sein eigenes Kind nicht beruhigen kann.

Wir hatten 7 Monate gemeinsam Elternzeit, danach ging der Papa wieder 4 Tage arbeiten und ich 1 Tag pro Woche. Mit 10 Monaten gab ich ihn, weil ich kurz vorm Zusammenbruch war, für 4 Stunden pro Woche zu einer Tagesmutter. Mit 13 Monaten starteten wir die Eingewöhnung in einem kleinen Kinderladen. Eigentlich hatte ich anderthalb Jahre mit ihm zuhause bleiben wollen, aber das wäre selbstzerstörerisch für mich gewesen. Die Eingewöhnung war schwierig und weder er noch ich fühlten uns in dem Kinderladen wohl. So wechselten wir schweren Herzens nach 5 Monaten in eine andere Kita. Er war 18 Monate alt. Dort klappte es glücklicherweise gut und seitdem habe ich erst das Gefühl, dass wir alle ein wenig "gesettelt" sind. Zu dem Zeitpunkt war ich schon wieder mit der Kleinen schwanger.

Als Kleinkind ist er ähnlich schwierig und fordernd wie als Baby geblieben. Er ist sehr anstrengend, weint schnell, lässt sich weiterhin nur sehr schwierig beruhigen, braucht immer ein Gegenüber, eine Person, die sich möglichst nur um ihn allein kümmert. Seine Autonomiephase begann früh (mit ca. 1 1/4 Jahren) und war heftig und intensiv. Allerdings zeigt er seine schwierigen Seiten nur bei Vertrauten, wo er sich fallenlassen kann. Er ist ein Anpassungstalent und weiß, dass er in der äußeren Welt (Kita etc.) nur überleben kann, wenn er kooperiert.

Motorisch und sprachlich hat er sich sehr schnell entwickelt. Er lief frei mit 11 Monaten. Auch seine Konzentrationsfähigkeit hat sich sehr verbessert. Die größte Entwicklung hat er wohl in seinem Trennungsverhalten gemacht. Dass er als ehemaliges "Klebekind" schon länger allein zu befreundeten Familien geht und bei den Großeltern übernachtet, kann ich manchmal immer noch nicht glauben, wenn ich mich daran erinnere, dass er schon Trennungsschmerz empfand, wenn ich nur 1 Meter von ihm entfernt war. Auch sein Selbstbewusstsein und Mut hat große Fortschritte gemacht.

Ich vermute sehr stark, dass er hochsensibel ist, und versuche, mich kontinuierlich zu dem Thema zu belesen und ihm entsprechende Hilfestellungen zu geben, damit diese Besonderheit keine Belastung, sondern eine Bereicherung für sein Leben wird.

Geburtsbericht des Großen

2 Kommentare:

  1. Liebe Frühlingskindermama, ich habe ein bißchen auf deinem Blog gestöbert und finde es ganz wunderbar, wie ehrlich und eben nicht von der "heilen Welt" erzählst!
    Die Geschichte deines Großen habe ich schon oft erlebt und falls du es noch nicht kennst, so empfehle ich dir das Buch "Fähig zum Körperkontakt" von Fritz Jansen und Uta Streit oder auch Aletha Solter "Auch kleine Kinder haben großen Kummer". Alles Gute! Kerstin

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    1. Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar, das Lob und die Buchtipps. Nein, ich kenne die Bücher noch nicht und werde mal die Rezensionen lesen. Von Aletha Solter habe ich gelesen: "Warum Babys weinen", fand es zwar durchaus berührend und interessant, aber in der Schreibabyzeit nicht konkret hilfreich. Aber ich werde einen neuen Versuch wagen.
      Danke und liebe Grüße!

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