Dienstag, 31. Januar 2017

Angst und Sorge um die Kleine

Gestern war eigentlich mein freier Montag, meine wichtigste Kraftquelle für den Alltag. Gestern war einer der anstrengendsten Tage seit langem. Und dazu noch sehr emotional. Gespickt mit Migräne und Erkältung bei mir sowie einer aus Sorgen und Befürchtungen heraus wachgelegenen Nacht und einem grippalen Infekt beim Mann. Eine ungute Mischung, zumal wir für unsere Kleine stark sein mussten. Sie hatte gestern einen Eingriff unter Vollnarkose. Den Termin hatten wir überraschend erst am vergangenen Freitag beim Vorgespräch bekommen. Jemand anderes hatte abgesagt. Mir war das eigentlich zu kurzfristig, brauche ich doch immer Zeit, um mich mental vorzubereiten, aber mehrere Gründe sprachen dafür. Und so sagten wir zu. Ich hatte große Angst, denn eine hundertprozentige Garantie dafür, dass das Kind wieder aufwacht, gibt es natürlich nicht. Seit den bei der U7a festgestellten, aber zum Glück harmlosen Herzgeräuschen des Großen und einer Situation, als wir die Kleine am offenen Fenster (2. Stock) erwischten, habe ich nicht mehr solche Angst um eines meiner Kinder gehabt. In der schlaflosen Nacht vorher habe ich immer wieder geweint. Aber es gab eben leider keine andere Wahl.

Wir frühstückten ausgiebig und ab 7:30 Uhr durfte die Kleine dann nichts mehr essen. Das ist für sie wirklich eine Folter, denn sie ist ein "Snack-Kind", sie isst generell nur homöopathische Mengen, dafür aber oft über den Tag verteilt. Das zu ändern ist schier unmöglich, beim Großen war das ähnlich und es hat sich bei ihm erst im letzten Jahr gewandelt. Die Kinder spielten noch ein wenig und dann brachte der Mann den Großen zusammen mit der Kleinen zur Kita. Zurück zuhause spielten die beiden noch miteinander, bis wir um 11:30 Uhr losfuhren. Die Kleine war zu diesem Zeitpunkt schon sehr hungrig und ihre Laune schwankte zwischen aggressiv und apathisch. Als wir in der Praxis ankamen, teilte man uns mit, dass es Verzögerungen gäbe. Das war großer Mist, da wir die Kleine nun nochmal eine Stunde länger ziehen mussten. Für ein Kind von 3 3/4 Jahren wirklich eine Zumutung. In der Kita hätte es bis zu diesem Zeitpunkt schon 2 Mahlzeiten, nämlich Obst- und Mittagessen gegeben. Alle 10 Sekunden jammerte sie im Wartezimmer, dass sie Hunger habe, verständlicherweise. Uns ging es genauso, hatten wir doch auch nichts bzw. nur Kleinigkeiten heimlich gegessen. Sie tat mir wirklich leid, denn genau wie ich bekommt sie bei Hunger schlechte Laune. Zusammen mit der Mittagsmüdigkeit denkbar schlechte Voraussetzungen für den Eingriff. Mit viel Mühe hielten wir sie abwechselnd bei Laune.

Wir hatten vorher ausgemacht, dass der Mann sie in den OP-Raum begleitet, wenn sie dies zulässt, da ich nicht für meine Fassung und Stärke garantieren konnte. Das klappte glücklicherweise, mit einer Stunde Verspätung ging es endlich los. Ich wartete draußen. Im Vorgespräch waren wir darüber informiert worden, wie der Ablauf ist. Nach dem Umziehen wird die Narkose über eine Maske eingeleitet. Der Mann war bei der Kleinen und verließ sie erst, als sie schon schlief. Der Kleinen waren die Tränchen gekullert, aber sie hatte immerhin alles über sich ergehen lassen, woran ich vorher ziemlich gezweifelt hatte, und auch an meinem Mann ging das Ganze nicht spurlos vorbei. Wenn man sein Kind bewusst und geplant, wenn auch alternativlos, einer Vollnarkose aussetzt, dann bekommt die generelle diffuse Angst, die man als Eltern um sein Kind hat, eine neue Qualität und Konkretheit.

Bildquelle: Pixabay

Dann mussten wir auf das Röntgen-Ergebnis warten, um die konkreten Schritte zu besprechen. Auch dies dauerte sehr lange und wir brüteten im Wartezimmer vor uns hin. Endlich kam die Schwester, wir unterschrieben, was gemacht werden musste, und durften dann eine halbe Stunde an die frische Luft und etwas essen gehen. Das war bitter nötig, mittlerweile war es 14:30 Uhr. Als wir zurück kamen, hatten wir gehofft, die OP sei fast fertig, aber wieder mussten wir lange warten. Und danach mussten wir noch einmal 1,5 Stunden im Aufwachraum einplanen sowie die Fahrtzeit von ca. 45 Minuten. Da wir befürchteten, es nicht rechtzeitig zur Kitaschließung um 17:30 Uhr zu schaffen, um den Großen abzuholen, bat ich eine befreundete Mama, den Großen spontan mitzunehmen. Sie sagte sofort zu. Ich rief noch in der Kita an, um Bescheid zu geben. Meine Migräne verstärkte sich und der Mann hing in den Seilen. Wenigstens hatten wir nun keine Sorge um den Großen mehr.

Gegen 15:30 Uhr durften wir endlich in den Aufwachraum. Und da lag sie, unsere Kleine, im Krankenhaushemd und schlief friedlich im Gitterbett. Ein ganz unbeschreibliches, furchtbares und dennoch erleichterndes Gefühl, wir mussten beide weinen, als wir sie so sahen. Die Ärztin kam zu uns und besprach den Verlauf der OP und die Nachbereitung. Danach wachte die Kleine ziemlich schnell auf. Man hatte uns gesagt, dass manche Kinder ziemlich heftig weinen, viele aber auch einfach wieder einschlummern. Nicht so die Kleine. Sie wollte sofort hoch. Zuerst war sie noch ziemlich kuschelig und ließ sich von mir herumtragen. Aber als sie merkte, dass sie noch nicht so konnte, wie sie wollte, wurde sie wütend. Außerdem wollte sie dringend etwas von unseren Mitbringseln essen, was aber von der Krankenschwester verwehrt wurde. Sie wollte nicht mehr auf den Arm, nicht auf den Schoß, zum Papa und ins Bett auch nicht, sondern laufen und essen. Beides ging nicht, sie torkelte herum und wir mussten aufpassen, dass sie sich nicht wehtat. Sie ließ uns nicht an sich heran. Wir durften sie nicht anfassen, nicht ansprechen, nichts vorschlagen. Sie war verstört und außer sich, rief immer wieder, dass sie raus und losgehen will. Irgendwann lag sie auf dem Fußboden und wir saßen daneben, genau wie bei einem Wutsturm. Das war für uns die anstrengendste Stunde dieses ganzen Tages. In solchen Momenten wünscht man sich ein Kind, das "wie viele andere Kinder einfach nochmal einschläft".

Nach einer schieren Ewigkeit kam die Anästhesistin und gab grünes Licht zur Abreise und damit zum Essen. Die Kleine stürzte sich auf ihren Quetschie, den man ihr unsinnigerweise verwehrt hatte, und war glücklich. Wir verließen die Praxis in Windeseile und fuhren nach Hause. Im Auto mampfte sie weiches Toastbrot und Banane, war aber auch sehr unruhig. Kurz vor Ankunft schlief sie doch tatsächlich ein. Ich blieb also im dunklen Auto bei ihr sitzen und der Mann holte den Großen von seinem Freund ab. Wir waren alle fix und fertig, aßen noch schnell Abendbrot und brachten die Kinder ins Bett. Das war wirklich der anstrengendste Tag seit langem. Aber als ich abends neben ihr lag und sie einschlief, war ich einfach nur dankbar und froh, dass sie da war, wo sie immer liegt.

Heute war die Kleine noch krankgeschrieben und ich betreute sie zuhause. Der Mann lag bis nachmittags krank im Bett. Ich quälte mich auch mehr recht als schlecht durch den Tag. Die Kleine wirkte heute noch recht schwach, redete wenig für ihre Verhältnisse und sagte, dass ihr übel sei. Im Spielzeugladen durfte sie sich wie versprochen etwas aussuchen und wählte einen Bibi-Blocksberg-Puzzlekoffer. Morgen soll sie wieder in die Kita gehen und in 2-3 Wochen gibt es einen Nachsorgetermin. Ich kann nur hoffen, dass das für eine lange Zeit die erste und letzte Vollnarkose bei einem meiner Kinder bleibt. Denn die Angst und Sorgen sind wirklich riesengroß. Nun ist alles gut gegangen und ich bin unendlich froh und erleichtert. Meine tapfere kleine Maus!

Donnerstag, 26. Januar 2017

Die Herausforderungen hochsensibler Jungen: "Ist unser Sohn hochsensibel?" (Rezension)

Das Buch, das ich heute vorstellen möchte, ist ganz neu auf dem Markt und im Herder Verlag erschienen: "Ist unser Sohn hochsensibel? Hochsensibilität bei Jungen erkennen und verstehen"*. Die Autorin Uta Reimann-Höhn ist Pädagogin, Mutter zweier Söhne und hat schon einige Ratgeber verfasst, u.a. zum Thema AD(H)S. Soweit mir bekannt ist, handelt es sich bei diesem neu erschienenen Buch um das erste und bisher einzige Werk, das sich speziell dem Thema "Hochsensible Jungen" widmet. Über hochsensible Männer gibt es seit kurzem das Buch Der sanfte Krieger von Oliver Domröse, doch die Hochsensibilität bei Jungen wird in den diversen Sachbüchern nur angeschnitten, z. B. in Hochsensibel ist mehr als zart besaitet von Sylvia Harke auf S. 222ff. Mich interessiert das Thema sehr, denn mein Großer ist vermutlich hochsensibel und seine in diesem Jahr bevorstehende Einschulung beschert mir viele Gedanken und Sorgen, die um sein spezielles Wesen und sein Klarkommen in diesem unindividualistischen System Schule kreisen. Dafür habe ich im Buch viele wertvolle Anregungen und Tipps bekommen. Es ist allerdings, und das habe ich fast erwartet, im Wesentlichen ein Buch über hochsensible Kinder, nicht nur Jungen.

Die Autorin startet mit einer kurzen Einführung anhand von Fallbeispielen und geht erfrischend schnell ins Detail, ohne sich an langen Erklärungen oder Diskussionen über das Phänomen der Hochsensibilität aufzuhalten. Man sollte also schon ein wenig Vorwissen zu dem Thema haben. Danach folgt das Kapitel "Positive Merkmale von hochsensiblen Jungen", in dem sie zum einen beschreibt, was hochsensible Kinder besonders gut können, zum anderen aber auch erwähnt, worunter solche Kinder gerade in der heutigen Zeit leiden. Und sie geht auf die speziellen Herausforderungen hochsensibler Jungen/ Männer ein, denn: "Besonders schwer haben es die Jungen, denn noch immer wird von ihnen erwartet, einem klassischen Rollenbild zu folgen. Ein Junge, der nicht tobt, kämpft und sich durchsetzt, wird häufig nicht ernst genommen." (S. 41f.) Und: "Hochsensible Jungen können ihre Gefühle und ihre Wahrnehmung der Welt selten mit anderen Männern teilen." (S. 139)

Spezielle Herausforderungen von hochsensiblen Jungen im Vergleich zu ihren nicht hochsensiblen Geschlechtsgenossen sind z.B.:

- die Abneigung gegen Körperlichkeit und Konkurrenzkampf: "Gerangel und Kämpfchen mögen sie nicht und vermeiden Auseinandersetzungen, wo immer es geht. Streitereien und Konflikte - Alltag im Kindergarten und für manche Jungen ein großer Spaß - sind ihnen verhasst." (S. 46)

- die Abneigung gegen Gruppen- und Wettkampfspiele

- die Abneigung gegen den Genuss von Fleisch bzw. überhaupt das selektive Essverhalten

- ihre Vorsichtigkeit, Ängstlichkeit und mangelnde Experimentierfreudigkeit, Abneigung gegen Höhe und Geschwindigkeit, fehlende Risikofreude

- ihre Emotionalität, ihr Einfühlungsvermögen, ihre Tendenz zum Vermittler und Nicht-Eignung zum "Anführer", ihre Entscheidungsscheu und Bedachtsamkeit

Nach der Einführung folgt ein Test mit 25 Fragen, der sich am bekannten Test von Elaine Aron orientiert und deren Fragen auf Jungen fokussiert. Die Fragen passen naturgemäß auf Kinder beides Geschlechts. Ich finde die diversen Tests zwar immer interessant, denke aber, dass es genau wie bei der Frage der eigenen Hochsensibilität genauso stark darauf ankommt, ob man sich selbst oder sein Kind in den Beschreibungen der Literatur bzw. den Erfahrungsberichten erkennt. Sucht man Antworten auf Fragen oder Hilfestellungen für Herausforderungen, dann beschäftigt man sich weiter mit dem Thema, unabhängig davon, wieviele Punkte man oder das Kind erreicht hat.

Danach geht die Autorin ausführlich auf die verschiedenen Lebensphasen eines Kindes ein: Baby- und Kleinkindzeit, Schuljahre und Pubertät. Sie bestätigt, dass man schon bei Säuglingen erste Anzeichen einer Hochsensibilität wie schnelle Überreizung, schlechtes Abschalten, unstillbares Schreien, starkes Fremdeln, Einforderung von Struktur und gewohnten Dingen etc. erkennen kann, konstatiert aber, dass "vielen Eltern [...] die Besonderheit dieses Verhaltens gar nicht auf[fällt], besonders wenn es sich um das erste Kind handelt" (S. 41). Das kann ich aus unserer Geschichte heraus nicht bestätigen, ich habe von Anfang an Erklärungen für das in meinen Augen auffällig ungewöhnliche und kräftezehrende Verhalten meines Großen gesucht. Auch in der Kleinkindzeit sieht man deutlich die Anzeichen für eine Hochsensibilität von Kindern, vor allem beim Thema Essen und Kleidung, Körperpflege (Waschen, Friseur, Nägelschneiden etc.), Fixierung auf wenige Bezugspersonen, Überforderung im Kindergartenalltag, Geräuschempfindlichkeit, Konfliktscheu usw. Eltern können hier durch viel Verständnis und Einfühlsamkeit großen Einfluss auf die Entwickung des Kindes nehmen.

Eine besondere Herausforderung für hochsensible Kinder ist die Schulzeit, die man gerade für diese Kinder sehr gut vorbereiten sollte. Aus diesem Kapitel habe ich angesichts der bei uns bald bevorstehenden Einschulung viele interessante Anregungen und Tipps mitgenommen. Die Umstellung auf diesen (wie auch auf jeden) neuen Lebensabschnitt kann bei hochsensiblen Kindern deutlich mehr Zeit einnehmen als bei anderen. Schule ist in fast allen Komponenten wesentlich anstrengender als der Kitaalltag. Das Kind braucht also noch mehr Regenerationsmöglichkeiten und Ruheoasen. Der Beziehung des Kindes und der Eltern zum Lehrer/zur Lehrerin kommt eine enorm große Bedeutung zu. Da hochsensible Kinder auf jegliche Art von Druck negativ reagieren, müssen bis dahin Strategien gefunden werden, um mit dem steigenden schulischen Druck umzugehen. Auch das Thema Freundschaften bringt nun besondere Herausforderungen mit sich, die Ansprüche an die Anpassungsfähigkeit an die Peergroup wachsen und Klassenfahrten sowie Teamsport sind nicht immer positive Erfahrungen für hochsensible Kinder. Perfektionismus, geringe Frustrationstoleranz, Kritikempfindlichkeit, Ruhebedürftigkeit, starkes Gerechtigkeitsempfinden, mangelndes Selbstbewusstsein machen sich während der Schulzeit noch deutlicher bemerkbar als vorher.

Besonders in der Pubertät, dieser extremsten Phase der Selbstfindung, hat die Veranlagung hochsensibler Jungen keinen Platz. Vieles, woran andere Jugendliche Freude haben, ist für Hochsensible Folter (Konzerte, Disko, Fußballspiele, Partys). Sie fühlen sich deshalb schnell ausgegrenzt und einsam, wenn sie bis dahin nicht einen oder mehrere Gleichgesinnte gefunden und diese Freundschaften auch gepflegt haben. Eine gute Methode nicht nur zum Finden von Gleichgesinnten, sondern auch zum Aufbau von Selbstbewusstsein ist das möglichst frühzeitige Aussuchen eines passenden Hobbys, wodurch sowohl Selbst- als auch Fremdbestätigung erlangt werden kann. Hierbei sollten gerade die Eltern unterstützend wirken und gemeinsam mit dem Kind/ Jugendlichen eine Leidenschaft/ ein Hobby suchen, was fordert, ohne zu überfordern, das den Kontakt zu Gleichgesinnten herstellt und Bestätigung gibt. Wenn dies nicht vorhanden ist, besteht gerade für hochsensible Jungen in der Pubertät das Risiko, an falsche Freunde zu geraten: "Werden sie von einer Gemeinschaft freundlich und ohne Bewertung ihrer Persönlichkeit aufgenommen, stellen sie deren Motive möglicherweise nicht mehr infrage." (S. 140) Deshalb ist es unabdingbar, das eigene Kind mit all seinen Facetten anzunehmen und ihm Wege zu zeigen, wie es Selbstbewusstsein und Resilienz erlangen kann. Bei der späteren Berufswahl sollten nicht nur die Interessen, sondern auch die Rahmenbedingungen (Großraumbüro, Außenkontakte, Flexibilität) berücksichtigt werden.

Zum Abschluss des Buches folgen in gebündelter Form wichtige Tipps für Eltern hochsensibler Kinder, eine Zusammenfassung und ein paar Anlaufstellen sowie Literaturvorschläge.

Zusammenfassung:

Das Buch liest sich sehr gut und flüssig, ist verständlich und praxisnah geschrieben. Ein paar Vorkenntnisse über Hochsensibilität sollte man schon besitzen. Die Fallbeispiele veranschaulichen die theoretischen Aspekte, man findet Situationen wieder, die jeder, der ein hochsensibles Kind hat, schon erlebt hat. Für mich war besonders die ausführliche Behandlung der Schulzeit unglaublich interessant und ich habe in diesem Kapitel viele sehr gute Ratschläge gefunden, die ich berücksichtigen werde. Vieles mache ich schon richtig und doch bleibt die Sorge vor den großen Herausforderungen der Schulzeit. Das Buch hat mir sehr geholfen, meinen diffusen Ängste etwas zu ordnen und zu beruhigen. Ich werde dezidiert auf die beschriebenen Punkte achten und hoffe, dadurch zu einer sicherlich nicht unanstrengenden, aber von Verständnis und Unterstützung getragenen Schulzeit für meinen Großen beizutragen.

Einige Äußerungen haben mir überhaupt nicht gefallen und mich sehr an veraltete pädagogische Muster erinnert, z.B.: "Achten Sie darauf, dass Ihr Kind solche Wutanfälle nicht dazu benutzt, seinen Willen durchzusetzen.[...] Diese Unterscheidung müssen Sie treffen, um Ihrem Kind klare Grenzen aufzuzeigen und sich nicht von ihm manipulieren zu lassen." (S. 43) oder auch "Vermeiden Sie es, gerade auch bei Schulkindern, bis zum Einschlafen am Bett sitzen zu bleiben." (S. 94) Solche pauschalen Aussagen kann ich nicht nachvollziehen, man sollte sich aber auch nicht zu sehr daran festbeißen.

Insgesamt kann ich die Lektüre dieses Buches jedem, der sich für das Thema hochsensible Kinder, speziell bei Jungen, interessiert, empfehlen. Viele der beschriebenen Aspekte passen auf beide Geschlechter und einige Bereiche sind für hochsensible Jungen besonders brisant. Sicherlich ist es für hochsensible Jungen noch schwieriger, ihren Weg zu finden, als für Mädchen. Der Rolle der Eltern bzw. Bezugspersonen kommt hier große Bedeutung zu. Im Buch finden sich äußerst wertvolle Tipps für das liebe- und verständnisvolle Navigieren durch die Kindheit und Jugend eines hochsensiblen Jungen.

Die Eckdaten:
Uta Reimann-Höhn: Ist unser Sohn hochsensibel? Hochsensibilität bei Jungen erkennen und verstehen*, Herder Verlag, Januar 2017, 192 Seiten, ISBN 978-3451614040, € 19,99

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Montag, 23. Januar 2017

Was für ein schöner Sonntag!

Oft genug gab es hier von anstrengenden, nervenaufreibenden Wochenenden, Urlauben und Ferien zu lesen, ja selbst einzelne Schließtage brachten mich, genauso wie den Mann, manchmal an den Rand unserer Nerven. Deshalb möchte ich heute ganz bewusst mal von einem wunderschönen Tag mit den Kindern erzählen, als positiven Gegenpart zu manchem Negativbericht hier und für mich selbst als Erinnerung daran, dass diese Tage existieren, dass vieles jetzt möglich ist, was früher undenkbar war, dass ich mittlerweile viel mehr Dinge als früher ohne Nervenzusammenbrüche oder völlige Erschöpfung schaffe und dass es nicht nur anstrengend, sondern auch richtig toll mit den Kindern sein kann. Ich kam gestern so zufrieden, ausgeglichen, erfüllt, selig, vollgetankt mit frischer Luft, Kinderteamgeist und Stärke von meinem Ausflug mit den Kindern nach Hause und dachte, warum kann es nicht immer so sein? Nicht mal meine Erkältung hat gestört...

Als der Mann sich morgens mit Migräne ins Bett legte, spielten wir erst noch ein bisschen zuhause, aber mich zog es raus, denn das Wetter war grandios, Sonne, blauer Himmel, eiskalt, aber trocken und die Vögel zwitscherten, als wäre schon Frühling. Wir packten uns total dick ein, denn ich wollte mit den Kindern in den Zoo fahren. Erst fürchtete ich, dass der Große bei der Bekanntgabe des Ausflugsziels mosern würde, denn bekanntlich ist er nicht gerade tiervernarrt und hat noch vor wenigen Wochen kundgetan: "Boah nee, für Zoo bin ich zu alt!" Aber die Kleine war beim letzten Besuch eines Zoos in einer anderen Stadt (in unserem Weihnachtsurlaub) total traurig gewesen, dass sie keine Elefanten gesehen hatte (wir hatten ein Abendticket und keine Zeit mehr), so dass ich ihr versprochen hatte, bald Elefanten zu besuchen. Erstaunlicherweise kam der Große bereitwillig mit und so fuhren wir drei mit Bus und U-Bahn zum Zoo, wo wir um 11:30 Uhr ankamen. Ich war gespannt, wie lange die Kinder durchhalten würden (zwar schlafen sie nun mittags nicht mehr, aber wir machen immer eine Mittagspause zuhause) und besonders war ich auf die Laune des Großen gespannt, denn er hatte tatsächlich von Anfang an bei jedem Zoobesuch schlechte Laune gehabt. Früher fragten wir uns immer, was denn mit ihm los sei, immerhin begeisterten sich doch "ALLE" anderen Kinder für Tiere, nur er nicht und war im Gegenteil immer total motzig und mies drauf. Mittlerweile wissen wir, dass Tiere ihn eben nicht so superdoll interessieren und es ihm sicherlich auch oft alles zu viel und zu fremd war, die strengen Gerüche, das Gedrängel vor den Gehegen etc. Ehrlich gesagt, ging mir das auch oft so. Je älter er wird, umso mehr fragt er aber, wo bestimmte Tiere leben, wie alt sie werden etc., interessiert sich also mehr für die Fakten als die Lebewesen. Ich glaube, auch dies war bei mir früher ähnlich.

Die Kleine war selig, als sie ihre Elefanten sah, und auch der Große zeigte keine Ansätze seiner sonstigen Zoo-Aversion. Wir gingen zu den Giraffen und schauten lange zu; dass die eine Giraffe den Urin der anderen, gerade pullernden Giraffe mitten im Strahl mit der Zunge auffing, fanden sie natürlich zum Schießen und erzählten es dem Papa abends überschwänglich. Dann ging es an einigen anderen Freigehegen entlang zum Restaurant, denn wir hatten Hunger. Nach dem Mittagessen schwächelten beide Kinder etwas, der Große jammerte, die Beine täten ihm weh, obwohl wir gerade gesessen hatten, und die Kleine wollte immer öfter in den Buggy. Wir besuchten noch die Fütterung im Affenhaus...

und waren kurz im Raubtierhaus, aber dann ging erstmal nichts mehr - außer: Spielplatz! Auf dem (wirklich tollen Abenteuer-) Spielplatz war alle Müdigkeit vergessen und die Kinder turnten ausgelassen herum. Auch dieser Spielplatz hatte den Großen wegen seiner Größe und Vielfältigkeit lange Zeit überfordert. Man kann /muss sehr viel klettern, es gibt verschlungene Wege durch die Holztürme, wackelige Hängebrücken in luftiger Höhe und schnelle und hohe Rutschen, vor denen er immer Respekt hatte. Nun entfernt er sich sogar freiwillig von mir, probiert alles aus, traut sich Dinge zu und schaut, was die größeren Jungs machen. Immer mehr findet er die Herausforderungen klasse. Es ist so schön, solche Entwicklungen zu sehen. Naja, und die Kleine hat ja sowieso kaum Berührungsängste und klettert manchmal sogar dem Großen voran. Auch für mich war es total schön, denn ich musste zwar aufpassen und die Kinder im Auge behalten, aber hatte ansonsten mental Ruhe und konnte die Luft und Sonne genießen.

Nach dem Spielplatz gingen wir noch einen Kakao trinken und anschließend nochmal in eine andere Ecke des Zoos, wo wir selten waren. Es gab kein Gemecker und Gejaule, sie machten alles super mit. Um 16:30 Uhr fuhren wir wieder nach Hause. Ich fürchtete, dass die Kleine in der U-Bahn einschläft, aber das war zu aufregend. Kurz nach 17 Uhr kamen wir zuhause an und waren über 6 Stunden unterwegs gewesen. Solche Ganztagesausflüge machen wir eigentlich sehr selten, wegen der (uns wichtigen) Mittagspause und weil das auch für die Kinder anstrengend ist, aber diesmal bot es sich aufgrund des grandiosen Wetters wirklich an und ich war begeistert, dass es so gut klappte.

Zuhause angekommen, hatten wir alle rote Wangen und glänzende Augen, auch die Kinder waren ausgeglichen, fröhlich und gar nicht überdreht, wie sonst manchmal, wenn alles zuviel war. Sie berichteten dem Papa ausgelassen von ihren Erlebnissen. Und ich selbst war so richtig glücklich und erfüllt. Dass so etwas jetzt geht, dass ich es genieße und dass ich nicht abends völlig erschöpft zusammenbreche, ist ein unglaublicher Fortschritt auf allen Ebenen. Nun nehme ich diese positive Energie mit in die Woche und wenn wiedermal ein Ausflug so richtig mies lief, die Kinder nur meckerten und nichts klappte, dann lese ich diesen Text und erinnere mich an diesen WUNDERSCHÖNEN SONNTAG, der wirklich so war, wie ich es mir immer wünschen würde.

Montag, 16. Januar 2017

Wie die Kita den Mittagsschlaf der Kleinen abschaffte

Meist hört und liest man ja Klagen von Eltern, deren Kinder in der Kita noch mittags schlafen müssen, obwohl sie dies eigentlich nicht mehr brauchen, und die dann abends nicht vor 22 Uhr müde sind, so dass die Eltern kaum einen Feierabend haben. Gespräche mit der Kita nützen meist nichts oder nur kurzfristig. Das muss wirklich sehr ärgerlich sein und ich kann den Frust der betroffenen Eltern absolut nachvollziehen. Wir haben nun jüngst genau das Gegenteil erlebt: die Kita hat den Mittagsschlaf unserer eigentlich noch schlafenden Kleinen stillschweigend abgeschafft, was bedeutet, dass sie nun auch zuhause nicht mehr schlafen will und nach der Kita extrem quengelig ist. Und das ausgerechnet im Winter mit den langen dunklen Nachmittagen!

Im Herbst fragte ich nach mehreren weinerlichen und müden Nachmittagen mit der Kleinen in der Kita nach, ob sie denn noch schlafen würde. Sie war extrem knatschig gewesen und ich konnte mir das nur so erklären, dass sie nicht mehr oder zu kurz geschlafen hatte. Denn krank war sie nicht gewesen und auch sonst war nichts verändert. Selbstverständlich, wurde mir empört mitgeteilt, würde sie noch schlafen, das würden die Erzieher ja wohl merken und wieso ich denn daran zweifeln würde. Ich erklärte es und mir wurde versichert, dass sie zu den schlafenden Kindern gehöre. Nun gut. Zuhause schlief sie in den allermeisten Fällen auch, brauchte zwar lange zum Einschlafen, aber es war selbstverständlich, dass wir uns mittags zusammen hinlegten. Das wollten wir eigentlich auch noch eine Weile so beibehalten. Der Große hat übrigens noch bis April 2016 (kurz nach seinem 5. Geburtstag) in der Kita geschlafen und macht zuhause eine zuverlässige, ruhige Mittagspause.

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Als die Kleine im Dezember wieder an mehreren Nachmittagen ausnehmend quengelig oder wütend war, ohne krank zu sein, fragte ich erneut in der Kita nach. Diesmal wurde mir mit erstauntem Blick kundgetan, dass sie schon seit einiger Zeit NICHT mehr mittags schlafen würde. Ich fiel aus allen Wolken. Ja, sie wäre wohl innerhalb von 20 Minuten nicht mehr eingeschlafen (sie braucht immer, auch im Auto, mindestens eine halbe Stunde, oft länger zum Einschlafen) und nach den 20 Minuten dürfen die nicht eingeschlafenen Kinder aufstehen. Das wäre schon einige Zeit bei ihr der Fall gewesen. Schön und gut, aber sollte man dann nicht die Eltern wenigstens informieren, damit sie wissen, warum sie sich nachmittags mit so einem miesgelaunten Kind herumschlagen?! Zumal ich wenige Wochen vorher extra noch nachgefragt hatte... Ich war ziemlich angesäuert und brachte das auch zum Ausdruck. Klar, wenn sie nicht mehr einschläft, können sie sie nicht zwingen, um Gottes willen. Der Mittagsschlaf in der Kita findet ja auch recht früh statt, da ist sie noch nicht müde genug. Aber vielleicht hätte man in einem Gespräch besprechen können, dass man bei ihr länger abwartet, ob sie doch noch einschläft, weil sie eh' lange braucht. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und die Kita hat den Mittagsschlaf der Kleinen stillschweigend und ohne Absprache abgeschafft. Und den am Wochenende natürlich gleich mit, denn selbstredend will sie nun am Wochenende auch nicht mehr schlafen.

Das bedeutet, dass sie nachmittags oft ziemlich quengelig ist, keinen Schritt laufen will und kurz davor ist, im Buggy oder Fahrradanhänger einzuschlafen. Termine wie Arzt oder so sind am späteren Nachmittag deshalb sehr schwierig mit ihr. Fahren wir am Wochenende nachmittags mit dem Auto, döst mindestens ein Kind ein und der Nachmittagsausflug ist gestört. Es ist für uns echt ärgerlich, zumal die stattdessen eingeführte Mittagsruhe der Kleinen am Wochenende nicht so zuverlässig und ruhig abläuft wie beim Großen. Wie gesagt, die Kita kann natürlich nichts machen, wenn sie nicht mehr einschläft, aber man hätte wenigstens ein Gespräch mit uns suchen können. So aber fühlten wir uns ziemlich überfahren und nicht ernst genommen. Wir hätten gern mindestens bis zu ihrem Wechsel in die obere Etage, zu den Großen, mit der Abschaffung ihres Mittagsschlafs gewartet. An ihrer abendlichen Einschlafzeit hat sich kaum etwas verändert, wohl aber an ihrer nachmittäglichen Kraft und Laune. Sie sagt dann auch ganz oft, dass sie schlapp und müde ist, und das tut mir so leid, denn ich gehe äußerst selten direkt nach der Kita mit den Kindern nach Hause, sondern bin bei (fast) jedem Wetter noch draußen unterwegs. Doch selbst auf dem Spielplatz hat sie kaum Kraft.

Wir können es nun nicht mehr ändern, aber optimal gelaufen ist das nicht. Was ist eigentlich so schwer daran, sich mit den Eltern auszutauschen und gemeinsame Lösungen zu suchen? Letzten Endes müssen die Eltern so oft Dinge ausbaden, die gar nicht in ihrem Sinne gelaufen sind! Noch schlimmer ist das sicherlich in den Fällen, wo das Kind mittags zum Schlafen angehalten wird und dann abends nicht einschlafen kann. Nun hoffen wir, dass der Frühling schnell kommt, es nachmittags länger hell ist und die Kleine dadurch wieder mehr Energie gewinnt. Das Kapitel Mittagsschlaf scheint jedenfalls nun bei beiden Kindern unsererseits unfreiwillig beendet zu sein. Heul!

Montag, 9. Januar 2017

Meine Bücherliebe und die Kinder

Wenn ich meine Mutter frage, was ich gemacht habe, als sie sich damals um meinen kleinen Bruder gekümmert hat (ich war bei seiner Geburt 2 Jahre und 4 Monate alt und nicht im Kindergarten), sagt sie immer: "Du hast Dir Bücher angeschaut." Als Teenager saß ich stunden-, nein tagelang (zumindest in den Ferien) in meinem Zimmer und las, teilweise immer die gleichen Bücher nochmal und nochmal, denn in der DDR gab es bekanntlich nicht so viel Auswahl. Neben meinem Studium arbeitete ich viele Jahre als Quereinsteigerin in einer Buchhandlung und auch danach habe ich noch sehr viel gelesen. Allerdings war ich nie eine freiwillige Bibliotheksgängerin und lese nicht gern ausgeliehene Bücher. Sie müssen mir gehören und unberührt sein, neu riechen und knacken beim Aufschlagen.  Unsere Wohnung ist voll von Bücherregalen mit gelesenen und ungelesenen, teilweise zweireihig stehenden, mittlerweile recht eingestaubten Büchern. Seit ich Kinder habe, lese ich nämlich leider kaum noch, zumindest kaum Romane, dafür fehlt mir der Flow, ich kann nicht richtig eintauchen und mir fehlen die tiefen Emotionen von früher. Dafür lese ich aber, mehr als früher, das eine oder andere Sachbuch zu Themen, die mich interessieren, denn diese kann ich "durcharbeiten", und schreibe sogar ab und zu Rezensionen auf meinem Blog. Bücher sind sehr wichtig für mich und auch wenn ich derzeit eine Kinder-Leseflaute habe, weiß ich, das wird zurückkommen.

Ich hoffe, dass diese Bücherliebe ein Stück weit auf meine Kinder abfärbt, da sie ihnen sozusagen in die Wiege gelegt wurde, und frage mich, ob sie durch mein Vorbild selbst zu Büchernarren werden oder so gar kein Interesse am Lesen entwickeln. Wahrscheinlich wird das, wie bei so vielen Dingen, gar keinen Einfluss auf ihren Entwicklung haben, denn schon jetzt sehe ich deutlich die Unterschiede zwischen beiden Kindern. Mit dem Großen haben wir von Anfang an viele Bücher angeschaut und vorgelesen, obwohl er früher ziemlich unruhig war und es lange dauerte, bis er sich wirklich darauf einlassen konnte, still auf unserem Schoß oder an unserer Seite zu sitzen und zuzuhören. Ich hatte aber nie den Eindruck, dass er sich großartig für Bücher interessierte. Mit einem Erwachsenen zusammen ja, aber allein so gut wie gar nicht. Aber das war und ist ja bei fast allen Beschäftigungen bei ihm der Fall. Auch heute noch nimmt er sehr selten ein Buch selbst in die Hand. Er zeigt auch kein Interesse daran, Buchstaben oder Wörter darin zu erkennen. Vorgelesen bekommt er dagegen sehr gern und kann das mittlerweile auch ruhig und konzentriert genießen. Ich selbst mag zwar die Situation des Vorlesens, habe aber Schwierigkeiten, einer Geschichte zu folgen, die ich selbst vorlese. Das ging mir auch bei Hörbüchern immer so, ich habe die Geschichte gar nicht richtig mitbekommen und bin deshalb (und auch, weil meine Gedanken viel zu stark dabei wandern) bis heute kein Fan von Hörbüchern. Der Große hört zum Einschlafen immer ein Hörbuch, macht sich aber tagsüber nie selbst eins an. Kindgerechte Sachbücher wie die tolle Pixi Wissen Serie* lese ich dagegen gern vor, weil ich selbst noch etwas dabei lerne und mich nicht auf eine Geschichte konzentrieren muss. Der Große merkt sich übrigens manche Namen oder Details aus Büchern sehr lange, die wir schon längst wieder vergessen haben. Die Fakten aus den Kindersachbüchern kennt er teilweise schon nach dem ersten Lesen. Dafür kann er schlecht Geschichten reproduzieren bzw. erzählen, worum es ging. Insgesamt würde ich ihn bis jetzt nicht als Bücherfan einordnen und bin gespannt, ob sich das verändert, wenn er selbst lesen kann.

Die Kleine dagegen interessiert sich deutlich mehr für Bücher, obwohl wir uns mit ihr weniger (vor allem weniger exklusiv) beschäftigten. Schon als Baby faszinierten sie die Klappen in Kinderbüchern oder das Herausziehen bestimmter Teile. Sie liebt wirklich ihre Tiptoi-Bücher* und setzt sich damit auch mal alleine hin. Manchmal nimmt sie sich einen Stapel Bücher aus dem Regal und drapiert diese um sich herum, um sie zu sichten. Sie mag auch gern Märchenbücher und weiß oft, wo welches Buch gerade ist (im Gegensatz zum Großen). Beim Vorlesen ist sie leider noch sehr unruhig, was es schwierig bis unmöglich macht, beiden Kindern gleichzeitig ein Buch vorzulesen. Das finde ich ziemlich schade. Und was mir richtig körperlich weh tut, ist ihr Umgang mit Büchern. Sie blättert schrecklich kraftvoll und unbedacht um, schert sich nicht um Knicke und Eselsohren, um eingerissene Seiten und abgerissene Pop-Up-Figuren. Sie beschädigt Bücher, lässt sie ins Waschbecken fallen etc., ohne traurig oder beschämt zu sein. Das spiegelt wirklich ihr Temperament, der Große ist da viel behutsamer und achtsamer, auch wenn ihm Bücher weniger bedeuten. Auch hier sieht man, dass das Vorbild weniger Einfluss hat als das Temperament/ der Charakter. Mit dem Großen bin ich früher manchmal in Buchhandlungen gegangen, da er nicht alles angefasst hat, sondern sorgfältig war. Das machen wir nun ganz selten, wenn die Kleine nicht mit dabei ist. Mit ihr ist das sehr stressig, weil sie sich alles im Schnelldurchlauf und nicht gerade vorsichtig anschaut. Dafür weiß sie genau - im Unterschied zum Großen - wo die Kinderbuchabteilung unserer hiesigen Kette ist, obwohl wir nur ganz selten dorthin gehen. Und sie interessiert sich total für die Bücher, die Bilder und übrigen Produkte, erkennt Figuren, zeigt mir begeistert neue Bücher und will unbedingt das eine oder andere haben. Der Große macht das kaum. Schon lustig, diese Unterschiede!

Die Kinder sehen uns äußerst selten dabei, wie wir mit einem Buch herumsitzen und lesen. Denn Lesen erfordert Konzentration und das ist für mich in Anwesenheit meiner (wachen) Kinder absolut nicht möglich. Ich lese eigentlich nur abends oder wenn ich frei habe. Leider erleben sie demzufolge nicht, dass sich Erwachsene mit einem Buch auf dem Sofa entspannen und ausruhen. Gestern, als die Kleine mit dem Papa in der Badewanne war, probierte ich mal, mich mit einem Buch hinzusetzen. Der Große war im gleichen Raum und langweilte sich zu Tode, setzte sich immer wieder neben mich und schaute, was ich mache. Für Kinder ist das stille Lesen, glaube ich, sehr schwer greifbar, weil so gar nichts passiert. Natürlich konnte ich mich so nicht konzentrieren, aber ich wollte es ihm einfach mal zeigen, dass nach viel Beschäftigung MIT den Kindern auch mal Elternzeit ist. Und dass ich gern Bücher lese. Er ist eigentlich in dem Alter, wo man das auch verstehen und akzeptieren kann. Aber er kennt es halt so gar nicht, weil es kaum möglich ist. Ein Kreislauf.

Ich hoffe, dass ich ein bisschen was von meiner Bücherliebe an meine Kinder weitergeben kann. Vielleicht finden sie Spaß am Lesen, wenn sie dies selbst können. Vielleicht werden sie aber auch eher Kindle- oder Hörbuchliebhaber, was ich so gar nicht bin. Auf jeden Fall bekommen sie mal eine riesige Heimbibliothek vererbt;-).

Wie ist es bei euren Kindern, sind sie büchervernarrt oder eher desinteressiert, beschäftigen sie sich allein mit Büchern und sind, falls ihr mehrere Kinder habt, diese unterschiedlich in ihrem Interesse für Bücher?

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Mittwoch, 4. Januar 2017

So waren unsere Weihnachtsferien

Die Weihnachtsferien sind vorbei und ich muss mich in den nächsten Tagen erstmal wieder etwas sortieren und zu mir finden, wie immer, wenn ich so lange mit den Kindern zusammen war. Mein Kopf fühlt sich leer an und meine in die Beziehung zu den Kindern ausgeströmte Energie muss sich nun wieder in mir sammeln. Das heißt überhaupt nicht, dass die Zeit unerträglich oder schwierig war, gar nicht, und es ist auch wirklich mit jedem Jahr um Welten besser geworden (hier ein Auszug über unsere Weihnachtsferien vor 2 Jahren). Aber anstrengend ist es immer für mich und ich bin permanent angespannt. Es dauert immer ein paar Tage, bis ich mich daran gewöhne, dass ich in Anwesenheit der Kinder eben nichts für mich machen kann. Bis dahin bin ich oft unruhig und unzufrieden, gleichzeitig will ich für sie da sein und schöne Dinge zusammen unternehmen. Und danach, wenn der Alltag wieder losgeht, dauert es genauso lange, bis ich zurück bei mir und in meinem Rhythmus bin. Diesmal war es auch wieder so, dass die Kinder sich so gut wie gar nicht allein beschäftigten, sondern immer mindestens einer von uns (besser beide) mitspielen mussten. Gleich zu Anfang der Ferien war außerdem die Kleine krank. Ich habe die ganze Zeit über ziemlich schlecht geschlafen. Und MeTime gab es so gut wie gar nicht in den anderthalb Wochen. Aber dafür einen kleinen Urlaub.

Am 23.12. war ich noch arbeiten und der Mann mit den Kindern zuhause. Die Kita hatte schon zu. Am Nachmittag besuchten wir den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus, dem wir jedes Jahr einen Besuch abstatten, und bis auf schlechte Laune bei der Kleinen war alles in Ordnung. Die Kinder freuten sich auf den Weihnachtsmann, der auf diesem Weihnachtsmarkt 3x täglich durch den Himmel fliegt, und die Bescherung am nächsten Tag.



Am Heiligabend übergab sich die Kleine morgens um 8 Uhr und hörte erst abends damit auf. Dazu kam noch Fieber, am Nachmittag 39.5°C. Sie lag elend auf dem Sofa und einer (meist ich) musste immer neben ihr sein. Meinen Plan, erstmals wieder in ein Krippenspiel zu gehen, verwarf ich. Zur Bescherung zog sie für den Weihnachtsmann ihr bestes Kleid an (herzzerreißend süß!), motivierte sich kurz, stürmte ins Wohnzimmer, riss ihre Geschenke auf und sank dann wieder auf dem Sofa zusammen. Das war zuviel gewesen, danach ging nichts mehr bei ihr. Sie schaute nicht mal die Dinge an, die wir ihr zeigten. So schade und sie tat mir unendlich leid! Der Große dagegen freute sich sehr über seine Weihnachtsgeschenke und hatte nun Gelegenheit, alles in Ruhe zu sichten und auszupacken. Er fing gleich an, seinen Lego Ninjago Elementardrachen* mit dem Mann zusammenzubauen. Ich saß neben der Kleinen auf dem Sofa, hielt ihre Hand und las (sie ließ mich nicht weg). Ein ruhiger Nachmittag, wenn auch anders als geplant. Die Kotzerei hörte am Abend auf und die Nacht war zum Glück ruhig.


Am 1. Weihnachtsfeiertag wirkte sie wieder fitter, hatte zwar noch Temperatur, aber aß, sprach und lachte wieder. Ich hoffte darauf, dass sie am Nachmittag mitkommen könnte zu unserem alljährlichen Weihnachtsritual, dem Roncalli Weihnachtszirkus, und sie wollte auch mit. Wir behielten die Karten also, anstatt sie kurzfristig zu verkaufen oder Freunde zu fragen. Mittags ging es ihr wieder schlechter, dann schlief sie und wir fuhren los. Beim Aussteigen verweigerte sie sich allerdings komplett, weinte und schrie und wollte absolut nicht mitkommen. Es ging ihr nicht gut. Also fuhr der Mann wieder mit ihr nach Hause und der Große und ich gingen, wie schon zwei Mal, allein in den Weihnachtszirkus. Ich musste kurz heulen, weil ich mich so ärgerte, aber es ließ sich nicht ändern. Wir hatten einen schönen Nachmittag zu zweit, auch wenn die Vorstellung mit knapp 3 Stunden viel zu lange dauerte und viel zu laut war, und der Kleinen ging es auch wieder besser, als wir nach Hause kamen.



Am 2. Weihnachtsfeiertag packten wir vormittags und fuhren in unseren Kurzurlaub. Dank des schon oft besuchten Ferienparks fühlten sich die Kinder gleich wieder wie zuhause und die Umstellung war überhaupt kein Problem. Das ist schon toll, im Vergleich zu früher, als sie immer 2-3 Tage brauchten. Die Kleine hatte noch 38.5°C, war aber total fit und hatte keine weiteren Symptome. Leider schlief ich den gesamten Urlaub über unheimlich schlecht, was dort noch nie der Fall gewesen war. Ein Mal war ich zwischen 3 und 6 Uhr komplett wach und auch sonst kämpfte ich sehr um Schlaf, was nicht an den Kindern lag. Keine Ahnung, was da los war. In den Urlaubstagen besuchten wir einen Zoo, ein Assisi-Panorama, einen Wildpark, die Großeltern waren einen Tag zu Besuch und brachten die restlichen Geschenke, so dass wir die Bescherung nachholen konnten, wir spazierten am See und die Kinder trauten sich erstmals allein ins Spielhaus. Zwar nur kurz, aber immerhin drei Mal und das hatten wir fast nicht mehr zu hoffen gewagt, nachdem der Große das immer verweigert hatte. Nun endlich schafften sie es! Sehr toll!

Im Ferienpark - Geschenke von Oma und Opa

Am vorletzten Tag war es eiskalt und wir hatten einen herrlichen Vormittag bei Sonnenschein am See. So viel Natur und Stille ist einfach wunderbar. Wir schrieben Buchstaben und Zahlen in die mit Raureif bedeckten Bänke, schlitterten mit unseren Stiefeln und zählten die weißen Kondensstreifen der Flugzeuge am knallblauen Himmel. Wir machen immer wieder gern dort Urlaub und der nächste Termin ist natürlich schon gebucht;-)



Am Silvestertag reisten wir ab und spazierten vorher noch zu einer Kirchenruine. Diesen Herzmoment mit meinem Großen sowie das ganze Jahreswechsel-Wochenende habe ich im Wochenende in Bildern beschrieben. Und dann war ich noch zwei Tage allein mit den Kindern zuhause, weil der Mann schon wieder arbeiten musste. Am Montag 2.1. besuchten wir Freunde und hatten am Nachmittag selbst noch Besuch, und am letzten Tag (Dienstag) spielten wir den ganzen Tag zu dritt. Das war schon anstrengend, weil ich zwar den Haushalt, aber nichts für mich machen konnte, aber auch wieder schön und vor allem unglaublich, dass das mittlerweile so einfach geht. Noch vor 2 Jahren hatte ich fast Angst vor jedem Kitaschließtag, weil die Kinder so fordernd waren. Nun hat die Kita wieder auf und der Alltag beginnt für alle.

Alles in allem war es eine doch schöne, gemessen an früheren Erfahrungen mit diversen Nervenzusammenbrüchen unsererseits relativ konfliktfreie Zeit, wenn auch fast ohne Pausen und mit ständig fordernden und sich nicht selbst beschäftigenden Kindern recht anstrengend. Ich brauchte wie immer einige Zeit, um mich auf das ständige Präsentsein umzustellen. Die Kinder waren, fand ich, besser drauf als in den letzten Wochen/ Monaten und haben die Ferien sichtlich genossen. Der Große erwähnte den Spaziergang zur Kirchenruine sogar heute im Morgenkreis in der Kita. Problematisch ist weiterhin meine eigene Anspannung, die leider nicht nachlässt, auch wenn das Zusammenleben mit den Kindern mittlerweile deutlich angenehmer funktioniert als früher. In einem Urlaub, der auch mich entspannt und erholt, bräuchte ich tägliche Allein-Zeiten, Rückzugsmöglichkeiten oder Kinder, die eben Raum für mich selbst lassen. Das ist nicht der Fall und deshalb laufe ich auf Hochtouren und merke hinterher, wie die Anspannung von mir abfällt. Aus diesem Grunde habe ich mir heute noch einen freien Tag ohne Kinder gegönnt und das war genau richtig. Man lernt ja dazu;-).

Insgesamt fällt mein Fazit unserer Weihnachtsferien positiv aus, es wird von Jahr zu Jahr besser und wenn nicht die Krankheit der Kleinen ausgerechnet am Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag dazwischen gekommen wäre, hätten wir eigentlich alles wie geplant machen können. Das war früher undenkbar und ich hoffe, dass einige meiner Leserinnen mit noch kleineren Kindern daraus etwas Hoffnung schöpfen. Es wird besser!

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Sonntag, 1. Januar 2017

Unser Wochenende in Bildern 31.12.2016/ 01.01.2017

Ein Wochenende in Bildern über einen Jahreswechsel ist eine spannende Sache, zumal der Silvestertag auch der letzte Tag unseres Kurzurlaubs war. Deshalb gibt es wiedermal ein paar Bilder von uns.

Nach dem Frühstück in der Ferienwohnung packten wir unsere Sachen und checkten aus. Wir hatten absichtlich nur bis zum 31.12. gebucht und wollten zu Silvester lieber zuhause in Berlin sein. Zwar ist es hier sehr laut, aber wenigstens vertraut. In fremden Umgebungen weiß man ja nie, wie laut und unmittelbar die Böllerei stattfindet und das ist uns mit den Kindern zu riskant.

Da das Wetter wie am Vortag schon traumhaft war, gingen wir noch ein wenig am See spazieren. Die Umgebung ist wunderschön und wir waren nun mittlerweile schon zu allen Jahreszeiten dort im Urlaub. Zu Weihnachten vor 2 Jahren lag ein paar Tage lang unheimlich viel Schnee und wir rodelten an dieser Stelle.


Die Kinder kraxelten auf den Geräten am Wegesrand, die Eltern genossen die Ruhe und die Sonne, und die Stimmung war für einen Silvestertag, an dem ich eigentlich immer schlechte Laune habe, weil ich ihn nicht leiden kann, erstaunlich gut.


Weil es so schön war, beschloss ich, mit dem Großen zu einer nahegelegenen Kirchenruine zu laufen, während der Mann mit der Kleinen zurück zum Auto ging und mit diesem dorthin kommen wollte. Diese ca. 20 Minuten mit dem Großen allein war mein schönster Eltern-Kind-Moment in den letzten Wochen. Wir erzählten auf dem Spaziergang über Entdeckungen, Reisen und tolle Erlebnisse, z.B. darüber, auf welchen Vulkanen ich schon stand. Ich merkte wieder einmal, was alles man mit ihm schon machen könnte, wenn man nicht immer Rücksicht auf die kleine Maus nehmen müsste. Hach, das war echt schön! Und als wir zufällig um Punkt 12 Uhr bei der Kirchenruine ankamen und unerwarteterweise die Glocken läuteten, war die Stimmung perfekt.


Wir erkundeten die Ruine und erzählten noch ein wenig über die Geschichte der Region. Das Bauwerk war wirklich beeindruckend und der Große war sehr interessiert. Da geht mir das Herz auf und ich spüre immer ganz intensiv, wie meine jahrelang vernachlässigten Interessen Nahrung bekommen.



Dann fuhren wir Mittagessen und anschließend direkt nach Hause. Im Auto schliefen gottseidank beide Kinder ein. Wir kamen supergut durch.


Nach dem Ankommen tobten wir noch kurz im Garten, jeder packte seine Sachen aus und nach dem Abendbrot machten wir eine kleine Wunderkerzen-Party auf dem Balkon. Da es schon ziemlich laut war, hatten die Kinder vorsorglich ihren Peltor Kids Gehörschutz* auf.


Der Kleinen war das alles nicht geheuer und dann gingen sie etwas später als sonst, aber zu einer "normalen" Uhrzeit ins Bett. Die Nacht war okay, der Große schlief durch, die Kleine wachte ab und zu auf, schlief aber schnell wieder ein und alle waren am Neujahrsmorgen gut drauf. Nichts ist schlimmer, als ein Tag mit übermüdeten, nöligen Kindern.

Am Sonntag machten wir nach dem Frühstück ein wenig Kleinkram, wie ein Freundebuch für die Kita auszufüllen.


Am Nachmittag waren wir spontan bei Freunden eingeladen und verbrachten ein paar schöne Stunden dort. Die Kinder inspizierten die Weihnachtsgeschenke des Freunde-Kindes und wir quatschten über unsere Weihnachtstage. Zum Schluss trugen sie sich noch ins Telefonbuch ein...


und wir warfen einen letzten Blick auf die tolle Aussicht vom Balkon unserer Freunde.


Ab morgen muss der Mann wieder arbeiten und ich bin mit den Kindern noch zwei Tage zuhause, bis die Kita wieder öffnet. Der Alltag geht also langsam wieder los.

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