Donnerstag, 10. November 2016

5 Dinge, die ich als Mutter gut mache (Blogparade #5Dinge)

Auf dem Blog Von Herzen und Bunt läuft aktuell eine Blogparade mit dem Titel "5 Dinge, die ich als Mutter gut mache", die hervorgegangen ist aus einer anderen Parade mit dem Titel "Was wir als Eltern gerne besser machen würden", an der ich mit diesem Beitrag teilgenommen habe. Darin soll es explizit darum gehen, sich als Eltern nicht immer nur kritisch und defizitär zu betrachten, sondern sich Dinge bewusst zu machen, die gut laufen und auf die man stolz sein kann. Obwohl ich eigentlich in der äußeren Welt eher beobachte, dass die wenigsten Eltern sich kritisch betrachten, sondern viele sehr davon überzeugt sind, alles richtig zu machen, oft bedauerlicherweise ohne sich zu hinterfragen und zu reflektieren, gibt es aber natürlich auch Eltern-Charaktere, die sich selbst in ihrem Verhalten den Kindern gegenüber sehr stark beobachten, bei "Versagen" leiden, viel Austausch benötigen und, wenn notwendig, Kurskorrekturen an ihrem Verhalten vornehmen. Diese Eltern tendieren vielleicht tatsächlich dazu, die vielen Dinge, die gut laufen, nicht wahrzunehmen. Deshalb finde ich die Blogparade sehr gut und wichtig und beteilige mich gern.


1. Alles, was ich tue und wie ich mich meinen Kindern gegenüber verhalte, steht unter der großen Überschrift: Behandle Deine Kinder so, wie Du selbst gern als Kind behandelt worden wärst. Dass ich das nicht immer schaffe, auch in alte ungeliebte Muster zurückfalle und mich oft über mich ärgere, steht außer Frage. Aber spätestens im Nachhinein, ganz oft auch schon direkt in einer Situation und immer häufiger vorher, kommt die Überlegung: Wie würdest du dich als Kind jetzt fühlen? Und das bestimmt mein Handeln bzw. ich bemühe mich, dass es mein Handeln bestimmt. Denn ich bin zwar als Kind nicht schlecht im objektiven Sinne behandelt worden, aber habe mich weder verstanden noch ernstgenommen gefühlt. Das möchte ich nicht für meine Kinder.

2. Ich belese und informiere mich und tausche mich aus. Nichts könnte mir ferner sein als ein Elterndasein ohne Information, Reflektion und Austausch. Wie kann ich meinen Weg als Mutter finden außer durch das Abgrenzen von bzw. das Annähern an die Wege anderer Eltern und gleichzeitig das Beobachten meiner Kinder? Nie, niemals habe ich das Gefühl, mein Bauchgefühl gibt mir jetzt diese oder jene Richtung vor und diese ist dann festgeschrieben und absolut unanfechtbar richtig für mich und meine Kinder. Ich habe feste Überzeugungen, ja, aber diese wachsen zusammen mit der theoretischen Beschäftigung mit dem Thema "Kindererziehung" und dem praktischen alltäglichen Zusammensein und Beobachten meiner Kinder. Diese Überzeugungen sahen übrigens, wie hier beschrieben, als Kinderlose ganz anders aus als jetzt.

3. Ich tröste. Ich tröste bei Seelenschmerz, ich tröste bei Unzufriedenheit, ich tröste bei realem oder fiktivem körperlichen Leid, ich tröste bei Eifersucht, ich tröste bei Vermissungsschmerz, ich tröste bei Enttäuschungen und bei Angst. Die Momente, wo ich das wegen eigener körperlicher oder seelischer Erschöpfung nicht schaffte, stehen mir bis heute eindringlich und beschämend vor Augen (vor allem beim Großen). Ich möchte sie immer auffangen, auch wenn sie dann ihren Schmerz teilweise noch stärker spüren. Dass sie bei mir manchmal heftiger weinen oder schlechtere Laune haben als bei anderen Menschen, die ihre Emotionen nivellieren und Ersatzbefriedigungen anbieten, mag auf den ersten Blick paradox erscheinen und hat mich anfangs oft zweifeln lassen. Aber ich bin überzeugt davon, dass es der richtige Weg ist, einem Kind den Umgang mit seinen Gefühlen und Bewältigungsstrategien zu zeigen. Auch dies steht wieder vor dem Hintergrund von Nr. 1. Denn ich selbst bin weder in meinen Emotionen aufgefangen worden noch habe ich damit umzugehen gelernt.

4. Ich nehme die Verantwortung für meine Kinder an. Das klingt so sachlich und selbstverständlich, ich weiß. Ist es aber nicht. Wer hier schon länger liest, weiß, wie schwer ich mich damit getan habe, in die Mutterrolle hineinzufinden und das zu akzeptieren, was damit einhergeht und was ich völlig unterschätzte: die Fremdbestimmung, der unbeeinflussbare Wechsel zwischen Unter- und Überforderung, der Schlafmangel, das komplette Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, die Freiheitsberaubung, die zeitweise Auslöschung des eigenen Ichs. Ich habe unter all dem höllisch gelitten, sehr sehr lange, das Muttersein hat mich nicht so erfüllt, wie ich erwartet hatte, und trotzdem habe ich meine Kinder niemals im Stich gelassen, bin nie einfach weggegangen, wie ich oft das Bedürfnis gehabt hätte, habe lange Zeit nie auf einem Energiesparlevel mit ihnen Zeit verbracht, bis ich lernte bzw. sie das auch möglich machten, dass ich nicht alle Ansprüche erfüllen muss, habe mit der Kleinen im Familienbett geschlafen, bis heute, obwohl das für mich als hochsensible Mutter nicht optimal ist, habe fast 3 1/2 Jahre abendliche Einschlafbegleitung bei der Kleinen gemacht, um den Preis meiner Freiheit, und habe in den letzten Jahren in den allermeisten Dingen die Interessen meiner Kinder über meine eigenen gestellt (die vielleicht größte Ausnahme ist die Fremdbetreuung meiner Kinder). Ich war nicht immer glücklich damit, aber ich habe die Situation angenommen und auch aus Überzeugung durchgehalten. Darauf bin ich sehr stolz, denn ich glaube, dass bei mir in diesen wirklich kraftraubenden Jahren die reale Gefahr bestanden hat, psychisch krank zu werden oder der Verantwortung nicht mehr gewachsen zu sein.

5. Ich bleibe ein Mensch mit eigenen Interessen und Bedürfnissen. Das widerspricht sich vielleicht auf den ersten Blick mit dem vorigen Punkt, denn wo bin ich unter all der Fremdbestimmung und dem Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse geblieben? Ich bin noch da und erobere sie mir Stück für Stück zurück. Ich möchte in Zukunft wieder mehr für mich machen, in Museen und Konzerte gehen, verreisen, mich bilden und meine Interessen wieder mehr aufleben lassen. Und ich finde es sehr wichtig, meinen Kindern zu zeigen, dass ich nicht nur ihre Mama bin, sondern auch ein Mensch mit einer Vorgeschichte und einem eigenen Leben. Nach den vielen Jahren, in denen sie mich quasi als Teil von sich empfanden, ist es nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder wichtig, sich wieder mehr abzugrenzen. Sie sollen sehen, dass man für sich sorgen muss, um fröhlich und zufrieden zu sein. Sie sollen sehen, dass man nicht in einem status quo verharren, sondern sich weiter entwickeln kann. Sie sollen sehen, dass man Dinge in schwierigen äußeren Umständen auch umsetzen kann, ohne dass jemand darunter leidet. Sie sollen einfach eine Mama sehen, die durch Wahrnehmung ihrer eigenen Nicht-Mama-Bedürfnisse auch eine erfülltere und zufriedenere Mama wird. Das ist mir sehr wichtig und dieser Weg beginnt gerade erst, je mehr das jetzt möglich wird. Wir werden zusammen daran wachsen.

Danke, Jil, von Von Herzen und Bunt, für die schöne Blogparade! Macht ihr auch mit? Was macht ihr als Eltern besonders gut, vielleicht auch aus der Rückschau für diejenigen mit älteren Kindern? Meint ihr, dass sich viele Eltern eher kritisch oder eher wohlwollend einschätzen? Zu welcher Fraktion gehört ihr selbst?

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