Montag, 6. Juni 2016

Leben und leben lassen!

Es gibt unter der Elternschaft viele Sorten von Eltern, wenn es um die Frage des Beurteilens anderer Erziehungsvorstellungen und -ansätze geht: ignorante Eltern, die sich nicht dafür interessieren, wie der Nebenmann mit seinem Kind umgeht, sehr tolerante Eltern, die fast jede Erziehungsart interessiert betrachten und akzeptieren und diejenigen, die eine ganz bestimmte Überzeugung haben, zu wissen, was für ihre eigenen und die Kinder anderer Eltern gut und richtig ist. Unter diesen wiederum gibt es die, die aus dieser Überzeugung heraus meinen, überall ihr Urteil abgeben zu müssen, und jene, die ihren Weg einfach gehen und sich zwar ein stilles Urteil erlauben, aber dieses nie oder äußerst selten, im vertrauten Kreis, äußern würden. Auf keinen Fall jedoch gegenüber Fremden direkt ihre Art von "richtiger" Erziehungsvorstellung zum Besten geben. Leider scheint es sehr verbreitet zu sein, die eigenen Überzeugungen auf andere Familien zu übertragen und zu erwarten, dass andere sich diesen anpassen. Ich mag das überhaupt nicht.

Aktueller Anlass war ein Vorfall am Badesee, bei dem es (wie so oft) um die Spielzeugfrage ging. Nun hat ja jeder seine individuelle Auffassung, was die Benutzung des Sand- und Wasserspielzeugs anderer Kinder betrifft. Gemeinsam oder nicht, mit vorherigem Fragen oder nicht, darf das Spielzeug weggeschleppt werden oder nicht etc. Jeder hat Gründe für seine Überzeugung und kennt seine Kinder am besten. Man kann und darf aber nicht automatisch davon ausgehen, dass eine fremde Familie die gleiche Überzeugung vertritt wie man selbst, und vor allem sollte man nicht anderen die eigenen Anschauungen aufpfropfen. Nun war es so, dass eine Gruppe von mehreren Müttern mit Kindern sich keinen halben Meter neben unsere Decke gesetzt hatte, was definitiv nicht dem Platzmangel geschuldet war. Es war noch Vormittag und der Strand war fast leer. Als nächstes schütteten sie ihr Spielzeug direkt neben unserem aus, so dass eine klare Spielzeugtrennung für ihre 1-2jährigen Kinder nicht zu erkennen war (der ganze weitere Strandabschnitt war leer). Ihre Kinder schnappten sich natürlich sofort Teile unseres Spielzeugs. Um Konflikte, Tränen und eine spätere Suchaktion zu vermeiden, räumte ich unser Spielzeug weg und planschte mit meinen Kindern einfach im Wasser. Wir hatten viel Spaß, es war wirklich herrlich im Wasser und meine Kinder waren sehr mutig.

Eine ähnliche Situation gab es später noch einmal, als die Mütter-Gruppe eigentlich aufbrechen wollte. Als unser Spielzeug wieder ungefragt und wie selbstverständlich beschlagnahmt und weggeschleppt wurde, räumte ich es wieder weg. Das war für diese Mütter anscheinend ein Affront gegen ihre Kinder. Nicht direkt zu mir, sondern untereinander regten sie sich darüber auf und konstatierten, dass IHRE Kinder ja immer alles gegenseitig benutzen dürften und warum denn ANDERE (meine, also fremde!) Kinder nicht lernen müssten, zu teilen. Wäre es nicht so absurd gewesen, hätte man darüber lachen können. Es zeigte aber wieder einmal die Selbstbezogenheit vieler Eltern (Mütter?) und die Einstellung, alle müssen alles so machen wie man selbst es handhabt. Selbst wenn man seine Kinder grundsätzlich mit allen fremden Kindern das Spielzeug teilen lässt, statt sie beispielsweise zur "Verteidigung" des Eigentums anzuhalten, und weder eine Frage für nötig hält noch darauf achtet, dass das Zeug nicht weggeschleppt wird, selbst wenn man also diese Grundsätze vertritt, kann man doch noch lange nicht davon ausgehen, dass andere das auch so sehen?! Jeder mag seine Auffassung haben, was richtig und angemessen ist, aber dieser Maßstab gilt doch dann nicht automatisch für andere! Ich sage doch auch nicht zu denen, dass ihre Kinder mal lernen müssen, das Eigentum anderer Kinder zu respektieren, und vorher gern fragen dürfen, so wie sie über mich (nicht zu mir) grummelten, meine Kinder müssten teilen lernen. Keiner muss etwas, jeder macht die Dinge so, wie er oder sie sie für richtig hält. Basta! Kann dies bitte mal in der Elternwelt Allgemeingut werden?

Es geht nicht um die Frage, ob Spielzeug-Eigentum geteilt werden sollte und ob die eine Einstellung zu engstirnig oder die andere zu Laisser-Faire ist. Es geht um die Akzeptanz anderer Modelle und Wege, auch wenn einem vielleicht das Verständnis dafür fehlt. Und vor allem geht es um Zusammenarbeit statt Gegeneinander. Wir teilen sehr gerne unser Spielzeug, wenn wir gefragt werden und dieses auch vor Ort bleibt. Aber nicht, wenn wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass fremdes Spielzeug Allgemeingut ist. Auch Kindern kann man schon ein Bewusstsein für Eigentum vermitteln, auch wenn es nur um Plastik- oder Holzkram geht. Daraus besteht ihre Welt! Ich gehe doch auch nicht zur Decke der anderen Mütter und nehme etwas von ihrem Eigentum weg! Das ist was anderes? Für sie vielleicht schon, für mich nicht. Das meine ich: Warum gehen manche davon aus, dass fremde Familien die gleichen Maßstäbe zugrunde legen wie sie selbst? Mich schockiert so wenig Zurückhaltung und Selbstreflektion immer. Wir machen uns damit gegenseitig nur das Leben schwer. Es geht ja nicht um grundsätzliche Fragen wie das Ferbern oder Gewalt gegen Kinder, sondern einfach um Nuancen von Erziehung, die jeder unterschiedlich sieht und praktiziert. Etwas mehr Toleranz, Verständnis und Rücksichtnahme wäre bei einigen Eltern sehr angebracht. Auch ich übe das, jeden Tag.

Aktuelle Texte zu dem gleichen Thema:
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Neverlookedsobeautiful: Empathie zwischen Müttern

Bildquelle: Pixabay

4 Kommentare:

  1. Das ist schon sehr dreist von den Müttern, besonders wenn klar ist, wem das Spielzeug gehört. Wenn auf einem Spielplatz Sandspielzeug herumliegt und niemand damit spielt klappere ich auch nicht alle Leute ab um zu fragen wem es gehört, aber wenn sonst kein anderer da ist, kann man ja mal höflich nachfragen. Ich denke zwar schon, dass Kinder auch lernen müssen zu teilen, aber auch Höflichkeit sollte ihnen vermittelt werden. Übrigens: Ich habe dich über die Bloggerkids-Liste gefunden, unsere Kinder sind im selben Alter. Meine Große ist auch im März 2011 geboren und die kleine im April 2013, also alles Frühlingskinder :) Liebe Grüße, Ella

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    1. Danke Dir, so handhabe ich es auch. Ist ja spannend, muss ich gleich mal wieder in die Bloggerkids-Liste schauen! Frühlingskinder sind was Tolles :-)
      Liebe Grüße!

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  2. Der Grund warum ich mich nicht mit anderen Müttern treffe oder treffen will, sind die anderen Mütter ^^ Ich mag sie nicht. Daran wird sich auch nichts ändern. Solange sie mich nicht stören, störe ich sie auch nicht. Nur eine Mutter (arbeitet 100% als Professorin an einer Universität) ist auf meiner Wellenlänge, gleich und gleich gesellt sich gern.

    Lass dich nicht stressen.

    Liebe Grüsse

    Besser Leben Magazin

    www.besserlebenmagazin.com

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    1. Hihi, ja, da ist was dran. Abschotten will ich uns allerdings nicht und es könnte ja auch so einfach sein, mit ein bisschen Toleranz. Naja.
      Liebe Grüße!

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