Mittwoch, 28. Dezember 2016

Mein Jahresrückblick 2016

Auch in diesem Jahr möchte ich - als Teil der Blogparade vom Hebammenblog - das vergangene Jahr Revue passieren lassen und verlinke euch die charakteristischsten Beiträge dazu, falls ihr nochmal den einen oder anderen nachlesen wollt. Wie im Jahr 2015 gab es keine großartigen äußeren Veränderungen, wir arbeiteten wie bisher, die Kinder gingen in die Kita, der Große wurde zum Vorschulkind und der Herbst war krankheitsmäßig um Welten besser als der Herbst 2015. Hoffen wir, dass es so weiter geht.

Im Januar starteten wir dank der Weihnachtsferien relativ ausgeruht ins neue Jahr, allerdings waren die Kinder ziemlich schnell wieder krank. Ich schrieb u.a. den Text Wie die Kleine den Großen Zärtlichkeiten lehrte.

Im Februar erwischte mich und den Mann eine heftige Grippe. Mein Schwiegervater verstarb, trotz seines hohen Alters doch sehr überraschend, am 14. Februar, nachdem der Mann mit dem Großen ihn kurz vorher noch einmal besuchte, und es gab vieles zu organisieren. In der Kita war die Kleine in einen ominösen Beißvorfall verwickelt, der nie richtig aufgeklärt wurde.

Im März nahmen wir die Kinder auf die Beerdigung meines Schwiegervaters mit und kurz darauf feierte der Große seinen 5. Geburtstag. Der Geburtstag verlief ruhig und unaufgeregt, was ihm gut tat. Ich war erstmals mit den Kindern und meinen Eltern für ein paar Tage allein verreist. Es ging alles gut und mir fiel ein großer Stein vom Herzen.

Im April hatte erst die Kleine ihre U7a und danach der Große seine U9, die mich wieder emotional sehr forderte. Wir waren extrem ausgelaugt, da die gesamte Familie abwechselnd oder oft auch parallel seit Oktober fast durchgehend krank war. Für uns war in diesem Winterhalbjahr der Ausnahmezustand zum Dauerzustand geworden. Es war einfach nur grässlich.

Im Mai fuhren wir erst in unseren Frühlingsurlaub, der zwar schön, aber aufgrund meiner Erschöpfung für mich sehr anstrengend war, und nach der Rückkehr feierte die Kleine ihren 3. Geburtstag mit einer kleinen Party in unserem Garten. Der Große hörte endgültig mit dem Mittagsschlaf in der Kita auf und ich schrieb den Text Sind Geschwister wirklich immer ein Geschenk?, der eine riesige Resonanz fand und ein vielgelesener Text geworden ist.

Im Juni hatte ich meine erste Reisekooperation mit dem Ferienpark Mirow, was mich sehr freute. Der Große fuhr auf seine zweite Kitareise, von der er gut gelaunt zurückkam, worüber ich sehr erleichtert war. Ich gab auf dem Blog Von Herzen und Bunt ein Interview zum Thema Hochsensible Kinder.

In den Juli starteten wir mit unserem Sommerurlaub, der überraschend entspannt und erholsam verlief. Allerdings hatten wir an der Ostsee wieder einmal kein Glück mit dem Wetter. Das Thema selbstbestimmtes Einschlafen ging durch die Elternbloggerwelt und ich trug auch einen Text dazu bei. Am Ende des Monats war der Große das einzige Mal in diesem Jahr für 3 Tage bei den Großeltern zu Besuch und im Anschluss daran besuchten sie uns noch 3 Tage. Leider war der Große ausgerechnet dann von einem akuten Schiefhals betroffen und wir verbrachten einen Tag im Krankenhaus.

Seit August ist der Große nun ein Vorschulkind, das letzte Kitajahr begann und wir hatten wieder ein Entwicklungsgespräch über ihn. Und am Ende des Monats übernachtete ich erstmals mit ihm in unserem Garten, was bedeutete, dass die Kleine, damals 3 1/4 Jahre alt, die erste Nacht überhaupt seit ihrer Geburt von mir getrennt war.

Seit September waren/ sind beide Kinder in einer sehr anstrengenden Phase. Der Große zeigt deutlich seine Vorschulpubertät und verhält sich sehr wechselhaft und unberechenbar. Die Kleine durchlebt vermutlich die letzten Züge ihrer insgesamt glimpflich verlaufenen Autonomiephase und holt alles nach, was sie bis jetzt "versäumt" hat. Puh! Wir hatten wieder ein Entwicklungsgespräch über die Kleine und ritten am Monatsende auf Elefanten.

Der Oktober war geprägt von unserem ersten Flugurlaub mit beiden Kindern, der nicht unanstrengend, aber doch - vor allem für mich - sehr schön und befreiend war. Auch die Kleine spricht immer noch sehr häufig davon. Kurz vorher ließ sie sich endlich, nach knapp 3 1/2 Jahren, zuhause auch vom Papa ins Bett bringen. Ein riesiger Fortschritt! Außerdem meldeten wir den Großen in seiner Schule an, was von sehr zwiespältigen Gefühlen bei mir begleitet war.

Im November feierte ich meinen 2. Blog-Geburtstag und hatte ein Interview mit den Autorinnen des Blogs Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten. Die Großeltern waren das zweite Mal in diesem Jahr für 3 Tage zu Besuch und diesmal waren ausgerechnet dann beide Kinder krank. Anlässlich dieses Besuchs und "dank" der dunklen Jahreszeit merkten wir wieder deutlicher, wie allein wir ohne konkrete Entlastung sind, und ich machte meinem Kummer darüber in dem vielgelesenen Text Es braucht ein Dorf Luft.

Und im Dezember ging es natürlich um Weihnachtsgeschenke und -vorbereitungen. Im Nachgang eines der aktuellen charakteristischen Wutanfälle der Kleinen schrieb ich den Text Wenn der Wutsturm kommt, der so oft geteilt wurde, dass er innerhalb von 2 Tagen mein meistgelesener Text und der Dezember mein bester Monat seit Blogstart wurde. Wahnsinn! Außerdem gab es ein Interview mit mir als hochsensibler Mama auf dem Blog ÖkoHippieRabenmütter. Weihnachten verlief aufgrund einer kranken Tochter nicht planmäßig und nun genießen wir die letzten Tage des Jahres in einem Kurzurlaub.

Zusammenfassung und Ausblick:
Nachdem das wirklich furchtbare Winterhalbjahr 2015/16 überstanden war, ging es kräfte- und krankheitsmäßig bergauf. Wir verbrachten im Sommer viel Zeit im Garten bzw. überhaupt im Freien und konnten durch die längeren und entspannteren Urlaube etwas besser auftanken. Sehr nervenaufreibend war und ist die emotionale Instabilität beider Kinder seit September, ein großer Kontrast zu der Zeit vorher. Das neue Jahr wird geprägt sein vom Abschied von der Kita und der Einschulung des Großen im September. Ich hoffe, dass die Kleine sich noch ein wenig mehr von mir abnabelt und ich vielleicht sogar meine erste kleine Reise allein machen kann. Die Kleine wird im Mai 4 Jahre alt, der Große im März schon 6. Unglaublich! Und schön!

Ich freue mich, wenn ihr mir treu bleibt und weiterhin hier lest. Ich wünsche euch allen einen entspannten Start ins Neue Jahr 2017!

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Ein Interview mit mir als hochsensibler Mutter

Nach meinem letzten, emotionalen Text Wenn der Wutsturm kommt, der innerhalb von 2 Tagen mein meistgelesener Beitrag seit Blogstart wurde und auf Facebook über 40.000 Menschen erreicht hat (unglaublich!), möchte ich euch ein Interview mit mir ans Herz legen, das heute auf dem Blog ÖkoHippieRabenmütter veröffentlicht wurde. Innerhalb der Reihe #HochsensibleMütter beantworte ich Fragen zu meiner Hochsensibilität als Mama und Mensch und berichte von den Schwierigkeiten, Herausforderungen und Chancen dieser Konstellation, besonders auch in Kombination mit einem hochsensiblen Kind. Da ich es bisher trotz vieler Anläufe nicht hingekriegt habe, einen zusammenhängenden Text zu diesem komplexen Thema zu schreiben, freue ich mich, dass ich einige schöne und spannende Fragen beantworten konnte. Viel Spaß beim Lesen!

Hier geht's zum Interview:
„Alles hatte endlich einen Namen“ – Frühlingskindermama bei #HochsensibleMütter



Montag, 19. Dezember 2016

Wenn der Wutsturm kommt

Ich sitze auf dem Sofa, immer noch fix und fertig. Mir ist flau im Magen und durch meinen Kopf dröhnt das Wutgeschrei der Kleinen, das schon 3 Stunden zurückliegt. Fast 45 Minuten lang war sie völlig außer sich, hat gewütet und getobt, geschrien und geweint, getreten und Dinge nach mir geworfen. Nichts half. Ich war bei ihr, habe sie begleitet, ohne ungeduldig, sauer oder selbst wütend zu werden. Ich habe zwischendurch geweint, weil ich ihr überhaupt nicht helfen konnte und auch aus Mitleid mit mir selbst, weil sich dieser Wutsturm wiedermal an mir entladen hat. Aber ich bin ganz ruhig geblieben. Ich saß auf dem Fußboden im Flur, wo sie hockte und sich herumwälzte, habe die Arme nach ihr ausgestreckt, wenn ich das Gefühl hatte, sie öffnet sich ein Stück weit. Ich sah es in den zusammengekniffenen Augen in ihrem wutverzerrten, schreienden Gesicht, dass sie gern wollte, aber nicht konnte. Nach einer langen Weile kam sie sogar zwei Mal kurz zu mir und versuchte, sich anzuschmiegen, stieß mich aber gleich wieder von sich und brüllte noch mehr. Es ging noch nicht. Ich war still, habe nichts gesagt, sondern nur gewartet. Jedes Wort, jede Handlung verstärkte das Gebrüll nur. Die Kinder waren spät mit dem Papa nach Hause gekommen. Wir wollten Abendbrot essen, der Große saß schon am Tisch. Er hielt sich die Ohren zu. Der Mann brachte ihn mit seinem Essen ins Kinderzimmer, um ihn zu schützen. Irgendwann, nach einer unendlich scheinenden Zeit, es waren fast 45 Minuten, beruhigte sich die Kleine endlich und war wieder zugänglich. Dann ließ sie auch wieder Körperkontakt zu. Wir aßen zusammen und kuschelten auf dem Sofa.

Woher kam dieser Wutsturm? Früher wäre ich völlig ratlos und überfordert gewesen und hätte mir solch eine heftige Reaktion nicht erklären können. Oft war ich auch gekränkt. Mittlerweile kenne ich meine Kinder und weiß meist, worauf und wie sie reagieren. Ich habe mich auch selbst weiterentwickelt. Und das macht mich ruhiger. Ich denke, es war eine Kombination aus diversen unglücklichen Faktoren. Es war Freitag und die Kinder waren kaputt von der Woche. Die Kleine machte seit kurzem keinen Mittagsschlaf mehr in der Kita und war nachmittags immer enorm knatschig gewesen. Der Mann hatte die Kinder am Vortag und am Wutsturm-Tag von der Kita abgeholt und sie hatten mich an diesen beiden Tagen 10 Stunden lang nicht gesehen. Er war an beiden Nachmittagen mit den Kindern noch bis 18:15 Uhr unterwegs gewesen und das ist für sie extrem anstrengend, besonders im Winter. An den Nachmittagen war laut Aussage des Mannes alles super gewesen, d.h. die Kleine muss sich sehr zusammengerissen haben, da sie bei mir seit Wegfall des Mittagsschlafs immer motzig gewesen war. Nach der stundenlangen Anpassung in der Kita kam also noch das Zusammenreißen beim Papa dazu. Vielleicht war sie auch sauer auf mich, dass sie so lange von mir getrennt sein musste. Sie war also erschöpft, müde, kaputt, hatte mich vermisst, war gleichzeitig sauer und musste ihre Emotionen sehr lange unterdrücken. Als sie nach Hause kam und mich sah, kam das alles hoch. Und wenn sich so vieles in einem Menschen anstaut, muss das irgendwie raus. Dann fehlt nur noch ein Tropfen, der zur Explosion führt.

Bildquelle: Pixabay

Der konkrete Auslöser war: ich hatte für beide Kinder ein Mini-Mitbringsel auf den Tisch gelegt. Als die Kleine das sah und sich irgendwie benachteiligt fühlte, brüllte sie los. Da ihr Mitbringsel sie so sehr aufregte, packte ich es wieder weg. Das regte sie natürlich noch mehr auf. Dann musste ich mich kurz um den Großen im Bad kümmern. Das war zuviel für sie. Der Wutsturm brach sich Bahn und ließ sich nicht mehr stoppen. Zum Glück war ich ausgeruht und ausgeglichen, da ich an beiden Tagen nach der Arbeit noch zwei Stunden allein zuhause war, bis die Kinder kamen. Bin ich gestresst, angeschlagen oder unter Druck, klappt das Geduldigsein und Ruhigbleiben nicht so gut. Zum Glück war auch noch eine andere Betreuungsperson, der Papa, greifbar, der sich um den Großen kümmern konnte. Wenn man allein mit beiden Kindern ist, muss das andere Kind in dieser Zeit komplett zurückstecken und warten. Denn wenn ich mich um das Geschwisterkind kümmere, wird die Wut immer stärker. Und auch nach dem Wutsturm bekommt ja das sich gerade beruhigende Kind meine Aufmerksamkeit. Wenn ich mich dann gleich wieder dem Geschwisterkind zuwende, regt sich das Wutsturm-Kind nämlich wieder auf. Das sind sehr schwierige, kräftezehrende Situationen für alle Beteiligten.

Nachdem die Autonomiephase der Kleinen bisher wirklich - im Vergleich zum Großen - recht glimpflich verlaufen ist und meist gut zu händeln war, weil ihre Wut nicht ganz so heftig und körperlich war, ihre Ausraster berechenbarer waren und sie sich schon immer leichter beruhigen ließ als der Große, durchläuft sie nun seit einigen Monaten doch noch eine deutlich extremere Phase. Sie wird jetzt immer sehr schnell wütend, manchmal ärgert sie jede Kleinigkeit, und sie lässt sich kaum noch von außen beruhigen, sondern man muss wirklich mit ihr zusammen warten, bis der Wutsturm vorbei und sie wieder zugänglich ist. Ich tröste mich immer damit, dass es das letzte Aufbäumen ihrer Autonomiephase ist. Sie ist jetzt 3 1/2 Jahre alt. Und es macht für mich einen großen Unterschied in der "Nachbereitung" solcher Wutstürme, dass man, weil sie ein sehr kuscheliges, anschmiegsames Wesen hat, danach wieder mit ihr knuddeln und schmusen kann. Das war ja beim Großen nicht möglich gewesen und das macht viel aus.

Trotzdem kosten mich solche Ausraster immer noch viel Kraft, ich bin richtig aufgewühlt, weil ich in diesen Momenten soviel Energie aufbringe, um der Kleinen bzw. beiden Kindern gerecht zu werden. Und ich weiß noch, wie ausgelaugt ich nach den häufigen und heftigen Wutstürmen des Großen immer war. Für die Kinder selbst ist das natürlich auch unglaublich anstrengend, aber sie erholen sich schneller. Mir hängt das noch stundenlang nach. Diesmal aber nicht, weil ich mich zermarterte und mit meinen Reaktionen haderte, wie früher oft, sondern ich wusste, ich hatte genau richtig reagiert. Sondern weil es eben Kraft kostet und ich danach liebevoll weiter mache, ohne sie spüren zu lassen, wie erschöpft ich davon bin. Weil ich mitleide, wenn eines meiner Kinder leidet und ich es nicht herausholen kann. Weil ich mich selbst in solchen Situationen sehe, als kleines Kind, das nicht aufgefangen wurde. Weil ich schon eine sehr kräftezehrende Autonomiephase beim Großen hinter mir habe. Und weil sich besonders viel immer bei mir entlädt.

Ich kann das übrigens viel besser zuhause auffangen als draußen in der Öffentlichkeit. Draußen, vor allem in Gegenden, wo wir Leute treffen, die wir kennen, bin ich viel schneller gestresst und ungeduldig. Ich weiß, dass das bei manchen Eltern umgekehrt ist. Bei mir wirkt dann der zusätzliche Druck von außen so, dass ich nicht so reagiere, wie ich eigentlich möchte. Kennt ihr das auch?

Ich hoffe, dass ich die Kleine auch noch durch den Rest ihrer Autonomiephase so geduldig und verständnisvoll begleiten kann wie an diesem Abend. Ich bedauere es, dass ich beim Großen damals noch nicht so weit war, aber die Umstände waren eben tatsächlich andere und man entwickelt sich als Eltern ja auch weiter. Es gibt immer einen Auslöser und eine oder mehrere Ursachen für solche Wutstürme, auch wenn diese für uns auf den ersten Blick vielleicht nicht oder schwer zu erkennen sind. Aber wir sollten es zumindest versuchen. Ich führe mir immer mein Mantra vor Augen, dass die Ruhe der Bezugsperson die wichtigste Voraussetzung zur Beruhigung des Kindes ist. Das hilft durch die Wutstürme hindurch. Auch nach mehreren Jahren als wutsturm-erprobte Mama strengen mich solche Situationen furchtbar an. Aber ich bleibe ruhiger als früher. Und das hilft tatsächlich - dem Kind und uns selbst.

Nach einer Begebenheit am Freitag, 16.12.2016.

 
Mit diesem Beitrag bewerbe ich mich für den scoyo ELTERN! Blog Award 2017. Alle Infos dazu hier.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Suchen sich Geschwisterkinder ihre Nischen?

Bekanntlich sind meine Kinder sehr verschieden, in fast allen Aspekten. Ich finde das einerseits herausfordernd, weil man mit beiden sehr unterschiedlich umgehen muss und sie keine unproblematische, harmonische Beziehung miteinander haben. Aber es ist auch toll, bereichernd, entlastend und sehr spannend. Ich vergleiche sie gern, nicht um sie zu bewerten oder auszuspielen, sondern ich beobachte einfach gern ihre Charaktere und ihre sehr unterschiedliche Entwicklung. Wenn ich darüber erzähle, sei es mündlich oder schriftlich, tritt oft die Auffassung zutage, dass Geschwister verschiedene Rollen einnehmen würden, je nachdem, welche Nische in einer Familie schon besetzt sei. So sei deswegen beispielsweise die Kleine überwiegend fröhlich, quirlig, kuschelig, mutig, risikobereit, selbstständig etc., weil der Große all dies eben nicht ist und diese Rolle in unserer Familie noch nicht besetzt gewesen sei. Deshalb habe sie sich ihre Nische gesucht und würde diese nun ausfüllen. Die Charakterzüge, die der Große nicht verkörpert, hätte sie sich sozusagen zueigen gemacht und diese charakterisieren sie nun. Zugegebenermaßen klingt diese These gerade bei so unterschiedlichen Geschwisterkindern sehr plausibel und ich will sie auch nicht komplett bestreiten. Allerdings glaube ich grundsätzlich nicht daran, dass der Charakter von Kindern sich lediglich aus sozialen Rollen und dem Einfluss der Umgebung konstruiert, sondern ich bin absolut überzeugt davon, dass Kinder mit einem ziemlich umfangreichen Grundgerüst von Anlagen zur Welt kommen und sich diese nur bedingt beeinflussen lassen, weder durch die Eltern noch andere äußere Umstände.

Bildquelle: Pixabay

Die immer wieder gern kolportierte These mit den verschiedenen Rollen lässt einige Punkte im Unklaren. Die Frage, woran das erste Kind, der Große, sich denn seinerzeit orientiert habe, wird z.B. nicht beantwortet. Ja, solch eine Theorie impliziert, dass das erste Kind einer Familie mit festen Anlagen, einem geformten Charakter zur Welt gekommen ist, die es dann ausfüllt, alle weiteren Kinder jedoch nur noch ihre Nischen suchen, d.h. keine originäre Prägung haben. Laut dem amerikanischen Psychologen Frank Sulloway orientieren sich die Erstgeborenen gar an den Eltern, weil noch kein Geschwisterkind vorhanden ist. Weiterhin erklärt die These nicht das Vorkommen sehr ähnlicher Geschwisterkinder, die es tatsächlich gibt, bis hin zu einer ähnlichen Gestik und Mimik. Dies würde dann wahrscheinlich so begründet, dass sie sich unbewusst gegenseitig nachahmen. Also das genaue Gegenteil der These mit den verschiedenen Rollen. Oder Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Man kann sich dann das herauspicken, was in dem einen oder anderen Fall gilt. Nicht sehr befriedigend sind solche Auffassungen.

Aber bleiben wir mal bei der These. Der Große wäre demnach also mit seinen festgelegten Wesenszügen auf die Welt gekommen: zurückhaltend, introvertiert, unkuschelig, reizoffen, hochsensibel, autonom, unzufrieden, ehrgeizig, perfektionistisch, vorsichtig, beobachtend, risikovermeidend, reaktionslangsam, veränderungsabgeneigt etc. Die Zweitgeborene, die Kleine, hätte dies nun gesehen, intuitiv gespürt oder im Laufe der Jahre mitbekommen und sich daraufhin die von ihm noch nicht besetzten Nischen gesucht. Deshalb ist sie eher extrovertiert, kuschelig, kooperativ, wandelbar, schnell, einfallsreich, risikobereit, fröhlich, lustig, musikalisch, nicht hochsensibel etc. Das hieße (nach dieser Theorie) im Hinblick auf diese Charakterzüge, dass sie entweder schon im Mutterleib bewusst anders als ihr Bruder geworden ist (wie hat sie das gemacht?) oder dass sie in den Aspekten, in denen sie ihm vielleicht ursprünglich sogar ähnlich war, sich selbst absichtlich zum Gegenteil hin entwickelt hat, weil der Bruder eben so schon ist. Ich glaube das nicht.

Sicher übernimmt sie eher mal die mutige Rolle, wenn der Große zögerlich ist, aber doch deshalb, weil sie von Grund auf unbedarfter, wagemutiger, risikofreudiger ist, weil sie nicht soviel nachdenkt, sondern agiert. Ist sie kuschelig, körperbetont und anschmiegsam, weil der Große das alles nicht ist? Nein, sondern weil ihre Bedürfnisse anders sind und schon von Anfang an anders waren. Ist sie generell (zur Zeit eher nicht) ein kooperatives, auf Harmonie und Zusammenhalt bedachtes Kind, weil der Große nicht so ist? Nein, ihre Veranlagung ist eben so. Ist sie musikalisch, weil der Große es eher nicht ist? Nein, sie hat einfach Musik im Blut. Ist sie ein kleiner Clown, weil der Große sehr ernsthaft ist? Nein, sie ist lustig und übermütig. Und ist sie nach meiner jetzigen Einschätzung nicht hochsensibel, weil der Große es vermutlich ist und sie das Gegenteil besetzen will? Ich glaube kaum, dass man eine so charakteristische Eigenschaft zurückfahren könnte, nur weil das Geschwisterkind sie schon aufweist.

Warum sind dagegen BEIDE Kinder sehr lärmempfindlich, relativ wehleidig, sehr trennungsängstlich, um nur einige Beispiele zu nennen? In den übereinstimmenden Eigenschaften ist ja anscheinend keine Nische besetzt worden, sondern jedes Kind ist eben genau so, wie es von Natur aus ist. Wenn das das Gegenteil des Geschwisterkindes ist, dann wegen der unterschiedlichen Verteilung der biologischen Erbanlagen, sprich der charakterlichen Veranlagung. Sicherlich haben soziale Faktoren wie die Geschwisterposition (Erstgeborener, Sandwichkind, Nesthäkchen), die Familiensituation und überhaupt das Umfeld gewisse Einflüsse darauf, wie stark sich schon existierende Wesenszüge ausprägen oder nicht. Das bestreite ich überhaupt nicht. Bestreiten möchte ich aber die These, Kinder würden verschiedene Rollen einnehmen, nicht weil ihr Charakter so ist, sondern weil sie Nischen suchen und besetzen würden. Das hieße, das zweite Kind wird kein Schreibaby, wenn und weil das erste eines war, oder umgekehrt. Das hieße, es würde keine zwei musikalischen oder künstlerischen Kinder in einer Familie geben. Das hieße, Geschwister wären IMMER völlig unterschiedlich. Dem ist ja nicht so, genauso wenig, wie das erste Kind immer vernünftig und angepasst und das letzte Kind immer das "verwöhnte Nesthäkchen" ist. Ich denke, wir alle kennen Beispiele dafür und dagegen.

Das Besetzen von Nischen diene vor allem dazu, allzu starke Konkurrenz unter Geschwistern zu vermeiden und die begrenzten Ressourcen elterlicher Zuwendung gerecht zu verteilen. Auch dies kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Meine Kinder konkurrieren trotz ihrer Verschiedenheit sehr heftig um unsere Aufmerksamkeit. Man hat oft nicht den Eindruck, dass sie sich trotz ihrer angeblich verschiedenen Rollen genügend wahrgenommen fühlen. Möglicherweise wäre die Geschwistersituation bei uns sogar entspannter, wenn sie sich ähnlicher wären. Die Geschwisterforschung kommt bisher zu sehr gegensätzlichen Ergebnissen, was die These der Nischen betrifft. Ich denke, jeder, der mehrere Kinder hat, wird seine eigenen Erfahrungen machen. Und obwohl die These, bezogen auf meine Kinder, erstmal plausibel klingt, glaube ich nicht daran, dass sich die Kleine ihre Nischen gesucht hat und deshalb so anders als der Große geworden ist. Denn sie war vom ersten Tag ihres Lebens an anders als er. Sie sucht sich keine Nischen, sondern hat genauso ihren eigenen Charakter, ihre Veranlagung wie der Große. Sie auf eine Nischenbesetzerin zu reduzieren, wird ihr in keinster Weise gerecht. Sie ist der Gegenpart des Großen, ja, aber als eigenes originäres Wesen, nicht als sozial geprägtes Konstrukt. Ich denke, solch eine Auffassung wird keinem Menschen gerecht. Ich jedenfalls möchte mich (das Beispiel hinkt, da ich die Erstgeborene bin) nicht darauf reduzieren lassen, dass mein Charakter so ist, wie er ist, weil der meines Bruders anders war. Ihr?

Was denkt ihr zu dem Thema, welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Kennt ihr sehr unterschiedliche oder auch ähnliche Geschwisterkonstellationen? Wie war das bei euch in der Herkunftsfamilie und wie ist es mit euren Kindern? Was hat eurer Meinung nach mehr Einfluss, die biologischen Anlagen oder soziale Einflüsse?

Montag, 12. Dezember 2016

Für puzzlefreudige Schmuckhüterinnen: "my 3D Puzzle - DiamonTree" von Ravensburger (mit Verlosung)


Werbung und Verlosung

Ich liebe ja Fotoprodukte unglaublich. Im Regal stehen Fotobücher, zuhause und auf der Arbeit trinke ich aus Fototassen, auf dem Schreibtisch liegt ein Fotomousepad, am Kühlschrank hängen Fotomagnete, an der Wand Fotoleinwände, die Schlüssel befinden sich an Fotoschlüsselanhängern und die Kinder lieben ein Fotopuzzle mit einem Motiv aus der Babyzeit der Kleinen. Fotoprodukte verbinden zwei Aspekte: es sind gleichzeitig wertvolle, schöne Erinnerungen an bestimmte Momente und praktisch nutzbare Dinge. Ich mag es, die Fotos zu betrachten und in die Erinnerungen einzutauchen. Deshalb möchte ich euch heute ein tolles neues Fotogeschenk von Ravensburger, nämlich my 3D Puzzle - DiamonTree vorstellen, was ein Schmuckständer und 3D-Puzzle in einem und ein wunderschönes personalisiertes Geschenk für kleine oder größere Mädchen ist. Und gleichzeitig verlose ich auch ein Exemplar an euch.


Die Gestaltung im myRavensburger Shop war denkbar einfach. 2 - 3 individuelle Fotos auswählen, hochladen, auf Vorder- und Rückseite anordnen, evtl. Filter und Effekte auswählen und fertig ist man. Danach kann man der Geschenkbox einen Titel geben und schließt den Bestellvorgang ab. Der ganze Prozess dauert, wenn man einige schöne Bilder parat hat und nicht erst Tausende von Fotos durchstöbern will, keine 10 Minuten. Die Lieferzeit betrug bei mir 4 Tage und wird im Moment mit 5 -7 Tagen angegeben. Wirklich sehr einfach und bequem. Nichts ist schlimmer als Onlineshops, vor denen man Stunden an Zeit verbringt.


Als die Bestellung ankam, schaute ich erst einmal allein in die schöne Geschenkbox hinein - und war froh, dies getan zu haben. Denn die Puzzleteile waren alle zusammen, d.h. das Puzzle war schon fertig! Da der Überraschungseffekt bei einem Geschenk dadurch gleich null ist, nahm ich die Kunststoff-Puzzleteile vorher auseinander. Später machte ich mich mit der Kleinen an den Zusammenbau.


Das Puzzle war für sie mit 3 1/2 Jahren natürlich noch zu schwer, obwohl sie eine gute und begeisterte Puzzlerin ist. Das Alter für dieses Fotoprodukt wird mit "ab 8 Jahren" angegeben. Im Gegensatz zu normalen Puzzles setzt man dieses nicht auf der Vorderseite, sondern anhand der Zahlen auf der Rückseite zusammen. Ich probierte es mit meinem 5 3/4-jährigen Großen und er schaffte das schon sehr gut. Die 108 Puzzleteile sind aus Kunststoff und halten ohne Klebstoff zusammen, nur durch das Ineinanderklicken.


Die Kleine staunte, als sie sich auf den Bildern erkannte. Wie schade wäre es gewesen, wenn ich die Puzzles im Ganzen gelassen hätte! Danach bauten wir die restlichen Teile zusammen, was trotz guter Verarbeitung der Teile nicht ganz einfach war. Aber als es fertig da stand, die Kleine ihre Fotos sah und ich ihr sagte, wofür sie das Puzzle nutzen kann, war sie hellauf begeistert, holte gleich ihre Box mit dem Haarschmuck und verteilte ihre Zopfgummis an den Ästen des my 3D Puzzle - DiamonTree. Sie trug den Schmuckständer selig ins Kinderzimmer und dort steht er nun in ihrem Regal und wird täglich mit ihren Haargummis und Ringen geschmückt. Ein wunderschönes, außergewöhnliches und nützliches personalisiertes Geschenk für kleine und große Mädchen, das den Schmuck zur Geltung bringt!



Die Maße des my 3D Puzzle - DiamonTree seht ihr im myRavensburger Shop; ich hatte es mir, ohne darauf zu achten, etwas größer vorgestellt. Wenn das my 3D Puzzle - DiamonTree zusammengebaut ist, benötigt man die schöne Geschenkbox nicht mehr, was wirklich schade ist. Wir lieben es, zusammen die Fotos auf der Vorder- und Rückseite anzusehen. Das my 3D Puzzle - DiamonTree ist ein origineller Schmuckständer, verbunden mit seinem Wert als Träger von Fotoerinnerungen, und damit ein geniales Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk!


Verlosung:

Ich verlose ein my 3D Puzzle - DiamonTree, das ihr nach euren Vorstellungen gestalten könnt. Das wäre doch ein tolles Weihnachtsgeschenk, oder?

Um in den Lostopf zu hüpfen, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar, wie ihr Fotoprodukte findet und für wen ihr das my 3D Puzzle - Diamon Tree gewinnen möchtet. Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt und das Gewinnspiel, auf welchem Kanal auch immer, teilt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt euren Namen an!

Die Verlosung läuft bis zum 15. Dezember 2016, 23.59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren wird der Gewinner/ die Gewinnerin ausgelost und hier per Kommentar sowie auf Facebook bzw. Twitter bekanntgegeben. (Ich sehe keine Mailadressen, kann euch also nicht per Mail benachrichtigen.) Der Gewinner muss sich innerhalb von 5 Tagen nach Benachrichtigung zurückmelden und erhält dann einen Gutscheincode von mir, den ihr im myRavensburger Shop für das my 3D Puzzle - DiamonTree einlösen könnt. Der Gutscheincode ist bis zum 30.06.2017 gültig. Für den Versand außerhalb Deutschlands sind evtl. zusätzliche Versandkosten zu zahlen. Die Verlosung steht in keinem Zusammenhang mit Facebook. Mindestalter 18 Jahre. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung. Viel Glück!


In Kooperation mit Blogfoster.

Bildrechte: Frühlingskindermama

Freitag, 9. Dezember 2016

Frühlingskindermund 3

Hier kommen wieder einmal die süßesten und lustigsten verbalen Ergüsse meiner Kinder seit August 2016. Den ersten Teil findet ihr hier und den zweiten Teil hier.

Ich: "Und wie bist Du in Mamas Bauch rein und wieder raus gekommen?"
Kleine: "Da hab ich mich ganz klein gemacht und bin reingekrabbelt. Und dann hab ich mich wieder ganz klein gemacht und bin wieder rausgekrabbelt."
(26.08.16  - so ähnlich schon in Frühlingskindermund 1, wird immer wieder gern besprochen)

Die Kinder experimentieren mit der Handykamera.
Großer zur Kleinen: "Mach mal so, dass man das Blutige in Deinen Augen sieht!"
(05.09.16)

Kleine: "Wenn Mama und Papa mal weg sind, haben wir niemanden zum Po-Abwischen!"
(09.09.16)

10 Uhr morgens am Sonntag. Die Kirchenglocken läuten.
Kleine: "Die Gläuten locken!"
(11.09.16)

Ich: "Da ist das Krankenhaus, wo ihr beide aus meinem Bauch rausgekommen seid. Aber nicht zusammen, sondern erst Du, Großer, und dann Du, Kleine."
Kleine empört: "ICH wollte zuerst rauskommen!"
(23.09.16)

Im Kindertheater. Jedes Kind darf sich einen Kaubonbon nehmen. Die Kleine fragt: "Und für meinen Bruder auch einen?" (Er ist nicht dabei.). Darf sich einen nehmen und isst ihn natürlich selbst auf.
(10.10.16)

Kleine im Mallorca-Urlaub: "Die Bäume sehen aus wie Broccoli!"
(17.10.16)

Großer im Mallorca-Urlaub: "Da ist ein Ganzmond am Himmel!"
(Oktober 2016)

Kleine: "Ich hab schon mal auf einem Pony gereitet und das hat mir gefällt!"
(30.10.16)

Großer: "Ich mag keinen Eisbecher haben, weil mir das so weh in den Ohren tut, wenn das ausgekratzt wird."
(22.11.16)

Kleine: "Das T-Shirt mag ich nicht, das ist mir zu weiß!"
(29.11.16)

Ich morgens zur Kleinen: "Ich möchte auch so schöne Haare wie Du haben!"
Kleine: "Die hab ich gekriegt, als ich klein, war, weil ich so süß war!"
(01.12.16)

Sitze mit der Kleinen im Bus. Der Blinker geht an (klackklackklackklack).
Sagt sie: "Oh, eine Pferdekutsche!"
(03.12.16)

Kleine: "Ich muss dich fotoappafieren!"
(04.12.16)

Kleine hängt Ostereier im Garten an einen Baum.
"Ich hab das für den Weihnachtsmann gemacht!"
(22.10.16)


Dienstag, 6. Dezember 2016

Nikolausverlosung


Werbung und Verlosung

Na, war der Nikolaus bei euch fleißig? Ich möchte heute Nikolaus sein und verlose das tolle Spiel "Dr. Eureka" von Pegasus Spiele. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel zum Thema Chemie und ab 6 Jahren geeignet. Die Spieler müssen die Kugeln in den Reagenzgläsern nach einer vorgegebenen Formel mischen und wer das 5 Mal ohne Anfassen oder Herunterfallen der Kugeln schafft, gewinnt. Eine tolle Herausforderung für kleine Wissenschaftler!



Wenn ihr das Spiel gewinnen wollt, verratet mir doch hier in den Kommentaren, wie alt eure Kinder sind und welches Spiel ihr gerade am liebsten mit euren Kindern spielt. Ich lasse mich immer gerne inspirieren!
Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt und das Gewinnspiel teilt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt euren Namen an!

Die Verlosung läuft bis zum 7. Dezember 2016, 23:59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren wird der Gewinner/die Gewinnerin ausgelost und hier bekanntgegeben. Das Spiel wird direkt von mir versendet, d.h. eure Adresse landet nur bei mir. Versand nur innerhalb Deutschlands. Das Gewinnspiel steht in keinem Zusammenhang mit Facebook. Mindestalter 18 Jahre. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung. Viel Glück!

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung des Gewinns!



Update 08.12.16:
Gewonnen hat Lotti von Zicklein&Böckchen. Herzlichen Glückwunsch!

Samstag, 3. Dezember 2016

Weihnachtsgeschenke für meine Kinder 2016

Wie im letzten Jahr möchte ich euch gern einige Nikolaus- und Weihnachtsgeschenke zeigen, die meine Kinder bekommen werden. Vielleicht kriegt ihr noch ein paar Inspirationen, ein bisschen Zeit ist ja noch bis Weihnachten. Was ich hier zeige, wird auf Nikolaus und Weihnachten verteilt und von uns sowie meinen Eltern geschenkt. Wem das vielleicht viel vorkommt: bei uns gibt es dafür keinen Adventskalender, d.h. keine täglichen Geschenke in der Vorweihnachtszeit.

Beim Großen, der jetzt 5 3/4 Jahre alt ist, ist es vollkommen klar, dass er Lego bekommt. Lego - seine erste große Spielzeug-Liebe, das erste Spielzeug, für das er sich aktiv interessiert und wovon er immer mehr haben möchte. Das hat sich in diesem Jahr so enorm entwickelt und obwohl mir seine Schnelligkeit beim Bauen und daraus resultierend die vielen unerfüllten Wünsche etwas Angst einjagen, finde ich es toll, dass er endlich etwas gefunden hat, was ihn fordert und wo er eintauchen und sich verwirklichen kann. Er war ja nie ein Spielkind und all die typischen Kleinkindspielsachen wurden nie lange bespielt. Insofern möchten wir das schon fördern und schauen immer, wo wir Lego etwas preiswerter bekommen können. Denn sein Wunschzettel umfasst ca. 80% des Lego-Kataloges.

Wir haben für ihn gebraucht ein Lego Star Wars 3in1 Superpack gekauft, mit dem er drei verschiedene Star Wars-Szenarien bauen kann und hoffentlich eine Weile beschäftigt sein wird. Lego Star Wars, Ninjago und Nexo Knights stehen hoch im Kurs.


Daneben wünschte er sich schon lange das Lego Creator Wohnmobil 3in1, das für ein Alter ab 9 Jahren angegeben ist. Ich bin gespannt, ob er damit schon klar kommt. Es lässt sich in ein Ferienhaus oder eine Yacht umbauen. Die Großeltern werden dieses Geschenk mitbringen, wenn sie uns einen Tag in unserem Weihnachtsurlaub in unserem Stamm-Ferienpark besuchen, und er wird damit gut beschäftigt sein. Dafür brauchen wir weniger Spielzeug mitzunehmen...


Weiterhin bekommt er ein Olchi-Buch, nämlich "Die Olchis. Gefangen auf der Pirateninsel", weil er sich über diese Wesen köstlich amüsieren kann, sowie ein neues Tiptoi-Buch, entweder "Mein großer Weltatlas" oder "Mathe 1.Klasse", weil er sich so intensiv für Zahlen und für's Rechnen interessiert. Das entscheiden wir kurz vorher, wir haben beide Bücher schon da.




Da er Gesellschaftsspiele eigentlich mag, auch wenn er es hasst, zu verlieren, kriegt er auch ein Spiel geschenkt, wahrscheinlich "Kakerlakak", was ihn im Urlaub im Kinderhaus immer amüsierte. Da gibt es seit letztem Jahr übrigens auch ein Nachfolgespiel namens "Kakerlaloop", wo die batteriebetriebene Kakerlake durch Loopings klettert.


Die Kleine, jetzt 3 1/2 Jahre alt, ist schon seit einiger Zeit eine Pferdenärrin und möchte am liebsten immer zu den Pferdekoppeln fahren, wo wir manchmal spazieren gehen, oder auf einen Pferdehof. Ich finde das lustig, denn ich selbst war früher nie ein Pferde-Mädchen und ich weiß nicht, woher sie das hat. Aber ihre Begeisterung ist total niedlich und deshalb bekommt sie als Hauptgeschenk das süße Baby Born Pferd mit Fohlen und natürlich auch den passenden Stall dazu.


Natürlich kriegt sie auch ein Tiptoi-Buch, schließlich ist sie von beiden Kindern die Tiptoi-Begeisterte. Wir haben "Unsere Jahreszeiten" für sie ausgesucht, da sie es liebt, die Lieder des Jahreskreislaufs zu singen und sich für alles rund um die Jahreszeiten interessiert. Sie weiß schon genau, dass es nach ihrem Geburtstag im Mai endlich wieder Erdbeeren gibt!


Desweiteren bekommt sie Lego Juniors Emmas Eiswagen. Ich vermute mal, dass der Große ihr diesen zusammenbauen wird, aber das Eis zu verkaufen wird sie sich nicht nehmen lassen, das macht sie im Garten in ihrem Spielhaus auch immer gern. Und vielleicht kann man sie so auch schon ein wenig für Lego begeistern und irgendwann sitzen beide Kinder ruhig im Kinderzimmer und bauen vertieft vor sich hin. Ein frommer Wunsch, ich weiß;-)

Weiterhin wünscht sie sich eine Prinzessinnenkutsche, die sie eigentlich von den Großeltern bekommen soll, aber da haben wir noch nicht die Richtige gefunden. Zwei Kleinigkeiten erhält sie noch, nämlich die CD "Funkelnde Sterne für die Prinzessin" und das Buch "Prinzessin Maja und das magische Reitturnier", was ihre Pferde- und Prinzessinnenliebe vereint. Ich finde diese Leidenschaften sehr süß und trotzdem fremd, weil ich als Kind anders war. Für mich ist das eine neue Welt.



Ein bisschen Kleinkram kommt noch dazu und wie gesagt, es wird auf Nikolaus, Weihnachten und die Großeltern aufgeteilt. Vielleicht war noch eine Idee für euch dabei?
Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausdenken und Besorgen der Weihnachtsgeschenke! Habt ihr schon alles zusammen oder seid ihr eher der Typ "auf den letzten Drücker"?

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Montag, 28. November 2016

Es braucht ein Dorf...

Wieder ist ein Wochenende um. Wieder eines, das wir wie immer komplett selbst gestalten mussten. Keine Möglichkeit, zu den Großeltern zu fahren und sich bekochen zu lassen. Keine Verwandten in der Stadt, wo wir uns zum Kaffeetrinken einladen könnten. Keine Geschwister mit ähnlich alten Kindern, wo man sich austauschen kann. Keine Chance, die Kinder mal einen Tag oder gar das ganze Wochenende zu den Großeltern zu geben. Kein Onkel, der uns mal besucht und mit den Kindern spielt. Niemand, der unter der Woche die Kinder mal von der Kita abholt. Keiner, der mal einen Ausflug mit den Kindern macht, damit wir ein Buch lesen, das Wohnzimmer streichen, die verstreuten Weihnachtsgeschenke sichten oder irgendwas zu zweit erledigen können. Niemand, der uns entlastet. Unsere "Entlastung" ist die Kita, unter der Woche, wenn wir arbeiten. Daneben gibt es nichts und niemanden.

Früher gab es manchmal einen Kindertausch mit befreundeten Familien. Das betraf nur den Großen und war eine willkommene Abwechslung. Leider ist das bis auf wenige Ausnahmen längst vorbei. Auch starteten wir mal eine langwierige Babysittersuche, die zuletzt (vor 1,5 Jahren) deshalb scheiterte, weil die Kinder deutlich äußerten, nicht mehr mitgehen zu wollen (sie sollten alle paar Wochen mit der Babysitterin 2 h rausgehen, damit wir zuhause Ruhe haben). Sie sollen ja auch gern am Wochenende zuhause sein und ich möchte mit ihnen Dinge unternehmen und Zeit verbringen. Mittlerweile ist es auch viel einfacher und schöner geworden, am Wochenende, an Feiertagen oder nachmittags zusammen zu sein. Aber es ist mühsam, keinerlei feste Anlaufstelle zu haben, wo man einfach mal hinfahren und bleiben kann. Niemanden zu haben, der kommt und hilft. Zum Beispiel, wenn ein Elternteil krank ist und der andere sich mit den Kindern hinausquälen muss, weil es zuhause sonst keine Ruhe gibt. Oder wenn man mal kein Mittagessen kochen will. Oder wenn man selbst mal Abstand braucht.

Meine Eltern wohnen 300 km weg und kommen ca. 3 Mal im Jahr für ein paar Tage nach Berlin. Bei den beiden letzten Besuchen war eines bzw. waren beide Kinder krank, d.h. es gab kaum ein zusätzliches freies Zeitfenster für uns. Die Kinder lieben sie zwar, haben aber logischerweise keine so enge Bindung zu ihnen, was sich zum Beispiel in der Weigerung der Kleinen zeigt, mit ihnen aus der Kita wegzugehen, wenn sie sie ein Mal abholen. Die Schwiegereltern leben leider nicht mehr. Das heißt für mich, der Mann kann und wird NIE mit den Kindern zu seinen Eltern fahren. Ich werde also nie mal für ein paar Tage allein zuhause sein. War ich, seit wir die Kinder haben, noch nie und werde es wohl noch sehr lange nicht sein. Der Mann kam auch erst zwei Mal in knapp 6 Jahren in diesen Genuss, da mir die Entfernung zu meinen Eltern zu groß ist, ich keine Gerne-Autofahrerin bin und dort die Platzverhältnisse beengt sind. Da wäre dann das Wochenende noch weniger erholsam als zuhause. Mit den Kindern ganz allein wegzufahren und an einem fremden Ort ohne Unterstützung zu sein, ist mir immer noch zu anstrengend und zu riskant (z.B. bei Krankheit). Dem Mann geht das ähnlich. Das sähe anders aus, wenn wir regelmäßig und einzeln zu Eltern oder Schwiegereltern fahren könnten.

Täglich sehe ich in der Kita Kinder, die sich freuen, wenn sie von ihren Großeltern abgeholt werden. Bei vielen Kindern kenne ich die Großeltern, weil diese regelmäßig kommen. Oft lese ich, wie Eltern ihre Kinder am Freitag zu den Großeltern geben und am Sonntag wieder abholen. Oder die Kinder sogar einen längeren Urlaub bei den Großeltern machen. Ich kriege mit, wie sich Familien bei Verwandten bekochen und verwöhnen lassen und die Kinder mit Neffen und Nichten aufwachsen. Oder die Oma mal kommt und mit dem Enkel spielt. Am Wochenende sehen wir im Park oft Großeltern, auch betagtere, die allein mit ihren Enkeln unterwegs sind. Das ist uns leider alles nicht bzw. äußerst selten vergönnt. Ja, ich weiß, wir haben das selbst gewählt, weil wir beide aus unseren Geburtsstädten weggezogen sind. Schade ist es trotzdem und es rächt sich jetzt. Und wer wusste das schon, als er mit 19 wegging, dass man eine eigene Familie eigentlich kaum ohne Unterstützung wuppen kann? Wir tun das seit fast 6 Jahren und es geht an die Substanz. Egal ob gesund oder krank, kraftlos oder energiegeladen, gut gelaunt oder lustlos - wir müssen uns selbst um die Kinder kümmern, weil wir niemanden haben, der uns dabei unterstützt. Es geht nicht darum, die Kinder abzuschieben, sondern um Verteilung der Last auf mehrere Schultern, wodurch die Belastung von Eltern mit Sicherheit deutlich verringert wird. Das fehlt bei uns völlig und wir merken das deutlich an unserem Energielevel. Natürlich muss man es akzeptieren, man kann es ja nicht ändern, aber nach fast 300 Wochenenden seit der Geburt des Großen, die selbst gestaltet und allein gewuppt werden mussten, nach weit über 2000 Gängen zur und von der Kita ohne einen stellvertretenden Abholer und null familienlosen Nächten für mich zuhause kann man schon mal konstatieren, dass da definitiv Hilfe fehlt. Nicht nur die rein zeitliche und kräftemäßige Unterstützung, sondern auch ein regelmäßiger Austausch im konkreten Alltag.

Viele Familien, die regelmäßig von Verwandten unterstützt werden, geben ehrlich zu, dass ihr Alltag ohne diese Unterstützung nicht zu wuppen wäre, ganz zu schweigen vom Energielevel. Das zeigt doch, dass es fast übermenschlich ist, alles allein zu stemmen. Dabei geht es auch gar nicht nur um das Abholen, Beherbergen oder Bespielen der Kinder, sondern auch darum, am Sonntag mal in ein "fertiges Nest", bestehend aus Essen, Kuchen und nervenstarken Großeltern o.ä. zu Besuch zu kommen, einen gemeinsamen Ausflug zu machen, sich vom Flughafen abholen zu lassen oder vielleicht auch mal einen anderen Blitzableiter für die Kinder als immer nur die Eltern zu haben. Sich einfach mal fallen und umsorgen zu lassen, statt immer selbst zu umsorgen. Klar schafft man das alles auch irgendwie selbst, was bleibt einem auch anderes übrig, aber es kostet sehr viel Kraft.

Immer mal wieder lese ich den Tipp, sich ein funktionierendes soziales Netzwerk aufzubauen, wenn keine Familie in der Nähe wohnt. Das klappt aber nur, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht und nicht der Teil, der mehr Entlastung nötig hat, ausgenutzt wird. Ich merke aber auch oft in Gesprächen, dass das Problem gar nicht erkannt wird, wenn man nicht selbst in dieser Situation ist. Manchmal sind es auch unterschiedliche Vorstellungen im Umgang mit den Kindern, die einen Austausch schwierig machen. Das kann natürlich auch bei familiärer Hilfe der Fall sein, meist sogar deutlicher und verletzender, aber vielleicht nimmt man das dann mehr oder weniger für eine kinderfreie Woche in Kauf. Und nicht zuletzt ist so ein Austausch mit befreundeten Eltern auch riskanter und unzuverlässiger, aufgrund von Krankheiten, Terminen und anderen Unwägbarkeiten. Es ist also ein theoretisch guter Ansatz, der sicherlich in einigen Fällen auch funktioniert, aber viele unsichere Komponenten beherbergt (und in unserem Fall bisher nicht bzw. nicht mehr funktioniert). Das ist echt schade, denn so könnte man sich gegenseitig das Leben erleichtern. Leider ist keine unserer befreundeten Familien in einer ähnlich extremen Situation wie wir, d.h. ohne jegliche Unterstützung vor Ort, so dass das Verständnis einfach nicht gegeben ist. Kann man ihnen nicht vorwerfen, ist einfach nur unglücklich und zeigt, dass das soziale Netzwerk nur unter ähnlichen Voraussetzungen funktioniert.

Bin ich krank, muss der Mann Minusstunden machen, um die Kinder abzuholen. Ist er krank, muss ich zusätzlich zu den Nachmittagen auch die Wochenenden allein wuppen, was zwar klappt, aber Kraft kostet. Weil eben niemand da ist, der uns mal unter die Arme greifen könnte. Wir werden im Frühjahr nächsten Jahres eine Situation haben, wo sich dies noch deutlicher als bisher bemerkbar machen wird, und werden sehen, wie sich das organisieren lässt. Da darf dann wirklich nichts passieren...

"Es braucht ein Dorf, um Kinder großzuziehen." (Afrikanisches Sprichwort)
Ohne das Dorf, die Familie, ein soziales oder professionelles Netzwerk, steht man, gelinde gesagt, ziemlich doof da. Und man geht ständig an und über seine Grenzen. Zum Glück werden die Kinder immer älter und das Dorf hoffentlich immer unwichtiger. Das ist leider manchmal unser einziger Strohhalm.

Wie ist das bei euch, habt ihr viel Unterstützung im Alltag oder müsst ihr auch alles allein wuppen? Seid ihr vielleicht extra deshalb wieder zurück in die Nähe eurer Familie gezogen? Oder verzichtet ihr lieber auf die Hilfe der Familie wegen konträrer Auffassungen? Wenn ihr ein gutes soziales Netzwerk habt, wie gestaltet sich dieses? Was macht man bei Ungleichheiten? Erzählt mal ein wenig von eurer Situation.

Bildquelle: Pixabay

Donnerstag, 24. November 2016

Zwischen Achtsamkeit und Fatalismus: schwanger nach Fehlgeburt und Kinderwunschzeit (Blogparade #andersschwanger)

Bevor wir unser erstes Kind, den Großen, bekamen, hatten wir schon eine Fehlgeburt und eine danach folgende jahrelange Kinderwunschzeit hinter uns. Über meine Fehlgeburt, unter der ich unheimlich gelitten habe, habe ich hier sehr emotional geschrieben, über die Kinderwunschzeit noch gar nicht ausführlich. Beide Faktoren und diese schwierige Vorgeschichte haben natürlich die Schwangerschaft mit meinem Großen geprägt. Inwiefern, das möchte Mama on the Rocks in ihrer neuen Blogparade #andersschwanger wissen.

Da meine erste Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endete, nachdem ich gerade mal eine Woche davon wusste, und sich danach keine weitere Schwangerschaft einstellen wollte, war das Vertrauen in meinen Körper sehr gestört und die Zuversicht sank mit jedem Monat bzw. Jahr, was erfolglos verging. Außerdem gab es kein schon vorhandenes Kind, was uns abgelenkt hätte, sondern wir waren nur mit dem Schmerz, der Ohnmacht, der Wut und Trauer beschäftigt. Wenn gleich die erste Schwangerschaft mit einem Verlust endet, ist das ein einschneidendes Erlebnis, das ich kaum verarbeiten konnte. Ich kenne also nicht das Gefühl einer völlig unbelasteten, sorgenfreien Schwangerschaft, da besonders meine zweite, aber auch die dritte Schwangerschaft mit der Kleinen von der Angst vor einer erneuten Fehlgeburt oder anderem körperlichen "Versagen" geprägt waren.

Weder für die Fehlgeburt noch für die danach folgende ungewollte Kinderlosigkeit gab es irgendwelche medizinischen Gründe. Klar, mal war ein Wert hier zu niedrig oder ein Wert da zu hoch, aber es gab keinerlei Indikation dafür, dass ich nicht schwanger geblieben bin und danach nicht mehr schwanger wurde. Es war und blieb einfach unbegreiflich und unerklärlich. Als ich dann  endlich nach vielen Jahren und dem Einsatz aller möglichen medizinischen Mittel mit dem Großen schwanger war, konnte ich es einerseits kaum glauben und freute mich unbändig, erstarrte aber gleichzeitig auch und verbot mir selbst, mich zu sehr auf die Schwangerschaft einzulassen. Die ersten Wochen waren geprägt von täglicher, unterdrückter Angst, bei jedem Toilettengang zitterte ich und die Vorsorgetermine fanden für mein Empfinden viel zu selten statt. Als der Tag der Fehlgeburt (SSW 7+5) geschafft war, atmete ich auf. Allerdings hatte ich bis zur 12. Woche jeden Tag Angst vor einem erneuten Verlust und trotzdem musste das normale Leben genauso weitergehen wie bisher. Da ich kaum Übelkeit verspürte, dachte ich auch ab und zu, die Schwangerschaft sei nicht intakt. Das Vertrauen in den eigenen Körper war verständlicherweise völlig verloren gegangen. Es war eine merkwürdige Mischung aus Gefühlen und ich war gleichzeitig besonders achtsam (sicherlich achtsamer als viele andere Schwangere mit einer leichteren Vorgeschichte) und irgendwie schicksalsergeben, wusste ich doch, dass ich kaum Einfluss auf den Verlauf hatte. Als ich einmal leichte Schmierblutungen hatte, war ich so dermaßen gefasst, dass ich mich selbst kaum erkannte. Zum Glück war alles gut.

Nach den ersten 12 Wochen fühlte ich mich sehr viel sicherer, alle Untersuchungen waren super und mir ging es insgesamt gut. Als ich die ersten Babyklamotten kaufte und zuhause auf unserem Küchentisch ausbreitete, musste ich weinen. Das war sozusagen das ultimative "JA" zu dieser langersehnten Schwangerschaft. Ich kaufte mir auch ein Gerät (Angel Sounds Fetal Doppler*), mit dem man den Herzschlag des Babys hören konnte. Das hat mir in den Wochen, bis ich das Baby selbst spürte, sehr geholfen. Denn die Ultraschalltermine kamen mir lächerlich wenig und viel zu selten vor. Als bei der Feindiagnostik alles gesund und in bester Ordnung mit meinem Baby war, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Ansonsten haben wir keine einzige der zusätzlichen fakultativen Untersuchungen machen lassen, obwohl ich aufgrund meines Alters und der Vorgeschichte eine sogenannte Risikoschwangere war. Bis auf den Anflug einer Schwangerschaftsdiabetes gab es auch keinerlei Komplikationen

Ich war weiterhin sehr vorsichtig und hatte große Angst vor Erschütterungen. Die letzte Strecke bis zu unserem Garten ist beispielsweise sehr uneben. Die gesamte Schwangerschaft mit dem Großen hindurch stieg ich an der Hauptstraße aus unserem Auto aus und lief die ca. 10 Minuten zum Garten zu Fuß, bei jedem Besuch, abends genauso. Das machte ich in der Schwangerschaft mit der Kleinen 2 Jahre später dann nicht mehr. Ich setzte mich auf kein Fahrrad, nicht aus Angst vor Unfällen, sondern aus Angst vor Erschütterungen. Dies wiederum behielt ich auch in der Schwangerschaft mit der Kleinen bei. Es mag irrational erscheinen, aber für mich war es das, was ich zu einem glücklichen Verlauf beitragen konnte. Im Winter 2010/11, als ich schon hochschwanger mit dem Großen war, gab es außerdem eine Phase mit sehr viel Schnee und Eis. Mir war bange vor einem Sturz und ich lief extrem vorsichtig. Andererseits igelte ich mich nie zuhause ein und machte bis zur Geburt täglich lange Spaziergänge. Ich war auch weder krankgeschrieben noch im Beschäftigungsverbot, sondern arbeitete ganz normal bis zum Mutterschutz durch. Die gesamte Schwangerschaft mit dem Großen war geprägt von dem merkwürdigen Kontrast zwischen einem äußerlich normal weitergelebten Leben ohne größere Probleme, einer anfangs großen Angst und Unsicherheit, die mit fortschreitender Schwangerschaft immer kleiner wurde, einer ganz bewussten Achtsamkeit meinerseits, d.h. dem Bestreben, alles richtig zu machen und nichts zu riskieren, und gleichzeitig einem gewissen Fatalismus, d.h. dem Bewusstsein, dass es kommen würde, wie es kommen sollte. Ich glaube, diese Gefühls-Kombination kennen viele Frauen, die nach einer Fehlgeburt (endlich) wieder schwanger waren.

Die dritte, schnelle und überraschende Schwangerschaft mit der Kleinen dagegen war von wesentlich mehr körperlichen Beschwerden geprägt, von vielen Sorgen und Problemen rundherum und der Kraft, die uns, vor allem mich, der noch so kleine Große kostete, der auch mit 2 Jahren kaum in unserer Welt und seinem Leben angekommen war. Da war wieder die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt vorhanden, zusammen mit einer Schicksalsergebenheit. Ich war nicht mehr so extrem vorsichtig, das klappte auch gar nicht mit dem 1,5-2jährigen Kind. Stattdessen war ich sehr oft genervt und auch sehr ängstlich, weil ich den schweren Großen immer noch ständig tragen musste, wo ich doch das schwere Tragen (von Bücherkisten) als einen möglichen Auslöser der Fehlgeburt ansah. Nicht nur musste ich ihn oft zur Kita und zurück tragen, weil er partout nicht laufen oder in den Buggy wollte, sondern auch nachts aus seinem Bett herausheben und schaukeln, wenn er wach wurde. Das hat regelmäßig Wut in mir ausgelöst, weil ich Angst um das Baby hatte. Gerettet hat mich in dieser Zeit, dass ich viel zuhause war, da ich nur einen Tag pro Woche arbeitete, und das hat mir gut getan, weil ich mich in dieser Zeit auf das Baby und die Schwangerschaft konzentrieren konnte. Auch in dieser Schwangerschaft habe ich den Angel Sounds Fetal Doppler* noch viel eingesetzt, obwohl ich mich durch die diesmal starke Übelkeit und die früheren Kindsbewegungen etwas sicherer fühlte. Ansonsten machten wir wie in der Schwangerschaft mit dem Großen keinerlei Zusatzuntersuchungen außer der Feindiagnostik, bei der sich mein Mädchen outete. Diese überraschende, völlig unwahrscheinliche dritte Schwangerschaft wurde von ähnlichen Gefühlsschwankungen begleitet und von mir genauso gehütet wie die langersehnte Schwangerschaft mit dem Großen, auch wenn die äußeren Umstände widriger waren.

Fazit:
Eine Schwangerschaft nach einer oder gar mehreren Fehlgeburten, vielleicht noch mit einer anschließenden langen Kinderwunschzeit wie bei uns erlebt man mit Sicherheit anders als eine "normale", nicht vorbelastete Schwangerschaft. Einerseits wird sie wie eine normale Schwangerschaft behandelt und man möchte und muss auch selbst diese Normalität leben, andererseits ist man natürlich schon geprägt von den Vorerfahrungen. Gerade die ersten Wochen einer solchen Schwangerschaft sind ein besonderes schwieriges emotionales Hin und Her. Ich denke schon, dass ich in der Schwangerschaft mit dem Großen insgesamt vorsichtiger war als viele Frauen, die keine solche Vorgeschichte hatten. In der Schwangerschaft mit der Kleinen dagegen machte es mir zu schaffen, dass ich nicht immer vorsichtig und achtsam sein konnte, weil ich mich um mein sehr forderndes Kleinkind kümmern musste. Besonders das ständige Tragen und Herausheben des Großen machten mir des öfteren Angst. Mit der Erinnerung an eine Fehlgeburt im Nacken fühlt sich das eben besonders riskant an.

Ich habe wie Mama on the Rocks auch die Erfahrung gemacht, dass es die wenigsten Menschen interessiert, mit welcher Vorgeschichte man eine Schwangerschaft erlebt und warum man vielleicht besonders vorsichtig ist oder sich die Freude darüber selbst nicht erlaubt. Man soll sich immer völlig normal verhalten, denn schließlich "ist Schwangerschaft ja keine Krankheit". Die Erfahrungen werden kaum thematisiert und so muss man selbst mit den vielen widerstreitenden Gefühlen klarkommen. Selbst im Geburtsvorbereitungskurs werden zwar vorherige Geburten, nicht aber Verluste thematisiert. Bei meiner ersten Hebamme wurde das Thema völlig ignoriert. Mit der zweiten tollen Hebamme konnte ich sowohl die Fehlgeburt als auch die Schreibabyzeit teilweise aufarbeiten und die Ängste wurden ernstgenommen. Das ist so wichtig!

Ich denke, man muss sich bewusst sein, dass man eine solche Schwangerschaft niemals so "naiv" und selig durchlaufen kann wie eine Schwangerschaft ohne vorherige Verluste. Deshalb genießt man sie vielleicht auch weniger als eine unbelastete Schwangerschaft, sondern ist einfach froh, wenn alles gut verläuft. Das persönliche Umfeld sollte das berücksichtigen und Verständnis zeigen. Vielleicht können die Beiträge der Blogparade #andersschwanger etwas dazu beitragen.

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Donnerstag, 17. November 2016

"Entspannt durch die Trotzphase": Interview mit den Autorinnen des Wunschkind-Blogs über ihr erstes Buch

Im vorigen Beitrag zu meinem zweiten Bloggeburtstag hatte ich euch ein tolles Interview versprochen, worauf ich mich sehr gefreut habe. Hier ist es! Sicherlich kennt ihr den Blog "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn" der beiden Autorinnen Snowqueen und Danielle. Sie helfen seit fast 4 Jahren unzähligen Eltern mit ihren bindungsorientierten, pädagogisch untermauerten und alltagspraktischen Texten und haben nun ihr erstes Buch herausgebracht, das sich mit einer für Eltern und Kinder gleichermaßen schwierigen Phase der Kindesentwicklung befasst: der Autonomiephase. Ihr Buch "Der entspannte Weg durch Trotzphasen"* ist schon jetzt ein Amazon-Bestseller in der Kategorie Familie & Erziehungshandbücher geworden und wird in der Elternbloggerwelt hoch gelobt. Viele Rezensionen sind schon veröffentlicht worden (sind am Ende verlinkt) und so habe ich mich entschlossen, stattdessen ein Interview mit den von mir sehr geschätzten Autorinnen, deren Blog mir über die Jahre viele Augen geöffnet hat und mich in meinem Weg bestärkt, zu führen. Falls ihr das Buch schon gelesen habt, erfahrt ihr mit Sicherheit noch einiges Neues über die beiden. Und falls noch nicht gelesen, wird hoffentlich euer Interesse dafür geweckt. Denn es ist der meiner Meinung nach beste Ratgeber zur Autonomiephase und alle Eltern, Großeltern, Erzieher, Lehrer etc. sollten dieses Buch gelesen haben!

Hier kommt das Interview:

Herzlichen Glückwunsch zu eurem ersten, lang erwarteten Buch „Der entspannte Weg durch Trotzphasen“*! Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten.

Ihr seid die Autorinnen des großen und beliebten Blogs „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“. Wie kam es dazu, dass ihr ein Buch geschrieben habt?

Danielle: In den letzten Jahren fragten uns immer öfter Leser|innen, ob wir nicht auch mal ein Buch schreiben können. Wir überlegten eine Weile hin und her, welches Thema dafür geeignet sei, weil wir nicht einfach nur die Blogtexte aneinanderreihen wollten. Uns fiel auf, dass wir kein bedürfnis- und beziehungsorientiertes Buch speziell über die sogenannte Trotzphase kannten und entschieden, dass wir das schreiben wollten. Wir überlegten, zu welchem Verlag ein solches Buch am besten passen würde und waren uns recht schnell einig, dass es bei BELTZ am besten aufgehoben wäre. Glücklicherweise sah der Verlag das auch so und ließ sich auf das Abenteuer "Blog-Buch" ein.

Wie habt ihr euch das Schreiben des Buches aufgeteilt? Und wann schreibt jede von euch ihre Texte? Trefft ihr euch regelmäßig zum brainstormen für den Blog oder habt ihr beide feste „Arbeitsgebiete“?

Danielle: Wir stellen immer wieder fest, dass wir uns in allen Belangen nahezu perfekt ergänzen. Ich (Danielle) bin die Frau für alles Strukturelle, Snowqueen diejenige, die es schafft, aus einem groben Konstrukt ins Detail zu gehen und diese miteinander zu verknüpfen. Beim Buch war es dann so, dass ich erst einmal alle Blogtexte zusammengesucht habe, die wir gern zum Thema im Buch haben wollten, diese in die perfekte Reihenfolge brachte, kürzte und auch schon teilweise miteinander durch Übergänge verband. Im Verlauf dessen stellten wir dann fest, dass wir einiges nochmal stark überarbeiten wollten. Im Blog z. B. haben wir einen Artikel über die Wut der Eltern, aber der bezieht sich vor allem auf das Babyalter. Also erweiterte Snowqueen dann diesen Text für das Buch.

Snowqueen ist noch in Elternzeit schreibt morgens 4-5 Stunden in ihrem Stammcafé, wenn die Kinder in der Kita und in der Schule sind. Ich wiederum habe einen Tag in der Woche frei und nutzte diesen für das Buch. Trotzdem wir gar nicht so weit voneinander entfernt wohnen, sehen wir uns sehr selten. Wir tauschen uns jedoch nahezu täglich rege über WhatsApp aus. Für den Blog haben wir eigentlich keine festen Themengebiete. Klar, jede von uns hat thematische Vorlieben, aber da wir auch nach keinem Redaktionsplan arbeiten, schreibt jede von uns einfach für sich an dem Thema, das sie gerade als interessant empfindet. 

Seid ihr selbst in der Autonomiephase eurer Kinder an eure Grenzen gekommen? Habt ihr den Umgang damit bei eurem jüngeren Kind als einfacher empfunden, aufgrund eurer Erfahrungen, oder war es wieder eine neue Herausforderung?

Danielle: Meine Tochter hat die Autonomiephase weitestgehend ausgelassen. Ich habe mich von Anfang an bemüht, ihr die größtmögliche Entscheidungsfreiheit zu lassen und wann immer es möglich war, "Ja!" zu sagen. Sie ist aber auch von Natur aus sehr, sehr vernünftig und kompromissbereit, so dass kaum Konfliktpotential da war (was jedoch kein dauerhafter Zustand geblieben ist ;-). Mein Sohn hingegen ist ein regelrechtes Temperamentsbündel - da wäre ich ganz sicher an meine Grenzen gekommen. Glücklicherweise hatte ich mich durch den Blog so intensiv mit dem Thema beschäftigt, dass ich die Wutanfälle sehr gut aushalten und begleiten konnte.

Snowqueen: Ich hatte bei meinen großen Töchtern gerade Dr. Karp gelesen (Das glücklichste Kleinkind der Welt*) und war daher für das Einsetzen der Autonomiephase bestens gewappnet. Ich habe alle ihre Wutanfälle gespiegelt und damit ging das echt glimpflich an uns vorbei. Also es gab definitiv eine Autonomiephase bei ihnen, anders als bei Danielles Tochter, aber ich konnte damit gut umgehen. Bei meinem Sohn, der jetzt genau in diesem Alter ist, weiß ich nun noch einiges mehr über die Vorgänge im Gehirn und mich stresst an seinen wenigen Wutanfällen wirklich überhaupt nichts mehr. Ich begleite ihn dabei und werde selber nicht mehr wütend. Dadurch ist seine Autonomiephase bisher (sie geht ja noch eine Weile) sogar noch entspannter als die meiner Töchter damals. 

Ihr steht im Blog und im Buch für einen bindungsorientierten, empathischen, reflektierten Weg mit viel pädagogischem Hintergrund, aber ohne erhobenen Zeigefinger, und bekommt viel positives Feedback dafür. Manche LeserInnen fühlen sich aber auch unter Druck gesetzt, weil ihr veraltete Verhaltens- und Erziehungsmuster aufzeigt und ihnen dadurch bewusst wird, wieviel sie „falsch“ im Umgang mit ihren Kindern machen. Wie geht ihr damit um?

Danielle: Es ist uns sehr wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass es DEN EINEN perfekten Weg bei der Erziehung nicht gibt. Dazu sind Kinder, Eltern und deren eigene Erziehung viel zu unterschiedlich. Letztendlich können wir nur davon erzählen, was wir machen und aus welchen Erwägungen wir diesen Weg gewählt haben. Was dabei leicht übersehen wird: Wir präsentieren meist nur das Ergebnis unserer Überlegungen und zeigen, was bei uns am besten funktioniert hat - doch auf dem Weg dahin hatten wir auch mit Rückschlägen und Niederlagen zu kämpfen. Diese in allen Einzelheiten zu schildern, würde zum einen inhaltlich den Rahmen sprengen (wir neigen ja ohnehin schon zu einer gewissen Ausführlichkeit), zum anderen ist für die Leser ja nicht so sehr interessant, was bei uns nicht funktioniert hat. Wir haben aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass das teilweise den Eindruck erweckt, dass wir stets alles im Griff hätten und niemals Probleme im Umgang mit unseren Kindern, so dass manch einer sich schlecht fühlt, weil ihm das ganz anders geht. Daher erzählen wir nun auch von Situationen, in denen wir das Gefühl hatten, zu versagen. Das hilft zwar bei der Problemlösung erstmal nicht wirklich weiter, zeigt aber hoffentlich, dass wir letztendlich alle nur tagtäglich versuchen, unser Bestes zu geben und dass das einfach nicht immer gelingt.

In eurem Buch erklärt ihr die physiologischen Grundlagen der Autonomiephase, übersetzt das Verhalten von Kleinkindern und zeigt Strategien für einen konstruktiven Umgang mit diesen heftigen Gefühlen auf. Was ist eure wichtigste Botschaft an Eltern, die gerade täglich unzählige Konflikte mit ihrem Kleinkind auszufechten haben?

Danielle: Nehmt es nicht persönlich, wenn Eure Kinder wüten, sie brauchen euch gerade jetzt dringend! Die Trotzphase ist aus mehreren Gründen anstrengend. Zum einen werden wir schnell selbst wütend, weil wir die Situation nicht im Griff haben, uns unfähig fühlen oder uns die Gefühle unserer Kinder überfordern. Zum anderen haben wir große Angst, dass diese Phase nie vorbei geht, wenn wir nicht richtig handeln. Wenn man aber weiß, dass das Kind noch gar nicht in der Lage ist, seine Wut zu steuern oder gar zu kontrollieren und dringend auf unsere Fremdregulation angewiesen ist, dann verschwinden unsere Ängste ganz schnell. So, wie wir nichts falsch machen, wenn wir unser schreiendes Baby immer wieder hoch nehmen und trösten, so machen wir auch nichts falsch, wenn wir verlässlich ein wütendes Kind ruhig begleiten - ohne es für sein Verhalten zu verurteilen oder auszuschimpfen.

Ein sehr wichtiges und erhellendes Kapitel eures Buches heißt „Die Wut der Eltern“. Ihr sagt, dass viele Konflikte deshalb entstehen, weil Eltern „trotzig“ sind. Fühlen sich viele Eltern während der Autonomiephase ihrer Kinder so überfordert, weil sie selbst nicht angemessen durch ihre eigene begleitet worden sind? Was steckt hinter der Wut der Eltern?

Danielle: Tatsächlich ist es so, dass die meisten von uns damit aufgewachsen sind, dass Wut ein unerwünschtes Gefühl ist. Von kleinauf wurden wir angehalten, negative Gefühle wegzuschieben und nicht zu zeigen. Hinzu kommt, dass möglicherweise unser Selbstwertgefühl in der Kindheit immer wieder verletzt wurde, das meiste davon haben wir schon aktiv verdrängt und vergessen. Im Aggressionsgedächtnis bleiben diese Erfahrungen jedoch lebenslang unverarbeitet gespeichert. In Konflikten mit unseren Kindern brechen diese alten Emotionen wieder hervor, wir fühlen uns wütend und hilflos. Es ist ganz wichtig, sich dieses Mechanismusses bewusst zu werden - und vor allem klar zu machen: Das Verhalten meines Kindes ist nicht der Grund für meine Wut, sondern nur der Auslöser - es ist nicht verantwortlich für meine Wut und sollte sie daher auch nicht abbekommen.

Meint ihr tatsächlich, dass Eltern es relativ „entspannt“ durch die Autonomiephase schaffen können? Was sind  - kurz gefasst – die wichtigsten und hilfreichsten Tipps dafür, die ihr im Buch ausführlicher vorstellt?

Danielle: Ja, das denken wir tatsächlich. Uns stresst vor allem der Gedanke, dass wir versagen könnten und aus dem Kind ein Tyrann wird. Daher sind wir unsicher, ob wir das Verhalten "durchgehen" lassen sollen oder ob wir uns dem Kind einfach liebevoll zuwenden sollten. Wenn wir wissen, dass das Kind einfach noch gar nicht anders kann, als wütend zu toben, dann fällt es uns viel leichter, mit den Wutausbrüchen umzugehen.
Die wichtigsten Tipps in Kürze: Beschäftige Dich damit, was Dein Kind schon kann - und vor allem: was nicht. Versuche, Deine eigene Kindheit zu verarbeiten. Erkenne die Kooperationsbereitschaft Deines Kindes und würdige sie so oft wie möglich. Gestehe Deinem Kind ein hohes Maß an Selbstbestimmung zu. Frage Dich bei einem "Darf ich... ?" Deines Kindes immer wieder: "Warum eigentlich nicht?". Tröste Dein Kind möglichst immer.

So verschieden wie Kindercharaktere sind, so unterschiedlich verläuft auch die Autonomiephase, selbst bei Geschwistern. Das war bei meinen beiden Kindern sehr deutlich zu sehen. Auch hat mich die Wut und emotionale Überforderung meines Sohnes viel mehr mitgenommen, als es jetzt bei meiner Tochter der Fall ist, die nun auch schon fast am Ende ihrer Autonomiephase steht. Woran liegt das?

Danielle: Das zweite Kind profitiert von einem entscheidenden Vorteil: Die Eltern wissen, dass Phasen vorbei gehen. Erstlingseltern halten ihr schreiendes Kind im Arm und sind dabei oft vollkommen hilflos und verzweifelt. Ist die Phase vorbei, dann blicken sie zurück und stellen meist zweierlei fest: Es geht tatsächlich vorbei und es war gar nicht so schlimm. Mit der Autonomiephase verhält es sich meist genauso. Dieses Wissen hilft beim nächsten Kind ungemein. Zusammen mit der Erkenntnis, dass man gute Mittel und Wege gefunden hat, die bei der Bewältigung helfen, sorgt das dafür, dass man deutlich entspannter ist. Und es ist tatsächlich so: sind die Eltern entspannt, ist meist auch das Kind entspannt.

Habt ihr schon ein weiteres Buch geplant oder besinnt ihr euch erstmal wieder mehr auf euren Blog?

Snowqueen: Ja, ein zweites Buch ist tatsächlich schon geplant und in Arbeit. Im Moment können und dürfen wir allerdings noch nichts Näheres darüber sagen, aber es wird wieder sehr interessant.

Und zum Schluss: Anfangs wart ihr als Autorinnen recht unnahbar und seid im Laufe der Zeit immer persönlicher geworden. Zumindest ist das mein Eindruck. Beschreibt euch mal gegenseitig kurz und prägnant in euren Grundcharakteristika, als Individuen, als Mütter und als Autorinnen.

Danielle: Wir stellen wirklich immer wieder fest, dass wir uns perfekt ergänzen. Alles, wofür ich einen Faible habe, ist für Snowqueen ein Graus: Faktenrecherche, Technik, Buchhaltung. Sie ist überaus liebenswert mit leicht chaotischen Tendenzen und hat das einzigartige Talent, Dinge so in Worte zu fassen, dass einen beim Lesen bunte Wellen verschiedenster Emotionen überrollen. Beim Korrekturlesen fließen bei mir regelmäßig Tränen, weil mich die Texte wirklich bewegen. Snowqueen ist außerdem außerordentlich einfühlsam, direkt und ehrlich.

Snowqueen: Ich bekomme immer Panikanfälle, wenn Danielle in den Urlaub fährt, weil ich mich dann 'um den Blog' kümmern muss - etwas, was sie tagtäglich nebenbei aus dem Ärmel schüttelt. Ich würde an dieser Aufgabe verzweifeln. Sie hat im Gegensatz zu mir echt immer alles im Griff und den Überblick. Manchmal simse ich ihr panisch, weil mir gerade wieder eine Deadline oder ein Termin eingefallen ist und NATÜRLICH hat Danielle daran gedacht und sich um alles gekümmert. Wenn ich Studien für einen Artikel suche und nicht finde, simse ich ihr und nach zehn Minuten hat sie mir geschickt, was ich brauche. Ich bin das Chaos und sie ist die Struktur. Ich bin die Emotionen, sie ist die Fakten. Deshalb schreibt sie einfach die besseren Artikel, wenn es darum geht, bloße Mythen aufzudecken und gegen harte Fakten aufzuwägen. Wenn Danielle irgendetwas in ihren Artikeln empfiehlt (Sonnencreme u.a.), dann bin ich die Erste, die dieser Empfehlung folgt und das kauft. Weil ich weiß, wie gut sie das recherchiert und abgewägt hat. Sie ist übrigens sehr zurückhaltend, weswegen sie noch nie auf einem Bloggertreffen oder einem Kongress war. Dabei könnte sie so tolle Vorträge halten!

Bildrechte: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten

Ich danke euch von ganzem Herzen für das Interview, wünsche eurem Buch viele aufmerksame Leserinnen und Leser, die mit euren Tipps neue Wege im Umgang mit ihren Kindern beschreiten, und hoffe, dass ihr uns noch lange als Blog- und Buchautorinnen erhalten bleibt. Danke!


Ich finde die beiden Wunschkind-Autorinnen unglaublich sympathisch und ihre Blogbeiträge immer sehr bereichernd, augenöffnend und hilfreich. Mit ihrem neuen Buch übertreffen sie sich selbst: sehr persönlich und ohne erhobenen Zeigefinger schildern sie nicht nur die theoretischen Grundlagen der Konflikte in der Autonomiephase, sondern beschreiben auch unzählige praktische Beispiele, geben konkrete Tipps und Hilfestellungen und sogar teilweise Einblick in ihr Familienleben. Wer sich für diese Phase in der Kindesentwicklung interessiert oder selbst gerade mit seinem Kind mittendrin steckt, kommt nicht an diesem Buch vorbei. Ich bedauere zutiefst, dass es dieses Buch noch nicht gab, als wir mit unserem Großen seine sehr schwierige und für beide Seiten anstrengende Autonomiephase durchlebten. Es hätte mir sehr geholfen! Es hilft mir aber auch aus der Rückschau, vieles zu verstehen, vor allem meine eigene Wut. Das Kapitel über die Wut der Eltern gehört für mich zu den spannendsten und nachdenklich machenden Stellen des Buches und die Reflexion über dieses Thema wird sicherlich einige Veränderungen in den Lesern bewirken. Ich hoffe, dass dieses Buch vielen ratlosen, überforderten, verzweifelten Eltern hilft, ihre Kinder empathisch, liebe- und verständnisvoll durch die Autonomiephase zu begleiten. Danke, Snowqueen und Danielle für das Buch, euren Blog, euer Herzblut und Engagement!

Die Eckdaten des Buches:
Danielle Graf, Katja Seide: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen*, Beltz Verlag, Sept. 2016, 288 S., ISBN 978-3407864222, € 14,95

Danke an den Beltz Verlag bzw. die Autorinnen für das Rezensionsexemplar.


Bisherige Rezensionen auf Elternblogs:
ÖkoHippieRabenmütter: Wie ich mal Gehirn studierte. Oder: Das Wunschkind-Buch
Zwergenzimmerchen: Der entspannte Weg durch Trotzphasen
GluckeundSo: "Der entspannte Weg durch Trotzphasen" - Rezension
Aufbruch zum Umdenken: Meine persönliche Rezension zum Buch - DGWAZTMIDW - der entspannte Weg durch Trotzphasen
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